Kitabı oku: «Die ersten drei Jahre Christentum», sayfa 3
c) Apg 3,1–26: Heilung eines Lahmen durch Petrus und Rede des Petrus
1 Petrus aber und Johannes gingen in das HEILIGTUM hinauf zur Stunde des Gebets, der neunten.
2 Und ein Mann, der von Mutterleib an lahm war, wurde (herbei)getragen; den setzten sie täglich an das sogenannte Schöne Tor des HEILIGTUMS, um ihn ein Almosen erbitten zu lassen von denen, die in das HEILIGTUM hineingingen. 3 Als der Petrus und Johannes sah, wie sie im Begriff waren, in das HEILIGTUM hineinzugehen, bat er darum, ein Almosen zu bekommen.
4 Petrus aber blickte ihn fest an mit Johannes und sagte: Sieh uns an!
5 Er aber betrachtete sie aufmerksam und erwartete, etwas von ihnen zu bekommen.
6a Petrus aber sagte: Silber und Gold besitze ich nicht; was ich aber habe, das gebe ich dir: 6b Im NAMEN Jesu Christi, des Nazoräers: GEh UMHER
7a Und er fasste ihn bei der rechten Hand und richtete ihn auf.
7b Sofort aber wurden seine Füße und seine Knöchel fest, 8 und er sprang auf, stellte sich hin und GING UMHER. Und er ging mit ihnen in das HEILIGTUM hinein, GING UMHER und sprang und LOBTE GOTT.
9 Und das GANZE VOLK sah ihn UMHERGEHEN und GOTT LOBEN 10. Sie erkannten ihn aber, dass er der war, der wegen des Almosens am Schönen Tor des HEILIGTUMS gesessen hatte. Und sie wurden mit Staunen und Entsetzen erfüllt über das, was sich mit ihm ereignet hatte.
11 Während er aber Petrus und Johannes festhielt, lief das GANZE VOLK bei ihnen zusammen an der sogenannten Halle Salomos (und war) voller Erstaunen.
12a Als Petrus es aber sah, begann er zum VOLK zu sprechen:
12b Israelitische Männer, was verwundert ihr euch über diesen, oder was blickt ihr uns an, als hätten wir aus eigener Kraft oder Frömmigkeit bewirkt, dass er UMHERGEHT?
13 Der GOTT Abrahams und Isaaks und Jakobs,
der GOTT unserer Väter
[Ex 3,6],
hat SEINEN KNECHT Jesus verherrlicht, den ihr ausgeliefert und vor dem Angesicht des Pilatus verleugnet habt, als jener zum Urteil gekommen war, (ihn) freizugeben. 14 Ihr aber habt den Heiligen und Gerechten VERLEUGNET und gebeten, dass euch ein Mörder geschenkt werde;
15 den Anführer des Lebens aber habt ihr getötet. Den hat GOTT aus den Toten auferweckt, wofür wir Zeugen sind. 16 Und durch den GLAUBEN an seinen NAMEN hat diesen, den ihr seht und kennt, sein NAME gefestigt; und der durch ihn (gewirkte) GLAUBE hat ihm diese Unversehrtheit gegeben vor euch allen.
17 Und jetzt, Brüder, weiß ich, dass ihr in Unwissenheit gehandelt habt wie auch eure Herrscher. 18 GOTT aber hat das, was er durch den Mund aller Propheten vorher bekannt gemacht hat, dass sein Christus leiden werde, auf diese Weise erfüllt. 19 So kehrt nun um und bekehrt euch, damit eure Sünden ausgelöscht werden, 20 auf dass vom Angesicht des HERRN her Zeiten der Erquickung kommen mögen und er den euch im Voraus bestimmten Christus, (nämlich) Jesus, schicke. 21 Den muss der Himmel aufnehmen bis zu den Zeiten der Wiederherstellung aller Dinge, von denen Gott durch den Mund seiner heiligen Propheten von jeher geredet hat. 22 Mose hat gesagt:
Einen Propheten wird euch erstehen lassen der Herr, euer GOTT,
aus euren Brüdern, (einen Propheten) wie mich;
auf ihn sollt ihr hören in allem,
wie viel er auch zu euch redet.
