Kitabı oku: «Habsburger - Eine Sammlung skurriler und unterhaltsamer Fakten», sayfa 2

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Der royale Erbschleicher
Zwei lukrative Vormundschaften

Friedrich III. übernahm nach dem Tod seines Onkels Herzog Friedrich IV. und seines königlichen Vorgängers Albrecht II. die Vormundschaft über deren minderjährigen Söhne Sigmund und Ladislaus. Seine Ambition war jedoch nicht Wohltäterschaft, sondern die Einverleibung des ererbten Vermögens der beiden. Sigmund und Ladislaus – Letzterer kam erst nach dem Tod seines Vaters zur Welt und trug daher den Beinamen „Posthumus“– sahen nie auch nur eine Silbermünze. Da Albrecht II. vor seinem überraschenden Tod keine Zeit mehr gehabt hatte, sich um die finanzielle Versorgung seiner Gattin Elisabeth zu kümmern, musste diese nach und nach das Familiensilber veräußern. Ein Pfandhändler kam auf diese Weise in den Besitz eines goldenen Diadems und anderen Schmucks sowie von 50 Rubinen und 56 Saphiren. Es ist nicht schwer zu erraten, wer die Schätze auslöste und damit seinen Reichtum weiter vergrößerte. Auch die Stephanskrone, das Herrschaftssymbol Ungarns, bekam Friedrich auf ähnliche Weise in seine Finger. Er musste sie allerdings wieder herausrücken, als der Ungarnkönig Matthias Corvinus politischen Druck auf ihn ausübte und ihn sogar anzugreifen drohte.

Als der junge Ladislaus seine Regentschaft antrat und den ungarischen Thron bestieg, erfuhr er die Geschichte der auf zwielichtige Weise angeeigneten Krone. Aufgestachelt und zornig schickte er ein ziemlich grobes Schreiben an seinen ehemaligen Ziehvater und forderte ihn zur Herausgabe seines Erbes auf. Da der Kaiser jedoch kurz zuvor nach einem Angriff der ständischen Opposition die Vormundschaft des Jungen hatte abgeben müssen, weigerte er sich und behielt sowohl das Geld als auch die Wertgegenstände. Knapp bei Kasse musste nun auch Ladislaus seine letzten Kleinodien beim Pfandleiher zu Geld machen. Friedrich eilte sofort los und holte die Kostbarkeiten zurück – um auch diese seinem Schatz hinzuzufügen.

Bildungslücken
Der lesefaule und asketische Kaiser

Friedrich III. verschenkte, wenn er denn schon Präsente überreichen musste, gern Bücher. Dabei handelte es sich im Mittelalter um durchaus wertvolle Gaben, da der Buchdruck noch nicht erfunden war und es sich bei jedem einzelnen Werk um ein Unikat handelte. Der Monarch selbst zeigte wenig Interesse am Lesen, wie ein Zeitgenosse einmal spöttisch anmerkte: „Der Kaiser gibt den Lorbeer, aber er kann ihn nicht schätzen. Eher liebt er das Lied, wie der Barbar es singt.“ Dennoch hat der Monarch Die Geschichte Österreichs bei Historiker Thomas Ebendorfer in Auftrag gegeben – ein Prestigeobjekt für seine „Scheinbibliothek“. Als der Autor seinen umfangreichen Wälzer im Jahr 1451 bei Friedrich III. ablieferte, verschlug es diesem die Sprache. Erschrocken bat er um eine Kurzfassung des Inhalts, damit er Auskunft geben konnte, sollte ihn jemand über die Vergangenheit des Landes befragen.

Zum Desinteresse gesellte sich bei Friedrich schon bald rigorose Askese. Seine hübsche und temperamentvolle Gemahlin Eleonore von Portugal verbitterte zunehmend an der Seite ihres Mannes, der Musik, Tanz, gutes Essen, Alkohol und Sex verschmähte.

Der Kaiser hatte zudem die spleenige Angewohnheit, niederzuschreiben, was ihn den ganzen Tag über bewegte – und dabei handelte es sich selten um helle Geistesblitze. Auf diese Weise entstand ein Sammelsurium an Textfragmenten mit Inhalten zu wissenschaftlichem Halbwissen, religiösem Glauben und antiker Mystik. Hinzu kamen selbst erdachte Lebensweisheiten und irgendwo aufgeschnappte Sprichwörter.

