Kitabı oku: «Die weitreichenden Folgen des Fleischkonsums», sayfa 2

Yazı tipi:

Audienz

Ich habe nichts vom Leben

verstanden, klagt der Prophet.

Ich habe es so sehr versucht,

und jetzt ist es leider zu spät.

Verstehe, sagt der König,

das kann einen deprimieren.

Ich muss mein Land nicht verstehen,

ich muss es nur regieren.

Verständnisloses Regieren,

wie soll das denn gehen?

Ruft der Prophet. Das geht nicht gut,

und das kann jeder sehen.

Nicht jeder, sagt der König,

und lächelt süffisant.

Du hast wirklich nichts verstanden,

gar nichts von Leuten und Land.

Du gehst mit deiner Klugheit um,

und das ist gut und schön.

Für mich ist es viel wichtiger,

mit Dummheit umzugehen.

Verstehe, sagt der Prophet,

das kann einen deprimieren.

Es sei denn, sagt der König,

man hat Freude am Regieren.

Also, mach’s gut mein Lieber!

Adieu, sagt der Prophet.

Der nächste wird hereingerufen.

Der König fragt: Wie geht’s?

Das alte Paar

Oi, oi, oi, ruft Edgar. Jetzt schickt der Trump einen Flugzeugträger nach Nordkorea. Komm essen, sagt Belinda, seine Frau und macht den Teller voll. Edgar setzt sich an den Tisch. Sind ja richtig große Fettaugen drauf! Ja, sagt Belinda. War ein super Suppenhuhn von Neuland, die gibt’s bei Rewe nicht. Sehr lecker, sagt Edgar. So eine altmodische Hühnersuppe mit Eierstich ist das Beste was es gibt. Hör auf, sagt Belinda. Das ist Gotteslästerung!

Sie schlürfen die heiße Suppe und sehen sich in die Augen. Es gibt nichts Besseres, denkt Edgar, als diese geile Hühnersuppe zu schlürfen und dabei seiner Frau in die Augen zu schauen, in unserem Alter gibt es nichts Besseres. Er sagt es aber nicht.

Was war da mit dem Trump, fragt Belinda, hat er wieder was getwittert? Edgar schluckt die Suppe runter. Er hat einen Flugzeugträger nach Nordkorea geschickt. Er hat die Faxen dicke. Was für Faxen?, fragt Belinda. Na, von diesem Kim-Jong-weißdergeier. Der macht schon wieder mit seinen Atombomben rum. So ein Arschloch, sagt Belinda. Der sieht aber lustig aus, findest du nicht? Viele Arschlöcher sehen lustig aus, sagt Edgar. Was du dir immer denkst.

Muss ich doch!, ruft Belinda. Wenn ich Nachrichten sehe, will ich auch was Positives sehen, sonst werde ich verrückt. Edgar fällt zum ersten Mal in seinem Leben auf, dass Reiskörner wie kleine weiße Bomben aussehen. Er sagt es aber nicht. Ich finde Flugzeugträger toll, sagt Belinda. Diese Dimensionen! Und dass auf denen Flugzeuge starten und landen können, ist doch der Wahnsinn, findest du nicht? Und gibt es nicht auch dieses Lied, Flugzeugträger im Bauch? Das heißt anders, sagt Edgar. Aber ich weiß nicht wie. Gut, dass wir uns nicht für Musik interessieren, sonst wären unsere Nerven noch angespannter. Die Teller sind leer.

Ich war genau so schnell wie du!, ruft Belinda. Das ist selten. Edgar nickt und Belinda füllt noch ein paar Kellen nach. Flugzeugträger sind unglaublich, sagt Edgar. Aber ich kann mich für Kriegsgerät nicht begeistern. Ach, Kriegsgerät!, ruft Belinda. Wie sich das schon anhört. So ein Flugzeugträger ist für viele Soldaten eine Heimat, glaubst du nicht? Eine Heimat? Edgar lässt den Löffel sinken. Also Belinda, manchmal weiß ich gar nicht mehr, wann du etwas ironisch meinst. Sie lachen.

