Kitabı oku: «Der Drohn»
DER DROHN
… oder wie die Männer
den Frauen die Macht stahlen
Georges Hentschel
Impressum
Texte: © Copyright by Georges Hentschel
Cover: © Copyright by Georges Hentschel
Verlag: Georges Hentschel
Altstetterstrasse 293
8048 Zürich
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Verwendung von fremden Fakten: Die im Text verarbeiteten Fakten sind gründlich recherchiert. Sie gesamthaft aufzuführen würde den Rahmen des Buches sprengen. Deshalb ist es bei Bedarf dem Leser überlassen, eine eigene Nachrecherche zu durchzuführen. Die Urheber von Zitaten sind jeweils im Text erwähnt.
Prolog
Warum glauben so viele Männer, dass ihr Penis ein naturgegebenes Zepter der Macht ist?
Warum glauben so viele Frauen, dass sie sich ihrer ‚hässlichen‘ Vulva schämen müssen?
In diesem Buch versuche ich die Zusammenhänge zwischen diesen Aussagen zu klären. Dabei stelle ich sechs Behauptungen auf:
Ursprünglich wurde das weibliche Geschlecht vor allem von Männern als heilig verehrt, und die Frauen waren Selbstbewusst und stolz auf ihr Geschlecht.
Seit Jahrtausenden entwerten Männer systematisch die Weiblichkeit um damit ihre eigene biologische Minderwertigkeit zu kompensieren.
Macht-Männer (Macht-Drohnen) unterdrückten in erster Linie nicht Frauen, sondern die Alltags-Männer (Alltags-Drohnen) und diese kompensierten ihre Unterwerfung mit der Dominanz über Frau und Familie.
Macht-Drohnen streuen permanent Ängste um Mehrheiten für ihren Machtanspruch zu generieren, und Kriege zu legitimieren.
Eine weltweit friedliche Koexistenz der Kulturen muss mit einer tiefen respektvollen Wertschätzung zwischen dem Männlichen und dem Weiblichen beginnen.
Ein nachhaltiger weltweiter Friede bedingt eine wirkungsvolle Kontrolle der Macht-Drohnen.
Warum der Drohn?
Im Bienenvolk wird der Drohn oder die Drohne, also die männliche Biene als Mittel zum Zweck der Königinnenbefruchtung aus unbefruchteten Eiern grossgezogen. Nachdem sie den Stock verlassen haben bilden sie Schwärme, die von den jungen Königinnen aufgesucht werden. Der Drohn, der es schafft die Königin im Flug zu befruchten, fällt danach tot zu Boden. Alle anderen sterben des Hungers, weil sie nicht eigenständig Nahrung aufnehmen können und von den Bienen gefüttert werden müssten. Deshalb kehren einige zu ihrem Stock zurück werden aber dort von den Bienen abgewiesen, weil sie über ihren Befruchtungsauftrag hinaus nutzlos sind.
Da bei uns Menschen ähnlich wie bei den Bienen die Frauen in der Lage sind alles Lebensnotwendige selbst zu machen habe ich mich gefragt, worin bei uns Männern der spezifische Nutzen über unsere biologische Bestimmung hinaus liegt, und warum wir den Nutzen, den wir für uns selbst kreiert haben so hartnäckig gegenüber Frauen verteidigen. Dabei bin zu der Erkenntnis gelangt, dass es sich um nichts weniger als um unsere Daseinsberechtigung handelt, und wir mit dieser Egomanie die Entfremdung vom Weiblichen in Kauf genommen haben. Die daraus entstandenen Konsequenzen bedrohen inzwischen nachhaltig den Fortbestand der Menschheit.
Wen das nicht interessiert, wirft das Buch besser gleich in den Müll. Das rate ich vor allem Männern, weil sie kaum umhin kommen über die Offenlegung und Relativierung ihrer Rolle zutiefst betroffen zu reagieren oder sich zu ärgern.
Der Vergleich mit der männlichen Biene (Drohn) machte auch mir zu schaffen. Einmal auf diese Einsicht gestossen, liess sie mich nicht mehr los. Beobachtete ich männliches Verhalten, kam mir immer öfter der Drohn als abwertende Metapher in den Sinn, sodass ich mich oft schämte gleichen Geschlechts zu sein.
