Kitabı oku: «Die Untreue der Frauen (Band 7)»
Emma Gold
Die Untreue der Frauen (Band 7)
Sex für den Erfolg (01)
Dieses ebook wurde erstellt bei
Inhaltsverzeichnis
Titel
Vorwort
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5
Impressum neobooks
Vorwort
Ich habe wirklich studiert.
Der Doktortitel, der meinen Namen ziert, ist von mir hart erarbeitet worden. Meine Dissertation trägt den wundervollen Titel: Die Rolle von Neurokinin-Rezeptoren bei der Modulation von Lern- und Gedächtnisprozessen und deren Einfluss auf das cholinerge System im basalen Vorderhirn.
Klingt ziemlich geschwollen, oder? Da bin ich mit euch einer Meinung. Aber der Professor, der meine Dissertation begleitet hatte, fand, dass ein wichtig klingender Name der Arbeit mehr Bedeutung verleihen würde. Blödsinn. Ich habe diesen Mist geschrieben, meinen Doktortitel dafür erhalten und niemand interessiert sich noch für diese Arbeit. Ein cooler Name wäre vielleicht besser in Erinnerung geblieben.
Aber egal. Ich möchte euch damit nicht langweilig. Es war mir ein Bedürfnis, euch gleich zu Beginn darüber zu informieren, dass ich eine praktizierende Psychologin mit einem Doktortitel bin. Ich arbeite in einer hübschen Praxis in München-Schwabing am Englischen Garten. Sollte sich jemand entsprechend auskennen, sagt euch die Königinstraße sicher etwas. Die Lage finde ich wundervoll. Von meinem Arbeitszimmer habe ich einen freien Blick über den Englischen Garten.
Aber das war sicher kein Grund für meinen großen Erfolg. Und ich bin wirklich ziemlich erfolgreich, was sicher nicht an dem bescheuerten Titel meiner Dissertation liegt. Nein. Ich habe mich auf Frauen spezialisiert. Und das hat jetzt nichts mit einer sexuellen Neigung zu tun, sondern ausschließlich damit, dass ich zu Frauen ein besonders enges Vertrauensverhältnis aufbauen kann.
Ich höre regelmäßig von meinen Patientinnen, dass sie lieber mit einer Frau über ihre Probleme reden. Männliche Psychologen sind meistens oberflächlicher und häufig triebgesteuert.
Und damit sind wir bei meiner Kernarbeit angelangt: Ich spreche mit meinen weiblichen Patienten über deren Sexualität. Aber nicht über den normalen Geschlechtsverkehr. Nein. Ich habe mich auf folgende Themen spezialisiert: Untreue, Seitensprung, Nymphomanie.
Und Sie dürfen mir glauben, es gab und gibt sehr viele Frauen in München, die sich über diese Neigungen mit einer Psychologin unterhalten wollten! Hier wird nur selten eine Therapie nötig, meistens reicht schon das Zuhören.
So wurde ich bekannt, berühmt und stark gebucht. Da ich einen absoluten Spitzenpreis für meine Therapien verlange, kamen und kommen meine Patientinnen meist aus der gehobenen Mittelschicht, oder der vermögenden Oberschicht. Mittlerweile ist mein sehr guter Ruf weit über die Stadtgrenzen gedrungen, sodass ich auch Anfragen aus ganz Deutschland, teilweise sogar aus dem Ausland erhalte. Aber dazu später mehr.
Nun werdet ihr euch sicher fragen, warum die nette Frau das alles erzählt. Und das möchte ich gerne beantworten:
Ich habe mich dazu entschieden, über das Leben und die Gesprächsinhalte meiner weiblichen Patienten zu schreiben. Eigentlich unterliege ich der absoluten Schweigepflicht. Richtig. Daher verwende ich für meine Erzählungen erfundene Namen, um die wahre Identität der Damen nicht zu offenbaren. Hier sei angemerkt: Es handelt sich immer um wahre Ereignisse.
Ich hatte ursprünglich die Idee, mit dem Titel: »Die Untreue der Frauen« einen erotischen Roman zu schreiben. Aber schnell erkannte ich, dass einfach zu viele Akten in meinem Schreibtisch waren, um in einem einzigen Roman geschrieben zu werden.
