Kitabı oku: «Aufblühen», sayfa 2
JETZT BITTE UMBLÄTTERN …

Hast Du es geschafft? Hast Du den rosaroten Elefanten NICHT gesehen?

Du kannst dieses Experiment mit den unterschiedlichsten Menschen durchführen. Jeder wird ihn sehen, weil Gedanken sich immer über das gesprochene Wort stellen.
Lass uns nochmals in Erinnerung rufen, dass es gute und weniger gute Gedanken gibt für Dein persönliches Weiterkommen, für Deine Weiterentwicklung.
Die weniger guten sind die
vernichtenden Gedanken,
die Dich klein und schwach machen. Das ist immer dann der Fall, wenn Du herablassend über Dich denkst, Dich selber verurteilst und Urteile von anderen als bare Münze nimmst, obwohl Du im Innersten weißt, dass sie nicht der Wahrheit entsprechen.
Die guten sind die
erhebenden Gedanken.
Stell Dir vor, wie es sich anfühlt, wenn Du mehrheitlich gut über Dich denkst. Sie lassen Dich wachsen, diese guten Gedanken, sie machen Dich groß und stark.
Auch wenn ein Teil in Dir skeptisch ist: Bitte gib mir die Chance, Dir zu zeigen, wie einfach und wundervoll das «GUT-DENKEN» funktioniert.
Ich selbst habe die Wirkung 1 : 1 gespürt und ab diesem Moment der Erkenntnis das «Gut-Denken» bewusst Tag für Tag geübt. Ja, ich bin sehr überzeugt davon, und es ist kein Zufall, dass ich das Wissen um die große Bedeutung der Gedanken mit Dir teile. Ich möchte, dass Du schon ab jetzt bewusster auf sie achtest.
Jetzt ist es mir sehr wichtig, Dir so viel Druck wie möglich zu nehmen. Bitte erwarte nicht zu viel von Dir und sei nicht zu streng. Wir sind so gern zu selbstkritisch, doch das musst Du nicht sein.
Wenn Du Dich im Gut-Denken übst, jedoch der innere Kritiker immer lauter wird, gibt es eine Extra-Schlaufe, um ihn auszutricksen. Du arbeitest einfach mit beiden Teilen! Nehmen wir das Beispiel, dass Du Dich in Deinem Körper aktuell nicht wohlfühlst. Du sagst dann innerlich Folgendes zu Dir: «Ich liebe und akzeptiere mich so, wie ich bin, und freue mich so sehr, wenn ich wieder in meine Lieblingsjeans passe.» Das wäre die Variante vom erhebenden Denken, die Du schon kennst.
Wenn aber jedes Mal, wenn Du nur schon beginnst zu denken, dass Du Dich liebst und akzeptierst, immer wieder der innere Kritiker laut wird, dass er nicht wüsste, weshalb Du Dich mit Deiner Art, Dich zu ernähren, lieben und akzeptieren solltest, dann wirst Du spätestens nach ein paar Versuchen wohl aufhören mit den erhebenden Gedanken und annehmen, dass das eben bei Dir nicht funktioniert. Doch dem ist nicht so.
Diesen inneren Kritiker haben und kennen wir alle. Wenn der Zweifler-Anteil also dazwischenfunkt, integriere ihn einfach, indem Du Folgendes innerlich zu Dir sagst: «Ich bin zehn Kilo zu schwer und ich liebe es! Was ich aber viel mehr liebe, ist die Möglichkeit, dass ich alles verändern kann, dass ich es in der Hand habe, mich richtig und gesund zu ernähren und dadurch bald wieder in meine Lieblingsjeans passe!»
Auch Gedanken sind Gewohnheitstiere.
Wenn Du immer wieder von Dir denkst, dass Du ein zu kleines Selbstvertrauen hast, weil Dir das einmal ein Lehrer oder ab und zu auch Deine Eltern gesagt haben, dann passiert Folgendes – nehmen wir an, bei einer Absage für einen Job: Du denkst automatisch, dass es wohl daran liegt, dass Du zu wenig Selbstvertrauen hast. Mit jedem Mal, bei dem Du Dir das selbst einredest, wird dieser Gedanke mächtiger und stärker. Mit jeder weiteren Beachtung, noch ein Stücklein mehr.
