Kitabı oku: «Erhebet die Herzen», sayfa 2

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„Erhebet die Herzen“

Der zweite Teil des Dialogs: „Erhebet die Herzen“ und die bestätigende Antwort: „Wir haben sie beim Herrn“ sind am schwersten zu interpretieren. Dieser Teil wird in der Traditio Apostolica ausdrücklich der Eucharistie vorbehalten, während die anderen Rufe z. B. auch bei der Lichtdanksagung am Abend verwendet werden. Einige Autoren interpretieren das „Empor die Herzen“ (lat.: „Sursum corda“) zunächst leiblich: Die Gemeinde werde aufgefordert, sich zu erheben, sich hinzustellen und die Hände zum Gebet zu erheben, wie wir dies noch heute vom Vorsteher kennen. Aber die Antwort „Wir haben sie beim Herrn“ deutet darauf hin, dass es um mehr geht, um eine spirituelle Dimension: dass hier eine besondere Christusverbindung gefordert ist. Die Formulierung knüpft an eine Wendung des Paulus an: „Ihr seid mit Christus auferweckt; darum strebt nach dem, was im Himmel ist, wo Christus zur Rechten Gottes sitzt. Richtet euren Sinn auf das Himmlische und nicht auf das Irdische!“ (Kol 3,1 f.). Es ist die besondere Verbindung zum erhöhten Christus, die allein den Getauften eigen ist und die hier von ihnen aktualisiert werden soll. Im Gebet vollziehen die Gläubigen bereits, was anschließend sakramental in intensivster Weise im Empfang des Leibes und Blutes Christi geschehen wird.

„Lasset uns danken“

Abgeschlossen wird der Eröffnungsdialog mit der Aufforderung: „Lasset uns danken dem Herrn, unserm Gott“ und der aus antiken Volksversammlungen bekannten Bestätigung durch die Gemeinde: „Das ist würdig und recht.“ Sie zeigen an, dass es anschließend vorrangig um eine Danksagung geht, die von einem großen Wir vollzogen wird. Diese Danksagung richtet sich an Gott, den Vater. Indem das Christentum diese grundlegende Anrederichtung bei allen Gebeten beibehält, die vom Vorsteher im Namen der Gemeinde gesprochen werden, steht es in weitreichender Kontinuität zum Beten Israels und des Judentums. Allerdings sind wir Christen überzeugt, dass wir zu Gott nur mit und durch Christus sprechen können.

Mit dem Motiv der Danksagung wird an die jüdischen Vorbilder angeknüpft (vgl. S. 95 ff.), aus denen sich unsere Eucharistiegebete entwickelt haben, vor allem an das Gebet („Beraka“, „Lobpreis“) nach dem eigentlichen Essen beim Festmahl. Diese Beraka hat drei Abschnitte, einen lobpreisenden, einen dankenden und einen bittenden. Ebenfalls in unsere Eucharistiegebete eingeflossen sein dürfte die gedenkend-bittende Gebetsform der „Toda“ („Dank“) beim jüdischen Opfermahl. Gegenüber dem jüdischen Vorbild der Beraka ist aber der Dank (griechisch: „eucharistia“) zum überragenden Motiv des Hochgebets in der Messfeier geworden, während der Lobpreis, der im jüdischen Beten „den Ton angibt“, dem Dank in christlichen Eucharistiegebeten eher untergeordnet wird.

Das Gedenken der Heilstaten Gottes
Präfation und Postsanctus

An den letzten Ruf des Priesters im Eröffnungsdialog: „Lasset uns danken dem Herrn, unserm Gott“ knüpft der nächste Abschnitt des Hochgebets an, indem er regelmäßig das Stichwort des Dankes wiederholt, wenn es z. B. heißt: „Wir danken dir, Vater im Himmel, und rühmen dich durch unseren Herrn Jesus Christus“ (Präfation für Wochentage I, MB 1988, 440). Damit wechselt die dialogische Sprechsituation zwischen Vorsteher und Gemeinde zu dem an Gott gerichteten Gebet. Zugleich wird aus der Absicht nun der Vollzug des Dankens selbst.