Daher habe ich mich entschieden, die Geschichten meiner weiblichen Patienten als eine Serie zu veröffentlichen. Ich weiß selbst noch nicht, wie viele Teile es werden. Es ist im Grunde erst einmal eine Open-End-Story, denn untreue Frauen in München gab es schon immer, und wird es auch künftig geben. Mein Terminkalender ist voll, daher werden mir nie die Geschichten ausgehen. Ich werde so lange schreiben, wie ich die Lust dazu verspüre.
Da ich das Schreiben als nebenberufliches Hobby betreibe, steht für mich der Spaß im Vordergrund. Ich arbeite weiterhin als Psychologin in München-Schwabing, und würde mich über Kritik und Anregungen in Bezug auf meine Autorentätigkeit sehr freuen.
Habt ihr als Psychologe oder Patient ähnliche Erfahrungen gesammelt, die ihr auch gerne veröffentlichen wollt?
Dann schreibt mir doch, vielleicht können wir diese in einem Gemeinschaftswerk erzählen. Ich würde mich über Post von euch sehr freuen:
emma.gold666@gmx.de
Viel Spaß beim Lesen
Dr. Emma Gold
1
„Bin ich bereits wach, oder träume ich noch?“
Die Frage klingt banal, für manchen auch tiefgründig, für mich einfach nur lebensnotwendig. Ich hatte die letzten Tage in einem Art Dämmerzustand verbracht. Es war der heftigste Schub gewesen, den ich bisher in meinem Leben ertragen musste.
Aber vielleicht sollte ich mich kurz vorstellen. Mein Name lautet Dr. Emma Gold. Ich bin dreiunddreißig Jahre alt, unverheiratet, hübsch anzusehen, und schlank gewachsen. Die langen, naturblonden Haare und meine hellblauen Augen geben mir eine sehr feminine Ausstrahlung. Ich bin Fachärztin für Psychiatrie und Psychotherapie, und praktizierte in einer eigenen Praxis in München-Schwabing, direkt am Englischen Garten gelegen.
Aber ich leide selbst unter einer psychischen Erkrankung. Mein Problem nennt sich: Berührungsangst. In der Psychologie wird dieses Problem Aphephosmophobie genannt.
Wie jeder Mensch sehne ich mich nach körperlicher Nähe, habe aber gleichzeitig sehr große Angst davor. Ich fühle mich bei Berührungen bedroht und in die Enge getrieben. Bei mir lag das zum großen Teil an meinen Eltern, auf die ich mich nie verlassen konnte, die sich beruflich ständig im Ausland aufhielten, mich nie in den Arm nahmen, mich nie gestreichelt oder mit mir gekuschelt hatten.
Diese Phobie führte dazu, dass ich seit meinem siebzehnten Lebensjahr, nach der Nacht mit einem Freund, in der ich gegen meinen Willen entjungfert und mehrere Stunden als reine körperliche Hülle benutzt worden war, keine einzige partnerschaftliche Beziehung geführt habe, nicht einmal ein Date oder einen ONS hatte ich. Weder mit einem Mann, noch mit einer Frau.
Ich bin mir über meine sexuellen Neigungen nicht wirklich im Klaren. Wenn ich masturbiere, stelle ich mir unterschiedliche Handlungsabläufe vor; mal mit einer Frau, mal mit einem Mann, dann wieder Sex zu dritt, Gruppensex, oder sogar Vergewaltigungsphantasien erregen mich. Zuletzt spürte ich starke sexuelle Erregung als ich mir vorstellte, wie ich einen anderen Menschen betäube und anschließend mit der wehrlosen Hülle spiele. Hier konnte ich nicht selbst berührt werden, sondern behielt das Heft des Handels in der Hand. Im Laufe der letzten Jahre entdeckte ich außerdem, dass ich auch eine voyeuristische Neigung besitze, und sehr gerne heimlich andere Menschen beobachte.
Ich weiß nicht, was ich will, was ich brauche, oder was ich suche. Daher habe ich mich in meiner Arbeit verkrochen und jeden privaten Kontakt zu meinen Mitmenschen vermieden. Ich war tagsüber in der Arbeit und abends schloss ich mich in meiner Wohnung ein und las in Fachzeitschriften oder Phantasieromane. Das erste um mich weiterzubilden, da ich in meiner Arbeit immer besser werden wollte. Und das zweite, um in eine Phantasiewelt abtauchen zu können. Das war meine Flucht aus dem Alltag. Ich konnte sein wer ich wollte, leben, wo es mir gefiel, und konnte alle Ängste in der menschlichen Hülle der Emma Gold zurückgelassen.
