Kitabı oku: «Der ultimative Jimi Hendrix Guide»

Yazı tipi:

Gary J. Jucha

Der ultimative

Jimi Hendrix

Guide

Aus dem amerikanischen Englisch von Alan Tepper


www.hannibal-verlag.de

Widmung

Für den jungen Mann,

der am 9. Juli 2011

im Bus der Linie 27 in Madrid

ein Jimi-Hendrix-T-Shirt

getragen hat

Impressum

Der Autor: Gary J. Jucha

Deutsche Erstausgabe 2017

Titel der Originalausgabe von Backbeat Books, einem Imprint der Hal Leonard Corporation, Milwaukee, Wisconsin, USA:

„Jimi Hendrix – FAQ. All That’s Left To Know About The Voodoo Child“

© 2013 by Gary J. Jucha

ISBN: 978-1-61713-095-3

Dieses Werk wurde vermittelt durch Michael Meller Literary Agency GmbH, München.

Cover Design © www.bw-works.com

Coverabbildung: © George Rodriguez / CACHE / Dalle APRF / picturedesk.com

Layout und Satz: Thomas Auer, www.buchsatz.com

Übersetzung: Alan Tepper

Lektorat und Korrektorat: Dr. Matthias Auer

Index: Rainer Schöttle, www.schoettle-lektorat.de

© 2017 by Hannibal

Hannibal Verlag, ein Imprint der KOCH International GmbH, A-6604 Höfen

www.hannibal-verlag.de

ISBN 978-3-85445-619-3

Auch als Paperback erhältlich mit der ISBN 978-3-85445-618-6

Hinweis für den Leser:

Kein Teil dieses Buchs darf in irgendeiner Form (Druck, Fotokopie, digitale Kopie oder einem anderen Verfahren) ohne schriftliche Genehmigung des Verlags reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme verarbeitet werden. Der Autor hat sich mit größter Sorgfalt darum bemüht, nur zutreffende Informationen in dieses Buch aufzunehmen. Es kann jedoch keinerlei Gewähr dafür übernommen werden, dass die Informationen in diesem Buch vollständig, wirksam und zutreffend sind. Der Verlag und der Autor übernehmen weder die Garantie noch die juristische Verantwortung oder irgendeine Haftung für Schäden jeglicher Art, die durch den Gebrauch von in diesem Buch enthaltenen Informationen verursacht werden können. Alle durch dieses Buch berührten Urheberrechte, sonstigen Schutzrechte und in diesem Buch erwähnten oder in Bezug genommenen Rechte hinsichtlich Eigennamen oder der Bezeichnung von Produkten und handelnden Personen stehen deren jeweiligen Inhabern zu.

