Kitabı oku: «Traumgeschichten der Bibel», sayfa 2

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Agrarische Träume eines Staatsmannes
Der Pharao träumt von Kühen und Ähren

Josef wird nicht nur mit seinen eigenen Träumen und denen seiner unglücklichen Mitgefangenen konfrontiert. Sein Ruf als Traumdeuter eilt ihm bis in die höchste Führungsetage voraus. Der mächtigste Mann Ägyptens, der Pharao, lässt ihn rufen. Er wird von zwei beunruhigenden Träumen agrarischen Inhalts heimgesucht, deren Sinn er nicht versteht. Obwohl er kein Fachmann ist, spürt er, dass sie ihm nichts Gutes verheißen. Aber keiner der Weisen Ägyptens kann sie entschlüsseln. Jetzt ist Josef gefragt! Und obwohl dieser beteuert, dass er die Träume nur mit Gottes Hilfe deuten könne, wird Josef für seine Künste reichlich belohnt. Welches Glück für den Häftling, auf so völlig unerwartete Weise die Karriereleiter emporzuklettern und ganz nebenbei noch die Tochter eines angesehenen Priesters zur Frau zu bekommen! (1Mose/Genesis 41,1-52)

Zwei volle Jahre waren vergangen, da hatte der Pharao einen Traum. In dem Traum stand er am Ufer des Nils, und er sah: Aus dem Nil stiegen sieben schöne, wohlgenährte Kühe und weideten in dem Gras, das am Ufer wuchs. Danach sah er sieben andere Kühe aus dem Nil steigen, hässlich und mager, die stellten sich neben sie. Und die mageren Kühe fielen über die fetten her und fraßen sie auf.

Der Pharao wachte auf und schlief noch einmal ein. Wieder hatte er einen Traum, und er sah: Auf einem einzigen Halm wuchsen sieben dicke, volle Ähren. Nach ihnen wuchsen sieben andere Ähren auf, die blieben kümmerlich und waren vom Ostwind ausgedörrt. Und die kümmerlichen Ähren verschlangen die sieben dicken, vollen Ähren. Da erwachte der Pharao und merkte, dass es ein Traum gewesen war.

Am Morgen war er sehr beunruhigt und ließ alle Gelehrten und Wahrsager Ägyptens rufen. Er erzählte ihnen, was er geträumt hatte, aber keiner von ihnen konnte ihm sagen, was es bedeuten sollte. Da wandte sich der oberste Mundschenk an den Pharao und sagte: »Ich muss den Pharao heute an meine früheren Verfehlungen erinnern. Mein Herr, der Pharao, war unzufrieden mit seinen Dienern, mit mir und mit dem obersten Bäcker, und ließ uns im Haus des Befehlshabers der Leibwache gefangen halten.

Dort hatte einmal jeder von uns beiden einen Traum, der für ihn wichtig war, in derselben Nacht. Nun hatten wir im Gefängnis als Diener einen jungen Hebräer, einen Sklaven des Befehlshabers der Leibwache; dem erzählten wir unsere Träume, und er erklärte jedem, was sein Traum bedeutete. Und es ist alles genauso eingetroffen, wie er es vorausgesagt hatte: Ich wurde wieder in mein Amt eingesetzt und der andere wurde gehängt.«

Sofort sandte der Pharao nach Josef und sie holten ihn aus dem Kerker. Er ließ sich die Haare schneiden, zog seine guten Kleider an und trat vor den Pharao. Der sagte zu ihm: »Ich habe etwas geträumt, und niemand kann mir sagen, was es bedeutet. Man hat mir gesagt, dass du jeden Traum auf der Stelle deuten kannst.« »Nicht ich!«, erwiderte Josef. »Die Antwort kommt von Gott, und er wird dem Pharao bestimmt etwas Gutes ankündigen.« Da erzählte der Pharao: »In meinem Traum stand ich am Nil und sah sieben schöne, wohlgenährte Kühe aus dem Wasser steigen und im Ufergras weiden. Und dann stiegen sieben andere Kühe heraus, ganz elend und bis auf die Knochen abgemagert; ich habe in ganz Ägypten noch nie so hässliche gesehen. Die mageren Kühe fraßen die fetten; aber es half ihnen nichts, sie blieben so dürr und hässlich wie zuvor. Da wachte ich auf. Dann hatte ich einen zweiten Traum: Ich sah, wie auf einem einzigen Halm sieben prächtige, volle Ähren wuchsen. Danach sah ich sieben schwache, kümmerliche Ähren aufwachsen, ganz vom Ostwind ausgedörrt. Und die kümmerlichen Ähren verschlangen die sieben vollen. Ich habe es schon den Wahrsagern erzählt«, schloss der Pharao, »aber keiner konnte mir sagen, was es bedeutet.«