Ach, sagt Belinda, warum lassen die Amerikaner diesen Kim nicht einfach machen? Sie haben schließlich auch unzählige Atomwaffentests gemacht. Und andere Länder auch. Ich finde diese Einmischungen in die Angelegenheiten anderer Länder generell verkehrt. Fändest du es nicht auch unmöglich, wenn jetzt jemand zur Tür hereinkäme und uns sagen würde, was wir tun und lassen sollen? Wir sind doch kein Land!, ruft Edgar. Das kann man nicht vergleichen. Länder müssen sich manchmal um andere Länder kümmern. Sonst passieren Katastrophen. Nein, nein, sagt Belinda, umgekehrt. Die Katastrophen passieren wegen dieser Einmischungen. Alle Länder sollten andere in Ruhe lassen. Raus aus Afghanistan, raus aus der Ukraine, raus aus Afrika.

Und dann die armen Leute ihrem Elend überlassen?!, fragt Edgar. Was meinst du, was in Afrika los wäre, wenn dort nur Afrikaner das Sagen hätten? Aber in Europa haben auch hauptsächlich Europäer das Sagen und es ist relativ friedlich, meint Belinda. Stell dir vor, eine afrikanische Großmacht, sagen wir die Vereinigten Staaten von Afrika, würden sich in den Vereinigten Staaten von Amerika einmischen und sich für bessere Lebensbedingungen für Schwarze einsetzen, also mit Waffen und so.

Belinda, ruft Edgar. Du bist so weltfremd! Vereinigte Staaten von Afrika! So etwas wird es nie geben. Die wollen alle nach Europa. Nicht alle, sagt Belinda. Nein, nicht alle, sagt Edgar. Alle ist übertrieben. Ist ja auch schön in Afrika. Wer will schon aus der Heimat weg, wenn’s schön ist? Die Soldaten auf den Flugzeugträgern, sagt Belinda. Die sehnen sich nach ihren Familien. Ach, du mit deiner Romantik, ruft Edgar. Die Soldaten auf den Flugzeugträgern sind alle homosexuell, das ist wie in den Klöstern. Wie?, fragt Belinda. Sind alle Mönche und Nonnen homosexuell? Ja, sicher, ruft Edgar. Wie könnte das denn anders funktionieren? Hast du das nicht gewusst? Nein, sagt Belinda. Ich wusste nicht, dass Flugzeugträger und Klöster sich so ähnlich sind.

Sie schauen in die leeren tiefen Teller. Ich bin satt, sagt Edgar. Ich auch, sagt Belinda. Ich spiel noch ein paar Runden Quizduell und dann lese ich noch etwas in der Bibel. Ja toll, ruft Edgar. Ich seh dir dabei zu.

Das Spiel

Eine kleine Butterkerze war ausgegangen und wollte nicht wieder angehen. Was hat sie denn?, fragte die Hundebetreuerin Doreen Haschke. Ihr Mann Jorge, ein chilenischer Turbineningenieur, sah von seiner Gitarre hoch. Vielleicht ist was mit ihrem Docht. Doreen sah nach. Tatsächlich, der Docht hatte sich komplett zurückgezogen. Die junge Frau holte eine Pinzette und zog den Docht aus der Tiefe zurück ans Tageslicht. Was ist?, fragte Doreen. Warum hast du dich verzogen?

Ich bin ein Neger, schluchzte der Docht. Doreen musste lachen. Hast du das gehört, Jorge?, fragte sie ihren Mann. Nein, sagte der, ich stimme die Gitarre. Dann stimm sie, rief Doreen und wandte sich wieder dem Docht zu. Du bist schwarz, sagte sie, das stimmt. Aber du bist kein Neger. Das ist kein gutes Wort. Es hat eine abwertende Bedeutung. Du warst mal weiß. Aber wenn eine Kerze brennen soll, muss der Docht schwarz werden. Aber wenn ich ein Neger wäre, würdet ihr mich dann auch anzünden? Es gibt keine Neger!, rief Doreen. Es gibt Schwarze und Weiße und Rote und Gelbe und Braune, aber keine Neger! Verdammt, was hast du nur?

Die Glühbirne hat mich Neger genannt, sagte der Docht. Doreen machte das Licht an und fragte die Glühbirne. Hast du den Docht Neger genannt?

Doreen, rief Jorge, nun ist aber gut! Deine Kommunikationsspielchen gehen mir langsam auf die Nerven. Alles hat seine Grenzen. Irgendwann drehst du noch durch.

