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Kitabı oku: «Die Braut von Messina», sayfa 2

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Fünfter Auftritt

Beide Brüder. Beide Chöre.

Chor. (Cajetan.)
 
  Es sind nur Worte, die sie gesprochen,
  Aber sie haben den fröhlichen Muth
  In der felsigten Brust mir gebrochen!
  Ich nicht vergoß das verwandte Blut.
  Nein zum Himmel erheb' ich die Hände:
  Ihr seid Brüder! Bedenket das Ende!
Don Cesar (ohne Don Manuel anzusehen).
  Du bist der ältre Bruder, rede du!
  Dem Erstgebornen weich' ich ohne Schande.
Don Manuel (in derselben Stellung).
  Sag' etwas Gutes, und ich folge gern
  Dem edeln Beispiel, das der jüngre gibt.
 
Don Cesar
 
  Nicht, weil ich für den Schuldigeren mich
  Erkenne oder schwächer gar mich fühle —
 
Don Manuel
 
  Nicht Kleinmuths zeiht Don Cesarn, wer ihn kennt,
  Fühlt' er sich schwächer, würd' er stolzer reden.
 
Don Cesar
 
  Denkst du von deinem Bruder nicht geringer?
Don Manuel.
  Du bist zu stolz zur Demuth, ich zur Lüge.
 
Don Cesar
 
  Verachtung nicht erträgt mein edles Herz.
  Doch in des Kampfes heftigster Erbittrung
  Gedachtest du mit Würde deines Bruders.
 
Don Manuel
 
  Du willst nicht meinen Tod, ich habe Proben.
  Ein Mönch erbot sich dir, mich meuchlerisch
  Zu morden; du bestraftest den Verräther.
 
Don Cesar (tritt etwas näher)
 
  Hätt' ich dich früher so gerecht erkannt,
  Es wäre Vieles ungeschehn geblieben.
 
Don Manuel
 
  Und hätt' ich dir ein so versöhnlich Herz
  Gewußt, viel Mühe spart' ich dann der Mutter.
 
Don Cesar
 
  Du wurdest mir viel stolzer abgeschildert.
 
Don Manuel
 
  Es ist der Fluch der Hohen, daß die Niedern
  Sich ihres offnen Ohrs bemächtigen.
 
Don Cesar (lebhaft)
 
  So ist's, die Diener tragen alle Schuld.
 
Don Manuel
 
  Die unser Herz in bitterm Haß entfremdet.
 
Don Cesar
 
  Die böse Worte hin und wieder trugen.
 
Don Manuel
 
  Mit falscher Deutung jede That vergiftet.
 
Don Cesar
 
  Die Wunde nährten, die sie heilen sollten.
 
Don Manuel
 
  Die Flamme schürten, die sie löschen konnten.
 
Don Cesar
 
  Wir waren die Verführer, die Betrogenen!
 
Don Manuel
 
  Das blinde Werkzeug fremder Leidenschaft!
 
Don Cesar
 
  Ist's wahr, daß alles Andre treulos ist —
 
Don Manuel
 
  Und falsch! Die Mutter sagt's, du darfst es glauben!
 
Don Cesar
 
  So will ich diese Bruderhand ergreifen —
 

(Er reicht ihm die Hand hin.)

Don Manuel. (ergreift sie lebhaft)
 
  Die mir die nächste ist auf dieser Welt.
 

(Beide stehen Hand in Hand und betrachten einander eine Zeitlang schweigend.)

Don Cesar
 
  Ich seh' dich an, und überrascht, erstaunt
  Find' ich in dir der Mutter theure Züge.
 
Don Manuel
 
  Und eine Ähnlichkeit entdeckt sich mir
  In dir, die mich noch wunderbarer rühret.
 
Don Cesar
 
  Bist du es wirklich, der dem jüngern Bruder
  So hold begegnet und so gütig spricht?
 