Da antwortete Josef: »Gott hat dem Pharao im Traum gezeigt, was er vorhat. Beide Träume bedeuten dasselbe; es ist eigentlich ein einziger Traum. Die sieben fetten Kühe und die sieben prächtigen Ähren bedeuten sieben fruchtbare Jahre. Die sieben mageren, hässlichen Kühe und die sieben kümmerlichen, vertrockneten Ähren bedeuten ebenso viele Hungerjahre. Ich habe es schon gesagt: Damit will Gott dem Pharao ankündigen, was er in Kürze geschehen lässt. In den nächsten sieben Jahren wird in ganz Ägypten Überfluss herrschen. Aber dann kommen sieben Hungerjahre, da wird es mit dem Überfluss vorbei sein; man wird nichts mehr davon merken, und drückende Hungersnot wird im Land herrschen. Dass der Pharao zweimal das Gleiche geträumt hat, bedeutet: Gott ist fest entschlossen, seinen Plan unverzüglich auszuführen. Darum rate ich dem Pharao, einen klugen, einsichtigen Mann zu suchen und ihm Vollmacht über ganz Ägypten zu geben. Der Pharao sollte in den kommenden guten Jahren den fünften Teil der Ernte als Abgabe erheben. Er sollte dafür Beamte einsetzen, die unter der Aufsicht des Pharaos das Getreide in den Städten sammeln und speichern. Dann ist ein Vorrat da für die sieben schlechten Jahre, und das Volk im ganzen Land Ägypten wird nicht vor Hunger zugrunde gehen.«

Der Pharao fand den Vorschlag gut, und alle seine Berater ebenso. Er sagte zu den Beratern: »In diesem Mann ist der Geist Gottes. So einen finden wir nicht noch einmal.« Zu Josef sagte er: »Gott hat dir dies alles enthüllt. Daran erkenne ich, dass keiner so klug und einsichtig ist wie du. Du sollst mein Stellvertreter sein und mein ganzes Volk soll deinen Anordnungen gehorchen. Nur die Königswürde will ich dir voraushaben. Ich gebe dir die Vollmacht über ganz Ägypten.« Mit diesen Worten zog er seinen Siegelring vom Finger und steckte ihn Josef an. Dann ließ er ihn in feinstes Leinen kleiden und legte ihm eine goldene Halskette um. Er ließ ihn den Wagen besteigen, der für den Stellvertreter des Königs bestimmt war, und die Läufer, die vor ihm her den Weg bahnten, riefen den Leuten zu: »Abrek! Aus dem Weg!« So machte der Pharao Josef zum Herrn über ganz Ägypten. »Ich bin und bleibe der Pharao«, sagte er zu ihm, »aber ohne deine Erlaubnis darf niemand im ganzen Land auch nur die Hand oder den Fuß bewegen.« Er verlieh Josef den Namen Zafenat-Paneach und gab ihm Asenat, die Tochter des Priesters Potifera von On, zur Frau. So wurde Josef Herr über ganz Ägypten. Er war 30 Jahre alt, als er vor dem Pharao, dem König von Ägypten, stand.

Josef bereiste sofort das ganze Land. Es begannen jetzt die sieben fruchtbaren Jahre und die Felder brachten einen überreichen Ertrag. Josef ließ während dieser Jahre alles Getreide, das geerntet wurde, in die Städte bringen, in jede Stadt den Ertrag der Felder, die in ihrer Umgebung lagen. In den Speichern häufte sich das Getreide wie der Sand am Meer. Josef musste schließlich darauf verzichten, es abmessen zu lassen, weil es jedes Maß überstieg. Noch ehe die Hungerjahre begannen, gebar Asenat dem Josef zwei Söhne. »Gott hat mich alle Not und den Verlust meiner Familie vergessen lassen«, sagte er und nannte den Erstgeborenen Manasse. Den zweiten nannte er Efraïm, denn er sagte: »Gott hat mir im Land meines Unglücks Kinder geschenkt.«