Inhalt

Vorwort

Danksagungen

Einleitung

1 Will mich denn niemand?

Der schwierige Anfang

2 Das Ticket zum Erfolg

Im Nebel der Frühzeit

3 Sie werden vor Schreck erstarren

Hendrix und die Elite der britischen Gitarristen

4 Jeder kennt sie – dieselbe alte Story

Rhythm and Blues rekonfiguriert

5 Verlockungen und Gelüste

Freundinnen und Groupies

6 Can You See Me?

Hendrix im Film

7 Der Kreativ-Ausbruch

Das Debüt Are You Experienced

8 Der Einfluss der Fab Four

Jimi Hendrix und die Beatles

9 Wenn Daddy mich jetzt sehen könnte

Die Eroberung der USA

10 Fantasie, Imagination und fremde Welten

Science Fiction und das Fantastische in Jimi Hendrix’ Texten

Bildstrecke I

11 Die Freunde der Frühzeit

Die Londoner Entourage

12 Fallen, Verträge und Verrat

Geschäftliche Probleme

13 Aus der Spur

Pech und Pannen

14 Habe ich dich nicht in der Hölle gesehen?

Der schwierige Bassist Noel Redding

15 Kosmische Klänge und geerdete Emotionen

Electric Ladyland

16 Größen der Sixties

Überragende Rock-Komponisten

17 Seite an Seite

Gastauftritte

18 Ich höre Atlantis

Die besten kaum bekannten Tracks der Jimi Hendrix Experience

19 There’s a Red House over Yonder

„Red House“ – immer wieder neu

Bildstrecke II

20 Ein Drummer im Fokus

Die Evolution des Mitch Mitchell

21 Woodstock

Gypsy Sun and Rainbows

22 Have You Heard About The Midnight Rambler?

Die Rolling Stones treffen auf Jimi Hendrix

23 Der Neubeginn

The Band of Gypsys

24 Evil Men Make Me – Unter Zugzwang

Das musikalische Vermächtnis der Band of Gypsys

25 Praktiziere, was du predigst

Ein amerikanischer Künstler, kein Revolutionär

26 Dunkle Wolken und Niederschlag

Realismus in Jimi Hendrix’ späteren Texten

27 Ich reise mit der Geschwindigkeit eines wiedergeborenen Mannes

Die zweite Experience

28 Wenn ich dich in dieser Welt nicht mehr sehe …

Jimi Hendrix’ Tod

29 Das gelobte Land – in weiter Ferne

Die Electric Lady Studios

30 Wirst du nie mehr Surf Music hören?

Der kulturelle Einfluss von Jimi Hendrix

Bildstrecke III

31 Ich lebte in einem Zimmer voller Spiegel

Die posthumen Jahre

32 Verraten? – Verpackt – Verkauft

Die besten Alan-Douglas-Produktionen

33 Ein Leben nach dem Tod

Die besten Veröffentlichungen von Experience Hendrix

34 Eine Reise zu den Wurzeln

Die Vier-Elemente-Lehre

35 Und sie streiten sich noch immer

Die Hendrix-Bibliothek

36 Das beste Album von Jimi Hendrix

Axis: Bold As Love

37 Alte Hörer und neue Fans – ein Kreislauf

Die Veröffentlichungen von Jimi Hendrix in den Jahren 2013 bis 2016

Auswahlbibliografie

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Vorwort

Er war wie kein anderer Gitarrist und wird diesen Status immer behalten. Seine musikalische Vielfalt und Ambition, das publikumswirksame Auftreten, die Fähigkeiten als Komponist, die überwältigende Technik sowie sein Temperament und Charisma – Jimi Hendrix wird als einer der strahlendsten Gitarristen des 20. Jahrhunderts verehrt, dem Jahrhundert der Rockgitarre. In seinen klanglichen Fingerabdrücken vereinten sich all die erdigen Strömungen der Populärmusik – Rock’n’Roll, Rhythm’n’Blues und ähnliche Genres –, die er in die Zukunft katapultierte, wo sie immer noch auf uns warten, ein aufheulendes Feedback, ähnlich dem Loop eines zurückkehrenden Kometen.

Dass er dieses immense Werk schon im Alter von 27 Jahren geschaffen hatte und während einer nur fünfjährigen intensiven Karriere, macht seine Geschichte auf diesem Planeten noch fantastischer, als sie ohnehin schon ist. War man ihm einmal begegnet, vergaß man ihn nie wieder. Ich traf Hendrix zum ersten Mal schon früh in seinem Leben, im August 1966, genau in dem Moment, als er sein Schicksal in die eigenen Hände nahm: Er trat regelmäßig im Café Wha? in der MacDougal Street auf, mit einer Gruppe namens Blue Flames. Hendrix nannte sich damals noch Jimmy James und hatte sein Pflichtprogramm als Begleitmusiker der Isley Brothers und von Little Richard absolviert, wo er dann aber zwangsläufig gefeuert wurde, da er dem Rock’n’Roller die Show stahl. An jenem Abend im Greenwich Village im Café Au Go Go in der Nähe der Bleecker Street, also gerade nur um die Ecke, wo man einen „Blues Bash“ veranstaltete, zog er dann wieder die ganze Aufmerksamkeit auf sich. Richie Havens und John Hammond Jr. mit seinen Nighthawks nahmen auch an der Veranstaltung teil. Während eines späteren Sets bat Hammond Jr. Jimi/Jimmy auf die Bühne. Ich kann mich nicht mehr daran erinnern, was er spielte, sondern nur noch, wie er spielte: Er flitzte mit Hammer-ons und Pull-offs über den Gitarrenhals, riss die Saiten mit den Zähnen an, nahm sich einen 12-taktigen Blues vor und modulierte ihn auf die gleiche Art und Weise, wie ein Robert Johnson, John Lee Hooker, Buddy Guy und noch ein paar andere es möglicherweise gemacht hätten.

