Kitabı oku: «Die Vampirschwestern – Herzgeflatter im Duett», sayfa 2

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In der Geisterbahn


Ludo, Silvania und Jacob standen wie frisch aus dem Schleudergang geworfen auf dem Jahrmarktsplatz. Ludo hatte eine interessante Föhnfrisur. Silvania sah zu Boden und presste die Lippen aufeinander. Sie war sich noch nicht sicher, was die Hackfleischklöpschen in ihrem Magen vorhatten. Jacob hielt sich so lässig wie möglich an einem Laternenmast fest. Seine Beine waren lang. Und nach der Achterbahnfahrt sehr elastisch. Während des Loopings hatte er die Augen geschlossen und war damit beschäftigt gewesen, sein eigenes Mittagessen (Spiegelei, Spinat und Kartoffeln) unter Kontrolle zu halten. Von Silvanias Geflopse und Gefliege hatte er nichts mitbekommen. Sonst hätte er sich womöglich Gesine Schlotzer angeschlossen und den Jahrmarkt schnurstracks verlassen.

„Da drüben ist sie!“, rief Helene. Sie zeigte auf ein Fahrgeschäft. Es hatte eine Fassade wie eine Schlossruine. Die Türme waren dunkel und die Fenster voller Spinnweben. Aus einem Fenster sah ein Totenkopf und aus einem anderen ein Monster mit spitzen grünen Ohren, irren Glubschaugen und Wangen voller Warzen. „Los, gehen wir!“

Ein paar Minuten später saßen Helene und Daka in der Geisterbahn. Auf den Sitzen vor ihnen saßen Silvania und Jacob. Ludo wartete vor der Geisterbahn. Er hatte erklärt, dass ihm vom Bahnfahren schlecht wird. In Wirklichkeit wollte er nicht in die Geisterbahn, da er so schon genug Geister sah. Auch, wenn ihm das keiner glauben wollte.

Die Geisterbahn ratterte los, in einen tiefen, finsteren Schlund hinein. Aus dem Dunkel kamen furchterregende Geräusche. Eine Holztür knarrte, ein Wolf heulte und eine Hexe lachte. Plötzlich sprang in einer finsteren Kurve ein Monster aus einem Karton. Silvania schrie auf. Jacob zuckte zusammen. Helene beugte sich aus dem Wagen, um besser sehen zu können. Auch Daka musterte das Monster genau. Es war aus Pappe.

Jetzt fuhr die Geisterbahn in einen blutrot beleuchteten Tunnel. An den Wänden krabbelten riesige Würmer und Spinnen. Daka bekam Hunger und tippte einen Wurm an. Er war aus Plastik.

Kurz bevor die Geisterbahn aus dem Tunnel fuhr, flog eine Gestalt vor den Tunnelausgang. Sie breitete den weiten schwarzen Mantel aus und lachte finster. Dabei blitzten zwei lange Eckzähne auf. Die Zähne waren blutverschmiert. Die Augen des Mannes leuchteten rot. Sie schielten etwas. An einer Wange blätterte eine Hautschicht ab. Die Frisur war zerzaust und saß etwas schief. Die Geisterbahn fuhr auf die Vampirpuppe zu. In letzter Sekunde flog der falsche Vampir zur Seite.

Helene zupfte Daka an ihrer Spinnenjacke. „Euer Vater könnte das tausend Mal besser.“

Daka nickte. Ein Vampir mit einer alten Perücke, Silberblick und verfallener Haut. Das war gar kein Vampir. Das war eine Frechheit! Kein Wunder, dass die Menschen so schlecht über Vampire dachten. Wenn es in allen Geisterbahnen so aussah, na dann boi noap! Daka spürte, dass sie etwas zwickte. Es war nicht Helene. Es war kein Pappmonster. Und es war auch nicht die Zahnfeile in ihrer Jackentasche. Was Daka zwickte, war ihr Stolz. Sie war zwar nur ein Halbvampir, aber trotzdem fühlte sie sich von dem zerlotterten, schielenden Pappvampir beleidigt. Für Daka stand fest: Sie musste die Ehre der Vampire retten! Sie stand auf und breitete die Arme aus.

„Was hast du vor?“, fragte Helene. Ihre Augen leuchteten vor Aufregung.

„Zeigen, was ein echter Vampir ist.“ Mit diesen Worten flog Daka los.

Die Geisterbahn fuhr in eine lange Kurve, in der links und rechts Drachenköpfe aufleuchteten. Helene reckte den Hals nach Daka. Hoffentlich hatte sie sich nicht verflogen. Auf einmal schoss eine kleine dunkle Gestalt wie ein Pfeil auf die Geisterbahn zu. „Onu, zoi, trosch!“, rief sie. Daka hatte die Kapuze bis zur Nasenspitze gezogen, ihre Zähne leuchteten. Sie raste nur wenige Millimeter über die Köpfe der Geisterbahnpassagiere hinweg und stieß einen bestialischen Schrei aus. Helene bekam eine Gänsehaut. „Cool“, hauchte sie.

