Kitabı oku: «Der Teufelstritt», sayfa 3
Der Teufel, der Blitz und der Petersturm
Kaum ein Turmbauwerk Münchens prägt sich so typisch für allezeit dem Auge des Betrachters ein wie der kantige Turm der Peterskirche.
Und die acht Uhren! Wie war das doch gleich?
Der Turm von St. Peter hat acht Uhren, damit zweimal vier Münchner von vier Seiten gleichzeitig doppelt nachschauen können, wann es denn achtmal vierseitig einmal zwölfmal Zwölfe schlägt…
Valentin lässt grüßen, so teuflisch ist das. Teuflisch?
Dereinst, da wollte Luzifer höchstpersönlich, weil er über die geistige Macht an diesem Kraftort sehr verärgert war, unserer geliebten Peterskirche recht übel zusetzen. Und er hat es auch fast geschafft…
Unser Peter, das muss man wissen, ist das älteste Münchner Gotteshaus und hat »früherszeit« nicht einen, sondern zwei Kirchtürme gehabt, die sind rechts und links vom Hauptportal gestanden, wie das so üblich ist bei braven Kirchentürmen. Ein altes Buch beschreibt die beiden Türme so: »Die sind auf dem höchsten Fleck von der Stadt droben gestanden wie zwei Schwurfinger, die das fromme München zum Himmel streckt.«*
Nun ist der Vergleich vielleicht doch etwas weit hergeholt. Denn erstens ist München weniger fromm als bierselig und zweitens: Auf was hätten diese Schwurfinger denn schwören sollen? So oder so, es hatte seine Ordnung mit diesen beiden Türmen, und ihr Glockenhall drang weit über die damalige Stadtgrenze hinaus.
Wie kann dem Teufel so etwas schmecken?
Den kennen wir ja inzwischen. kaum steht etwas da zum Lobe des Herren und der Schöpfung, schon wird der (alte) höllische Neidhammel fuchsteufelswild. Und wenn’s hoch hergehen soll in München, dann ist immer der Föhn recht.
Das ist ein teuflisch aufgedrehter Fallwind, dem es von Zeit zu Zeit einfällt, ebendann, wenn’s dem Teufel gefällt, den Münchnern das teuflisch verdrehte Denken zu lehren.
Oh, was gibt es alles zu beobachten, wenn »Föhn« herrscht! Manche Münchner meinen dann gar, es ginge ihnen besonders gut, und sie wähnen sich in Champagner-Laune, wie sie das so nennen. Doch denke dran: Hochmut kommt vor dem Fall!
Auch hier, wenn föhniger Hochmut das Zepter schwingt, ist immer ein schlaues Teuferl am Werk, das nichts anderes vorhat, als dem wackeren, aber allzu gut gelaunten Erdenbürger ein Bein zu stellen.
Nun hat damals der Teufel einen ganz besonders sauberen Föhn blasen lassen, hat damit gewichtige Gewitterwolken über die Münchner Stadt und über die Peterskirche geschoben – und dann einen gewaltigen, krachenden Blitz in die Doppeltürme des Gotteshauses hineinfahren lassen: zackbum!
Mein Gott, hat das geschnalzt, geknallt und gescheppert! Der Blitz war so teuflisch heiß, dass sogleich die Glokken geschmolzen sind und die Türme bis zum Kirchendach heruntergebrannt.
(Die Kraftfeld-Expertin Ingrid Sand weist darauf hin: dieser »männliche« und bereits römische Kultplatz war dem Jupiter geweiht und zieht zugleich Wasser und Blitz an. – In: Münchner Palette, Winter 2000, 42. Jhrg., S. 46)
Weiter hat der feuerspeiende Widersacher an das dem lieben Gott geweihte Haus nicht herankönnen und diesem schaden, sonst hätte er sich gleich selber ganz sauber die Finger verbrannt.
Was hilft besser gegen teuflische Hektik und Panik, sogar dann, wenn »Feuer auf dem Dach« ist, was hilft da besser denn Gelassenheit?
