Kitabı oku: «Die Hofnarren der Republik», sayfa 3

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Der schöne Karl-Heinz

Im Skandalweihnachtskalender des Nachrichtenmagazins zackzack findet sich hinter dem Türchen 18 die sogenannte BUWOG-Affäre. In einem geheimen Bieterverfahren sollten 2004 die 60.000 Bundeswohnungen von der schwarz-blauen Regierung privatisiert werden. Zwei Immobilienunternehmen – Immofinanz und CA Immo – boten in der entscheidenden zweiten Runde um die Gunst der Vergabe. Dabei bekam der Chef der Immofinanz einen geheimen Tipp von Lobbyist Peter Hochegger, wieviel geboten werden muss. Immofinanz bot nur eine Million mehr als Konkurrent CA Immo – bei einem Preis von 961 Millionen eine mehr als auffällig niedrige Differenz zwischen den beiden Angeboten. Lobbyist Hochegger gab später an, er habe den Tipp vom Grasser-Vertrauten Walter Meischberger erhalten. Meischberger hingegen, auch Trauzeuge von Grasser, wollte den Tippgeber weder den Gerichten noch in parlamentarischen U-Ausschüssen nennen. Als wahrscheinlichster Tippgeber von Meischberger gilt der schönste Finanzminister der 2. Republik, Karl-Heinz Grasser. Der sagt jedoch aus, dass bei der Vergabe alles mit rechten Dingen zugegangen sei. Nach dem Verkauf der BUWOG floss zudem eine geheime Provision von fast zehn Millionen Euro von Immofinanz an eine zypriotische Firma, deren Eigentümer Peter Hochegger ist. Für die Geldflüsse wurden Scheinrechnungen ausgestellt. Durch ein komplexes Briefkastensystem soll ein Großteil der Provision von Zypern auf drei Konten in Liechtenstein überwiesen worden sein. Eines der Konten wird Karl-Heinz Grasser zugeordnet. Hochegger und Meischberger erstatteten Selbstanzeige, da sie die Provision nicht versteuert hatten. Nach jahrelangen Ermittlungen, die oft sehr schleppend verliefen, standen Grasser, Meischberger und Hochegger seit Dezember 2017 vor Gericht. Nach drei Jahren Verhandlung werden am 4. Dezember 2020 im BUWOG-Prozess die Urteile verkündet. Grasser, Meischberger und Hochegger wurden in erster Instanz schuldig gesprochen, die Anwälte der Angeklagten haben allerdings Berufung gegen das Urteil angekündigt. Das Urteil ist daher nicht rechtskräftig. Es gilt die Unschuldsvermutung. In 168 Verhandlungstagen wurde der Vorwurf der Korruption in Zusammenhang mit Millionenzahlungen rund um die Bundeswohnungsprivatisierung und das Linzer Bürohaus "Terminal Tower" gegen Ex-Finanzminister Karl-Heinz Grasser (FPÖ/ parteilos), Walter Meischberger, Peter Hochegger und weitere Angeklagte geprüft. Die ausgesprochenen Freiheitsstrafen haben eine Dauer von acht Jahren für Grasser, sieben Jahren für Meischberger und sechs Jahren für Hochegger.

Meischberger: „Wos manst, Karl-Heinz, des warat doch bärig, oder?“

Grasser: „Was?“

Meischberger: „Wenn wir a Doppelzimmer hätten. Mit Blick auf Liechtenstein.“

Grasser: „Falls du es noch nicht begriffen hast, wir reden nicht von einem Hotel. Wir reden vom Häfn. 8 Jahre. Und Schadenersatz soll ich auch noch zahlen. Wofür denn? Und wovon denn? Ich kann doch nicht schon wieder die Fiona anschnorren.“

Meischberger: „Deine Schwiegermutter hot dir doch 500.000 übergeben. Na, Spaß. Die Berufung g‘winn ma locker, wirst sechn. Und waun nit, is es a nit so schlimm. Schau amoi, wos wir olles hätten. Bequeme Betten, an Tisch, zwa Sessel, Klomuschel, Klopapier, ohne, dass ma hamstern miassn, Waschbecken, Fernseher, drei Mahlzeiten und vü Tagesfreizeit. Des is mehr als i jetzt hab. Glaub mas, des tät uns richtig guat, waun ma amoi ausspannen kenntn nach dem ganzen Stress.“