Jacob standen die rotblonden Haare auf den Armen zu Berge. Die fliegende Pappfigur hatte seinen Kopf gestreift. Für eine Pappfigur konnte sie sehr gut fliegen. Und für eine Pappfigur war sie irgendwie … unpappig. Sie sah sehr lebendig aus. Sie erinnerte Jacob an jemanden. Nur an wen? Seine pferdeverrückte Cousine aus Wales? Hm. An die Hauptdarstellerin im Krimi vom letzten Sonntag? Hm. Oder an die Figur auf Level vier in Toms Computerspiel?

Jacob blieb keine Zeit, weiter darüber nachzudenken. Dieses Mal kam die Gestalt von hinten über die Köpfe der Geisterbahnpassagiere gesaust. Dabei rief sie: „Krötz jobju suchoi murja!“ (Das war Vampwanisch und ein schlimmer Schimpfausdruck, wie man ihn nur in einer Geisterbahn rufen kann, in der ihn keiner versteht.) Jacob kniff die Augen zusammen und sah der fliegenden Gestalt hinterher. Er glaubte, lilafarbene Gummistiefel zu erkennen. Auf einmal wusste er, an wen ihn die Gestalt erinnerte. „Die sah aus wie Daka!“, sagte er zu Silvania.

Silvania stieß einen schrillen Lacher aus. Dann wurde sie stocksteif. „Daka?“ Mit einem Ruck drehte sich Silvania um. Dakas Platz war leer. Silvania sah Helene fragend an. Die zuckte mit den Schultern und verzog die Mundwinkel zu einem schiefen Grinsen.

„Daka, du hast einen Doppelgä…“, begann Jacob, der sich gerade zu Daka umdrehen wollte.

„Guck mal da!“, rief Silvania schnell. Sie zeigte auf eine riesengroße grüne Spinne, die sich von der Decke abseilte.

Jacob nickte. Eine Spinne. Sehr schön. Er wollte sich wieder zu Daka umdrehen.

„Was heißt ,Spinne‘ eigentlich auf Englisch?“, fragte Silvania schnell.

„Spider“, erwiderte Jacob und hielt in der Bewegung inne.

„Verstehe. Wie bei Spiderman.“

„Genau. Und weißt du, was ‚Batman‘ heißt?“, fragte Jacob.

„Ähm … klar. Bettenmann.“ Silvania lächelte.

„Nein. ‚Bat‘ heißt nicht ‚Bett‘. ‚Bed‘ heißt ‚Bett‘.“ Jacob hatte sich jetzt ganz seiner Nachhilfeschülerin zugewandt.

Silvania runzelte die Stirn. „Ich dachte immer, ‚bad‘ heißt ‚böse‘.“

„Ja. ‚Bad‘ heißt ,böse‘. Aber ‚bed‘ heißt ‚Bett‘ und ‚bat‘ heißt …“

„Fledermaus“, kam eine Stimme von hinten.

Silvania und Jacob fuhren herum. Daka saß auf ihrem Platz und lächelte sie an. Sie sah unschuldig aus. Und leicht zerzaust. Silvania warf ihrer Schwester einen drohenden Blick zu. Er sah ganz schön „bad“ aus.

Zoff Schwester!


Ludo sah, wie seine Freunde aus der Geisterbahn kamen. Silvania taumelte. Jacob schwankte. Helene schlenderte und Daka hüpfte. „Wie waren die Geister?“, fragte er.

Daka winkte ab. „Alle aus Pappe.“

„Bis auf diesen einen kleinen Vampir oder was das sein sollte. Der sah richtig echt aus“, sagte Jacob.

„Ja, der war cool“, meinte Helene. Sie warf Daka einen verschwörerischen Blick zu.

„Ich fand den überhaupt nicht cool“, warf Silvania ein. „Der kleine Vampir war eindeutig ZU VIEL.“ Silvania sah ihre Schwester an.

„Ach ja?“ Daka verschränkte die Arme. „Und was war der schielende, verrottete Vampir vorher?“

Silvania überlegte einen Moment. „Eine Pappfigur?“

„Nein. Eine Zumutung!“ Daka stampfte mit einem Fuß auf.

„Für wen?“, fragte Jacob.

„Na, für alle Vampire“, erwiderte Daka.

Jacob zog die Augenbrauen hoch.

„Das ist noch lange kein Grund, gegen die sieben radikalen Regeln zu verstoßen“, zischte Silvania.

Daka schnaufte. „Das musst DU gerade sagen! Meinst du, ich habe nicht gemerkt, dass du in der Achterbahn geflogen bist?“

Silvania wurde noch blasser, als sie schon war. Nur um ihre Augen bildeten sich rote Kringel. Sie blickte nervös zu Jacob.