Nur noch kurz, sagte Doreen. Also, hast du den Docht Neger genannt? Nein, sagte die Glühbirne. Der Docht redet immer so hirnverbranntes Zeug. Er will nicht sterben, er ist verzweifelt. Still, sagte Doreen. Bitte!, rief Jorge.

Doreen?, fragte der Docht, bin ich ein guter Docht, obwohl ich Flammen hasse? Das wird mir jetzt zu viel, sagte Doreen. Sie legte die Butterkerze ins Candlelight-Etui und knipste das Licht aus. Jorge lächelte. Die Dinge werden immer verrückter, sagte Doreen. Ja, ja, sagte Jorge. Halt du dich da mal lieber eine ganze Weile raus.

Der Alptraum

Ein Frosch war mitten in der Nacht aufgewacht, weil er etwas Schreckliches geträumt hatte. Er zitterte so stark, dass auch seine Frau von den Vibrationen aus dem Schlaf gerissen wurde. Was hast du denn geträumt?, fragte sie ihn. Nein, sagte er, das kann ich dir nicht sagen, es war zu schlimm. Nun sag schon, rief die Frau, jetzt bin ich neugierig geworden. Na gut, sagte der Frosch. Aber beschwer dich nachher nicht! Mach hinne, rief die Frau. Also, sagte der Frosch, es war schrecklich. Menschen hatten mich gefangen und mir die Schenkel abgeschnitten. Die haben sie gegessen! Und was hast du gemacht?, fragte die Frau. Handstand, sagte der Frosch. Die Menschen haben applaudiert und mich gesund gepflegt. Und dann musste ich jahrelang in einem Amphibientheater auftreten, als Clown. Sie haben mich mit Glitzercreme eingeschmiert, ich musste Glamour quaken. Immer nur Glamour, Glamour. Die ganze Zeit im Handstand. Wie öde, sagte die Frau. Und dann? Kam einer, den sie Kermit nannten. Der hat mich gekitzelt. Und dann? Kam einer, den sie Messi nannten. Er hat uns mit einer Essigpistole in die Augen gespritzt. Dir und Kermit? Ja, uns beiden. Wir haben uns die Augen ausgeweint und dann war der Traum vorbei, weil ich nichts mehr sehen konnte. Logisch, sagte die Frau. Und das war alles? Ja, sagte der Frosch. Schrecklich, oder? Ja, sagte die Frau, der absolute Wahnsinn! Was ein Gehirn so ausbrütet, ich meine, Amphibientheater, Schenkel, wie kommst du bloß darauf? Jetzt hast du sicher Angst vor Menschen, oder? Nein, sagte der Frosch. Menschen sind nett. Mir hat noch niemand was getan. Die freuen sich, wenn sie uns sehen. Was können sie dafür, dass mein Gehirn verrückt spielt. Gut so, sagte die Frau, lass dir bloß von diesen Träumen nicht das Leben versauen. Komm, lass uns weiterschlafen. Morgen ist schon wieder ein superschöner Tag.

Die Antwort lautet Ja

Auf der anderen Straßenseite

Steht ein schwarzes Auto

Für seine Größe hat es

Einen viel zu großen Heckspoiler

Ich finde es sieht so aus

Als wäre es nur auf der Welt

Um diesen Heckspoiler zu transportieren

Es wirkt lustig und doof

Ich kann mich nicht entscheiden

Ich muss es ja auch nicht

Wurde dieses Auto entworfen und gebaut

Um doof und lustig zu sein?

Mit Sicherheit nicht

Und würde ich so etwas denken

Wenn ich wüsste

Wie kurz das Leben ist?

Lebenskunde Nr. 903

Als unsere Lebenskundelehrerin Frau Renzi in den Schwangerschaftsurlaub ging, waren wir alle total traurig. Wir mochten sie, sie mochte uns, sie mochte Kinder. Die kommt nicht wieder, dachten wir. Wenn die erst eins hat, kommt auch noch eins, sagte Tibia. Und noch eins. Das dachten alle. Die kriegt bestimmt 14 Kinder, meinte Georg. Die hat ja einen netten Mann. Du musst nicht gleich den Teufel an die Wand malen, sagte Raffaela. Vierzehn Kinder bekommen heutzutage nur noch religiöse Extremisten. Und dann kam als Vertretung erstmal Frau Hass.

