Kitabı oku: «Ur-Gemeinde», sayfa 6
Fragen zum Weiterdenken
• Reflektiert unser moderner Gottesdienst, der sich hauptsächlich um die Predigt und das „Anbetungsprogramm“ eines eingespielten Anbetungsteams dreht, wirklich die neutestamentlichen Gemeindeprinzipien wider, oder steht er dazu im Gegensatz?
• Warum waren Versammlungen mit offener Beteiligung für die frühen Christen gut, sind aber heute irgendwie nicht mehr zu realisieren?
• Gibt es in Ihrer Gemeinde Treffen, auf denen Sie sich mit Ihren geistlichen Geschwistern offen und frei darüber austauschen können, was Gott Ihnen gezeigt hat, ohne dass jemand das Ganze steuert? Bitte erläutern Sie Ihre Antwort.
• Kommt in der Praxis Ihrer Gemeinde die völlige Leitung Jesu Christi zum Ausdruck, oder steht sie unter der Leitung eines Menschen? Bitte begründen Sie Ihre Antwort.
1 Mein Buch The Untold Story of the New Testament Church folgt dieser Spur (Shippensburg, PA: Destiny Image Publishers, 2005).
2 Manche behaupten, 1. Korinther 14,26 zeige ein Problem auf. Dieser Ansatz ist jedoch falsch. Die bedeutendsten Ausleger (darunter F. F. Bruce, Ben Witherington und Gordon Fee) zeigen ganz klar: Diese Stelle stellt eine Norm auf. Sie ist eine Ermahnung, eine „Beschreibung, wie es [bei den Korinthern] sein soll“ (Gordon Fee). In 1 Kor 14 geht Paulus auf einige Probleme der Gemeinde ein, ohne aber die öffentliche Beteiligung abtun zu wollen.
3 Beispiele finden sich in Phil 2,6-11; Kol 1,15-20; Eph 5,14 u. 1 Tim 3,16.
4 Wie ich schon gesagt habe, leitete ein Apostel die apostolischen Treffen. Diese Treffen waren aber zeitlich begrenzt und dienten dazu, die Gemeinde vorzubereiten, damit sie auch ohne Apostel „funktionierte“.
5 John Howard Joder. Auszug aus Fullness of Christ: Perspectives on Ministries in Renewal, Concern, no. 17 (Februar 1969).
6 Für eine eingehende Betrachtung der so genannten „einschränkenden“ Stellen (wie z. B. 1 Kor 14,33-34 u. 1 Tim 2,11-14) vgl. meine Artikel Now Concerning a Woman’s Role in the Church (www.ptmin.org/role.htm) und God’s View of a Woman (www.ptmin.org/view.htm).
7 George Barna, Revolution (Carol Stream, IL: Tyndale, 2005), 51–67, 118.
8 John Howard Yoder, Auszug aus The Fullness of Christ: Perspectives on Ministries in Renewal, Concern, no. 17 (Februar 1969).
9 Aus dem Vortrag Stephen Kaungs Who Are We. Richmond, Virginia, am 14. April 1995.
Kapitel 3: Umdenken – Abendmahl
Die sichtbarste und tiefgründigste Art, wie eine Gemeinschaft ihr gemeinsames Leben zum Ausdruck bringen kann, ist das gemeinsame Essen. Das Wort „deipnon“ (vgl. 1 Kor 11,20) bedeutet „Abendessen“ und sagt uns, dass damit weder ein symbolisches Essen (wie heute verstanden) noch ein „Imbiss“ (wie man sich das manchmal vorstellt) gemeint ist, sondern ein ganz normales Essen.
Robert Banks
Das Abendmahl des Neuen Testaments ist eine Mahlzeit. Dazu gehört ein Tisch, und in unserer westlichen Welt wäre es normal, dass man dabei sitzt.
I. Howard Marshall
Denken Sie einmal an das Abendmahl in Ihrer Kirche. Sie mögen „Eucharistie“ dazu sagen, „heilige Kommunion“ oder auch „Brotbrechen“. Je nach konfessionellem Hintergrund halten Sie es wöchentlich, monatlich oder in gewissen Abständen. Sind Sie Protestant, dann besteht das Mahl aus einem kleinen Glas Traubensaft (oder Wein) und kleinen Brotstückchen oder Hostien.