Don Manuel
 
  Ist dieser freundlich sanftgesinnte Jüngling
  Der übelwollend mir gehäß'ge Bruder?
 

(Wiederum Stillschweigen; Jeder steht in den Anblick des Andern verloren.)

Don Cesar
 
  Du nahmst die Pferde von arab'scher Zucht
  In Anspruch aus dem Nachlaß unsers Vaters.
  Den Rittern, die du schicktest, schlug ich's ab.
 
Don Manuel
 
  Sie sind dir lieb, ich denke nicht mehr dran.
 
Don Cesar
 
  Nein, nimm die Rosse, nimm den Wagen auch
  Des Vaters, nimm sie, ich beschwöre dich!
 
Don Manuel
 
  Ich will es thun, wenn du das Schloß am Meere
  Beziehen willst, um das wir heftig stritten.
 
Don Cesar
 
  Ich nehm' es nicht, doch bin ich's wohl zufrieden,
  Daß wir's gemeinsam brüderlich bewohnen.
 
Don Manuel
 
  So sei's! Warum ausschließend Eigenthum
  Besitzen, da die Herzen einig sind?
 
Don Cesar
 
  Warum noch länger abgesondert leben,
  Da wir, vereinigt, jeder reicher werden?
 
Don Manuel
 
  Wir sind nicht mehr getrennt, wir sind vereinigt.
 

(Er eilt in seine Arme.)

Erster Chor (zum zweiten.) (Cajetan.)
 
  Was stehen wir hier noch feindlich geschieden,
  Da die Fürsten liebend sich umfassen?
  Ihrem Beispiel folg' ich und biete dir Frieden,
  Wollen wir einander denn ewig hassen?
  Sind sie Brüder durch Blutes Bande,
  Sind wir Bürger und Söhne von einem Lande.
 

(Beide Chöre umarmen sich.)

Sechster Auftritt

Ein Bote tritt auf.

Zweiter Chor (Zu Don Cesar.) (Bohemund.)
 
  Den Späher, den du ausgesendet, Herr,
  Erblick' ich wiederkehrend. Freue dich,
  Don Cesar! Gute Botschaft harret dein,
  Denn fröhlich strahlt der Blick des Kommenden.
 
Bote
 
  Heil mir und Heil der fluchbefreiten Stadt!
  Des schönsten Anblicks wird mein Auge froh.
  Die Söhne meines Herrn, die Fürsten seh' ich
  In friedlichem Gespräche, Hand in Hand,
  Die ich in heißer Kampfes Wuth verlassen.
 
Don Cesar
 
  Du siehst die Liebe aus des Hasses Flammen
  Wie einen neu verjüngten Phönix steigen.
 
Bote
 
  Ein zweites leg' ich zu dem ersten Glück!
  Mein Botenstab ergrünt von frischen Zweiten!
 
Don Cesar. (ihn bei Seite führend)
 
  Laß hören, was du bringst.
 
Bote
 
                            Ein einz'ger Tag
  Will Alles, was erfreulich ist, versammeln.
  Auch die Verlorene, nach der wir suchten,
  Sie ist gefunden, Herr, sie ist nicht weit.
 
Don Cesar
 
  Sie ist gefunden! O, wo ist sie? Sprich!
 
Bote
 
  Hier in Messina, Herr, verbirgt sie sich.
 
Don Manuel (zu dem ersten Halbchor gewendet)
 
  Von hoher Röthe Gluth seh' ich die Wangen
  Des Bruders glänzen, und sein Auge blitzt.
  Ich weiß nicht, was es ist; doch ist's die Farbe
  Der Freude, und mitfreuend theil' ich sie.
 
Don Cesar (zu dem Boten)
 
  Komm, führe mich! – Leb wohl, Don Manuel!
  Im Arm der Mutter finden wir uns wieder;
  Jetzt fordert mich ein dringend Werk von hier. (Er will gehen.)
 
