Kitabı oku: «Seewölfe Paket 35»

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Impressum

© 1976/2021 Pabel-Moewig Verlag KG,

Pabel ebook, Rastatt.

eISBN: 978-3-96688-109-8

Internet: www.vpm.de und E-Mail: info@vpm.de

Inhalt

Nr. 681

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Nr. 682

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Nr. 683

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Nr. 684

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Nr. 685

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Nr. 686

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Nr. 687

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Nr. 688

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Nr. 689

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Nr. 690

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Nr. 691

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Nr. 692

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Nr. 693

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Nr. 694

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Nr. 695

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Nr. 696

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Nr. 697

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Nr. 698

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Nr. 699

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Nr. 700

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8


1.

Eine Gruppe religiöser Eiferer hatte den Plan ausgeheckt. Ihr Anführer war Nasir ud-daula und ihre ausführenden Organe sollten Malindi Rama und Chandra Muzaffar sein. Die beiden waren Fanatiker, die bedenkenlos über Leichen gingen, um an ihr Ziel zu gelangen.

Sie hockten in einer schäbigen Hütte in der Nähe von Tuticorin an dem übelriechenden und moskitoverseuchten Nebenarm eines kleinen Flusses, der in den Golf von Mannar mündete.

An diesem Morgen war es unerträglich heiß und schwül. Über dem kleinen Fluß stand die Luft wie eine Mauer. Myriaden winziger Stechmücken schwebten über dem braunen Wasser.

Nasir ud-daula war ein graubärtiger Inder, der sich auf die Kunst des Tätowierens verstand. Vor ein paar Tagen hatte er Malindi Ramas Schädel kahlgeschoren und eine Karte darauf tätowiert, die die Tempelanlage von Kandy zeigte.

„Laß sehen“, sagte Nasir und beugte sich über Malindi. Er betrachtete die Karte und nickte zufrieden vor sich hin. Die winzigen Wunden waren verheilt, und auf der Tätowierung sprossen wieder dunkle Haare.

Schon in ein paar Tagen würde die Zeichnung nicht mehr zu sehen sein, die Haare bedeckten sie dann vollständig.

„Ja, das sieht gut aus“, sagte er. „Natürlich wirst du mit Chandra noch ein paar Tage hierbleiben müssen, aber wir haben Zeit, außerdem muß alles sorgfältig geplant sein. Es wird eine lange und sehr beschwerliche Reise, die mit allerlei Gefahren verbunden ist. Aber ihr seid ja zu zweit und werdet es schon schaffen.“

Die anderen Inder, die sich noch in der Hütte aufhielten, blickten auch noch einmal auf die Karte.

Sie war ein kompliziertes Werk und sehr sorgfältig und genau gearbeitet. Es gab nicht viele, die den genauen Ort des Tempels kannten. Nur wenige Eingeweihte wußten, wo er lag.

Die Fanatiker hatten es auf den größten Schatz der Singhalesen abgesehen, eine heilige Reliquie. Es war der Weisheitszahn Buddhas, das einmalige Heiligtum, das im Tempel des Zahns, dem Dalada Maligawa, aufbewahrt und von Priestern und anderen heiligen Männern scharf bewacht wurde.

Fiel diese Reliquie in die Hände der Fanatiker, dann bedeutete das Krieg und blutige Fehden, denn die Singhalesen würden diese Schmach nicht auf sich sitzen lassen.

Bei dem Gedanken an ein blutiges Gemetzel grinste der alte Inder jedoch nur. Sein ganzes Leben lang hatte er daran geplant und gearbeitet, um diesen Weisheitszahn sein eigen nennen zu können, und es hatte viele Jahre gedauert, bis er das Versteck kannte.

Aber er selbst war den Strapazen nicht mehr gewachsen, er war zu alt, um den langen und gefährlichen Marsch ins Landesinnere von Ceylon antreten zu können.

„Anhand dieser Karte werdet ihr euch zurechtfinden“, sagte er. „Niemand wird das Geheimnis erfahren, nur ihr kennt es und ein paar Eingeweihte. Ihr kennt jetzt auch den Weg, und wenn ihr ihn verfehlt, dann könnt ihr euch an der Karte orientieren. Solltest du, Chandra, durch ein unergründliches Geschick dein Leben verlieren, dann wird Malindi allein weitergehen. Du brauchst nur in die stillen Wasser eines Sees zu blicken, und schon hast du die Orientierung wieder, denn die Karte wird sich im Wasser spiegeln. Sie ist dann seitenverkehrt, aber das weißt du ja.“

Malindi nickte ergeben. „Es sei, wie du sagst, großer Subedar.“

Nasir ud-daula ließ die respektvolle Anrede widerspruchslos über sich ergehen und lächelte unergründlich. Er war schon seit undenklichen Zeiten kein großer Subedar mehr, seit ihn die Singhalesen von diesem Verwalterposten entfernt hatten. Aber die Anrede gefiel ihm, und seine Anhänger hatten sie beibehalten, denn sie hatten alle großen Respekt vor seinem Wissen.