Nächtliche Reiseversicherung
Gott macht Jakob Mut für die Reise nach Ägypten

Während Josef in Ägypten Karriere macht, leidet seine Familie zu Hause unter der Hungersnot. Schließlich schickt Jakob seine Söhne nach Ägypten, um Getreide zu kaufen. So schließt sich der Bogen der Josefsgeschichte. Denn – wie könnte es anders sein – dort treffen die Brüder auf Josef, der sie sofort erkennt, dessen Identität den Brüdern aber verborgen bleibt. Nach einigen Verwirrspielen und bestandener Probe gibt sich Josef seinen Brüdern zu erkennen und es folgt eine Versöhnungsszene mit Hollywood-Qualität. Zu guter Letzt lässt Josef seinen alten Vater Jakob nach Ägypten holen und dieser macht sich schnurstracks auf den Weg. Unterwegs bedient sich Gott eines bereits wohlbekannten Mittels, um Jakob seine göttliche Reisebegleitung zuzusichern. (1Mose/Genesis 46,1-7)

Jakob machte sich auf den Weg; seinen ganzen Besitz nahm er mit. Als er nach Beerscheba kam, opferte er dort dem Gott seines Vaters Isaak Tiere von seinen Herden und hielt ein Opfermahl. In der Nacht erschien ihm Gott und sagte: »Jakob! Jakob!« »Ja?«, antwortete er. Gott sagte zu ihm: »Ich bin Gott, der Gott deines Vaters. Hab keine Angst, nach Ägypten zu ziehen! Ich will deine Nachkommen dort zu einem großen Volk machen. Ich selbst werde mit dir gehen, ich werde dich auch wieder zurückbringen; und wenn du stirbst, wird dir Josef die Augen zudrücken.«

Von Beerscheba aus ging die Reise weiter. Die Söhne Jakobs setzten ihren Vater, ihre Frauen und ihre kleinen Kinder in die Wagen, die der Pharao mitgeschickt hatte. Mit ihren Herden und ihrem ganzen Besitz, den sie im Land Kanaan erworben hatten, kamen sie nach Ägypten, Jakob und seine ganze Familie, die Söhne und Töchter, die Enkel und Enkelinnen. Seine ganze Nachkommenschaft brachte Jakob mit sich nach Ägypten.

Von Berufungen und Kehrtwenden

Im Laufe unseres Lebens haben wir Tausende von Träumen, im Durchschnitt drei bis vier pro Nacht. Eine achtzigjährige Person kommt in ihrem Leben also auf mehr als 86000 Träume! An die meisten erinnern wir uns allerdings beim Aufwachen erst gar nicht oder wir vergessen sie früher oder später. Doch es gibt auch Träume, die aus dieser unüberschaubaren bunten Menge hervorstechen. Sie bleiben über Jahre hinweg im Gedächtnis haften, weil sie Schlüsselszenen oder Schlüsselsymbole enthalten, die den Träumenden innerlich begleiten und für ihn von besonderer Bedeutung sind. Diese Träume sind so außergewöhnlich und eindringlich, dass man spürt: Sie können nicht einfach nur dem alltäglichen Leben mit seinen größeren oder kleineren Problemen entsprungen sein. Da ist mehr. Sie übermitteln uns eine »lebenswichtige« Botschaft, die unser Leben verändert. Träume dieser Art, die Traumforscher als »Initiationsträume« bezeichnen, bringen uns in Kontakt mit den tiefsten Geheimnissen unserer Seele. Sie helfen uns, unseren Weg und unsere wahre Berufung im Leben zu finden. Träume dieser Art sind selten – aber sie können das Leben komplett verwandeln!

Die Bibel liefert uns mehrere Beispiele für Träume, die das Leben des Träumenden radikal verändern. Der Träumende fühlt sich durch sie zu einer neuen Haltung, einer neuen Lebensform, einer neuen Aufgabe herausgefordert und nimmt diese Botschaft an. Manche großen Träume führen sogar zu regelrechten Bekehrungen.

Hören statt Sehen
Die »Hör-Träume« des jungen Samuel

Die Bibel berichtet von Samuel, dass auch er die Macht eines solchen »Initiationstraums« erlebt. Gott hat die leidenschaftlichen Gebete seiner Mutter Hanna, die als unfruchtbar galt, erhört und ihr einen Sohn – Samuel – geschenkt. Aus Dankbarkeit bestimmt Hanna ihr Kind für den Dienst an Gott. Schon als kleines Kind kommt Samuel im Heiligtum in Schilo unter die Obhut des amtierenden Priesters Eli, der ihn im Gesetz Gottes unterweist. Als Samuel älter ist, ruft Gott ihn eines Nachts im Traum. Allerdings versteht Samuel nicht sofort, wer ihn da ruft – man erhält schließlich nicht jede Nacht Anweisungen von so hoher Warte, und es ist manchmal auch nicht leicht, die vielen rufenden Stimmen auseinanderzuhalten. So dreht sich im Folgenden alles ums richtige Hören. Im Gegensatz zur Vision (von videre = sehen) nennt man einen Traum, in dem nicht Bilder, sondern Worte im Vordergrund stehen, eine Audition (von audire = hören). Samuel erfährt, wozu er berufen ist: Von nun an soll er als Prophet im Namen Gottes das Wort ergreifen und dem Volk Israel Gottes Willen verkündigen. (1Samuel 3,1–4,1a)

