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Kitabı oku: «Die Braut von Messina», sayfa 5

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Vierter Auftritt

Beide Brüder. Beide Chöre. Beatrice.

Zweiter Chor (Bohemund) zu Don Cesar
 
  Du glaubst uns nicht – Glaub deinen eignen Augen!
 
Don Cesar (tritt heftig ein und fährt beim Anblick seines Bruders mit Entsetzen zurück.)
 
  Blendwerk der Hölle! Was? In seinen Armen!
 

(Näher tretend, zu Don Manuel.)

 
  Giftvolle Schlange! Das ist deine Liebe!
  Deßwegen logst du tückisch mir Versöhnung!
  O, eine Stimme Gottes war mein Haß!
  Fahre zur Hölle, falsche Schlangenseele! (Er ersticht ihn.)
 
Don Manuel
 
  Ich bin des Todes – Beatrice – Bruder!
 

(Er sinkt und stirbt. Beatrice fällt neben ihm ohnmächtig nieder.)

Erster Chor. (Cajetan.)
 
  Mord! Mord! Herbei! Greift zu den Waffen alle!
  Mit Blut gerächet sei die blut'ge That! (Alle ziehen den Degen.)
 
Zweiter Chor. (Bohemund.)
 
  Heil uns! Der lange Zwiespalt ist geendigt.
  Nur einem Herrscher jetzt gehorcht Messina.
 
Erster Chor. (Cajetan, Berengar, Manfred.)
 
  Rache! Rache! Der Mörder falle! falle,
  Ein sühnend Opfer dem Gemordeten!
 
Zweiter Chor. (Bohemund, Roger, Hippolyt.)
 
  Herr, fürchte nichts, wir stehen treu zu dir.
 
Don Cesar (mit Ansehen zwischen sie tretend)
 
  Zurück – Ich habe meinen Feind getödtet,
  Der mein vertrauend redlich Herz betrog,
  Die Bruderliebe mir zum Fallstrick legte.
  Ein furchtbar gräßlich Ansehn hat die That,
  Doch der gerechte Himmel hat gerichtet.
 
Erster Chor. (Cajetan.)
 
  Weh die, Messina! Wehe! Wehe! Wehe!
  Das gräßlich Ungeheure ist geschehn
  In deinen Mauern – Wehe deinen Müttern
  Und Kindern, deinen Jünglingen und Greisen!
  Und wehe der noch ungebornen Frucht!
 
Don Cesar
 
  Die Klage kommt zu spät – Hier schaffet Hilfe!
 

(Auf Beatricen zeigend.)

 
  Ruft sie ins Leben! Schnell entfernet sie
  Von diesem Ort des Schreckens und des Todes.
  – Ich kann nicht länger weilen, denn mich ruft
  Die Sorge fort um die geraubte Schwester.
  – Bringt sie in meiner Mutter Schloß und sprecht:
  Es sei ihr Sohn Don Cesar, der sie sende!
 

(Er geht ab; die ohnmächtige Beatrice wird von dem zweiten Chor auf eine Bank gesetzt und so hinweg getragen; der erste Chor bleibt bei dem Leichnam zurück, um welchen auch die Knaben, die die Brautgeschenke tragen, in einem Halbkreis herumstehen.)

Fünfter Auftritt

Chor. (Cajetan.)
 
Sagt mir! Ich kann's nicht fassen und deuten,
Wie es so schnell sich erfüllend genaht.
Längst wohl sah ich im Geist mit weiten
Schritten das Schreckensgespenst herschreiten
Dieser entsetzlichen, blutigen That.
Dennoch übergießt mich ein Grauen,
Da sie vorhanden ist und geschehen,
Da ich erfüllt muß vor Augen schauen,
Was ich in ahnender Furcht nur gesehen.
All mein Blut in den Adern erstarrt
Vor der gräßlich entschiedenen Gegenwart.
 
Einer aus dem Chor. (Manfred.)
 
  Lasset erschallen die Stimme der Klage!
  Holder Jüngling!
  Da liegt er entseelt,
  Hingestreckt in der Blüthe der Tage,
  Schwer umfangen von Todesnacht,
  An der Schwelle der bräutlichen Kammer!
  Aber über dem Stummen erwacht
  Lauter, unermeßlicher Jammer.
 
Ein Zweiter. (Cajetan.)
 
