Kitabı oku: «How to Get Shit Done», sayfa 3

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Hindernisse

Im Gegensatz zu einer Straßensperre lässt sich ein Hindernis in der Regel umfahren. Mangelndes Selbstvertrauen kann sich genauso hinderlich anfühlen wie der Nichtbesitz eines Hochschulabschlusses, aber immerhin können Sie daran arbeiten (und dabei in viel weniger Zeit Fortschritte machen, als Sie für ein Bachelorstudium bräuchten). Es fällt uns schwer, den Job zu wechseln, nachdem wir uns in einer Tätigkeit eingerichtet haben, selbst wenn unsere besonderen Stärken nicht wirklich zur Geltung kommen.

Offene Straßen

Trotz all dieser Straßensperren und Hindernisse werden Sie vermutlich auch einigen offenen Straßen begegnen. Ihre freie Zeit gehört in Wahrheit Ihnen. Wenn Sie wissen, dass Sport Ihnen guttut und Ihnen hilft, Stress abzubauen, sollten Sie dafür in Ihrem Kalender Platz machen, auch wenn die Netflix-Episode dran glauben muss. Wenn Sie nicht für jede zusätzliche Aufgabe die Hand heben, heißt das noch lange nicht, dass Sie keine Teamplayerin sind; es bedeutet lediglich, dass Sie sich vor dem Burn-out schützen.

Was werden Sie tun? (P steht für Produktivität)

Was ist überhaupt Produktivität? So viel wie nur möglich verdienen? Die längste Aufgabenliste abarbeiten? Das »Oxford English Dictionary« sagt, Produktivität sei »der Zustand oder die Eigenschaft des Produktivseins«, um sogleich anzuschließen: [Produktivität ist] die Effektivität produzierender Tätigkeiten insbesondere in der Industrie, gemessen als Output pro Input«. Auf den ersten Blick scheint diese Definition das Streben nach immer mehr und noch mehr zu favorisieren. Und unsere Kultur legt den Schwerpunkt sicherlich auf die Schinderei. Auf den zweiten Blick aber – »gemessen als Output pro Input« – gemahnt sie uns daran, dass wir nur dann von Produktivität sprechen können, wenn sich die Mühe, die wir in die Erreichung unserer Ziele stecken, auch auszahlt. Es geht um Output in Relation zum Input.

Ihr Gehirn signalisiert besetzt.

Vieles spricht dafür, dass Sie im Job damit, dass Sie sich halb umbringen, indem Sie immer mehr und noch mehr in Ihren Kalender stopfen, gerade keine Pluspunkte sammeln, sondern im Gegenteil Ihre Fähigkeit reduzieren, sinnvolle Arbeit zu leisten. Zahlreiche Studien aus dem Bereich der Gehirnforschung haben untersucht, was in unserem Gehirn passiert, wenn wir aktiv und fokussiert einer Tätigkeit nachgehen oder aber wenn wir uns im Wachzustand ausruhen. Wir alle wissen, wie wichtig ausreichender Schlaf für unsere körperliche und mentale Gesundheit ist (auch wenn wir unsere Prioritäten nicht immer danach setzen). Besonders unser Gehirn braucht Schlaf, um gut zu funktionieren. Nicht nur Schlaf ermöglicht es uns, unsere geistigen Batterien wieder aufzuladen, sondern auch die Ruhe im nichtschlafenden Zustand. Im Verlauf des Tages wechseln wir auf natürliche Weise zwischen Phasen der aktiven Beschäftigung und Perioden des Abschaltens. Letzteres muss nicht heißen, dass wir uns auf dem Sofa ausstrecken – wir können auch einfach aus dem Fenster schauen, vor uns hinträumen, unseren Gedanken freien Lauf lassen oder ohne Kopfhörer spazieren gehen. All diese Formen des Abschaltens erlauben unserem Gehirn, das »Default Mode Network« (Ruhezustandsnetzwerk), wie die Neurowissenschaftler sagen, zu aktivieren. In dieser ungemein wichtigen Phase bleibt das Gehirn nicht untätig, sondern synthetisiert Daten, spielt mit Informationen und löst Probleme. Mit Mitteln der Gehirnkartierung lässt sich zeigen, dass die Synapsen besser feuern, sobald wir eine Arbeitspause einlegen. Das mag jenes »Aus-heiterem-Himmel«-Gefühl erklären, das wir haben, wenn uns unter der Dusche plötzlich eine Idee kommt. Sie kommt scheinbar von nirgendwoher, aber in Wahrheit konnte unser Gehirn, während wir singend unter der Dusche standen, in den Default-Modus wechseln und die Lösung zu einem Problem finden, das wir nicht zu lösen vermochten, solange wir ihm unsere volle Aufmerksamkeit widmeten.

