Kitabı oku: «Kreation Vollblut – das Rennpferd eroberte die Welt (Band 1)», sayfa 3
DER WEG VON ENGLAND IN DIE WELT
war ein weiter, und inzwischen hat sich der Vollblüter auch in Extremregionen angepasst, und Länder wie Australien, Neuseeland, das vom Klima begünstigt ist wie Irland und die französische Normandie, oder Japan gehören längst zu den führenden Zucht- und Rennsportnationen dieser Welt. Dass das Vollblut in England kreiert wurde, ist auch kein Zufall. Seine Bewohner haben schon immer Country Life und Pferde geliebt, und in früheren Jahrhunderten war das Pferd auch ein Statussymbol wie später das Auto. Der Pferdehandel war damals sehr attraktiv, und um dessen Stärke zu zeigen waren Rennen die beste Möglichkeit. Wohl taten das auch schon die Römer auf der Insel und zogen dafür Pferde, sodass wahrscheinlich schon sehr zeitig auch Pferde vom Festland zur Insel kamen. Zur Zeit der Normannen blühte das Jagdreiten, und das bedurfte besserer Pferde, also einer neuen Rasse. Während der Kreuzzüge kamen auch Pferde aus dem Osten ins Land, und King John importierte solche im 12. Jahrhundert, um sein Royal Stud zu Eltham in Kent aufzubauen. Richard der II. war dafür bekannt, viele „fremde Pferde“ auf dem königlichen Gestüt zu haben, und Henry VII. hielt „Rennpferde“ zu Greenwich.
Wenn auch frühere Regenten Pferde orientalischer Zucht importierten, so begann die richtige königliche Vollblut-Tradition erst mit König Heinrich VIII., der Pferde für militärische Zwecke, Jagden und Rennen im großen Stil importierte und eine systematische Zucht begann. Er etablierte auch einige Gesetze, um die Pferdepopularität zu verbessern und zu erhöhen. So schrieb er Dukes und Erzbischöfen vor, dass sie jeweils sieben Pferde haben müssen, die mindestens eine Größe von 14 Hands aufweisen. Für Zuchtstuten galt dieses Mindestmaß ebenfalls. 1514 machte Francesco Gonzaga, Marquis of Mantua, dem König einige orientalische Stuten und Hengste zum Geschenk, und zwei Jahre später kamen einige spanische Pferde von Ferdinand of Aragon hinzu. Dieser importierte während seiner gesamten Amtszeit Pferde, die ihm Züchter wie die Dukes of Urbino (aus dem Hause Montefeltro, Italien) und Ferrara, ein Mitglied des Hauses Este, Italien lieferten. Auch zusätzliche Agenten waren stetig unterwegs, um Bestes zu kaufen. So ist aus 1520 überliefert, dass Sir Gregory de Cassalis in Henrys Auftrag das beste Pferd Italiens gekauft habe, und weitere Geschenke dieser Art vom Marquis of Mantua und Charles V. von Spanien eintrafen. Seine Rennpferde hielt der König in Greenwich, wo Thomas Ogle, Master of the Horse, verantwortlich war und vier Jockeys zur Seite hatte. Und als nach den endlosen Kriegen des Mittelalters Frieden eintrat, wurden in Ortschaften und Städten Rennbahnen angelegt. Entstanden sind damals auch Bahnen zu Chester, Croydon, Doncaster oder Newmarket, und die Trophäen, die es gab, spendete die Stadt oder die Monarchie.
Den Wendepunkt brachte King James der Erste, der Newmarket unterstützte, dort ein Haus baute, zwei Reiter für die Rennen anstellte und in der heutigen Pferdehauptstadt der Welt viel Zeit verbrachte. Als er 1625 verstarb, kam mit Charles I. ein weiterer Regent an die Macht, der Hunting und Rennen liebte. 1646 wurde das vorerst letzte Rennmeeting zu Newmarket veranstaltet, und vor dem Civil War gab es in den 1640er Jahren schon vier wichtige Royal Studs: Eltham Palace an der Ostseite Londons, Hampton Court westlich davon, und die beiden anderen zu Malmesbury in Weltshire und Tutbury in Staffordshire.
Diese Pferde hatten Berber- und spanisches Blut, dem bereits im Mittelalter arabisches durch Importe zugefügt worden war, als Spanien zum großen Arabischen Empire gehörte. Andere „Araber“ wurden auch direkt aus Nordafrika und dem Mittleren Osten nach England importiert. Der „Berber“, oder Barb, erhielt seinen englischen Namen von „Barbary“, womit „Magreb“ – Marokko, Algerien, Tunesien und Lybien – gemeint war. Und diese Araber, die ursprünglich vom Nahen Osten nach Mediterranean kamen, brachten Leichtigkeit, Qualitat und Courage als Merkmale mit, während die europäischen Pferde größer, stärker und Lastenträger waren.
