Kitabı oku: «Datenschutzrecht», sayfa 13
Lösung zu Fallbeispiel 4 – Löschbegehren gegen Online-Archiv – Recht auf Vergessen I (Rn. 63)
I. | Prüfungsmaßstab BVerfG | |||||
(P): Beurteilungsmaßstab Verfassungsbeschwerde: Grundrechte des GG | ||||||
→ | Ausformung des APR | |||||
→ | BVerfG prüft innerstaatliches Recht und dessen Anwendung am Maßstab des GG | |||||
→ | Innerstaatliches Recht vorliegend Durchführung von Unionsrecht nach Art. 51 Abs. 1 GrCh; hier: Durchführung von unionalen Datenschutzbestimmungen der DSRL/DS-GVO | |||||
→ | Aber: kein vollständig determinierendes Unionsrecht | |||||
→ | Umsetzungsspielraum in Art. 9 DSRL/Art. 85 DS-GVO | |||||
→ | Raum für Grundrechtsvielfalt und Anwendbarkeit des GG | |||||
→ | Grundsätzlich Prüfung am Maßstab der Grundrechte des GG | |||||
→ | Aber: Auslegung im Lichte der GrCh | |||||
→ | Ferner: BVerfG keine Superrevisionsinstanz | |||||
II. | Schutzbereich | |||||
→ | APR (Art. 2 Abs. 1 i.V.m. Art. 1 Abs. 1 GG) | |||||
→ | Geschützt ist die freie Entfaltung der Persönlichkeit | |||||
→ | Umfasst ist auch der Schutz vor personenbezogener Berichterstattung und der Verbreitung von Informationen | |||||
→ | Auch Schutz vor Äußerungen, die geeignet sind, sich abträglich auf das Ansehen einer Person und ihr Bild in der Öffentlichkeit auszuwirken | |||||
→ | Schutzbereich, eröffnet (+) | |||||
→ | Gemäß BVerfG nicht einschlägig: RaiS, da es sich vorliegend nicht um eine Pflicht zur Preisgabe von Daten oder eine intransparente Nutzung dieser handelt, sondern um eine Berichterstattung, die der Information der Öffentlichkeit dient (Ergebnis eines Kommunikationsprozesses) | |||||
III. | Eingriff | |||||
(P): Mittelbare Drittwirkung | ||||||
→ | Hier: Urteil (+) | |||||
IV. | Rechtfertigung der Einschränkung | |||||
1. | Schranken | |||||
→ | Einfacher Gesetzesvorbehalt: §§ 823, 1004 BGB analog | |||||
2. | Schranken-Schranken, insb. Verhältnismäßigkeit des Urteils | |||||
→ | Zivilrechtliche Streitigkeit: Abwägung der kollidierenden Grundrechte und schonender Ausgleich im Sinne der praktischen Konkordanz | |||||
a) | Legitimer Zweck | |||||
→ | Einschränkung des APRs durch das Urteil, um Meinungs- und Pressefreiheit zu gewährleisten | |||||
b) | Geeignetheit (+) | |||||
c) | Erforderlichkeit (+) | |||||
d) | Angemessenheit | |||||
→ | Abwägung: APR der betroffenen Person gegen die Meinungs- und Pressefreiheit | |||||
→ | Pro Persönlichkeitsrecht: | |||||
– | Berichterstattung liegt viele Jahre zurück; Haftstrafe rechtmäßig verbüßt | |||||
– | Rehabilitationsinteresse des Beschwerdeführers; Erschweren der Wiedereingliederung in die Gesellschaft | |||||
– | Erhebliche Beeinträchtigungen für das Privatleben | |||||
– | Öffentliche Beurteilung seiner Person allein auf Tat reduziert | |||||
– | Dauerhafte Verfügbarkeit und jederzeitige Aufrufbarkeit der Informationen | |||||
– | Betroffene Person trat zwischenzeitlich hinsichtlich der Tat nicht öffentlich in Erscheinung | |||||
→ | Contra APR | |||||
– | Berichterstattung beruht auf zutreffenden Tatsachen | |||||
– | Öffentliches Interesse an schweren Straftaten | |||||
– | Meinungsfreiheit schützt das Berichten über Vorgänge des öffentlichen Lebens | |||||
– | Aus dem APR folgt kein absolutes „Recht auf Vergessenwerden“ | |||||
– | Presse hat ein erhebliches Interesse Berichte in unveränderter Form archivieren zu können („Spiegel der Zeitgeschichte“) | |||||
– | Zugleich öffentliches Interesse an der Archivierung | |||||
→ | Angemessenheit (-), da APR hier überwiegt | |||||
→ | Durch Zeitablauf überwiegt das Interesse der betroffenen Person nicht mehr mit der verbüßten Haftstrafe konfrontiert zu werden | |||||
→ | Verfassungsbeschwerde begründet (+) |
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Lösung zu Fallbeispiel 5 – Löschbegehren gegen Suchmaschinenbetreiber – Recht auf Vergessen II (Rn. 64)
A. | Beschwerdebefugnis | |||||
→ | Insb. Möglichkeit einer Grundrechtsverletzung | |||||
→ | Keine Prüfung anhand des GG in vollständig unionsrechtlich determinierten Materien | |||||
→ | DSRL/DS-GVO vorliegend mit abschließenden Regelungen → vollständig vereinheitlichte Materie | |||||
