Kitabı oku: «Aschaffenburger Schloss», sayfa 2

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Ende des XIV. Jahrhunderts wurde unter der Regierung Erzbischofs Johann II. der alte Streitturm des Schlosses, den man schon 1337 (33) zu bauen begonnen hatte, erhöht, der als einziger Ueberrest der ersten Anlage Zerstörung und Zeit überdauerte und später dem Neubau des Erzbischofs Schweickardt von Cronenberg (1605 - 1614) eingegliedert wurde. Sicherlich wird Kurfürst Johann II. die Befestigungen noch mehr verstärkt haben, damit er in seinen Kämpfen mit Thüringen und Hessen eine etwaige Belagerung besser aushalten konnte. Kurfürst Konrad III. (1419 - 1439) erweiterte die Burg abermals und stattete sie prächtiger und glänzender aus (34), auch schuf er 1430 eine neue steinerne Mainbrücke, da die alte, wie die Limburger Chronik berichtet, bei einem schweren Eisgange zerstört worden war. (35)

Unter seinem Nachfolger Theoderich von Erbach (1439 - 1459) erfuhren Stadt und Schloß neue Erweiterungen. (36) Er setzte den Ausbau des letzteren fort und sicherte es durch Anlage einer starken Mauer, die vorn am Main die tiefe Einsenkung sperrte, welche zwischen Schloßberg und der Anhöhe, auf welcher heute das Kapuzinerkloster liegt, von der Stadt aus allmählich nach dem Fluß zu abfällt und Viehberg genannt wurde.

In der Nähe der jetzigen Karlstraße fand sich in dem oberen Teile dieser starken und mit breiten Strebepfeilern versehenen Wehr der Rumpf einer Figur eingemauert. Da von unten nicht genau zu erkennen war, was das mutwillig von Steinwürfen beschädigte Stück zu bedeuten habe, ließ ich es aus seiner Umgebung vorsichtig herausbrechen, und bald kam der gut gearbeitete Torso einer männlichen Figur zutage, der von der Hüfte bis zum Oberschenkel erhalten war. Aus dem feinkörnigen Sandstein treten deutlich die Bauchmuskeln hervor, besonders plastisch aber ein Kranz von Weinblältern, der sich um die Hüften legt. Ueber die Entstehungszeit wird kaum etwas Genaues zu ermitteln sein, jedenfalls aber wurde die Figur schon bei Errichtung der Mauer als Baumaterial benutzt. Sie auf römischen Ursprung zurückzuführen und wegen des Weinlaubes etwa als Bacchus- zu deuten, wird kaum angehen, da die Werke, die aus dieser Periode am limes gefunden sind, in der Ausführung einen bedeutend handwerksmäßigeren Eindruck machen. Die einzige Möglichkeit wäre, ihre Anfertigung in romanische oder gotische Zeit zu versetzen und als Bruchstück einer Adamsfigur zu erklären. Diese mächtige Mauer, die unterhalb des Schlosses den Hohlweg hinabläuft, biegt am Main im scharfen Winkel nach Norden um, zieht an dem Ufer entlang und öffnet sich nach dem Viehberg in einem breiten spitzbogigen Tore, über dem man noch heute das steinerne Wappen des Erbauers erblickt. Ueber diesem ragen elf kräftige Konsolen aus der Wand hervor, auf denen einst ein Vorbau, eine sogenannte Pechnase ruhte. Während man jetzt auf der Mauer unter einem grünen Rebendache entlang geht, war dieselbe früher schräg abgedeckt und hinter ihr zog sich der Wehrgang hin, auf dem die Verteidiger standen und durch schmale Schießscharten den Gegner mit ihren Geschossen überschütteten. (37)

Steile Felsen bildeten weiter stromab genugende Befestigung für das dahinterliegende Gelände, das der „Schutz“ genannt wurde, die Mauer begann erst wieder da, wo jetzt der kleine Pavillon (ehemals ein Turm) steht, und lief als Stickelzaun zum Dingstalltor, hinter dem sich auch nach und nach Ansiedler niedergelassen hatten. (38) In dieser Zeit berief Kaiser Friedrich III. einen Reichstag nach Aschaffenburg (1447), da er zur Erreichung seiner Pläne Erzbischof Dietrich von Mainz brauchte. (39) Aeneas Sylvins Piccolomini, der spätere Papst Pius II., weilte Camals als Abgesandter des Kaisers hier und wird gewiß als Gast im Schlosse während seines Aufenthaltes gewohnt haben. (40)

