Kitabı oku: «Mühlviertler Grab», sayfa 3

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Doch dem war nicht so. »Was will ich?«, fragte Grünbrecht.

»Na, ein Kind!«, platzte Stern heraus.

»Was hat der Fall damit zu tun, ob ich ein Kind will?« Grünbrecht zog verständnislos die Stirn in Falten.

»Nichts. Ich wollte nur wissen, ob Sie mal Kinder haben wollen«, erklärte Stern gereizt. Über so etwas zu reden fiel ihm nicht leicht, schon gar nicht mit Grünbrecht. Dennoch fühlte er sich jetzt, wo die Sache ausgesprochen war, irgendwie erleichtert.

Grünbrecht schmunzelte. Endlich hatte sie verstanden, auf was ihr Chef hinauswollte. »Natürlich will ich mal Kinder haben, ich finde diesen Wunsch ganz normal. Aber zuerst werden Edwin und ich heiraten.«

Stern wusste nicht, ob er erleichtert sein sollte oder nicht. Die Entscheidung, wer von den beiden nach der Hochzeit das Team verlassen musste, nahm ihm Grünbrechts Antwort jedenfalls nicht ab. Er wollte nicht weiter nachhaken, da ihm das Gespräch unangenehm war und er jetzt sowieso nichts ändern konnte. Außerdem machte sich sein Magen wieder bemerkbar und schickte Geräusche die Speiseröhre empor, die dem Brummen eines Bären ähnelten. Er entschied, dass der richtige Zeitpunkt gekommen war, um Kolanski und Mirscher im ortsansässigen Gasthaus zu treffen und seiner schlechten Laune mit einem saftigen Schweinsbraten samt Kraut und Semmelknödel ein Ende zu bereiten.

Eine Viertelstunde später betraten er und Grünbrecht die Gaststube. Gemütliches Flair empfing sie, ebenso wie aufgeregte Wirtsleute, die natürlich alles über den Mord wissen wollten.

Mit den Worten »Laufende Ermittlungen« erklärte Stern ihnen, warum sie nichts erzählen durften, und setzte sich an einen freien Tisch. Dort wurden sie von der hiesigen Stammtischrunde misstrauisch beäugt.

»Mirscher und Kolanski kommen gleich«, informierte ihn Grünbrecht nach einem Blick auf ihr Handy und blätterte anschließend in der Speisekarte. Stern hielt seine Karte eine Armlänge von sich gestreckt, um sie besser studieren zu können. Diese verdammte Altersweitsichtigkeit war in den letzten Wochen rapide fortgeschritten. Wenn er nicht irrte und er die verschwommene Aneinanderreihung von Buchstaben richtig interpretierte, war das erste Gericht auf der Speisekarte ein Schweinsbraten mit Semmelknödel. Seine Lieblingsspeise. Die würde er nehmen. Also brauchte er gar nicht weiterzulesen.

»Die Ehefrau als Täterin können wir wohl ausschließen«, ließ er die Begegnung mit Silvia Koch Revue passieren und klappte die Speisekarte zu. Mit der Bestellung wollten sie bis zum Eintreffen der Kollegen warten. Vorausgesetzt, das dauerte nicht mehr allzu lange.

»Das denke ich auch«, schloss sich Grünbrecht seiner Meinung an. »Trotzdem sollten wir nachher noch einmal zu ihr fahren und mit ihr reden. Vielleicht hat sie ja einen Verdacht, wer ihrem Mann das angetan haben könnte, und vor allem warum.«

»Das machen wir«, brummte Stern und rieb sich die Hände. In dem Gasthaus duftete es verführerisch, und Sterns Verlangen, seinen Hunger zu stillen, wuchs von Sekunde zu Sekunde weiter an. »Wo bleiben bloß Mirscher und Kolanski? Ich verhungere …«

Im selben Augenblick schwang die Tür der Gaststube auf und die Kollegen traten ein.