Aber jede Phantasie fand den Weg zurück in die Realität. Und bei mir hieß das normalerweise die tägliche Arbeit, außer, wenn ich von einem psychischen Schub daran gehindert wurde. Es kam in unregelmäßigen Abständen vor, dass ich mein körperliches und geistiges Gleichgewicht verlor. Ich schien meinen Körper zu verlassen und in eine andere Sphäre einzutauchen. Nach meinem Aufwachen fehlten mir dann mehrere Stunden. Ich konnte mich an nichts mehr erinnern. Bis auf einmal hatte ich das Glück gehabt, dass ich diese Schübe in meiner eigenen Wohnung bekam, und auch in meinen eigenen Räumen wieder aufwachte.
Die einzige Ausnahme war vor sechzehn Jahren geschehen. Ich bekam einen Schub bei der Party einer Freundin, verlor das Bewusstsein und die Erinnerung. Wie mir später meine Freundin erzählt hatte, erklärte sich mein bester Freund bereit, mich nach Hause zu bringen. Aber das tat er nicht. Ich konnte Teile der nachfolgenden Abläufe wie in einem Film beobachten, so als wäre ich nur ein Zuschauer, als hätte ich meinen Körper verlassen und alles über mir schwebend sehen können. Marvin, so hieß mein damals bester Freund und Vertrautester, brachte mich zu sich nach Hause. In seinem Zimmer legte er mich auf sein Bett, zog mich aus und vergewaltigte mich mehrere Stunden. Zum Glück spürte ich keinen Schmerz, da ich in meinem psychischen Schub gefangen war. Aber ich konnte es über uns schwebend beobachten. Er machte auch Fotos und Filme mit seinem Handy. Mit diesen Aufnahmen hat er mein Schweigen über diese Nacht erpresst. Und ich schwieg und traf mich seit dieser Nacht mit keinem Menschen mehr. Ich brach alle Freundschaften ab und lebte ein einsames Leben.
Aber ich kam damit prima zurecht. Ich hatte mein Leben im Griff. Wenn sich ein Schub ankündigte, sperrte ich mich in meiner Wohnung ein. Alles funktionierte. Aber vor zwei Tagen, oder waren es drei Tage gewesen, ich kann es nicht mehr genau sagen, war es anders gewesen (siehe Band 6). Ich hatte den stärksten Schub meines Lebens ausgerechnet in meiner psychiatrischen Praxis während einer Sitzung erhalten. Kurz vor dem Ende der Stunde mit meiner Patientin war es über mich hereingebrochen. Und ab diesem Zeitpunkt hatte ich nur noch vage Erinnerungen an die folgenden Stunden, oder waren es Tage gewesen?
Anscheinend war ich direkt zu meinem Lieblingsplatz am Isarhochufer gefahren, einer verborgenen Stelle zwischen Felsen und dichten Büschen. Ich wollte mich in einen Vogel verwandeln und die Welt der Menschen verlassen. Stattdessen hatte ich in meinen Slip uriniert, und ich spürte es, wie sich mein Höschen vollsog und an meinen Schamlippen klebte. Aber ich konnte es nicht verhindern, denn ich wollte mich doch in einen Vogel verwandeln.
Als ich aus meinen Traumzustand kurz aufgewacht war, drehte sich die Welt um mich, und mir wurde übel, sodass ich mich von oben bis unten vollgekotzt hatte. Nun lag ich an diesem einsamen Ort, war unterkühlt, vollgepinkelt, vollgekotzt und wollte nur noch sterben.
Aber ich wurde gerettet. Meine Sprechstundenhilfe Sarah hatte Claire von meinem Verschwinden informiert. Bei Claire handelte es sich um Dr. Claire Bourbon, Richterin am Landgericht München I, mit der ich eine Freundschaft begonnen hatte. Keine Beziehung, kein Sex, keine Berührungen, denn das hätte meine Phobie nicht zugelassen. Aber Claire schien mich wirklich sehr zu mögen, und mir tat ihre Nähe gut. Ich wollte zum ersten Mal wieder in meinem Leben den Schritt wagen, mit einem anderen Menschen eine Freundschaft zuzulassen.
Und Claire hatte mich gesucht und gefunden. Okay, dank der Unterstützung von Tobias Suttner, einem Ermittler der Münchner Kriminalpolizei. Claire und Tobias schienen sich gut zu kennen. Und dieser Ermittler ließ mein Handy orten und meinen Standort lokalisieren. So wurde ich am Isarhochufer gefunden. Claire hatte mich anschließend zu sich nach Hause mitgenommen, da ich stark unterkühlt war, und noch in den Wirren meines psychischen Schubes gefangen war. Sie hat mich gepflegt, betreut und mir dadurch sicher das Leben gerettet.