Don Manuel
 
  Verschieb' es nicht. Das Glück begleite dich.
 
Don Cesar (besinnt sich und kommt zurück)
 
  Don Manuel! Mehr, als ich sagen kann,
  Freut mich dein Anblick – ja, mir ahnet schon,
  Wir werden uns wie Herzensfreunde lieben,
  Der langgebundne Trieb wird freud'ger nur
  Und mächt'ger streben in der neuen Sonne.
  Nachholen werd' ich das verlorne Leben.
 
Don Manuel
 
  Die Blüthe deutet auf die schöne Frucht.
 
Don Cesar
 
  Es ist nicht recht, ich fühl's und tadle mich,
  Daß ich mich jetzt aus deinen Armen reiße.
  Denk' nicht, ich fühle weniger, als du,
  Weil ich die festlich schöne Stunde rasch zerschneide.
 
Don Manuel (mit sichtbarer Zerstreuung)
 
  Gehorche du dem Augenblick! Der Liebe
  Gehört von heute an das ganze Leben.
 
Don Cesar
 
  Entdeckt' ich dir, was mich von hinnen ruft —
 
Don Manuel
 
  Laß mir dein Herz! Dir bleibe dein Geheimniß.
 
Don Cesar
 
  Auch kein Geheimniß trenn' uns ferner mehr,
  Bald soll die letzte dunkle Falte schwinden!
 

(Zu dem Chor gewendet.)

 
  Euch künd' ich's an, damit ihr's Alle wisset!
  Der Streit ist abgeschlossen zwischen mir
  Und dem geliebten Bruder! Den erklär' ich
  Für meinen Todfeind und Beleidiger
  Und werd' ihn hassen wie der Hölle Pforten,
  Der den erloschnen Funken unsers Streits
  Aufbläst zu neuen Flammen – Hoffe Keiner
  Mir zu gefallen oder Dank zu ernten,
  Der von dem Bruder Böses mir berichtet,
  Mit falscher Dienstbegier den bittern Pfeil
  Des raschen Worts geschäftig weiter sendet.
  – Nicht Wurzeln auf der Lippe schlägt das Wort,
  Das unbedacht dem schnellen Zorn entflohen;
  Doch, von dem Ohr des Argwohns aufgefangen,
  Kriecht es wie Schlingkraut endlos treibend fort
  Und hängt ans Herz sich an mit tausend Ästen:
  So trennen endlich in Verworrenheit
  Unheilbar sich die Guten und die Besten!
 

(Er umarmt den Bruder noch einmal und geht ab, von dem zweiten

Chor begleitet.)

Siebenter Auftritt

Don Manuel und der erste Chor
Chor. (Cajetan.)
 
  Verwundrungsvoll, o Herr, betracht' ich dich,
  Und fast muß ich dich heute ganz verkennen.
  Mit karger Rede kaum erwiederst du
  Des Bruders Liebesworte, der gutmeinend
  Mit offnem Herzen dir entgegen kommt.
  Versunken in dich selber stehst du da,
  Gleich einem Träumenden, als wäre nur
  Dein Leib zugegen, und die Seele fern.
  Wer so dich sähe, möchte leicht der Kälte
  Dich zeihn und stolz unfreundlichen Gemüths;
  Ich aber will dich drum nicht fühllos schelten,
  Denn heiter blickst du, wie ein Glücklicher
  Um dich, und Lächeln spielt um deine Wangen.
 