Der gedenkende Abschnitt in östlichen Eucharistiegebeten

Der nun folgende Abschnitt bis zum Sanctus wird in der römischen Tradition anders gestaltet als in vielen anderen Liturgiefamilien. Die östlichen Liturgiefamilien kennen nur feste Hochgebetstexte vom Eröffnungsdialog bis zur Schlussdoxologie; diese enthalten keinerlei Bezüge zu bestimmten Festinhalten. Stattdessen wird einer konkreten Festzeit ein bestimmtes von mehreren zur Verfügung stehenden Eucharistiegebeten zugeordnet. In diesen Liturgien bilden entsprechend die Abschnitte vor und nach dem Sanctus eine durchlaufende Einheit, in der der Heilstaten Gottes gedacht wird. Der Passus zwischen Eröffnungsdialog und Sanctus hat dabei die Schöpfung des Himmels und der Erde und die Herrlichkeit Gottes um seiner selbst willen zum Inhalt, für die Gott gedankt und gepriesen wird. Erst im Abschnitt nach dem Sanctus, dem sogenannten „Postsanctus“, wird konkreter Heilstaten Gottes in der Geschichte gedacht.

Die Präfation der römischen Hochgebete

Die römische Liturgie ist demgegenüber einen anderen Weg gegangen, indem sie bis zur Liturgiereform des 20. Jahrhunderts nur den Canon Romanus verwendete. Der hier „Präfation“ („Vorrede“) genannte Abschnitt vor dem Sanctus wurde lange Zeit gar nicht zum „Canon“ gerechnet, sondern als davorgestellter, austauschbarer Text angesehen. Er stellt den Bezug zu einer bestimmten Festzeit her, nimmt das zentrale Motiv des Festgeheimnisses heraus und formuliert es als Grund für den eucharistischen Dank und den Lobpreis im nachfolgenden Sanctus. So lautet etwa die erste Präfation von Weihnachten:

„In Wahrheit ist es würdig und recht, dir, Herr, heiliger Vater, allmächtiger, ewiger Gott, immer und überall zu danken. Denn Fleisch geworden ist das Wort, und in diesem Geheimnis erstrahlt dem Auge unseres Geistes das neue Licht deiner Herrlichkeit. In der sichtbaren Gestalt des Erlösers lässt du uns den unsichtbaren Gott erkennen, um in uns die Liebe zu entflammen zu dem, was kein Auge geschaut hat. Darum singen wir mit den Engeln und Erzengeln, den Thronen und Mächten und mit all den Scharen des himmlischen Heeres den Hochgesang von deiner göttlichen Herrlichkeit: …“ (MB 1988, 364 f.)

Die Sprache der Präfationen kann biblisch fundiert sein, ist aber oftmals theologisch-dogmatisch geprägt. In dieser Weihnachtspräfation etwa wird mit den Grundbegriffen wie „sichtbar“ und „unsichtbar“ oder „Fleisch“ und „Geist“ ausgedrückt, was es bedeutet, wenn Gott sich in Jesus, dem Christus, den Menschen offenbart. In der Regel sind die Präfationen Texte, die einer tieferen Durchdringung und Meditation würdig sind, da sie sich in ihrer Fülle gar nicht einem ersten Hören erschließen. Umso wichtiger ist eine Sprechweise, die zumindest die vorausgegangene Meditation durch den Zelebranten erkennen lässt. Zudem bietet das heutige Messbuch für die einzelnen Festzeiten mehrere Präfationen zur Auswahl, damit der Zelebrant eine für die jeweilige Gemeinde und Situation adäquate Formulierung finden kann.