In dieser merkwürdigen Phase – in der Zeit und Raum zu verschmelzen schienen – entdeckte ihn der Ex-Animals-Bassist Chas Chandler, der Hendrix nach Großbritannien mitnahm, damit sich sein Schicksal erfüllte. Klugerweise bestärkte Chandler Jimi Hendrix nicht nur hinsichtlich seiner auf der Bühne beeindruckenden „Pyrotechniken“, sondern begriff auch, dass dieser, um sein Potenzial wirklich auszureizen, mehr sein musste als ein reiner Instrumentalist. Er baute für ihn eine Band auf, die ihm genügend Freiraum für seine Exkursionen ermöglichte: Mitch Mitchell und sein vom Jazz beeinflusstes Schlagzeug und Noel Redding, der den Bass manchmal wie eine Gitarre spielte, waren ein perfektes Team. Mit dieser Besetzung kreierte Jimi die Traumlandschaften der Sixties-Psychedelia, verstärkt durch Eddie Kramers klangliche Abenteuerlust im Studio. Dies traf auf die Bereitschaft des sich neu bildenden „progressiv angehauchten“ Rockpublikums, die interstellaren Sphären seines virtuosen Talents zu erforschen.

Was folgte, waren geradezu ikonenhafte Augenblicke und Images, eingebrannt in die kollektive Erinnerung: einen in Monterey auf der Bühne knienden Gitarristen, der die aus seiner Stratocaster kommenden Flammen wie ein Zauberer beschwört; seine Version des „Star Spangled Banner“ in Woodstock, durch die er die Nationalhymne radikal verändert, damit sie ein neues Publikum anspricht; die Maschinengewehrsalven seiner Gitarre, die im Fillmore erklingen, während die Sixties um Mitternacht an der Kreuzung verschwinden und einem neuen Jahrzehnt weichen. Was die Siebziger anbelangte, hatte Hendrix eine hohe Erwartungshaltung. In dem gemütlichen Underground-Labyrinth der Electric Lady Studios, nur wenige Blocks entfernt von dem Café, in dem ich ihn zum ersten Mal sah, sinnierte er über die universelle Sprache der Musik und wie er all diese Strömungen in seine Klangwelten integrieren könnte. Auch wenn das Schicksal ihn letztlich nicht dazu auserwählte, zeigt sich dieser noble Versuch doch in seinem Gesamtwerk, das sich auf kosmischen Klangbahnen bewegt. Als Jimi die Triebwerksstufe seiner interstellaren Rakete in den Sechzigern zündete, symbolisierte das die große Herausforderung der Menschheit, die Erde zu verlassen und die gegebenen Grenzen zu transzendieren.

Hendrix lebte den Mythos des Rockstars in einer Zeit, in der Rockstars übergroß am Firmament erschienen, jammte von Mitternacht bis in den Morgen, obwohl ihn alle nur erdenklichen Versuchungen umgaben, und erschuf eine von Adrenalin aufgeheizte Situation, die einen Schaffensprozess auf höchstem Level bedingt. Er war gekleidet wie ein Inka-Häuptling, und seine Shows – mit Darstellungen von Opfergaben bzw. „Menschenopfern“ – kombinierten Rituale und Magie. Manchmal verfing er sich in den eigenen Fallstricken. Eines Abends, ich trug meine „Liebeskette“, Sandalen und ein Nehru-Shirt, besuchte ich das alte Symphony Theater in Newark. Martin Luther King war gerade ermordet worden. Jimi schaute auf die Zuschauer, die die brandaktuelle Nachricht zu ignorieren schienen und auf den Augenblick warteten, in dem er sein Instrument zum Singen bringen würde. Er spürte die Belastung durch das ihm geschenkte Talent und stellte sich die Frage, ob sich das alles lohne.