Die maurische Domination in Spanien, und ihr Einfluss auf Süditalien und Sizilien, resultierten auch darin, dass eine gute Zucht entstand. Und als Spanien Ende des 15. Jahrhunderts sein Territorium zurückgewann, verfügte es auch über Pferde, die überall in Europa gehandelt wurden. Gerrace Markham, ein Historiker, der Anfang des 17. Jahrhunderts dazu schrieb, wurde in der Fachliteratur in etwa wie folgt zitiert: „Ich glaube, reine Araber sind die besten Stallions. Sie wurden wohl alle im Mittelalter nach England importiert. Danach waren Berber und Nordafrikaner gefragt“. Im 17. Jahrhundert verfügte auch der Duke of Newcastle, der ebenfalls Pferde zu Paris und Antwerpen hielt, über Ostimporte, und im Stall von Lord Fairfax standen Marocco Barb- und Eastern Stallions. Aus jener Zeit wurde auch überliefert, dass der, wegen seiner Unberechenbarkeit, willkürlichen Folter- und Todesurteile bekannte „blutdürstige“ King Muley Ismael, zweiter Sultan der Alawiden-Dynasty Marokkos, den größten Marstall des Orients besaß, in dem 12.000 „Rennpferde“ gestanden haben sollen. Und dieser „King“ kaperte europäische Schiffe und versklavte auch andere Europäer, um ihre Herkunftsländer zu erpressen.
Als 1660 die Monarchie wieder hergestellt war und Charles II. 1663 nach Newmarket zurückkam, ritt er auch selbst Rennen. Und zu denen, die er gewann, gehörte 1675 auch sein erstes (von mehreren) „Newmarket Town Plate“, das er 1664 selbst ins Leben gerufen hatte, und das am zweiten Dienstag im Oktober gelaufen wurde. Sein Favoriten-Hack hieß Old Rowley, und diesen Namen trägt auch die moderne Rowley Meilen Bahn, auf der auch die klassischen 2000 Guineas entschieden werden. Danach kam Queen Anne, die den Sport stark unterstützte, Ascot gründete und zu York 1709 einen Gold Pokal spendete. Und heute ist dieses „Kunstprodukt“, das zweitschnellste Tier auf Erden. Nur der Gepard ist schneller, mit Höchstgeschwindigkeit allerdings nur auf sehr begrenzter Distanz.
Newmarket gilt auch heute noch als das World-Head-Quarter des Vollbluts. Hier werden mehr als 2.500 Pferde von fast 80 Trainern betreut, denen ein etwa 1.130 Hektar großes, voll erschlossenes Trainingsgelände zur Verfügung steht. Fünfzig Meilen Grasgalopp und 17 Meilen mit künstlichem Bodenbelag gehören dazu. Etwa 60 Gestüte und mehrere nationale und internationale Rennsportorganisationen haben ebenfalls ihren Sitz in dieser Pferdestadt, die, trotz aller Modernisierung, ihren alten Charm behielt. Newmarket ist auch gleichzeitig die geschäftigste Bahn im Vereinigten Königreich, mit 37 Meetings zwischen April und November und mehr Black Typ-Racing als anderswo im Land. Und im Sommer kann man abends auch noch Open Air-Konzerten beiwohnen.
Im Zeitalter der Computer, Düsenjets, Microships und Roboter nimmt die Natur mit ihrer vielfältigen Schönheit und ihren Geschöpfen bei der Freizeitgestaltung einen immer höheren Stellenwert ein. Das Pferd ist dabei längst etablierter Partner und Freund geworden, und das Vollblut spielt in diesem bunten Orchester eine begeisternde Rolle. Seine Härte, Treue, sein nerviges Temperament, der Kampfeswille und sein geschmeidiges Galoppiervermögen lassen jenen nie wieder los, der das Glück hatte, auf seinem Rücken um die Rennbahn oder durchs Gelände galoppieren zu dürfen. Und wenn dann der Tau der Nacht noch auf den Gräsern liegt und der Morgennebel zögernd den ersten, wärmenden Sonnenstrahlen weicht, und man dieses Bündel aus Energie, Harmonie und Schönheit unter sich genießen kann und seinen Drang nach vorwärts spürt, dann ist das ein Gefühl des Glücks, und zugleich auch der Dankbarkeit an dieses herrliche Geschöpf.