Im Alter befasste sich der Monarch mit Alchimie, in der Hoffnung, selbst Gold herstellen zu können. Das einzige konkrete Ergebnis seiner Labortätigkeit war ein Trank, der bei allen Leiden Heilung herbeiführen sollte. Seine Hofbediensteten bekamen dieses Elixier zu Versuchszwecken häufiger verabreicht als ihnen lieb war.

Ein rätselhafter Code
Des Kaisers Vorliebe für eine Vokalreihe

Kaiser Friedrich III. hegte eine fast schon kindliche Vorliebe für ausgefuchste Rätsel – sein größtes hat er der Menschheit hinterlassen: AEIOU! Mit dieser kryptischen Buchstabenfolge, deren Geheimnis bis heute nicht gelüftet ist, versah der schlitzohrige Monarch neben seinem Wappen alle möglichen Gegenstände in seinem Regentenhaushalt, egal ob es sich dabei um Kleinodien, Tafelgeschirr oder Wäsche handelte. Ebenso platzierte er die Vokalreihe als mystisches Besitzzeichen an diversen Bauwerken wie an seinen österreichischen Burgen in Wiener Neustadt, Graz und Linz sowie an der Orgelempore der Ruprechtskirche, dem ältesten Gotteshaus in Wien. Sie befinden sich darüber hinaus am Marmorgrab Friedrichs III. im Wiener Stephansdom. Auf Initiative Maria Theresias hin ziert das AEIOU seit 1752 außerdem das Wappen der Militärakademie Wiener Neustadt sowie die Siegelringe ihrer Absolventen.

Übermittelte der listige Habsburger mit der mysteriösen Signatur seinen Nachfolgern eine Botschaft oder handelte es sich um einen Code für seine Verbündeten? Interpretationsversuche wie unter anderen „Alles Erdreich ist Österreich Untertan“ oder „Austria erit in orbe ultima“ (lat. für „Österreich wird bestehen bis ans Ende der Welt“) stellen lediglich Theorien und keinesfalls des Rätsels Lösung dar. Sie sind sogar relativ unwahrscheinlich, da den Phlegmatiker Friedrich eher Ängste vor Räubern quälten als imperialistische Visionen. Es existiert außerdem eine Deutung die Geburtsdaten Friedrichs III. und seines Vorbilds Rudolf IV. betreffend.

Auch die Tatsache, dass König Salomo – sein Bruder im Geiste, was die Jagd nach Gold betrifft – diese Kürzel schon rund 450 Jahre zuvor verwendet hat, könnte hinter Friedrichs Ambition stehen.

Am wahrscheinlichsten aber ist: Der Habsburger war einfach zu einfallslos, um sich eine schlauere Signatur auszudenken.

Die Tricks des Kaisers
Zwietracht säen und Köder auslegen

Da der an sich eher lethargische Friedrich III. absolut kein Talent zum Herrschen hatte, musste er sich hin und wieder der einen oder anderen List bedienen, um als Monarch glaubwürdig zu bleiben. Wollte er beispielsweise das Volk daran erinnern, dass er die Allgewalt besaß, griff er zu folgendem Trick: Wer seine Regeln missachtete oder Gesetze brach, wurde vorerst nicht bestraft, sondern in Sicherheit gewiegt. „Die Rache ist die Wirtschafterin der Zeit“, stand in des Kaisers Notizbuch, und daran hielt er sich auch – er zog die Betreffenden erst dann zur Rechenschaft, wenn sie dachten, noch einmal davongekommen zu sein. Zudem säte der Habsburger still und leise, vermutlich mit einem schadenfrohen Grinsen im Gesicht, Zwietracht zwischen jenen, die sich in ihrer Abneigung gegen ihn einig waren. Bis eine der beiden Seiten seine Hilfe im Kampf gegen die andere benötigte und ihn um Unterstützung bat – woraufhin der Kaiser freundlich, aber bestimmt darum ersuchte, den Streit ohne sein Zutun und möglichst friedlich beizulegen. Oder er half der einen oder anderen Partei und forderte anschließend eine Gegenleistung.