Die Münchner jedenfalls haben sich durch den Teufelsstreich keineswegs irr machen lassen gemäß dem Spruch: »Was die Bosheit niederreißt, das baut der gute Wille doppelt so gut wieder auf!«
Jeder hat für den Neubau gestiftet und seinen »Peterspfennig« abgegeben, diesmal aber nicht für den römischen Stuhl Petri, sondern für den Münchner Dachstuhl der Peterskirche und deren Türme.
»Die Münchner sind aber damals noch nicht so gewesen, dass sie sich gegen alles, was neu ist, zuerst einmal richtig ausschleimen, bevor sie’s loben, sondern sie haben gesagt: »Schön anders ist auch schön!. und haben eine Abwechslung mögen.«*
Man kann es gar nicht glauben, wenn man sich die Münchner so anschaut, dass sie einmal derart zu loben gewesen wären, aber das Buch, in dem das drinsteht, ist auch schon recht alt. So gesehen. Weil in der neuesten Zeit sind die Münchner nur noch gegen alles, und jeder ist gegen jeden, und heraus kommt lange überhaupt nichts. Siehe Fußballstadion-Neubau …
Damals aber haben diejenigen Münchner, die sich eben nicht vom Teufel dreinreden ließen, etwas Gutes auch als etwas Gutes empfunden.
Und bei der Peterskirche hat man daraufhin die zwei übriggebliebenen Turmstümpfe schräg abgeplattet und eingedeckt und dazwischen überm Hauptportal einen ganz extrigen Turm – an zwei Seiten breit, an zweien schmal – aufgesetzt. Diesem Turm haben die Münchner zwei steile Spitzhauben nebeneinander gegeben.
Oben hinauf kam ein Rundgang für den Wächter und, was inzwischen wieder gute Weihnachtstradition ist, eine Plattform für die Turmbläser.
Der Wächter oben droben, der hat aber diesmal ganz extrem aufpassen müssen, ob nicht eine Feuersbrunst oder gar der Sparifankerl selber haben Hand anlegen wollen an unsere geliebte Münchner Stadt.
Der Teufel hat einige Höllenminuten gewartet (das sind in unserer Zeitrechnung etliche hundert Jahre) und schon war er wieder da!
Zeit hat er ja.
Diesmal hat er mit Feuer und Blitz die beiden Turmhauben zerfetzt.
Aber wie haben die stets gelassenen Münchner reagiert: »Ist schon recht so. Die Dinger waren eh nicht besonders hübsch!« Diese Gelassenheit fehlt heute ganz. Man denke nur an den Denkmalschutz.
Verdammt! – Der Teufel war außer sich vor Zorn. Nach Pech und Schwefel hat er ihm gestunken und geraucht. Nach irdischer Zeitrechnung schrieb man das Jahr 1607, und der Alte Peter hat halt ein neumodischeres Häubchen bekommen.
Was macht der Teufel, wenn er ihm so recht stinkt?
Er denkt nach, was er wieder anstellen könnte, um all das Menschenwerk, das dasteht zum Lobe des Herrn, kaputt zu kriegen! Oh, was ist der Teufel eigentlich für ein armer Teufel! Dauernd muss er niedrig sein, missgünstig, berechnend, seelenfängerisch und, vor allem: eifersüchtig!
Weiß er doch nur zu genau, dass er nur der Abklatsch der Schöpfung ist, dass der liebe Gott lange vor ihm da war, dass der Weltenschöpfer ihn, den aufmüpfigen und tief gefallenen Lichtbringer, sogar mit erschaffen hat und ihm nun, da er als aufrührerischer Erzengel von seinem großen Schöpfer und Gönner abgefallen ist, sogar die Freiheit lässt, so grandios herumzuspinnen auf der Welt und all die Wirrnis anzustiften, die jeder von uns Menschen kennt und die uns, unseren Ahnen und unseren Nachkommen das Leben so schwer macht, gemacht hat und machen wird.

