Kitabı oku: «Seewölfe - Piraten der Weltmeere 90», sayfa 2

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3.

Die „Isabella“ lag noch keine fünf Minuten vor Anker, als am nahen Strand der kleinen Bucht zwei Leute auftauchten, die aufgeregt winkten.

Hasard erkannte zu seinem grenzenlosen Erstaunen eine dicke schwarzhaarige Frau und neben ihr einen schlanken, fast dürr zu nennenden Mann, mit magerem Hals und vorgerecktem Schädel. Die beiden liefen zum Wasser und winkten immer wieder.

„Die können nur uns meinen“, sagte Hasard verblüfft. „Und wenn mich nicht alles täuscht, sind das Spanier.“

„Capitan Olmedos!“ rief die fette Frau weinerlich. „Nun holen Sie uns doch endlich! Auf was warten Sie?“

Das waren spanische Laute. Hasard blieb nicht einmal die Zeit, sich zu wundern.

„Die verwechseln uns“, sagte Ben, „die halten uns für einen verdammten Don!“

„Demnach erwarten sie hier also ein Schiff“, erwiderte Hasard. Ein hartes Lächeln lag auf seinen Lippen.

Auf Spanisch rief er zurück, daß er gleich mit dem Beiboot an Land kommen würde. Daraufhin schien die dicke Vettel sich etwas zu beruhigen, aber ihre Antwort klang immer noch reichlich ungnädig.

In Hasard reifte zwar noch kein Plan, aber so langsam dämmerte ihm etwas, woraus sie vielleicht Nutzen ziehen könnten, wenn sie geschickt vorgingen.

Er ließ das Beiboot abfieren und grinste belustigt. Immer wieder sah er zu den beiden Gestalten am Strand hin, die eine tiefe Unruhe erfaßt hatte. Beide rannten nervös auf und ab und sahen sich auch immer wieder nach allen Seiten um.

„Ab sofort möchte ich kein einziges englisches Wort mehr hören“, befahl Hasard. „Diejenigen, die hellhaarig sind, verziehen sich für eine Weile, ganz besonders Stenmark“, setzte er hinzu. „Dan wird mich begleiten. Los, Dan!“

Die beiden Männer stiegen in das abgefierte Beiboot. Hasard ließ Dan O’Flynn rudern, er rührte keine Hand, wie es sich für einen spanischen Kapitän gehörte.

„Kapitän Olmedas“, sagte Dan grinsend ganz leise. „Hört sich ganz gut an.“

„Olmedos“, verbesserte der Seewolf trocken. „Du solltest deine Ohren so schärfen wie deine Augen, Dan!“

„Si, Senor Capitan!“ antwortete Dan gehorsam.

Das Boot lief knirschend auf den Sand, so weit, daß man kaum ins Wasser springen mußte und Hasards Stiefel nicht viel weiter als bis zu den Sohlen feucht wurden.

Er grüßte und sah zuerst die Frau an.

Sie war nicht nur fett, sie war ein wandelnder Fleischkloß mit einem dikken, teigigen Gesicht, fetten Oberarmen und elefantenähnlichen Säulenbeinen. Ihre ringgeschmückten fetten Finger, die Hasard an eine überfette Wurst erinnerten, kneteten unruhig die dunkle Stola, die sie um die Schultern trug. Ihr breiter Mund war greinend verzerrt, und ihre Augen blickten Hasard wäßrig an.

Der Mann an ihrer Seite hingegen erinnerte Hasard an einen Geier. Das lag nicht nur an seiner vorspringenden Hakennase, sondern hauptsächlich an seinem kalten Blick und dem mageren Hals, auf dem ein kantiger Schädel saß. Sein kalter Blick war stechend, auf seiner Oberlippe saß ein bleistiftdünner scharf ausrasierter Schnurrbart. Der Mann trug einen dunklen Umhang, eine Art Cape, unter der sich seine magere Gestalt abzeichnete.