In diesem Kapitel wollen wir untersuchen, wie die frühen Christen das Abendmahl hielten und was es für sie bedeutete. Zweifelsohne hatte das Abendmahl im Leben der frühen Kirche besondere Bedeutung. Das sieht man daran, dass sie es regelmäßig hielt. Die Gemeinde in Troas etwa hielt es wöchentlich (vgl. Apg 20,7). Jerusalem und Korinth nahm es ebenfalls regelmäßig ein (vgl. Apg 2,42; 1 Kor 11,20-21-33). Jesus selbst betonte die Wichtigkeit dieses Mahls (vgl. Lk 22,19-20).
Das Abendmahl hatte in der Urgemeinde deshalb eine so große Bedeutung, weil es die wichtigsten Merkmale des Christenlebens verkörpert. Lassen Sie uns einige dieser Merkmale untersuchen.
Das gebrochene Brot
Das Abendmahl umfasst das Brechen des Brotes (vgl. Mt 26,26; 1 Kor 10,16). Das gebrochene Brot weist uns darauf hin, dass Jesus Mensch war. Der Sohn der Herrlichkeit wurde Knecht. Der Allmächtige erniedrigte sich selbst und wurde Mensch.
Das Brot als Grundnahrungsmittel weist auf die Demut und Dienstbereitschaft unseres Herrn hin. Indem Jesus Christus Mensch wurde, wurde er für uns alle zugänglich – so, wie Brot für alle verfügbar ist, ob arm oder reich.
Das Brotbrechen erinnert uns auch an das Kreuz, an dem der Leib unseres Herrn gebrochen worden ist. Brot wird aus gemahlenem Korn hergestellt, wie auch der Wein aus gepressten Trauben gewonnen wird. Beide Vorgänge repräsentieren den Tod.
Das Brechen des Brotes symbolisiert aber nicht nur den Tod Christi, sondern weist schon hin auf seine Auferstehung: Das Weizenkorn ist in den Boden gedrungen. Jetzt lebt es, um mehr Körner nach seiner Art hervorzubringen (vgl. Joh 12,24). Essen wir das Fleisch Christi und trinken wir im Abendmahl sein Blut, dann erlangen wir sein Leben (vgl. Joh 6,53). Das ist der Grundsatz der Auferstehung: Leben aus dem Tod.
Die Offenbarung des auferstandenen Christus ist ebenfalls eng mit dem gebrochenen Brot verbunden: Als der auferstandene Herr mit seinen Jüngern zu Tisch saß, brach er das Brot mit ihnen (vgl. Joh 21,13). Er erschien zwei von seinen Jüngern auf dem Weg nach Emmaus. Sie erkannten ihn nicht, bis er das Brot mit ihnen brach (vgl. Lk 24,30-32). Auch das Zeugnis der Einheit des Gemeindeleibes ist im Brotbrechen verkörpert. Die ersten Christen brachen einen Laib Brot. Paulus schreibt: „Denn ein Brot, ein Leib sind wir, die Vielen, denn wir alle sind des einen Brotes teilhaftig“ (1 Kor 10,17).
Das Festmahl des Herrn
Im Gegensatz zur heutigen Praxis hielt die Urgemeinde das Abendmahl im Rahmen eines gewöhnlichen Abendessens. Als Jesus das Abendmahl einsetzte, war es Teil des Passahfestes (vgl. Lk 22,15-20). Das Passahmahl war tatsächlich der Vorläufer des Abendmahls.
Aus 1. Korinther 11 geht hervor, dass die Christen sich zu einem gewöhnlichen Essen versammelten. Einige Korinther warteten nicht auf ihre Geschwister. Sie begannen zu essen. Wer später kam, ging leer aus. Zudem betranken sich einige Christen (vgl. 1 Kor 11,21-22.33-34). Eine Zwischenfrage: Kann man sich mit einem winzigen Schlückchen Traubensaft betrinken oder seinen Hunger an einem Stückchen Brot stillen?
Das neutestamentliche Wort für „Abendessen“ meint eine Hauptmahlzeit, eine richtige Mahlzeit oder ein Festessen. Das griechische Wort für „Tisch“ meint einen Tisch, auf dem ein ganzes Mahl zubereitet ist (vgl. Lk 22,14; 1 Kor 10,21). Für die Christen des ersten Jahrhunderts war das Abendmahl zunächst ein Abendessen. Es war ein Mahl, zu dem jeder etwas beitrug, unter anderem auch Brot und Wein. Es war die Tischgemeinschaft der Heiligen, ein Familienfest, ein Gemeinschaftsmahl.