Don Manuel
 
  Was soll ich sagen? was erwiedern? Mag
  Der Bruder Worte finden! Ihn ergreift
  Ein überraschend neu Gefühl; er sieht
  Den alten Haß aus seinem Busen schwinden,
  Und wundernd fühlt er sein verwandtes Herz.
  Ich – habe keinen Haß mehr mitgebracht,
  Kaum weiß ich noch, warum wir blutig stritten.
  Denn über allen ird'schen Dingen hoch
  Schwebt mir auf Freudenfittigen die Seele,
  Und in dem Glanzesmeer, das mich umfängt,
  Sind alle Wolken mir und finstre Falten
  Des Lebens ausgeglättet und verschwunden.
  – Ich sehe diese Hallen, diese Säle,
  Und denke mir das freudige Erschrecken
  Der überraschten, hoch erstaunten Braut,
  Wenn ich als Fürstin sie und Herrscherin
  Durch dieses Hauses Pforten führen werde.
  – Noch liebt sie nur den Liebenden! Dem Fremdling,
  Dem Namenlosen hat sie sich gegeben.
  Nicht ahnet sie, daß es Don Manuel,
  Messina's Fürst ist, der die goldne Binde
  Ihr um die schöne Stirne flechten wird.
  Wie süß ist's, das Geliebte zu beglücken
  Mit ungehoffter Größe Glanz und Schein!
  Längst spart' ich mir dies höchste der Entzücken,
  Wohl bleibt es stets sein höchster Schmuck allein;
  Doch auch die Hoheit darf das Schöne schmücken,
  Der goldne Reif erhebt den Edelstein.
 
Chor. (Cajetan.)
 
  Ich höre dich, o Herr, vom langen Schweigen
  Zum erstenmal den stummen Mund entsiegeln.
  Mit Späheraugen folgt' ich dir schon längst,
  Ein seltsam wunderbar Geheimniß ahnend;
  Doch nicht erkühnt' ich mich, was du vor mir
  In tiefes Dunkel hüllst, dir abzufragen.
  Dich reizt nicht mehr der Jagden muntre Lust,
  Der Rosse Wettlauf und des Falken Sieg.
  Aus der Gefährten Aug verschwindest du,
  So oft die Sonne sinkt zum Himmelsrande,
  Und Keiner unsers Chors, die wir dich sonst
  In jeder Kriegs – und Jagdgefahr begleiten,
  Mag deines stillen Pfads Gefährte sein.
  Warum verschleierst du bis diesen Tag
  Dein Liebesglück mit dieser neid'schen Hülle?
  Was zwingt den Mächtigen, daß er verhehle?
  Denn Furcht ist fern von deiner großen Seele.
 
Don Manuel
 
  Geflügelt ist das Glück und schwer zu binden,
  Nur in verschloßner Lade wird's bewahrt.
  Das Schweigen ist zum Hüter ihm gesetzt,
  Und rasch entfliegt es, wenn Geschwätzigkeit
  Voreilig wagt, die Decke zu erheben.
  Doch jetzt, dem Ziel so nahe, darf ich wohl
  Das lange Schweigen brechen, und ich will's.
  Denn mit der nächsten Morgensonne Strahl
  Ist sie die Meine, und des Dämons Neid
  Wird keine Macht mehr haben über mich.
  Nicht mehr verstohlen werd' ich zu ihr schleichen,
  Nicht rauben mehr der Liebe goldne Frucht,
  Nicht mehr die Freude haschen auf der Flucht,
  Das Morgen wird dem schönen Heute gleichen,
  Nicht Blitzen gleich, die schnell vorüber schießen
  Und plötzlich von der Nacht verschlungen sind,
  Mein Glück wird sein, gleichwie des Baches Fließen,
  Gleichwie der Sand des Stundenglases rinnt.
 
Chor. (Cajetan.)
 
  So nenne sie uns, Herr, die dich im Stillen
  Beglückt, daß wir dein Loos beneidend rühmen
  Und würdig ehren unsers Fürsten Braut.
  Sag' an, wo du sie fandest, wo verbirgst,
  In welches Orts verschwiegner Heimlichkeit?
  Denn wir durchziehen schwärmend weit und breit
  Die Insel auf der Jagd verschlungnen Pfaden,
  Doch keine Spur hat uns dein Glück verrathen,
  So daß ich bald mich überreden möchte,
  Es hülle sie ein Zaubernebel ein.
 