→ | Prüfung der GrCh durch BVerfG, soweit GG-Grundrechte durch Anwendungsvorrang verdrängt | |||||
→ | Beschwerdebefugnis nach Art. 7 und 8 GrCh (+) | |||||
B. | Begründetheit | |||||
I. | Prüfungsmaßstab | |||||
→ | Insb. BVerfG keine Superrevisionsinstanz | |||||
→ | Beurteilungsmaßstab aufgrund der vollständigen Determinierung = GrCh | |||||
→ | Wahrnehmung der Integrationsverantwortung aus Art. 23 I GG | |||||
II. | Anwendungsbereich | |||||
→ | Schutz der Achtung des Privatlebens und vor der Verarbeitung personenbezogener Daten durch Art. 7 und 8 GrCh | |||||
→ | Umfasst auch den Schutz der selbstbestimmten Persönlichkeitsentfaltung gegenüber der Datenverarbeitung Dritter | |||||
III. | Einschränkung | |||||
→ | (P) Hineinwirken der GrCh-Grundrechte in das Privatrecht? | |||||
→ | Hier: Urteil als Einschränkung der Grundrechte (+) | |||||
IV. | Rechtfertigung der Einschränkung | |||||
1. | Gesetzliche Grundlage (Art. 52 Abs. 1 S. 1 GrCh) | |||||
→ | Zivilrechtliches Urteil basiert auf §§ 823, 1004 BGB (+) | |||||
2. | Zulässiges Ziel (Art. 52 Abs. 1 S. 2 GrCh) | |||||
→ | (+), Einschränkung der Persönlichkeitsrechte (Art. 7 und 8 GrCh) durch das Urteil, um unternehmerische Freiheit (Art. 16 GrCh) des Suchmaschinenbetreibers sowie Meinungs- und Pressefreiheit des Inhalteanbieters (Art. 11 GrCh) und Informationsinteressen der Internetnutzer zu gewährleisten | |||||
3. | Wesensgehaltsgarantie (Art. 52 Abs. 1 S. 1 GrCh) (+) | |||||
4. | Grundsatz der Verhältnismäßigkeit (Art. 52 Abs. 1 S. 2 GrCh) | |||||
a) | Geeignetheit (+) | |||||
b) | Erforderlichkeit (+) | |||||
c) | Angemessenheit (Verhältnismäßigkeit i.e.S.) | |||||
→ | Abwägung: Art. 7 und 8 GrCh der betroffenen Person vs. Art. 16 GrCh des Suchmaschinenbetreibers (kein Berufen auf Art. 11 GrCh), Art. 11 GrCh des Inhalteanbieters und die Informationsinteressen der Nutzer | |||||
→ | Pro Persönlichkeitsrechte der betroffenen Person: | |||||
– | Art. 7 und 8 GrCh schützen auch vor der Datenverarbeitung Dritter | |||||
– | Grds. sind die rein wirtschaftlichen Interessen des Suchmaschinenbetreibers weniger gewichtig als der Schutzanspruch der betroffenen Person | |||||
– | Vergehen einer gewissen Zeitspanne → sinkendes öffentliches Interesse an Berichterstattung | |||||
– | Höhere Auffindbarkeit durch Verlinkung im Internet als bei reiner Sendung im TV | |||||
– | Dauerhafte Verfügbarkeit und jederzeitige Aufrufbarkeit der Informationen im Internet | |||||
– | Auswirkungen sowohl auf Sozial-, als auch Privatsphäre | |||||
→ | Contra Persönlichkeitsrechte: | |||||
– | Unternehmerische Freiheit umfasst auch das Anbieten von Suchdiensten | |||||
– | Mitberührt sind zudem die Grundrechte des Inhalteanbieters | |||||
– | Interessen der Nutzer sind ferner miteinzubeziehen | |||||
– | Großes Gewicht des Informationsinteresses der Öffentlichkeit und der Meinungs- und Informationsfreiheit Dritter | |||||
– | Kündigungsschutz Thema von allgemeinem Interesse | |||||
– | Zustimmung zu dem Interview für den Beitrag | |||||
– | Titel der Sendung nicht von vorneherein eine unzulässige Schmähung | |||||
→ | Angemessenheit (+), Überwiegen der Interessen des Suchmaschinenbetreibers, der Inhalteanbieter und der Nutzer | |||||
→ | Verfassungsbeschwerde unbegründet |
Anmerkungen
[1]
Vgl. hierzu auch die Kritik bei Britz, DÖV 2008, 411 (412 f.).
[2]
BVerfG, Urt. v. 27.2.2008, 1 BvR 370/07 u. 1 BvR 595/07 = BVerfGE 120, 274 = WM 2008, 503, Rn. 203 – Online-Durchsuchungen; vgl. auch Polenz, Der Grundrechtsschutz beim Zugriff auf informationstechnische Systeme, 2008, 34, abrufbar unter: http://docplayer.org/6209287-Der-grundrechtsschutz-beim-zugriff-auf-informationstechnische-systeme-dr-sven-polenz.html (Abruf: 12.1.2021).
[3]
BVerfG, Urt. v. 27.2.2008, 1 BvR 370/07 u. 1 BvR 595/07 = BVerfGE 120, 274 = WM 2008, 503, Rn. 201 – Online-Durchsuchungen.
[4]
BVerfG, Urt. v. 27.2.2008, 1 BvR 370/07 u. 1 BvR 595/07 = BVerfGE 120, 274 = WM 2008, 503, Rn. 201 – Online-Durchsuchungen.
[5]
Zweifelnd auch Hornung, CR 2008, 299 (301 f. und 306).
[6]
Nachbaur, NJW 2007, 335 (337).
1. Kapitel Grundlagen › D. Entwicklung, Grundstrukturen und Systematik des Datenschutzrechts