Stern war erleichtert. »Wenn man vom Teufel spricht.«

Grünbrecht lächelte den Eintretenden entgegen. Ein angedeuteter Kuss flog durch die Luft, was Stern einen Seufzer entriss. Mirscher setzte sich neben seine Verlobte, Kolanski nahm neben dem Chefinspektor Platz. Der bestellte nun endlich seinen geliebten Schweinsbraten, Grünbrecht wie üblich einen Salat und Mirscher ein Kotelett nach Mühlviertler Art mit Speck und Champignons. Kolanski begnügte sich mit einer Suppe und begründete seine Zurückhaltung mit dem durch den Mordfall einhergehenden Zeitmangel, genügend Sport treiben zu können, weshalb er bei gleichbleibendem Verzehr von Speisen an Gewicht zulegen würde. Das wolle er auf gar keinen Fall. Stern, dem Kolanskis Sportleidenschaft schon immer schleierhaft gewesen war, ließ sich den Appetit deswegen nicht verderben und orderte noch einen Semmelknödel extra zu seinem Schweinsbraten.

»Was habt ihr über das Opfer herausgefunden?«, begann er mit der Besprechung des Falls.

»Oliver Koch war so etwas wie eine jüngere Ausgabe von Donald Trump. Jähzornig, hat jeden Furz getwittert. Unberechenbar soll er gewesen sein und frauenverachtend«, kam Kolanski ebenfalls gleich zur Sache.

»Muss man heutzutage so sein, um gewählt zu werden?«, stieß Grünbrecht verächtlich aus.

»Er hat gegen die Unterbringung von Flüchtlingen in dem ehemaligen Gasthaus Maria Bründl gewettert, das zuvor leer gestanden hat. Das hat ihm nicht nur Freunde beschert, haben mir die St. Oswalder erzählt. Der Großteil der Bevölkerung steht der Aufnahme von Flüchtlingen nämlich positiv gegenüber«, redete Mirscher weiter.

Schon wieder dieses Maria Bründl, dachte Stern, und seine Gedanken schweiften kurz zu seinem Selbstversuch mit dem radonhaltigen, angebliche Heilkräfte besitzenden Wasser ab. Er schaute aus dem Fenster auf das gegenüberliegende Haus, an dem ein Reklameschild befestigt war, um zu testen, ob seine Sehkraft sich inzwischen verbessert hatte. Als er keine Veränderung bemerkte, versuchte er erneut, den Text auf der Speisekarte zu entziffern, was ihm jedoch ebenso schwerfiel. Also hatte sich weder an seiner Kurzsichtigkeit noch an seiner Altersweitsichtigkeit etwas geändert.

»Bei einem Teil der Österreicher hätte ihm das große Sympathie eingebracht«, spuckte Grünbrecht angewidert aus. Es war ihr anzusehen, was sie davon hielt. »Ich verstehe nicht, was in unserem Land los ist. Uns geht’s doch gut, so gut wie schon lange nicht mehr. Wir haben ein funktionierendes Sozialsystem, sodass kaum jemand unter den Rost fällt, und dennoch verlangen viele Österreicher nach dem rechten Lager, einem ›starken Mann‹.«

»Eine seltsame Entwicklung, wie auch die Art des Todes von unserem Opfer seltsam ist«, lenkte Stern das Gespräch wieder auf ihren Fall.

»Ertrunken auf einem Grab«, brachte Kolanski es auf den Punkt.

»Das steht noch nicht fest«, warf Stern ein.

»Aber wie die Dinge liegen, ist es wahrscheinlich.«

Dem wusste Stern nichts entgegenzusetzen. Dennoch würde erst Webers Obduktion der Leiche Gewissheit bringen.

»Der Fundort ist aller Wahrscheinlichkeit nach nicht der Tatort«, sagte Mirscher. »Wir wissen noch immer nicht, wo das Opfer getötet wurde.«

Die Unterhaltung verstummte, weil das Essen serviert wurde. Ein saftiger Schweinsbraten samt drei Semmelknödel wanderte vor Stern auf den Tisch, und ihm lief der Speichel im Mund zusammen. Dass diese Mahlzeit die letzte für lange Zeit sein würde, wusste er zu diesem Zeitpunkt nicht.