Weder Hasard noch Dan waren in der Lage, die beiden einzuordnen. Sie wirkten anachronistisch an diesem hellen Strand.

„Senor Olmedos“, sagte die dicke Frau klagend. Ihre fette Hand griff nach Hasards Arm und drückte ihn leicht. „Weshalb haben Sie uns solange warten lassen? Wir warten schon fast zwei Tage auf die ‚Isabella‘. Don Sandoval hat gesagt, Sie würden schon vorgestern hier vorbeikommen.“

Hasard sah sich von einem Extrem ins andere gestürzt. Er fragte sich immer wieder, was die beiden hier taten, hier in diesem öden verlassenen Nest.

Daß sie ihn nicht persönlich kannten, war ihm klar, sonst hätte es niemals Mißverständnisse gegeben. Aber er als Kapitän Olmedos mußte zumindest ihre Namen kennen, und daher würde das Ding auch gleich zwangsläufig platzen.

„Nun, wir wurden aufgehalten“, sagte er zu der Dicken und lächelte verbindlich, obwohl er die Frau nicht ausstehen konnte. Der Geierhals neben ihr hatte immer noch kein Wort gesprochen.

Jetzt tat er es, und in seiner Stimme war ein überheblicher Ton, der dem Seewolf durch Mark und Bein ging.

„Dann beeilen Sie sich gefälligst, Capitan“, schnarrte er von oben herab. „Ich bin es nicht gewohnt, daß man mich warten läßt. Sie sind doch hoffentlich unterrichtet!“

Entweder platzt es jetzt oder nicht, dachte Hasard.

„Tut mir leid, Senor“, erwiderte er kühl. „Ich bin zwar davon unterrichtet, daß ich hier zwei Personen an Bord nehmen soll, aber man hat mir nicht einmal gesagt, wer Sie sind. Wir wurden durch einen Engländer aufgehalten, und da ging alles drunter und drüber.“

Das Ding platzte immer noch nicht, dachte Hasard entgeistert. Es schien aus einem Sud von Zufällen zu bestehen oder einer Verkettung widriger Umstände.

„Das dachte ich mir“, ereiferte sich der Dürre arrogant. „Don Sandoval paßt es wohl nicht, daß ich soviel Silber zusammengetragen habe. Er versteht es eben nicht, sich dieses Volk gefügig zu machen. Alles für die Krone, mein Lieber, alles für seine Majestät, und dabei wird wohl auch ein wenig Ruhm auf mich fallen.“

„Wieviel Silber ist es denn?“ fragte Hasard.

In seinem Kopf jagten sich die Gedanken in einem kunterbunten Reigen.

„Fast drei Tonnen, Senor Olmedos.“ Stolz klang aus den Worten, aber den Seewolf widerte es nur an. Er konnte sich schon denken, auf welch ehrenvolle Art dieser Kerl das Silber zusammengetragen hatte. Da gab es nur eine einzige Möglichkeit.

„Und wer sind Sie nun wirklich?“ fragte Hasard.

„Ich bin der Alcalde von Santa Lucia, wenn Sie das gütigst zur Kenntnis nehmen würden. Don Melgarejo – meine Frau!“

„Und ich soll Sie nach – äh …“

„Nach Colonia del Sacramento sollen Sie uns bringen. Ja, per todos los Santos“, ereiferte sich der Alcalde. „Sie scheinen ja durch und durch unwissend zu sein, Olmedos!“

Den Senor ließ er diesmal schon weg, dachte Hasard belustigt.

„Und außerdem“, wandte Melgarejo noch ein, „dieses Schiff unterscheidet sich ja geradezu beängstigend von unseren anderen Galeonen. Was hat die Zahl acht zu bedeuten?“

„Ein Neubau“, erklärte Hasard trocken. Er nahm sich vor, diesem Burschen das Fell gründlich über die Ohren zu ziehen, einschließlich seiner fetten Alten, die den Seewolf aus ihren wäßrigen Augen unverwandt anstarrte.

