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Kitabı oku: «Claus Störtebecker», sayfa 27

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Da standen sie alle, Männer und Frauen, ja, die Kindlein hoben sie auf die Schultern, damit sie von dem gewaltigen Seefahrer, dem grausamen Bedränger ihrer Stadt einen winzigen Schein seines Gewandes erhaschen sollten, sich und ihren Nachfahren zur unvergeßlichen Weide. Ein Aufzug war's, der mehr einem Fest glich. Voran zogen Trommler und Pfeifer, dann folgte Meister Rosenfeld, der Henker, der grüßte grinsend nach allen Seiten, als feiere er heute seinen frohen Ehrentag. Durch Hellebardiere eingerahmt, wurden hinter ihm Hauptmann Wichmann und seine Schuimer einhergeführt. Ungefesselt schritten die Männer in stattlichen Wämsern und sangen noch immer voll derber Lebenslust und trotziger Auflehnung das Störtebeckerlied. Und seltsam, Knaben und Mägdlein fielen in die Weise ein, denn das unbestimmte Gefühl der Jugend lehrte sie, in jenen Söhnen des Abenteuers den Wechsel des Schicksals zu ehren. Als aber zwischen zwei Ratsherren – weit geschieden von den anderen – der Mann in dem blauen Wappenrock erschien, da brach der Jubel ab, und ein banges Verstummen der Bewunderung begleitete den hochragenden Wanderer. Noch jetzt ließ seine blasse, verwüstete Schönheit den Jungfrauen das Herz pochen. Nur ein paar Händler, Bierbrauer und Lederkrämer, denen er Verlust zugefügt, sie versuchten es, den noch immer hochmütig Blickenden zu höhnen.

»Sag an, du Prophet Elias,« klang es aus ihren Reihen, »fährst du jetzt im güldenen Wagen in dein tausendjährig Reich?«

Der Störtebecker verbeugte sich und zeigte den Spöttern eine unflätige Gebärde.

»Ihr würdet mitfahren können, ihr Ewig-Blinden, wenn sich euer Gelichter in dem Gefährte nicht schon seit Jahrtausenden den Steiß verbrannt hätte.«

So schritt er in Frechheit und kaum verhüllter Auflösung durch die zurückweichende Menge, und überall, wohin sein brennend ausgehöhlter Blick traf, dort segnete man sich und schlug heimlich ein Kreuz.

Wahrlich, ein Gezeichneter zog seines Weges.

Mit weiten Schritten war er bis an eine Straßenkreuzung gelangt, als er unvermutet stockte, so daß der ganze Zug gezwungen war, Halt zu machen.

Betroffen hob der Geschmückte die Rechte. Was stand dort dicht neben dem unscheinbaren Männlein in grauer Mönchsgewandung für eine Bauernfrau aus der Rügener Gegend? Die hatte ihr Tuch tief über das Gesicht gezogen, als ob sie sich vor den zahlreichen Fremden schäme, aber dem Sohn verriet sie sich dennoch durch ihre bekümmerten unbestechlichen Augen.

»Was willst du?« forschte der Störtebecker unentschieden und zugleich ein wenig zurückweichend.

Noch immer demütig vor der Pracht des Verlorenen, machte Mutter Hilda eine hilflose Bewegung, als möchte sie ihre Hand teilnehmend auf die Brust des Riesen betten, zog sie jedoch verschüchtert zurück. Fast wie zur Entschuldigung brachte sie dann hervor:

»Du liebe Not, weil du doch aus meinem Blut bist.«

Der Riese hob das Haupt. Der Ton klang anders, als all das, was er bisher vernommen. Lag auch etwas darin, was ihn an die Sehnsucht dieser Nacht erinnerte. Lange suchte er in jenen ernsten bekümmerten Lichtern, und siehe, er fand darin all das geduckte Leid, um dessentwillen er einst ausgezogen, um es zu lindern.

Und dies Leid währte ewig?