Fast hätten fürchterliche Windböen, die Spießgesellen des Teufels, den tapferen Türmer in die Tiefe gerissen! (Historische Ansicht des Alten Peter Richtung Südosten); 2
Aber der Teufel muss auch täglich zuschauen, wie Menschen, die dann doch nicht so blöd sind, wie er geglaubt hat und die das Zaubermittel »Demut«, den Weg des Herzens entdeckt haben, sich zu Gott bekennen, ein Vaterunser beten oder irgendetwas Schöpferisches tun. Etwa einen Turm wieder aufbauen. Da grämt er sich so, dass er sich tagelang in der Hölle vergräbt, und nicht einmal die Liste der verführten Seelen interessiert ihn mehr. Für einige Tage.
Und die Menschen, die sich von ihm so bereitwillig verführen lassen, das sind die Hochmütigen, die Stolzen, Raffgierigen und Furchtsamen. In einer so miserabligen Gesellschaft von Menschen muss er existieren und durch Tricks, Kniffe und Schliche auch die Rechtschaffenen zu verblenden suchen, damit er sie dann, zumeist geschieht es über den teuflischen Fliegenfänger »Hochmut«, in seine abgründigen Gefilde lockt.
Was aber tut er, wenn ein Mensch echt bereut?
Dann muss er die mühselig eingefangene Seele wieder freilassen, muss zusehen, wie sich dem ehedem Verblendeten die Augen öffnen und wie der Betreffende seinen Gott sucht und auch findet und den Teufel links liegen lässt.
Oh armer Teufel du!
So sehr hat er ihm gestunken über die hübsche neue Haube der Peterskirche, dass er schier einen teuflischen Koller gekriegt hat. Jetzt wollt er’s wirklich wissen und ist wie von Sinnen mit all seinen Sturmwinden hin zur Peterskirche gefahren. Oben der Türmer, das war damals der Glassl Sepp.
Der steht eines Tages frohgemut auf dem Turm und wundert sich noch, dass alles so ruhig ist. Ruhig?
Das war es! Die Ruhe vor dem Sturm!
Der Mond ist klar und freundlich am Himmel gestanden, kaum aber hat’s Mitternacht geschlagen, oh weh!
Da packt den wackeren Türmer ein Windstoss am Bart, und wie er sich’s versieht, hat er es mit dem fuchsteufelswildesten Höllenfürsten zu tun.
Aus war’s mit dem freundlichen mildhellen Mondlicht, nun herrschte schwarze Finsternis. Dafür gab es ein widerliches Gaulswiehern und Ziegengemecker, dürre, baumlange Arme haben sich wie böse Spinnenglieder nach ihm gestreckt, höllische Fratzen ihn angebleckt, und ein schwarzes Gewurl war das in der Luft wie in einem Forellenteich bei der Fütterung.
Aber der tapfere Türmer, der hat schnell das Kruzifix aus der Stube geholt und dann mit dem Satan mitsamt dem seinen windigen Spießgesellen einen tollen Streit angefangen.
Und unterkriegen lassen wollte er sich schon überhaupt nicht.
»Schleich di, Deifi!«
»I schmeiß di mitsamt deim Ang’nagelten aufn Rindermarkt obi!«
»Du hab mi doch gern, du…!«
Nun sind Ausdrücke gefallen, die, wiewohl historisch, in diesem seriösen Bande niemals wiedergegeben werden können. Denn da standen sich schlichtweg zwei Bodenständige gegenüber. Und Höflichkeit spielte zu der nächtlichen Zeit auf dem hohen Turme eh keine Rolle.
Der Teufel, der ist bei diesem hagelbuchenen Türmer und Christenmenschen eben gerade an den Richtigen gekommen, und zuallerletzt hat der Glassl dem Höllenfürsten das eiskalte Kruzifix in den glühend heißen Teufelsbauch gerammt.