„Lassen Sie jetzt das Silber an Bord nehmen“, befahl der Alcalde, „wir wollen schließlich nicht ewig hier stehen. Ich fiebere dem Augenblick entgegen, da es zurück nach Spanien geht.“

„Ah, Sie sind abgelöst worden, Don Melgarejo“, sagte Hasard höflich.

„Natürlich bin ich abgelöst worden. Kommen Sie, ich zeige Ihnen, wo das Zeug liegt. Es wurde hier am Strand in Barren gegossen. Es hängt viel Blut daran.“

„Richtig, richtig“, sagte Hasard unbekümmert und lachte. „Das Volk will geknechtet werden. Ich hoffe, Sie sind nicht zu nachsichtig mit diesen Indianern umgesprungen.“

„Widerliche Leute!“ Der Alcalde spuckte in den Sand. „Sie wollten sich nicht taufen lassen, und jetzt sind sie vor ein paar Tagen heimlich verschwunden. Bei Nacht und Nebel! Na, es gibt ja ohnehin in dieser Ecke nichts mehr zu holen.“

Donnerwetter, dachte Hasard, da habe ich ja einen ganz dicken Fisch an der Angel, einen miesen kleinen Don, dem es sicher ein Vergnügen bereitet hat, die Indianer nahezu auszurotten, oder sie zumindest von ihren angestammten Plätzen zu vertreiben, nachdem man sie restlos ausgeplündert und geknechtet hatte.

Melgarejo führte ihn zwischen leerstehenden kleinen Blätterhütten hindurch ein paar hundert Yards weiter.

Dort blieb er stehen und deutete auf einen riesigen Stapel Silberbarren, die säuberlich aufgeschichtet waren.

„Das ist es“, sagte er stolz. „Vorgestern sind auch die letzten Soldaten abgezogen, und wir beide waren ganz allein. Beordern Sie jetzt Ihre Leute hierher!“

Hasards eiserne Beherrschung ließ es nicht zu, daß er lachte. Am liebsten hätte er vor Lachen gebrüllt, schon aus dem einfachen Grund, weil dieser abgetakelte Alcalde ihm, El Lobo del Mar, drei Tonnen Silber anvertraute. Wenn der Alcalde wüßte, wen er vor sich hatte, würde er tot umfallen, dachte Hasard.

Zusammen kehrten sie zurück. Hasard ließ Dan am Strand zurück und holte seine Leute. In kurzen Zügen erklärte er ihnen, was hier vorgefallen war.

Die Seewölfe bogen sich. Sie beherrschten sich nur sehr mühsam und hätten am liebsten ebenfalls brüllend gelacht.

Hasard gab ihnen noch ein paar Instruktionen und beriet sich in aller Eile mit seinem Stellvertreter Ben Brighton und Old Shane.

„Spätestens wenn sie bei uns an Bord sind, werden sie merken, daß hier etwas nicht mit rechten Dingen zugeht“, warnte Big Old Shane.

Aber Hasard winkte ab.

„Keine Sorge, ich habe bereits einen Plan entwickelt. Die werden vorerst nicht merken, daß wir Engländer sind. Los jetzt, das zweite Boot zu Wasser und dann das Silber gestaut.“

Hasard nahm nur die mit, die einwandfrei Spanisch sprachen. Maul halten, war seine Devise, so wenig wie möglich reden. Und es sollte sich gefälligst niemand wundern.

Wenn sie wirklich nach Colonia del Sacramento segelten, überlegte der Seewolf, dann setzte er sich auf eine glühende Herdplatte. Anscheinend gab es noch eine „Isabella“, die hier erwartet wurde, und vermutlich lagen in Sacramento weitere Spanier, die Konvois zusammenstellten, um das geraubte Silber nach Spanien zu bringen.