Zögernd nur trennte er sich von dem wortkargen Weibe, und als er nun ihren Begleiter streifte, da geschah etwas Wunderliches. Mitleidig richtete sich Abt Franziskus auf, und jene welke Hand, die schon den Eintritt des Fischerbuben liebreich begrüßt hatte, obwohl er nach dem Glauben der Zeit doch nur ein Sohn der Erde25 war, sie zog jetzt schweigsam die Linien des Kreuzes.

Der Priester segnete den Scheidenden.

Aber der Störtebecker lachte schrill auf.

»Spar deinen Kram, alter Mann,« rief er schneidend, »hab gestern erst einen von deiner Kumpanei weggejagt. Wo ich hinfahre, fährst auch du hin. Glaub mir, wird keiner mehr von dem Fährmann nach Ölung und Sakrament gefragt.«

Damit wollte er grußlos fürbaß schreiten, als sich von neuem das Außerordentliche wiederholte. Noch entschiedener reckte der Priester die weiße Hand und segnete abermals. Dem Schuimer gab es einen Schlag.

»Weißt du nicht,« sprach er finster, indem er sein glühendes Auge jetzt voll auf den Alten richtete, »wem du dein Heil spendest? Hast du mich nicht selbst bei Hurerei und Raub betroffen? Ich sage dir, der Leichenhügel, den ich meinem Wahn türmte, er ragt weit höher als der Trauerberg, dem sie mich jetzt zuführen. Weiche darum von mir, damit sich dein Gott nicht entsetze!«

Und dennoch ließ der Mönch nicht von ihm, ja, während er ein drittes Mal bedeutungsvoll das Kreuz zog, öffnete er endlich den feinen Mund und sprach ganz sanft und barmherzig:

»Du Wollender, du Mensch im Tatensturm, ich, ein Christ, segne dich. Sieh, in meiner engen Zelle, dein Leben betrachtend, ging mir endlich sein Sinn auf. Was sich erdumwälzend, gewitterschwül im Reiche der Geister zusammenballt, was sich ohne Hemmung über Erde und Menschen ausschüttet, das, mein Sohn, wirkt der Zeit fast immer zum Unheil, denn Schollen und Sterbliche vertragen nur Tropfen.«

»Du sprichst die Wahrheit, Greis,« schrie der Störtebecker gepackt und griff mit beiden Fäusten nach dem Kleid des Männleins. »Sieh, ich bin solch eine Wetterwolke. Jäh zerriß ich und brachte nichts als Zerstörung und Niederbruch.«

Da umschlang der Priester den ihm Nahen und küßte ihn zärtlich auf beide Wangen.

»Verwirf dich nicht, du Stürmischer,« flüsterte er ihm zu. »Wenn die Flut abschwemmt, dann dringen über Jahr und Jahr etliche jener Tropfen in tiefere Schichten und erwecken dort ungeahnt Wachstum und Blüte. So wirkt ins Ferne, was in der Gegenwart verrauschte und zerfloß. Zieh hin in Frieden.«

Der Gesegnete richtete sich auf. Heller Sonnenschein überglitzerte die feuchte Wegkreuzung, helles goldenes Licht breitete sich in den Zügen des Seefahrers, so fortreißend und strahlend, wie es ihm sein ganzes Leben lang beschert war. Aufatmend blickte er sich um, und er fand, daß er all die Menschen, die großen und geringen, die ihn beinahe ehrfürchtig umdrängten, von jeher und bis zuletzt gehegt und geliebt hatte.

Da schlug die Verführung, die der Zauberer zu wecken vermochte, noch einmal über alle Schranken des Herkommens. Die Trommler wirbelten, die Pfeifer schmetterten, blonde und braune Mägdlein streuten ihrem Feinde Blumen auf den Weg, und das Volk rauschte um ihn, wie Halme, die sich vor dem Schnitter neigen. Er aber achtete ihrer nicht mehr. Er schritt dahin, heiter, entrückt, ein tatenfroher Vollender, und hinter dem Hügel der Schmerzen empfingen ihn Zukunft und Sage!

25.Hutten nennt noch jene Kinder so, die weder Vater noch Mutter kennen.
Yaş sınırı:
12+
Litres'teki yayın tarihi:
11 ağustos 2017
Hacim:
490 s. 1 illüstrasyon
Telif hakkı:
Public Domain

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