Eine im krassen Gegensatz zu seiner beruflichen Durchtriebenheit stehende kindlich List wandte Friedrich III. in seinem Privatleben an: Als den alternden, nörgelnden Griesgram in seinen späten Jahren kaum jemand mehr ertrug, ihm sogar die Dienstboten wegzulaufen drohten, versteckte der Kaiser in den Räumen seiner Burgen winzige Goldschätze als Köder, die man behalten durfte, wenn man sie fand. Das funktionierte – zumindest eine Zeit lang. Als sich das royale Manöver erst einmal herumgesprochen hatte und die Motivationsklunker auch immer kleiner ausfielen, verstaubten seine Gemächer wieder zusehends. Auch die Küche blieb kalt und so verstarb der Kaiser tatsächlich an den Folgen übermäßigen Obstgenusses mit folgendem ruhrartigen Durchfall.

Der hartnäckige Verehrer
Wie eine Prinzessin unter die Haube kam

Friedrich III. hatte eine hübsche Tochter namens Kunigunde, die recht ungezwungen aufwuchs – bis sie ins heiratsfähige Alter kam. Sie wollte Matthias Corvinus, der schon 1470 beim Herrn Papa um die Hand des damals erst fünfjährigen Mädchens angehalten hatte. Doch der König von Ungarn passte nicht in die kaiserlichen Pläne, weshalb die 15-Jährige auf die Grazer Burg umsiedeln musste, um fern der Heimat ihren Liebeskummer zu verwinden. Dort wurde sie beinahe zum Opfer einer Verschwörung, die allerdings rechtzeitig aufgedeckt werden konnte, was der Prinzessin das Leben rettete.

Friedrich ließ seine Tochter daraufhin nach Innsbruck zu Herzog Siegmund bringen, dem er in Freundschaft verbunden war. In Tirol lernte das Mädchen den um 18 Jahre älteren bayerischen Herzog Albrecht IV. kennen, der sich von der Heirat einen Machtgewinn erhoffte. Kunigunde war mit der Ehe ebenfalls einverstanden und zog zu ihrem Bräutigam in spe. Doch noch während der tagelang dauernden Heiratsverhandlungen besetzte Albrecht die Reichsstadt Regensburg, woraufhin Friedrich die beinahe schon erteilte Einwilligung zur Vermählung wieder zurückzog. Kunigunde wurde als Spielball des machtpolitischen Kräftemessens wieder an den Hof in Innsbruck zurückgebracht und fand sich damit ab, nun doch nicht zu heiraten. Der bayerische Herzog dachte jedoch gar nicht daran aufzugeben, verbündete sich mit Siegmund und legte der jungen Frau eine gefälschte Erlaubnis Friedrichs III. zur Hochzeit vor. Kunigunde fügte sich dem scheinbaren Willen ihres Vaters und ehelichte den Betrüger. Der Kaiser schäumte vor Wut, als er von der Trauung erfuhr, und verstieß seine Tochter, von der er annahm, dass sie von dem Schwindel gewusst hatte. Eine Aussöhnung zwischen den beiden fand erst fünf Jahre später statt, eingefädelt von Maximilian I., Kunigundes Bruder. Sein Schwiegersohn blieb Friedrich jedoch bis zu seinem Tod verhasst.

Der eitle Pfau
Narzissmus, Propaganda und Selbstdarstellung

Bei den Habsburgern gab es jede Menge ausgeprägte Narzissten, die sich für ein gottgleiches Wesen als Nabel der Welt hielten.

Der eitelste Pfau im Haus Habsburg war Maximilian I., der sich, wo er stand und ging, in Szene setzte und sich wie ein lebendes Denkmal zur Schau stellte. Laufend mischte sich der „Showstar“ unters Volk, schüttelte Hände, herzte Kinder und machte Scherze mit den Leuten. Er gab zudem für Frauen und Partys gern das Geld in vollen Händen aus, weshalb auch eine Pleite die nächste ablöste. Da der Monarch aus diesem Grund in von ihm bereisten Städten häufig die Zeche prellte, wurde er schon bald „der Kaiser mit den fliehenden Sohlen“ genannt. Seine Vorliebe für Turniere und seine ausgezeichneten Reitkünste trugen ihm zudem den Beinamen „der letzte Ritter“ ein. Seine Nachfahren allerdings bezeichneten Maximilian aufgrund seines teilweise rabaukenhaften Benehmens als „Ritter ohne Furcht und Adel“.