Du kannst Dir das bildlich so vorstellen: Es ist Sommer und Schulbeginn. Die Eltern begleiten ihre Kinder in die Schule, zeigen ihnen den sicheren Weg, bringen ihnen bei, über den Zebrastreifen zu gehen und machen sie auf besondere Gefahren aufmerksam. Nach wenigen Wochen gehen die Kinder alleine.
Schnell finden sie heraus, dass der Weg direkt über die Wiese viel kürzer ist als der Weg, welcher ihnen gezeigt wurde. Nach zwei Tagen sieht man eine zarte Spur auf dem Feld. Die kurzen Grashalme sind niedergetreten und einige haben sich aus eigener Kraft schon wieder aufgerichtet. Man muss ein gutes Auge haben, um den Weg zu erkennen. Nach einigen Wochen ist ein feiner Pfad sichtbar und nach einem halben Jahr gar ein klarer kleiner Weg. Genau so funktioniert das mit Deinen Gedanken. Wenn Du über Dich immer wieder dasselbe denkst, entsteht auch erst ein kleiner, feiner Weg, bis er nach und nach zu einer Straße, dann zu einer Hauptstraße und irgendwann zu einer Autobahn wird.
Du hast vielleicht über Jahre an dieser Straße gebaut – und jetzt ist es an der Zeit, einen neuen Weg zu wählen!
Der allererste und wichtigste Schritt überhaupt ist das Bewusstsein, Dein Fokus, dass Du Deine Gedanken ändern willst. Je stärker Du etwas willst und je mehr Du daran glauben kannst, desto schneller erreichst Du eine Veränderung Mir hat ein einfacher Trick geholfen, mich von diesen Gedanken zu verabschieden. Jedes Mal, wenn in meinem Kopf aufblitzte: «Ist ja klar, dass es mich trifft!» oder «Was bin ich für ein Dummkopf!», «Mensch, das hätte ich doch wissen müssen! Was denkt er wohl jetzt von mir?» oder «Dafür bin ich zu dick», immer wenn mir bewusst wurde, dass gerade mein Selbstsabotage-Programm aktiv ist, habe ich mir mit Daumen und Zeigefinger in den Handrücken gekniffen, um mir bewusst zu machen, dass ich jetzt einen neuen Weg habe. Dieses Kneifen hat mir auch vor Augen geführt, wie oft am Tag ich mich selbst trete!
Falls Du Dich jetzt fragst, ob ich einen roten Fleck hatte am Abend: Nein, aber einen blauen, und ja, ich habe so bewusst gelernt, meine Gedanken zu transformieren. Und das kannst Du auch.
Wenn es Dir wichtig ist, wie Du von Dir denkst, macht Dich das frei von den Urteilen der anderen.
So darfst Du stetig und unaufhaltsam aufblühen und zu der Person werden, die Du wirklich bist. Jeden Tag ein kleines bisschen mehr.
Alles ist möglich. Es gibt weder Grenzen für Dich noch für Deine Gedanken. Lass es zu, dass sie sich verändern.


DAS WISSEN UM DEINE WURZELN LÄSST DEINEM KÖNNEN, DEINEN GEDANKEN UND DIR SELBST FLÜGEL WACHSEN.

– drei –
GEERDET – VERWURZELT – ENTWURZELT
Wenn Du Deine Wurzeln kennst, ist das etwas Wundervolles, auch wenn Dir gewisse Dinge an Deinen Eltern missfallen oder anders lieber wären. Die Tatsache, dass Du weißt, woher Du kommst, ist kraftvoll. Ja, Deinen Ursprung zu kennen, ist wie ein gelöstes Kreuzworträtsel.
Als Kind habe ich oft mit meinen Gedanken gespielt, mir Sachen ausgedacht, zum Beispiel wie es wäre, wenn unsere Nachbarin meine Mutter wäre. Wie würde sich das anfühlen? Wie käme ich daher? Was hätte ich wohl für Spielsachen und Kleider? Mit größter Wahrscheinlichkeit würde an einer Tür mein Name stehen, in schönen, bunten Buchstaben. Oh ja, ich hätte ein eigenes Zimmer, und ganz bestimmt dürfte ich einen Hund haben. Vielleicht wäre es mir gar erlaubt, ein Musikinstrument zu spielen. Trotz meiner bildhaften Fantasie war mir immer klar, woher ich komme, auch wenn ich mich ab und zu ernsthaft gefragt habe, ob ich wirklich dorthin gehörte.