Don Manuel
 
  Den Zauber lös' ich auf, denn heute noch
  Soll, was verborgen war, die Sonne schauen.
  Vernehmet denn und hört, wie mir geschah.
  Fünf Monde sind's, es herrschte noch im Lande
  Des Vaters Macht und beugete gewaltsam
  Der Jugend starren Nacken in das Joch —
  Nichts kannt' ich als der Waffen wilde Freuden
  Und als des Waidwerks kriegerische Lust.
  – Wir hatten schon den ganzen Tag gejagt
  Entlang des Waldgebirges – da geschah's,
  Daß die Verfolgung einer weißen Hindin
  Mich weit hinweg aus eurem Haufen riß.
  Das scheue Thier floh durch des Thales Krümmen,
  Durch Busch und Kluft und bahnenlos Gestrüpp,
  Auf Wurfes Weite sah ich's stets vor mir,
  Doch konnt' ich's nicht erreichen, noch erzielen,
  Bis es zuletzt an eines Gartens Pforte mir
  Verschwand. Schnell von dem Roß herab mich werfend
  Dring' ich ihm nach, schon mit dem Speere zielend,
  Da seh' ich wundern das erschrockne Thier
  Zu einer Nonne Füßen zitternd liegen,
  Die selbst mit zarten Händen schmeichelnd kost.
  Bewegungslos starr' ich das Wunder an,
  Den Jagdspieß in der Hand, zum Wurf ausholend —
  Sie aber blickt mit großen Augen flehend
  Mich an. So stehn wir schweigend gegen einander —
  Wie lange Frist, das kann ich nicht ermessen,
  Denn alles Maß der Zeiten war vergessen.
  Tief in die Seele drückt sie mir den Blick,
  Und umgewandelt schnell ist mir das Herz.
  – Was ich nun sprach, was die Holdsel'ge mir
  Erwiedert, möge Niemand mich befragen,
  Denn wie ein Traumbild liegt es hinter mir
  Aus früher Kindheit dämmerhellen Tagen,
  An meiner Brust fühlt' ich die ihre schlagen,
  Als die Besinnungskraft mir wieder kam.
  Da hört' ich einer Glocke helles Läuten,
  Den Ruf zur Hora schien es zu bedeuten,
  Und schnell, wie Geister in die Luft verwehen,
  Entschwand sie mir und ward nicht mehr gesehen.
 
Chor. (Cajetan.)
 
  Mit Furcht, o Herr, erfüllt mich dein Bericht.
  Raub hast du an dem Göttlichen begangen,
  Des Himmels Braut berührt mit sündigem Verlangen,
  Denn furchtbar heilig ist des Klosters Pflicht.
 
Don Manuel
 
  Jetzt hatt' ich eine Straße nur zu wandeln,
  Das unstet schwanke Sehnen war gebunden,
  Dem Leben war sein Inhalt ausgefunden.
  Und wie der Pilger sich nach Osten wendet,
  Wo ihm die Sonne der Verheißung glänzt,
  So kehrte sich mein Hoffen und mein Sehnen
  Dem einen hellen Himmelspunkte zu.
  Kein Tag entstieg dem Meer und sank hinunter,
  Der nicht zwei glücklich Liebende vereinte.
  Geflochten still war unsrer Herzen Bund,
  Nur der allsehnde Äther über uns
  War des verschwiegnen Glücks vertrauter Zeuge,
  Es brauchte weiter keines Menschen Dienst.
  Das waren goldne Stunden, sel'ge Tage!
  – Nicht Raub am Himmel war mein Glück, denn noch
  Durch kein Gelübde war das Herz gefesselt,
  Das sich auf ewig mir zu eigen gab.
 
Chor. (Cajetan.)
 
  So war das Kloster eine Freistatt nur
  Der zarten Jugend, nicht des Lebens Grab?
 