3. Kapitel

Nach dem Essen fuhren Stern und Grünbrecht erneut zu Silvia Koch in der Hoffnung, dass die Wirkung des Beruhigungsmittels inzwischen eingesetzt hatte und sie ihr ein paar Fragen stellen konnten. Als die Kriminalbeamten im Haus der Kochs eintrafen, lag die Witwe auf der Couch im Wohnzimmer, mit einer Decke bis zu den Schultern eingehüllt, und starrte vor sich hin. Stern war nicht sicher, ob sie ihre Anwesenheit überhaupt registrierte.

»Frau Koch?«, fragte er und berührte sie sanft am Arm.

Die Angesprochene hob den Kopf und blickte ihn mit geröteten Augen an.

»Ich bin Chefinspektor Oskar Stern, das ist meine Kollegin Gruppeninspektorin Mara Grünbrecht. Wir waren vorhin schon mal da, erinnern Sie sich?«

Die Frau nickte und schlug die Decke zur Seite.

»Können Sie uns ein paar Fragen beantworten?«

Silvia Koch versuchte, sich langsam aufzusetzen. Es war ihr anzumerken, dass sie unter dem Einfluss eines Beruhigungsmittels stand. Stern war unschlüssig, ob er ihr helfen sollte, da schob Grünbrecht ihre Hand in den Rücken der Witwe, um sie bei ihren Bemühungen, in die Senkrechte zu kommen, zu unterstützen. Die Decke legte Grünbrecht ihr anschließend auf die Beine.

»Wollen S’ einen Kaffee hab’n?«, fragte die Schwester der Frau, die ihnen zuvor die Tür geöffnet hatte und jetzt mit dem Kind auf dem Arm die Szene beobachtete. Auch ihr war die Last anzusehen, der Kummer, der diese Familie erschütterte. Stern lehnte dankend ab. Er fand es nicht angebracht, sich von diesen Menschen bedienen zu lassen, wo sie doch den Tod eines geliebten Menschen zu beklagen hatten.

»Was wollen S’ denn wissen?«, fragte Silvia Koch mit dünner Stimme. Gleichzeitig zog sie die Decke bis zu den Schultern hoch, als fröstelte sie. Ein Zeichen dafür, dass sie unter Schock stand, denn in dem Wohnzimmer war es angenehm warm temperiert.

Stern nahm einen Stuhl, stellte ihn vor das Sofa und setzte sich darauf. »Frau Koch, haben Sie eine Ahnung, wer Ihrem Mann das angetan hat?«, begann er mit der Befragung.

»Wie … wie ist er denn …?« Silvia Koch sah die Kriminalbeamten unsicher an. Wahrscheinlich hatte sie Angst, die genaue Todesursache zu erfahren, die Umstände zur Kenntnis nehmen zu müssen, wie es passiert war, und vor allem warum es geschehen war. Sie würde sich dann mit Dingen auseinandersetzen müssen, die sie vielleicht gar nicht wissen wollte, die sie wohlmöglich bislang verdrängt hatte. Dennoch trieb die meisten Menschen ein innerer Motor an, jede noch so winzige Wissenslücke zu füllen, auch wenn die Folgen unangenehm waren.

»Wir wissen es nicht genau. Er ist entweder ertrunken oder erstickt«, berichtete Stern.

»Ertrunken? Mein Mann ist ein ausgezeichneter Schwimmer g’wesen. Wo soll er denn ertrunken sein?«

»Auch das wissen wir nicht.«

»Wo haben Sie ihn g’funden?«

»Auf dem Friedhof.«

Schweigend verarbeitete Silvia Koch diese Nachricht, als hätte sie Schwierigkeiten, das eben Gehörte zu verstehen. Na gut, wenn jemand behauptete, der eigene Mann sei auf einem Friedhof ertrunken, war das tatsächlich außergewöhnlich, fand Stern. Aber wahrscheinlich war ebenso das Beruhigungsmittel schuld daran, dass die Frau im Augenblick so unnahbar wirkte. So distanziert.

»Frau Koch, ist Ihr Mann bedroht worden?«, versuchte Stern erneut, etwas aus der Frau herauszubekommen, das für den Fall relevant sein könnte.