Es reizte ihn ungemein, sich zwischen diesen Leuten zu bewegen, immer der Gefahr ausgesetzt, entdeckt zu werden. Das Risiko war sehr groß, gewiß, aber El Lobo del Mar ging keinem Risiko aus dem Weg. Er hätte diese drei Tonnen Silber an Bord nehmen, sich höhnisch von den beiden Leutchen verabschieden und verschwinden können, doch das erschien ihm zu simpel. Wenn die Dons schon eine Schlappe erlitten, dann sollten sie auch eine Weile daran denken und sich gegenseitig die Knochen abfluchen.

Der Alcalde erwartete sie bereits ungeduldig. Nervös trat er von einem Bein auf das andere.

„Geht es denn nicht schneller, Olmedos!“ quengelte er. „Meine Frau ist außer sich, daß wir so lange warten mußten.“

„Wir fangen schon an“, sagte Hasard. „Ihre Gattin kann inzwischen ja schon an Bord gehen.“

Die Dicke blitzte den Seewolf empört an.

„Allein an Bord?“ japste sie. „Ich soll allein unter all den dreckigen Leuten bleiben? Das können Sie nicht verlangen, Capitan. Ich bin eine Dame!“

So siehst du auch gerade aus, dachte Hasard. Die „dreckigen Leute“ stießen ihm sauer auf. Was bildete sich diese fette schwitzende alte Vettel eigentlich ein!

Das Silber wurde in die Beiboote gestaut und an Bord gebracht, wo es in dem vorderen Laderaum verschwand.

Zum Glück sah der Alcalde nicht das hinterhältige Grinsen der Seewölfe, die sich insgeheim halbtot lachten.

Hasard ließ sich unterdessen von dem Alcalden berichten, und er horchte ihn geschickt aus. Der Kerl merkte nicht, daß er regelrecht verhört wurde.

Demnach ergab sich für den Seewolf ein Bild, das ihm die Haare zu Berge stehen ließ.

Unlängst hatte in dieser Küstenregion ein Stamm der Charrua-Indianer gewohnt, friedliche Leute, die ihrem Kult nachgingen, und ihr Leben selbst gestalteten. Seit die Spanier diesen Landstrich nach bewährter Manier überfallen hatten, begann für die friedlichen Charrua die Hölle auf Erden.

Der Strand war silberhaltig, ab und zu wurde auch Gold gefunden. Der Alcalde Melgarejo und eine Handvoll spanischer Soldaten hatten die Charrua zur Zwangsarbeit gepreßt. Jeder wurde verpflichtet, täglich eine Kumme Silber abzuliefern, das am Strand geschmolzen und in Barren gegossen wurde. Wer nicht ablieferte, wurde ausgepeitscht, eingesperrt oder kurzerhand aufgehängt, um die anderen abzuschrecken. Die Charrua schufteten, ihr Leben gestaltete sich völlig anders. Sie taten nichts anderes mehr, als nur noch nach Silber zu suchen und an die hungrigen Spanier abzuliefern, die immer mehr verlangten.

Melgarejo formte sie zu reinen Arbeitssklaven um. Das einzige Recht, das sie noch hatten, war das Recht auf Arbeit, und so blieb es nicht aus, daß die verzweifelten Charrua sich gegen ihre Peiniger wandten. Sie rebellierten, doch das half ihnen wenig. Der Alcalde griff hart durch.

„Stellen Sie sich vor, was diese Bestien taten“, ereiferte er sich. „Ab und zu fanden wir einen unserer Leute irgendwo versteckt zwischen Büschen oder in der Bucht treibend. Diese Wilden haben ihnen glühendes Silber in den Mund gegossen. Es muß ein schrecklicher Tod gewesen sein. Sie sagen ja gar nichts, Olmedos!“

Hasard wurden schlagartig die Zusammenhänge klar. Jetzt wußte er, wie der Teniente ums Leben gekommen war. Schwere Verbrennungen hatte der Kutscher gesagt.

So schwer es ihm auch fiel, und so wenig er den Teniente bedauerte, er mußte die Form wahren.