Die Ausnahme des vierten Hochgebets

Es gibt in der heutigen römischen Liturgie aber auch ein Eucharistiegebet, das den oben beschriebenen „östlichen Weg“ geht: Im vierten Hochgebet, das bewusst in Anlehnung an östliche Vorbilder gestaltet wurde, nachdem die ursprünglich geplante Übernahme der sogenannten „Basilius-Anaphora“ des Ostens (also einem nach dem hl. Basilius benannten Hochgebet) verworfen worden war. Denn im vierten Hochgebet hat der Abschnitt vor dem Sanctus, der sonst einer Präfation entsprechen würde, einen ganz eigenen Charakter:

„In Wahrheit ist es würdig, dir zu danken, heiliger Vater. Es ist recht, dich zu preisen. Denn du allein bist der lebendige und wahre Gott. Du bist vor den Zeiten und lebst in Ewigkeit. Du wohnst in unzugänglichem Lichte. Alles hast du erschaffen, denn du bist die Liebe und der Ursprung des Lebens. Du erfüllst deine Geschöpfe mit Segen und erfreust sie alle mit dem Glanz deines Lichtes. Vor dir stehen die Scharen der Engel und schauen dein Angesicht. Sie dienen dir Tag und Nacht, nie endet ihr Lobgesang. Mit ihnen preisen auch wir deinen Namen, durch unseren Mund rühmen dich alle Geschöpfe und künden voll Freude das Lob deiner Herrlichkeit: …“ (MB 1988, 502 f.)

Hier bildet der Abschnitt vor dem Sanctus, der die Herrlichkeit Gottes um seiner selbst und seiner Schöpfung willen rühmt, mit dem Postsanctus, das auf die Heilsgeschichte eingeht, eine feste Einheit. Entsprechend kann im vierten Hochgebet der Abschnitt vor dem Sanctus, der im Grunde eine Entfaltung der Anrede Gottes darstellt, nicht durch eine andere Präfation ausgetauscht werden (vgl. AEM Nr. 322 d).

Die Besonderheit des zweiten Hochgebets

Das zweite Hochgebet hat nochmals eine eigene Besonderheit, die daraus resultiert, dass dessen Vorlage in der Traditio Apostolica noch kein Sanctus-Benedictus enthielt. Auch dort klingt zu Beginn des Hochgebets das Motiv der Schöpfung an, wird aber wie der ganze gedenkende Abschnitt schon unter einer christologischen Perspektive gesehen, die dann in die Einsetzungsworte mündet. Als man nun im zweiten Hochgebet das Sanctus-Benedictus einfügen musste, bildete man aus dem gedenkenden Abschnitt der Vorlage eine Präfation:

„In Wahrheit ist es würdig und recht, dir, Herr, heiliger Vater, immer und überall zu danken durch deinen geliebten Sohn Jesus Christus. Er ist dein Wort, durch ihn hast du alles erschaffen. Ihn hast du gesandt als unseren Erlöser und Heiland. Er ist Mensch geworden durch den Heiligen Geist, geboren von der Jungfrau Maria. Um deinen Ratschluss zu erfüllen und dir ein heiliges Volk zu erwerben, hat er sterbend die Arme ausgebreitet am Holze des Kreuzes. Er hat die Macht des Todes gebrochen und die Auferstehung kundgetan. Darum preisen wir dich mit allen Engeln …“ (MB 1988, 478 f.)

Wird diese Form im Gottesdienst verwandt, dann fällt dies nicht unbedingt auf, da auch sonst die Präfationen des römischen Ritus oftmals christologisch geprägt sind. Wir treffen hier also die Eigenheit an, dass das zweite Hochgebet eine eigene Präfation besitzt, diese aber durch andere Präfationen ersetzt werden darf (vgl. AEM Nr. 322 b) und von der inhaltlichen Gestaltung her auch ersetzt werden kann.

Das Postsanctus in römischen Hochgebeten

Der Passus nach dem Sanctus, der in der Regel mit einer Anknüpfung an das Motiv der Heiligkeit Gottes aus dem Sanctus beginnt, kann in der römischen Liturgie sehr kurz sein. So lautet dieser Abschnitt im zweiten Hochgebet: „Ja, du bist heilig, großer Gott, du bist der Quell aller Heiligkeit.“ Sofort danach wechselt der Text in die Sprachform der Bitte. Entsprechend gedenkt das zweite Hochgebet des Wirkens Gottes in Jesus Christus bereits in der Präfation.