Nun will ich damit nicht sagen, dass Sie auf alle konzentrierte Arbeit verzichten sollen, sondern nur, dass mehr davon nicht unbedingt mehr bringt. Eine an der Florida State University erstellte Langzeitstudie kam zu dem Ergebnis, dass die meisten Menschen sich maximal eine Stunde lang vollkommen auf eine Sache konzentrieren können und dass selbst die wahrlich Begabten – wie Hochleistungssportler, Musiker oder Schriftsteller – höchsten vier Stunden am Tag produktiv arbeiten können. Ohne Pausen und genug Schlaf droht ein lähmendes Burn-out. Das gilt für Männer und Frauen gleichermaßen, aber wenn Sie berücksichtigen, wie viel weniger Frauen davon profitieren, dass sie sich überarbeiten, werden diese Resultate noch viel eindrücklicher.

Vergessen Sie nicht P und O!

Wie können wir Produktivität noch anders sehen? Wenn wir wissen, dass der Wunsch nach Lob und Anerkennung oder die Jagd nach Zielen, die nicht unsere eigenen sind, die Gefahr eines Burn-outs erhöhen, welche Alternativen haben wir dann? Wie ist es um die Chance bestellt, für uns selbst zu entscheiden? Ich werde Sie bitten, auf das Gelernte zurückzukommen, nachdem wir P für Persönlichkeit untersucht haben. Und wenn Sie dann über O für Ort gelesen haben, werde ich Sie bitten, sich Gedanken zu den konkreten Herausforderungen zu machen, mit denen Sie sich als Mensch und Frau konfrontiert sehen.

Im Verlauf dieses Buches werden Sie Ihre eigene Definition davon entwickeln, was es heißt, wirklich produktiv und nicht bloß geschäftig und fleißig zu sein. Wenn Ihre Selbstachtung nicht vom Stolz Ihrer Mutter über Ihren Jobs oder von Ihrer offiziellen Leistungsbewertung abhängen soll, was gibt es dann noch für Möglichkeiten? Ist es Begeisterung für Ihre Tätigkeit? Ist es Ihr eigener Stolz auf das, was Sie leisten? Wie wäre es, wenn wir uns eng auf das fokussieren würden, was uns bislang glücklich gemacht und unserem Leben einen Sinn verliehen hat? Für viele Frauen gehört es zum Schwersten, Zeit und Energie von den zermürbenden Aufgaben in ihrem Leben abzuziehen. Gewohnheiten lassen sich nur schwer brechen – besonders, wenn es um Gewohnheiten geht, die andere glücklich machen.

In jedem der folgenden Kapitel werden wir in die umrissenen Konzepte tiefer eintauchen. Wir werden die Schritte durchgehen, die notwendig sind, um uns ein klares Bild von Ihnen und Ihren Zielen zu machen, und etwas von dem nutzlosen Unrat wegräumen, der Ihnen den Weg verstellt. Anschließend werden wir Ihre authentische Produktivität in einer Art und Weise steigern, die Ihnen Kraft gibt, anstatt sie Ihnen zu rauben.

Sind Sie bereit? Dann lassen Sie uns beginnen!