Grasser: „Ich habe immer noch ein supersauberes, reines Gewissen. Ich habe keinen Cent bekommen und niemandem eine Zahl weitergegeben. Ich war als Finanzminister zu jung für diese abscheuliche Neidgesellschaft, zu intelligent, zu gut ausgebildet, aus zu gutem, und wohlhabenden Haus, zu schön und was für alles der Punkt auf dem i war, bin ich auch noch mit einer schönen und reichen Frau verheiratet. So viel Glück darf ein einzelner Mensch einfach nicht haben, da musste man etwas dagegen tun. Das war ein politisch motivierter Racheakt. Ein faires Verfahren, wo ein Richter und Schöffen sich völlig unbefangen, unvoreingenommen und unparteilich mit der Sache auseinandersetzen sollten, war aus meiner Sicht gar nicht mehr möglich.“

Meischberger: „Entschuldige, i hob net aufpasst, wos host g‘sogt?“

Grasser: „Ich bin Opfer eines Justizskandals.“

Meischberger: „Richtig. So wia i. Des wor da Hochegger, die linke Krätzn. Dem vergönn i die 6 Jahr. Der hot immer nur die Hand aufg‘haltn. I hob die Ideen g‘hobt.“

Grasser: „Das beschreibt ziemlich genau die Ursache unserer Probleme.“

Meischberger: „Ah geh, des bissl Schmoiz tät ma auf ana Oarschbacken absitzen. Und a guats Essen gibt’s a. Kerkerstrudl mit an Fleischkas.“

Grasser: „Das heißt Leberkäs.“

Meischberger: „Vielleicht bei eich Nordslowenen. Für an Tiroler gibt’s nur an Fleischkas. Und wenn die Fiona auf Besuch kommt, solls uns a paar Swarovski-Figuren mitnehmen. Die kann i beim Stockchef sicher gegen a Handy eintauschen. Und dann is olles wieder roger in Kambodscha. Nur beim Duschen miass ma aufpassen. Wir san schließlich zwa fesche Burschen.“

Grasser: „Stimmt. Die haben garantiert kein Volumenshampoo.“

Meischberger: „Oba i bin da Trottel von uns zwa.“

Das Wort des Jahres

Die „Gesellschaft für österreichisches Deutsch“ ermittelt seit 1999 das österreichische Wort des Jahres. Der ursprüngliche Anlass war, dass es bis dahin nur das deutsche Wort des Jahres gab, das von den Journalisten berichtet und immer auch für Österreich als gültig erklärt wurde. Allerdings waren (und sind) viele der in Deutschland ausgewählten Wörter in Österreich unbekannt oder einfach nicht relevant, da in Österreich andere politische Verhältnisse oder Themen während des jeweiligen Jahres wichtig und bestimmend sind. Damit sollte erreicht werden, dass die ÖsterreicherInnen über spezifische Erscheinungen des öffentlichen Sprachgebrauchs sensibilisiert werden. Vor allem sollte zum Nachdenken über unakzeptables Sprachverhalten, das mit den Prinzipien einer demokratischen Gesellschaft und eines Rechtsstaates nicht vereinbar ist, angeregt werden. Der Wunsch, an der Schnittstelle von Sprache und Gesellschaft Österreichs die Entwicklung der Sprache im öffentlichen Raum zu dokumentieren und eine Art zeitgeschichtliches Spracharchiv zu entwickeln. Dabei sollen nicht nur streng wissenschaftliche Fragestellungen im Mittelpunkt stehen, sondern auch die Suche nach besonders gelungenen Neubildungen, kreativen sprachlichen Schöpfungsakten und überraschenden oder lustigen Formulierungen. Denn Sprachbeobachtung soll auch Spaß machen und Freude bereiten. Eine hochkarätige Jury hat für heuer folgende Wörter des Jahres ermittelt:

Auf Platz 1 (Trommelwirbel) das Wort des Jahres 2020:

Babyelefant. Das Wort wurde von den Wählerinnen und Wählern mit großem Abstand auf den ersten Platz gewählt. Es ist ein anschauliches Bild für den Mindestabstand von einem Meter, der gegenüber anderen zum Schutz vor Ansteckung mit dem Corona-Virus eingehalten werden soll und diesen impliziert. Die Vorstellung des putzigen Jungtiers sollte helfen, das ungewohnte und stressvolle Abstandhalten erträglicher zu machen. Der Begriff geht auf ein Video einer Kreativagentur der Bundesregierung zurück, die ein lustiges Symbol für die Abstandsregel finden wollte. Das Wort hat mittlerweile Eingang in die Alltagssprache gefunden, vielfach mit einem Augenzwinkern.