Als ich einmal aufwachte, war ich ein Fisch, und lag in einer Badewanne. Ich wollte im Wasser abtauchen und fliehen, aber Claire hat mich im Arm gehalten und mich beschützt. Ich glaubte mich zu erinnern, dass sie mich dabei sogar an meinen Brüsten festhalten musste. Ich hatte mich gewundert, dass ein Fisch sexuelle Gefühle empfinden kann, denn Claires Massage an meinen Brustwarzen hatten mich stark aufgewühlt. Hier sollte ich kurz anmerken, dass ich sehr ausgeprägte Nippel besitze. Die kleinste Reibung oder Berührung genügte, und schon erigierten meine Brustwarzen zu fast zwei Zentimeter langen Türmchen, die wie harte Kerne von meinem Busen abstanden. Wenn ich zu Hause in meinem Bett masturbierte, reichte eine kurze Nippel Massage, und ich bekam einen Höhepunkt.
Und während diesem Bad schien es ähnlich zu sein. Oder träumte ich das alles nur? Aber Claire hatte meine Brustwarze zwischen Daumen und Zeigefinger genommen, rieb, drückte und massierte meinen Nippel, bis ich in einem heftigen Orgasmus erzitterte.
Aber konnte ein Fisch überhaupt einen sexuellen Höhepunkt bekommen? Ob mich Claire in der Badewanne wirklich befummelt hatte, und ich überhaupt in einer Badewanne gelegen war, konnte ich nicht mehr mit Sicherheit sagen. Meine Schübe ließen mich die Unterschiede zwischen Phantasie und Realität nicht erkennen.
Als ich das nächste Mal erwachte, war ich eine Katze. Ich schien in einem Bett zu liegen und wurde gekrault und gestreichelt. Ich habe mich selbst schnurren gehört, wie es sich für eine Katze gehörte.
Kurz darauf spürte ich warme Lippen, die sich auf meinen Mund legten. Ich wurde eindeutig geküsst! Aber wer küsst schon eine Katze? Mehrwürdig. Ich verstand die Welt, oder meinen Traum nicht mehr.
Aber es wurde noch seltsamer. Ich spürte Finger, die sich auf meine Schamregion legten, durch mein kurzrasiertes Intimhaar strichen, tiefer wanderten, und mit meiner Klitoris spielten. Es fühlte sich gut an, und ich wünschte mir, der Traum würde nie aufhören.
Genau das wollte ich sagen und öffnete meinen Mund. Aber ich brachte kein Wort hervor, stattdessen drang eine Zunge in meinen Mund ein und spielte mit meiner Zunge. Es war ein wunderschönes Spiel. Aber noch schöner fühlte sich der Finger zwischen meinen Schenkeln an, denn dieser hatte sich zwischenzeitlich in das Loch meiner Scheide gebohrt. Er wurde raus und wieder reingeschoben, immer schneller und tiefer. Und dazu diese flinke Zunge in meinem Mund.
Oh. Ich erinnere mich wirklich, wie schön dieser Traum war. Warum sind immer nur Träume so schön? Warum passierte so etwas nie in der Wirklichkeit? Ich wusste es natürlich. Es konnte nicht passieren, da meine Phobie den direkten Körperkontakt niemals zugelassen hätte. Bei der Berührung an meiner Scheide wäre ich sofort panisch aufgesprungen und geflohen.
Aber zum Glück war es nur ein Traum. Daher spreizte ich meine Beine soweit es mir möglich war, und genoss den Finger in meiner Vagina, der mich immer schneller und tiefer penetrierte. Ach, und ich träumte mir meinen Höhepunkt. Er war schöner als alles andere, das ich bisher in meinem Leben erlebt hatte. Ich zitterte, zuckte, japste und stöhnte, und das sicher minutenlang, so erfüllend, befreiend und erlösend war dieser Orgasmus.
Schade nur, dass es ein Traum war. Oder doch nicht? Ich kann es nicht sagen. Alle Bilder und Erinnerungen werden vermischt. War ich nun ein Fisch oder eine Katze? Hatte mich Claire sexuell verwöhnt, oder war alles nur in meiner Phantasie geschehen?