  Wir kommen, wir kommen
  Mit festlichem Prangen
  Die Braut zu empfangen,
  Es bringen die Knaben
  Die reichen Gewande, die bräutlichen Gaben,
  Das Fest ist bereitet, es warten die Zeugen;
  Aber der Bräutigam höret nicht mehr,
  Nimmer erweckt ihn der fröhliche Reigen,
  Denn der Schlummer der Todten ist schwer.
 
Ganzer Chor
 
  Schwer und tief ist der Schlummer der Todten,
  Nummer erweckt ihn die Stimme der Braut,
  Nimmer des Hifthorns fröhlicher Laut,
  Starr und fühllos liegt er am Boden!
 
Ein Dritter. (Cajetan.)
 
  Was sind die Hoffnungen, was sind Entwürfe,
  Die der Mensch, der vergängliche, baut?
  Heute umarmtet ihr euch als Brüder,
  Einig gestimmt mit Herzen und Munde,
  Diese Sonne, die jetzo nieder
  Geht, sie leuchtete eurem Bunde!
  Und jetzt liegst du, dem Staube vermählt,
  Von des Brudermords Händen entseelt,
  In dem Busen die gräßliche Wunde!
  Was sind Hoffnungen, was sind Entwürfe,
  Die der Mensch, der flüchtige Sohn der Stunde,
  Aufbaut auf dem betrüglichen Grunde?
 
Chor. (Berengar.)
 
  Zu der Mutter will ich dich tragen,
  Eine unbeglückende Last!
  Diese Cypresse laßt uns zerschlagen
  Mit der mörderischen Schneide der Axt,
  Eine Bahre zu flechten aus ihren Zweigen,
  Nimmer soll sie Lebendiges zeugen,
  Die die tödtliche Frucht getragen,
  Nimmer in fröhlichem Wuchs sich erheben,
  Keinem Wandrer mehr Schatten geben;
  Die sich genährt auf des Mordes Boden,
  Soll verflucht sein zum Dienst der Todten!
 
Erster. (Cajetan.)
 
  Aber wehe dem Mörder, wehe,
  Der dahin geht in thörichtem Muth!
  Hinab, hinab in der Erde Ritzen
  Rinnet, rinnet, rinnet sein Blut.
  Drunten aber im Tiefen sitzen
  Lichtlos, ohne Gesang und Sprache,
  Der Themis Töchter, die nie vergessen,
  Die Untrüglichen, die mit Gerechtigkeit messen,
  Fangen es auf in schwarzen Gefäßen,
  Rühren und mengen die schreckliche Rache.
 
Zweiter. (Berengar.)
 
  Leicht verschwindet der Thaten Spur
  Von der sonnenbeleuchteten Erde,
  Wie aus dem Antlitz die leichte Geberde —
  Aber nichts ist verloren und verschwunden,
  Was die geheimnißvoll waltenden Stunden
  In den dunkel schaffenden Schooß aufnahmen —
  Die Zeit ist eine blühende Flur,
  Ein großes Lebendiges ist die Natur,
  Und alles ist Frucht, und alles ist Samen.
 
Dritter. (Cajetan.)
 
  Wehe, wehe dem Mörder, wehe,
  Der sich gesät die tödtliche Saat!
  Ein andres Antlitz, eh sie geschehen,
  Ein anderes zeigt die vollbrachte That.
  Muthvoll blickt sie und kühn dir entgegen,
  Wenn der Rache Gefühle den Busen bewegen;
  Aber ist sie geschehn und begangen,
  Blickt sie dich an mit erbleichenden Wangen.
  Selber die schrecklichen Furien schwangen
  Gegen Orestes die höllischen Schlangen,
  Reizten den Sohn zu dem Muttermord an;
  Mit der Gerechtigkeit heiligen Zügen
  Wußte sie listig sein Herz zu betrügen,
  Bis er die tödtliche That nun gethan —
  Aber, da er den Schooß jetzt geschlagen,
  Der ihn empfangen und liebend getragen,
  Siehe, da kehrten sie
  Gegen ihn selber
  Schrecklich sich um —
  Und er erkannte die furchtbaren Jungfraun
  Die den Mörder ergreifend fassen,
  Die von jetzt an ihn nimmer lassen,
  Die ihn mit ewigem Schlangenbiß nagen,
  Die von Meer zu Meer ihn ruhelos jagen
  Bis in das delphische Heiligthum.
 

