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Kitabı oku: «Die Weltallschiffer», sayfa 3

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Weltalltoll

Seit dem Auffluge von der Erde waren neun Tage vergangen. Die Erde glich noch einem Balle von zwei Metern Durchmesser, in doppelter Größe schwamm vor ihnen im Aether der Mond, der umschifft werden mußte, wenn der Kapitän nicht auf ihm vor Anker gehen wollte. Schon konnte man auf dem Monde die Gebirge und Thäler plastisch unterscheiden.

Da wurde der in seiner Kabine schlafende Richard geweckt. Der erste Steuermann war es, der ihn aus dem Schlafe aufgerüttelt hatte.

„Kapitän, es ist etwas nicht in Ordnung,“ sagte er. „Das Schiff hat sich gedreht, und wir stürzen dennoch nicht auf den Boden nieder. Entweder zeigen die Instrumente unrichtig an, oder die Schwerkraft hat sich verrückt – oder – oder – wir sind alle zusammen verrückt geworden.“

Ehe noch Richard den Sinn dieser sonderbaren Worte ganz erfaßt hatte, klammerte er sich erschrocken an seine Bettstätte an, damit er nicht heraus und auf den Boden des sehr hohen Gemaches herabstürzte. Denn er hing mit seinem Bette oben an der Decke. Aber, nein, das dort unten, worauf er hinabblickte, war doch die Decke! Er klebte an der Diele, aber dieselbe war oben. Ueberhaupt alles hing mit dem Kopfe nach unten, ohne daß doch etwas herabfiel.

Man stelle sich vor, die Stube, in der man sich befindet, mit allem, was darin ist, hat sich völlig umgekehrt, die Diele ist oben und die Decke unten, ohne daß etwas herabfällt, so kann man sich in die Lage versetzen, in der Richard sich beim Erwachen befand.

Obgleich er zwar bald sah, daß nichts herabfiel, unterlag er diesem ungewohnten Eindrucke doch so, daß er nur ganz vorsichtig aus dem Bette und in seine Kleider kroch, sich überall festhaltend und immer fürchtend, mit seinem Kopfe unten aufzuschlagen. Und auch der erste Offizier verhielt sich nicht anders, obwohl er doch schon eher daran gewöhnt sein mußte. Allerdings war es ja gar nicht ausgemacht, daß die Schwerkraft nicht plötzlich wieder in das alte Geleise zurückkehrte. Dann wäre nämlich, ohne daß sich dabei das Schiff umkehrte, alles herabgestürzt.

Auf Händen und Füßen krochen beide hinaus, die Einbildung nicht los werdend, oben an der Decke wie die Fliegen zu laufen, bis sich endlich Richard, den Kopf nach unten hängend, entschlossen aufrichtete. Stürzte er, dann konnte er sich so wie so nicht festhalten.

Lautes Lachen erfüllte das Weltallschiff. Es rührte von denen her, die dreister waren und die Sache nahmen, wie sie war. Sie spazierten eben als Fliegen an der Decke herum, wenn dies auch ganz falsch war, denn am Boden ruhte der Fuß immer noch. Andere krochen ängstlich hin und her, einige hielten sich nur krampfhaft fest.

Aber von der größten Besorgnis wurden die Offiziere und die Gelehrten erfüllt, wenngleich auch diese sich gerade, den Kopf nach unten, frei aufrichteten. Denn die Instrumente sagten genau das Gegenteil aus von dem, was die menschlichen Sinne wahrnahmen. Nach ihnen befand sich noch alles in alter Ordnung, die Schwerkraft hat sich nicht verändert, alles hätte daher noch sein müssen wie zuvor.

Wer log nun, die menschlichen Sinne, das Gefühl oder die Instrumente? Das letztere war das Allerbedenklichste, dann konnte man sich nicht mehr auf sie verlassen.

„Der Bootsmann hier behauptet, er empfände nicht, daß er und alles umgedreht sei,“ sagte der dritte Offizier.

Aller Augen wandten sich auf den herbeigerufenen, alten Bootsmann, einen wirklichen Seemann, der schon ein Dutzend mal die Erde umsegelt hatte und trotz seiner weißen Haare nun auch noch den Weltenraum kennen lernen wollte.