Der junge Samuel half Eli beim Priesterdienst. In jener Zeit kam es nur noch selten vor, dass der HERR zu einem Menschen sprach und ihm etwas offenbarte. Eli war fast erblindet. Eines Nachts schlief er an seinem gewohnten Platz und auch Samuel schlief im Heiligtum, ganz in der Nähe der Bundeslade. Die Lampe im Heiligtum brannte noch. Da rief der HERR: »Samuel!« »Ja«, antwortete der Junge, lief schnell zu Eli und sagte: »Hier bin ich, du hast mich gerufen!« »Nein«, sagte Eli, »ich habe nicht gerufen. Geh wieder schlafen!« Samuel ging und legte sich wieder hin.

Noch einmal rief der HERR: »Samuel!«, und wieder stand der Junge auf, ging zu Eli und sagte: »Hier bin ich, du hast mich gerufen!« Aber Eli wiederholte: »Ich habe dich nicht gerufen, mein Junge, geh nur wieder schlafen!« Samuel wusste noch nicht, dass es der HERR war; denn er hatte seine Stimme noch nie gehört. Der HERR rief ihn zum dritten Mal und wieder stand Samuel auf, ging zu Eli und sagte: »Hier bin ich, du hast mich gerufen!« Da merkte Eli, dass es der HERR war, der den Jungen rief, und er sagte zu ihm: »Geh wieder schlafen, und wenn du noch einmal gerufen wirst, dann antworte: ›Sprich, HERR, dein Diener hört!‹« Samuel ging und legte sich wieder hin.

Da trat der HERR zu ihm und rief wie zuvor: »Samuel! Samuel!« Der Junge antwortete: »Sprich, dein Diener hört!« Da sagte der HERR zu Samuel: »Ich werde in Israel etwas tun – die Ohren werden jedem wehtun, der davon hört. Es wird alles eintreffen, was ich Eli und seiner Familie angedroht habe. Er wusste, dass seine Söhne mich beleidigten, und doch hat er sie nicht daran gehindert. Deshalb habe ich über seine Familie ein unwiderrufliches Urteil verhängt. Ich habe ihm das schon lange angekündigt. Es gibt kein Opfer, durch das diese Schuld jemals gesühnt werden kann; das habe ich geschworen.«

Samuel legte sich wieder hin. Am Morgen öffnete er die Türen des Heiligtums. Er scheute sich, Eli zu sagen, was der HERR ihm offenbart hatte. Aber Eli rief ihn: »Samuel, komm her, mein Junge!« »Hier bin ich«, antwortete Samuel. Eli fragte: »Was hat der HERR dir gesagt? Verschweige mir nichts! Seine Strafe soll dich treffen, wenn du mir nicht alles berichtest, was er dir gesagt hat!« Da erzählte Samuel ihm alles und verschwieg nichts. Eli aber sagte: »Er ist der HERR! Er soll tun, was er für richtig hält.«

Samuel wuchs heran. Der HERR stand ihm bei und ließ alle Worte in Erfüllung gehen, die er durch Samuel sprach. Ganz Israel von Dan bis Beerscheba erkannte, dass der HERR ihn zu seinem Propheten bestimmt hatte. Auch weiterhin erschien ihm der HERR in Schilo und gab ihm Weisungen. In ganz Israel hörte man auf Samuel.