Wenn Du über einen oder gar über beide Teile Deiner Wurzeln Zweifel hast oder sie Dir unbekannt sind, hast Du die Möglichkeit, Dich selber viel stärker zu verwurzeln, zu erden und Dich ganz anzunehmen. Du kannst diese Verbundenheit zu Deinen Wurzeln über Dein Herz fühlen – gesetzt den Fall, dass Du es fühlen möchtest.
Richtig ist das, was Du in Deinem Herzen fühlst. Hierfür gibt es keinen «Knigge».
Ich weiß nicht, wie Du verbunden und verwurzelt bist, aber eines weiß ich: Es lohnt sich, wenn Du darüber nachdenkst. Schon alleine die Tatsache, dass Du Dich mit Deinen Wurzeln, mit deiner Identität auseinandersetzt, kann Deine Erdung massiv verstärken und es hat den wundervollen Vorteil, dass Du Dich über das gesamte Wissenspaket von Deiner Herkunftsfamilie auskennst, über all die Talente weißt, wie auch über gewisse Veranlagungen und Krankheiten. Ein weiterer Punkt des Familienwissens ist der, dass Du über Dich vieles verstehst und gewisse Dinge besser nachvollziehen kannst. Jedes Detail gibt Dir «Boden», und je mehr Du davon hast, desto leichter fällt es Dir, an Dein wirkliches ICH zu kommen.
Ich begegne diesem Thema recht oft in meiner Praxis, da ich als Expertin für das Unbewusste eben mit diesem Verborgenen – etwa verdrängten Geschichten, abgespaltenen Anteile oder Glaubenssätzen – arbeite. Ich ermutige Menschen dazu, ihren Herzensweg zu gehen. Um diesen Weg zu gehen ist es von Vorteil, ein weiser Egoist zu sein.
Wenn ich meine Klienten und Klientinnen im Rahmen einer Therapie nach ihren Eltern und der Herkunftsfamilie frage, erzählen mir manche dann, dass sie bei Pflegeeltern aufgewachsen sind oder adoptiert wurden. Einige von ihnen wollen ihre biologischen Eltern gar nicht kennenlernen, weil die Familie, in der sie aufgewachsen sind, ihre Familie ist und das für sie zu hundert Prozent passt. Das trifft oft zu, wenn die Adoptiveltern ihren Kindern genau erklären, weshalb und unter welchen Umständen sie zu ihnen gekommen sind. Je offener die «Eltern» mit diesem Thema umgehen und über die leiblichen Eltern sprechen, desto einfacher ist es für das Kind, später mit ihnen unbefangen in Kontakt zu treten.
Einige erzählen, dass es ein Treffen gegeben hat, vielleicht noch ein zweites, wodurch der Erzeuger oder die leibliche Mutter ein Gesicht bekommen hätten. Andere treffen sich in regelmäßigen Abständen, um das gegenseitige Verständnis wachsen zu lassen.
Alle Schilderungen, weshalb Adoptierte ihre leiblichen Eltern kennenlernen wollten, haben etwas gemeinsam. Es ist die Antwort auf die (quälende) Frage nach dem Warum, aus dem bereits ungesunde Glaubenssätze gewachsen sind. Glaubenssätze wie: Warum war ich nicht gut, gesund, hübsch oder liebenswert genug?
Unabhängig davon, wie es dazu kam, dass Du nicht bei Deinen biologischen Eltern aufgewachsen bist, ist das Bewusstsein, dass das nicht Deine Schuld war.
Wir übernehmen oftmals ganz unbewusst für etwas die Schuld, wofür wir nicht im Entferntesten etwas können. Werde Dir bewusst darüber, dass Du ein einzigartiges, wundervolles Wesen bist, dass Du über alles verfügst, was Du brauchst.
Es ist ein großer Unterschied, ob Du Dich selbst akzeptierst oder Dich verurteilst und ob Du Deine eigene Identität, also Dein Tun, Deinen Beruf, das, was Du für Dich gewählt hast, annehmen kannst oder nicht.
Hast Du Lust auf ein kleines Experiment? Dann stell Dich vor eine Gruppe und sag: «Ich bin XY.» (Hier nennst Du Deinen Namen.) Wichtig ist, dass Du «ich bin» sagst, und nicht «ich heiße».
Wie ist das? Fühlst Du Dich wohl und sicher dabei?