„Du weißt auch, mein Sohn, was geschieht, wenn dich unterwegs das unergründliche Schicksal ereilt.“

Malindi wußte das, es war ihm oft genug erklärt worden, und es störte ihn nicht im geringsten.

„Dann wird mir Chandra die Kopfhaut abschneiden, sie in der Sonne trocknen lassen und sie auf eine kleine Trommel spannen, wenn sie dünn wie Papyrus geworden ist.“

„Du wirst davon nichts mehr spüren, mein Sohn. Denke immer daran, daß die Reliquie wichtiger ist als euer Leben, das ihr aber trotzdem nicht leichtfertig aufs Spiel setzen dürft. Einer von euch muß mit dem Weisheitszahn des Erleuchteten wieder zurückkehren.“

„Wir versprechen es, großer Subedar“, sagten die beiden feierlich.

„Wir bringen das Heiligtum zurück, es ist unser größter Schatz.“

„Noch ist es der größte Schatz der Singhalesen“, berichtigte der bärtige Mann nachsichtig lächelnd. „Ich habe viele Jahre damit verbracht, herauszufinden, wo man ihn verwahrt. Sie hüten das Geheimnis und geben es nicht preis, auch um ihr Leben nicht. Und noch etwas: Ihr werdet auf den heiligen Kandy-See stoßen, aber meidet seine Fluten. In ihnen lauern die gefräßigen Räuber, die die Priester dort ausgesetzt haben. Widersteht der Versuchung auf ein kühles Bad. Die Krokodile würden euch zerfleischen.“

Sie wußten alles, der große Subedar hatte es ihnen unzählige Male erklärt, aber er erinnerte sie immer wieder daran.

Nasir ud-daula vertraute ihnen seit Jahren, und nie wäre er auf die Idee verfallen, daß einer abtrünnig werden könnte.

Doch so war es, ohne daß er es ahnte. In Malindi Rama hatte sich der Gedanke festgesetzt, diese Reliquie für sich allein zu stehlen, ohne sie dem großen Subedar zu bringen. Wer den Weisheitszahn Buddhas besaß, der würde ins Nirwana eingehen und der glücklichste Mensch auf dieser Erde werden.

Der Gedanke daran war so überwältigend, daß Malindi von einem Schauer überrieselt wurde, der ihn zittern ließ und der durch alle Fasern seines Körpers drang.

Unbewußt schlugen seine Zähne wie im Fieber aufeinander. Es war wie ein wilder Rausch, der ihn erfaßte.

Dem großen Subedar entging die Veränderung nicht, aber er legte sie falsch aus und zweifelte nicht an der Ehrlichkeit Malindis.

„Was fehlt dir, mein Sohn?“ fragte er besorgt. „Dich wird doch nicht das tückische Fieber befallen haben?“

„Nein, großer Subedar“, antwortete Malindi keuchend. „Es ist der bloße Gedanke an dieses Heiligtum, der mich zittern läßt. Ich kann den Tag kaum erwarten. Es wird viel Aufregung geben.“

„Ja, es wird sehr viel Ärger und Aufregung geben, Malindi. Viel mehr als du ahnst. Die Insel wird in Aufruhr geraten, und der Aufruhr wird auch das Festland erschüttern. Man wird in Anuradhapuraya den heiligen Bo-Baum befragen, unter dem Buddha seine Erleuchtung fand, und die heiligen Männer werden ausschwärmen, um den Frevel zu sühnen. Wahrscheinlich wird es ein furchtbares Blutbad geben, Aufstände, Krieg und Leid. Aber das alles ist nichts, um in den Besitz dieser einmaligen Kostbarkeit zu gelangen. Und ihr beide seid dazu ausersehen, ganz Indien zu erschüttern.“

„Dieser Gedanke läßt auch mich wohlig erzittern, großer Subedar“, sagte Chandra Muzaffar.

Er war ein mittelgroßer Mann mit schwarzen, enganliegenden Haaren und wilden, fanatischen Augen, die wie Kohlestückchen glühen konnten.