„Ich merke nichts, ich merke gar nichts davon,“ sagte er, etwas beschämt, weil er so viele Augen auf sich gerichtet sah, „aber wenn es auch die Herren Offiziere fühlen, da muß es wohl so sein.“

„Ihr steht nicht mit den Füßen nach oben und mit dem Kopfe nach unten?“ fragte Richard.

„I wo, Kapitän, ich merke nichts davon, aber –“

„Wie fühlt Ihr Euch denn?“

„Na, gerade so wie sonst, ich stehe auf dem Boden.“

„Aber Ihr hängt doch auch an der Decke. Ich sehe Euch doch.“

„Na, davon ist mir nichts bewußt. Und der Karl weiß auch gar nicht, was die anderen wollen, wir stehen doch ebenso aufrecht wie sonst.“

Der Karl, ein junger Schlosser, wurde jetzt gerufen. Der aber kam auch schon auf Händen und Füßen, sich überall festhaltend, angekrochen.

„Herr Gott, ich hatte zu früh gelacht,“ sagte er mit kläglichem Gesicht. „Bis vor fünf Minuten stand ich noch unten, mit einem Male laufe ich die Wände hinauf, gerade wie die anderen.“

Zu den Wänden hinaufgelaufen war nun zwar niemand, aber bei allen war das Empfinden, mit dem Kopf nach unten zu hängen, so nach und nach gekommen. Und dennoch wurde konstatiert, daß hier nur eine Einbildung vorlag, freilich eine ganz unbegreifbare und eine der seltsamsten Art.

Der Schiffsarzt rief nach dem Kapitän, zwei Matrosen zeigten recht beängstigende Symptome. Die Leute klagten erst über große Mattigkeit in den Gliedern, dann über Kälte, und alle schrieen angstvoll und laut, es wäre ihnen, als wenn sie von der Decke stürzten, immer tiefer, ohne doch den Boden zu erreichen. Diese Krankheit griff schnell epidemisch um sich.

Und noch ein neuer Vorfall erfüllte die Offiziere mit der größten Bestürzung.

Das, was wir unter Kälte und Wärme bezeichnen und auf dem Thermometer durch den Nullpunkt unterscheiden, ist nur ein leerer Begriff, um eine Marke für eine Messung zu haben, und nicht einmal international, denn der Nullpunkt liegt auf dem Thermometer von Fahrenheit, dessen sich Engländer und Amerikaner bedienen, weit tiefer als bei Celsius und Reaumur. In Wirklichkeit herrscht selbst bei −60° noch Wärme, denn die Sonnenstrahlen üben immer noch eine Wirkung aus. Aber im luftlosen Weltenraume muß absolute Kälte sein, denn dort können die Sonnenstrahlen durch Reibung keine Wärme erzeugen.

In dem Weltallschiff empfand man bisher allerdings nichts von dieser furchtbaren Kälte, denn die Elektricität erzeugte genug Wärme, und die Almitplatten waren die denkbar schlechtesten Wärmeleiter, das heißt, sie nahmen nur wenig Kälte an und strahlten nur wenig Wärme aus.

Plötzlich wurde eine Leiche gefunden, und der Arzt konstatierte den Tod des Erfrierens, obgleich der Raum, in dem sie sich befand, ganz warm war. Der Tod mußte den Mann in vollster Bewegung überrascht haben, denn er saß auf einem Stuhl und hatte ein Buch in der Hand, und mit der anderen hatte er nach einer auf dem Tisch liegenden Cigarre greifen wollen, die noch rauchte. Nur ganz zufällig hatte man entdeckt, daß er tot war, und der Arzt konnte, so sehr das auch gegen seinen Glauben ging, nicht anders, als aus allen Anzeichen zu erklären, daß der Mann erfroren sei. Er war steif wie ein Holzbock, ganz blau am Körper, und als man ihm eine Ader öffnete, war das Blut zu Eis erstarrt. Auch wurde ihm bei einem unvorsichtigen Anfassen ein Ohr abgebrochen.

Ein großer Schreck befiel die Mannschaft, und dieser steigerte sich zum Entsetzen, als wieder eine erfrorene Leiche gefunden wurde, darauf eine dritte, und dann gleich mehrere auf einmal. Im Laufe von einer halben Stunde waren auch die am Schüttelfrost Erkrankten gestorben und im warmen Bett erfroren. Die Kälte mußte, es war gar nicht anders denkbar, aus ihrem eigenen Körper herausgekommen sein, und so ging das fort und fort. Einer nach dem anderen erstarrte in Todeskälte, entweder am Gefühl des Frostes sterbend, oder mitten in der Bewegung, und jeder blieb in derselben Stellung, die er zuletzt eingenommen hatte.