23 Es wird aber sein:
jede Seele, die auf jenen Propheten nicht hört,
wird aus dem VOLK ausgerottet werden.
[vgl. Dtn 18,15–20]
24 Aber auch alle Propheten, von Samuel und den folgenden an, so viele geredet haben, haben auch diese Tage verkündet. 25 Ihr seid die Söhne der Propheten und des Bundes, den GOTT für eure Väter eingerichtet hat, als er zu Abraham sagte:
Und in deiner Nachkommenschaft
werden alle Volksstämme der Erde gesegnet werden.
[Gen 22,18; 26,4]
26 Euch zuerst hat GOTT SEINEN KNECHT aufstehen lassen und ihn gesandt, der euch segnet, wenn ihr euch, jeder (einzelne), von euren Bosheiten abkehrt.
ANALYSE
3,1–10: Heilung eines Lahmen durch Petrus
Die Wundererzählung steht nicht zufällig an dieser Stelle. Sie erläutert die vorausgehende Notiz, dass durch die Apostel »viele Wunder und Zeichen« geschahen.87 Die Geschichte hat folgenden stilgemäßen Aufbau: V. 1–2 bilden die Einleitung mit »Schönes Tor« als Ortsangabe. V. 3, das Betteln des Lahmen, leitet V. 4–8, den Hauptteil, ein. Dieser enthält folgende Elemente: Befehl in V. 4, Heilungswort in V. 6b, Heilungsgeste in V. 7a, sofortiges Eintreten der Heilung in V. 7b, Demonstration in V. 8a. V. 9–10 bilden den Schlussteil und schildern die Wirkung auf »das ganze Volk«. Die Wundererzählung ähnelt der von der Heilung eines Gelähmten durch Paulus, Apg 14,8–10, und der von der Heilung eines Gelähmten durch Jesus, Lk 5,17–26.
Zur Interpretation der Wundergeschichte durch Lukas:
Verse 1–3: V. 1 charakterisiert Petrus und Johannes als gesetzestreue Juden, welche die Gebetsstunden einhalten. Das ist Lukas mit Blick auf die Apostel wichtig. Die Erwähnung des Johannes in V. 3 ist wie auch sonst redaktionell.88
Verse 4–5: Dieses Stück geht wohl ganz auf Lukas zurück.
Vers 6: Die Wendung »Silber und Gold besitze ich nicht« weist auf die Apg 2,44–45 geschilderten Besitzverhältnisse zurück89 und bereitet gleichzeitig Apg 4,32–35 vor.
Verse 8–9: Das Loben Gottes durch den Geheilten in V. 8 erinnert an das Gotteslob der Gemeinde in Apg 2,47.
Vers 10: Der Vers nimmt V. 2 auf und rundet die Geschichte ab.
Geschichtlicher Wert
Der vorliegenden Erzählung von der Heilung eines Gelähmten durch Petrus liegt kein historischer Kern zugrunde.
3,11–26: Predigt des Petrus in der Halle Salomos
Vers 11: Der Vers ist eine Überleitung, die die vorige Szene des Wunders mit der Petruspredigt verbindet. Petrus redet in der sogenannten Halle Salomos, die sich Lukas offenbar innerhalb des Tempelbezirkes denkt, zu dem das »Schöne Tor« von V. 2 ein Eingang ist.
Vers 12: V. 12a verknüpft die nachfolgende Rede mit V. 11. Die Anrede »Israelitische Männer« entspricht Apg 2,22a. In V. 12b wird ebenso wie in der Pfingstrede Apg 2,15 ein Missverständnis zurückgewiesen.
Verse 13–15: Der Abschnitt paraphrasiert – unter teilweise wörtlicher Aufnahme der Barabbas-Szene aus dem Evangelium90–Passions- und Auferstehungscredo, verbunden mit der Aussage, die Apostel seien Zeugen.91
Vers 16: Lukas nimmt auf die Wundergeschichte Bezug. Er hebt nachträglich hervor, dass ein Wunder den Glauben an den Namen Jesu voraussetzt. In seinem Namen ist der auferweckte Jesus auf Erden anwesend. Die überladene Formulierung zeigt Lukas’ Schwierigkeiten, der Überlieferung seine Theologie aufzuprägen.92
Vers 17: »Und jetzt« ist Gliederungselement. Das Unwissenheitsmotiv im Zusammenhang der Passion entspricht lukanischer Theologie, vgl. Lk 23,34; Apg 13,27.