Helene hatte Silvanias rote Augenringe und ihren nervösen Blick bemerkt. Sie klatschte in die Hände. „Ich habe Hunger. Holen wir uns was zu essen.“

„Ja!“, rief Daka. „Blutzuckerwatte!“

Ludo verzog das Gesicht.

Jacob musterte Daka besorgt.

„Also ich will eine Waffel. Wer kommt mit?“, fragte Helene.

Sie gingen gemeinsam zum Stand von Waffelwerner. Silvania und Daka blieben etwas abseits stehen, während die anderen Waffeln und Getränke holten. Die Schwestern hatten einiges zu bereden.

„Kannst du dich nicht einfach ganz normal benehmen?“, fragte Silvania.

„Ich benehme mich total normal“, fand Daka.

„Ich meine, wie ein normaler Mensch.“

„Ich bin aber kein normaler Mensch“, stellte Daka klar. „Ich bin gar kein Mensch. Und du auch nicht.“

„Ich weiß. Aber wir leben unter Menschen. Wir müssen uns anpassen.“

„Deswegen bleiben wir trotzdem Halbvampire.“ Daka hatte die Hände in die Hüfte gestemmt.

„Pssst!“, zischte Silvania und sah sich nach allen Seiten um.

„Also ich will mich nicht verstecken.“ Daka streckte die Brust heraus.

„Das musst du auch nicht.“

„Warum bist du dann so sauer?“

„Weil du vor Jacob von Blutzuckerwatte, Mausschwanzschießen, Knochenbrechern und all den Sachen redest und ihm dann noch über den Kopf fliegst.“

Daka zuckte mit den Schultern. „Ich glaube, das hat ihm gefallen.“

Silvania schnaufte. „Aber nur, weil er nicht wusste, dass du der kleine Vampir warst.“

„Und was wäre, wenn er das wüsste?“

Silvania riss die lindgrünen Augen auf. „Das wäre eine Katastrophe! Dann müsste ich ihm erklären, dass du ein Halbvampir bist, dass ich ein Halbvampir bin und Papa ein echter Vampir.“

„Und dann?“

„Dann würde er schreiend davonlaufen, die Polizei verständigen oder die Irrenanstalt. Auf jeden Fall würde er mir nie wieder Nachhilfe geben.“ Die roten Ringe um Silvanias Augen waren mittlerweile so groß wie Erdbeerdonuts.

„Gumox“, meinte Daka. „Bestimmt fände er es total cool, einem Halbvampir Nachhilfe zu geben.“

Silvania sah ihre Schwester zweifelnd an.

„Weißt du was? Ich helfe dir“, verkündete Daka.

Silvania zog die Augenbrauen zusammen. „Und wie?“

Daka zuckte mit einer Schulter und grinste. „Ich sag es ihm einfach.“ Mit diesen Worten drehte sie sich um.

„NEIN!“, schrie Silvania.

„FUMPFS!“, schrie Daka.

„AUTSCH!“, schrie Jacob.

Daka war Jacob mit der ganzen Wucht ihrer Gummistiefel auf den Fuß getreten. Jacob hatte mit einer Sahne-Kirsch-Waffel und einem Becher Limo direkt hinter Daka gestanden. Die Sahne der Sahne-Kirsch-Waffel klebte an Jacobs Sweatshirt. Die Hälfte der Limo hatte sein rot-blau gestreifter Schal aufgesaugt.

„Schlotz zoppo!“, rief Daka. „Es tut mir leid.“ Sie fuhr sich durch die Haare und fuchtelte mit den Armen. Dann fiel ihr zum Glück ein, was zu tun war. Daka bückte sich und spuckte dreimal kräftig auf Jacobs Fuß.

Jacob starrte Daka an. Dann starrte er auf seinen Fuß. Auf der Spitze seines Turnschuhs hatte sich eine Speichelpfütze gebildet. Langsam bahnte sie sich ihren Weg und floss seitlich vom Schuh herunter.

Silvania, Helene und Ludo sahen Jacob betreten an.

„Geht es schon besser?“, fragte Daka leise.

Jacob schüttelte langsam den Kopf. Er drückte Daka wortlos die Waffel und den Limobecher in die Hand. Dann zog er seine Uhr aus der Hosentasche, warf einen Blick darauf und sagte: „Die Nachhilfestunde ist vorbei. Ich geh dann mal lieber.“

„Oh“, machte Silvania.

Jacob sah sie einen Moment an, ohne eine Miene zu verziehen. Dann wandte er sich zum Gehen.

„Warte! Ich … ich … ich“, begann Silvania. „Ich wasche den Schal.“ Bevor Jacob sich versehen konnte, hatte Silvania ihm den Schal abgenommen.