Die Witwe schüttelte den Kopf. »Nein. Mein Mann ist ein anständiger Mensch g’wesen. Er hat keine Feinde g’habt, und schon gar keine, die ihn umbringen wollten. Sie wissen, dass es in der Politik net immer fein zugeht, das g’hört zu dem G’schäft nun mal dazu. Hernach geht man aber wieder auf ein Bier mitsammen.«

»Vielleicht hat einer von der Konkurrenz das nicht so entspannt gesehen«, stellte Stern in den Raum.

»Glauben S’ mir: Der Oliver hat sich um die Leut’ g’sorgt. Und wenn er es mal bis ganz nach oben g’schafft hätt’, hat er immer g’sagt, dass er dann ein Politiker für alle hätt’ sein wollen. Nicht so wie die jetzige Regierung, die es nur ihrer Wählerschaft recht machen will. Er wollte den Menschen dienen, nicht nur dem Geld.«

»Das hört sich ja alles vielversprechend an«, ließ Stern sich hinreißen zu sagen, obwohl er der Meinung war, dass die meisten Politiker, wenn sie erst mal eine gewisse Position innehatten, diesen Idealismus verloren und ihre ganze Energie dafür einsetzten, die eigene Partei zu stärken und wiedergewählt zu werden. Das Volk, für das sie sich vorher so vehement stark gemacht hatten, war ihnen dann egal. »Aber wir sind nicht hier, um die Wahlsprüche Ihres Mannes zu hören. Wir wollen die Umstände seines Todes aufklären.«

»Er hat oft bis spät in die Nacht hinein g’arbeitet. Gemeinderatssitzungen und so a Schmarrn. Alles nur für die Politik. Für mich und die Kleine hat er keine Zeit g’habt, seit sie auf der Welt ist.« Die Augen der Frau füllten sich mit Tränen, und ihr Blick wanderte hinüber zu dem in den Armen der Tante glucksenden Kind.

»Wie heißt sie denn?«, fragte Grünbrecht.

»Elisabeth. Wir nennen sie Sissi. Sie ist so ein Sonnenschein.« Ein Lächeln zeichnete sich auf dem Gesicht der Frau ab, als sie ihre Tochter ansah.

»Hat Ihr Mann in letzter Zeit mit jemandem Streit gehabt?«, kam Stern zum eigentlichen Thema zurück.

Das Lächeln der Frau erstarb. »Nicht, dass ich wüsst’. Aber vielleicht weiß ich ja net mehr alles, was mein Mann so g’trieben hat. So sieht es zumindest aus. Was denken Sie?«

Stern ignorierte die an ihn gerichtete Frage und fuhr fort: »Wieso ist Ihnen nicht aufgefallen, dass Ihr Mann in der Nacht nicht zu Hause gewesen ist?«

»Wir haben g’trennte Schlafzimmer, seit Sissi da ist. Er hat g’sagt, dass er es nicht aushält, wenn sie die ganze Nacht schreit.«

»Tut sie das denn?«, hakte Grünbrecht nach.

Stern zog die Augenbrauen hoch. Seiner Meinung nach interessierte sich Grünbrecht viel zu sehr für das Kind. Außerdem lugte sie ständig zu dem Mädchen hinüber, welches nun auf einer Decke am Boden saß und versuchte, Klötze aus Holz in einen hohlen Würfel zu stecken. Aber das mit den getrennten Schlafzimmern erklärte, warum Silvia Koch das nächtliche Ausbleiben ihres Mannes nicht bemerkt hatte.

»Jetzt nicht mehr so viel, anfangs hat sie vier Stunden am Stück g’schrien. Das kam sogar ziemlich häufig vor«, erzählte Silvia Koch. »Es war echt nervenaufreibend.«

»Beim Frühstück haben Sie ihn auch nicht vermisst?«, fragte Stern weiter.