Bei diesem Mahl zeigten die finanziell bessergestellten Christen ihre Liebe und Sorge für ihre weniger begüterten Geschwister. Das war gegen die griechisch-römische Sitte, die gerade während solcher Bankette streng auf die Klassenunterschiede achtete. Die Christen hielten es anders: Die Gläubigen zeigten beim Abendmahl ihre Einheit ungeachtet sozialer Unterschiede, Klassen oder Volkszugehörigkeit. Vielleicht war dies der Grund dafür, dass die frühe Kirche vom Abendmahl auch als vom Mahl der Agape, vom „Liebesmahl“ sprach (vgl. 2 Pt 2,13; Jud 12).
Bedauerlicherweise haben Jahrhunderte kirchlicher Tradition zu einem verkürzten „Abendmahl“ geführt, das weit von dem entfernt ist, was es im ersten Jahrhundert einmal war.1 Der hervorragende Gelehrte Eduard Schweizer sagte einmal: „Wer das Sakrament vom brüderlichen Mahl trennt, verwandelt es in ein fremdes, beinahe heidnisches Ritual, dem im Leben der Teilnehmer die ‚körperliche‘ Dimension völlig fehlt.“2 Die Bedeutung von Gemeinschaft ist uns daher beim Abendmahl im Großen und Ganzen verlorengegangen. Es ist nicht länger „des Herrn Mahl“. Man sollte heute besser von einer „Erlösungskostprobe“, einem „Nazareth-Bissen“ oder einem „Appetithäppchen des Herrn“ sprechen. Aber Spaß beiseite: Ist es recht, dass wir dieses Stückchen Brot [oder die Hostie] und das Schlückchen Fruchtsaft wirklich „Abendmahl“ nennen?
Ein Bundesmahl
Gemeinsame Erinnerungen gehören mit zu dem, was ein Volk ausmacht. Werden diese Erinnerungen von einer Gruppe von Menschen geteilt, entstehen Identität und Zugehörigkeit. Einer der Zugänge zu diesen gemeinsamen Erinnerungen ist ein gemeinsames Essen, wie das bei Verwandtschaftstreffen, Jahrestagen oder Geburtstagen üblich ist.
Das Passahmahl im Alten Testament sollte das Volk Gottes daran erinnern, dass Gott es aus Ägypten geführt hatte. Es gab ihnen ein Identitäts- und Zugehörigkeitsgefühl, war aber mehr als das: Es schmiedete ihr Leben aneinander. Die damaligen Juden betrachteten ein Mahl als heiligen Akt, das jene miteinander verband, die daran teilnahmen. Das Essen knüpfte ein heiliges Band unter jenen, die aßen.
Das Passahmahl war noch dazu ein „Bundesmahl“. Ein Bund ist ein bindender Vertrag zwischen zwei Parteien. Wenn zwei Menschen im Alten Testament einen Bund eingingen, dann geschah dies bei einem gemeinsamen Essen. Als Gott Mose die Worte des Gesetzes gab, wurde geopfert. Mose besprengte das Volk mit Blut und sagte: „Sehet, das ist das Blut des Bundes, den der HERR mit euch gemacht hat über allen diesen Worten!“ (vgl. 2 Mo 24,8). Danach gingen Mose und die siebzig Ältesten den Berg hinauf und sahen Gott. Sie aßen und tranken in seiner Gegenwart (vgl. 2 Mo 24,9-11).
Als Jesus das Passahmahl veranstaltete, das gleichzeitig das erste Abendmahl war, bot er den Jüngern den Becher Wein mit den Worten: „Dieser Kelch ist der neue Bund in meinem Blute“ (Lk 22,20). Durch diese Handlung wies der Herr auf die Tatsache hin, dass das Abendmahl ein Mahl des Bundes war. Die Jünger sollten sich gemeinsam daran erinnern, wenn sie ihre gemeinsame Identität im Messias miteinander teilten.