Auf Platz zwei, deutlich abgeschlagen, landete:

Corona. Corona war das bestimmende Thema des Jahrs 2020: Die Kurzbezeichnung für den global allgegenwärtigen COVID-19 Virus, der für die derzeitige Pandemie verantwortlich ist. Der Begriff steht für alle Bedrohungen, Einschränkungen und Änderungen, die seit dem Ausbruch der Pandemie im Frühjahr 2020 das öffentliche und private Leben aller in maßgeblicher Weise verändert haben und nach wie vor verändern. Und lediglich die Bronzemedaille, und das finde ich mehr als nur enttäuschend, gewann:

Verblümeln. Ein ironisches Wortspiel mit dem Namen des Finanzministers Gernot Blümel in der Bedeutung „beschönigen“, „idealisieren“, „für dumm verkaufen“, aber auch „beim Budget verrechnen“. Im Ibiza-Untersuchungsausschuss hatte er 86 Mal angegeben, sich nicht erinnern zu können und behauptete, für seine Arbeit als Minister nie einen Laptop benutzt zu haben. Böse Zeitgenossen unterstellen ihm außerdem eine gewisse Zahlenschwäche und Schusseligkeit bei seiner Arbeit als Finanzminister. Ich halte das für ungerecht, zumal ich mit ihm in längerem Briefkontakt stand und mich von seiner Qualifikation überzeugen konnte.

Sehr geehrter Herr Finanzminister! Ich möchte zunächst vorausschicken, dass ich kein Parteimitglied bin. Dennoch unterstütze ich die wichtigen Ziele ihrer Bewegung und möchte daher die Frage an sie richten, was sie gegen die Neuverschuldung auf Grund der Corona-Pandemie zu tun gedenken. Schließlich und endlich sind sie die einzige Ansprechstelle für die arbeitende Bevölkerung und den sogenannten kleinen Mann. Mit vorzüglicher Hochachtung.

Die Antwort ließ nicht lange auf sich warten. Sehr geehrter Herr! Herzlichen Dank für die Übersendung ihrer Beitrittserklärung. Ich freue mich, sie als neues Parteimitglied begrüßen zu dürfen und darf ihnen schon jetzt unseren vollen Einsatz im Kampf gegen die Arbeitslosigkeit zusichern. Mit besten Grüßen.

Erneut setzte ich mich an den Computer. Sehr geehrter Herr Finanzminister! Ich habe heute ihr Antwortschreiben erhalten. Offensichtlich liegt ein Missverständnis vor. Ich will keine Mitgliedschaft, sondern eine konkrete Auskunft über die von ihnen geplanten Maßnahmen hinsichtlich der Neuverschuldung und der Absicherung des sozialen Standards der arbeitenden Bevölkerung. Welche Belastungen werden auf uns zukommen? Hochachtungsvoll.

Drei Tage später kam die gewünschte Auskunft. Sehr geehrtes Parteimitglied! Hinsichtlich der von ihnen angefragten Lebensversicherung wenden sie sich am besten direkt an ihren Bezirkssekretär, der sie kompetent beraten kann und ihnen bestimmt ein tolles Angebot legen wird. Für ihren Mitgliedsbeitrag schlage ich übrigens einen Abbucher vor. Mit herzlichen Grüßen.

Doch so leicht gebe ich nicht auf.

Herr Blümel! Entweder können sie nicht oder wollen sie nicht. Ich möchte endlich eine konkrete Antwort auf meine Fragen hinsichtlich ihrer Maßnahmen gegen die Neuverschuldung. Ihre Hinhaltetaktik geht mir langsam auf die Nerven. Oder fällt ihnen außer neuen Autobahnvignetten und Sozialabbau nichts mehr ein? Grüß Gott.