Ich verfluchte zum x-ten Mal meine Phobie. Meinem Leben waren unangenehme Grenzen gesetzt und verhinderten jede Form einer zwischenmenschlichen Beziehung. Wer wollte schon mit einer Frau leben wollen, die Probleme mit Körperkontakt besaß und regelmäßige psychische Schübe mit geistigen Aussetzern bekam?
„Du solltest jetzt eigentlich wach sein, Emma.“
Ich blickte in die Richtung, aus der die Stimme kam. Neben dem Fenster saß Claire in einem Sessel und blickte mich an.
„Was meinst du?“, stammelte ich verwirrt.
„Du hast doch eben gefragt, ob du bereits wach bist, oder noch träumst.“
„Ja, wirklich? Ich habe eine Frage gestellt?“
„Ach, Süße. Du schaffst mich noch. Wie fühlst du dich?“
„Hm.“
Ich richtete mich auf und erkannte, dass ich in einem weichen Bett lag, das in einem modern möblierten Zimmer stand. Das Bett war höchstens ein Meter vierzig breit, und somit eher die Liegestatt eines Gästezimmers. Es schien eindeutig nicht Claires Schlafzimmer zu sein. Hatte sie mich wirklich nur gepflegt? Waren die sexuellen Bilder nur meiner Phantasie entstanden? Oder hatte sie mich später in dieses Gästezimmer gebracht?
„Wo befinde ich mich?“
„Bei mir zu Hause. Erinnerst du dich nicht mehr?“
„Nur sehr undeutlich.“
„Strengt dich das Sprechen an?“, erkundigte sich Claire.
„Nein, gar nicht. Mir geht es sehr gut. Ich fühle mich ausgeruht, wie nach einem erholsamen Urlaub.“
„Du siehst auch gesund und sehr hübsch aus … obwohl du eigentlich immer sehr hübsch aussiehst, Emma.“
„Nun mach mich nicht verlegen, denn ich erinnere mich verschwommen daran, dass ich vor kurzer Zeit keinen guten Eindruck gemacht habe.“
„Du machst auf mich immer einen guten Eindruck!“
„Hm. Kann es sein, dass ich mich mit meinen eigenen Körperflüssigkeiten vollgesaut hatte?“
„Ja.“
„Das hat sicher keinen guten Eindruck gemacht, Claire.“
„Du hast etwas streng gerochen, aber trotzdem noch wunderschön ausgesehen. Wie ein gefallener blonder Engel auf einem Felsen.“
„Ich war ein Vogel.“
„Das sagtest du dort bereits. Warum warst du ein Vogel?“
„Ich wollte fliegen und meine menschliche Hülle, die mich mit dieser Phobie plagt und gefangen hält, ablegen.“
„Dir ist aber schon bewusst, dass das nicht möglich ist. Hm?“
„Natürlich! Aber während meinen Schüben verliere ich den Bezug zur Realität und glaube, dass alles möglich ist. Daher fuhr ich wohl zu meinem geheimen Platz und wollte fliegen.“
„Da bin ich aber froh, dass wir dich rechtzeitig gefunden haben.“
„Du hast mich zu dir gebracht?“
„Ja. Du hast einen sehr labilen Eindruck gemacht. Ich wollte dich nicht allein lassen.“
„Wie lange bin ich bereits bei dir?“
„Es ist Montagmorgen. Du hast deinen Schub am Freitag bekommen. Wir fanden dich in der Nacht von Freitag auf Samstag, so gegen drei Uhr morgens. Du bist somit über zwei Tage bei mir.“
„Habe ich nur geschlafen?“
„Fast die gesamte Zeit. Als du für kurze Momente wach warst, habe ich dir zu essen gegeben und dich frisch gemacht.“
„Ich weiß nicht, wie ich das jemals wieder gut machen kann. Ich bin dir sehr dankbar, Claire.“
„Du bist meine Freundin, Emma. Ich werde immer für dich da sein, egal, wie es dir geht oder wie du riechst. Freunde stehen immer zusammen.“
„Ich bin sehr glücklich, dich als Freundin zu haben.“
„Es sollte von meiner Seite noch angemerkt sein, dass ich mir auch mehr, als nur eine Freundschaft, erträume und vorstellen kann.“
„Wie meinst du das?“
„Du bist manchmal ein recht naives Mädchen, Emma.“
„Ich verbringe zu viel meiner Zeit in Phantasiewelten, dort altert man wesentlich langsamer. Daher ist es wohl wahr, dass ich manchmal ein naives Mädchen bin. Aber du hast nicht auf meine Frage geantwortet.“
„Das ist wahr. Aber ich habe Angst, Emma.“
„Vor was denn?“
„Dein letzter Schub … es könnte doch sein, dass ich daran schuld bin, da ich dich bedrängt habe, dich unter Druck setzte, dir Hilfe zu holen. Ich möchte dich aber nicht verlieren, Emma. Daher habe ich Angst, mit dir darüber zu sprechen, was ich mir erträume“, antwortete Claire.