Vers 18: Zum Leiden des Christus vgl. Lk 24,26–27. Von Propheten ist auch an anderen Stellen die Rede.93
Verse 19–21: Die Buße – so Lukas – zieht die Sündenvergebung nach sich; vgl. vorher Apg 2,38. Apg 3,20–21 wirkt wie ein Fremdkörper im von Lukas geschaffenen Zusammenhang. Die Verse setzen offenbar – unlukanisch – einen Konnex von Umkehr und Verwirklichung des zukünftigen Heils voraus. Die zukünftige Heilszeit wird durch die Bekehrung der Juden herbeigeführt.
Lukas scheint in V. 21 eine Verzögerung des zukünftigen Kommens Jesu vorauszusetzen. Die Aussage über die Propheten, die V. 18b zufolge das Leiden Christi bzw. die künftigen »Zeiten der Wiederherstellung aller Dinge« vorausverkündigt haben, umrahmt Bußruf und Ausblick in die Zukunft.
Verse 22–26: Dem Vorausblick, V. 20–21, fügt dieser Abschnitt einen Rückblick auf den geschichtlichen Jesus mit »Schriftbeweis« und Bußmahnung an. V. 22–24 sind eine Einheit. Auch Mose gehört zu den V. 18 und V. 21 genannten Propheten. Ihre Verkündigung ist auf »diese Tage«, V. 24, bezogen. In V. 25 liegt wahrscheinlich Gen 22,18 (LXX) zugrunde. Dabei hat Lukas, von Kleinigkeiten abgesehen, die Wendung »alle Völker der Erde« geändert in »alle Volksstämme der Erde«. Diese Änderung war notwendig, weil die Rede in der Apostelgeschichte sich nur an Juden richtete. Der Begriff »die Völker« meint Heiden. Der Ausdruck »Volksstämme« schließt dagegen Juden mit ein. Ihnen gilt ja, wie das Adverb »zuerst« Apg 3,26 zeigt, in besonderer Weise der Segen. Lukas hat damit das Zitat dem Kontext angepasst, nämlich der Petruspredigt an Juden.
Die in V. 25–26 vollzogene Deutung der Nachkommenschaft Abrahams auf Jesus begegnet bereits Gal 3,16 (»Samen«). Folgende Erklärungen dieses Befundes sind denkbar: a) Paulus und Lukas verwenden unabhängig voneinander eine Tradition. b) Lukas benutzt Gal 3,16. c) Lukas benutzt eine Tradition des paulinischen Missionsbereiches, die auf Gal 3,16 zurückgeht. Jedenfalls ist die auf Christus bezogene Deutung von Gen 22,18 vorlukanisch.
Geschichtlicher Wert
Diese Petrusrede enthält ebenso wie die in Apg 2,14–36 kein historisch verwertbares Material. Sie »ist also keine Zusammenfassung … einer wirklich gehaltenen Ansprache des Petrus, sondern ein Produkt des Autors der Apostelgeschichte.«94 Unter Einbeziehung der Analyse von Apg 2,14–41 ergibt sich daraus der Schluss: Es existiert keine glaubwürdige Quelle darüber, dass Petrus ein erfolgreicher »Missionsprediger« der ersten Stunde war, und in Jerusalem nach der »Auferstehung« Jesu öffentliche Ansprachen gehalten hat. »Lukas macht sich … sein Bild von den Ereignissen der Frühzeit: Er stilisiert Petrus zu einem … vollmächtigen Redner, der in der Lage ist, öffentlich zum Volk zu sprechen und ein gewaltiges Publikum mit seinen Worten zu fesseln … –ganz so wie es die besten Rhetoren seiner Zeit vermochten.«95
d) Apg 4,1–31: Petrus und Johannes vor dem Hohen Rat und die Reaktion der Gemeinde auf deren Freilassung
1 Während sie aber zu dem VOLK redeten, traten zu ihnen die Priester und der Hauptmann des Heiligtums und die Sadduzäer hinzu 2 und ärgerten sich, weil sie das VOLK lehrten und an (dem Beispiel von) Jesus die Auferstehung aus den Toten verkündigten. 3 Und sie legten Hand an sie und nahmen sie bis zum nächsten Tag in Haft, denn es war schon Abend.