Der hat gequietscht wie ein junges Schwein und laut »Ja pfui Deifi!« geschrien, so kalt ist ihm bei der unverhofften Berührung mit dem Heiland geworden.
Wenn es dem Teufel graust, dann schreit er immer »pfui Deifi!«. Daher kommt auch der Ausdruck.
Aber lockergelassen hat der sture Höllenfürst nicht. Und er war schließlich in der Überzahl mit all seinen Hilfsteufeln. Die haben am Glassl gezerrt, gezogen und geschoben, und jetzt wollte der hinterlistige Oberteufel den Türmer vom Rücken her packen!
Der aber druckt sich mit dem Rücken an die Turm-wand, da reissen die Sturmteufel ihm die Füße unterm Leib weg – er strauchelt und fällt – sie wollen ihn übers Geländer zerren…!
»Hilf, Heiland!«
Da schlägt die Uhr eins.
Die Luft um den Turm rum wird ruhig, der Vollmond steht wieder beschaulich am Himmel, und der Turm steht so still da, wie ein Turm nur dastehen kann.
Die Turmhaube allerdings zeigte etwas schief in den Münchner Himmel. Abgebrochen war sie nicht, denn dumm, wie die Teufel sind, hat jeder von denen von einer anderen Seite gedrückt, geschoben oder gezogen.
Wie können auch Kreaturen, die ständig Streit und Zerwürfnis in der Welt säen, selbst fähig sein, sich abzusprechen und »an einem Strang zu ziehen«.
Das Böse bestraft sich immer selbst.
Der Türmer aber hat tags drauf seine Geschichte den Leuten erzählt.
Ist sie wahr?
Wieviel Bier der Fromme um Mitternacht getrunken hat, das weiß kein Mensch.
Aber etwas schief sitzt die oberste Haube vom Petersturm heute noch da droben…, geh nur gleich hin und schau nach!
*Max Rohrer, Alt-Münchner Geschichten, München 1949, S. 176.
*Max Rohrer, Alt-Münchner Geschichten, München 1949, S. 176f.
In der Residenz geht etwas Schwarzes um!
Die Residenz ist nun wirklich nicht zu übersehen. Im Sommer 1992 beherbergte sie gar den »Weltwirtschaftsgipfel«, ein Spit-zenpolitiker-Treffen der gesamten politischen Weltelite von solch hoher Wichtigkeit, dass keinerlei Kosten noch Mühen gescheut wurden und die Residenz samt aller einliegenden Geschäfte für den Rest der Welt, die normalsterblichen Münchner also, gesperrt blieb. Aus Sicherheitsgründen.
Wenn die Verantwortlichen vom »Schwarzen Pudel« gewusst hätten, der dort umherspukt…!
Die Residenz war Sitz der Wittelsbacher Regenten bis 1918. Sie wuchs in vier Jahrhunderten in vier verschiedenen Bauphasen zusammen und gibt ein imposantes Zeugnis ab von »höfischer Kultur in Europa«* (so ein seriöser München-Führer).
Von Europa? Uns genügt schon die höfische Kultur in München. Alljährlich treffen sich die »Großkopferten« zu den stehimbissseligen Neujahrsempfängen und schütteln dem jeweiligen Minis terpräsidenten und sich gegenseitig selber tüchtig die Hand. Dies geschieht zumeist im Antiquarium, dem größten profanen Rennaissancebau des Nordens oder aber im Kaiser- beziehungsweise Vierschimmelsaal.
Doch die Protokollbeamten sehen tüchtig zu, dass »vor Zwölf« ein jeder draußen ist und jeder Dienstwagen seine ichsüchtige Fracht weggekarrt hat.
Mit gutem Grund:
Denn um Mitternacht, da geht in der Residenz ein grauenerregendes Gespenst um!