Schwerer Auftrag
Die Berufung des Propheten Jesaja

Ganz anders gestaltet sich die Berufung Jesajas, eines der großen Propheten des Alten Testaments. Sie ist verbunden mit einer Vision, die Jesaja Gottes Heiligkeit und Macht eindrücklich vor Augen führt. Man kann sich vorstellen, wie schwer es ist, sich einer solchen Autorität zu entziehen. Und so fügt sich Jesaja in sein Schicksal, auch wenn er versteht, dass sein Auftrag kein leichter sein wird – er soll zu einem Volk reden, das nicht auf ihn hören will. Im Gegensatz zum Traum wird die Vision nicht im Schlaf, sondern in hellwachem Zustand erlebt. In der Antike unterschied man jedoch nicht scharf zwischen Traum und Vision. Beide konnten ineinander übergehen. Die moderne Forschung stuft Visionen als »andere Bewusstseinszustände« ein und zählt sie zu den »paranormalen« Phänomenen (von Griechisch »para« = jenseits). In vielen Gesellschaften gehören Visionen durchaus zur Normalität. In der westlichen Welt besteht jedoch die Tendenz, sie zu pathologisieren und als Halluzinationen einzuordnen, die der Betroffene fälschlicherweise für die Realität hält – wie beispielsweise bei einer Schizophrenie. Betrachtet man die biblischen Visionen jedoch genauer, dann stellt man fest, dass die geschauten Bilder sich durch eine Klarheit und innere Logik auszeichnen, die Halluzinationen fremd sind. Die Visionsempfänger wissen meist sehr genau, dass nur sie allein das Geschaute wahrnehmen können. Ihre visionäre Begabung macht sie keinesfalls unfähig, ihren normalen Alltag zu bewältigen. Visionen sind vielmehr ein Weg, auf dem Gott mit auserwählten Menschen kommuniziert. (Jesaja 6,1-13)

Es war in dem Jahr, als König Usija starb. Da sah ich den Herrn; er saß auf einem sehr hohen Thron. Der Saum seines Mantels füllte den ganzen Tempel. Er war umgeben von mächtigen Engeln. Jeder von ihnen hatte sechs Flügel; mit zweien bedeckte er sein Gesicht, mit zweien den Leib, zwei hatte er zum Fliegen. Die Engel riefen einander zu: »Heilig, heilig, heilig ist der HERR, der Herrscher der Welt, die ganze Erde bezeugt seine Macht!« Von ihrem Rufen bebten die Fundamente des Tempels und das Haus füllte sich mit Rauch. Vor Angst schrie ich auf: »Ich bin verloren! Ich bin unwürdig, den HERRN zu preisen, und lebe unter einem Volk, das genauso unwürdig ist. Und ich habe den König gesehen, den Herrscher der Welt!«

Da kam einer der mächtigen Engel zu mir geflogen. Er hatte eine glühende Kohle, die er mit der Zange vom Altar genommen hatte. Damit berührte er meinen Mund und sagte: »Die Glut hat deine Lippen berührt. Jetzt bist du von deiner Schuld befreit, deine Sünde ist dir vergeben.« Dann hörte ich, wie der Herr sagte: »Wen soll ich senden? Wer ist bereit, unser Bote zu sein?« Ich antwortete: »Ich bin bereit, sende mich!« Da sagte er: »Geh und sag zu diesem Volk: ›Hört nur zu, ihr versteht doch nichts; seht hin, so viel ihr wollt, ihr erkennt doch nichts!‹ Rede zu ihnen, damit ihre Herzen verstockt werden, ihre Ohren verschlossen und ihre Augen verklebt, sodass sie mit ihren Augen nicht sehen, mit ihren Ohren nicht hören und mit ihrem Verstand nicht erkennen. Ich will nicht, dass sie zu mir umkehren und geheilt werden.« »Wie lange soll das dauern, Herr?«, fragte ich. Der HERR antwortete: »Bis die Städte zerstört sind und die Häuser leer stehen und das ganze Land zur Wüste geworden ist. Ich werde die Menschen fortschaffen und das Land wird leer und verlassen sein. Und ist noch ein Zehntel übrig, so wird es ihnen gehen wie den Trieben, die aus dem Stumpf einer gefällten Eiche oder Terebinthe wachsen: Sie werden abgefressen!« Der Stumpf aber bleibt und aus dem Stumpf wird neues Leben sprossen zu Gottes Ehre.

Wende um 180 Grad
Das Bekehrungserlebnis des Paulus

»Dieser Mensch hat sich total verändert – ich erkenne ihn gar nicht wieder!« So oder ähnlich reagieren wir, wenn ein Mensch sich plötzlich, quasi über Nacht, völlig anders verhält, anders denkt, anders kleidet als er das bisher getan hat. Und wir fragen uns unwillkürlich: Was steckt dahinter? Woher kommt diese Veränderung?