(Der Chor geht ab, den Leichnam Don Manuels auf einer Bahre tragend.)

Vierter Aufzug

Die Säulenhalle. – Es ist Nacht; die Scene ist von oben herab durch eine große Lampe erleuchtet.

Erster Auftritt

Donna Isabella und Diego treten auf.

Isabella
 
  Noch keine Kunde kam von meinen Söhnen,
  Ob eine Spur sich fand von der Verlornen?
 
Diego
 
  Noch nichts, Gebieterin! – doch hoffe Alles
  Von deiner Söhne Ernst und Emsigkeit.
 
Isabella
 
  Wie ist mein Herz geängstiget, Diego!
  Es stand bei mir, dies Unglück zu verhüten.
 
Diego
 
  Drück' nicht des Vorwurfs Stachel in dein Herz.
  An welcher Vorsicht ließest du's ermangeln?
 
Isabella
 
  Hätt' ich sie früher an das Licht gezogen,
  Wie mich des Herzens Stimme mächtig trieb!
 
Diego
 
  Die Klugheit wehrte dir's, du thatest weise;
  Doch der Erfolg ruht in des Himmels Hand.
 
Isabella
 
  Ach, so ist keine Freude rein! Mein Glück
  Wär' ein vollkommnes ohne diesen Zufall.
 
Diego
 
  Dies Glück ist nur verzögert, nicht zerstört;
  Genieße du jetzt deiner Söhne Frieden.
 
Isabella
 
  Ich habe sie einander Herz an Herz
  Umarmen sehn – ein nie erlebter Anblick!
 
Diego
 
  Und nicht ein Schauspiel bloß, es ging von Herzen,
  Denn ihr Geradsinn haßt der Lüge Zwang.
 
Isabella
 
  Ich seh' auch, daß sie zärtlicher Gefühle,
  Der schönen Neigung fähig sind; mit Wonne
  Entdeck' ich, daß sie ehren, was sie lieben.
  Der ungebundnen Freiheit wollen sie
  Entsagen, nicht dem Zügel des Gesetzes
  Entzieht sich ihre brausend wilde Jugend,
  Und sittlich selbst blieb ihre Leidenschaft.
  – Und will dir's jetzo gern gestehn, Diego,
  Daß ich mit Sorge diesem Augenblick,
  Der aufgeschloßnen Blume des Gefühls
  Mit banger Furcht entgegen sah – Die Liebe
  Wird leicht zur Wuth in heftigen Naturen.
  Wenn in den aufgehäuften Feuerzunder
  Des alten Hasses auch noch dieser Blitz,
  Der Eifersucht feindsel'ge Flamme schlug —
  Mir schaudert, es zu denken – ihr Gefühl,
  Das niemals einig war, gerade hier
  Zum erstenmal unselig sich begegnet —
  Wohl mir! Auch diese donnerschwere Wolke,
  Die über mir schwarz drohend niederhing,
  Sie führte mir ein Engel still vorüber,
  Und leicht nun athmet die befreite Brust.
 
Diego
 
  Ja, freue deines Werkes dich. Du hast
  Mit zartem Sinn und ruhigem Verstand
  Vollendet, was der Vater nicht vermochte
  Mit aller seiner Herrscher Macht – Dein ist
  Der Ruhm; doch auch dein Glücksstern ist zu loben!
 
Isabella
 
  Vieles gelang mir! Viel auch that das Glück!
  Nichts Kleines war es, solche Heimlichkeit
  Verhüllt zu tragen diese langen Jahre,
  Der Mann zu täuschen, den umsichtigsten
  Der Menschen, und ins Herz zurückzudrängen
  Den Trieb des Bluts, der mächtig, wie des Feuers
  Verschloßner Gott, aus seinen Banden strebte!
 
Diego
 
  Ein Pfand ist mir des Glückes lange Gunst,
  Daß Alles sich erfreulich lösen wird.
 
Isabella
 
  Ich will nicht eher meine Sterne loben,
  Bis ich das Ende dieser Thaten sah.
  Daß mir der böse Genius nicht schlummert,
  Erinnert warnen mich der Tochter Flucht.
  – Schilt oder lobe meine That, Diego!
  Doch dem Getreuen will ich nichts verbergen.
  Nicht tragen konnt' ich's, hier in müß'ger Ruh
  Zu harren des Erfolgs, indeß die Söhne
  Geschäftig forschen nach der Tochter Spur.
  Gehandelt hab' auch ich – Wo Menschenkunst
  Nicht zureicht, hat der Himmel oft gerathen.
 