»Wenn wir eine unruhige Nacht haben, kann es schon sein, dass er zur Arbeit geht, wenn ich und Sissi endlich schlafen«, erklärte Silvia Koch. »Und die letzte Nacht war so eine. In der Früh hat die Sissi dann brav g’schlafen.«

»Ihr Mann hat seine politischen Ansichten unter anderem auf Twitter verbreitet und sich dabei nicht nur Freunde gemacht.«

»Darüber weiß ich nix. Mit Twitter und Facebook, und wie sie alle heißen, hab ich nix zu tun. Ich muss g’stehen, dass ich mich damit net wirklich auskenn’, eigentlich gar net. Ich red’ lieber mit den Leuten, wenn ich ihnen auf der Straße begegne.«

»Alles klar. Hat es Streit in der Gemeinde gegeben?«

»Nicht mehr als sonst«, sagte die Witwe. Es war ihr anzusehen, dass sie das Gespräch erschöpfte. »Wie ich Ihnen schon g’sagt hab, mein Mann ist ein guter Mensch g’wesen. Er wollt’ für alle Politik machen und nicht nur für ein paar wenige. Ihm hat man vertrauen können. Er hätt’ g’halten, was er versprochen hat, wenn man ihn zum Bürgermeister g’wählt oder in die Landespolitik abberufen hätt’ … irgendwann einmal.«

Stern seufzte. Das politische Gelaber ging ihm auf die Nerven. Dafür hatte er nichts übrig. »Wenn Ihnen etwas einfällt, Frau Koch, das uns weiterhelfen könnte, rufen Sie uns bitte an.« Er hielt der Witwe seine Visitenkarte hin und stand auf. Silvia Koch nahm die Karte entgegen und starrte sie an, als hätte sie immer noch nicht ganz begriffen, was los war. Wenn das Beruhigungsmittel nachließ, würde sie die Wucht der Realität erneut treffen, und dann ging alles von vorn los. Stern hatte Mitleid mit der Frau.

»Danke, wir finden den Weg allein hinaus«, sagte Grünbrecht an die Schwester gewandt, die gerade das Baby holte, um es zu wickeln. Ein säuerlicher Geruch ging von der Kleinen aus, und Stern hoffte, dass dieser Abschreckung genug für Grünbrecht war, einmal eigenen Kindern den Hintern säubern zu müssen.

»Von so viel politischem Gerede kriege ich Kopfschmerzen«, sagte er, als sie draußen vor dem Haus auf den Wagen zusteuerten. »Die Frau sollte sich überlegen, ob sie nicht selbst in die Politik gehen will. Das Zeug dazu hätte sie.«

»Sie sagt doch nur, was sie immer von ihrem Mann gehört hat. Ich glaube, sie hat ihn wirklich geliebt. Bei ihm hingegen bin ich mir nicht so sicher.«

»Wieso?«, hakte Stern überrascht nach, weil er erfahren wollte, was seine Kollegin zu einer derartigen Annahme veranlasste.

»Ich denke, dass ihm die Karriere wichtiger gewesen ist als seine Ehefrau. Und sein Kind! Wieso sonst hätte er abends so lange arbeiten sollen? Oder er hatte ein Gspusi.«

Stern überlegte und brummte. »Mord aus Eifersucht?«

»Möglich.«

»Mirscher und Kolanski sollen prüfen, ob sie eine Geliebte von diesem Koch ausfindig machen können. In einem Ort wie diesem lässt sich ein Verhältnis sicher nicht lange verheimlichen«, ordnete Stern an.

»Noch etwas anderes, Chef«, sagte Grünbrecht, als sie den Wagen erreichten.

»Ja?«

»Haben Sie am Freitagabend schon etwas vor?«

Stern war überrascht. »Äh … nein.« Er hatte keine Ahnung, warum Grünbrecht das wissen wollte.

»Ich veranstalte bei mir zu Hause eine kleine Party, und ich würde mich freuen, wenn Sie kommen.«

Stern, dessen Gehirn bereits zu rotieren angefangen hatte, als Grünbrecht das mit der Party erwähnt hatte, überlegte fieberhaft nach einem möglichen Grund für diese Feier. Grünbrecht arbeitete seit drei Jahren im LKA, und noch nie hatte sie ihn zu sich nach Hause eingeladen. War sie etwa schon schwanger? Und wollte sie bei dieser Feier die frohe Botschaft verkünden?