Sie wollte gleich mit uns über die Liebe sprechen. Das ist mir zu privat!, rief ich gleich. Das geht doch keinen etwas an. Manche haben mit der Liebe noch keine Erfahrungen gemacht, entgegnete Frau Hass. Das ist doch voll ok, wenn die nichts sagen und nur zuhören. Auch so kann man etwas lernen. Für mich ist auch Schweigen eine Form der mündlichen Beteiligung. Ich wollte etwas erwidern, aber Jeremy rief: Frau Hass! Wenn sie Frau Liebe hießen, würde wir dann jetzt über den Hass sprechen? Sie lachte. I wo! Ich finde es besser in unserer ersten gemeinsamen Stunde über etwas so Schönes wie die Liebe zu sprechen, das erleichtert den Beginn.

Ramona, was meinst du? Woher wissen sie meinen Namen? Geraten, sagte Frau Hass. Ich kann Namen raten, sagte Frau Hass, das ist ein Phänomen. Ich sehe einen Menschen an und weiß sofort, wie er heißt. Wir glaubten ihr kein Wort.

Ich finde die Liebe gar nicht so gut, meinte Ramona. Ich finde sie bringt viel Kummer. Ich will mich nicht noch mal verlieben, auf gar keinen Fall. Sie steht auf Idioten!, ruft Jeremy. Sie lässt sich sogar schlagen. Jeremy, bitte!, sagt Frau Hass. Ich denke: Wow, schon wieder richtig. Sie kennt tatsächlich unsere Namen. Lass Ramona bitte aussprechen. Wer kann sich das denn aussuchen, fragt Ramona, in wen man sich verliebt? Das sind doch chemische Substanzen und Prozesse, oder? Da kann man gar nichts machen. Ich war noch nie verliebt, sagt Phil. Ich weiß nicht, was das sein soll, Liebe. Stell dich nicht doofer als du bist, sagt Georg. Was Liebe ist, weiß jeder. Was denn?, fragt Phil.

Georg sieht ihn verständnislos an. Na, dieses Gefühl von Zuneigung und Wärme, das kennst du doch, du spielst doch Fußball, du liebst es, Fußball zu spielen, auch das ist Liebe. Ach so, ruft Phil. Ja, so gesehen hast du Recht. Ich mag auch meine Muskeln. Du liebst dich selbst, sagt Tibia.

Vielleicht bist du ja in dich selbst verliebt, das nennt man Narzissmus. Das klingt wie eine Krankheit, findet Maria. Ja, Narzissmus hat ein schlechtes Image, sagt Frau Hass. Und übertriebene Selbstliebe ist auch nicht liebenswert, das darf man ruhig sagen. Aber sich selbst gut finden, ist völlig in Ordnung.

Ich weiß nicht, sagt Rocky. Sehr viele Arschlöcher finden sich selbst so toll, ich hasse das. Bitte nicht hassen!, sagt Frau Hass. Und so einen Pauschalbegriff, ich meine einen Pauschalbegriff wie, ich möchte äh… das jetzt nicht wiederholen. Finde ich nicht hilfreich. Aber ich denke, wir wissen, was du meinst. Frau Hass! Kennen Sie einen besseren Begriff als Arschloch für diese Menschen?

Naja. Frau Hass überlegt. Ich würde sagen: Problematische Persönlichkeit. Alle lachen. Voll daneben!, ruft Jeremy. Es gibt so viele problematische Persönlichkeiten, die keine Arschlöcher sind. Wir sollten beim Thema bleiben, sagt Frau Hass. Die Arschlochdefinition heben wir uns für später auf. Sie blickt zu Boden. Tut mir leid, jetzt habe ich es auch getan. Glaub mir, ich bin ein guter Mensch, aber ich stamme aus der Unterschicht und manche Dinge wird man einfach nicht los. Ich sage gerne Arschloch und noch lieber Scheiße, ihr könnt euch gar nicht vorstellen, wie oft ich privat Scheiße sage.

Doch!, sagt Jeremy. Ich stamme zwar aus der Mittelschicht, aber mir geht es auch so. Es hängt mit dem Zustand der Welt zusammen. Mit dem des Menschen, präzisiert Frau Hass. Sie sieht auf Jeremys Hände. Sie denkt: Er ist intelligent, aber er hat Wurstfinger. Als ob das ein Gegensatz wäre. Die Liebe, fragt sie schnell, gibt sie euch Kraft? Wir nicken. Also, wenn man frisch verliebt ist, sagt Maria, ist die Liebe wie ein Atomkraftwerk, das ist so eine ungeheure Energie, man strahlt die ganze Zeit, alleine dafür hat sich mein Leben schon gelohnt. Warst du schon oft so schwer verliebt?, fragt Frau Hass.