Das Jahrhundert ging zur Neige, viel hatte die Stadt in den unruhigen Zeiten zu erdulden, aber die härtesten Prüfungsjahre standen ihr noch bevor. Im Bauernkriege zogen die Kriegshaufen, an der Spitze Goetz von Berlichingen und Metzler, von Miltenberg durch das Modautal gegen Aschaffenburg. (41) Hier belagerten sie den Statthalter Erzbischofs Albrecht von Brandenburg (1514 - 1545) Wilhelm, Graf von Hohenstein, die Einwohnerschaft selbst half dem Feinde die Stadt einnehmen, zwang Wilhelm die vorgelegten Bedingungen und zwölf Artikel zu unterzeichnen, und Bürger und Bauern praßten gemeinsam in den geistlichen Häusern und Pfarrhöfen: später verhandelte man wegen der Brandsehatzung. (42) Wenn Kittel und Lübke angeben, das Schloß sei damals bis auf die Grundmauern zerstört worden (43), so irren sie, denn Goetz selber hatte den Räten des Statthalters, die ihn um Vermittelung angingen, zugesichert, er werde dem Stifte keinen Schaden zufügen, wenn er ihm freilich auch nichts nützen könne. (44) Noch stand der Bau, der allmählich durch Anbauten und Erweiterungen immer größer und stolzer geworden war, der dem Simon Lemnius, bekannt durch seine Händel mit Luther und durch Lessings trefflich geschriebene Rettung die schwülstigen Verse entlockte: (45)

„Kühn und gebietend erhebt sich der Bau zu ätherischen Räumen,

Läßt Pyramiden zurück. glänzender Könige Werk!

Dir weicht Memphis und Ilion Dir, und das reiche Mykene,

Schweigend vor Dir in den Staub, sinket neronische Pracht,

Weithin blickt Dein Fürst auf segenbeladene Felder.

Unter dem stampfenden Fuß strömet in Fülle der Most.

Kaum im Hetrurien wächst der Reichtum schwellender Trauben,

Selber Methymna rühmt minderer Fülle sich nur.

Hügel hinan reift köstlicher Wein, dem Falerner vergleichbar -

Deutschem Gelände entquillt, herzerfreuend der Saft

Vor Dir strömt in der Tiefe des Mains sanft gleitende Welle.

Dessen gewundener Lauf weite Bezirke bespült;

Doch so herrlich geschmückt, stolz ragend empor zu den Wolken,

Bist Du an Größe doch nicht gleich dem erhabenen Herrn!

Von diesem Wunderwerke, das keineswegs erst eine Neuschöpfung Erzbischofs Albrecht von Brandenburg war, wie man bisher annahm, sondern sich allmählich durch die Jahrhunderte zu diesem Umfange entwickelt hatte, ist nun auch eine Zeichnung wiedergefunden, (46) die das alte Schloß, wie es bis 1552 gestanden, darstellt und von Veit Hirsvogel dem Jüngeren herrührt. (47) Sie gehört zu der Sammlung des 1798 in Bamberg geborenen Kunstfreundes Joseph Heller, der wahrscheinlich ein Verwandter des bekannten Nürnberger Patriziers und Tuchhändlers Jakob Heller war, welcher 1500 nach Frankfurt am Main übersiedelte und dort 1509 für die Dominikanerkirche das herrliche, von Albrecht Dürer gemalte Altarwerk und den aus sieben überlebensgroßen Figuren bestehenden Kalvarienberg auf dem Domkirchhofe stiftete. (48) Vielleicht fuhr der junge Maler damals mit seinem Gönner zu Schiff von Nürnberg nach Frankfurt zur Messe, er zeichnete das imposante Bild des mächtigen Schlosses, und Jakob Heller erwarb die Skizze, die später in den Besitz seines Verwandten überging. Sieht man von dieser Möglichkeit ab, so kann letzterer auch das Blatt in Nürnberg gesehen und erworben haben, als er seine Sammlung anlegte. Das Eine ist gewiß, daß die Entstehung dieser bisher einzigen Abbildung des alten Aschaffenburger Schlosses in die Zeit nach 1500 fällt; stilistisch ist sie wohl sicher nach 1520, vermutlich erst zwischen oder 1540 anzusetzen, da die reine Landschaftszeichnung in Deutschland erst durch Albrecht Dürer aufkam, dem dann Altdorfer mit dem ersten Landschaftsölbilde (in München) nachfolgte. Oben über der Zeichnung steht:

„Das ist Aschennburg, do der Bischoff von Menz hoff helltt. Leigtt am Mein.“

Genau an derselben Stelle, wo die heutige Johannisburg Schweickardts steht, erblicken wir den gewaltigen Bau, der die Stadt weit überragt.(49) Vorn links am Mainufer zieht sich die vorhin erwähnte Mauer des Erzbischofs Theodorich entlang, die noch heute erhalten ist, auch das runde Ecktürmchen mit dem spitzen Helm ist noch jetzt, wenn auch nur in seinem unteren Teile sichtbar. Die sich hier anschließende zinnenbekrönte Wehr ist abgetragen, nur noch ein Stück dicht über dem Erdboden hat man stehen gelassen und später da, wo einst diese untere Mauer hinlief, eine Straße (heute Suicardusstraße angelegt. Im Vordergrunde auf einer kleinen Insel stehen verschiedene Fachwerkgebäude, die zu einer Mühle gehörten, deren Räderwerk und sinnreiche Konstruktion schon dem Nürnberger Arzt Hieronymus Münzer auffiel, als er 1495 bei einer Reise nach Würzburg hier durchkam (50). In seinem weiteren Bericht über Aschaffenburg sagt er, daß die auch sonst mit stattlichen Gebäuden gezierte Stadt vor allem wegen des herrlichen Schlosses einen Namen habe.

Und betrachten wir die Hirsvogelzeichnung, so begreifen wir dies vollsläridig. Ueber der Verlängerung der alten Stadtmauer, die an ihrem linken Ende mit einem Turme abschließt und von da im schrägen Winkel auf die Mauer, die ich im folgenden als Theodorichmauer bezeichnen werde, stößt (51), erhebt sich das Schloß in malerischem Gewirr von hohen und niederen Gebäuden, großen und kleinen, runden und eckigen Türmen, die wieder mit lustigen Anbauten verziert sind. Alles überragt ein schwerer, massiger Bergfrit, oben ebenfalls mit kleinen Türmchen geschmückt, über denen sich das steile gotische Dach erhebt. Das ist der alte Geselle, der trotzig die Jahrhunderte überdauerte und noch heute im Hofe des neuen Schlosses steht. Nicht war er, wie man früher annahm, ein Turm der alten Stadtmauer (52); er sollte vom kurfürstlichen Vizedom bei Belagerung besetzt werden, um Stadt und Burg auf der schwächeren, nordwestlichen Seite vor Ueberfällen zu schützen. (53) Im Jahre 1337 (54) hatte ihn der abgesetzte Kurfürst Heinrich III. zu bauen angefangen, durch Johann II. war er Ende des XIV. Jahrhunderts erhöht und von Theodorich 1450 oben im gotischen Stile ausgebaut worden. Damals erhielt er auch die Ecktürmchen, denen erst eine spätere Zeit die spitzen Dachhelme nahm und sie durch geschweifte ersetzte. Wie ein echter Bergfrit besaß er kein Tor zu ebener Erde, nur im oberen Teile befand sich ein Zugang, der mittelst einer beweglichen Leiter erreicht werden konnte. Der Raum zur ebenen Erde enthielt Schlafgemächer und Vorratskammern. (55) Der Keller diente als Verließ und Aufbewahrungsort von Trinkwasser, das durch eine Oeffnung im Fußboden emporgewunden wurde. Zur Linken des Baues sieht man auf der Zeichnung die Mauer, die Theodorich den Viebberg hinauf errichten ließ, und weiter hinten, an den Nordostturm des Schlosses anschließend, die, welche sich um das Stadtviertel der Agathakirche herumzog. Rechts erblickt man die Stadt (56) mit ihren Fachwerkgiebeln und Wänden, mit ihren Dächern und Kirchtürmen und weit im Hintergrunde die waldigen Höhen des Spessarts. Hier weilte der Mainzer Erzbischof, Albrecht von Brandenburg, lange Jahre, nachdem er sich aus dem protestantisch gewordenen Halle zurückgezogen hatte, hier sann er seinem Leben nach, in dem Luther eine so bedeutende Rolle gespielt hatte, und suchte den Frieden seiner unruhigen Seele im stillen Schauen des weiten Landes, des ruhig dahinziehenden Flusses: sein künstlerischer Sinn umgab sich mit den Werken eines Grünewald und anderer Meister, wie Beham und Glockendon, die seine Gebetbücher mit unendlichar Liebe und Phantasie schmückten (57), die mit einer bewundernswerter Ausdauer seine Schöpfungen für die Kirche schufen; hier gab er am 24. September 1545 seinen nimmermüden Geist auf, und die leise rauschenden Wasser des Main, denen er so oft in tiefem Grübeln und Denken nachgeschaut, die in ihrem ewigen Kommen und Gehen ihn an die Vergänglichkeit alles Irdischen mahnten, trugen den jetzt so stillen Mann, dessen Leiche auf dem schwarzverhängten Schiffe aufgebahrt stand, hinab in die alte Stadt, durch die er einst in jungen Tagen in strahlendem Glänze gezogen war. (58)