Ran an die Hanteln!

Im Verlauf des Buches werde ich Sie am Ende der meisten Kapitel bitten, eine Pause einzulegen und selbst etwas zu tun. Sie werden Ihre Ziele definieren, sich überlegen, was Sie aus dem Weg räumen müssen, um diese Ziele zu erreichen, und Ihre Zeit so organisieren, dass Ihr Kalender Ihnen eine Stütze und keine Last ist. Immer wenn Sie »Ran an die Hanteln« sehen, ist es Zeit, sich Gedanken darüber zu machen, was Ihnen dieses Kapitel sagt und was daraus für Ihr Leben folgt. Vielleicht möchten Sie die Übungen auch überspringen, um sie nachzuholen, nachdem Sie das Buch zu Ende gelesen haben. Ich bitte Sie jedoch, das Buch in der vorgegebenen Reihenfolge durchzugehen, bauen doch die einzelnen Kapitel und Lektionen aufeinander auf. Viele Übungen sind eher kurz – wenn ich Sie beispielsweise bitte, sich zu drei oder vier Fragen ein paar Notizen zu machen. Eine Ausnahme bildet dieses 1. Kapitel, in dem es darum geht, überhaupt erst einmal festzustellen, wer Sie sind. Sie können Ihre Antworten entweder direkt in das Buch schreiben oder, wenn Sie mehr Raum benötigen, in Ihrem eigenen Notiz- oder Tagebuch arbeiten.

P

Jetzt kommen wir zur Sache. Weil P für Persönlichkeit steht, wollen wir uns anschauen, wer Sie wirklich sind, und Ihr POP-Persönlichkeitsprofil erstellen. Das wird nicht unbedingt ein Spaziergang werden. Wir sprechen hier nicht über Ihr Profilbild bei Twitter – jenes von Ihrem letzten Urlaub, wo sie so braun gebrannt und ausgeruht aussehen, und sei es auch nur wegen der drei Filter, die Sie darübergelegt haben. Wir wollen pickelgetreue Ehrlichkeit, wer Sie sind und was Sie wollen. Aufrichtigkeit bezüglich dessen, was Sie antreibt, ist Voraussetzung dafür, dass Sie bekommen, was Sie sich vom Leben erhoffen. Wie schon gesagt, lassen wir Frauen uns besonders leicht von den Bedürfnissen und Wünschen der Menschen um uns herum wie Familie, Freunde und Vorgesetzte vom Kurs abbringen, und deshalb müssen wir uns besondere Mühe geben, den Blick auf unsere eigenen Wünsche zu lenken. Nehmen Sie sich Zeit, lassen Sie Ihre Gedanken fließen und notieren Sie Ihre Antworten, ohne sich selbst zu bewerten.

Wenn Geld kein Thema wäre, wie würden Sie dann Ihre Zeit verbringen? Beschreiben Sie in Stichpunkten einen idealen Tag.

Was macht Sie stolz?

Wann möchten Sie sich am liebsten im Bett verkriechen?

Was macht Sie eifersüchtig?

Was motiviert Sie – Geld, Anerkennung?

Wann möchten Sie hinschmeißen?

Möchten Sie nach einem anstrengenden Tag lieber allein oder in Gesellschaft sein?

Worauf reagieren Sie mit Neid?

Wann finden Sie sich selbst toll?

Wie hat das Familienleben Sie geprägt?

Wenn Sie sich mit drei Begriffen beschreiben sollten, welche wären das?

Wann fühlen Sie sich am gesündesten?

Wie oft vergleichen Sie sich mit anderen?

Wann fühlen Sie sich am kreativsten?

Wem wollen Sie es recht machen?

Was raubt Ihnen Energie?

Würden Sie lieber führen oder geführt werden?

Was ist Ihre beste Eigenschaft?

Was ist Ihre schlechteste Eigenschaft?

Was zieht Sie mehr an, das Vertraute oder das Neue?