Don Manuel
 
  Ein heilig Pfand ward sie dem Gotteshaus
  Vertraut, das man zurück einst werde fordern.
 
Chor. (Cajetan.)
 
  Doch welches Blutes rühmt sie sich zu sein?
  Denn nur vom Edeln kann das Edle stammen.
 
Don Manuel
 
  Sich selber ein Geheimniß wuchs sie auf,
  Nicht kennt sie ihr Geschlecht, noch Vaterland.
 
Chor. (Cajetan.)
 
  Und leitet keine dunkle Spur zurück
  Zu ihres Daseins unbekannten Quellen?
 
Don Manuel
 
  Daß sie von edelm Blut, gesteht der Mann,
  Der einz'ge, der um ihre Herkunft weiß.
 
Chor. (Cajetan.)
 
  Wer ist der Mann? Nichts halte mir zurück,
  Denn wissend nur kann ich dir nützlich rathen.
 
Don Manuel
 
  Ein alter Diener naht von Zeit zu Zeit,
  Der einz'ge Bote zwischen Kind und Mutter.
 
Chor. (Cajetan.)
 
  Von diesem Alten hast du nichts erforscht?
  Feigherzig und geschwätzig ist das Alter.
 
Don Manuel
 
  Nie wagt' ich's, einer Neugier nachzugeben,
  Die mein verschwiegnes Glück gefährden könnte.
 
Chor. (Cajetan.)
 
  Was aber war der Inhalt seiner Worte,
  Wenn er die Jungfrau zu besuchen kam?
 
Don Manuel
 
  Auf eine Zeit, die Alles lösen werde,
  Hat er von Jahr zu Jahren sie vertröstet.
 
Chor. (Cajetan.)
 
  Und diese Zeit, die Alles lösen soll,
  Hat er sie näher deutend nicht bezeichnet?
 
Don Manuel
 
  Seit wenig Monden drohete der Greis
  Mit einer nahen Ändrung ihres Schicksals.
 
Chor. (Cajetan.)
 
  Er drohte, sagst du? Also fürchtest du
  Ein Licht zu schöpfen das dich nicht erfreut?
 
Don Manuel
 
  Ein jeder Wechsel schreckt den Glücklichen,
  Wo kein Gewinn zu hoffen, droht Verlust.
 
Chor. (Cajetan.)
 
  Doch konnte die Entdeckung, die du fürchtest,
  Auch deiner Liebe günst'ge Zeichen bringen.
 
Don Manuel
 
  Auch stürzen konnte sie mein Glück; drum wählt' ich
  Das Sicherste, ihr schnell zuvor zu kommen.
 
Chor. (Cajetan.)
 
  Wie das, o Herr? Mit Furcht erfüllt du mich,
  Und eine rasche That muß ich besorgen.
 
Don Manuel
 
  Schon seit den letzten Monden ließ der Greis
  Geheimnißvolle Winke sich entfallen,
  Daß nicht mehr ferne sei der Tag, der sie
  Den Ihrigen zurücke geben werde.
  Seit gestern aber sprach er's deutlich aus,
  Daß mit der nächsten Morgensonne Strahl —
  Dies aber ist der Tag, der heute leuchtet —
  Ihr Schicksal sich entscheidend werde lösen.
  Kein Augenblick war zu verlieren, schnell
  War mein Entschluß gefaßt und schnell vollstreckt.
  In dieser Nacht raubt' ich die Jungfrau weg
  Und brachte sie verborgen nach Messina.
 
Chor. (Cajetan.)
 
  Welch kühn verwegen-räuberische That!
  – Verzeih, o Herr, die freie Tadelrede!
  Doch Solches ist des weisern Alters Recht,
  Wenn sich die rasche Jugend kühn vergißt.
 