Unter Albrechts Nachlolger, dem Kurfürsten Sebastian wütete der schmalkaldische Krieg im Mainzer Gebiet, das verbündete Heer brannte 1546 einen Teil von Aschaffenburg nieder und plünderte Kirchen und Klöster der ganzen Umgebung: auch die kurfürstlichen Schlösser wird man dabei nicht verschont haben, da der Besitzer sich weigerte, die 40000 fl. Brandschatzung zu erlegen. (59) Die unruhigen Jahre wollten kein Ende mehr nehmen, Truppendurchmärsche und Einquartierungen von Freund und Feind wechselten miteinander ab, alles lebte in steter Sorge und Aufregung, endlich rückte das Jahr 1552 heran, das das größte Unglück über unsere Stadt bringen sollte. Sie wurde vom Grafen von Oldenburg besetzt, auf des Markgrafen Albrecht von Brandenburg Geheiß plünderte das Soldatenvolk das kurfürstliche Schloß und als alles fortgeschleppt war, was irgendwie Wert besaß, warf man im rohen Uebermute die Brandfackel hinein, und die gierig züngelnden Flammen vernichteten in lodernder Glut in wenigen Stunden alles, was Menschenhände durch Jahrhunderte mit Mühe und Fleiß errichtet hatten. (60)

Als der Laurentiustag zur Neige ging, war das Zerstörungswerk beendet; aus der rauchenden Trümmerstätte, die sich in den dumpfmurmelnden Wassern wiederspiegelte, ragte starr und unverrückbar, wie ein warnendes Mal, ein einziger Zeuge alter Pracht und Herrlichkeit aus dem schwelenden Schutt - der alte Turm! –

ZWEITER TEIL.

DER NOTBAU. 1556-1606.

(Das sogenannte „Alte Schloß“)

Im Jahre 1554 wurde endlich der streitsüchtige Markgraf Albrecht von Brandenburg-Kulmbach, nachdem er schon vorher (9. Juli 1553) von Moritz von Sachsen bei Sievershausen besiegt und bald darauf in die Reichsacht erklärt war, von den verbündeten Fürsten auf der Heide zwischen Volkach und Kissingen derart geschlagen, daß er nach Frankreich fliehen mußte, wo man ihm ein Jahrgeld ausgesetzt hatte. Nach allen den Streitigkeiten der letzten Jahre und besonders durch den Markgräfler Krieg war die Sehnsucht nach Frieden, zumal bei den schwer betroffenen geistlichen Herren immer lebhafter geworden und alles wünschte einen „allgemeinen, von jeder Zeitbegrenzung unabhängigen Religionsfrieden herbei. Erleichtert atmete Deutschland auf, als endlich zu diesem Zwecke am 5. Februar 1555 der Reichstag in Augsburg zusammentrat der die Grundlage der weiteren politischen und religiösen Entwickelung des Reiches werden sollte.