»… In der Residenz geht etwas Schwarzes um …« Die nun benachbarte Staatskanzlei hat daran nichts geändert. (Ansicht der kurfürstlichen Residenz von der Seite des Hofgartens, Kupferstich von Johann August Corvinus, Anfang 18. Jahrhundert); 3
Das ist so schwarz wie der Teufel selbst und fürchtet sich vor den vielen »Schwarzen«, die sonst so die Residenz beleben, kein bisschen. Bei einem schwarzen Pudel, da ist stets der Teufel mit im Spiel, das weiß man ja. Siehe des »Pudels Kern« bei Meister Faust!
Die schauderliche Vorgeschichte des Residenz-Pudels ist diese: Einstmals wurde München von den Österreichern besetzt. Heute wird es von Touristen aus der ganzen Welt besetzt, die Münchner ihrerseits besetzen die österreichischen Seen und Skiberge. So ändern sich die Zeiten.
Damals jedenfalls, zur Zeit der Besetzung durch die Österreicher, da hat ein habgieriger Diener das Versteck der Schätze des Kurfürsten an die Feinde verraten.
Das war recht unfein und gegen jegliche Ethik eines treuen Dieners seines Herrn, noch dazu, weil in Kriegszeiten Schätze um so wertvoller sind, um »Rüstungsausgaben« bezahlen zu helfen. Oder Lösegelder. Oder einfach, um den Landesherrn persönlich zu bereichern.
Der Verräter hatte nicht viel Freude am Goldlohn seines Verrats, er ward erkannt, überführt und hingerichtet. Und man möchte meinen, nun habe die arme Seele ihre Ruhe gehabt.
Aber nichts da.
Der Verrat des Dieners muss tatsächlich aus sehr niedrigen Motiven heraus geschehen sein, denn dem Unglücklichen ward nach seinem gewaltsamen Ableben keine ewige Ruhe gegönnt.
Er musste in der Hölle, in die er augenblicklich gestürzt ward, den Lohn des Verrats, nämlich das viele Gold, eingeschmolzen und glühend heiß in sich hineinfressen.
So gierig und hastig, wie er zu Lebzeiten danach gegriffen hatte.
An dieser Speise hat er sich elendiglich den höllischen Magen verdorben.
Man darf es ruhig auch psychologisch deuten: Wer habgierig ist und süchtig alles in sich hineinstopft, der leidet Höllenqualen. Auch wenn er das lange selber nicht wahrhaben kann und besinnungslos den »Wohlstand« hinausbrüllt.
Zum Pudel verwandelt spukt der Verdammte durch die Residenz und ist für den, der ihm begegnet, eine tödliche Gefahr. Denn das Vieh ist bösartig. Aus seinem Maul schlagen lodernd die Flammen der Hölle und quillt die Hitze des eingeschmolzenen Mammons.
Vielleicht als Warnung an eben die Personengruppe, die auffallend oft in die Residenz geladen ist.
Doch das Grauen währt nur um Mitternacht. Da weilt eh keine Menschenseele mehr in den Räumen der Residenz.
Bis auf…
Siehe Staatsempfänge! Da ist mancher »Hockenbleiber«, der, voll von Frankenwein, Bier und dem politisierenden Blabla, nicht zeitig genug den Weg nach draussen findet, gar oft schon einem schwarzen Höllenhund begegnet.
*Lilian Schacherl und Josef H. Biller, München, München 1987, S.44.
Der verborgene Schatz in der Michaelskirche existiert im Kopf als geistiges Gut
Wem der Krach der »stillen« Fußgängerzone zu viel wird und das Gedudel der Straßenmusikanten, der Politmarktschreier und der Interessenverbände zu aufdringlich, der möge schnell in die Michaelskirche fliehen, und schon kommt er auf innigere Gedanken. Zuvor aber sollte noch, außen über dem Portal, ein Blick auf den imposanten »Höllensturz«geworfen werden und darüber nachgedacht, wie wohl in unseren Tagen dem Teufel und all seinen Spießgesellen zu begegnen sei.