Wenn wir heute das Abendmahl als Mahlzeit begehen, dann erinnern wir uns des Bundes, den Gott in Christus mit uns eingegangen ist. Wir erinnern uns gemeinsam an das, was Jesus für uns getan hat, und verkündigen unsere Einheit in ihm. Die Wassertaufe ist der biblische Weg für die „Aufnahme“ ins Christentum. Das Abendmahl ist die Bestätigung unserer ursprünglichen Hingabe an Christus. Beim Abendmahl bestätigen wir unseren Glauben an Jesus und unsere Einheit mit ihm als Teil der neuen Schöpfung.
Das kommende Hochzeitsmahl
Das Abendmahl weist auch auf das Kommen Christi in Herrlichkeit hin. Am Ende des Zeitalters wird der himmlische Bräutigam ein herrliches Hochzeitsfest geben, um seine geliebte Braut in seines Vaters Königreich heimzuführen (vgl. Mt 26,29). Das Abendmahl hat daher auch eschatologische Obertöne. Es ist ein Fest der „letzten Tage“, ein Symbol jenes messianischen Festmahls, das bei der Wiederkunft Christi gefeiert werden wird (vgl. Mt 22,1-14; 26,29; Lk 12,35-38; 15,22-32; Offb 19,9).
In diesem Zusammenhang sei gesagt: Das Mahl des Herrn war nie als schwermütige Erinnerung an die Leiden Christi gedacht. Auch war es keine düstere Angelegenheit, bei der Christen ihre Sünden beklagen sollten. Stattdessen war das Abendmahl eine fröhliche Erinnerung an Jesus Christus und an das, was er getan hat. Erinnerung war es, und Verkündigung seines glorreichen Sieges auf Golgatha, der vollkommen sein wird, wenn er einst wiederkommen wird.
Das Mahl des Herrn ist daher ein Fest. Es ist ein Freudenmahl, das gekennzeichnet ist von Gemeinsamkeit und Danksagung (vgl. Lk 22,17; Apg 2,46; 1 Kor 10,16). Es ist ein Vorgeschmack auf das zukünftige Hochzeitsmahl. Genauer gesagt ist das Abendmahl das sichtbare Bittgesuch der Braut Christi an ihren Bräutigam, wieder zu ihr zurückzukommen.
Das Abendmahl ist zeitübergreifend
Das Abendmahl hat Aspekte der Vergangenheit, der Gegenwart und der Zukunft. Zum einen ist es eine erneute Verkündigung des Opfertodes unseres Herrn: das ist die Vergangenheit. Dann ist es eine erneute Proklamation seiner beständigen Nähe: das ist die Gegenwart. Und schließlich ist es die erneute Äußerung unserer Hoffnung auf die Herrlichkeit seiner zukünftigen Wiederkunft.
Anders gesagt, das Abendmahl ist ein lebendiges Zeugnis der drei Haupttugenden Glaube, Liebe und Hoffnung. Durch das Abendmahl gründen wir uns stets aufs Neue in der herrlichen Erlösung, die durch den Glauben unser geworden ist. Wir bringen auch aufs Neue unsere Liebe für unsere Geschwister zum Ausdruck. Und wir freuen uns in der Hoffnung auf die baldige Rückkehr unseres Herrn. Indem wir das Abendmahl halten, „verkündigen (Gegenwart) wir den Tod des Herrn (Vergangenheit), bis dass er kommt (Zukunft)“ (1 Kor 11,26).
Katholiken legen das Abendmahl buchstäblich und als Opfer aus. In der Eucharistie sehen sie die stets neue Opferung Jesu für unsere Sünden. Der Protestantismus hat auf diese Sichtweise geantwortet, indem er das Abendmahl zu einer bloß symbolischen Erinnerungshandlung gemacht hat. Das Abendmahl ist aber weder buchstäbliches Opfer noch leeres Ritual, sondern geistliche Wirklichkeit. Durch das Abendmahl offenbart uns der Heilige Geist den lebendigen Christus und unsere Mitgliedschaft an seinem Leib. Wir teilen das Abendmahl mit Christus und seinem Volk.
Ein Bild für den dreieinigen Gott
Wie jeder Teil des Gemeindelebens seine Vorschattung in der Dreieinigkeit Gottes hat, so auch das Abendmahl. Eine sorgfältige Betrachtung der Schrift zeigt, dass Gott, der Vater, dem Sohn „Speise“ ist (vgl. Mt 4,4; Joh 4,31ff.; 6,27.57 usw.). So ist auch der Sohn Speise (vgl. Joh 1,29; 6,27.32-35.53-57) und Trank für uns (vgl. Joh 4,10; 6,53; 1 Kor 10,4; 12,13; Offb 22,17).