Die Rowley Mile in Newmarket (Foto: Courtesey of the English Jockey Club)
Auf allen Kontinenten zieht der Vollblüter Millionen in seinen Bann und auf die Rennbahn. Hier muss er sich bewähren, denn der Zielpfosten ist der Prüfstein der Leistung, und diese dient der Auswahl zur Zucht. Hier herrscht aber auch jene prickelnde Atmosphäre, die den „alten Hasen“ mit der vollgekritzelten Rennzeitung – Chancen-Bemerkungen zu Kilos, Bahn- und Distanzspezialisten, Handicapnachlässen, Reitererlaubnissen, Gewichtsaufnahmen, Bodenverhältnissen, starken Endkampfreitern oder Stallform – nach wie vor erregt, und dessen Schritte länger werden, je näher er dem Ort des Geschehens kommt, und die den Neuling vor ungezählte Fragen stellt.
Wortfetzen wie Nichtstarter, Vorwetten, Dreierkombination, Sattelplatz, Aus- und Zurückwiegen oder Führring sagen ihm so wenig, wie die altehrwürdigen Tribünen, die schon ganze Generationen von Turfcracks erlebten. Auch hochmodernen Konstruktionen aus Beton und Glas, mit Farbfernsehern an gepflegten Tischen, Rolltreppen, Klimaanlagen, Restaurants, Bars, Logen, Sauna, Swimmingpool, Kasinos und allem Wichtigem und Überflüssigem; Buchmachergehilfen mit unverständlichen Armfuchteleien, Elektronentoto, winzig kleinen Sätteln von kaum 150 Gramm, Jockeys in bunten Jacken, Sachkundigen und Sehleuten, Pferdeliebhabern und steifstöckelnden Modepuppen mit reichdekoriertem Kopfschmuck; Bowler-Hut und Schwalbenschwanz, Leuten in karierten Hemden und Jeans, Vierzig-Kilo-Stiften, ausgehungerten, hageren Amateuren und Mädchen im Profisattel wird er begegnen, und auch von Handicaps, Altersgewichtsrennen, Klassiks, Stewards, Hürdlern, Meilern, Fliegern oder Stehern hören.
Auch, dass ein Pferd „auseinanderfallen“, ins Ziel „getragen“ werden kann, dass es „angefasst“ oder „aufgepullt“ werden muss, und dass es nicht nur einem „Erlaubnisreiter“ die Hand nehmen kann“, wird er hier erfahren. Ganz sicher wird „der Neue“ auch einen jener Pferdeleute treffen, die sich auskennen. Die „ganz Alten“ hat dieser wahrscheinlich auch nicht mehr persönlich gekannt, aber vielleicht saß er sogar in jüngeren Jahren selbst im Rennsattel oder war dem Vollblut anderweitig, beruflich oder aus Hobbygründen, verbunden und somit „mitten drinnen“, und einer jener Zeitzeugen, in deren Erinnerung die zur Geschichte gewordene Zeit noch wach ist. Er wird seinem Zuhörer viel zu erzählen haben, was sich auf den Bahnen zwischen Newmarket, Aintree, Cheltenham, Epsom, San Isidro, Santa Anita, Belmont Park, Toronto, Baden-Baden, Wien, Budapest, Moskau, oder Melbourne, Tokio, Hoppegarten, Karlshorst, Mailand, Rom, Wellington und Bombay, Paris und Johannesburg oder anderswo in den letzten Jahrhunderten zutrug. Oder welche Cracks sich hinter Phar Lap, Flying Childers, Citation, Kincsem, Nereide, Schwarzgold, Secretariat, John Henry, Bold Ruler, Golden Miller, Red Rum, Arkle, The Tetrarch, St. Simon, Man O’War, Nearco oder Northern Dancer, Mumtaz Mahal und Ribot verbergen. Er wird auch von Reitkünstlern wie Fred Acher, Johnny Longden, der durch Verspätung dem Unglück der Titanic entging und mehr als 5.000 Sieger ritt, von „Otto-Otto”, Sir Gordon Richards, Fred Winter, Steve Donoghue, Willie Shoemaker oder dem unvergleichlichen Lester Piggott erzählen, oder auf den Engländer Ryan Moore hinweisen, der als die Nummer Eins im zweiten Jahrzehnt des 21. Jahrhunderts gilt. Auch die Namen von Sir Anthony McCoy, dem in Kanada geborenem Russel Baze, oder Jorge Ricardo dürften fallen. McCoy gewann 4.348 Rennen über Hindernisse und 20 Championats-Titel in Großbritannien; Russel Baze, der hauptsächlich in Kalifornien in den Sattel stieg, beendete seine Karriere im Juni 2016 mit knapp 58 Jahren nach 12.844 Siegen, 9.600 zweiten und 7.855 dritten Plätzen bei 53.578 Ritten, während der drei Jahre jüngere Jorge Ricardo, in Argentinien reitender Brasilianer, noch aktiv ist, und Ende Juni 2016 bei 12.670 Erfolgen angelangt war. Laffitte Pincay, der lange an der Spitze dieser Liste stand, folgt mit 9.530 Siegen auf Platz drei vor dem verstorbenen Willie Shoemaker, „The Shoe“, der 8.833 Sieger ritt. Die kleine Einschränkung, dass der derzeitige Spitzenreiter nur selten in ganz großen Rennen ritt und wenige auf höchster Ebene gewann, wird niemanden stören, denn jedes Rennen, und ist es noch so klein, muss auch erst gewonnen werden.