Nach dem Tod seiner geliebten Gattin Maria im Jahr 1482 entwickelte sich der Regent zum fast manischen Selbstdarsteller, der aus sich selbst einen Mythos kreieren wollte, laufend an seiner eigenen Legende arbeitete und sein Leben wie eine Realityshow inszenierte.

Beispielsweise stieg er zur Gämsenjagd mit auffälliger Bekleidung in die steile Tiroler Martinswand und turnte über die Felsen – allerdings immer nur vor Publikum, das ihm aus der Ferne bewundernd zujubelte. Darüber hinaus ließ er Münzen und Plakate mit seinem Antlitz herstellen und mit einem PR-Text über seinen Erfolg bei Frauen und seine Tapferkeit im Volk verteilen. Zudem erfand er laufend Geschichten, wie etwa die, dass er in München einer Löwin mit Gewalt das Maul geöffnet und in Münster ganz oben auf den Zinnen der Stadtmauer getanzt hätte. Nicht zuletzt verfasste er drei autobiografische Heldenepen über sich selbst, um ewig im Gedächtnis der Menschen zu bleiben.

Der Mantel Jesu
Als ein Kaiser Papst werden wollte

Maximilian I. arbeitete sein Leben lang an seiner eigenen Göttlichkeit, die ihn unsterblich machen sollte. Er brachte dafür nicht nur Heldengeschichten von sich in Umlauf, sondern auch christliche Legenden. So soll er von einem Engel ersucht worden sein, nach Trier zu reiten. Der Kaiser leistete der Bitte Folge, und als er in der Stadt die Kathedrale betrat, flammten plötzlich auf dem Altar alle Kerzen auf. Als man den Monarchen beiseiteschob, damit er sich nicht verbrannte, entdeckte man unter dem Opfertisch ein altes Kleidungsstück. Es stellte sich heraus, dass es sich um den Mantel Jesu handelte – die Würfel, mit denen die römischen Soldaten auf Golgatha dessen nächsten Besitzer bestimmt hatten, lagen nämlich praktischerweise auch dabei. Als echter PR-Profi brachte Maximilian die Legende zu jenem Zeitpunkt in Umlauf, als er beschloss, Papst werden zu wollen. Weniger als Oberhaupt der katholischen Kirche, sondern vielmehr als Chef einer der einflussreichsten Machtzentralen Europas, gedachte er den Posten zur Führung eines Kreuzzugs zu nutzen und an die großen Heldenschlachten wie jene unter Friedrich Barbarossa anzuknüpfen.

Maximilian, der sich seiner Sache sicher war, machte bereits Scherze über seine ständig wachsende Heiligkeit. Mit dem Zölibat hätte er auch kein Problem gehabt, da er nach dem Tod seiner geliebten Maria und zwei weiteren kaum der Rede werten Vernunftehen keine Frau mehr anzurühren gedachte. In jener Zeit entstand das Zitat des mit übersteigertem Selbstwertgefühl ausgestatteten Monarchen: „Es gibt nur einen, der mehr gelitten hat als Jesus: mich!“

Der wichtigste Finanzier des dauerpleiten Kaisers, Jakob Fugger, wollte allerdings keine Probleme mit seinen römischen Geschäftspartnern. Er drohte daher mit dem Zudrehen des Geldhahns, sollte Maximilian an seinem Vorhaben festhalten, woraufhin der Plan scheiterte.

„La loca“
Wenn die Liebe wahnsinnig macht

Als Philipp I. geboren wurde, streuten Agenten des französischen Königs Ludwig XI. das Gerücht, Kaiser Maximilian wäre „nur“ eine Tochter geboren worden. Patentante Margareta von York entblößte das Kind daraufhin öffentlich auf dem Marktpltz der niederländischen Stadt Brügge, um das Gegenteil zu beweisen. Da dem Knaben die mädchenhaft zarten Züge, die helle Haut und die rotblonden Locken blieben, wurde er schon bald „der Schöne“ genannt.