Der letzte, der noch lebte, war der alte Bootsmann. Mit Grausen sah er sich von Gestalten umringt, die ebenfalls zu leben schienen und doch schon tot waren, Statuen aus Fleisch und gefrorenem Blut. Er sprach eben noch mit einem, da aber verstummte auch schon dessen Mund mitten im Wort, und der Mann, der vor einer Sekunde noch die Hand ausgestreckt gehalten hatte, erstarrte und blieb in dieser Stellung stehen.

Da verwandelte sich auch bei dem Bootsmann das Entsetzen in Schüttelfrost, und nach wenigen Minuten stand er ebenfalls als erfrorene Leiche da.

Das Weltallschiff aber setzte mit unverminderter Schnelligkeit seine Fahrt fort, zwischen seinen Wänden mehr als einhundertundfünfzig Leichenstatuen bergend, und von keiner Hand mehr gesteuert.

Wir wenden uns nun zu Richard.

Dieser, nicht minder erschrocken als alle übrigen, blickte zufällig gerade noch nach der großen, in vierundzwanzig Stunden geteilten Schiffsuhr, wobei er sich mit den Händen auf ein Geländer stützte, und wollte soeben einen alten Gelehrten anreden, ihm eine Meinung mitteilen und weiter gehen – da vermochte er plötzlich die Hände nicht mehr von dem Geländer zurückzuziehen, so sehr er sich auch anstrengte. Ja, er bemerkte, daß er nicht einmal mehr mit den Augen blinzeln, noch viel weniger irgend eine andere Bewegung ausführen konnte.

Was war das? Es begann ihn zu frieren. Nicht gerade unerträglich, aber es war doch ein unangenehmes Gefühl der Kälte, ohne daß er jedoch dabei zitterte, denn das wäre ja eine Bewegung gewesen.

So mußte er, von einer geheimnisvollen Macht gebannt, die Augen auf die Uhr geheftet, unbeweglich stehen bleiben. Er hörte alles, was um ihn herum gesprochen wurde.

„Jetzt ist der Kapitän auch gestorben,“ schrie es laut durch das Schiff.

Man beschäftigte sich mit ihm, suchte ihm die Hände von dem Gitter zu lösen, aber vergebens!

Eine fürchterliche Angst befiel Richard. Jetzt wußte er zwar, daß sein Zustand nur ein Scheintod war, aber was ihn gegenwärtig am allermeisten entsetzte, war, daß man ihm die erstarrten Hände vielleicht abbrechen könnte, wie vorhin dem ersten Manne das Ohr. Er machte die krampfhaftesten Anstrengungen, sich zu bewegen, einen Ton von sich zu geben, allein vergebens.

Glücklicherweise ließ man von ihm ab, denn auch die anderen erstarrten, und bald herrschte im Schiffe das Schweigen des Todes.

Sollte denn dieser Scheintod ewig dauern? Entsetzlicher Gedanke!

Wir wollen es kurz machen. Richard stand so, wie er zuerst erstarrt war, die Augen auf die Uhr geheftet, volle siebenunddreißig Stunden und einige Minuten lang da, immer bei klarem Bewußtsein, aber ohne sich bewegen zu können, und immer mit dem Gefühl großer Kälte, als sei er eben erst zu einem Eisklumpen erstarrt. Dabei blieb auch immer noch die Empfindung bestehen, als wenn er mit dem Kopfe nach unten hinge.

Dann merkte er plötzlich, daß wieder Leben um ihn herum entstand. Ja, so war es. Die von den Toten Auferstandenen teilten sich gegenseitig die schrecklichen Gefühle mit, und auch Richard selbst empfand, wie die Blutwärme zurückkehrte; auch er konnte nun die Hände von dem Geländer ablösen und sich wieder bewegen. Einige Stunden darauf verließ auch einen nach dem anderen die Empfindung, als hänge er mit dem Kopfe nach unten. Jeder stand wieder auf den Füßen wie zuvor. Doch lachen über das Erlebte konnte niemand – daß heißt, vorläufig noch nicht.

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Litres'teki yayın tarihi:
06 aralık 2019
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