Auch in das Mainzer Gebiet, das in der letzten Zeit so viel erlitten, zog wieder Ruhe und Ordnung ein, langsam erholte sich das Land und nach und nach entfaltete sich aufs neue der einstige Wohlstand, den harte Kriegsjahre erbarmungslos vernichtet hatten.

In Aschaffenburg ward wieder aufgebaut, was das Feuer und die rohe Soldateska zerstört hatten, nur das Schloß blieb als trauriger Schutthaufen liegen; vor ihm stand 1566 der Graf von Zimmern, als er auf seinen Reisen die Stadt berührte und verwünschte in derben Worten den Urheber all dieses Frevels. Er nennt es die „herrlich alt reichscanzlei, die nimmer mag widerum restaurirt werden, und schad, fährt er fort, daß der Ursach halb ime (d. h. hier dem Markgrafen

Albrecht) sein schandlichs Haupt nit ist mit einem Britt abgestoßen worden“. (61)

Keine Hand fand sich, die es wagte, die ausgebrannten Mauern und Wände in altem Glanze wieder erstehen zu lassen. Wer hätte auch nach allen den Brandschatzungsgeldern, den Unsummen, die die ständigen Einquartierungen erforderten, an einen solchen Plan überhaupt denken mögen! Und den schon genug geplagten und ausgesaugten Bürgern noch neue Lasten aufzuerlegen, wäre jetzt ein Frevel gewesen, der sich gewiß bitter gerächt hätte!

Man mußte also einen Ausweg suchen, damit der Erzbischof wie in alten Zeiten die Sommermonate seine Residenz in Aschaffenburg aufschlagen konnte.

Aus der Zeit Albrechts von Brandenburg waren zwischen der alten Stadtmauer, die sich oben auf der Anhöhe parallel mit dem Maine hinzog und der Webergasse, ungefähr da, wo heut das Kornhäuschen und das Kastanienwäldchen stehen, mehrere Gebäude erhalten, die Oekonomie und Verwaltungszwecken dienten, ferner auch Räume für Hofbeamte in sich schlossen. (62) Diese fing man an auszubauen und würdiger herzurichten, damit in ihnen, wenn auch nur notdürftig, die Erzbischöfe Hof halten konnten.

Leider lagen sie nicht geschlossen zusammen, da hier seit früherer Zeit längs der Stadtmauer schon verschiedene stiftische und andere Häuser aufgeführt waren, die Albrecht zwangen, seine Bauten in die noch freien Parzellen einzufügen. (63) Jetzt empfand man das hinderlich, und im Interesse des ungestörten Verkehrs zwischen den einzelnen im Umbau begriffenen Gebäuden ging man daran, die am meisten im Wege stehenden den ursprünglichen Besitzern abzukaufen. So belehrt uns eine Urkunde vom Jahre 1556, daß der damalige Erzbischof Daniel ein Haus samt Hof kaufte, welches bereits 1368 der Stiftsvikar des St Michaelisaltars Johannes Borich zur Anschaffung und Unterhaltung einer ewigen Lampe am Kapitelhause im Kreuzgang dem Stift zu Aschaffenburg vermacht hatte, von dem es der Kurfürst erwerben wollte. (64) Ausdrücklich wird hier gesagt, daß er es nur deshalb kaufte, um eine Verbindung zwischen den neuen von Albrecht errichteten Baulichkeiten zu haben, nachdem, wie hinzugefügt wird, das Schloß niedergebrannt war. (65)

Aber mit dem Ankauf dieses einen Hause war der Zweck noch nicht völlig erreicht. Schon im Jahre 1557 hören wir von einem ähnlichen Geschäft. Diesmal handelt es sich um das Besitztum des Hans Leonhardt Kottwitz von Aulenbach, der letzteres erst kurz vorher mit allen seinen Gerechtigkeiten von den Gebrüdern von Vechenbach erstanden hatte. (66) Bereits am 28. Juni desselben Jahres tauschte Kottwitz dies gegen ein anderes um, das dem Erzbischof in Klingenberg gehörte, wo er selbst Amtmann war und Daniel kam so in den Besitz des Hauses, das nach den mehrmaligen Angaben in den Pergamenten „neben dem Newen Baw gegenn dem Schloß zu gelegen war (67).