Er stutzte. „Okay“, sagte er dann. Er warf einen kurzen Blick auf Helene, Ludo und Daka, sagte „Viel Spaß noch“, drehte sich um und verschwand im Jahrmarktsgewimmel.

Silvania seufzte.

Waffelwerner hatte den Kopf auf die Hände gestützt. Er blickte aus seiner Waffelbude und seufzte ebenfalls. Die gute Sahne.

„War das jetzt meine Schuld?“, fragte Daka mit gesenktem Kopf.

Helene legte Daka die Hand auf die Schulter. „So ein Zusammenstoß kann jedem mal passieren.“

„Aber nicht jeder spuckt dem anderen danach auf den Schuh“, meinte Silvania.

„Stimmt“, sagte Ludo.

„Das ist doch höflich“, verteidigte sich Daka.

„In Transsilvanien“, erwiderte Silvania. „Aber nicht hier.“ Wenn sich in Transsilvanien jemand verletzte, sich wehtat oder sonstige Schmerzen hatte, spuckte man ihm dreimal auf die betreffende Stelle. Je mehr Speichel, desto besser.

„Na und. Ich wette, es hilft trotzdem“, sagte Daka.

„Gumox“, meinte Silvania. „Weißt du, was helfen würde? Wenn du dich normal verhalten würdest, statt meinen Nachhilfelehrer zu verschrecken.“

„Was ist denn normal? In Bistrien war ich total normal und ich habe mich seitdem nicht verändert.“ Daka verschränkte die Arme.

„Genau das ist das Problem. Aber deine Umgebung hat sich verändert“, erklärte Silvania.

„Na dann ist die Sache ja klar: Ich bin normal, nur meine Umgebung nicht. Es ist also nicht meine Schuld. Du musst dich bei der Umgebung beschweren.“

„Nein. Wenn die Umgebung sich verändert, muss man sich auch verändern. Das nennt man Anpassung“, stellte Silvania klar.

„Ich will mich aber nicht anpassen“, sagte Daka.

„Dann wirst du über längere Zeit ausgerottet werden. Das ist wie bei der Evolution. Die Lebewesen, die sich am besten an die sich ändernden Umweltbedingungen anpassen konnten, leben noch. Alle anderen sind hinüber.“

„Totaler Gumox!“ Daka verschränkte die Arme. „Schon mal was von Artenreichtum gehört? Außerdem könnten die Menschen ja auch etwas von uns lernen.“

„Ja!“, rief Helene. „Fliegen!“

„Oder Flopsen“, meinte Ludo.

Daka nickte. „Genau. Die Menschen machen das ja nur nicht, weil sie es nicht können.“

„Aber deswegen kannst du dich trotzdem nicht benehmen, als wärest du in Transsilvanien“, erwiderte Silvania.

Daka zuckte mit den Schultern. „In Transsilvanien hat das auch keinen Menschen gestört.“

„Da wussten ja auch alle, dass wir Halbvampire sind. In Deutschland sind wir doch sozusagen … inkognito.“

„In Kack was?“ Daka sah ihre Schwester mit großen Augen an.

„Inkognito. Heimlich“, flüsterte Silvania. „Niemand darf wissen, dass wir Halbvampire sind.“

„Und wieso?“

Silvania holte tief Luft. Ihre Schwester wusste genau, wieso. „Weil wir sonst in die Irrenanstalt gesteckt werden.“

„Kann man da flopsen und fliegen?“, fragte Daka.

„NEIN!“

„Ruhig Blut, Schwester!“, sagte Daka.

Silvania hatte eine ungesunde rote Gesichtsfarbe. Sie schnaufte aus den Nasenlöchern wie ein Stier.

Ludo und Helene hatten während des Wortwechsels zwischen den Zwillingen hin und her gesehen. Ihnen wurde langsam schwindlig. Vom Zusehen und vom Zuhören.

Silvania atmete tief durch. „Mit MEINEM Blut ist alles in Ordnung. ICH habe mich unter Kontrolle. Im Gegensatz zu DIR!“

Daka reichte es langsam. Eigentlich mochte sie ihre Schwester. Manchmal sogar sehr. Aber manchmal auch weniger. Daka holte gerade für eine lautstarke Antwort Luft, als Helene ihr zuvorkam.

„Guckt mal da drüben: Orakulum Spektakulum. Weissagungen und Wünsche“, rief sie und schob sich zwischen die Schwestern. Sie hakte sich mit dem linken Arm bei Silvania ein und mit dem rechten bei Daka. „Das ist genau das Richtige für euch. Da gehen wir jetzt hin. Ihr könnt euch weissagen lassen, was die Evolution so bringt.“

Während Helene bereits mit den überrumpelten Zwillingen im Schlepptau auf das Orakulum Spektakulum zulief, zögerte Ludo. Er hatte ein merkwürdiges Gefühl. Er konnte das Gefühl förmlich schmecken. Es schmeckte wie scharfer Senf mit Himbeermarmelade.