Was macht Sie glücklich und zufrieden?

Was macht Sie unglücklich oder unzufrieden?

Ja, das ist eine lange Liste! Lassen Sie sich Zeit, machen Sie sich Notizen, legen Sie sie zur Seite und kommen Sie später darauf zurück. Lassen Sie die Fragen sacken. Aber seien Sie mit Ihren Antworten nicht höflich. Niemand anderes braucht Ihre Notizen zu lesen. Spucken Sie also Ihre ehrlichsten Antworten aus! Lesen Sie, wenn Sie fertig sind, alle Ihre Antworten noch einmal durch. Beschreiben Sie in ein paar Sätzen, wo Sie sich gegenwärtig befinden.

Zum Beispiel so: »Ich brauche viel Zeit für mich allein, auch wenn mir meine Freunde sehr wichtig sind. Es macht mich stolz, dass andere mit ihren Problemen zu mir kommen, und meine beste Eigenschaft ist, dass ich auch unter Druck die Ruhe bewahre. Am glücklichsten bin ich, wenn ich ganz in meiner Arbeit aufgehe, und ich werde unruhig, wenn ich meinen Kalender nicht unter Kontrolle habe.«

Oder so: »Ich brauche viel Bestätigung. Es tut mir gut, andere zu kennen, die wie ich sind und eine ähnliche Arbeit haben. Ich bin glücklich, wenn die Menschen um mich herum glücklich sind. Ich bin nicht wild darauf, neue Dinge auszuprobieren, solange ich nicht weiß, wie gut ich darin bin.«

Behalten Sie diese Sätze – Ihre Vorstellung, wer Sie sind und was Sie wollen – im Kopf. Wir werden darauf zurückkommen, sobald wir zum POP-Effekt kommen.

O

Machen Sie sich ein paar Notizen dazu, wie sich Ihre Situation gegenwärtig für Sie darstellt. Keines dieser Details impliziert irgendeine Wertung – wir machen uns lediglich ein Bild von Ihrer Situation.

Wie sehen die Straßensperren, Hindernisse und offenen Straßen in Ihrem Leben aus? Haben Sie beispielsweise ein Studiendarlehen erhalten, das Sie noch zurückzahlen müssen? Gibt es Familienmitglieder, für die Sie sorgen müssen?

Wie viel Zeit bleibt Ihnen wirklich, um einfach nur das zu tun, was Sie selbst tun möchten?

Was steht Ihnen im Weg – worauf haben Sie Einfluss und worauf nicht?

Genießen Sie besondere Vorteile, wie beispielsweise eine Erbschaft, einen Job, der Ihnen viel Flexibilität bietet, oder einen gut vernetzten Mentor?

P

Beschreiben Sie Ihren idealen Tag. Beginnen Sie mit dem Augenblick des Aufwachens (brauchen Sie einen Wecker?) und enden Sie mit dem Einschlafen (in feinster Satin-Bettwäsche). Arbeiten Sie, sehen Sie Freundinnen, kommen Sie ins Freie? Stellen Sie sich einen Tag ohne Verpflichtungen vor – außer der, Ihren eigenen Interessen nachzugehen.

Schauen Sie jetzt in Ihren eigenen realen Kalender und greifen Sie sich einen typischen Tag aus den letzten Wochen heraus. Beschreiben Sie diesen Tag.

2. Kapitel – Das einzige Okay, das Sie brauchen, ist Ihr eigenes

Winnipeg, Frühjahr 1992: »Get up, stand up«

An einem ungewöhnlich warmen Frühlingstag in Winnipeg summte ich zur Emo-Musik im Autoradio auf dem Weg zu meiner besten Freundin Joshi leise mit. Es folgte laute Werbung, in der es um einen Comedy-Wettbewerb ging und darum, dass im Vorfeld dazu in wenigen Wochen im Yuk-Yuk – einem Comedy-Club in unserer Nähe – eine Probeveranstaltung stattfinden würde, auf der sich jeder und jede, die wollte, versuchen konnte. Ich weiß nicht, was in mich fuhr – obgleich ich ein großer Stand-up-Comedy-Fan war, war mir niemals zuvor der Gedanke gekommen, mich selbst auf die Bühne zu stellen –, aber als ich Joshis Haus erreichte, vibrierte ich nur so vor Energie und einem strahlenden neuen Projekt: Joshi und ich würden ein Skript verfassen und dann gemeinsam am Wettbewerb teilnehmen – nein, ihn gewinnen!