Diesmal dauerte die Antwort schon etwas länger. Lieber Parteifreund! Mit großer Freude entnehme ich deinem letzten Schreiben, dass du den Mitarbeitern unseres Sozialfonds gratis Autobahnvignetten zur Verfügung stellen willst. Dafür ein herzliches „Vergelt’s Gott“. Der Ordnung halber möchte ich hinzufügen, dass wir für Mitarbeiter der Partei bereits eine Kulanzlösung gefunden haben, sodass wir deine großzügige Spende einer anderen Verwendung zuführen werden. Der Dank unserer Bewegung ist dir sicher. Erlagschein beiliegend. Ich grüße dich herzlich.

Irgendwann ist auch bei mir Schluss. Blümel! Etwas derartig Inkompetentes wie sie ist mir noch nie untergekommen. Was machen sie eigentlich im Finanzministerium? Sie sind nicht mal imstande, mir eine einfache Auskunft zu erteilen. Ich werde mich beim Bundeskanzler über sie beschweren. Lecken sie mich am Arsch.

Sehr geehrter Herr Bundeskanzler! Anbei übersende ich ihnen in Kopie meinen Briefwechsel mit ihrem Finanzminister. Dieser Mann ist eine Schande für ihre Partei und sie sollten ihn schnellstens von seinem Posten entfernen, da ihnen ansonsten die Parteibasis bei der nächsten Wahl einen Denkzettel verpassen wird, der sich gewaschen hat. Mit vorzüglicher Hochachtung.

Der Bundeskanzler reagierte umgehend. Sehr geehrter Herr! Ich freue mich immer wieder über Zustimmung aus der Basis. Der Wunsch des Wählers ist uns Befehl und verpflichtet uns gleichzeitig zu noch stärkerem Engagement für das Wohl der Allgemeinheit. Noch dazu, wenn sich jemand wie sie die Mühe macht, eine Unterschriftenaktion für unsere Anliegen zu starten. Machen sie weiter so. Die von ihnen beigelegten Unterstützungserklärungen habe ich an den für sie zuständigen Abgeordneten weitergeleitet, der sich in den nächsten Tagen bei ihnen bedanken wird. Eine Einladung zur nächsten Almwanderung ergeht gesondert. Ihr Sebastian Kurz.

Nebenwirkung

Wir schrieben den 31. Dezember 2020 und ein kleines Licht war am Ende des Tunnels zu sehen. Endlich, der Impfstoff gegen Corona war da. Und nicht nur einer. In einem gemeinsamen Kraftakt war es der internationalen Forschergemeinschaft gelungen, gleich mehrere Impfstoffe zu entwickeln. BioNTech/Pfizer, zwei Unternehmen aus Deutschland und den USA, hatten die Nase vorn. Deren Impfstoff war bereits zugelassen und unter medialem Getöse in die ersten Oberarme gespritzt worden. So was sieht man schließlich auch nicht alle Tage. Knapp gefolgt von Moderna (USA), dessen Zaubertinktur kurz vor der Zulassung stand, sowie, schon etwas abgeschlagen, die Firma AstraZeneca aus Großbritannien. Die Zulassung von deren Serum innerhalb der EU würde allerdings nicht vor Februar erfolgen. Österreich hielt sich bei der Bekämpfung der Pandemie streng an Murphys Gesetz, das da lautet „Alles, was schiefgehen kann, wird auch schiefgehen“, und hatte sich deshalb großzügig mit diesem Impfstoff eingedeckt. Auf ein paar Wochen käme es nicht an, so Gesundheitsminister Anschober, und wer wollte ihm da widersprechen. Unnötige Hektik war seine Sache nicht. Er hatte eher das Temperament einer Schildkröte. Und noch einen Impfstoff gab es. Den russischen Sputnik V. Das schwarze Schaf oder, um ein anderes Bild zu kreieren, der stets besoffene Onkel, den man ungern zu einer Familienfeier einlädt. Dieser Sputnik war in Russland schon vor mehreren Wochen und vor Beginn der entscheidenden Studienphase III von Dr. med. Putin persönlich genehmigt worden. Aber warum denn auch nicht? Hinter dem Ural ist man grundsätzlich nicht so zimperlich wie im Westen, wo eine gewisse Impfskepsis festzustellen war, nur weil es zum gegenwärtigen Zeitpunkt noch wenige Erkenntnisse hinsichtlich Nebenwirkungen und Langzeitfolgen gab. Als auch noch ruchbar wurde, dass die Erzeuger von Sputnik V und AstraZeneca eine Kooperation vereinbart hatten, hatte man große Mühe, die, natürlich unberechtigten, Zweifel zu zerstreuen.