„Das ist ja die Höhe“, sagte er mit gespielter Empörung. „Davon habe ich noch gar nichts gewußt. Sind die Kerle aus diesem Grund geflüchtet?“

„Natürlich, sie fürchten unsere Rache, die auch nicht lange auf sich warten lassen wird. Ganze Dörfer befinden sich auf der Flucht. Die Kerle packen ihre Boote und verschwinden. Außerdem scheint es sich an diesem Küstenstrich herumgesprochen zu haben. Kaum betreten unsere Leute eins dieser üblen Nester, schon finden sie es leer vor, weil die Burschen Wind gekriegt haben und verschwunden sind.“

Wer kann ihnen das verübeln, dachte Hasard. Wer ließ sich von den Dons schon gern zur Zwangsarbeit pressen? Die stolzen Charrua-Indianer wollten die weißen Eindringlinge nicht, sie verabscheuten ihre Gewalt, die sie durch die ganzen Länder trugen. Sie haßten den blutigen Terror, die Knute der Spanier.

Jetzt wurde dieser widerliche Alcalde abgelöst, weil er seine Pflicht erfüllt hatte. Ein neuer war schon da, dazu ausersehen, das nächste Nest der Eingeborenen zu plündern und Tod und Vernichtung über sie zu bringen.

Silberbarren um Silberbarren verschwand in den Beibooten. Hasards Männer arbeiteten schnell, eilig und ohne ein Wort zu verlieren.

„Sie haben keinen einzigen Seesoldaten an Bord“, sagte der Alcalde plötzlich und runzelte die Stirn. „Sehr merkwürdig, zumal doch heutzutage …“

„Wir fahren im Auftrag der Krone“, fiel Hasard ihm ins Wort, „aber als Handelsfahrer und nicht als Kriegsschiff. Aus dem Grund haben wir auch keine Soldaten an Bord.“

Schluckt der Kerl das? überlegte der Seewolf.

Er schluckte es, wenn auch widerwillig.

„Aber ich dachte, die ‚Isabella‘ hätte Seesoldaten. Oder ist sie wirklich kein Kriegsschiff?“

„Sie kann jederzeit eins werden“, sagte Hasard doppeldeutig.

Diese fremde „Isabella“, die hier erwartet wurde, war dem Seewolf ein Dorn im Auge. Wenn in der Richtung bald etwas geschah, würde die Angelegenheit wie eine Seifenblase platzen.

Fieberhaft überlegte er, dann hatte er eine Idee.

Dicht hinter sich wußten sie den schwarzen Segler, „Eiliger Drache über den Wassern“, wie das Schiff hieß.

Hasard konnte vorschützen, bei Nacht auf dem unbekannten Strom nicht segeln zu können. Wartete er die Nacht ab, dann war es so gut wie sicher, daß „Eiliger Drache“, im Delta eintraf. Er mußte die Rote Korsarin und den Wikinger unbedingt erreichen.

Mit der nächsten Silberladung fuhr er selbst an Bord. Der Alcalde und seine dicke Vettel überwachten immer noch den Abtransport, aus Angst, einer könnte vielleicht einen Barren klauen.

Hasard ging zu Ben Brighton.

„Hier wird im Lauf des Tages eine Galeone mit dem Namen ‚Isabella‘ erwartet, Ben. Ich erkläre dir alles später. Du bestimmst später einen Mann, der bei Dunkelheit ein Stück den Rio hinabsegelt und auf den schwarzen Segler wartet. Notfalls soll er bis morgen früh warten, dann ist Siri-Tong ganz sicher hier. Sie waren ja nur ein paar Stunden hinter uns.“

„Und was sollen wir ihr ausrichten?“

„Sie soll hier im Hinterhalt auf die andere ‚Isabella‘ lauern, das Schiff sofort angreifen und versenken, notfalls mit einem ganzen Armvoll Brandsätze. Sie selbst soll dann hier auf uns warten.“