Das ist ein guter Test, um einzuschätzen, ob die Akzeptanz Deines Selbstbildes gute Wurzeln hat.
Wie sieht es mit Deinen Wurzeln aus?
Was weißt Du alles über Deine Herkunftsfamilie?
Welche Talente gibt es in Deiner Familie?
Kennst Du die wichtigsten Krankheiten aus Deiner Familie? Als ich, kurz nach meinem 31. Geburtstag, das erste Mal einen Homöopathen aufsuchte, war ich erstaunt, was der alles wissen wollte. Ob gewisse Krankheiten in meiner Familie vorkamen, Krebs, Gicht oder vielleicht Tuberkulose?
Das Einzige, was ich wusste, war, dass mein Großvater mütterlicherseits Grauen Star hatte. Während mir von ihm Frage um Frage gestellt wurde, merkte ich, wie wenig ich über meine Herkunftsfamilie wusste. Ganz besonders traf dies auf die Familie meines Vaters zu. Er hat beide Eltern früh verloren, das war mir bewusst. Doch wie und wann genau? Mein Vater hat fast nie etwas über seine Familie erzählt. Einmal, als ich eine verletzte Amsel nach Hause brachte und wir ihr zu helfen versuchten, sagte er, dass sein Vater, also mein Großvater, den ich niemals kennenlernen durfte, immer irgendwelche Kräuter in der Hosentasche hatte und Tieren half.

Der Wunsch zu wachsen ist weit verbreitet.
Häufig bekomme ich von meinen Klienten zu hören, dass sie sich benachteiligt fühlen, oft gar nicht gesehen und wahrgenommen werden. Jetzt haben sie genug davon, wollen sich das nicht mehr gefallen lassen. Sie sind wütend auf alle Aspekte im Außen. Auf ihren Chef, ihren Partner, ja, sogar auf den Postboten, weil er immer später die Post abliefert und es ihm an Respekt fehlt.
Wenn ich dann einen Baum auf mein Flipchart zeichne mit einer weiten, wundervollen Krone, einem festen Stamm, und dann zu den Wurzeln komme, kurz innehalte und folgende Frage stelle: «Wenn Du einen Samen in die Erde steckst, was passiert genau mit dem Sämling?», bekomme ich häufig die Antwort, dass er Wasser, Sonnenenergie und Kohlenstoffdioxid braucht. Selten benennt jemand, was mit ihm passiert.
Wenn man einen Sämling in die Erde steckt und dieser zu keimen beginnt, entstehen Wurzeln, und gleichzeitig stößt der Keimling durch die Erde an die Oberfläche, so dass wir das zarte Pflänzchen schließlich sehen können.
Die unzähligen feinen Haarwurzeln kommen dann zum Vorschein, wenn wir zum Beispiel Sämlinge pikieren.
Durch die Wurzeln nehmen die jungen Pflanzen Wasser und Nährstoffe auf. So können sich viele neue Wurzeln bilden, bis ein Wurzelballen entsteht – und dort drin steckt das Leben.

Es ist also das Hauptzentrum jeder Pflanze; und wird es verletzt, ist sie in Gefahr. Wenn es einer Pflanze nicht gut geht, bleibt uns das anfangs verborgen, da die Wurzeln tief in die Erde hinein reichen. Erst wenn sie Blätter verliert oder nicht zu blühen beginnt, werden wir darauf aufmerksam.
Wenn ich eine Brücke zwischen Natur und Mensch ziehe, ist es bei uns doch genauso. Wir können äußerlich lächeln oder ein falsches Strahlen aufsetzen und sagen, dass es uns gut geht, obwohl unsere Seele, unser Inneres ganz anders empfindet, vielleicht sogar schreien könnte vor Einsamkeit oder aus Überforderung.
Wir werden zuerst «im Inneren» krank, oder wir sind schon länger im Innen krank, bevor man es uns im Außen ansieht.
Gerne würde ich «meine» Geschichte – eigentlich ist sie die meines Bruders, die zu meiner geworden ist – mit Dir teilen.
Ich war zu dem Zeitpunkt, als sich dieser Vorfall abspielte, 16 Jahre alt. «Meitli!» Mein «Name» wurde gerufen, in dieser Tonlage, von der ich wusste, dass ich sofort aufstehen musste. Ich ging schnurstracks ins Wohnzimmer. Meine Mutter stand hinter dem Stuhl, der stirnseitig zum Fenster platziert war, mein Vater, etwas verloren, auf der anderen Seite. Erwartungsvoll schaute ich die beiden an.