Don Manuel
 
  Unfern vom Kloster der Barmherzigen,
  In eines Gartens abgeschiedner Stille,
  Der von der Neugier nicht betreten wird,
  Trennt' ich mich eben jetzt von ihr, hieher
  Zu der Versöhnung mit dem Bruder eilend.
  In banger Furcht ließ ich sie dort allein
  Zurück, die sich nichts weniger erwartet,
  Als in dem Glanz der Fürstin eingeholt
  Und auf erhabnem Fußgestell des Ruhms
  Vor ganz Messina ausgestellt zu werden.
  Denn anders nicht soll sie mich wiedersehn,
  Als in der Größe Schmuck und Staat und festlich
  Von eurem ritterlichen Chor umgeben.
  Nicht will ich, daß Don Manuels Verlobte
  Als eine Heimathlose, Flüchtige
  Der Mutter nahen soll, die ich ihr gebe;
  Als eine Fürstin fürstlich will ich sie
  Einführen in die Hofburg meiner Väter.
 
Chor. (Cajetan.)
 
  Gebiete, Herr! Wir harren deines Winks.
 
Don Manuel
 
  Ich habe mich aus ihrem Arm gerissen,
  Doch nur mit ihr werd' ich beschäftigt sein.
  Denn nach dem Bazar sollt ihr mich anjetzt
  Begleiten, wo die Mohren zum Verkauf
  Ausstellen, was das Morgenland erzeugt
  An edelm Stoff und feinem Kunstgebild.
  Erst wählet aus die zierlichen Sandalen,
  Der zartgeformten Füße Schutz und Zier;
  Dann zum Gewande wählt das Kunstgewebe
  Des Indiers, hellglänzend, wie der Schnee
  Des Ätna, der der Nächste ist dem Licht —
  Und leicht umfließ' es, wie der Morgenduft,
  Den zarten Bau der jugendlichen Glieder.
  Von Purpur sei, mit zarten Fäden Goldes
  Durchwirkt, der Gürtel, der die Tunica
  Unter dem zücht'gen Busen reizend knüpft.
  Dazu den Mantel wählt, von glänzender
  Seide gewebt, in bleichem Purpur schimmernd,
  Über der Achsel heft' ihn eine goldne
  Cicade – Auch die Spangen nicht vergeßt,
  Die schönen Arme reizend zu umzirken,
  Auch nicht der Perlen und Korallen Schmuck,
  Der Meeresgöttin wundersame Gaben,
  Um die Locken winde sich ein Diadem,
  Gefüget aus dem köstlichsten Gestein,
  Worin der feurig glühende Rubin
  Mit dem Smaragd die Farbenblitze kreuze.
  Oben im Haarschmuck sei der lange Schleier
  Gleich einem hellen Lichtgewölk, umfließe,
  Und mit der Myrte jungfräulichem Kranze
  Vollende krönend sich das schöne Ganze.
 
Chor. (Cajetan.)
 
  Es soll geschehen, Herr, wie du gebietest,
  Denn fertig und vollendet findet sich
  Dies alles auf dem Bazar ausgestellt.
 
Don Manuel
 
  Den schönsten Zelter führet dann hervor
  Aus meinen Ställen; seine Farbe sei
  Lichtweiß, gleichwie des Sonnengottes Pferde,
  Von Purpur sei die Decke, und Geschirr
  Und Zügel reich besetzt mit edeln Steinen,
  Denn tragen soll er meine Königin.
  Ihr selber haltet euch bereit, im Glanz
  Des Ritterstaates, unterm freud'gen Schall
  Der Hörner, eure Fürstin heimzuführen.
  Dies alles zu besorgen, geh' ich jetzt,
  Zwei unter euch erwähl' ich zu Begleitern,
  Ihr andern wartet mein – was ihr vernahmt,
  Bewahrt's in eures Busens tiefem Grunde,
  Bis ich das Band gelöst von eurem Munde.
 

(Er geht ab, von Zweien aus dem Chor begleitet.)

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28 ekim 2017
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