Grünbrecht bemerkte Sterns Zögern offensichtlich und erklärte: »Mirscher und Kolanski werden da sein und noch ein paar Freunde von mir.«

Natürlich würde Mirscher auch da sein, dachte Stern panisch, schluckte und fragte: »Gibt’s dafür einen bestimmten Anlass?« Schweiß drängte durch seine Poren an die Oberfläche, und die Vorstellung, dass Grünbrecht tatsächlich …

»Ich hab Geburtstag!«

»Sie haben was?« Stern hatte so sehr damit gerechnet, dass Grünbrecht ihm mitteilte, sie würde das Team verlassen, dass er einen Moment brauchte, um die Information zu verarbeiten.

»Geburtstag. Ich hab Geburtstag. Geht’s Ihnen gut, Chef?«

»Ja!«, beeilte sich Stern mit einer Antwort. »Natürlich geht’s mir gut.« Obwohl – sicher war er sich nicht.

»Für einen Augenblick dachte ich, Sie hätten einen Schlaganfall erlitten oder etwas Ähnliches. Sie sind ganz blass und schwitzen.«

»Das ist nur … dieser Fall«, redete Stern sich heraus. Er konnte unmöglich sagen, was er wirklich gedacht hatte.

»Sind Sie sicher?«, hakte die Kollegin nach.

»Todsicher«, bekräftigte Stern die Lüge.

»Dann ist es ja gut. Ich dachte schon, Sie wollten mir eine Abfuhr erteilen wegen der Party. Sie kommen doch, oder?«

»Natürlich komme ich«, brummte Stern. »Und danke für die Einladung.«

»Ich koche, meine Freundin Sabine sorgt für den Nachtisch, und die Jungs kümmern sich um die Getränke.«

»Ich bringe Wein mit«, sagte Stern und legte damit eine Falle aus. Wenn Grünbrecht am Freitag Wein tränke, konnte sie unmöglich in freudiger Erwartung sein und diese Sache wäre erst mal vom Tisch. Stern war mit seiner Idee zufrieden.

»Das ist lieb von Ihnen«, sagte Grünbrecht, und Stern bekam sofort ein schlechtes Gewissen. Natürlich war das keinesfalls lieb von ihm, sondern heimtückisch. Hinterfotzig. Er seufzte ob seiner schändlichen Gedanken und hoffte, dass Grünbrecht nichts davon bemerkte.

»Sie können gerne eine Begleitung mitbringen«, sagte sie.

»Eine Begleitung?«, wiederholte Stern schon wieder baff.

»Ja. Vielleicht diejenige, wegen der Sie immer zu spät zum Dienst erscheinen.« Grünbrecht lächelte. Auch hinterfotzig, wie Stern vorkam, da sie ebenso hinter sein Geheimnis kommen wollte. Nun waren sie quitt.

Stern dachte an die Katzenfamilie in seiner Wohnung. Grünbrecht würde Augen machen, wenn er mit der Rasselbande vor ihrer Tür stünde. Aber hey! Vielleicht war das gar keine so schlechte Idee! Er könnte Grünbrecht eines der Kätzchen zum Geburtstag schenken, dann wäre er einen Teil seines Katzenproblems los. Sie hatte ohnehin bereits vor längerer Zeit einmal anklingen lassen, dass ihr ein Haustier gefallen würde.

»Mal sehen«, antwortete er kryptisch. »Seien Sie nicht enttäuscht, wenn ich alleine komme. Essen werde ich auf alle Fälle für zwei.« Stern strich über seinen fülligen Bauch.

»Okay.« Grünbrecht bohrte nicht weiter nach, wofür Stern ihr dankbar war. »Nach dem Essen am Freitag drehen wir noch eine Runde durch die Linzer Altstadt, auf einen Absacker. Ziehen Sie sich also was Hübsches an.« Grünbrecht warf einen Blick auf das alte Sakko ihres Chefs und lächelte erneut zweideutig, nichtsahnend, dass es völlig egal war, was Stern am Freitag trug, da sie die Linzer Altstadt nie erreichen würden.

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26 mayıs 2021
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