4 Viele aber von denen, die das Wort gehört hatten, kamen zum Glauben; und die Zahl der Männer stieg auf fünftausend.
5 Es geschah aber am nächsten Tag, dass sich ihre Herrscher und Ältesten und Schriftgelehrten in Jerusalem versammelten 6 und (zwar) Hannas, der Hohepriester, und Kaiphas und Johannes und Alexander und alle, die von hohepriesterlicher Abkunft waren. 7 Und sie stellten sie in die Mitte und vernahmen (sie): Durch welche Kraft oder durch welchen NAMEN habt ihr dies getan?
8 Da sagte Petrus, erfüllt mit heiligem Geist, zu ihnen: Herrscher des Volkes und Älteste! 9 Wenn wir heute wegen der Wohltat an einem kranken Menschen verhört werden, wodurch dieser GERETTET worden sei, 10 so sei euch allen und dem ganzen VOLK Israel bekannt: Durch den NAMEN Jesu Christi, des Nazoräers, den ihr gekreuzigt habt, den GOTT aus den Toten auferweckt hat – durch diesen steht dieser gesund vor euch. 11 Dieser ist der Stein, der als der, der von euch, den Baumeistern, verachtet wurde, zum Schlussstein geworden ist.
12 Und es ist in keinem anderen die RETTUNG. Denn unter dem Himmel ist auch kein anderer bei den Menschen gegebener NAME, in dem wir GERETTET werden sollen.
13 Als sie aber den FREIMUT des Petrus und Johannes sahen und erfassten, dass sie ungebildete Menschen und Laien waren, verwunderten sie sich; und sie erkannten, dass sie mit Jesus zusammen gewesen waren. 14 Und da sie den Menschen, der gesund gemacht worden war, bei ihnen stehen sahen, hatten sie nichts zu entgegnen. 15 Sie befahlen ihnen aber, den Hohen Rat zu verlassen, und berieten miteinander:
16 Was sollen wir diesen Menschen tun? Denn dass ein deutliches Zeichen durch sie geschehen ist, ist allen Einwohnern von Jerusalem offenbar, und wir können es nicht leugnen. 17 Aber damit es nicht weiter unter dem VOLK verbreitet werde, wollen wir ihnen drohend gebieten, in diesem NAMEN zu keinem Menschen mehr zu reden.
18 Und sie ließen sie rufen und befahlen ihnen, im NAMEN Jesu überhaupt nicht zu reden und zu lehren.
19 Petrus aber und Johannes antworteten und sagten zu ihnen: Ob es gerecht ist vor GOTT, auf euch mehr zu hören als auf GOTT, (darüber) urteilt (selbst)! 20 Denn wir sind außerstande, das, was wir gesehen und gehört haben, nicht zu sagen.
21 Sie aber drohten nochmals und LIESSEN SIE FREI, da sie nichts fanden, wie sie sie bestrafen könnten, wegen des VOLKES; denn alle priesen GOTT für das, was geschehen war. 22 Denn mehr als vierzig Jahre alt war der Mensch, an dem sich dieses Zeichen der Heilung ereignet hatte.
23 Nachdem sie aber FREIGELASSEN worden waren, kamen sie zu den Ihrigen und berichteten alles, was die Hohenpriester und die Ältesten zu ihnen gesagt hatten.
24a Als die es aber gehört hatten, erhoben sie einmütig (ihre) Stimme zu GOTT und sagten:
Gebieter,
24b der du den Himmel geschaffen hast
und die Erde und das Meer und alles, was darin ist
[Neh 9,6; Ex 20,11; Ps 146,6];
25a der du (durch) den Mund unseres Vaters David, deines Knechtes, durch den heiligen Geist gesagt hast:
25b Warum tobten die Heiden
und sannen die Völker Nichtiges?
26 Es traten auf die Könige der Erde,
und die Herrscher VERSAMMELTEN sich an einem Ort
gegen den HERRN und gegen seinen Gesalbten.