Ich habe versucht solche Bewertungen herauszufiltern, denn es geht hier nicht um Gut und Böse oder falsch und richtig; es geht um kulturelle Fehlentwicklungen und ihre Konsequenzen. Es geht auch nicht darum die Frauen zu rehabilitieren und damit auf ein Podest zu stellen. Es geht um nichts weniger als um die Zukunftschancen der Menschheit.
Nicht dass ich eine schlüssige Antwort bieten könnte. Was mir bestenfalls gelingen kann, ist die Eskalation kultureller Entwicklungen im menschlichen Miteinander aufzuzeigen. Dabei habe ich erkannt wie fundamental wichtig die Beziehungen zwischen den Geschlechtern als Basis für einen interkulturellen Frieden sind.
Bitte verzeihen Sie mir, wenn ich oftmals unwissenschaftlicher Weise verallgemeinere. Da aber viele Tendenzen nicht in erforschten Prozentzahlen quantifiziert sind, beschreibe ich eine undefinierte Quantität, und gehe davon aus, dass jeder in seinem Umfeld ähnliches erlebt oder beobachtet hat (Männer bevorzugen …, Frauen reagieren …).
Dann bitte ich um Verständnis, wenn ich die Begriffe ‚Aggression‘ und ‚Aggressivität‘ im Sinne destruktiven Verhaltens verwende, was der psychologischen Definition von Aggression als generelle Antriebsenergie nicht gerecht wird.
Woher wir kommen und was wir sind
Wir Menschen kommen aus der Tierwelt und haben sozial ausgerichtete Antriebe. Sobald sich grössere Bevölkerungsgruppen bilden, entstehen Funktionsrollen. Wachsen diese Gruppen weiter, dann einigt man sich auf Ordnungsstrukturen, die kontrolliert werden. Es entstehen die Rollen einer Ordnungsmacht. Erreicht die entstandene Gesellschaft einen Wohlstand, dann entwickeln sich soziale Schichtungen mit entsprechenden Rollen.
Alle diese Rollen sind entscheidend für die Identitätsfindung von Menschen. In der Kindheit sind die engsten Bezugspersonen identitätsgebend, was sich aber im pubertären Abgrenzungsverhalten mehr oder weniger stark relativiert. Der junge Mensch entwickelt seine Individualität und möchte sie ungestört ausleben.
Um einem ‚kulturellen Ungehorsam‘ vorzubeugen legen alle Gesellschaften grossen Wert auf hohen Respekt gegenüber bestehenden Traditionen. Denn Pflichten, Privilegien, und Werthaltungen bilden die Eckpfeiler jeder Kultur. Andererseits gilt das Wort G. B. Shaws: ‘Traditionen sind das sicherste Mittel, dass die Jungen nicht fortschrittlicher werden als ihre Eltern‘.
Inzwischen wurde das Diktat der Traditionen aufgebrochen. Geblieben sind, möglicherweise sogar epigenetisch verankerte Rollenbedürfnisse.
In den westlichen Gesellschaften entwickelt sich eine hedonistische Egozentrik und damit auch zunehmend individualistische Handlungsprämissen.
So kollidieren individuelle Lebensentwürfe zunehmend mit tradierten Rollen, die dadurch an Bedeutung verlieren. Damit ändern sich zwar soziale Strukturen, die emotionalen Erfüllungsbedürfnisse bleiben davon aber erstaunlich unberührt.
Ein Erfüllungsziel steht inzwischen deutlich im Vordergrund, die Selbstbestimmung. Selbstbestimmtes Leben ist zu einer wichtigen Selbstdefinition geworden und wird irrtümlicherweise mit einem uneingeschränkten, unbehelligten Leben gleichgesetzt, was in unserer durchkommerzialisierten Zivilisation nur mit ausreichenden Finanzen möglich ist. Während Männer tendenziell mehr Lustgewinn in einer bedeutenden Position suchen, besteht bei Frauen aus einem vorhandenen Defizit heraus, mehr der Wunsch nach einer Selbstbestimmung des eigenständigem Entscheidens und Handelns.