Und der Widersacher fühlt sich in der Nähe dieses Sakralbaues tatsächlich nicht besonders wohl: Denn der Erzengel Michael stößt ihn in der genialen und bombastischen, von Hubert Gerhard gestalteten Plastik so fulminant vom Sockel, dass einem schon vom bloßen Zuschauen schlecht wird! - Nicht nur das: Genau der Punkt, auf den die Lanze Michaels zeigt, das ist ein »magischer Ort«. Hier wird die Erde gepfählt, ähnlich wie bei Darstellungen des Heiligen Georg als »Drachenstecher«.
Dann die mächtige Tonnenwölbung im Inneren mit einem Durchmesser von zwanzig Metern, die sich über die Köpfe der frommen Münchner Christenheit spannt! Damit hat diese grösste Rennaissancekirche des Nordens, die wegweisend für den Barock ist, das zweitgrösste Tonnengewölbe nach St. Peter in Rom.
Da muss es ja dem Teufel schlecht werden.
Als um 1773 das Jesuitenkollegium aufgehoben ward und die Mitglieder des Societas Jesu abziehen mussten*, da sollen sie, der Sage nach, einen ganz besonderen Schatz in den Mauern des gottbefohlenen Hauses zurückgelassen haben. Vielleicht als Zeichen, dass sie hier immer, zumindest ideell, »zu Hause« sein würden!
Da gibt es eine romantisch-schauerliche Geschichte, die ein alter, im Sterben begriffener Maurer und Jesuitenfreund auf dem Sterbebett erzählte:
»Sie haben mir die Augen verbunden und mich, ich weiß nicht wie lange, durch dunkle, hallende Gänge der Kirche und des Kollegiums geführt. An einem geheimen, nur ihnen bekannten Orte habe ich dann den prächtigen Schatz in uraltes Steingemäuer eingefügt.
Für mich selber habe ich ein geheimes Zeichen gesetzt, ein kleines Kreuz im Mörtel, aber den Ort, da dieses geschah, den habe ich niemals verraten und werde es auch jetzt nicht tun, im direkten Angesicht meines Todes.
Das bin ich einfach den Jesuiten und meiner Hochachtung ihnen gegenüber schuldig.«
Er schwieg, lächelte, fühlte den Frieden des ewigen Angenommenseins und schied hinüber in die andere Welt.
Der Schatz, der wurde nie gefunden. Weiß man, ob er je existiert hat?

»… wie wohl in unseren Tagen dem Teufel und all seinen Spießgesellen zu begegnen sei?« (Bronzestatue des Erzengels Michael von Hubert Gerhard, 1588, an der Fassade der Michaelskirche); 4
Oh ja, das hat er. Es muss doch nicht alles materieller Natur sein, wovon eine Sage zu berichten weiß:
Der spirituelle Schatz, den die Jesuiten uns hinterließen, jene Männer, die, in der Art des Denkens verfeinert und in der »Betrachtung Jesu« geschult wie keine anderen, täglich ihre Exerzitien betreiben und so lehren, wie man nach und nach seine eigenen Gedanken unter Kontrolle zu bringen vermag und zu Gott hin ausrichtet - dieser Schatz wiegt weit schwerer und leuchtet heller und funkelnder, als irgendwelche irdischen Pretiosen das vermöchten.
Den Schatz der Jesuiten hat bereits ihr Gründer, der heilige Ignatius von Loyola, herbeigeschafft, indem er sein Umkehrerlebnis ernst nahm, die »geistlichen Übungen ersann« und diese Feinheit des Nach-Sinnens perfektionierte und weitergab.
Es bleibt dem Menschen letztlich nur das an Gütern, was er verschenkt hat. Vielleicht liegt das wahre Gold in der Bereitschaft des »Weitergebens« begraben?
*Mit dem als Machtdemonstration geplanten Bau wollte der fromme wie prunksüchtige Herzog Wilhelm V. der Gegenreformation im Norden, dem jungen Jesuitenorden und sich selber ein Denkmal setzen.
Ücretsiz ön izlemeyi tamamladınız.