Der kürzeste Weg des englischen Vollblüters – den Namen „Thoroughbred“ prägte erstmals 1761 der englische Tierarzt und Hufschmied William Osmer – war der nach Irland, wo zunächst die „Hobbys“ liefen, eine Reit-Pony Art wie die in Schottland und England vorhandenen Galloweys. Die Iren waren aber schon stets mit dem Pferd verbunden, und seine dortige Geschichte ging mehr als 600 Jahre zurück. Die ersten „Rennen“ waren reine private Matches, und 1673 stieß Sir Richard Temple in einem „Handelsbericht“ den damaligen Earl of Essex an, zur Verbesserung des irischen Pferdes auch Rennen abzuhalten. Charles II soll irgendwann 100 Guineas für ein KINGS PLATE gestiftet haben, und nach 1730 kamen Vollblutzucht und Sport auf der Grünen Insel in Schwung. Mitte des 18. Jahrhunderts wurde der Turf Club gegründet, und beim Aprilmeeting 1750 spendierte eine „Vereinigung von Sportsmen“ 100 Pfund als Rennpreis. 1790 erschien „Volum 1 of Irish Racing“, und auch die „Irish Racing Authority“, wie sie heute heißt, war, inklusive dreier Stewards, als „Ruling Body“ etabliert. Der este Rennkalender nannte 18 Bahnen und enthielt die Resultate von 154 Rennen, während 1850 bereits 273 aufgeführt wurden. In den ersten Jahren des 19. Jahrhunderts veranstalteten bereits 22 Rennbahnen, und der Curragh gehörte mit fünf Meetings bereits dazu. Danach gab es einen kurzen Niedergang, in der zweiten Hälfte des Jahrhunderts jedoch eine neue Blüte, und ab 1869 wurden jährlich mehr als 400 Rennen gelaufen, für die eine Preissumme von vierzig- bis fünfzigtausend Pfund zur Verfügung stand. 1919, als die Inflation am stärksten war, stieg diese Summe auf 100.000 Pfund an, die die Depression von 1939 aber wieder erheblich reduzierte. Dieser Sinkflug wurde aber sofort gestoppt, als eine Wettsteuer auf die Bahnumsätze beschlossen und Wettbüros 1920 legalisiert worden waren. 1978 standen rund drei Millionen Pfund zur Verfügung, und etwa 300.000 davon kamen bereits von Sponsoren.
Heute spielt die Vollblutindustrie in Irland eine große wirtschaftliche Rolle. Mehr als 300 lizenzierte Berufs- und 350 bis 400 Besitzertrainer, 500 Jockeys und Auszubildende, 2.000 Stall-Leute, rund 2.900 Besitzer und etwa 7.000 Pferde sind dort aktiv, und die Rennpreise wurden 2016 ebenfalls um fünf bis sechs Prozent erhöht. Trainer wie Vincent O’Brien und Paddy Prendergast zogen weltweit reiche Besitzer an, und das die Vollblutzucht begünstigende milde Klima machte Irland zu einem Hauptlieferanten nicht nur für seinen Nachbarn. Das globale Coolmore-Unternehmen mit seinem Ballydoyle Rennstall, der Aga Khan und der große Hindernisstall von Willie Mullins sind die Aushängeschilder unserer Zeit. Der im Ballydoyle Rennstall residierende Trainer Aidan O’Brien, dessen drei Starter im Prix de l’Arc de Triomphe 2016 auch die ersten drei Plätze belegten, hatte wenige Wochen später noch eine weitere Überraschung bereit: Der „Arc-Zweite“, Highland Reel (2012; Galileo), der zu Santa Anita im BREEDERS CUP TURF (vier Millionen US$) als Tempomacher für die „Arc-Siegerin“ Found eingesetzt wurde, ließ an der Spitze des Feldes keinem Gegner eine Chance und gewann, nach einem Meisterritt von Seamie Heffernan, das Rennen selbst. Found (2012; Galileo) belegte nach einer harten Saison in ihrem letzten von 21 Rennen (6 Siege, 11 Ehrenplätze), in denen sie mehr als fünf Millionen englische Pfund verdiente, Platz drei.