Verständlicherweise war Joshi ein wenig geschockt, als ich atemlos in ihrer Tür stand. Ein Stand-up-Comedy-Skript?? Sie zögerte einen Augenblick, aber dann nahm sie den ihr allzu bekannten Blick in meinen Augen wahr. Wenige Minuten später befanden wir uns, bewaffnet mit Stift und Papier, in ihrem Keller und sammelten Ideen.

Während der nächsten Wochen probten wir bei jeder sich bietenden Gelegenheit – nach der Schule, während des Mittagsessens, in den Zwischenpausen – und probten emsig an unseren groben, hoffentlich witzigen Sketchen. Ich hatte mich nie zuvor so lebendig gefühlt.

Als der große Abend näher rückte, polierten wir unser Skript und begannen, uns über die letzten Details klar zu werden, wie zum Beispiel: Was sollten wir anziehen?? Für uns, die wir von einer reinen Mädchenschule kamen, in der wir jeden Tag mit Uniform zu erscheinen hatten, war die Kreation des perfekten Outfits total aufregend. Sexy, aber nicht zu sexy. Sympathisch. Nahbar. Witzig?

Als wir (mit gefälschten Ausweisen in der Hand) den Club betraten, fühlten wir uns dementsprechend gut. Wir waren an diese Aufgabe herangegangen, wie wir es mit jeder Chemieprüfung machten: vorbereiten, vorbereiten, vorbereiten! Nichts in unserem bisherigen Leben hatte uns jedoch darauf vorbereitet, vor einem leibhaftigen zahlenden Publikum zu stehen, das gekommen war, um sich unterhalten zu lassen und den Gegenwert des Eintrittspreises zurückzubekommen.

Auf einer großen Tafel standen die Namen der Amateurdarbieter des Abends, und als unser Auftritt immer näher rückte, überfiel mich Panik. Mit Entsetzen beobachtete ich, wie wenig gelacht wurde – mehr ein Grunzen als ein Lachen – und wie ein Möchtegern-Comedian nach dem anderen deprimiert von der Bühne schlich. Auch fiel mir auf, dass sowohl die Besucher als auch die Darbieter in der Mehrzahl männlich waren. Ich schaute meine Partnerin an, und meine Augen schrien »Das ist hier absolut nicht unsere Liga«, als unsere Namen aufgerufen wurden.

Wenn ich an diese Geschichte zurückdenke – die ganzen zehn Minuten –, fällt mir auf, was für ein unglaublicher Mikrokosmos das war, in dem so vieles von dem eine Rolle spielte, über das wir in diesem Kapitel sprechen wollen.

Als wir die Bühne betraten, zitterte ich bis ins Mark und mir war unmittelbar bewusst, dass ich, vielleicht zum ersten Mal in dieser Art, von oben bis unten gescannt – und bewertet – wurde. Bewertet in Bezug auf mein Gesicht, meinen Körper, mein Alter und meine Energie. Meine instinktive Reaktion war, mich vollkommen in mich zurückzuziehen, mich zu verkriechen. Das exakte Gegenteil dessen, was geschehen muss, wenn Sie eine Bühne betreten, um Ihre Darbietung abzuliefern. In dieser Form – wie ein Gegenstand – inspiziert zu werden, machte mich innerlich total verletzlich. Sofort begann ich, meine Entscheidungen – bezüglich meines Outfits und bezüglich meines Lebens – und meine Fähigkeiten infrage zu stellen. In den 20 Sekunden, die wir brauchten, um unseren Platz auf der Bühne zu erreichen, fiel mein gesamtes Selbstbild in sich zusammen.