Für seinen tragischen Tod hätte es keinen ungünstigeren Moment geben können, denn er begann gerade, seine Musik auf eine neue und allumfassendere Ebene zu heben, die ein noch reiferes musikalisches Verständnis ankündigte. Es gibt viele „Was wäre, wenn“-Fragen, die der Imagination überlassen bleiben, obwohl er schon bei „1983 … (A Merman I Should Turn To Be)“ die Zukunft vorwegnahm. Man kann sich verschiedene Kooperationen vorstellen, Produktionen und Auftritte, wobei Letztere zunehmend simpler wurden, während sie doch zugleich seinem Selbst näher kamen, den Kern seines Ichs erreichten, ähnlich einem Planeten, der in eine Sonne stürzt.

Seine Musik zu spielen und dabei seinen spinnenähnlichen Fingern nachzueifern, die neue Akkorde und Akkorderweiterungen auf dem Gitarrenhals kreierten, macht Spaß. Es macht Spaß, seine Effekte nachzuahmen – bedenkt man die immense Lautstärke, mit der er spielte, und die tonale Palette – und dabei den Verstärker bis über die Höchstgrenze zu jagen. Und es macht Spaß, ihn zu imitieren, denn er hatte einen einzigartigen Sinn für Humor, verknüpft mit dem Bedürfnis, die tiefsten Emotionen auszudrücken. Auch wenn ich ihn als Gitarristen über alle Maße schätze, ist es doch seine Rolle als Songwriter, die mich zutiefst anspricht: „Purple Haze“, „Up From The Skies“ und das göttliche „Little Wing“, eins der schönsten Liebeslieder, das jemals komponiert wurde, begeistern mich immer wieder aufs Neue.

Seine extravagante Ausstrahlung, die den Himmel erleuchtete, und ein Leben, das permanent Grenzen überschritt, sind zur Legende geworden. Es gibt so viele Fragen wie Antworten, und die Reaktionen hinterlassen – wie die Aufnahme der Frequenzen der Musik – ein klangliches Manifest, mit dem er die Musikgeschichte bereicherte.

Hinter der Musik steht immer der Musiker, die Essenz unserer Beziehung zwischen den Klängen und dem Schöpfer dieser Klänge.

Lenny Kaye


Lenny Kaye ist der Gitarrist von Patti Smith seit Gründung ihrer Band. Als Plattenproduzent und Autor hat er mit Künstlern wie Suzanne Vega, Soul Asylum, Allen Ginsberg und Waylon Jennings gearbeitet. Seine 1972 erschienene Compilation Nuggets, gewidmet dem Garage-Rock, wurde lange als das wichtigste Reissue überhaupt angesehen und vom Rolling Stone als eines der besten Rockalben aller Zeiten geadelt.

Danksagungen

Jimi führte eine Beziehung mit seiner Catherina, und ich bin mit meiner Kimarie zusammen – du bist die Liebe meines Lebens und wahrhaft „der Maßstab meiner Träume“, wie der scheinbar unsterbliche Shane MacGowan sang.

Dank schulde ich meinen beiden kreativen Kindern – Zachary und Calla –, lasst dieses Buch ein Beweis sein, dass es niemals zu spät ist, kreativ zu werden.

Ich möchte meinen jüngeren Bruder Brian erwähnen, der immer für mich da ist und demgegenüber ich tiefe Dankbarkeit empfinde, da er sich während der letzten 13 Monate ihres Lebens so liebevoll um unsere Mutter gekümmert hat.

Dank den Noones (Gerry, Kara, Eilish und Megan): Ihr bedeutet mir mehr, als Worte ausdrücken können.

Jim Epperly führte mich durch den wahrscheinlich dunkelsten Lebensabschnitt, der zufälligerweise mit dem Schreiben dieser Seiten zusammenfiel.

Dieses Buch wäre niemals ohne Victor Marinelli entstanden (oder Hellbomb Vic oder HBV, als den man ihn 18 Monate lang kannte). Wer behauptet, dass Männer in ihren Fünfzigern keine Freundschaften mehr schließen können? An einem Thanksgiving von Langeweile geplagt, rief HBV einen Blog mit dem Namen Hellbomb ins Leben, der Motorrädern vorbehalten sein sollte, aber sich schon bald wandelte, nachdem er mich zum Einsteigen überredet hatte. Hellbomb konzentrierte sich kurz danach auf MusicArtThis&That, und ungefähr 18 Monate lang posteten wir Besprechungen, Artikel und Interviews, die Licht auf Künstler warfen, deren Werke wir liebten und deren Nachricht wir von einem Berggipfel aus verkünden wollten (der sich auf einen Blog beschränkte).