In Nordamerika ist Kentucky weit davon entfernt, einer der größten der 50 amerikanischen Bundesstaaten zu sein, aber er ist ein Gigant, wenn es um Rennpferde geht. Seine Vollblutzucht erreichte weltweiten Einfluss, und Pferde aus dem „Blue-Grass-State“ haben nach dem Zweiten Weltkrieg alle wichtigen europäischen Rennen wenigstens einmal gewonnen. Allgemein anerkannt wird auch, dass sich der nordamerikanische Vollblüter über die vergangenen Jahrzehnte gewaltig verbessert hat und auf hohem Standard angesiedelt ist, auch wenn die Wiege dieser Rasse noch immer im englischen Newmarket steht, das nach wie vor eines der ganz großen Zentren des Vollbluts ist, wo James I ab 1605 mit seinen Jagden die ersten Spuren legte.
Die Verbindungen zwischen England und Amerika reichen jedoch ebenfalls weit zurück. Im Mutterland bestieg der passionierte Pferdeliebhaber Charles II den englischen Thron 1660, und Colonell Richard Nicholls, erster Gouverneur zu New York, hatte seinen eigenen Enthusiasmus mit über den Atlantik gebracht und eröffnete wenig später eine Bahn auf Long Island.

Erinnerung an das erste Rennmeeting in den USA, Long Island, New York 1665
Als Cortez 1519 in Mexico landete, gab es in Nordamerika allerdings keine Pferde mehr, denn die prähistorischen Vorgänger, die dort seit 60 Millionen Jahren gelebt hatten, waren ausgestorben. Forscher schlossen dafür zwar auch die Eiszeit nicht aus, doch ist der wirkliche Grund nicht bekannt. Weil aber die Pferde in Nordamerika ausgestorben waren, geht man dovon aus, dass die weitere Evolution und Domestizierung des Pferdes in Asien, Afrika und Europa stattfand. Cortez, der mit indianischen Verbündeten das Aztekenreich eroberte und von 1521 bis 1530 Generalgouverneur von Neuspanien war, brachte selbst 16 Pferde – elf Hengste und fünf Stuten – mit in die Neue Welt, und spanische Konquistadoren führten weitere ein. Als erstes offizielles Renn-Meeting wird das von 1665 auf den Salisbury Plains, die später in Hangsted Plain umfirmierten, auf Long Island genannt. Im Herbst und im Frühjahr ritt man dort um den SILVER CUP, den Gouverneur Richard Nicholls spendete, um die Zucht zu verbessern. Welcher Typ Pferd damals lief, ist unbekannt, doch konnte ich die Plakette auf Long Island noch finden, die an jene Zeit erinnert.
1699 importierte William Penn einen Hengst namens Tamerlane und zwei Stuten. Bemerkenswertes geschah jedoch nicht. 1756 nahm der englische Hengst Janus (1746), der für seine sehr schnellen Nachkommen berühmt war und wegen seiner Statur auch Little Janus genannt wurde, den gleichen Weg, während 1764 Fearnought (1755) folgte. Janus wurde 34 Jahre alt, und die Inzucht auf ihn wurde benutzt, um die speedigen Quarter Horses zu züchten, die in 400 Meter-Rennen antreten. Beide Hengste waren Enkel von Godolphin Arabian, und der Regulus-Sohn Fearnought, der 1764 nach Virginia kam, zeugte mit der Godolphin Arabian-Tochter Selima (1745) Black Selima, die 1765 zur Welt kam. Selima wurde aus England importiert und in der neuen Heimat zur „Queen of the Turf“. Auf der Rennbahn gewann sie mehrere bedeutende VIER-MEILEN-STECHEN gegen die Pferde der wichtigsten Besitzer, und in der Zucht wurde sie zur Matriarchin. Zu ihren direkten Nachkommen in der weiblichen Linie zählte auch der vierfache Champion-Beschäler Hanover (1884; Hindoo), der als Jährling 1.250 Dollar kostete und ein Jahr später 17 Rennen in Folge, und insgesamt 32 gewann.