Der Canon Romanus wechselt sogar sofort nach dem Sanctus in den Modus der Bitte: „Dich, gütiger Vater, bitten wir durch deinen Sohn, unseren Herrn Jesus Christus.“ Diese Dominanz der Bitte ist eine westliche Besonderheit, die nicht dem Befund in den östlichen Liturgiefamilien entspricht und deshalb bereits zur Konzilszeit von der Liturgiewissenschaft kritisch gesehen wurde.

Das Postsanctus im vierten Hochgebet

Nicht wenige der östlichen Eucharistiegebete schließen an das Sanctus einen längeren gedenkenden („anamnetischen“) Teil mit Nennung der Heilstaten Gottes in der Geschichte an. Inhaltlich kann dieser Abschnitt einen großen Bogen von der Schöpfung über die Zeit des Alten Testaments hin zum Wirken Jesu Christi schlagen, um dann in die Einsetzungsworte überzugehen. Auch die römische Liturgie kennt nach der Liturgiereform Eucharistiegebete, die diesen Teil ausbauen, in entfalteter Form wieder im vierten Hochgebet:

„Wir preisen dich, heiliger Vater, denn groß bist du, und alle deine Werke künden deine Weisheit und Liebe.

Den Menschen hast du nach deinem Bild geschaffen und ihm die Sorge für die ganze Welt anvertraut. Über alle Geschöpfe sollte er herrschen und allein dir, seinem Schöpfer, dienen.

Als er im Ungehorsam deine Freundschaft verlor und der Macht des Todes verfiel, hast du ihn dennoch nicht verlassen, sondern voll Erbarmen allen geholfen, dich zu suchen und zu finden.

Immer wieder hast du den Menschen deinen Bund angeboten und sie durch die Propheten gelehrt, das Heil zu erwarten.

So sehr hast du die Welt geliebt, heiliger Vater, dass du deinen eingeborenen Sohn als Retter gesandt hast, nachdem die Fülle der Zeiten gekommen war.

Er ist Mensch geworden durch den Heiligen Geist, geboren von der Jungfrau Maria. Er hat wie wir als Mensch gelebt, in allem uns gleich außer der Sünde. Den Armen verkündete er die Botschaft vom Heil, den Gefangenen Freiheit, den Trauernden Freude.

Um deinen Ratschluss zu erfüllen, hat er sich dem Tod überliefert, durch seine Auferstehung den Tod bezwungen und das Leben neu geschaffen.

Damit wir nicht mehr uns selber leben, sondern ihm, der für uns gestorben und auferstanden ist, hat er von dir, Vater, als erste Gabe für alle, die glauben, den Heiligen Geist gesandt, der das Werk deines Sohnes auf Erden weiterführt und alle Heiligung vollendet.“ (MB 1988, 504 f.)

Hier werden nicht nur die entscheidenden Etappen des Wirkens Christi benannt, sondern der Abschnitt gedenkt der gesamten Heilsgeschichte. Er beginnt mit der Schöpfung des Menschen und dem Sündenfall, der Zuwendung Gottes im Bundesschluss und der Verheißung der Propheten – also alttestamentlichen Motiven. Erst anschließend fängt mit der Menschwerdung Christi der christologische Abschnitt an, der mit der Geistsendung an Pfingsten endet und damit die neutestamentliche Zeit umfasst. Das Postsanctus des vierten Hochgebets schlägt also einen weiten heilsgeschichtlichen Bogen, der entscheidende Motive des Alten und Neuen Testaments berücksichtigt. Dabei ist die konkrete Formulierung „Immer wieder hast du den Menschen deinen Bund angeboten“ auch auf Kritik gestoßen, da sie den Eindruck erweckt, die alttestamentlichen Bundesschlüsse seien an alle Menschen ergangen. Ebenso werde nicht deutlich, dass der Bund mit Israel ein ewiger, nie aufgehobener sei. Selbst wenn man künftig an solchen Einzelformulierungen feilen wird, so ist hier eine Einheit der alt- und der neutestamentlichen Heilsgeschichte artikuliert, die für die Zukunft Vorbild sein sollte und sein wird.