„Aber was ist eine Freundschaft wert, wenn man nicht ehrlich zueinander ist?“
„Wenn die Ehrlichkeit einem Menschen Schaden zufügt, gehört eine Lüge dazu, um einen Freund zu schützen.“
„Aber, wenn der Freund spürt und erkennt, dass er angelogen wird, verliert er das Vertrauen.“
„Dann glaubst du, dass wir absolut ehrlich zueinander sein sollten, auch mit dem Risiko, dass es zu einem neuen Schub führen könnte?“, wollte Claire wissen.
„Es gibt in sämtlicher, einschlägiger Literatur keine Erklärung oder Meinung darüber, was die Schübe auslöst. Es könnte also die Ehrlichkeit genauso wie die Lüge sein, es könnte ein ungesüßter Tee genauso wie ein versalzenes Essen sein. Was ich damit sagen möchte ist, ich weiß die Gründe nicht, die meine Schübe auslösen. Daher sollten wir das Risiko eingehen. Was ist eine Freundschaft schon wert, wenn wir überlegen müssen, ob wir ehrlich zueinander sind, oder uns belügen.“
„Du hast recht. Ich ertrage es nicht, dich anlügen zu müssen. Aber noch schlimmer wäre ein weiterer Rückfall von dir. Ich will dich nicht verlieren, Emma.“
„Du besitzt meine Freundschaft bereits, Claire. Diese wirst du nie verlieren.“
„Was ist in deinen Augen eine Freundschaft?“
„Vertrauen, Ehrlichkeit, Mitgefühl, Beistand, Hilfe erhalten, Hilfe geben, nie fragen warum, immer für den Andern da sein. Verzeihen können.“
„Kann sich aus einer Freundschaft mehr entwickeln?“
„Wie meinst du das, Claire?“
„Liebe, Beziehung, Sexualität.“
„Willst du meine Meinung als Psychologin oder als Frau und deine Freundin?“
„Letzteres, bitte.“
„Das kann ich nicht, Claire.“
„Warum nicht?“
„Du bist die erste richtige Freundin in meinem Leben. Außerdem hatte ich noch keine Beziehung, keine Liebe und keine freiwillige Sexualität in meinem Leben. Wie sollte ich also deine Frage beantworten können, wenn ich keinerlei Erfahrungen habe? Ich müsste raten und Vermutungen anstellen.“
„Ich bin wirklich deine erste Freundin?“
„Ja.“
„Wie war es in deiner Schulzeit?“
„Ich habe keine Freundschaft in Erinnerung.“
„Liebe?“
„Ich erinnere mich nicht daran, jemals verliebt gewesen zu sein.“
„Sexualität?“
„Ich erinnere mich nur an ein Erlebnis, als ich siebzehn Jahre alt war. Sonst war nichts. Du sagtest bereits zu recht, ich bin ein naives Mädchen, was das reale Leben betrifft.“
„Hast du das Erlebnis mit siebzehn in guter Erinnerung?“
„Nein.“
„Hat man dir wehgetan?“
„Ja. Sehr sogar.“
„Das tut mir leid, Emma. Wenn du darüber sprechen möchtest, dann sag es mir, ja?“
„Werde ich tun, denn das gehört zu einer Freundschaft, oder?“
„Ja. Aber wir sind vom Thema abgerückt, Emma.“
„Ich weiß, Claire.“
„Warum schaffen wir das nicht?“
„Weil ich nicht weiß, was ich antworten sollte“, antwortete ich.