Diego
 
  Entdecke mir, was mir zu wissen ziemt.
 
Isabella
 
  Einsiedelnd auf des Ätna Höhen haust
  Ein frommer Klausner, von Uralters her
  Der Greis genannt des Berges, welcher, näher
  Dem Himmel wohnend, als der andern Menschen
  Tief wandelndes Geschlecht, den ird'schen Sinn
  In leichter, reiner Ätherluft geläutert
  Und von dem Berg der aufgewälzten Jahre
  Hinabsieht in das aufgelöste Spiel
  Des unverständlich krummgewundnen Lebens.
  Nicht fremd ist ihm das Schicksal meines Hauses,
  Oft hat der heil'ge Mann für uns den Himmel
  Gefragt und manchen Fluch hinweggebetet.
  Zu ihm hinauf gesandt hab' ich alsbald
  Des raschen Boten jugendliche Kraft,
  Daß er mir Kunde von der Tochter gebe,
  Und stündlich harr' ich dessen Wiederkehr.
 
Diego
 
  Trügt mich mein Auge nicht, Gebieterin,
  So ist's derselbe, der dort eilend naht,
  Und Lob fürwahr verdient der Emsige!
 

Zweiter Auftritt

Bote. Die Vorigen.

Isabella
 
  Sag' an und weder Schlimmes hehle mir
  Noch Gutes, sondern schöpfe rein die Wahrheit!
  Was gab der Greis des Bergs dir zum Bescheide?
 
Bote
 
  Ich soll mich schnell zurückbegeben, war
  Die Antwort, die Verlorne sei gefunden.
 
Isabella
 
  Glücksel'ger Mund, erfreulich Himmelswort,
  Stets hast du das Erwünschte mir verkündet!
  Und welchem meiner Söhne war's verliehn,
  Die Spur zu finden der Verlornen?
 
Bote
 
  Die Tiefverborgne fand dein ältster Sohn.
 
Isabella
 
  Don Manuel ist es, dem ich sie verdanke!
  Ach, stets war dieser mir ein Kind des Segens!
  – Hast du dem Greis auch die geweihte Kerze
  Gebracht, die zum Geschenk ich ihm gesendet,
  Sie anzuzünden seinem Heiligen?
  Denn, was von Gaben sonst der Menschen Herzen
  Erfreut, verschmäht der fromme Gottesdiener.
 
Bote
 
  Die Kerze nahm er schweigend von mir an,
  Und zum Altar hintretend, wo die Lampe
  Dem Heil'gen brannte, zündet' er sie flugs
  Dort an, und schnell in Brand steckt' er die Hütte,
  Worin er Gott verehrt seit neunzig Jahren.
 
Isabella
 
  Was sagst du? Welches Schreckniß nennst du mir?
 
Bote
 
  Und dreimal Wehe! Wehe! rufend, stieg er
  Herab vom Berg; mir aber winkt' er schweigend,
  Ihm nicht zu folgen, noch zurückzuschauen.
  Und so, gejagt von Grausen, eilt' ich her!
 
Isabella
 
  In neuer Zweifel wogende Bewegung
  Und ängstlich schwankende Verworrenheit
  Stürzt mich das Widersprechende zurück.
  Gefunden sei mir die verlorne Tochter
  Von meinem ältsten Sohn, Don Manuel?
  Die gute Rede kann mir nicht gedeihen,
  Begleitet von der unglücksel'gen That.
 
Bote
 
  Blick' hinter dich, Gebieterin! Du siehst
  Des Klausners Wort erfüllt vor deinen Augen;
  Denn Alles müßt' mich trügen, oder dies
  Ist die verlorne Tochter, die du suchst,
  Von deiner Söhne Ritterschaar begleitet.
 

(Beatrice wird von dem zweiten Halbchor auf einem Tragsessel gebracht und auf der vordern Bühne niedergesetzt. Sie ist noch ohne Leben und Bewegung.)

Dritter Auftritt

Isabella. Diego. Bote. Beatrice. Chor. (Bohemund, Roger, Hippolyt und die neun andern Ritter Don Cesars.)

Chor. (Bohemund.)
 