Seit ewigen Zeiten führen Vater und Sohn ein gemeinsames Leben und haben Anteil aneinander. Der Vater ist des Sohnes Teil und umgekehrt.3 Innerhalb der Gottheit nimmt jede Person der Gottheit am Leben der jeweils anderen zwei Personen teil. Es überrascht daher nicht, wenn die Bibel diese Anteilnahme mit dem Bild vom Essen und Trinken veranschaulicht. Beim Abendmahl bringen wir diese göttliche Anteilnahme an der Dreieinigkeit auf Erden zum Ausdruck. Der Theologe Stanley Grenz schreibt, wir sind „Mit-Teilnehmer in der Gemeinschaft des dreieinigen Gottes“.4 Das Abendmahl gründet also im ewigen Handeln Gottes selbst und somit ist ein Weg, wie wir an diesem Handeln teilnehmen und es widerspiegeln können.
Das sind nur einige der köstlichen Wahrheiten im Zusammenhang mit dem Abendmahl. Sie zeigen, weshalb die ersten Christen so viel Bedeutung auf diese Versammlungen gelegt haben. Es ist an sich schon genug, dass der Herr Jesus selbst das Abendmahl gestiftet hat (vgl. Mt 26,26). Über seine Jünger ist es auf uns gekommen (vgl. 1 Kor 11,2)
Ein modernes Beispiel
Ich habe seit 1988 unzählige Treffen besucht, in denen das Abendmahl nach dem Muster des ersten Jahrhunderts gefeiert wurde. Einige dieser Treffen waren recht einfach. Die Teilnehmer brachten etwas zu essen mit, inklusive ungesäuerter Brote, Fruchtsaft oder Wein. Wer nichts mitbringen konnte, half bei Kochen. Das Mahl wurde gewöhnlich mit ein paar Worten über den Leib unseres Herrn Jesus eröffnet. Das ungesäuerte Brot wurde gebrochen und herumgereicht. Dann begann man zu essen.
Gewöhnlich läuft das in etwa so ab: Alle nehmen am Essen teil und haben damit Gemeinschaft mit Christus und sprechen über seinen Reichtum. Zum Ende des Essens hin erhebt jemand ein Glas Wein (oder Traubensaft) und spricht einige Worte über das Blut unseres Herrn. Wenn Wein getrunken wird, dann wird nur ein Glas herumgereicht, aus dem jeder ein kleines Schlückchen zu sich nimmt. Im Falle von Traubensaft bekommt jeder sein eigenes Glas.5 Da kann man dann gemeinsam das Glas (auf Jesus) erheben und trinken.
Ich habe aber auch schon an anderen Abendmahlen teilgenommen, die viel aufwändiger gestaltet waren. Da wird schon Monate im Voraus geplant. Die Teilnehmer kleiden sich dann förmlicher. Die Gemeinde hat oft einen Festsaal für solche Zwecke angemietet und schön geschmückt. Der Tisch ist mit feinem, weißem Leinen überzogen. Das Essen wird vorher zubereitet und steht schon am Tisch, bevor die meisten Leute da sind.
An eines dieser Treffen kann ich mich noch lebhaft erinnern: Alle standen in der Nähe ihrer Stühle und sangen und priesen Gott. Nachdem sich die Leute gesetzt hatten, sagten zwei Leute einige Gedanken zur Bedeutung des Brotes. Danach wurde das Brot gebrochen und herumgereicht; das Mahl konnte beginnen.
Während des Essens standen nach und nach Männer und Frauen auf und teilten etwas über den Herrn Jesus Christus mit. Eine junge Frau berichtete, wie das Blut Christi ihr Gewissen gereinigt hatte. All ihre Schuld war nun weg. Dann stand ein Mann auf und trug ein Gedicht über das gebrochene Brot vor. Jemand anderes hatte seine Gitarre mitgebracht und besang den gebrochenen Leib und das kostbare Blut Christi. Nach ihm führte eine Frau der Gemeinde den Tod Christi vor Augen.