Als die Spannungen zwischen den 13 amerikanischen Kolonien und England größer wurden und es 1775 zum Krieg kam, stoppte der Import aus dem Mutterland vorübergehend, doch kaufte danach das selbständige Amerika – ein Resultat des Sieges der Kolonien 1783 – wieder Pferde in England. Und die Hengste Medley, Shark, Messenger und Diomed, die vor 1800 ins Land kamen, gaben der Zucht neue Vitalität.
Vorher hatten die Kolonisten englische Pferde vorwiegend durch Virginia importiert, und der erste Vollblüter, der 1730 eintraf, war der 1709 geborene Bulle Rock, ein Sohn von Darley Arabian aus einer Byerly Turk Tochter, der in jungen Jahren in England erfolgreich gelaufen war. Und die Herren Samuel Patton und Samuel Gist legten ihn den Virginia-Züchtern ans Herz, um ihre Zucht zu erbessern. Nach ihm, und vor den Hengsten Janus und Fearnought, wurden 1742 Dabster (1736) und, neun Jahre später, Jolly Roger II (1743) nach Virginia importiert, wobei dieser, der von Godolphin Arabians Sohn Mogul stammte, sehr gut einschlug. Mit den Hengsten kamen auch zahlreiche Stuten ähnlicher Qualität ins Land. Janus war damals in Amerika allerdings ein Außenseiter, denn der wichtigste Test des amerikanischen Rennsports basierte Mitte des 18. Jahrhunderts – und über weitere 100 Jahre – auf vier Meilen-Rennen, die in Stechen entschieden wurden. Doch als Selima rund zwanzig Jahre später ins Land kam, war der „schnelle Einfluss“ von Janus schon wesentlich stärker.
Dennoch war der Unabhängigkeitskrieg in den USA längst vorbei, als die amerikanische Vollblutzucht den Einfluss der wichtigen Importe Medley (1776) und Diomed spürte. Ersterer, ein Schimmel von Gimcrack und 13-facher Sieger, kam als Neunjähriger nach Virginia, und für Diomed, Englands erstem Derbysieger und einer der Gründerhengste in der neuen Heimat, erwiesen sich Medleys Töchter als ausgezeichnete Partnerinnen. In der Heimat galt Englands erster Derbysieger von 1780, trotz guter Partnerinnen, in der Zucht als Versager. Die von fünf auf zehn Guineas gesteigerte Decktaxe war schnell auf zwei gefallen, und seine Nachkommen galten als sehr temperamentvoll. Sir Bunbury verkaufte den Hengst 21-jährig für 50 Guineas nach Virginia an John Hoomes, der ihn für 1.000 Guineas an seinen Landsmann Colonel Miles Seldon weiterreichte. In Amerika wurde Diomed hoch erfolgreich, war noch als 29-jähriger für 50 Dollar ein guter Befruchter und wurde 31 Jahre alt.
Sein bester Nachkomme war der 3x4 auf Herod ingezogene Sir Archy (1805), der in der JOCKEY CLUB BURSE zu Fairfield an Wrangler einen anderen sehr guten Diomed-Sohn schlug, und anschließend im gleichnamigen Rennen zu Petersburg erneut ein gutes Feld deklassierte. Als er anschließend einen anderen absoluten Crack jener Zeit geschlagen hatte, wollte keiner mehr über vier Meilen gegen ihn antreten, sodass ihn sein Besitzer und Trainer, der „Napoleon of the Turf“, William Ransom Johnson, für 5.000 Dollar in die Zucht verkaufte. Der Erfolg des prepotenten Stallions, der 28 Jahre alt wurde, war phänomenal, und einer seiner besten Söhne hieß Henry (1819), dessen Mutter von Diomed stammte, sodass jener 2x2 auf den Derbysieger ingezogen war. Im May 1823 lief Henry auf der Union-Bahn in New York in einem 20.000-Dollar MATCH „SÜD GEGEN NORD“ vor 60.000 Zuschauern gegen den neunjährigen Diomed-Enkel American Eclipse (1814; Duroc), das als ein Vier-Meilen-Stechen ausgeschrieben war. Das erste Rennen gewann Henry sicher, das zweite sein Gegner. Im dritten Stechen waren beide erschöpft, doch behielt das größere Stehvermögen und der Kampfgeist von American Eclipse die Oberhand, der dabei allerdings eine ganze Minute länger brauchte als Henry im ersten Stechen.