Man könnte meinen, dass so etwas jedem Menschen freistünde, wenn er auch bereit ist die Verantwortung dafür zu übernehmen. Hier müssen wir leider feststellen, dass eigenständiges Entscheiden und Handeln nur dann Sinn macht, wenn die angestrebten Ziele auch erreichbar sind, was nur möglich wird wenn das Umfeld unsere Ziele unterstützend zur Kenntnis nimmt – also ernst nimmt.
Männer haben eine Jahrtausend alte Tradition sich und ihre Ziele ernst zu nehmen. Dabei kann das Territorium ihrer Autorität nicht gross genug sein. Alles Einschränkende wird entfernt, bagatellisiert oder ignoriert. Es reicht schon, wenn andere Männer die Absichten erschweren oder durchkreuzen, wenn Frauen das tun, ist es eine Anmassung.
Was passiert, wenn Frauen das männliche Leben kompliziert machen oder sogar rivalisieren? – Sie werden verbrannt – nein, das war vor Jahrhunderten so – man massregelt sie – nein, das gibt ihnen zu viel Bedeutung und endlose Diskussionen – man ignoriert sie – nein, das ist ungehörig und provoziert Aggressionen – man nimmt sie scheinbar ernst, das ist die erfolgreichste Lösung.
Und schon bin ich mitten im Emanzipationsgerangel, dabei habe ich nur versucht folgerichtig zu denken.
Was den gegenseitigen Respekt der Geschlechter angeht, haben wir noch einen langen Weg vor uns. Dieser Respekt ist unabdingbar, wenn wir aus den (von Männern) global angezettelten existenziellen Bedrohungen mit einigermassen heiler Haut herauskommen wollen. Es benötigt viel mehr als nur die dringenden Reparaturen, wir benötigen eine neue Basis für ein nachhaltiges ökonomisches System. Dabei sind die Geschlechterrollen von zentraler Bedeutung.
In diesem Buch geht es aber nicht um den aktuellen Gleichberechtigungsdisput, sondern um die Irritationen, ausgelöst durch unsere verinnerlichten Rollen. Es geht auch nicht um geschlechtsspezifische Schuldzuweisungen, denn Frauen sowie Männer stehen inzwischen in einem vergleichbar zermürbenden Dilemma.
Deshalb habe ich in unterstützender Weise versucht diesen Irrgarten sozialer Rollenbilder zu beschildern, denn Klarheit ist die Basis jeder Planung.
Am Anfang meiner Untersuchung stehen die historischen Rollen von Frauen vom Neolithikum über das frühe Altertum bis in die Neuzeit. Dann im gleichen Sinne die Rollen der Männer. Und aufbauend auf diesem Verständnis der daraus entstehende Handlungsbedarf.
Die Vulva als heiliges Geschlecht
Die Venus von Willendorf
Bei Bauarbeiten beim österreichischen Willendorf entdeckten Arbeiter 1908 eine ca.11 cm grosse Skulptur die eine Frau darstellte und von Experten auf ein Alter von 20‘000 Jahren geschätzt wurde. Sie bestand im Wesentlichen aus Brüsten Po und Oberschenkeln, offensichtlich ein Symbol der weiblichen Fruchtbarkeit. Sie galt geraume Zeit als die älteste Skulptur eines menschlichen Körpers.
Dann fand man die Venus von Hohlefels (35‘000 Jahre alt), womit der Anfang wohl kaum erreicht sein wird. Die weit überwiegenden Funde waren weiblich und einige vom Geschlecht nicht eindeutig zuzuordnen.
Soweit mir bekannt ist, wurden in den archaischen Kulturen Frauen als Empfangende und Gebärende hoch verehrt. Wahrscheinlich weil sie die Energie besassen neues Leben hervorzubringen und zu bewahren. So waren die Vulva und die Brüste die zentralen Symbole für den Fortbestand der Sippe oder Horde. Ihre massiven Oberschenkel das Zeichen für Energie, Widerstandskraft und Gesundheit.