„Mann“, stöhnte Ben entgeistert. „Da hast du dir aber einen gewaltigen Brocken vorgenommen. Was ist, wenn die Rote Korsarin nicht vorbeisegelt, wenn sie durch etwas aufgehalten wurde?“

„Dann stecken wir in der Höhle des Löwen und werden vermutlich von ihm gefressen“, erwiderte Hasard ungerührt. „Diese andere ‚Isabella‘ kann uns alles vermasseln, wenn Siri-Tong sie nicht ausschaltet.“

„Ein tollkühner Plan“, murmelte Ben begeistert. „Leider hat er viele schwache Stellen.“

Er sah den Seewolf unbekümmert lächeln. Wie ein großer Junge, der gerade etwas ausheckt, dachte er.

„Wir dürfen natürlich nicht zu leichtsinnig sein“, sagte Hasard. „Ich will auch nicht unnötig unser aller Leben aufs Spiel setzen, aber diesen Feldzug sind wir den Dons ganz einfach schuldig. Vergiß nicht, das wir das Überraschungsmoment auf unserer Seite haben. Die erwartete ‚Isabella‘ scheint in Sacramento nicht sonderlich bekannt zu sein. Ich werde dem Alcalden noch ein wenig auf den Zahn fühlen, dann weiß ich es genau. Ich nehme an, irgendein anderes Schiff hat die Nachricht verbreitet, das hoffentlich schon wieder abgesegelt ist.“

„Hoffentlich“, sagte Ben Brighton. Er rieb sich grinsend die Hände und deutete mit dem Kopf auf die beiden Spanier.

„Soll ich meine Kammer räumen? Du willst sie doch mit an Bord nehmen, oder?“

„Natürlich! Das stärkt das Vertrauen unserer Gegner. Zuerst hatte ich vor, das Silber zu nehmen, und die beiden am Strand zurückzulassen. Jetzt erscheint mir das zu einfach. Warum nur drei Tonnen, wenn wir noch mehr kriegen können?“

„Du kannst dich auf mich verlassen, Hasard“, versprach Ben.

„Das weiß ich, ich kann mich auf jeden hier an Bord verlassen, deshalb können wir einen solchen Raid auch in Betracht ziehen.“

Er kehrte wieder zurück. Die drei Tonnen Silber in Barren waren zusammengeschmolzen, nur ein kleiner Rest war noch übrig, und auch der schmolz immer mehr zusammen.

„Ich habe bereits veranlaßt, daß man Ihnen und Ihrer Gattin die Gästekammer zuweist, Don Melgarejo“, sagte Hasard liebenswürdig. „Wir segeln dann morgen früh weiter nach Sacramento. Ich denke, das ist auch in ihrem Sinne!“

„Nun ja, mein Lieber, schließlich haben wir auch noch persönliche Habe in Sacramento, dieses Kaff war ja mehr oder minder nur ein primitiver Notbehelf, aber wir freuen uns auf ein richtiges Bett, ein gutes Essen und eine Flasche Wein, den Sie doch hoffentlich an Bord haben werden!“

„Selbstverständlich, Don Melgarejo. Bitte, kommen Sie, nicht mehr lange, und es wird dunkel!“

„Noch eins“, sagte der Alcalde und beugte sich etwas vor, wobei sein dünner Hals deutlich sichtbar wurde. „Meine Frau liebt es nun einmal nicht, von diesem stinkenden Schiffsvolk belästigt zu werden. Halten Sie ihr diesen Pöbel möglichst vom Leib. Sie als Capitan sind da natürlich eine Ausnahme, eine rühmliche sozusagen.“ Er klopfte Hasard gönnerhaft auf die Schultern und grinste. „Immer Abstand wahren, Capitan. Wir werden den Kerlen schon auf die schmutzigen Finger schauen, damit sie mich und meine Gattin auch unbeschadet nach Sacramento bringen.“

Hasard spielte mit, wohl oder übel. Am liebsten hätte er den Don und seine eingebildete Vettel oben an der Rahnock mitsegeln lassen, mit einem soliden Strick um den Hals. Da oben gehörten die beiden seiner Ansicht nach nämlich hin.