Maria nickt. Achtzehn mal. Wir applaudieren. Nur Raffaela nicht. Das gibt es gar nicht, sagt sie kühl. Achtzehn mal verliebt! Das hat ja sowas Nuttiges! Maria zuckt zusammen. Nimm das sofort zurück, du Single-Fotze! Stopp!, ruft Frau Hass. So nicht!

Ich nehm’s zurück, sagt Raffaela. Aber wenn man sich so oft verliebt, kann’s nichts Echtes sein. Ich habe mich in meinen Mann verliebt und in sonst keinen. Wir sind jetzt über zehn Jahre zusammen. Leider will er keine Kinder, er hat Angst vor Ähnlichkeit. Er ist in Therapie. Aber ich könnte mir nicht vorstellen, mich noch einmal zu verlieben, sowas ist doch Schicksal. Der Eine so, der Andere so, sagt Rocky, wo ist das Problem? In der Oberflächlichkeit, sagt Raffaela. Du verliebst dich in einen, und zwei Wochen später in einen anderen. So können doch keine tiefen Gefühle entstehen. Doch, ruft Maria, meine Gefühle sind sehr tief! Tief unten, meinst du wohl, ruft Raffaela. Bitte!, sagt Frau Hass. Reißt euch zusammen. Habt Respekt vor der Anderen. Es bringt doch nichts, sich zu beleidigen. Mir schon, sagt Raffaela ungerührt.

Vielleicht sollten wir jetzt über Hass reden, schlägt Jeremy vor. Nein, sagt Frau Hass. Ihr sagt mir jetzt einfach mal, was ihr an irgendeinem aus der Klasse toll findet. Das hat doch nichts mit Liebe zu tun!, meint Phil. Vielleicht doch, sagt Frau Hass. Na los.

Also, ich mag Georgs Haare, sagt Maria. Solche schwarzen Locken hätte ich auch gerne. Und ich mag Georgs Hund!, ruft Jeremy. Ich mag Raffaelas Ehrlichkeit, sagt Rocky. Dann schweigen alle. Also, Leute, ruft Frau Hass, war das schon alles? Haare, Hund, Ehrlichkeit? Sie sieht mich an. Ich mag Ramonas kleine Brüste, sage ich leise. Hast du sie schon mal angefasst?, fragt Jeremy.

Nein, nur gesehen, sage ich. Sie hat sie mir gezeigt. Für 20 Euro. Lügner!, ruft Ramona. Ich würde nie für Geld meine Brüste zeigen. Du warst so pleite, sage ich. Nun tu nicht so.

Du hast ihre Notlage ausgenutzt, sagt Frau Hass, das ist nicht gut. Das ist widerwärtig. Liebst du Ramona? Nur ihre Brüste, sage ich. Frau Hass schiebt ihre Zunge zwischen Oberlippe und oberer Zahnreihe und bewegt sie hin und her. Es sieht nicht schön aus. Dann drückt sie die Zunge von hinten gegen die untere Zahnreihe und sagt: Ihr seid eine interessante Klasse. Könnt ihr bitte für die nächste Stunde Namensschildchen anfertigen und vor euch auf die Tische stellen?

Aber sie kennen doch unsere Namen, meint Georg. Nein, sagt Frau Hass. Das Namenraten klappt nur bei Unbekannten. Aber danach vergesse ich die Namen wieder. Also bitte, tut mir den Gefallen. Wir nicken. Ich will ihr noch sagen, dass ich sie auch interessant finde. Aber ich lasse es. Nachher kommt sie noch auf falsche Gedanken.

Die Erbsen

Zwei Erbsen haben sich ineinander verliebt. Sie liegen mit vielen, vielen anderen Erbsen tiefgekühlt in einer Plas­tiktüte und träumen davon eines Tages ein aufgetautes, freies Leben zu führen.