Stets wird von dem „Neubau“ gesprochen, der unweit des zerstörten Schlosses lag, so daß die Ansicht, daß letzteres nach dem Brande wieder aufgerichtet wurde, zu verwerfen ist (68).

Bald nach 1557 scheint das Werk fertig gewesen zu sein. Daniel und seine Nachfolger wohnten wieder zur Sommerzeit hier in diesem Notbau, der also nur aus einem Komplex ursprunglich anderen Zwecken dienender Gebäude bestand, und den ich deshalb Notbau genannt habe.

Die Jahre gingen dahin, die Erzbischöfe auf dem Mainzer Stuhl wechselten, jeder aber weilte wenigstens ein paar Monate in Aschaffenburg. 1601 starb Kurfürst Wolfgang in dem neuen Schlosse und in lebendigen Farben schildert das alte Stiftsprotokoll die Feierlichkeiten seines Leichenbegängnisses. (69)

Unter der Regierung des Erzbischofs Srhweickardt von Kronenberg begann für Aschaffenburg eine neue glänzende Periode. Dieser Kurfürst entstammte dem schon im 12. Jahrhundert bekannten Geschlechte der Eschborn, das sich später nach seiner Burg am Rande des Taunus von „Cronenberg“ nannte, in der er am 5. Juli 1553 geboren wurde. Da er sich dem geistlichen Berufe widmen sollte, ging er nach Rom, Studierle dort am Collegio Germanico und kehrte dann in die Heimat zurück, nachdem er Herz und Auge an den Schätzen der ewigen Stadt gebildet und verfeinert hatte. Von Stufe zu Stufe, von Würde zu Würde, trug ihn seine Laufbahn empor; schon am 17. Februar 1604 wurde er zum Kurfürsien gewählt und bald darauf vom Fürstbischof Julius von Würzburg und dem päpstlichen Nuntius Cariolano in die Martinsburg zu Mainz eingeführt. (70) Als er zum erstenmale Aschaffenburg besuchte und die kleinen und winkligen Gemächer seiner Residenz betrat, als er nach jener Stelle sinnend hinüberblickte, wo noch der alte Turm unnahbar stolz über den Trümmern thronte, damals vielleicht schon stieg in seinen Gedanken, die sich im Süden an das Große und Erhabene gewöhnt hatten, denen deutsche Traulichkeit fremd geworden war, ein erster Plan auf, über diesen Schutthaufen ein neues Schloß zu errichten, das an Glanz und Pracht das alte noch überstrahlen sollte.

Kaum ein Jahr verging und der Plan war zur Tat geworden. Den Main hinab ziehenn schwerbeladene Steinkähne, unten am Ufer vor der alten Brandstätte knarrt ächzend der langarmige Krahn, der die schweren Quadern aus den Schiffsbäuchen herauswindet, unter lautem Zuruf und Peitschenknall schleppen kräftige Pferde das Material an seinen Bestimmungsort, und Mauern steigen aus der Erde auf, die für die Ewigkeit gebaut zu sein scheinen. (71)

Am 17. Februar 1614, am zehnten Jahrestag seiner Erwählung zum Kurfürsten bezog Schweickardt bereits den Neubau, jetzt war endlich „der jämmerliche Anblick“, den, wie Ridinger (72) schreibt, das Vaterland lange Jahre betrauert und beklagt hatte, verwischt, und die Erzbischöfe von Mainz, die sich lauge „mit ihrer Hofhaltung außerhalb in einem geringen Werk hatten aufhalten müssen“, (73) besaßen wieder eine würdige Residenz. Der Neubau in der Webergasse stand nun verlassen da, die einzelnen Gebäude wurden wie vor dem Jahre 1556 zu verschiedenen Zwecken benützt, nur noch einmal hören wir, in einer kurzen Notiz vom 17. September 1673 etwas von ihm. An diesem Tage entstand hier nachmittags gegen 2 Uhr eine Feuersbrunst, die fast die Häftie desselben in Asche legte (74), endlich fiel er unter der Regierung Friedrich Karl Joseph‘s von Erthal 1783 der Zeit und ihren neuen Ideen zum Opfer, und da, wo er einstmals gestanden, blühen heute Kaslanienbäunie. (75).