Anschober: „Sog amoi Werner, san des deine eigenen Federn oder is des a Pepi?“

Kogler: „Die eigenen natürlich.“

Anschober: „G’färbt? Oder a Laune der Natur?“

Kogler: „Was hast denn, die schauen doch guat aus, oder?“

Anschober: „Net wirklich. Vielleicht solltest amoi gemeinsam mit unserm Bundesbasti zum Grooming gehn. Zu an Starcoiffeur. Der maocht fiar a paar Hunderter an neichn Menschen aus dir.“

Kogler: „Schau di amoi an. Du host an Fleckerlteppich auf’m Kopf. Und überall kommen graue Strähnen aussa. Wer färbt denn deine Locken? Der Stevie Wonder?“

Anschober: „Des san Strähnen der Weisheit. Graue Haare san voll im Trend. Mei, schau, so a liabs Vogerl. Des is bestimmt a Blaumeiserl.“

Kogler: „Und wenn jetzt Krankenkassabrillen a noch modern werden, dann wird des dein Jahr. Was is denn los mit dir, warum bist denn so untergriffig?“

Anschober: „Hearst du a die Vogerl zwitschern?“

Kogler: „Welche Vogerl? Wir sitzen in dein Büro.“

Anschober: „Entschuldige, i glaub des san die Nebenwirkungen vom Corona-Impfstoff.“

Kogler: „Warst du schon impfen? Du bist doch no gor net dran.“

Anschober: „Na, eh net. I hab a Ärztemuster g‘schenkt kriagt und habs daham in den Kühlschrank g‘legt. Direkt neben den Aufschnitt. Und dann is meiner Freundin beim Restlessen des klane Flascherl in den Eiersalat g‘fallen. Des is so winzig, des merkst gar net beim Essen. Jö, auf dein Kopf sitzt a Wellensittich.“

Kogler: „Des war hoffentlich des guate Zeug von Pfizer?“

Anschober: „Dingel, dangel, dingel, dangel Wassermühl‘, es wackelt schon der Hammerstiel...“

Kogler: „Oder host gor des billige Klumpert von Astra Sowieso kriagt? Den Sputnik-Verschnitt. Sogar die Russen sogn Kosakenlulu dazu.“

Anschober: „Zipfel eini, Zipfel außi, aber heid geht's guat, aber heid geht's guat bei der Nacht. Kennst den scho? Geht der Kogler zum Friseur. Kommt er wieder aussa, Pony weg.“

Kogler: „Na Rudi, des haßt: Geht ein Cowboy zum Friseur. Oba mach da kane Sorgen. Die Nebenwirkungen schleichen sie aus. In längstens zwa Jaohr loch ma drüber.“