«Los komm, setz Dich», forderte meine Mutter mich auf.
Ich folgte. Habe ich etwas verbrochen, schoss es mir durch den Kopf. Etwas Falsches gesagt?
Eine gefühlte Ewigkeit blieben meine Eltern stumm, bis ich meine Mutter befehlend sagen hörte: «Gib das Zeugs her!»
Mein Vater legte mir ein Dokument vor, dessen Text abgedeckt war. Nur das Unterschriftsfeld war zu sehen.
Meine Eltern standen drohend links und rechts neben mir und forderten mich auf, das Papier zu unterschreiben. Doch ich weigerte mich hartnäckig und wollte vorher erfahren, was ich da genau unterzeichnen sollte.
«Was ist das?», sagte ich daher.
Ihre Stimme wurde immer gereizter. «Du sollst jetzt einfach unterschreiben und nicht dumme Fragen stellen. Mach endlich, wir haben nicht den ganzen Tag Zeit!»
Doch ich wiederholte meine Frage.
Ich vernahm ihr Schnauben. Sie zog die Luft hörbar ein und ließ sie mit einem genervten Kopfschütteln noch lauter aus dem Mund entweichen. Ich konnte es nicht nur hören, sondern auch spüren.
«Ich will wissen, was das ist!» Nun wurde auch ich lauter. «Und jetzt setzt euch endlich, das macht mich ganz nervös, wenn ihr da wie Polizisten neben mir steht!»
«Das ist einfach das Maximum!», entgegnete meine Mutter genervt. «Du bist so frech, man sollte dich …» Sie griff drohend einen Büschel Haare und zog heftig daran, schnaubte wieder, ohne den Satz zu beenden.
«Ich möchte nur wissen, was das ist», blieb ich trotz der Schmerzen stur. «Es ist mein Recht zu wissen, was ich unterschreibe.» Zum Glück hatte ich seit einem halben Jahr Rechtskunde und wusste, was mir zustand. Mein Vater hatte bisher kein Wort verloren. Er stand da wie ein begossener Pudel und ich spürte, dass ihm das Ganze sehr unangenehm war. Aber er war stumm, wie fast immer, wenn meine Mutter mit dieser drohenden Stimme auf mich einredete.
«Heilanddonner, jetzt unterschreib endlich oder…»
«…oder was, Mueti?», fiel ich ihr ins Wort.
Das trieb sie auf die Spitze. Sie packte mich am Nacken und schlug meinen Kopf auf den Tisch, wobei sie schrie: «Jetzt unterschreib einfach, dann ist die Sache erledigt, bevor dein Bruder nach Hause kommt!»
«Aha, dann hat es etwas mit Martin zu tun?», fragte ich, ohne eine Antwort darauf zu bekommen. Mir war klar, dass das etwas Großes, etwas Wichtiges sein musste.
«Muss Martin das auch unterschreiben?», wollte ich von ihr wissen.
«Das geht dich nichts an. Du sollst jetzt unterschreiben!», keifte meine Mutter nur. Doch ich bestand darauf, erst den Text zu lesen, bevor ich irgendetwas unterschrieb.
In dem Moment drehte sich der Schlüssel hörbar im Zylinder und die Tür ging auf. Mein Vater schnappte sich das Papier, meine Mutter verschwand in der Küche, aber nicht ohne mir zu drohen, dass ich Martin davon nichts sagen dürfe, sonst … Dieses «sonst» mochte ich nicht mehr hören. Wie oft hat sie mir gedroht, dass sie mich halb tot schlägt. Das hat mich immer beruhigt, weil ich mir gedacht habe, halb tot ist ja noch halb am Leben, also kann es nicht so schlimm sein. Mit den Jahren habe ich diese Drohungen immer gelassener genommen und irgendwann verstand ich, dass meine Mutter mir immer dann drohte, mich halb tot zu schlagen, wenn sie nicht mehr weiter wusste.
Die Sache mit der Unterschrift ließ mich nicht los. Was war das? Ich saß nicht untätig am Stubentisch, sondern habe ganz genau beobachtet, wohin mein Vater mit dem Zettel verschwunden ist, nämlich in sein Büro. Und ich habe auch gehört, in welche Schublade er das Schriftstück gelegt haben muss, weil der Hängeauszug immer ein leichtes Klickgeräusch macht, sobald man ihn öffnet.