Boston (1833; Timoleon), der 3x3 auf Diomed ingezogen war, zählte zu seinen 40 Siegen bei 45 Starts auch dreißig Vier-Meilen-Stechen, galt als der beste Galoppierer seiner Zeit und als Amerikas erstes großes Rennpferd. Dass dieser Hengst -1841 bis 1843 Champion-Beschäler – nicht zum Wallach degradiert wurde, war ein glücklicher Umstand, denn in seinen ersten Trainingsjahren soll der Sir Archie-Enkel so unbändig gewesen sein, dass der Satz „kastrieren, oder noch besser, erschießen …“ überliefert wurde. Auch Bosten war 19 Jahre später zu einem NORD-SÜD-MATCH angetreten, und wieder war die Resonanz zu Long Island im Publikum gewaltig. Doch der Hengst, der bereits deckte und im Rennen mit den Rails kollidierte, musste dabei eine seiner wenigen Niederlagen einstecken. Immerhin war die Siegerin, die für den Süden startende Fashion (1837; Trustee), die beste Rennstute ihrer Zeit, die damals auch den Vier-Meilen-Rekord mit 7:32 ½ Minuten hielt.
Bostons beste Söhne waren Lecomte und Lexington (1850), die beide seinem letzten Jahrgang angehörten. Und beide Hengste waren am 1.4.1854 auch erstmals Gegner, als die beiden Vierjährigen auf der Metairie Rennbahn zu New Orleans in einem Viererfeld antraten, um die Rivalität zu klären. In diesem Viererfeld repräsentierten Lexington Kentucky und Lecomte Mississippi, und Lexington, der sich auf dem schweren Boden wohlfühlte gewann alle Stechen und brachte Lecomte dessen erste Niederlage bei. Eine Woche später bekam Lecomte auf festem Boden seine Revanche und gewann zwei Stechen der Jockey Club Purse. Danach wurde Lexington nie wieder geschlagen, und bei einem Rennen gegen die Uhr mit fliegendem Start und Tempomachern verbesserte Lexington zu Metairie den bestehenden Rekord über vier Meilen um 6.25 Sekunden auf 7:19,75 Minuten. Und dieser hatte zwanzig Jahre Bestand.
Danach bekam Lexington Probleme mit den Augen und war am Ende blind wie sein Vater. Als Ten Broeck 1856 die Reise nach England antrat, verkaufte er Lexington für 15.000 Dollar und erhielt damit den höchsten Preis, der bis dahin jemals für einen amerikanischen Vollblüter gezahlt worden war. Der Boston-Sohn stand in Kentucky auf der Woodburn Farm, wurde 25 Jahre alt und einer der größten Deckhengste aller Zeiten. Von seinen 16 Beschäler-Championaten gewann er 14 in Folge, und in seinem ersten Jahrgang befanden sich mit Norfolk (1861), Asteroid und Kentucky die besten Pferde des Landes. Alle drei stammten aus Glencoe-Müttern, und die ersten beiden blieben ungeschlagen, während sich der 21-fache Sieger Kentucky Norfolk beugen musste. Nach Peter Willet hat Lexington mehr als 600 Fohlen gezeugt, von denen 40% Sieger wurden und 1.159.321 Dollar auf amerikanischen Bahnen gewannen.
Gegen Ende des Jahrhunderts war die amerikanische Zucht mit Bostons Blut und dem seines Urgroßvaters übersättigt, und es bedurfte neuer Importe, die in Form von Leamington, Glencoe, Australien und Eclipse (1855; Orlando) ins Land gekommen waren. Lexington selbst erschien inzwischen bereits in den ersten drei Ahnenreihen von 14 der ersten 20 Kentucky Derby-Sieger, womit die amerikanische Zucht Probleme mit dem Gestütsbuch bekamen, als die Engländer 1913 den „Jersey Act“ etablierten. Als dieser später wieder abgeschafft wurde, erhielt auch Lexington, neben vielen anderen großen Rennpferden, seinen offiziellen Vollblutstatus.