Anschober: „Sowieso. Werner, lass dein Haar herunter.“

Kogler: „Es haßt Rapunzel.“

Anschober: „Werner, lass dein Rapunzel herunter.“

Erlkönigin

Amazon den „Kampf ansagen“ – das war das ambitionierte Ziel der Onlineplattform Kaufhaus Österreich von Wirtschaftsministerin Margarete Schramböck und dem Chef der Wirtschaftskammer Harald Mahrer (beide ÖVP). Der Start der 700.000 Euro teuren Plattform war allerdings eine Katastrophe. „Ich verkauf‘ regional – das geht auch digital“, lächelten die beiden von der Homepage des „Kaufhaus Österreichs“. Die neue österreichische elektronische Handelsplattform war von den beiden Türkisen medial groß angekündigt worden. Webshops von heimischen Händlern sollten so für Suchende einfach zu finden sein. Direkt einkaufen konnte man auf der Seite hingegen nicht. Die Seite war auch nicht dafür gedacht, nach Produkten zu suchen. In die Suchleiste sollte man Shop, Ort oder Produktkategorie eingeben – eine eher untypische Suchmethode. Der Mehrwert der Seite erschloss sich dadurch für die Nutzer nicht. Wer etwa den Shop bereits kannte, brauchte diesen schließlich nicht auf Kaufhaus Österreich suchen, sondern könnte diesen einfach googeln. Schramböck hatte in einem Interview zum Start der Plattform noch in Aussicht gestellt, dass, wenn jemand Schuhe aus Österreich suchen sollte, auch Schuhe aus Österreich finden werde. Eine einfache Suche nach „Schuhe“ führte allerdings als ersten Treffer ein Architekturbüro an. Wer nach „Mountainbike“ suchte, erhielt erst gar keine Treffer auf der Seite. Auch die maximalen Distanzeinstellungen sorgten für Verwirrung: Wer etwa nur in einem 50-Kilometer-Umkreis von Wien nach einem Handy suchte, erhielt als Antwort drei Shops: einen 190 Kilometer entfernten Tennisshop in Friesenegg, einen Elektroshop in Klagenfurt und einen Handyshop in St. Johann in Tirol. Besonders kurios: Schramböck hatte bei der Präsentation ebenfalls angekündigt, dass die Plattform sich an heimische Betriebe richte, „die nicht mit Amazon zusammenarbeiten wollen oder können“. Wer allerdings nach „Kinderdirndl“ suchte, landete mit einem Klick direkt auf der Amazon-Homepage. Das kollektive Urteil: Das Kaufhaus Österreich, gedacht als Unterstützung für die heimischen Betriebe während der Corona-Pandemie, war ein Riesenflop. Kritik wurde zunächst abgeschmettert. „Man müsse die Kirche Dorf lassen“, hieß es seitens der Verantwortlichen. Als der Unmut der Nutzer aber immer größer wurde, verließ Mahrer das sinkende Schiff. In einem Interview nahm er deutlich Stellung und schob die Schuld auf Schramböck. Darauf angesprochen, ob er den „Bauchfleck“ Kaufhaus Österreich auf seine Kappe nehme, antworte Mahrer: „Ich hätte mir das Projekt des Wirtschaftsministeriums selbst genauer ansehen sollen. Da hätte man mehr draus machen können. Als Digitalisierungsexperte ärgere ich mich über alle Maßen. Gut gemeint heißt eben leider nicht immer gut gemacht.“ Wäre diese Blamage im Jahre 1782 passiert, dann hätte Johann Wolfgang von Goethe seine Ballade vom Erlkönig ein wenig anders formuliert.

Wer reitet so spät durch Nacht und Wind?

Es ist die Schramböck mit ihrem Kind.

Sie nennt es Kaufhaus Österreich,

das wird ihr bisher größter Streich.

Sie kannte das Netz, das musste sie ja

als Chefin der Telekom Austria.

Doch ganz ohne Daten, ojeh, ojeh,

da findet dich niemand im www.

Lieb Harald mein, darf ich es wagen

nach Datensätzen dich zu fragen?

Ihr habt doch in der Wirtschaftskammer

zigtausende, das wär ein Hammer.

Der Bezos, der Loser, der zitterte schon,

jetzt war’s vorbei mit der halben Portion.

Amazon, Facebook, Google und Co,

eins war gewiss, die geben w.o.

Auf unserer Plattform, da findet man alles,

kein Klumpert von auswärts, nur nationales.

Hemden und Socken, ein neues Shampoo,

Obst und Gemüse, ein Besen für’s Klo.

Ach Harald, ach Harald, jetzt lohnt sich dein Mut,

ich bin mir ganz sicher, das wird richtig gut.

Halt ein, liebe Gretl, so mach doch mal Pause.

Du siehst schon ganz blass aus, komm, iss deine Jause.

Oh Harald, oh Harald, mein Kopf wird mir schwer!

Bleib ruhig, liebe Gretel, der meine ist leer.

Wir haben erschaffen, was niemand gewagt,

mit Mühe und Plage und niemals verzagt.

Der Shop ging ans Netz, die Kunden, sie lachten,

er war nicht so gut wie die beiden wohl dachten.

Sie verbrannten Zigtausende, ganz ohne Not,

es fehlte die Ahnung, das Kaufhaus war tot.