Wunderliche Weissagung


Das Orakulum Spektakulum war eines der ältesten Attraktionen des Jahrmarktes. Von außen sah es aus wie ein orientalischer Palast. Unter drei gold glänzenden Kuppeln befand sich eine Art Vorbau aus drei sandsteinfarbenen Bögen. Der mittlere Bogen bildete den Eingang des Orakulum Spektakulum. Ein paar Schritte, nachdem der Besucher durch den Bogen getreten war, stieß er auf einen orangegelben Vorhang. In den Vorhang waren Glitzersteine eingearbeitet, die ihn wie Sonnenstrahlen leuchten ließen. Schob der Besucher den Vorhang zur Seite und trat in den anschließenden Raum, war er sofort von einem schweren, süßlichen Geruch und leiser, fremdländischer Musik umgeben. Die Wände des Raums waren mit feinen, wallenden Tüchern geschmückt. Den Boden bedeckte ein weicher Teppich mit orientalischem Muster. Auf dem Teppich lagen viele Kissen. Große, kleine, runde, eckige, weiche und prall gepolsterte. Am hinteren Ende des Raums hing ein weißer Vorhang, dessen Rand von lauter kleinen Glöckchen gesäumt war. Zwei Schritte vor dem Vorhang stand ein ausgestopfter Tiger. Er stand parallel zum Vorhang. Den Kopf aber hatte er dem Besucher zugewandt und sah ihn mit seinen grünen, starren Augen bedrohlich an. Neben dem Tiger standen mehrere Schüsselchen, Fläschchen und Schachteln auf dem Boden. Durch den weißen Vorhang schien ein seltsames, milchiges Licht. Es wurde von den zahlreichen Mobiles reflektiert, die von der tiefen Decke hingen und leise klimperten.

Obwohl draußen auf dem Jahrmarkt die Sonne schien, kam sich jeder Besucher des Orakulum Spektakulum wie in Tausendundeiner Nacht vor. Die Zeit schien stillzustehen. Die Luft flimmerte vor Geheimnissen.

So ging es auch Daka und Silvania Tepes. Auf Drängen von Helene hatten sie sich eine Eintrittskarte gekauft. Jetzt standen sie auf dem flauschigen Teppich dicht beieinander und sahen sich um, ohne sich von der Stelle zu rühren. Zum ausgestopften Tiger hielten sie gebührenden Abstand.

„Was machen wir jetzt?“, flüsterte Silvania.

„Klingeln“, meinte Daka.

Silvania sah sich um. „Keine Klingel da.“

Daka stieß an ein Mobile. Es klimperte. „Hallo?“, rief sie laut.

„Hallo! Ist da wer?“, rief Silvania.

„Herr Orakulum?“, rief Daka.

„Oder Frau Spektakulum?“, rief Silvania.

Bis auf die leise Musik und das Geklimper der Mobiles blieb es still im Raum.

„Vielleicht hat uns das Spektakulum Orakulum nichts zu sagen“, meinte Daka.

Silvania nickte ernst. „Wir sind ein zu schwieriger Fall.“

Plötzlich bimmelten die Glöckchen am weißen Vorhang und ein Mann trat hindurch, beziehungsweise schwebte er – so sah es zumindest aus. Er war etwas rundlich und trug eine weite cremefarbene Stoffhose, die am Bauch und an den Fußfesseln mit breiten roten Bändern zusammengebunden war. Die Füße waren nackt. Die Zehennägel rot lackiert. Den Oberkörper schmückte ein leichtes weißes Hemd, das nur am Bauch mit einem Knoten zusammengebunden war. Auf der Brust baumelte eine Kette aus bunten Steinen. Die Kette reichte bis zum Bauch, der sich wie bei einer Schwangeren wölbte. Auf der Brust war eine Narbe zu erkennen. Seine Haare waren von einem turbanähnlichen roten Knäuel bedeckt. Der Mann trug eine Nickelbrille, hatte eine kleine runde Nase und einen schönen Mund mit vollen Lippen. Die kleinen Augen hinter der Nickelbrille funkelten neugierig, als er die Zwillinge erblickte.

„Tretet näher, tretet näher, verehrte Lebenshungrige und Sinnsuchende“, sagte der Mann und machte dabei drei kleine Balletthopser.

Silvania und Daka musterten den Mann.

Silvania musste bei dem Anblick an den großen Gymnastikball denken, auf dem Tante Karpa immer durchs Wohnzimmer rollte.

Daka erinnerte der Mann an ein Wildschwein. Vielleicht lag es an den Brusthaaren.

Die Schwestern warfen sich einen fragenden Blick zu. Schließlich zuckte Daka mit den Schultern. Gemeinsam traten sie vor.

„Mein Name ist Ali Bin Schick.“ Der Mann verbeugte sich. Dabei hielt er mit einer Hand den Turban fest und beschrieb mit der anderen einen weiten Bogen.