Die Dicke mühte sich verzweifelt ab, an Bord zu gelangen. Daß ihr dabei jemand aus der Crew half, ließ sie nicht zu. Daher blieb ihrem dürren Gatten nichts anderes übrig, als sich ins Boot zu stemmen, um mit beiden Händen den dicken Hintern der Lady schweratmend hochzuwuchten.

Mittlerweile hatte sich auf der „Isabella“ längst herumgesprochen, was für ein Monster da an Bord stieg.

Dona Melgarejo blieb schnaufend auf den Planken stehen, ihr wabbeliger Busen befand sich in hellem Aufruhr, ihre Hängebacken schwabbelten, und ihr kleiner dicker Mund rang nach Luft.

Luke Morgan stieß Matt Davies an, zeigte auf den überdimensionalen Busen der Dicken und sagte grinsend: „Die kann froh sein, daß wir nicht in England sind.“

„Verstehe ich nicht“, erwiderte Matt.

„Na, in England ist um diese Jahreszeit doch immer Bodenfrost. Wenn die sich abends auszieht, erfrieren ihre Miezen.“

Davies grinste von einem Ohr zum anderen. Aber auch die anderen ließen an der Dona kein gutes Haar.

„Seht euch diese Seekuh nur mal aus der Nähe an“, raunte Bob Grey. „Die wiegt doch ausgeschlachtet schon drei Zentner.“

„Das wäre was für den Profos“, sagte Gary Andrews, „der stemmt doch immer so gern dicke Weiber!“

Carberry, der plötzlich hinter ihm stand, griff zu, packte Gary am Hals und drückte ein bißchen.

„Du kalfaterter Affenarsch glaubst wohl, ich leide an Geschmacksverirrung, was, wie?“ sagte er drohend. „Nicht für eine ganze Schiffsladung Gold würde ich mit der auch nur eine halbe Stunde lang ins Bett gehen.“

Old O’Flynn schlich zu den anderen, die sich in der Kuhl versammelt hatten. Sein Gesicht wirkte noch zerknitterter als sonst.

„Wie kann Hasard nur so einen Walfisch an Bord nehmen“, knurrte er. „Die Dicke braucht man doch höchstens, um das Schiff zu krängen. Wenn die von back- nach steuerbord wandert, saufen wir alle ab. Ich habe in Afrika mal einen Elefantenarsch gesehen, aber Jungs ich sage euch, das war der reinste Kinderpopo gegen den Achtersteven der Dicken. Diese aufgeblasene Kuh bringt uns nur Ärger, das sagt euch Old O’Flynn.“

Verdrossen schlich er aufs Vorschiff zurück.

Hasard jedoch mußte das Spielchen weiter spielen, auch wenn es ihn anwiderte, aber um den Dons Schwierigkeiten zu bereiten, war ihm jedes Mittel recht.

Er hatte die beiden in die Kapitänskammer eingeladen, nicht ohne vorher alles abzuräumen, was irgendwie verdächtig war.

Jetzt hockten die beiden vor einem Essen, das der Kutscher zubereitet hatte, und schmatzten. Sogar eine Gaspacho-Suppe hatte der Kutscher gekocht, aber wohlweislich verschwiegen, daß er vorher voller Verachtung hineingespuckt hatte, weil die Dicke ihn so ekelhaft behandelt hatte. Schade, daß er ihr das nicht sagen konnte. Zu dem Essen soffen sie Hasards spanischen Wein.

Was oben an Deck vorging, merkten sie jedoch nicht, sie fraßen und soffen wie zwei ausgewachsene Ferkel, und immer wieder lief der Dikken süßer Rotwein über eins ihrer drei Kinne.

Dem Seewolf selbst war der Appetit vergangen. Nur der Appetit auf spanisches Silber blieb, den wurde er nicht los.

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