Die Gretel aus den Bergen

Nach ihrer Schulzeit in den Tiroler Bergen zog es Margarete Schramböck 1989 nach Wien, ihrem späteren Feindbild. Dort absolvierte sie ein Studium der Betriebswirtschaftslehre an der Wirtschaftsuniversität. Ende der 90er promovierte sie dort, ehe sie im französischen Lyon einen Master of Business Administration (MBA), die teure Eintrittskarte in weltweite Unternehmensnetzwerke, abschloss. Das sollte sich auszahlen: bei der ehemaligen französischen Telekommunikationsfirma Alcatel begann ihre Konzern-Karriere. Nach mehreren Stationen, untern anderen als Managing Director beim IT-Dienstleister Dimension Data Austria, wechselte sie zu A1 Telekom Austria. Dort bekam ihre bis dato steile Karriere den ersten Knacks: die mexikanischen Investoren bei A1 setzten im Oktober 2017 ihre Absetzung als Chefin des Konzerns durch. Lange blieb sie allerdings nicht arbeitslos. Sebastian Kurz holte sie im Dezember 2017 als Wirtschaftsministerin in sein türkises Team. Trotzdem wurde sie bei ihrer Nominierung zunächst als vorgeblich „parteilose“ Ministerin inszeniert, ehe sie dann kurze Zeit später in den Landesvorstand der ÖVP geschickt wurde. Politik ohne Partei, das funktioniert auch für Schramböck nicht. Schramböck steht für eine kompromisslos türkise Arbeits- und Wirtschaftspolitik, die sich vor allem in drei Positionen zusammenfassen lässt: 12-Stunden-Tag, Erhöhung des Drucks auf Arbeitssuchende und Wien-Bashing. Für Schramböck sind die Einschränkungen des umstrittenen 12-Stunden-Tages halb so schlimm. Es gibt ja Facebook! So sagte sie: „Wir haben die digitalen Medien, es gibt keinen Grund mehr, heute zu erklären, ich kann nicht mit meinen Freunden in Kontakt bleiben, weil, das findet digital statt.“ Dass Schramböck konzernfreundliche Politik betreibt, ist angesichts ihrer Karriere kein Wunder. Der Unterschied zwischen Politik und Wirtschaft ist ihr nach ihrer kurzen Amtszeit noch nicht ganz bewusst. Kostenloses „Greenwashing“ aus dem Ministerium ist allerdings neu: „Unsere Kunden sind die Unternehmen, und die haben sich vorher schon für die Umwelt eingesetzt.“ Während die Ministerin Unternehmen als Kunden der Politik – die diese eigentlich regulieren sollte – sieht, sind ihr Arbeitssuchende ein Dorn im Auge. So klagt sie über die sogenannten „Zumutbarkeitsbestimmungen“. Diese sehen einen gewissen Schutz von Arbeitsuchenden vor. Den Schutz würde sie allerdings gerne auflockern: „Die Zumutbarkeitsbestimmungen sind nicht so, dass man einen arbeitslosen Koch aus Wien verpflichten kann, nach Tirol zu gehen. Das halte ich bei jungen Menschen ohne Betreuungspflichten nicht für zielführend.“ Man darf also gespannt sein, ob der prekär arbeitende Koch aus Wien bald nach Tirol oder Vorarlberg pendeln muss – und sich darin üben kann, seine Beziehung mit Hilfe von Facebook aufrechtzuerhalten. Vielleicht sollten sich die arbeitssuchenden Köche aber mal bei der Ministerin persönlich informieren, wie man mit all dem Druck am besten umgeht. Denn Schramböck hat eine dubiose Zusatz-„Ausbildung“: So hatte sie acht Jahre lang einen Gewerbeschein als Energetikerin. Ob sie die Kurse zusammen mit HC Strache belegte, der sich laut Profil einen Schamanen ins Vizekanzleramt geholt haben soll, ist nicht bekannt. Bis Jänner 2018 wäre sie jedenfalls befugt gewesen, mit Pendeln oder Wünschelruten zu wedeln, um Störfelder im Körper oder Wasseradern zu erkennen. Auch Lichtquellen, Musik, Aromastoffe und Edelsteine sollen Teil ihrer ominösen „Ausbildung“ gewesen sein. Gearbeitet habe sie allerdings nie als Energetikerin, so Schramböck.

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