„Daka Tepes“, sagte Daka und holte aus, um Ali Bin Schick eine Kopfnuss zu geben. Silvania hielt sie in letzter Sekunde zurück.

„Silvania Tepes“, sagte sie und machte einen Knicks.

Ali Bin Schick lächelte und deutete auf zwei Kissen, die vor dem ausgestopften Tiger lagen. „Nehmet Platz!“

Daka und Silvania setzten sich.

Ali Bin Schick kniete sich hinter den Tiger. Er legte die Hände mit gespreizten Fingern aneinander. Die Nickelbrille war ihm auf die Nasenspitze gerutscht und er musterte seine beiden neuen Kundinnen. Erst Daka Tepes. Ganz langsam. Von der obersten dunklen Haarspitze bis zu den Sohlen der Gummistiefel. Dann Silvania Tepes. Ganz langsam. Vom oberen Hutrand bis zum Absatz der Stiefeletten. Dabei nickte er und brummte „hm, hm, hm“.

Die Zwillinge saßen stocksteif auf den Kissen. Daka wagte nicht zu zwinkern und Silvania nicht zu schlucken.

Auf einmal klatschte Ali Bin Schick in die Hände.

Daka zwinkerte dreimal hintereinander.

Silvania verschluckte sich.

„Beginnen wir mit den Weissagungen“, sagte Ali Bin Schick. „Wagen wir den Blick in die Zukunft. Lüften wir den Schleier des Schicksals.“ Ali Bin Schick zeigte auf Dakas und Silvanias Füße. „Bitte frei machen.“

Daka sah den Wahrsager mit großen Augen an. Meinte er, sie sollten sich eine Briefmarke auf die Füße kleben, oder …

„Wir sollen unsere Schuhe ausziehen?“, fragte Silvania.

Ali Bin Schick nickte und machte ein ernstes Gesicht.

„Warum?“, fragte Daka.

„Heidewitzka! Damit ich Fußlesen kann, selbstverständlich.“

„Fußlesen?“ Silvania zog die Augenbrauen hoch.

„Verwechseln Sie da vielleicht etwas?“, fragte Daka.

Ali Bin Schick warf Daka einen tadelnden Blick zu. „Ich? Etwas verwechseln? Tze! Ich bin ein absoluter Profi, was Wahrsagungen und Wünsche betrifft.“

Daka nickte schnell. „Klar. Ich meine ja nur, jeder kann doch mal etwas verwechseln … Ich habe zum Beispiel schon einmal einen Stein mit einem Stück Blutwurst verwechselt und mir beinahe einen Zahn ausgebissen.“ Allerdings hatte Daka noch nie ihre Füße mit ihren Händen verwechselt.

Ali Bin Schick stand auf und tänzelte zu den Schüsselchen, die neben dem Tiger standen. „Die Fußlesekunst ist eine der ältesten Künste der Menschheit. Da sie sehr komplex und anspruchsvoll ist, ist sie zugunsten der viel einfacheren Handlesekunst mehr und mehr zurückgedrängt worden. Dabei verraten die Füße eines Menschen viel mehr über seinen Charakter und sein Schicksal. Die Füße sind bei jedem Menschen ganz individuell ausgeprägt. Sie dokumentieren seinen Lebensweg. Welches Körperteil, wenn nicht die Füße, sollte bloßlegen, wohin ein Mensch in Zukunft geht, welche Schritte er wagt, welche Stolpersteine auf ihn zukommen, welche Berge er erklimmen wird?“ Ali Bin Schick stemmte die Hände in die breite Hüfte. Er sah die Zwillinge herausfordernd an.

Die Zwillinge starrten den Wahrsager an und nickten gleichzeitig.

„Hände sind trügerisch. Sie werden viel zu oft gewaschen, eingeseift und eingecremt“, fuhr Ali Bin Schick fort. Er stellte zwei kleine Schüsseln mit Wasser vor die Schwestern. Neben die Schüsseln legte er zwei Handtücher. „Füße dagegen lügen nie. Sie spüren jeden Schritt im Leben. Manche bekommen Hornhaut, Warzen oder Hühneraugen. Es gibt schöne Füße, Plattfüße, Knickfüße, Schweißfüße …“

Silvania rümpfte die Nase.

Daka beugte sich vor und versuchte, in ihre Gummistiefel zu riechen.

„… aber alle Füße sagen die Wahrheit. Sie können gar nicht anders.“ Ali Bin Schick zuckte mit den Schultern und lächelte. „Also“, sagte er und deutete auf die Füße der Zwillinge. „Frei machen, säubern, abtrocknen und auf den Tigerrücken legen, bitte sehr.“

Daka und Silvania zögerten. Sie hatten noch nie von Fußlesen gehört. Vielleicht war es in Transsilvanien einfach nicht so verbreitet wie in Deutschland. Obwohl dort sehr auf die Pflege und Bewahrung alter Traditionen und Künste geachtet wurde. Aber das Fußlesen – eine der ältesten Künste der Menschheit – schien in Transsilvanien in Vergessenheit geraten zu sein.