Das wird sensationell!, sagt die eine Erbse, sie hieß Pia. Wir werden nach Paris rollen und es da richtig krachen lassen. Ich freue mich schon so! Ich mich auch, ruft die andere Erbse. Sie hieß Peter. Diese ganze Coolness habe ich so über, ich möchte endlich die Sonne wiedersehen.

Ihr liebt euch also?, fragt eine dritte Erbse. Die beiden nickten. Wir finden uns unwiderstehlich, wir wollen für immer zusammenbleiben. Die dritte Erbse lacht. Und was findet ihr an euch so besonders? Alles, sagt Pia. Die Farbe, die Form, die ganze Ausstrahlung, wir sind füreinander gemacht. Sie ist perfekt, sagt Peter. So grün, so rund, sie ist so traumhaft schön. Und wir werden Kinder in allen Farben haben. Wie bitte?, fragt die dritte Erbse. In allen Farben? Wir sind doch keine Smarties! Pah!, ruft Peter. Unsere Kinder werden die smartesten Erbsen aller Zeiten. Du wirst schon sehen. Gar nichts werde ich sehen, sagt die dritte Erbse, wir werden alle aufgefressen, die Menschen fressen alles auf. Wir sind nur Nahrung.

Ach, die Menschen, ruft Pia. Bis jetzt haben sie uns noch nichts getan. Noch nichts getan?, ruft die dritte Erbse. Du hast wohl einen Knall! Wir sind eiskalt und knallhart, fühlt ihr euch überhaupt? Das geht vorbei, sagt Peter, das ist nur halb so schlimm. Du regst dich gerne auf, oder? Die dritte Erbse schweigt. Was hast du?, fragt Pia. Ist dir schlecht? Schweigen. Ach lass sie, sagt Peter, sie ist so negativ. Sie kann mit unserer Liebe nichts anfangen, wahrscheinlich ist sie neidisch.

Ich hatte noch nie Glück, sagt die dritte Erbse, das ist alles. Es geht mir so am Arsch vorbei, dass ihr verliebt seid, das könnt ihr mir glauben. Und es ist mir auch egal, ob ihr Illusionen habt. Ihr werdet schon sehen. Aber Glück hätte ich auch mal gern. Ohne Liebe, kein Glück!, ruft Pia. Warum verliebst du dich nicht? Hier sind so viele perfekte Erbsen, such dir eine aus. Oder hast du keine Liebe in dir? Wie wärs mit der da?

Sie zeigt auf eine fette Erbse in der Nähe. Das ist eine richtig geile Sau, glaub mir. Ja, bin ich, ruft die fette Erbse. Wollen wir uns verlieben? Ich kann nicht, sagt Pia, ich bin schon in eine andere verliebt, aber die da sucht jemanden. Sie zeigt auf die dritte Erbse. Wie heißt du? Pipi, sagt die dritte Erbse, und du? Pinocchio, ruft die fette Erbse. Also Pipi und Pinocchio sind jetzt ein Paar, ruft Peter. Tut euch zusammen! Die beiden bewegen sich aufeinander zu und als sie sich berühren, spüren sie die Elektrizität. Wow, ruft die fette Erbse. Das hat ja richtig gefunkt. Ja, sagt die dritte Erbse. Und wie wird das erst, wenn wir auftauen? Nun fangen auch all die anderen Erbsen an, sich umzusehen, und alle verlieben sich. Nur eine bleibt übrig.

Es ist eine polnische Erbse, sie heißt Piwo. Sie weint. Ich habe keinen! Pia fragt Peter, ob er was dagegen hätte, wenn sie auch noch Piwo lieben würde und er sie. Peter sieht sie ungläubig an. Kannst du dich einfach so in eine x-beliebige Erbse verlieben? Pia nickt. Piwo ist genauso grün und rund und perfekt wie wir beiden. Wieso sollte ich mich nicht auch noch in ihn verlieben? Weil er eine andere Erbse ist, ruft Peter. Das bin ich auch, sagt Pia.

Peter ist total enttäuscht und beschließt, für den Rest des Lebens alleine zu bleiben. Als die Tüte aus dem Tiefkühlfach genommen und aufgerissen wird, purzeln all die Erbsenpaare und eine Single-Erbse in das kochende Wasser. Der Mensch hat von solchen Konstellationen natürlich keine Ahnung, er möchte, dass die Erbsen lecker sind, und schmecken tun sie alle gleich, auch Peter.

Ücretsiz ön izlemeyi tamamladınız.