Am Abend, als ich ganz sicher war, dass meine Eltern schliefen, schlich ich ins Büro von meinem Vater. Der Schrank war unverschlossen, da er den Schlüssel dazu vor vielen Jahren verloren hatte. Vorsichtig zog ich die Hängeschublade heraus. Klick. Ich hielt inne. Mein Herz schlug wie wild. Neugierig durchforstete ich Mappe um Mappe, und es war die dreiundzwanzigste, in welcher ich die Büroklammern ertastete. Ganz vorsichtig löste ich sie an der linken Seite, so dass ich hineinsehen konnte.

Da stand «Martin-Heinz». Ich fragte mich, was diese Namensänderung zu bedeuten hatte. Außerdem las ich etwas von gleichberechtigten Erben und Adoption. Das konnte ich jetzt fast nicht glauben. In einem Monat würde Martin seinen zwanzigsten Geburtstag feiern. Sollte das Papier etwa bedeuten, dass mein Bruder Martin adoptiert worden ist? Und sollte dem so sein: War auch ich adoptiert? War mein Papa etwa gar nicht mein leiblicher Vater? Unzählige Gedanken strömten auf einmal auf mich ein, etwa ob wir denselben Vater hatten oder vielleicht gar eine andere Mutter. In diesem Moment war es mir gleichgültig, ob ich erwischt werden würde oder nicht. Für mich brach eine Welt zusammen.
Wie konnte das möglich sein? Warum hat keiner davon etwas gesagt?
Ich verstand diese Geheimniskrämerei nicht.
Ich war traurig und enorm enttäuscht. Alle mussten davon gewusst haben, die Geschwister von meiner Mutter und auch meine Großmutter. Und auch mein Vater! Das hat mich am meisten verletzt, weil ich so sicher war, dass meine Großmutter und mein Vater mich niemals anlügen würden.
Vorsichtig brachte ich die Heftklammern wieder an und schlich mich zurück ins Bett. Ich zog die Decke über meinen Kopf, in dem die Gedanken Karussell fuhren, bis ich irgendwann eingeschlafen bin.
Normalerweise mochte ich die Sonntage, weil ich da immer mit meinem Vater in die Kirche ging. Nur wir beide, Papa und ich. Und oft haben wir nach der Kirche noch einen Kaffee getrunken und ein Gipfeli gegessen. Wir konnten uns ungestört austauschen. Diese kurzen Auszeiten haben mir viel bedeutet, und ich glaube, meinem Vater waren die auch wichtig.
Heute war leider keine Kirche geplant, dabei hätte ich meinen Vater zu gerne gefragt, was das alles zu bedeuten hatte. Stand Martin wie auch mir nicht die Wahrheit zu? Warum hieß Martin laut dieser Unterlagen Martin-Heinz? Und weshalb wurde er adoptiert? Ich wünschte mir Antworten auf all meine Fragen.
Wir saßen am nächsten Morgen alle am Frühstückstisch, als ich es einfach nicht mehr aushielt. Ich sehe meinen Vater noch genau vor mir, wie er gerade genüsslich in ein schön mit Butter und Konfitüre bestrichenes Stück Zopf biss, während meine Mutter, in den Morgenmantel gehüllt, an ihrem Milchkaffee nippte.
«Sind Martin und ich adoptiert?», fragte ich, ohne einen von ihnen anzusehen.
Martin reagierte als Erster: «Spinnst du?» Dabei schaute er mich fassungslos an.
Das war zu viel für meine Mutter. Sie stand auf, knallte die Kaffeetasse auf den Tisch, die umkippte, woraufhin sich der Kaffee auf dem Tisch verteilte. «Raus! Geh mir aus den Augen!», schrie sie mich an. «Das ist das absolute Maximum, eine Frechheit!»
Ich stand auf, blieb aber stehen und sagte mit leiser Stimme, dass ich das Dokument gesehen habe und wissen möchte, was das sei. «Martin muss das auch wissen, das ist unser Recht», fügte ich hinzu.