Der Lobpreis der irdischen mit der himmlischen Kirche
Sanctus-Benedictus

Die Hochgebete der römisch-katholischen Kirche wie auch der Liturgiefamilien des Ostens besitzen mit dem Sanctus-Benedictus ein festes Element im lobpreisend-gedenkenden Abschnitt, dessen auffällige sprachliche Übereinstimmung quer durch die Liturgiefamilien nicht allein in seinen biblischen Wurzeln begründet ist:

„Heilig, heilig, heilig Gott, Herr aller Mächte und Gewalten. Erfüllt sind Himmel und Erde von deiner Herrlichkeit. Hosanna in der Höhe. Hochgelobt sei, der da kommt im Namen des Herrn. Hosanna in der Höhe.“ (MB 1988, 353)

Entsprechend seinen lateinischen Anfangsworten wird der Text in das Sanctus („Heilig …“) und das Benedictus („Hochgelobt …“) unterteilt.

Das Sanctus

In seinem Kernbestand geht das Sanctus auf die Tempelvision des Propheten Jesaja zurück, die eine eigentlich himmlische Szenerie in den Tempel verlagert. Um den Thron Gottes stehen Seraphim und rufen einander zu: „Heilig, heilig, heilig ist der Herr der Heere. Von seiner Herrlichkeit ist die ganze Erde erfüllt“ (Jes 6,3). Dort sprechen also die Engel über Gott und bekennen ihn als den absolut Heiligen. Das deutsche Wort „Herrlichkeit“ gibt das griechische „Doxa“ sowie das hebräische „Kabod“ wieder, die beide die leuchtend-strahlende Außenseite Gottes bezeichnen. Dass diese Herrlichkeit die ganze Erde erfüllt, bezeugt die Macht und die Größe Gottes. Bereits im Judentum findet sich das Sanctus im liturgischen Gebrauch. Ebenfalls jüdisch belegt ist die Ausweitung zu „Himmel und Erde“, die von der Herrlichkeit Gottes erfüllt sind.

Christlich wird das Motiv der Thronvision mit dem Dreimalheilig in der Offenbarung des Johannes wieder aufgenommen und mit dem Motiv des Lammes kombiniert (Offb 4 – 5). Wieder singen die Engel vor dem Thron in ähnlicher Weise: „Heilig, heilig, heilig ist der Herr, der Gott, der Herrscher über die ganze Schöpfung; er war und er ist und er kommt“ (Offb 4,8). Schließlich wird in christlichen Eucharistiegebeten nicht mehr über Gott in der 3. Person gesprochen, sondern er wird direkt angerufen. Entsprechend ist das Sanctus an die Anrede Gottes im gesamten Hochgebet angeglichen und wird so zum aktuellen Vollzug des Lobpreises Gottes durch die ganze Kirche.

Das Benedictus

Das Benedictus geht auf den Bericht vom Einzug Jesu in Jerusalem zurück. Der dort erwähnte Ruf des Volkes „Hosanna dem Sohn Davids! Gesegnet sei er, der kommt im Namen des Herrn. Hosanna in der Höhe!“ (Mt 21,9) greift aus auf Ps 118,26: „Gesegnet sei er, der kommt im Namen des Herrn.“ Es handelt sich somit um eine Anrufung Christi, die mit der Anrufung Gottes im Sanctus kombiniert wird. Entsprechend gibt es östliche liturgische Zeugnisse, die eine christologische Umdeutung des Sanctus vornehmen. Die Formel „der da kommt im Namen des Herrn“ im Benedictus wird teilweise erweitert zu „der kam und der kommen wird“ und damit an den Sanctus-Ruf in Offb 4,8 angepasst.