„Dann werde ich darüber reden, ohne dir Fragen zu stellen. Du brauchst also auf nichts zu antworten, und kannst in Ruhe überlegen, wie du reagieren möchtest.“
„Das klingt klug.“
„Ich bin klug, Emma.“
„Stimmt.“
„Dann hörst du mir jetzt kurz zu, okay?“
„Ja.“
„Ich bin glücklich, dass du meine Freundin bist. Es gibt keinen Menschen, der mir wichtiger ist. Aber meine Gefühle gehen darüber hinaus. Ich habe mich in der ersten Sekunde, als ich dich im Eiscafé sah, in dich verliebt. Und diese Liebe ist immer größer geworden. Ich habe niemals zuvor einen Menschen so sehr geliebt, wie dich. Ich träume von einer festen Beziehung, einer eheähnlichen Gemeinschaft mit allen Konsequenzen. Dafür bin ich bereit, alles zu tun, auch an mir zu arbeiten, um dir zu helfen. Ich werde immer für dich da sein, egal, wie du dich entscheiden wirst.“
Ich blickte Claire an und erkannte, wie tief sie diese Worte selbst berührt hatten. Sie sprach von tiefer, wahrer Liebe, und meinte es ehrlich. Ich konnte es sehen, spüren und empfinden. Aber was sollte ich darauf antworten? Wie sollte ich reagieren? Ich war noch nie zuvor in der Situation, dass mir ein Mensch seine Liebe gestand. Ich war selbst noch nie in meinem Leben verliebt gewesen. Ich fühlte mich überfordert und spürte, wie sich eine Schweißschicht in meinen Handflächen bildete.
„Du brauchst jetzt nicht darauf zu antworten, Emma“, sprach Claire weiter. „Du solltest einfach wissen, was ich für dich empfinde, ohne selbst eine Verpflichtung davon zu übernehmen.“
„Gehört zu einer festen Beziehung auch Körperkontakt?“
„Ja.“
„Auch küssen?“
„Ja.“
„Streicheln?“
„Ja.“
„Sex?“
„Oh ja …“
„Ich habe davor Angst.“
„Vor Sex?“
„Vor allem, was zwischen zwei Menschen abläuft.“
„Du hättest Angst davor mich zu küssen?“, erkundigte sich Claire, und zog die rechte Augenbraue empor.
„Ja.“
„Dadurch werden dir die schönsten Dinge des Lebens genommen.“
„Ich weiß. Diese Phobie ist schrecklich.“
„Glaubst du, wir könnten gemeinsam daran arbeiten, diese Phobie zu therapieren?“
„Ja … das würde ich sehr gerne tun“, antwortete ich ehrlich.
„Das reicht mir für den Anfang. Alles andere wird sich zeigen und ergeben.“
„Ich habe in meinem Träumen gesehen und gespürt, dass ich in einer Badewanne lag. Du warst ebenfalls anwesend und hast mich in den Armen gehalten.“
„Wie hat es sich angefühlt?“
„Ich spürte sehr warme Gefühle, die sich über meinen gesamten Körper ausgebreitet haben. Ausgangspunkt waren meine Brustwarzen. Ich konnte deine Finger an meinen Nippeln so intensiv spüren, dass ich in meinem Traum sogar einen heftigen Orgasmus bekam. Seltsam, oder?“
„Entscheidend ist nur, ob es sich gut angefühlt hatte.“
„Ja, sehr sogar.“
„Hast du noch mehr in dieser Richtung geträumt?“
„Ich war eine Katze, und wurde gestreichelt und gekrault.“
„Hat sich das ebenfalls gut angefühlt?“
„Merkwürdigerweise gingen die warmen Gefühle in diesem Moment nicht von meinen Brustwarzen aus, sondern begannen tiefer.“
„Wo?“
„Zwischen meinen Schenkeln und an meinem Mund.“
„Beschreibe es genauer …“
„Ich wurde geküsst, und eine Zunge drang in meinen Mund ein. Dann spürte ich Finger, die an meiner Klitoris spielten und mich anschließend penetrierten.“
„Haben dir diese Gefühle gefallen?“
„Ja, sehr sogar.“
„Dann befinden wir uns auf dem richtigen Weg.“
„Wie meinst du das?“, erkundigte ich mich.