Der Sonntag war gelaufen. Meine Mutter brach ein, wie immer, wenn es unangenehm wurde. Sie begann zu zittern, atmete schwer und wir hatten alle Angst, dass sich gerade jetzt ein erneuter Nervenzusammenbruch anbahnte. Sie begann zu sprechen, wie sie schwanger wurde, nicht aufgeklärt war und nicht erwartet habe, dass so etwas passieren könnte. Martin saß am Tisch, kreidebleich, und griff nach der Hand von unserem Papa. Sie erzählte stockend, wie sie vom Hof musste, berichtete von der Taufe in der Kirche und wie Großmutter darauf bestand, dass nicht nur der älteste Bruder als Taufpate, sondern auch der Mann ihrer Zwillingsschwester am Taufstein stand, damit das Fehlen eines Vaters nicht so offensichtlich war. Sie führte weiter aus, wie sie dann unseren Vater kennengelernt und ihm gebeichtet hat, dass sie einen Sohn habe. Sie waren der Meinung, dass es für Martin der beste Weg sei, ihm nichts davon zu erzählen, da er sonst noch auf dumme Gedanken hätte kommen können.
Martin hatte mein vollstes Mitgefühl und ich bedauerte mein Vorpreschen, doch mein Vater nahm Martin in den Arm mit den Worten, dass es ihm jetzt wohler wäre und er sein einziger und wahrer Sohn sei.
Martin saß einfach da. Sein Gesicht war zwar schneeweiß, aber er wirkte gefasst und ruhig und dann fragte er meine Mutter ganz leise: «Warum wissen alle, deine Schwester und deine Brüder, davon, Großmutter und Großvater, alle deren Geschwister – und wir nicht?»
«Wie gesagt, wir hielten es für die beste Lösung», wiederholte unsere Mutter.
«Und was genau war das für ein Papier, das ich hätte unterschreiben sollen?», wollte ich jetzt wissen.
«Papa hat Martin adoptiert, und wir wollten deine Zustimmung, dass du das Erbe mit Martin teilst.»
«Warum musste man so ein Geheimnis daraus machen? Das muss Martin doch wissen! Und wer überhaupt ist sein Vater? Wo lebt der, was ist mit ihm?»
«Das geht dich alles nichts an!», war der letzte Satz von meiner Mutter zu diesem Thema, dann wurde nie mehr darüber gesprochen. Auch mit Martin nicht.

Als Papa starb und wir die Wohnung auflösten, fanden wir einzelne Dokumente. Jetzt wollte Martin doch wissen, wer sein wirklicher Vater war. Erst in diesem Moment haben wir beide darüber gesprochen. Mir wurde bewusst, dass Martin zu Papas Lebzeiten nicht nach seinem leiblichen Vater gesucht hat, um ihn nicht zu verletzen. Nun saßen wir in seiner Wohnung vor gewissen Unterlagen. Der Name vom Vater, wohnhaft in Deutschland, war durchgestrichen, aber noch zu entschlüsseln. Dafür standen unten zwei Buchstaben. Wir vermuteten, dass das ein Kurzzeichen sein könnte, wussten aber nicht, wofür es stehen sollte. Martin nahm Kontakt mit einem Herrn auf, der diesen Namen trug, erfuhr jedoch von dessen Frau, dass er kürzlich verstorben sei. Sie konnte keine Auskunft geben und wusste auch nichts von einem unehelichen Sohn. Die Frau gab Martin die Telefonnummer von der Schwester des Verstorbenen.
Dieses Gespräch verlief schon etwas aufschlussreicher, denn danach war klar, weshalb Papa den Namen des Mannes durchgestrichen hatte: Er konnte wirklich nicht Martins Vater sein. Danach suchte mein Bruder das Gespräch mit unserer Mutter, doch für sie war das ein Tabuthema. Sie konnte darüber nicht reden.
Die Frage nach dem leiblichen Vater wollte Martin alleine klären, und doch kam er nicht so richtig voran.