Solche Fragen könnten sich auch die Zeitgenossen von Paulus gestellt haben. Denn seine Veränderung ist so radikal, wie sie nur sein kann: Aus Saulus, dem orthodoxen Juden und Christenhasser, wird Paulus, der Christenmissionar, der sich für die Verbreitung des neuen Glaubens einsetzt und dabei weder Verfolgungen noch Todesgefahren scheut. Die Bibel berichtet, dass diese Veränderung auf einem besonderen Erlebnis des Paulus beruht: Auf dem Weg nach Damaskus hat er eine Vision, in der ihm der auferstandene Jesus begegnet. Diese Vision blendet Paulus so, dass er zunächst blind ist. Erst durch die Therapie eines Gemeindemitglieds kehrt seine Sehkraft zurück. Der Autor der Geschichte will damit zeigen, wie sehr dieses Ereignis das Leben des Paulus, ja ihn selbst verändert hat – er hat einen völlig neuen Blick auf sein Dasein und seine Aufgabe gewonnen. (Apostelgeschichte 9,1-22)

Saulus verfolgte die Jünger und Jüngerinnen des Herrn weiterhin voller Wut und mit schweren Drohungen. Er ging zum Obersten Priester und ließ sich Briefe an die jüdischen Gemeinden in Damaskus geben. Darin wurde ihm die Vollmacht erteilt, auch dort nach Anhängern der neuen Lehre zu suchen und sie gegebenenfalls – Männer wie Frauen – festzunehmen und nach Jerusalem zu schaffen. Auf dem Weg nach Damaskus, kurz vor der Stadt, umstrahlte ihn plötzlich ein Licht vom Himmel. Er stürzte zu Boden und hörte eine Stimme: »Saul, Saul, warum verfolgst du mich?« »Wer bist du, Herr?«, fragte Saulus. Die Stimme sagte: »Ich bin Jesus, den du verfolgst! Aber steh auf und geh in die Stadt! Dort wirst du erfahren, was du tun sollst.« Den Männern, die Saulus begleiteten, verschlug es die Sprache. Sie hörten zwar die Stimme, aber sie sahen niemand. Saulus stand von der Erde auf und öffnete die Augen – aber er konnte nichts mehr sehen. Da nahmen sie ihn an der Hand und führten ihn nach Damaskus. Drei Tage lang war er blind und aß nichts und trank nichts.

In Damaskus lebte ein Jünger namens Hananias. Dem erschien der Herr und sagte: »Hananias!« »Ja, Herr«, antwortete er. Der Herr sagte: »Steh auf, geh in die Gerade Straße in das Haus von Judas und frag nach Saulus aus Tarsus. Er ist dort und betet. In einer Vision hat er gesehen, wie ein Mann namens Hananias zu ihm kommt und ihm die Hände auflegt, damit er wieder sehen kann.« Hananias antwortete: »Herr, ich habe von vielen Seiten gehört, wie viel Böses dieser Mann in Jerusalem deiner Gemeinde angetan hat. Und jetzt ist er hier und hat von den führenden Priestern die Vollmacht, alle zu verhaften, die sich zu deinem Namen bekennen.« Aber der Herr sagte: »Geh nur hin! Gerade ihn habe ich als mein Werkzeug ausgesucht. Er wird meinen Namen den nichtjüdischen Völkern und ihren Herrschern bekannt machen und auch dem Volk Israel. Und ich will ihm zeigen, wie viel nun er für das Bekenntnis zu meinem Namen leiden muss.«

Da ging Hananias in jenes Haus. Er legte Saulus die Hände auf und sagte: »Bruder Saul, der Herr hat mich geschickt – Jesus, der dir unterwegs erschienen ist. Du sollst wieder sehen können und mit dem Heiligen Geist erfüllt werden.« Im selben Augenblick fiel es Saulus wie Schuppen von den Augen und er konnte wieder sehen. Er stand auf und ließ sich taufen. Dann aß er etwas und kam wieder zu Kräften.

Saulus war erst ein paar Tage bei den Jüngern und Jüngerinnen in Damaskus, da ging er auch schon in die Synagogen und verkündete dort Jesus als den Sohn Gottes. Alle, die ihn hörten, waren außer sich und sagten: »Ist das nicht der, der in Jerusalem alle verfolgt hat, die sich zu Jesus bekannt haben? Er ist doch eigens hergekommen, um auch hier die Anhänger dieses Menschen festzunehmen und den führenden Priestern auszuliefern!« Aber Saulus trat nur umso entschiedener auf und brachte die Juden in Damaskus völlig aus der Fassung, indem er aus den Heiligen Schriften nachwies, dass Jesus der versprochene Retter ist.

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