Anthropologische Forschungen haben ergeben, dass es ausser dem Gebären, Stillen und behüten des Nachwuchses (was wahrscheinlich ältere Sippenmitglieder taten) keine weitere geschlechtsspezifischen Arbeitsteilungen gab. Dies wurde vor allem von der Armmuskulatur abgeleitet, die bei Männern wie Frauen gleichstark ausgeprägt war. Wenn Frauen im alltäglichem Überleben gleiches leisteten wie Männer, werden sie auch im sozialen Kontext gleichberechtigt gewesen sein, und durch die Fähigkeit des Gebärens eher noch eine dominante Rolle eingenommen haben. Wenn sie deshalb verehrt wurden, so ist nach wie vor völlig offen wie das geschah. Die kleinen Skulpturen aus jener Zeit lassen alle möglichen Interpretationen zu.
Bis zum heutigen Tag hat sich die Rolle der Frau ständig und meistens zu ihrem Nachteil verändert. Beispielsweise wird die Mutter heute weniger als empfangende sondern ausschliesslich als die Gebärende und Behütende geehrt (wenn auch meistens nur am staatlich installierten Muttertag). Mutter und Sexualität scheint aber ein Tabu zu sein. Eine sexuell aktive Mutter würde aus ihr eine verlangende Frau machen, was das Ideal der dienenden, sich unterordnenden opferbereiten Mutter empfindlich stört. Eine Ehefrau und Mutter mit einem Liebhaber oder sogar eine verwitwete Mutter mit einem Liebhaber rutschten vor noch nicht so langer Zeit automatisch in die Nähe einer verachteten Hure. Was in abgelegenen Gegenden von der Gesellschaft tendenziell immer noch so reflektiert wird.
Die sexuelle Askese wurde von alleinstehenden Frauen nicht gefordert sondern vorausgesetzt. Hier hat die Männerdominanz massive moralische Dogmen errichtet. Das war nicht immer so, wie ein Blick in unser kulturelles Altertum beweist.
Am Anfang waren die Göttinnen
Mithu M. Sanayl schreibt in ihrem Buch ʺVULVA Die Enthüllung des weiblichen Geschlechtsʺ ausführlich über die Götterwelten. Es ist detailliert und gut recherchiert, deshalb erlaube ich mir einiges zu zitieren:
‚Da die Gottheit in den ältesten Konzepten, die wir kennen, weiblich ist, lassen sich die meisten männlichen Gottheiten entweder auf eine Göttin oder deren Gefährten zurückzuführen.‘
Der Inanna-Hymnus ist mehr als 4000 Jahre alt und stellt eine Göttin vor, die sich derartig selbstverständlich ihrer Geschlechtlichkeit bewusst ist, dass das immense Ausmass der Anstrengungen erahnbar wird, mit der solche Zeugnisse verdrängt wurden. An einer Stelle lehnt sie an einem Apfelbaum als sie ʺüber ihre schön anzusehende Vulva jauchzte [und] sich zu ihrer Schönheit beglückwünschte.
Über den Homerischen Hymnus an die Göttin Demeter aus dem 7. Jahrhundert vor unserer Zeitrechnung berichtet sie:
‚Der Homerische Hymnus an Demeter wirkt erst einmal bekannt. Wir begegnen Demeter, der griechischen Göttin des Getreides und des Ackerbaus, nach der Entführung ihrer Tochter Persephone in die Unterwelt und damit in den Tod. Demeter irrt mit aufgelöstem Haar durch das Land, das im selben Masse abstirbt, wie sie ihren Körper durch Nahrungsverweigerung auszehrt. Die Menschen schreien um Hilfe, weil ihre Ernten ausbleiben und sie vor dem Hungerstod stehen. Doch nicht einmal den Göttern gelingt es, die Göttin aus ihrer fatalen Situation herauszureissen. Demeter bleibt untröstlich und trostlos.
An diesem Punkt tritt Iambe auf den Plan. Iambe oder Baubo, wie sie ebenfalls genannt wird, war ursprünglich eine anatolische Göttin, die von den Griechen übernommen wurde … Auch Iambe wird zunächst von Demeter abgewiesen, doch lässt sie sich davon nicht beeindrucken, und mit ihren spöttischen Scherzen gelingt ihr schliesslich, was das gesamte griechische Pantheon nicht vermochte: Sie bringt Demeter zum Lachen und darauf auch wieder zum Essen und Trinken. Was ist geschehen? … »Nachdem Baubo (Iambe) gesprochen hatte, hob sie ihren Peblos und zeigte, was an ihrem Körper am obszönsten war«.