Als er im Alter von 18 Jahren seine zukünftige Ehefrau Johanna von Kastilien zwei Tage vor der geplanten Hochzeit kennenlernte, wurden die beiden bei diesem ersten Aufeinandertreffen sofort von lodernder Leidenschaft erfasst. Sie ließen sich noch am selben Abend blitztrauen und fielen danach regelrecht übereinander her. Der Habsburger konnte nicht ahnen, dass sich seine Gemahlin schon bald in eine wahre rage d’amour hineinsteigern sollte.

Philipp fühlte sich nach einigen Jahren der Herrschaft in Spanien nicht mehr wohl und begab sich „auf unbestimmte Zeit“ nach Brügge. Johanna reiste ihm nach und ließ sich, als man sie aufhalten wollte, sogar eine ganz Nacht lang zwischen zwei Toren einsperren. In den Niederlanden angekommen, fand sie Philipp mit einer anderen Frau vor. Kurz bevor diese von Johanna an die Luft gesetzt wurde, wollte sie ihrem Liebhaber noch einen Brief zustecken. Als die eifersüchtige Ehefrau dies bemerkte, zerriss Philipps Gefährtin den Zettel, stopfte ihn sich in den Mund und verschluckte ihn. Daraufhin ging Johanna mit einer Schere auf die Rivalin los – wäre der untreue Gatte nicht dazwischengegangen, hätte es ein Blutbad gegeben.

Johanna ließ in der Folge Liebestränke brauen, um die Leidenschaft ihres Mannes für sie wiederzuerwecken. Als die Flaute im Bett andauerte, führte dies bei Johanna langsam zur geistigen Umnachtung. Schon bald nannte man sie nur noch Johanna „la loca“ (= „die Wahnsinnige“).

Im Ledersack an Bord
Die Erfindung des Airbags

Philipp I. konnte zwar gut flirten und fechten, entpuppte sich bei so mancher Gelegenheit allerdings als richtiges Weichei. So ließ sich der Sohn von Kaiser Maximilian I. im Jahr 1506 auf einem Schiff während einer stürmischen Überfahrt von Belgien nach Spanien in einen Ledersack einnähen. Dieser wurde anschließend aufgeblasen und außen mit dem Titel und Namen des Habsburgers versehen. Philipp wollte sich erstens beim Herumschlittern auf den nassen Planken nirgends anstoßen und verletzen, darüber hinaus im Falle des Kenterns nicht untergehen. Wäre er dennoch ertrunken, sollte man zumindest wissen, wer in dem angeschwemmten Sack steckte, hätte man die Leiche irgendwann gefunden. Seine Gattin Johanna „die Wahnsinnige“ blieb gelassen: Sie saß die ganze Zeit über zu den Füßen ihres geliebten Gemahls und beruhigte das Nervenbündel mit leise gesungenen spanischen Liedern.

Aber auch seine Schwester Margarete machte sich den „Airbag“ an Bord zunutze, als sich die Überfahrt von den Niederlanden nach Spanien aufgrund schwerer Stürme sehr turbulent gestaltete. Die Habsburgerprinzessin befand sich auf dem Weg zu ihrem zukünftigen Ehemann Juan von Kastilien, nachdem sie ihr erster Bräutigam hatte sitzen lassen. Fest entschlossen, endlich unter die Haube gebracht zu werden, behielt sie tapfer die Nerven: Die junge Frau ließ sich ebenfalls in eine Lederhaut einnähen, die anschließend aufgepumpt wurde. Zuvor hatte sie ihren Schmuck in ein Tuch gewickelt, sich dieses um den Arm gebunden und mit ihrem Namen versehen. Sie wollte wie ihr Bruder, dass man ihre Leiche identifizieren konnte, sollte diese nach dem Ertrinken an Land gespült werden. In den bangen Stunden auf See dichtete die humorvolle Margarete außerdem einen Spruch für ihren Grabstein: „Hier ruht Margarete, die edle Dame, welche zwei Ehemänner hatte und doch als Jungfrau starb.“