Natürlich machten wir Hellbomb nicht allein, und somit muss ich auch die anderen Autoren erwähnen, die Beiträge leisteten, obwohl wir ihnen keinen Penny bezahlen konnten. Für sie war es wahrlich ein „Liebesdienst“. Dank gilt Kirsten „Boom Boom“ Lee, „Ersatz Erik“ Wuttke, PJ Owen und „Anthony Kaboom“ Kibort für all ihre Vorschläge und Beiträge. (Besonderen Dank schulde ich Anthony für das Lesen der Rohentwürfe einiger Kapitel.) Alles, was wir jemals schrieben, ist immer noch auf Hellbombinc.com nachzulesen. Sie sollten Hellbomb mal besuchen. Dort finden sich wunderbar intelligente Texte; und Sie können möglicherweise einen neuen Künstler entdecken, der den Lauf Ihres Lebens verändert … wie Titus Andronicus oder Carla Bozulich oder Roberto Bolaño.

Ohne Hellbomb hätte Robert Rodriguez niemals mein Rockers-Galore-Feature über Clashs 16-Tons-Tour gelesen und mich niemals gefragt, ob ich Interesse hätte, Beiträge zur FAQ-Serie zu verfassen. Aus der ursprünglichen Frage nach einem Buch über The Clash erwuchs die Idee, einen Titel zu Hendrix zu verfassen. (Hoffentlich wird noch etwas über The Clash oder Joe Strummer in der Zukunft erscheinen.) [Der von Gary J. Jucha verfasste Titel The Clash erschien am 1. Oktober 2016 in der FAQ-Reihe; Anm. d. Üb.] Ich schätze es sehr, dass Robert und Verleger John Cerullo mir die Möglichkeit eröffneten, meine Gedanken und mein Wissen über den „König der Gitarre“ zu präsentieren (die Umschreibung wurde von einem britischen Journalisten geprägt. Ich habe sie all die Jahre niemals vergessen.)

Für das Lektorat meines Manuskripts möchte ich mich bei Gary Morris von Backbeat Books bedanken und meiner persönlichen Lektorin Bernadette Malavarca, die mich bei dem Prozess der Publikation meines ersten Buches begleitete. Glauben Sie mir: Bernadette hat die Geduld einer Heiligen.

Zum Schluss möchte ich mich bei Lenny Kaye für das Vorwort bedanken. Als ich mit der Recherche zu dem Buch begann, stieß ich im Rolling Stone auf seine Besprechung von The Cry Of Love, der ersten posthumen Veröffentlichung von Jimi Hendrix. Ich fand die Idee verdammt cool, dass Lenny mir die Einleitung zu diesem Buch schreiben würde. Wir sind uns niemals persönlich begegnet, doch als Patti-Smith-Fan, der ich bin, haben sich unsere Wege, aus der Distanz betrachtet, schon einige Male gekreuzt, was zeitlich bis zum Auftritt der Patti Smith Group am 24. März 1976 in der Avery Fisher Hall zurückreicht. Für mich ist es eine große Ehre, dass Lenny das Vorwort verfasste.

Einleitung

Ich kann mich noch genau an den Tag erinnern, an dem Jimi Hendrix starb. Ich fuhr mit einem MTA-Bus die Linie Q44 West-Farms, der den Hudson via Whitestone Bridge überquerte. Ich besuchte die Saint Helena’s High School erst seit wenigen Wochen. Da meine Haltestelle der zweite Halt für den Bus nach Einfahrt in die Bronx war, hatte ich bis zum Ziel genügend Zeit und öffnete meine Tasche voller Schulbücher und Comics. In dem Moment fiel mir eine Schlagzeile der New York Times ins Auge: „Jimi Hendrix, Rockstar, verstarb im Alter von 27 Jahren in London.“