Die Integration des Sanctus-Benedictus

Das Sanctus-Benedictus fehlt jedoch in einigen der ältesten Eucharistiegebete, etwa dem der Traditio Apostolica. Nach heutiger Einschätzung ist das Sanctus-Benedictus erst ab dem vierten Jahrhundert in die Eucharistiegebete eingefügt worden, dann aber in kurzer Zeit quer durch die verschiedenen Liturgiefamilien. Es findet sich immer zwischen lobpreisendem Beginn der Eucharistiegebete und den Einsetzungsworten. Am besten geglückt scheint die Einfügung dieser „Akklamation“ (Anrufung) in den Eucharistiegebeten der ägyptischen Kirche, sodass in Ägypten auch ihre Wurzeln vermutet werden. Allerdings fügen gerade die Eucharistiegebete dieser Kirche kein Benedictus an das Sanctus an.

In der römischen Liturgie dürfte die Integration des Sanctus-Benedictus um das 6. Jahrhundert stattgefunden haben. Hier führt immer eine Formel am Ende der Präfation zum Sanctus über. So heißt es etwa zum Abschluss der aktuellen ersten Präfation für die Wochentage:

„Durch ihn preisen wir jetzt und in Ewigkeit dein Erbarmen und singen mit den Chören der Engel das Lob deiner Herrlichkeit: …“ (MB 1988, 441)

Die Funktion des Sanctus-Benedictus

Damit erhält das Sanctus eine klare Funktion: Wurde bereits im „Sursum Corda“ die Verbindung der Kirche mit dem in den Himmel erhöhten Herrn ausgedrückt, durch die erst das Dankgebet an Gott, den Vater, ermöglicht wird, so wird diese Verbindung nun mit dem Sanctus verstärkt. Die feiernde Gemeinde stimmt in den himmlischen Gesang der Engel ein, verbindet somit den Lobpreis der irdischen Kirche mit der himmlischen Liturgie. Entsprechend wichtig ist daher, dass dieser Ruf von der gesamten Gemeinde mitvollzogen wird (vgl. AEM Nr. 55b).

Durch die Hosanna-Rufe und die aufgezeigte christologische Akzentuierung im Benedictus ergibt sich eine zweite Bedeutungsebene. Nun wird der ganze Sanctus-Benedictus-Abschnitt auch zum Begrüßungsakt für den in den eucharistischen Gestalten präsent werdenden Herrn. Mit dem Sanctus-Benedictus wird die „Ankunft Christi“ auf Erden gepriesen, wird aus einer „Liturgie des Himmels“ zugleich eine „himmlische Liturgie“ der realen Präsenz Christi in der Eucharistie, die eine Vorwegnahme der endzeitlichen Wiederkunft Christi darstellt.

Die Relativierung des Sanctus-Benedictus

Damit ist eine Grenzlinie markiert, die sich bei einigen aus der Reformation entstandenen Kirchen bemerkbar macht. So haben die Abendmahlsformulare der reformierten (calvinistisch bzw. zwinglianisch geprägten) Kirchen lange auf ein Sanctus-Benedictus verzichtet, weil ihnen diese Vorstellung von „Realpräsenz“ fremd ist, während lutherische Ordnungen das Sanctus (ggf. an anderer Stelle) beibehalten konnten. Auch die Abendmahlsordnung der anglikanischen Kirche Englands lässt noch im neuen Liturgiebuch Common Worship dem Zelebranten frei, ob das seit dem 16. Jahrhundert bis vor Kurzem gestrichene Benedictus im Anschluss an das Sanctus verwendet wird oder nicht.

Jenseits solch konfessioneller Kriterien ist in der katholischen Liturgiewissenschaft im Licht der ältesten Zeugnisse überlegt worden, ob das Sanctus-Benedictus überhaupt ein zwingender Bestandteil eines Eucharistiegebets ist. Vorgeschlagen wurde, bei einer noch zu schaffenden einfachen Gestalt der Messe das Sanctus-Benedictus wegfallen zu lassen. Dass diese Überlegung nicht abwegig ist, erweist sich daran, dass ein von Rom approbiertes Hochgebet für die katholische Kirche Australiens auf das Sanctus-Benedictus verzichten kann.

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