Die geraubte Tochter
Eine herzlose Ablenkung

Ein ganz übles Schurkenstück vollbrachte Karl V., nachdem sein Vater Philipp I. verstorben war. Dessen Witwe Johanna schrie tagelang vor Schmerz und weigerte sich, den Leichnam ihres Gatten zur Bestattung freizugeben. Im Anschluss zog sie gramgebeugt durchs Land, den Sarg mit Philipps Leiche an einem Tau hinter sich her schleifend, und behauptete, ihr Mann würde nur schlafen. Hin und wieder öffnete sie die Holztruhe und küsste ihren Geliebten auf die bleichen, kalten Lippen. Die Männer der royalen Garde wurden dabei stets von Übelkeit geplagt, da der Tote natürlich „nit nach civet“ („nicht nach Parfum“) roch – auch wenn Philipp nach seinem Ableben die Organe entnommen worden waren und man dem Körper „die Säfte ausgepresst“ und ihn mit Gewürzen gefüllt hatte. Während sich Johanna ausruhte, mussten ihre bewaffneten Begleiter dafür sorgen, dass keine Frau dem Sarg zu nahe kam – die eifersüchtige Spanierin, Kummer mit ihrem untreuen Gatten gewohnt, wollte ihn wenigstens nach seinem Tod nicht mehr teilen müssen.

Karl V., in dessen Reich die Sonne nie unterging, verzweifelte zunehmend an seiner Mutter, die völlig verwahrloste. Schließlich wusste er sich nicht mehr anders zu helfen, als sie wegsperren zu lassen. Der armen Frau wurde verschwiegen, dass ihr Vater Ferdinand II. von Aragón verstorben war, damit sie nicht auf die Idee kam, Ansprüche auf eine Mitregentschaft zu stellen.

Dieses Verhalten war typisch für Karl V., waren seine zwei Lieblingswörter doch „temporisieren“ (hinhalten) und „dissimulieren“ (im Unklaren lassen).

Als Johanna jedoch begann, unangenehme Frage zu stellen, ließ der Kaiser zur Ablenkung seine elfjährige Schwester Katharina entführen. Kurz darauf brachte er das Mädchen zurück und behauptete, er hätte es aufgespürt und heimgebracht. Seine Mutter glaubte ihm und fragte nicht mehr nach ihrem Vater und einem möglichen Erbe.

Der Bastard in der Satteltasche
Karl V. und die hartnäckige Barbara Blomberg

Das Zeugen von „Bastarden“ hatte im Haus Habsburg Tradition, allerdings wurden die wenigsten als legitime Nachfolger anerkannt.

Karl V. jedoch verhielt sich wie ein Ehrenmann. Als er noch am Hof seiner Tante Margarete in den Niederlanden von der einfachen Magd Johanna van Gheest „entjungfert“ wurde, akzeptierte er das dabei gezeugte Kind als „natürliche Tochter“.

Ebenso verhielt er sich bei Juan de Austria, der aus einer stürmischen Beziehung mit der Regensburger Kaufmannstochter Barbara Blomberg hervorging. Die stadtbekannte Schönheit lernte den Regenten im Sommer 1546 auf einem Reichstag in Regensburg kennen und wurde von ihrer ehrgeizigen Mutter dazu gedrängt, sich „willig zu zeigen“. Barbara Blomberg ließ sich daher auf ein Techtelmechtel mit Karl ein, nachdem der ihr gegenüber seine Verführungskünste hatte spielen lassen.

Nachdem der Kaiser aus Regensburg abgereist war, folgte ihm Barbara Tage später bis zu seinem Lager in Sachsen. Als man die junge Frau dort nicht hineinlassen wollte, verkleidete sie sich als Bursche und fiel dem damals schwer erkrankten Monarchen kurz darauf in die Arme. Neun Monate später kam ein Junge zur Welt, der auf den Namen Hieronymus getauft und etwa ein Jahr später auf Geheimbefehl seines Vaters mit dem Namen Juan de Austria nach Spanien gebracht wurde. 1577 befand sich der Bursche in Frankreich und begann eine Affäre mit Margarete von Valois, der Schwester des französischen Königs. Ihr wurde nachgesagt, dass sie sich ihrer Liebhaber entledigte, sobald sie ihrer überdrüssig wurde. Dieses Los traf ein Jahr später auch Juan de Austria, den sie langsam vergiftete. Sein Leichnam sollte nach Spanien überführt werden, doch der Transport mittels Schiff schien zu riskant. So entschied sich sein Bruder Philipp II. für den Landweg, ließ Juans Körper zerstückeln und auf mehrere Pferde-Satteltaschen verteilt heimtransportieren.

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