Malindi war dagegen fast unglaublich dürr. Er hatte vorher lange, schwarze und fettige Haare gehabt. Jetzt ähnelte er einem ausgemergelten, fanatischen Wanderasket, dessen Blicke wie Dolche brannten. Er war etwa zehn Jahre älter als Chandra Muzaffar, aber hinterhältig und tückisch.

„Wir haben die letzten Einzelheiten noch nicht festgelegt, großer Subedar“, sagte Malindi nach einer Weile, in der sie schwiegen und nur das Summen der Mücken zu hören war. „Und das Boot haben wir auch noch nicht gesehen. An welchem Tag soll es losgehen?“

„Das Boot liegt bereit und ist längst besorgt. Ihr werdet Wasser, Reis, Melonen, getrocknete Fische und Bananen als Proviant mitnehmen, und ihr werdet euch immer als Fischer ausgeben. Das wird auch gleichzeitig euren Speiseplan bereichern, denn fischen müßt ihr selbst. Für Fische, Muscheln, Krebse und Garnelen müßt ihr selbst sorgen. Eure Reise beginnt dann, wenn deine Haare so weit nachgewachsen sind, daß man die Karte nicht mehr sieht, Malindi. Das wird bei deinem dichten Haar in etwa einer Woche der Fall sein.“

„Und wie werden wir uns orientieren?“ fragte Chandra. „An den Sternen, wie du es uns gelehrt hast, großer Subedar?“

„Nein“, sagte der alte Mann, zahnlos lächelnd. „Die Sterne können sich hinter Wolken verbergen, oder der Kal-baishakhi kann sie mit seinem Grollen und den Blitzen vertreiben. Dann seid ihr hilflos. Auf dem Meer erreicht ihr das Heiligtum aber schneller und sicherer als durch die Berge und Wildnisse des Landes. Ein großes Stück werdet ihr natürlich durch den Dschungel wandern müssen. Ihr habt es ja gelernt und versteht euch darauf.“

„Dann segeln wir also an der Küste entlang?“

„Ja, an der Küste entlang nach Süden, sobald ihr die Perle Indiens erreicht habt. Ihr könnt sie nicht verfehlen. Ihr werdet in die Nähe von Negombo segeln und euch dort als Fischer ausgeben. Irgendwo in den wilden Mangroven versteckt ihr das Boot und geht von dort aus schnurgerade nach Osten. Wenn ihr den Dschungel hinter euch und die Berge überwunden habt, werdet ihr den Kandy-See erblicken, aber er wird euren Augen wieder entschwinden, und dann müßt ihr die Karte benutzen. Wischnu wird über euch wachen. Ich habe hier noch eine kleine Hilfe für euch. Ihr werdet staunen. Es ist wie Zauberei, wie magische Kräfte.“

Chandra und Malindi sahen gespannt zu, wie der alte Nasir ein dünnes Brettchen hervorholte.

Auf diesem Brettchen befanden sich allerlei Symbole und feine oder gröbere Striche. In der Mitte des Brettchens war ein dünner Nagel angebracht, so dünn und spitz, daß man sich daran verletzen konnte.

Der Alte holte nun mit einem geheimnisvollen Lächeln ein lackiertes Kistchen hervor und entnahm ihm eine zerbrechlich wirkende Nadel, die er auch den anderen zeigte.

„Was ist das?“ fragte Chandra. „Ein Glücksbringer?“

„Eine Zaubernadel, ausgestattet mit magischen Kräften. Die Götter wirken mit ihrem göttlichem Atem auf die Kräfte ein.“

Alle scharten sich jetzt um den Subedar, der die Nadel vorsichtig in die Hand nahm und ebenso vorsichtig auf den Nagel im Brettchen setzte.

Die Nadel begann zu zittern, obwohl niemand sie berührte. Ohne jeden erkennbaren Anlaß begann sie sich zu drehen, bis sie zitternd auf einen Punkt zeigte und auf ihm stehenblieb. Die Spitze dieser wundersamen Nadel war bläulich verfärbt.

Der Alte sagte noch nichts, er lächelte nur sein zahnloses Lächeln und berührte die Nadel wieder. Ganz vorsichtig drehte er sie herum, bis die bläuliche Spitze in entgegengesetzte Richtung wies.

Die anderen sprangen entsetzt zurück, als die Nadel wieder zu zittern begann, sich drehte und schließlich auf demselben Punkt stehenblieb, den sie auch vorher schon eingenommen hatte.