Ich würde gerne behaupten, schon damals ein großer Fan gewesen zu sein, doch ich hatte gerade erst den Unterricht an der Highschool begonnen. Mein Taschengeld von fünf Dollar ging jedes Wochenende bei King Karol oder Korvette für meine sich ständig vergrößernde Plattensammlung der Beatles, Rolling Stones und – ja, ich gebe es zu – der Monkees drauf. Das übrig gebliebene Wechselgeld gab ich für Rockmagazine aus. Laut dieser Zeitschriften handelte es sich weder bei Jimi Hendrix noch Eric Clapton um den „König der Gitarre“ – den größten Gitarristen der Welt –, doch mit dieser Meinung der Journalisten endete im Grunde genommen auch schon fast mein Wissen über Hendrix.

Bis zu dem Zeitpunkt beschränkten sich meine Informationen über den Mann, der seine Gitarre „mit der linken Hand spielt“ (wie Bowie über Ziggy Stardust erzählt) auf einen kurzen Clip der Jimi Hendrix Experience bei David Steinbergs Music Scene, einer 45-minütigen Show, bei welcher der Comedian jeden Montagabend als Gastgeber auftrat.

Und warum sollte ich mich an einen 45-sekündigen Clip – falls er so lang war – in einer 45-minütigen Sendung erinnern?

Wo sonst hätte ein Baseball-Fan wie ich einem Gitarristen begegnen sollen, der mit seinem Instrument einen Verstärker malträtiert? Ich sah Hendrix’ spindeldürren Bassisten Noel Redding, der mit einem breiten Grinsen dem Gitarristen einen kleinen Verstärker zuwarf, den dieser dann mit seiner Fender Stratocaster wie einen Baseball schlug, wonach das Instrument zerbrach wie so viele Schläger heutzutage. Der Verstärker flog noch einige Meter, bis er auf der Bühne zerschellte. Ich hatte so etwas noch niemals gesehen.

Am Samstag nach seinem Tod rannte ich in den Plattenladen, um mir etwas von der Jimi Hendrix Experience zuzulegen. Drei Studioalben standen neben anderen Hendrix-Scheiben gut sichtbar auf dem oberen Regal auf der rechten Seite von King Karol Records. Ich fragte den einschüchternden Mann hinter der Ladentheke, welche Platte denn die beste von Jimi Hendrix sei, woraufhin er mir kryptisch verschlüsselt alle drei empfahl. Ich muss ziemlich verdutzt ausgesehen haben, da bin ich mir sicher. Schließlich deutete er auf die mit dem „Hindu-Cover“ und meinte, dass sie das Album sei, welches man kaufen solle, doch mich zog schon die Platte mit der Hülle an, die in Flammen zu stehen schien.

Ich nahm sie in die Hand. Damals schienen Schallplatten alle Antworten auf die Mysterien des Universums zu geben. Ich drehte das Cover um und sah ein Foto der Experience: Hendrix saß und trug sein „Gypsy Eyes“-Jackett, flankiert von Redding und Mitchell, seine großen Hände, die auf die beiden deuten, an den Gelenken übereinandergeschlagen. Seit dem Zeitpunkt ist dies mein Lieblingsfoto. Ich wollte die Platte, doch Electric Ladyland war ein Doppelalbum und kostete mehr, als ich besaß. Die beiden anderen Experience-Platten lagen innerhalb meines finanziellen Rahmens, doch da ich mir nicht das Album leisten konnte, das ich unbedingt haben wollte, legte ich mir eine andere Scheibe zu. (Wahrscheinlich von Grand Funk Railroad, da sie nach der Trennung der Beatles meine Lieblingsband waren.)

Ein Jahr verging. Ich befand mich nun in meinem zweiten Jahr an der Highschool und musste für meinen Freund Albert Hue als Vorwand herhalten, der sich mit seiner weißen Freundin in Manhattan treffen wollte. Ihre Eltern missbilligten die Beziehung, da er Amerikaner chinesischer Abstammung war. Ich musste also bei ihrem Apartment klingen und sie zu Albert bringen, der an einer nahegelegenen Straßenkreuzung wartete. Ich kann mich nicht mehr an ihren Namen erinnern, weiß aber noch, dass die beiden „Alone Again (Naturally)“, die damalige Hit-Single von Gilbert O’Sullivan, zu „ihrem“ Stück auserkoren hatten, und so nenne ich sie einfach „Gilbertine“.