Irgendwann stimmte jemand ein Lied über die seit ewigen Zeiten bestehende „Tischgemeinschaft“ der Dreieinigkeit an, und alle stimmten mit ein. Etliche brachen dabei in Tränen aus. Andere dagegen jauchzten. Wir sangen aber auch Lieder zur Ehre des Herrn, zu denen wir klatschten. All dies passierte im Rahmen dieses großzügigen und freigiebigen Mahls. Nachdem ein paar Stunden auf diese Weise vergangen waren, standen zwei Leute auf und sprachen über den Kelch. Zum Schluss tranken alle aus dem Kelch und beteten den Herrn an.
Fragen zum Weiterdenken
• Sollten wir uns an Lehre und Praxis des Neuen Testaments orientieren, wenn wir heute Abendmahl feiern? Wenn nicht, an was dann?
• Hat Sie etwas in meiner Schilderung der wichtigsten gemeinschaftlichen Elemente des Abendmahls beschäftigt? Haben Sie etwas Ähnliches schon selbst erlebt?
• Entkleiden wir nicht das Abendmahl seiner beabsichtigten Bedeutung – der Darstellung der Gemeinschaft des dreieinigen Gottes –, wenn wir es von einem Mahl zu einem düsteren Ritual herabwürdigen?
• Haben wir wirklich das geistliche und biblische Recht, das Abendmahl anders zu gestalten, als es uns von Jesus und den Aposteln überliefert wurde?
1 Zur Geschichte des Abendmahls und dessen Entwicklung von der ganzen Mahlzeit zum heutigen Zustand siehe Frank Viola & George Barna, Heidnisches Christentum?, Kap. 9.
2 Eduard Schweizer, The Church as the Body of Christ, 37.
3 In den Psalmen Davids liest man öfter vom „Herrn, meinem Teil“. David war eine Vorschattung Jesu Christi. Daher ist die wiederholte Aussage Davids, der Herr sei „sein Teil“, ein Abglanz der ewigen Beziehung des Sohnes mit seinem Vater.
4 Stanley Grenz, Theology of the Community of God, 485.
5 Wein wirkt desinfizierend, da macht es nichts, wenn ein paar Menschen aus einem Becher trinken.
Kapitel 4: Umdenken – Wo treffen wir uns?
Dass „ekklesia“ als Bezeichnung für die christliche Gemeinschaft gewählt wurde, lässt vermuten, dass die neutestamentlichen Gläubigen die Gemeinde weder als Gebäude noch als Organisation angesehen haben. Sie waren ein Volk, das der Heilige Geist zusammengeführt hatte, und waren durch Christus miteinander verbunden.
Stanley Grenz
Gott möchte, dass die Vertrautheit des „Obergemachs“ – nicht die steife Förmlichkeit eines imposantes Kirchengebäudes – die Treffen seiner Kinder kennzeichnet. Deshalb lesen wir auch in der Bibel, dass sich seine Kinder wie eine Familie in Privathäusern getroffen haben.
Watchman Nee
In welche Kirche (bzw. Gemeinde) gehst du? Das ist heute eine ganz gewöhnliche Frage, und dennoch spricht sie Bände.
Stellen Sie sich vor, Sie bekommen einen neuen Kollegen bei der Arbeit. Sie erfahren, dass er Christ ist, und als Sie ihn fragen, welche Kirche er besuche, er antwortet er: „Ich gehöre zu einer Gemeinde, die sich in einem Haus (oder einer Wohnung) trifft.“
Ganz ehrlich: Was würden Sie sich dabei denken? Denken Sie vielleicht: „Das ist aber sehr merkwürdig. Das muss einer dieser Sonderlinge im Glauben sein.“ Vielleicht denken Sie auch: „Der gehört wahrscheinlich zu einer Sekte oder zu sonst einer Gruppe von Spinnern.“ Oder: „Mit dem stimmt was nicht, sonst würde er ja wohl eine ordentliche Kirche besuchen.“ Sie könnten sich auch denken: „Der ist scheint rebellisch zu sein, ein echter Omega-Typ, kann sich wohl keiner Autorität unterordnen, sonst ginge er in eine richtige Kirche, eine, die sich sich in einem Gebäude trifft.“
Leider ist genau das die Reaktion vieler Christen, wenn sie das erste Mal von „Hausgemeinde“ oder „Hauskirche“ hören. Der Witz ist: So wie jener neue Angestellte haben sich alle Christen, die im Neuen Testament vorkommen, getroffen: in Hausgemeinden. Während der ersten drei Jahrhunderte traf sich die Gemeinde Jesu in den Häusern, in denen ihre Mitglieder wohnten.1
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