„Ihr könnt sie drehen, wie ihr wollt“, erklärte der Alte. „Die Spitze der Nadel wird immer wieder zu diesem geheimnisvollen Punkt zurückkehren. Dieser Punkt liegt im Norden, wo das blaue Symbol steht. Das ist der Mittelpunkt des Universums, von dem alle geheimnisvollen Kräfte auf dieser Welt ausgehen.“

„Aber wie ist das möglich?“ fragte Malindi verstört. „Sie bewegt sich ja von ganz allein.“

„Die Naturkräfte bewegen sie – Götteratem, Strahlung und die Kraft der Allmacht. Gib mir mal dein Messer, Malindi.“

Die Männer waren anfangs von dieser unsichtbaren Kraft entsetzt, aber jetzt faszinierte sie diese Nadel, die ständig unruhig zitterte, aber trotzdem auf das blaue Symbol zeigte und nicht davon abwich.

Der Subedar nahm das scharfgeschliffene Messer und deutete mit der Spitze auf die Nadel, indem er es dicht davorhielt.

Für die Inder geschah schlicht ein Wunder.

Die Nadelspitze folgte dem Messer, egal in welche Richtung es der Alte bewegte. Sie lief der Messerspitze nach wie ein Hündchen, drehte sich um sich selbst, oder begann schnell zu kreisen, wenn der Subedar das Messer entsprechend schneller bewegte.

„Dann – dann steckt ein Geist in dieser Nadel“, stieß Malindi atemlos hervor. „Ist es so?“

„Eine geistige Kraft, die mir immer anzeigt, wo ihr gerade seid, oder was ihr tut. Ich werde euch diese Zaubernadel mitgeben, denn mit ihrer Hilfe könnt ihr die Himmelsrichtungen feststellen. Ich habe noch eine zweite Nadel. Sie wird mit der anderen in ständiger, unsichtbarer Verbindung stehen. Jetzt werde ich euch erklären, wie ihr mit Hilfe dieser Nadel die Himmelsrichtung feststellen könnt.“

Malindi erschrak heftig, aber er ließ sich nichts anmerken.

Mit Hilfe dieser Zaubernadel konnte der große Subedar also feststellen, wo sie gerade waren oder was sie taten? Unheimlich war das, kaum zu begreifen! Oder war es nur ein Trick des Alten?

Malindi forschte unauffällig in seinem Gesicht. Aber Nasir ud-daula ließ keine Regung erkennen. Seine Gesichtszüge waren so ruhig und ausgeglichen wie immer.

Bei dem Gedanken, daß Nasir sie beobachten konnte, selbst wenn sie noch soweit entfernt waren, fühlte sich Malindi gar nicht wohl. Ob der große Subedar auch bei Nacht sehen konnte? fragte er sich beklommen, oder galt das nur für den hellen Tag?

Chandra Muzaffar schien sich nicht daran zu stören, daß der Subedar sie ständig beobachten konnte. Aber das war kein Wunder, er hatte ja nicht die Absicht, den Alten zu betrügen.

Malindi hatte schließlich die rettende Idee. Wenn sie diese geheimnisvolle Nadel unterwegs durch einen unglückseligen Umstand verloren, dann war der Bann gebrochen, und die Verbindung konnte nicht mehr funktionieren. So einfach war das.

Er beglückwünschte sich zu diesem Gedanken und fühlte sich im Augenblick mindestens genauso schlau wie der Alte. Natürlich würde er auch Chandra nichts davon sagen.

Er wagte jedoch einen kleinen Vorstoß.

„Was passiert, großer Subedar, wenn diese Nadel verlorengeht? Finden wir uns dann nicht mehr zurecht?“

„Warum sollte sie verlorengehen?“

„Wir könnten in ein Unwetter geraten“, meinte Malindi. „Oder böse Geister könnten sie uns rauben.“

„Diese Nadel scheint dich sehr zu interessieren“, sagte der Alte mit einem nachsichtigen Lächeln. „Sie soll aber nicht verlorengehen, der große Geist könnte das übelnehmen und verärgert sein. Wenn dieser Fall jedoch eintritt, dann orientiert ihr euch am Verlauf der Küste bis nach Negombo.“

Mehr sagte der Alte darüber nicht.

Malindi nahm sich vor, irgend etwas zu inszenieren, damit diese Wundernadel möglichst unauffällig verschwand. Der große Geist mußte nur überlistet werden.

Die Erklärung des Alten über die Funktionsweise der Nadel dauerte länger als eine ganze Stunde. Aber jetzt wußten sie wenigstens, wie die Nadel funktionierte. Man konnte mit ihrer Hilfe alle Himmelsrichtungen unterscheiden, und zwar aus dem Grund, weil sie beständig nach Norden zeigte, ohne jemals von diesem Punkt abzuweichen.

Anschließend wurde über die heilige Reliquie gesprochen, und daran erhitzten sich stundenlang die Gemüter.

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