Als wir es schließlich auf die Bühne geschafft hatten, hätte man eine Nadel fallen hören können. Hier nun, im vollen Scheinwerferlicht, sah ich vor mir eine dunkle, gesichtslose, Arme verschränkende Masse. Natürlich gibt es so etwas wie ein natürliches Lampenfieber – ich hatte bereits vor Hunderten von Zuhörern in nationalen Meisterschaften debattiert und wusste, was die Nerven mit einem machen –, aber dies hier war ganz etwas anderes. Dieses von schalem Fassbier schon ziemlich angetrunkene Publikum zeigte sich von zwei 16-jährigen verschüchterten Mädchen vor ihnen vollkommen unbeeindruckt. Noch dazu spürten sie die Panik, die von uns herüberwehte. Sie schauten uns nicht an. Sie schauten durch uns hindurch. Ich habe mich nie im Leben so nackt gefühlt.

Was also war meine erste Reaktion auf diese Situation? Jedenfalls nicht, mich an alles zu erinnern, was wir uns erarbeitet hatten. Und auch nicht, mich auf mein Selbstwertgefühl und meinen Ehrgeiz zu verlassen. Nein, mein erster Verteidigungsimpuls war zu gefallen. Ich wollte, dass sie mich mochten – was per definitionem der Feind jeder Comedy ist.

Meine Stimme wurde augenblicklich dünn. In der Hitze des grellen Scheinwerferlichts hatten wir lediglich unser Mikrofon und unsere Stimme. Kraftlos gaben wir unseren ersten Sketch zum Besten. Nichts rührte sich, bis schließlich von ganz hinten eine Stimme schrie: »Wir können euch nicht hören.« Joshi starrte mich im Zustand totaler Panik an, während ihr der Schweiß von den Brauen rann. Ich musste die argwöhnischen, glotzenden Blicke dieser Leute abwehren, indem ich ihnen unsere Worte entgegenschleuderte – in der Hoffnung, dass ihr Lachen sie anstiften würde, über sich selbst nachzudenken, anstatt uns zu kreuzigen. Ich beugte mich zu Joshi hin, um ihr flüsternd eine veränderte Reihenfolge zu signalisieren. Wir hatten vorgehabt, uns unseren besten Sketch bis zum Schluss aufzubewahren, aber jetzt brauchten wir ihn sofort oder nie. Sie schluckte und nickte, als ich sagte: »Stell dir einfach vor, wir stünden hier in unseren Schuluniformen.«

Wir holten tief Luft. Und dann begannen wir. Wir lieferten unseren besten Sketch mit mehr Bravour ab als in allen unseren Proben, und zu unserer größten Erleichterung ernteten wir dröhnendes Gelächter.

Wir hatten sie. Und von diesem Augenblick an ließen wir sie nicht mehr vom Haken. Wir machten Druck und feuerten die gesamte Munition ab, die wir mitgebracht hatten. Binnen Sekunden wechselte unsere innere Einstellung von »Mögt uns doch bitte« zu »Fresst oder sterbt«. Es war irre – von dem Augenblick an, in dem uns egal war, was sie über uns dachten, hatten wir ihre ungeteilte Aufmerksamkeit.

Wir verbeugten uns nach unserem letzten Sketch – und wurden wild beklatscht. Später am Abend wurden wir als die Gewinnerinnen ausgerufen. Erst als sie unsere Tickets für den Flug nach Toronto zum Finale buchen wollten, fiel ihnen auf, dass wir minderjährig und somit gar nicht zugelassen waren. Aber das tat nichts zur Sache. Während dieser zehn Minuten hatten wir mehr über das Leben gelernt, als wir jemals in der Schule hätten lernen können. Viele dieser Lektionen trage ich bis heute mit mir herum.

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