Albert, Gilbertine und ich machten uns auf den Weg nach Greenwich Village, wo ich niemals zuvor gewesen war. Na ja, ich hatte auch noch nie Manhattan besucht. Wir gingen in ein Plattengeschäft, in dem Are You Experienced in der Fensterauslage war. Ich besaß immer noch nichts von Jimi Hendrix, wollte aber nach wie vor eine seiner Platten haben. „Er soll angeblich der beste Gitarrist aller Zeiten sein!“, meinte ich zu Albert, hielt dabei das Cover in der Hand und inspizierte es gründlich. „Ich kaufe es dir“, bot er an. „Bist du dir sicher?“ „Du hast mir einen Gefallen erwiesen. Ich möchte mich dafür bedanken.“ Und so kam ich zu meinem ersten Jimi-Hendrix-Album. Ich würde gerne daran glauben, im Village Oldies gewesen zu sein, wo Lenny Kaye (später Patti Smith Group) mir die Platte verkauft hätte, doch das ist reine Tagträumerei. Eines weiß ich aber genau: Es war der erste Schritt hin zu einer sehr langen Beziehung mit der Musik von Jimi Hendrix und der Auseinandersetzung mit ihm als Menschen.

Schon bald erwarb ich alles, was irgendwie mit Hendrix zusammenhing. Mein erstes selbst gekauftes T-Shirt war ein in einem Head Shop erstandenes Jimi-Hendrix-T-Shirt. Das gelbe Shirt zierte dasselbe Bild, das auch auf Crash Landing zu sehen ist. Danach legte ich mir die ersten von Michael Jeffery produzierten posthumen Produktionen zu und die unfairerweise verunstalteten Alben von Alan Douglas. Ich kaufte die damals angesagten Schwarzlicht-Poster, kiffte bei Mitternachts-Vorstellungen des Films Jimi Hendrix (Empfehlung) und Rainbow Bridge (geschenkt) und besaß schließlich alle legal veröffentlichten Alben und auch noch ein paar andere. Ich besaß allerdings nicht die Single „Voodoo Child (Slight Return)“/„No Such Animal“ und einige Veröffentlichungen von Dagger.

Zudem muss ich zugeben, einige der „unterirdischen“, von Ed Chalpin in den Mark gedrückten Platten getauscht zu haben, nachdem mir klar wurde, was für eine Beleidigung sie für Hendrix darstellen.

Ich habe viele Bootlegs gehört, fast alle auf Film aufgezeichneten Auftritte gesehen und die meisten Bücher über ihn gelesen. Dort finden sich zahlreiche Lügengeschichten. Einige wurden von Hendrix selbst aufgetischt, um seine schäbige und entbehrungsreiche Kindheit zu überdecken, und einige von Bekannten, die damit ihre Spuren verwischten. Man muss eins bedenken: Die Geschichte von Jimi Hendrix’ Musik und Leben provoziert eigentlich eine Wiedergutmachung. Man könnte beinahe behaupten, man habe ihn in eine Sklavengaleere verkauft. Sein Leben lief letztendlich aus dem Ruder und wurde nur durch das gerettet, was ihm am meisten am Herzen lag: seine Musik. Durch die unzähligen Tonbänder, die er hinterlassen hat, wurde sein zeitweise fragwürdiger Ruf wiederhergestellt.

Ich möchte nun mit Ihnen meine Expertise teilen, das erworbene Wissen und vielleicht einige neue gedankliche Ansätze bezüglich seines Lebens und seiner Arbeit, welche die Jahrzehnte nach seinem Tod überstanden haben. Jimi Hendrix war der „König der Gitarre“, doch etwas beeindruckt mich am allermeisten: Er hatte eine sehr hohe Erwartungshaltung hinsichtlich der Musik, die er schrieb, aufnahm und produzierte, damit sie die Menschen berührt. Und genau das ist eingetroffen.

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