  Des Herrn Geheiß erfüllend, setzen wir
  Die Jungfrau hier zu deinen Füßen nieder,
  Gebieterin – Also befahl er uns
  Zu thun und dir zu melden dieses Wort:
  Es sei dein Sohn Don Cesar, der sie sendet.
 
Isabella (ist mit ausgebreiteten Armen auf sie zugeeilt und tritt mit Schrecken zurück.)
 
O Himmel! Sie ist bleich und ohne Leben!
 
Chor. (Bohemund.)
 
  Sie lebt! Sie wird erwachen! Gönn' ihr Zeit,
  Von dem Erstaunlichen sich zu erholen,
  Das ihre Geister noch gebunden hält.
 
Isabella
 
  Mein Kind! Kind meiner Schmerzen, meiner Sorgen!
  So sehen wir uns wieder! So mußt du
  Den Einzug halten in des Vaters Haus!
  O, laß an meinem Leben mich das deinige
  Anzünden! An die mütterliche Brust
  Will ich dich pressen, bis, vom Todesfrost
  Gelöst, die warmen Adern wieder schlagen! (Zum Chor.)
  O, sprich! Welch Schreckliches ist hier geschehn?
  Wo fandst du sie? Wie kam das theure Kind
  In diesen kläglich jammervollen Zustand?
 
Chor. (Bohemund.)
 
  Erfahr' es nicht von mir, mein Mund ist stumm.
  Dein Sohn Don Cesar wird dir Alles deutlich
  Verkündigen, denn er ist's, der sie sendet.
 
Isabella
 
  Mein Sohn Don Manuel, so willst du sagen?
 
Chor. (Bohemund.)
 
  Dein Sohn Don Cesar sendet sie dir zu.
 
Isabella (zu dem Boten)
 
  War's nicht Don Manuel, den der Seher nannte?
 
Bote
 
  So ist es, Herrin, das war seine Rede.
 
Isabella
 
  Welcher es sei, er hat mein Herz erfreut;
  Die Tochter dank' ich ihm, er sei gesegnet!
  O, muß ein neid'scher Dämon mir die Wonne
  Des heiß erflehten Augenblicks verbittern!
  Ankämpfen muß ich gegen mein Entzücken!
  Die Tochter seh' ich in des Vaters Haus,
  Sie aber sieht nicht mich, vernimmt mich nicht,
  Sie kann der Mutter Freude nicht erwiedern.
  O, öffnet euch, ihr lieben Augenlichter!
  Erwärmet euch, ihr Hände! Hebe dich,
  Lebloser Busen, und schlage der Lust!
  Diego! Das ist meine Tochter – Das
  Die Langverborgne, die Gerettete,
  Vor aller Welt kann ich sie jetzt erkennen!
 
Chor. (Bohemund.)
 
  Ein seltsam neues Schreckniß glaub' ich ahnend
  Vor mir zu sehn und stehe wundernd, wie
  Das Irrsal sich entwirren soll und lösen.
 
Isabella (zum Chor, der Bestürzung und Verlegenheit ausdrückt)
 
  O, seid ihr undurchdringlich harte Herzen!
  Vom ehrnen Harnisch eurer Brust, gleichwie
  Von einem schroffen Meeresfelsen, schlägt
  Die Freude meines Herzens mir zurück!
  Umsonst in diesem ganzen Kreis umher
  Späh' ich nach einem Auge, das empfindet.
  Wo weilen meine Söhne, daß ich Antheil
  In einem Auge lese; denn mir ist,
  Als ob der Wüste unmitleid'ge Schaaren,
  Des Meeres Ungeheuer mich umständen!
 
Diego
 
  Sie schlägt die Augen auf! Sie regt sich, lebt!
 
Isabella
 
  Sie lebt! Ihr erster Blick sei auf die Mutter!
 
Diego
 
  Das Auge schließt sie schaudernd wieder zu.
 
Isabella (zum Chor)
 
  Weichet zurück! Sie schreckt der fremde Anblick!
 
Chor (tritt zurück). (Bohemund.)
 
  Gern meid' ich's, ihrem Blicke zu begegnen.
 
Diego
 
  Mit großen Augen mißt sie staunend dich.
 
Beatrice
 
  Wo bin ich? Diese Züge sollt' ich kennen.
 
Isabella
 
  Langsam kehrt die Besinnung ihr zurück.
 
Diego
 
  Was macht sie? Auf die Kniee senkt sie sich.
 