Silvania streifte schließlich als Erste die schwarzen Halbstiefel ab und zog die langen roten Kniestrümpfe aus. Wenn man in Deutschland die Füße las, dann wollte sie sich auch die Füße lesen lassen. Sie wusch die Füße in dem lauwarmen Wasser. Es roch angenehm fruchtig. Dann trocknete sie die Füße ab und legte sie auf den Tigerrücken.

Ali Bin Schick kniete sich von der anderen Seite vor den Tiger. Er näherte sich Silvanias Fuß, bis er beinahe mit der Nasenspitze die Fußsohle berührte. „Interessant. Höchst interessant“, murmelte er, während er Silvanias Fußsohlen begutachtete. „Außerordentlich interessant.“

„Was sehen Sie?“, fragte Silvania.

„Die Sache ist ganz klar: Du tendierst zum Spreizfuß.“ Ali Bin Schick blickte triumphierend auf.

„Was?“ Silvania starrte auf ihre Füße.

Daka hatte den Kopf schräg gelegt und musterte die Füße ihrer Schwester. Sie nickte kaum merklich.

Silvania sah den Wahrsager enttäuscht an. „Mehr sehen Sie nicht?“

Ali Bin Schick streckte den Bauch heraus. „Selbstverständlich sehe ich mehr. Ich wollte nur mit etwas Nettem zur Einstimmung beginnen. Also.“ Ali Bin Schick spreizte die Finger und beschrieb einen Bogen um Silvanias Fuß. Er holte tief Luft und begann: „Du hast ein bewegtes Leben hinter dir und ein noch bewegteres Leben vor dir. Du bist schon viel herumgekommen. Allerdings nicht immer zu Fuß. Du bist oft geflogen, nicht wahr?“

Silvania nickte langsam.

Ali Bin Schick betrachtete sie einen Moment. Seine kleinen Augen funkelten geheimnisvoll. Dann fuhr er fort: „Du hast deine alte Heimat hinter dir gelassen, um eine neue zu finden. Es wird dir gelingen, aber nur, wenn du deine alte Heimat nicht vergisst. In allernächster Zukunft wartet eine schwere Prüfung auf dich. Dich erwarten schlaflose Nächte, beängstigende Kräfte und …“, Ali Bin Schick sah Silvania mitleidig an, „ich fürchte, ich muss es sagen: tödliche Begierde.“ Er beugte sich zu Silvanias rechtem Fuß und studierte ihn angestrengt. „Ich erkenne es anhand der Schicksalslinie nur undeutlich, aber alles wird offenbar durch ein Missgeschick ausgelöst. Was es genau ist, kann ich jedoch nicht sehen.“

Silvania, die als Saikatotänzerin sehr gelenkig war, zog den rechten Fuß an sich heran und sah auf die Fußsohle. Schlaflose Nächte klang gar nicht schlecht. Aber beängstigende Kräfte? Tödliche Begierde?!?

„Hat es zufällig etwas mit Tauben zu tun?“, fragte Daka, die ihre Schwester besorgt musterte. Daka und Silvania Tepes hatten ein Tauben-Trauma, seit sie bei einem Ausflug in einen Schwarm Ringeltauben geraten waren.

Ali Bin Schick schüttelte den Kopf. Sein Turban verrutschte etwas. „Keine Tauben in Sicht“, sagte er zu Daka. „So, und wenn du jetzt so freundlich wärest, dich frei zu machen.“

„Moment!“, rief Silvania. „Was ist mit Liebe?“

„Die Liebeslinien am großen Fußballen sind bei dir noch nicht richtig ausgeprägt. Dafür ist mir aufgefallen, dass deine Kopflinie sehr stark ist. Vielleicht solltest du dir nicht so viele Gedanken über die Liebe machen“, riet Ali Bin Schick.

Daka nickte.

Silvania schnappte nach Luft. Nicht so viele Gedanken über die Liebe machen? Aber worüber denn sonst?

Daka zog die lilafarbenen Gummistiefel aus und streifte die Leggins ein Stück nach oben. Vorsichtig tauchte sie die Füße mit der Ferse in die Wasserschüssel. Zwischen ihren Zehen steckten Krümel. Es waren keine Sockenkrümel, keine Hornhautkrümel und auch keine gemeinen Dreckkrümel. Daka hatte Heimaterde zwischen den Zehen. Sie durfte sie auf keinen Fall verlieren.