Iambe/Baubo hat Demeter also – frei nach der spanischen Redensart:: El habla por en medio de las piernas, also Sie spricht durch die Organe zwischen ihren Beinen – ihre Vulva gezeigt.
Bei den rituellen Feiern zu Ehren Demeters, den Thesmophorien, war diese Geste fester Bestandteil. Auch weitere Mysterienkulte, die hauptsächlich von Frauen praktiziert wurden entwickelten sich um die Enthüllung des weiblichen Genitals herum ….
Auch die ägyptische Mytholgie bietet eine Analogie zu Baubo. Es ist Hathor, die den wütenden Sonnengott Ra durch das Enthüllen ihres Genitals besänftigt.
Ich könnte in diesem Zusammenhang noch japanische, indische, keltische, sumerische etc. Göttinnen aufführen. Aber an dieser kleinen von Mithu M. Sanayl entliehenen Auswahl können wir nicht nur die Präsenz weiblicher Gottheiten erkennen sondern auch wie bedeutungsvoll ihre primären Geschlechtsmerkmale waren.
Wenn es jemals eine Vorherrschaft von Göttinnen gegeben haben sollte, dann ist diese im Altertum bereits überwunden. Denn in fast allen Mythologien des Altertums besetzten männliche Gottheiten die Hierarchiespitzen, wie Zeus, Jupiter, Wotan/Odin, etc.
Aber auch dort hatten die Göttinnen ohne Zweifel ihre Machtpositionen. Wenn die Geschlechter in der Götterwelt versuchten sich gegenseitig zu dominieren dann geschah dies mit oft katastrophalem Ausgang. So waren die Götterwelten ein Kaleidoskop menschlicher Schwächen mit erzieherisch wirkenden Konsequenzen.
Das alles ging unter, durch die aggressive Dominanz der monotheistischen Religionen. Eigentlich handelt es sich, was den Orient und das Abendland betrifft um einen gemeinsamen Ursprung, nämlich um den einen Gott Abrahams, auf den sich Juden, Christen und Moslems gleichermassen berufen (abrahamitische Religionen).
Warum wissen wir so gut wie nichts von alldem? Warum hat das Wissen um die Kraft der Weiblichkeit keinen Eingang in unsere allgemeine Bildung gefunden?
Das ist keineswegs Zufall, es geht um nichts weniger als um männliche Dominanz.
Jahrtausende waren die Götterwelten reich an weiblichen Gottheiten oftmals sogar von existenzieller Bedeutung für die Menschen. Sie nahmen Rollen ein, die selbstverständlich bis in das alltägliche Verhalten der jeweiligen Gesellschaften abfärbten.
Für diejenigen, denen diese Ausführungen zu feministisch erscheinen, möchte ich versichern, dass es mir keineswegs darum geht hier eine ‚Frauenwelt‘ zu idealisieren, es geht vielmehr darum männliche Anmassung aufzudecken.
Gehen wir also davon aus, dass in den Götterwelten weder Frauen noch Männer dominierten. Diese These würde zu der gesicherten Erkenntnis passen, dass beispielsweise im Germanischen das Wort für „guda Gott“ ursprünglich gramattisch ein Neutrum war. Alle Götter waren Neutren. Erst zur Zeit der arianischen Christianisierung (3.-4. Jahrhundert) wurde der Gottesbegriff zum Maskulinum.
Mit dem Monotheismus erhält die Männerdominanz eine solide religiöse Grundlage, indem sich die gesamte universale Macht auf eine abstrakte Gottesgewalt konzentriert, die von den Gläubigen individuell figürlich ausgestattet werden konnte und somit als verinnerlichte Macht ge- und missbraucht wurde, die aber selbstverständlich männlich war und ist.