Es war ein Hin und Her. Zweifelsohne beschäftigte Martin die Frage nach seiner Herkunft, nach seinen Wurzeln seit dem Tod «unseres» Vaters mehr. Für Martin, und das sagte er auch oft, war es einfach wichtig, dass er jetzt wusste, dass es da noch jemanden gibt. Das hatte durchaus auch etwas Magisches. Mein Bruder sammelte Uhren und hatte eine Vorliebe für Kunst und schnelle Autos, und so gerne sinnierte er, dass sein leiblicher Vater einen Lamborghini fuhr und er diesen eines Tages erben würde …

Ich komme nochmals auf die Erdung zurück, denn unabhängig davon, ob Du Deine Wurzeln kennst oder nicht, ob Du daran Zweifel hast, dass Deine Eltern oder ein Elternteil wirklich zu Dir gehört oder Du so sicher bist, dass Deine Eltern Deine Eltern sind, weil Du Dich in ihnen wiedererkennst, ein Bild von Deiner Geburt im Fotoalbum geklebt ist und Du fast noch besser rechnen kannst als Dein Vater …
… erde Dich.
Es ist so wichtig, dass wir gut geerdet sind, dass wir uns mit Absicht und Hingabe mit dem Boden unter uns verbinden.
Falls Du die Farbe Rot magst: Sie steht für das Wurzelchakra und dieses ist verantwortlich für Dein Anbinden an die Erde. Vielleicht fragst Du Dich, wann Du Dich erden solltest? Zum Beispiel, wenn Du Dich nicht so präsent fühlst, nicht wirklich da bist, oder wenn Du das Gefühl hast, durch den Tag zu schweben, ohne dass Du ihm begegnest. Ein Hinweis, dass Du an Deiner Erdung arbeiten könntest, kann auch sein, wenn Du viel grübelst, Dir über so manches Gedanken machst und wenn Du versuchst, alles zu planen.
Was denkst Du: Bist Du geerdet?
Gerne gebe ich Dir ein paar Anregungen, wie Du an Deiner Erdung arbeiten kannst. Vielleicht findest Du gleich den einen oder anderen Punkt lustig, aber ja, sie helfen:
♥Wurzelgemüse essen (Kartoffeln, Möhren, Radieschen)
♥Dich in der Natur aufhalten
♥barfuß laufen
♥Gartenarbeit (Unkraut jäten und Pflanzen setzen)
♥mit Kindern und/oder Tieren spielen, kuscheln
♥täglich 15–30 Minuten meditieren
♥Yoga
♥putzen
♥handwerken
♥Sport (joggen, walken, wandern und spazieren)
♥tanzen
♥malen
♥rote Socken und rote Unterwäsche tragen
Auf das Meditieren möchte ich näher eingehen.
Mir gefällt die Bezeichnung «In-sich-Hineinhören» einfach besser als meditieren, denn genau das ist es für mich.
Darf ich Dich einladen, es einmal auszuprobieren? Du wirst den gesamten Tag anders wahrnehmen. Ich setze mich einfach ganz bequem hin. Ich liebe es auf dem Boden zu sitzen; am liebsten mag ich es draußen, ganz früh am Morgen, wenn ein Teil der Welt noch schläft. Aber Du kannst natürlich auch auf einem Kissen oder einem Stuhl sitzen, wie es für Dich stimmig ist und sich richtig anfühlt. Setze Dich einfach aufrecht hin, Deine Hände liegen auf Deinen Oberschenkeln, so dass die Handflächen nach oben schauen. Nimm Deinen Atem wahr, wie er ein- und ausströmt, nimm Deine Haltung wahr und warte einfach, was passiert. Es werden Gedanken kommen, das ist ganz okay. Lass sie zu und überlege Dir, was davon der Oberbegriff ist.
Wenn Deine Gedanken zum Beispiel sind, dass Du nachher unbedingt noch Deine Mutter anrufen musst, dann nimm den Begriff «Anruf», stell ihn Dir auf einem gelben Post-it-Haftkleber vor und lass ihn ziehen.
So machst Du das mit allen Gedanken, die kommen. Nimm die Zeit wahr, wo keine Gedanken da sind, wo Du einfach Dich wahrnimmst. Ich bin «süchtig» nach diesem Gefühl. Es gibt mir so viel Ruhe und Gelassenheit und ich fühle mich dann so mit der Erde verbunden.
Vielleicht kann ich Dich damit anstecken. Probiere es einfach.
Starte mit 15 oder 20 Minuten und mach es ein paar Tage nacheinander. Ich würde Dir immer empfehlen, dabei die Augen zu schließen. Und Du darfst nicht erstaunt sein, wenn Du danach kein Kopfweh mehr hast oder das Ziehen im linken Arm ganz weg ist.
Eine Essenz, die ich daraus gezogen habe: Es ist heilsam, Zeit mit sich selbst zu verbringen.

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