Für Vampire und Halbvampire war Heimaterde lebenswichtig. Ohne Heimaterde wurden sie immer schwächer, bekamen Juckreiz und redeten wirr, bis sie schließlich in ein Koma fielen, aus dem sie womöglich nie wieder erwachten. Silvania war vor Kurzem so einem Koma nur haarscharf entkommen. Daka hatte gerade noch rechtzeitig eingegriffen, ein paar Krümel Heimaterde aus ihren Zehen gepult und ihrer Schwester in die Nase gestopft.

Daka trocknete die Füße behutsam ab und legte sie auf den Tigerrücken.

Ali Bin Schick rückte dicht an die Füße heran und betrachtete sie eingehend. „Oho“, sagte er. Und „aha“ und „hm, hm“ und „heidewitzka“.

Daka tippte ungeduldig mit den Fingern auf den Teppich. „Habe ich auch einen Spreizfuß?“

Ali Bin Schick schüttelte den Kopf. „Dafür hast du Dreck zwischen den Zehen.“

Daka verkrampfte die Zehen sofort. Ihre Heimaterde gab sie nicht her. Da musste Ali Bin Schick eben um die Krümel herum lesen.

Ali Bin Schick musterte Daka eindringlich. „Besser Dreck zwischen den Zehen als Fußpilz, was?“, sagte er dann und lächelte. Er spreizte die Finger und beschrieb eine Wellenlinie um Dakas Füße. „Dein Leben scheint voller Abenteuer zu sein. Und du scheust sie nicht, im Gegenteil, du suchst sie. Dich dürstet geradezu nach Erlebnissen mit Nervenkitzel, nicht wahr?“

Daka wiegte den Kopf.

Silvania nickte.

Ali Bin Schick richtete den Blick wieder auf Dakas Fußsohlen und seufzte. „Auch für dich sieht die allernächste Zukunft nicht gerade rosig aus. Deine Lebenslinie hier bekommt einen seltsamen Knick. Und die Gesundheitskreise auf den Zehen werden immer kleiner. Ein ganz schlechtes Zeichen“, meinte Ali Bin Schick, der in der Luft mit dem Finger die Linien und Kreise auf Dakas Fußsohle nachahmte.

„Erwarten mich auch schlaflose Nächte?“, fragte Daka.

Ali Bin Schick schüttelte den Kopf. „Ganz und gar nicht. Auf dich kommen Turbulenzen, gefährliche Situationen und …“, der Wahrsager verzog das Gesicht, „… beißende Schmerzen zu.“

Daka starrte den Wahrsager mit offenem Mund an. Beißende Schmerzen. Schmerzen?!? Ein Halbvampir kennt keinen Schmerz. „Und wo kommen die her, die Schmerzen?“

Ali Bin Schick nahm Dakas Fuß in die Hand und betrachtete ihn genau. „Du fügst sie dir selbst zu.“

Daka sah den Wahrsager ungläubig an. Und dafür hatte sie nun drei Euro fünfzig bezahlt.

Silvania legte Daka den Arm um die Schulter und flüsterte: „Nimm es nicht so ernst.“ Dann sagte sie laut zum Wahrsager: „Können Sie denn nicht irgendetwas Positives sagen?“

Ali Bin Schick hüstelte. „Das würde ich gerne, glaubt mir. Aber ich kann ja nur das sagen, was ich sehe. Etwas Positives bekommt man bei der Maniküre gesagt, bei mir bekommt man die Wahrheit. Die ist nicht immer positiv. Tut mir leid.“

Daka sah Ali Bin Schick fassungslos an. Das war alles, was er ihr prophezeite? Turbulenzen, gefährliche Situationen und beißende Schmerzen? Das klang nach einem Flugzeugabsturz. Einer Naturkatastrophe. Einem Zahnarztbesuch. Auf jeden Fall klang es gar nicht gut.

Schlaflose Nächte, beängstigende Kräfte, tödliche Begierde, dachte Silvania. Das hörte sich an wie ein Thriller. Wer wollte schon, dass sein Leben ein einziger Thriller war? Silvania Tepes auf jeden Fall nicht.

„Aber, meine Lieben“, sagte Ali Bin Schick, hielt den Zeigefinger in die Höhe und drehte sich einmal auf der lackierten Zehenspitze um sich selbst. Trotz seiner Körperfülle sah es sehr elegant aus. „Im Orakulum Spektakulum werden nicht nur Weissagungen getroffen, sondern auch Wünsche erfüllt.“ Ali Bin Schick lächelte. „Ihr habt doch Wünsche, oder?“

Daka und Silvania vergaßen Turbulenzen, tödliche Begierden und gefährliche Situationen und nickten schnell. Sie zogen ihre Strümpfe und Schuhe wieder an. Daka hielt inne und blickte fragend auf. „Oder brauchen Sie auch dazu unsere Füße?“

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Yaş sınırı:
18+
Litres'teki yayın tarihi:
14 ekim 2020
Hacim:
153 s. 6 illüstrasyon
ISBN:
9783732003754
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Telif hakkı:
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