„Wenn dir Berührungen an deinen erogenen Zonen gefallen, bist du nicht mehr weit von der realen Sexualität entfernt. Dann ist Traum und Realität bald ein und dasselbe.“
Ich musste leise lachen. „Reale Sexualität … hört sich gut an.“
„Es hört sich nicht nur gut an, es fühlt sich auch gut an. Sehr gut sogar!“
„Wirklich?“
„Ich habe dir bereits versprochen, dich nicht mehr zu belügen. Sexualität mit einem geliebten Menschen ist das höchste Gut aller möglichen Gefühle und Empfindungen, die man erleben kann.“
„Ich werde darüber nachdenken, ob ich es mal versuchen sollte.“
„Ich stehe dir als Versuchskaninchen gerne zur Verfügung.“
„Ich werde vielleicht darauf zurückkommen.“
„Das will ich hoffen.“
Ich spürte, wie ich verlegen und unsicher wurde. Warum traute ich mich nicht Claire zu fragen, ob ihre Berührungen real waren, oder ob ich es nur geträumt hatte? Wollte ich eine wundervolle Phantasie zerstören, indem ich die Wahrheit kannte?
Ich beschloss, einfach das Thema zu wechseln. So kam ich mein bisheriges Leben immer prima durch alle Wirrungen und Unwägbarkeiten.
„Musst du heute nicht arbeiten?“
„Doch. Ich habe ab Mittag Verhandlungen“, antwortete Claire.
„Ich muss auch in meine Praxis. Ich weiß nicht einmal, ob ich heute Termine habe.“
„Hast du nicht.“
„Woher weißt du das?“
„Ich habe deine Sprechstundenhilfe angewiesen, alle heutigen Termine zu verschieben. Du hast in den letzten Stunden nicht den Eindruck gemacht, arbeitsfähig zu sein.“
„Aber die Kosten laufen weiter.“
„Wenn du Geld brauchst, Emma, sag es mir, ja?“
„So habe ich es nicht gemeint. Meine Praxis läuft ganz gut.“
„Das freut mich für dich. Dann kannst du auch den Verlust einer Patientin verkraften.“
„Wie kommst du darauf?“
„Ich habe mit einer Patientin von dir telefoniert.“
„Mit wem?“
„Mit Katja Kahlden.“
„Warum hast du mit ihr gesprochen?“
„Weil ich mir Sorgen um dich gemacht habe, Emma. Während der Sitzung mit Katja Kahlden hast du diesen schlimmen Schub bekommen. Ich wollte wissen, ob deine Patientin, oder deren Erzählungen, der Grund dafür waren.“
„Und?“
„Wir konnten es nicht ausschließen. Frau Kahlden fiel auf, dass du ziemlich stark auf ihre Geschichte reagiert hast.“
„Hm.“
„Daher habe ich mit deiner Patientin vereinbart, dass du vorläufig keine weiteren Sitzungen mit ihr hast, bis du wieder stabil bist. Wir haben die vereinbarten Termine gestrichen.“
„Aber …“
„Nichts aber! Ich habe mir um dich Sorgen gemacht, Emma. Du solltest die nächsten Tage nur Termine annehmen, die dich nicht so stark belasten und aufwühlen. Okay?“
„Du sprichst wie meine Mutter.“
„Weil ich dich liebe, Emma. Du wirst auf dich achtgegen, ja? Bitte, versprich es mir. Ich möchte mir nicht den ganzen Tag Sorgen um dich machen müssen. Ich habe wichtige Verhandlungen im Gericht und brauche für meine Entscheidungen einen klaren Kopf.“
„Okay. Ich verspreche es dir.“
„Und noch eines.“
„Ja?“
„Deine Patientin sagte mir, du hast besonders stark auf die Erzählung mit dem Zwei-Wege-Spiegel und ihrem Spielzimmer reagiert. Stimmt das?“
„Ja.“
„Du bist leicht voyeuristisch veranlagt, nicht wahr, Emma?“
„Ja. Schon immer. Da ich Angst vor körperlichen Berührungen habe und hatte, fiel es mir leicht, andere Menschen zu beobachten.“
„Es freut mich, dass du offen und ehrlich mit mir darüber sprichst. Es ist ein guter Anfang.“
„Es tut gut.“
„Dann bleib auf diesem Weg. Du weißt, dass deine Patientin dieses Zimmer mit dem Spiegel vermietet, nicht wahr?“
„Ja. Ich weiß es. Sie bietet es im Internet an. Man kann sie und ihren Raum buchen.“
„Dann solltest du dir überlegen, ob wir es gemeinsam buchen. Wir können durch den Spiegel andere Menschen beobachten. Ich wäre gerne mit dir zusammen, wenn du diese voyeuristische Phantasie auslebst.“
„Hm.“
„Überleg es dir und sag mir Bescheid. Ich würde das Zimmer dann buchen und natürlich auch bezahlen.“
„Ich werde darüber nachdenken.“
„Gut.“
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