Dies ist in kurzen Zügen die Geschichte des Gebäudes, von dem man bisher altgemein glaubte, daß es das ursprünglich alte Schloß gewesen sei. (76)

Wie schon zu Anfang angedeutet, hatte man für diese Ansicht zwei Stützpunkte. Einmal den alten Stadtplan von Merian (77) und dann den Prospekt in dem Kupferstichwerke Ridingers. (78) Auf beiden Blättern steht an der bezeichneten Stelle in der Webergasse „das alte Schloß“. Es war daher für jeden, der ohne genauere Prüfung die Frage behandelte, von vornherein abgemacht, daß sich hier das ursprüngliche und erste Schloß befunden habe. Die einen waren der Ansicht, an dieser Stelle habe einst die sagenhafte Ravensburg gestanden, andere meinten, erst Adalbert habe 1122 ebenda seine Burg errichtet, die 1552 im Markgräfler Krieg zerstört wurde, einigen stieg aber doch hierbei ein leiser Zweifel auf: sie vermochten den alten Turm nicht unterzubringen. Man half sich, indem man ihn zu einem Stadtturm der alten Mauer machte, der dann freilich die übrigen hinsichtlich seiner Größe bedeutend übertraf.

Auch dies suchte man zu erklären: an der einem feindlichen Angriff besonders ausgesetzten Stelle war größere Höhe und Stärke von vornherein erforderlich. Eine weitere Ansicht ging dahin, Albrecht von Brandenburg hätte sich da, wo der alte Turm steht, ein eigenes neues Schloß errichten lassen, welches dann 1552 wieder gefallen sei. Die diese Idee vertraten, hielten aber auch den Notbau für die älteste Anlage.

Wie ich nun vorhin dargelegt habe, sind alle diese Erklärungen irrig, das alte, ursprüngliche Schloß, das also von dem von mir als Notbau bezeichneten zu trennen ist, lag von Anfang an genau da, wo das heutige steht; vielleicht gingen seine ersten Anfänge schon in karolingische Zeit zurück und Otto von Schwaben errichtete sein „castrum“ auf den alten Fundamenten. Soviel ist gewiß, daß es sich seit 1122 auf der bezeichneten Stelle unter den verschiedenen Erzbischöfen allmählich vergrößerte, bis es unter dem Brandenburger den Glanz und Umfang erreichte, den die Zeitgenossen im Liede gepriesen haben. Nach seiner Zerstörung im Jahre 1552 wurde der Bau in der Webergasse eine notdürftige Residenz, die später mit Recht „das alte Schloß“ genannt werden konnte, weil in der Zwischenzeit das neue Schloß des Erzbischofs Schweickardt errichtet und das eigentliche alte Sehloß 1552 niedergebrannt worden war.

Fassen wir zum Schluß noch einmal die Beweise zusammen, die mich zu der von der bisherigen Meinung abweichenden Auffassung zwangen, so sind es kurz folgende:

1. Der alte Turm, der schon 1339 zu bauen begonnen wurde.

2. Die Hirsvogelzeichnung, die die früheren Geschichtsschreiber nicht kannten.

3. Die Urkunden über verschiedene Häuserankäufe in der Webergasse, die das sogenannte alte Schloß als Neubau bezeichnen.

4. Bedeutende Mauerreste von 2 - 3 m Stärke, die sich ca. ½ m unter dem Boden, auf dem das jetzige Schloß steht, kreuz und quer hinziehen und Reste des alten Schlosses sind. (79)

5. Endlich die natürliche Lage; man baute eine Burg nicht mitten, sondern am Rande einer Anhöhe, um so dem Feinde den Aufstieg möglichst zu erschweren.

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