Beatrice
 
  Ich, schönes Engelsantlitz meiner Mutter!
 
Isabella
 
  Kind meines Herzens! Komm in meine Arme!
 
Beatrice
 
  Zu deinen Füßen sieh die Schuldige.
 
Isabella
 
  Ich habe dich wieder! Alles sei vergessen!
 
Diego
 
  Betracht' auch mich! Erkennst du meine Züge?
 
Beatrice
 
  Des redlichen Diego greises Haupt!
 
Isabella
 
  Der treue Wächter deiner Kinderjahre.
 
Beatrice
 
  So bin ich wieder in dem Schooß der Meinen?
 
Isabella
 
  Und nichts soll uns mehr scheiden, als der Tod.
 
Beatrice
 
  Du willst mich nicht mehr in die Fremde stoßen?
 
Isabella
 
  Nichts trennt uns mehr, das Schicksal ist befriedigt.
 
Beatrice (sinkt an ihre Brust)
 
  Und find' ich wirklich mich an deinem Herzen?
  Und Alles war ein Traum, was ich erlebt?
  Ein schwerer, fürchterlicher Traum – O Mutter!
  Ich sah ihn todt zu meinen Füßen fallen!
  – Wie komm' ich aber hieher? Ich besinne
  Mich nicht – Ach, wohl mir, wohl, daß ich gerettet
  In deinen Armen bin! Sie wollten mich
  Zur Fürstin Mutter von Messina bringen.
  Eher ins Grab!
 
Isabella
 
                 Komm zu dir, meine Tochter!
  Messinas Fürstin —
 
Beatrice
 
                    Nenne sie nicht mehr!
  Mir gießt sich bei dem unglücksel'gen Namen
  Ein Frost des Todes durch die Glieder.
 
Isabella
 
                                        Höre mich.
 
Beatrice
 
  Sie hat zwei Söhne, die sich tödtlich hassen;
  Don Manuel, Don Cesar nennt man sie.
 
Isabella
 
  Ich bin's ja selbst! Erkenne deine Mutter!
 
Beatrice
 
  Was sagst du? Welches Wort hast du geredet?
 
Isabella
 
  Ich, deine Mutter, bin Messinas Fürstin.
 
Beatrice
 
  Du bist Don Manuels Mutter und Don Cesars?
 
Isabella
 
  Und deine Mutter! Deine Brüder nennst du!
 
Beatrice
 
  Weh, weh mir! O, entsetzensvolles Licht!
 
Isabella
 
  Was ist dir? Was erschüttert dich so seltsam?
 
Beatrice (wild um sich her schauend, erblickt den Chor)
 
  Das sind sie, ja! Jetzt, jetzt erkenn' ich sie.
  Mich hat kein Traum getäuscht – Die sind's, Die waren
  Zugegen – Es ist fürchterliche Wahrheit!
  Unglückliche, wo habt ihr ihn verborgen?
 

(Sie geht mit heftigem Schritt auf den Chor zu, der sich von ihr abwendet. Ein Trauermarsch läßt sich in der Ferne hören.)

Chor
 
  Weh! Wehe!
 
Isabella
 
             Wen verborgen? Was ist wahr?
  Ihr schweigt bestürzt – Ihr scheint sie zu verstehn.
  Ich les' in euren Augen, eurer Stimme
  Gebrochnen Tönen etwas Unglücksel'ges,
  Das mir zurückgehalten wird – Was ist's?
  Ich will es wissen. Warum heftet ihr
  So schreckensvolle Blicke nach der Thüre?
  Und was für Töne hör' ich da erschallen?
 
Chor. (Bohemund.)
 
  Es naht sich! Es wird sich mit Schrecken klären.
  Sei stark, Gebieterin, stähle dein Herz!
  Mit Fassung ertrage, was dich erwartet,
  Mit männlicher Seele den tödtlichen Schmerz!
 
Isabella
 
  Was naht sich? Was erwartet mich? – Ich höre
  Der Todtenklage fürchterlichen Ton
  Das Haus durchdringen – Wo sind meine Söhne?
 

(Der erste Halbchor bringt den Leichnam Don Manuels auf einer Bahre getragen, die er auf der leer gelassenen Seite der Scene niedersetzt. Ein schwarzes Tuch ist darüber gebreitet.)

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Litres'teki yayın tarihi:
28 ekim 2017
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