Nach dem Civil-War wandelte sich auch der Rennsport von einer „privaten Angelegenheit“ zu einem öffentlichen Entertainment mit Wetten und Buchmachern, und 1875 wurde das erste Kentucky Derby gelaufen. Die Distanz war allerdings nicht die gleiche wie in England, sondern mit 2.000 Meter um 400 Meter kürzer. Damit waren auch die „Vier Meilen“ Vergangenheit und der moderne Rennsport begann unterwegs zu sein. Und 1879 riskierte der amerikanische Besitzer Pierre Lorillard mit seinem sechsjährigen amerikanischen Wallach Parole (Leamington), der eine Lexington-Tochter zur Mutter hatte, die Reise nach England, um sein Pferd zu testen. Der Wallach gewann beim Frühjahrsmeeting zu Epsom an zwei aufeinander folgenden Tagen sensationell das CITY AND SUBURBAN (gegen Isonomy) und das GREAT METROPOLITAN. Daraufhin schickte der Besitzer im gleichen Herbst einige amerikanische Jährlinge ins Training nach Newmarket. Und unter diesen befand sich auch der Leamington-Sohn Iroquois, dessen Mutter eine Tochter von Australian war, die von Boston stammte. Der junge Hengst gewann vier seiner zwölf Rennen als Zweijähriger, und 1981 auch das Epsom Derby, St. ledger und die Prince of Wales Stakes zu Ascot. Damit war der amerikanische Vollblüter auch auf der Bühne der Welt angekommen.
Seit dem Zweiten Weltkrieg wuchs die amerikanische Zucht gewaltig an. Waren es 1945 für Amerika allein noch 5.819 registrierte Fohlen, so wurden 1975 bereits 27.569 gezählt. 1973, als es im Staat New York nur noch 115 Neugeborene gab, wurde ein Bonussystem ins Leben gerufen, dass 25% auf die gewonnenen Preisgelder, und weitere 15% an die Besitzer von Deckhengsten im Staat ausschüttete. Und weil führende Besitzer deswegen ihre Zucht von Kentucky, Florida und Kalifornien teils oder komplett nach New York verlegten, stieg dort die Geburtenrate innerhalb von fünf Jahren auf 600% an. Andere Staaten, auch in Europa, folgten bald diesem Beispiel und etablierten ähnliche Prämien. Auch Verluste aus Rennstall und Zucht konnten in den Staaten gegen andere Gewinne verrechnet werden. 1977 schlug sich das in 61.938 Pferden im Training nieder, für die im gleichen Jahr 68.826 Rennen zur Verfügung standen. Amerika gehörte jedoch auch zu den Ländern mit den höchsten Trainingskosten, und 1979 lag der Durchschnitt bei 40 Dollar pro Tag, während Spitzentrainer 55$ berechneten.
1977 hatten alle US-Bundesstaaten und sieben kanadische Provinzen Vollblutfohlen. In Delaware waren es drei, und Alaska vier, und die USA besaß die größte Vollblutpopulation der Welt. 1979 wurden mehr als die Hälfte aller Rennen, in denen Zweijährige keine Startberechtigung besaßen, über 1.200 Meter oder kürzer gelaufen, und die durchschnittliche Rennpreissumme analysierte Peter Willett mit 3.687 Dollar. Lediglich 1% aller nordamerikanischen Rennen führte über Distanzen zwischen 2000 und 2.400 Meter, doch gibt der gleiche Autor das durchschnittliche Preisgeld für diese Rennen mit 16.644$, und für die reine 2.400 Meter-Distanz mit 23.540 Dollar an. Somit fördert zwar das amerikanische Rennsystem die Kurzstrecke, bietet aber das meiste Preisgeld auch den 2000-Meter- und klassischen Pferden an.
Den höchsten Stand an registrierten Fohlen gab es in Nordamerika 1990 mit 44.143, wobei 3.139 in Kanada und 617 in Puerto Rico geboren wurden. 2014 summierte sich diese Gesamtzahl auf etwa 22.000. Für das gleiche Jahr nannte das „Fact-Book“ für Nordamerika 33.673 gedeckte Zuchtstuten; 1.650 registrierte Stallions; 46.289 Rennen, für die 1.211 Millionen Dollar zur Verfügung standen, während auf den Auktionen mehr als 14.500 Pferde durch den Ring gingen. Dort wurde in den vergangenen Jahren immer höhere Qualität verlangt, und die Züchter haben darauf reagiert, denn am unteren Ende ist kein Geld mehr zu verdienen. Äußeres Zeichen sind auch die seit mehreren Jahren im Spätherbst jährlich auf wechselnden Bahnen gelaufenen Breeders Cup-Rennen, deren Breeders Cup Classic mit derzeit sechs Millionen Dollar die höchste Dotierung dieser Millionen-Rennen besitzt.