Sie repräsentiert ein maximales Machtmonopol. Von diesem erdrückenden Machtdepot leiteten die Leader in den monotheistischen Gesellschaften ihre Machtansprüche ab, sozusagen von Gottes Gnaden. Der grösste Vorteil war, dass sie nicht um ihrer persönlichen Autorität Willen für Loyalität zu sorgen hatten; es reichte, die Heiligkeit von Gottes Geboten durchzusetzen, wenn nötig mit Feuer und Schwert. Vor allem die Kaste der religiösen Würdenträger mästete sich mit der göttlichen Autorität. Natürlich auch Staatsoberhäupter und deren Funktionäre.
Die magische Kraft der Vulva im Mittelalter
Dieser Prozess verlief langsam über viele Generationen. Die Verbreitung des Christentums im Mittelalter ging mit einer Vermischung von heidnischen Gottheiten und Mythen einher. Eine einmal verinnerlichte Mystik lässt sich nicht so ohne weiteres aushebeln.
Der Bau der ersten Kirchen wurde von Mönchen und Freiwilligen aus den Gemeinden betrieben. Um den Widerstand so klein wie möglich zu halten gab es viele Zugeständnisse bisherige Bräuche zu integrieren. Dabei achteten die Kleriker darauf, dass solche ausserhalb der Kirchen stattfanden um den Schoss der Kirche, das Innere davon rein zu halten.
So gab es im ursprünglich keltischen Irland beispielsweise ausserhalb einen ausgehöhlten Stein um den herumprozessiert wurde um die bösen Geister in die Aushöhlung zu locken, die der Priester plötzlich mit einem anderen Stein verschloss, um so die bösen Geister gefangen zu halten.
Auch finden wir bis in die Gotik viele Steinfiguren die aus dem Heidnischen kommen, so auch ihre Vulva zeigenden Frauen, wie die als Kragstein dienende Nonne der Abteikirche von Saint Radegonde, Poitiers 13. Jahrhundert.
Im angelsächsischen Raum werden sie Sheela-na-gig genannt. Ein keltischer Begriff, der so etwas wie Hexe bedeuten soll.
Es ist anzunehmen, dass wie in etlichen Mythen beschrieben das entblösste weibliche Geschlecht die bösen Geister vertreibe oder von ihrem verderblichen Tun abhalten. Man glaubte, dass so selbst Tote wieder erweckt werden könnten und sich nach einer Fabel von Lafontaine selbst der Teufel davon besiegen lässt. Solche Figuren gab es auch an weltlichen Gebäuden, wie am Stadttor von Porta Tosa.
Und der mythische irische Held Cuchulian wird durch 150 Frauen die die Röcke heben, davon abgehalten, gegen sein eigenes Volk zu kämpfen.
Die Kirche tat damals alles um die heidnische Spiritualität zu vereinnahmen. Waren die Welten der Götter und Naturgeister allgemeiner Besitz sodass jedermann seine eigene spirituelle Welt entwickeln konnte, so vereinnahmte die Kirche die Glaubensspiritualität für sich und machte aus den Gläubigen demütig Dienende.
Um die kirchliche Macht zu verankern, gab es viele Ge- und Verbote. Manche Einschränkungen würden wir heute als sadistisch bezeichnen. In Irland wurden bis Anfang des vorigen Jahrhunderts Kinder die vor der Taufe starben auf einem abgelegenen Feld namenlos verscharrt und es war den Müttern verboten diese Orte zu besuchen.
Der kirchlich geformte Monotheismus gab den Männern in den Familien mehr Macht und schwächte die weibliche Würde. Ihre Spiritualität war für die Kirche der bedrohlichste Widerstand, der mit allen Mitteln bekämpft werden musste.
Das bestätigt die Sage vom heiligen Patrik, der alle Schlangen aus Irland vertrieb. Da es aber niemals Schlangen in Irland gab, besagt die Metapher dass er das Heidentum vertrieb und speziell den Frauen austrieb, die sich bei Not (Krankheit, Hunger, etc,) immer wieder an die überlieferten Geister wandten (was einige bis heute tun).
Wie gross auch die, meistens von Männern verursachte alltägliche Not war, die Frauen hatten zu gebären und irgendwie einen Weg zu finden die Familie über Wasser zu halten. Wer in den unteren sozialen Schichten als Mädchen geboren wurde, hatte meist ein erbärmliches ohnmächtiges Schicksal vor sich. Die magische Kraft ihres Geschlechts hatte sich ins Nichts aufgelöst.