[Ps 2,1–2 LXX]
27 Denn in Wahrheit VERSAMMELTEN sich in dieser Stadt gegen DEINEN heiligen KNECHT Jesus, den du gesalbt hast, Herodes und Pontius Pilatus mit den Heiden und den Völkern Israels, 28 um alles zu tun, was deine Hand und dein Ratschluss zu geschehen vorherbestimmt hatte.
29 Und jetzt, HERR, sieh ihre Drohungen an und gib deinen Sklaven, mit allem FREIMUT dein Wort zu reden, 30 dadurch, dass du deine Hand zur Heilung ausstreckst und Zeichen und WUNDER geschehen lässt durch den NAMEN DEINES heiligen KNECHTES Jesus.
31 Und als sie GEBETET hatten, bebte der Ort, an dem sie versammelt waren; und sie wurden alle vom heiligen Geist erfüllt und redeten das Wort GOTTES mit FREIMUT.
ANALYSE
4,1–22: Petrus und Johannes vor dem Hohen Rat
Verse 1–3: Die Handlung spitzt sich zu. Nachdem der Lahme geheilt ist und Petrus seine Rede an das Volk gehalten hat, regt sich Widerstand. Petrus und Johannes werden am Abend durch die Priester, den Tempelhauptmann und die Sadduzäer festgesetzt. Der Abschnitt enthält die Exposition für das folgende Verhör.
Vers 4: Der Erzähler flicht ein, dass das Wachstum der Gemeinde sich wunderbar fortsetzt. Sie bestand aus etwa 120 Personen96; dann kamen etwa 3000 dazu97; jetzt steigt die Zahl der gläubigen Männer auf 5000. Als Paulus bei seinem letzten Jerusalembesuch Jakobus begrüßt, gehören noch viel mehr dazu: Zehntausende98.
Verse 5–22: Eine Szene vor dem Hohen Rat schließt sich an.
V. 5–7: Diese Verse leiten das Verhör ein. Ein Rückbezug in V. 7 auf Apg 3,12. 16 (vgl. Apg 3,6), stellt die Frage an die Apostel so, wie sie für die nachfolgende Rede benötigt wird: »Durch welche Kraft oder durch welchen Namen habt ihr dies getan?«
V. 8–12: Eine Petrusrede folgt; sie kombiniert das in Apg 3,1–10 berichtete Wunder mit der Verkündigung über Christus. Mit V. 8 erfüllt sich das Jesuswort Lk 12,12: »Der heilige Geist wird euch in eben der Stunde lehren, was ihr sagen müsst.« V. 9–10 beziehen sich auf die Heilungsgeschichte, V. 11 liefert einen »Schriftbeweis«, der bisher noch nicht vorkam: Ps 118,22. Dort heißt es: »Der Stein, den die Bauleute verworfen haben, ist zum Eckstein geworden.« Dieser Satz findet sich auch Lk 20,1799–ein Text, der hier anklingt.
V. 13–22: Dieser Abschnitt gipfelt in der Aussage, dass die Apostel dem Predigtverbot nicht gehorchen können. Es fällt auf, dass die Ankläger erst jetzt das enge Verhältnis der Jünger zu Jesus entdecken. V. 14 verknüpft die Szene mit Apg 3,1–11 und bereitet zugleich die folgende Handlung vor, die der Geheilte sozusagen provoziert. V. 16–17 berät der Hohe Rat noch einmal über seine Reaktion auf die Wunderheilung, und zwar ohne dass wie in V. 15 die Apostel anwesend sind. In V. 16b sieht die jüdische Behörde ein: Durch Petrus und Johannes ist ein für alle Bewohner Jerusalems deutliches Zeichen geschehen. Das Predigtverbot in V. 17–18 wird nur erteilt, um nicht befolgt zu werden.
Die Aufforderung in V. 19, »ob es gerecht ist vor Gott, auf euch mehr zu hören als auf Gott, (darüber) urteilt (selbst)!«100 enthält eine Anspielung auf Sokrates, der in ähnlicher Situation seinen Richtern gesagt hatte: »Gehorchen werde ich dem Gott mehr als euch.«101 Lukas betont, dass die Mission in Jerusalem heilsnotwendig ist, und zeigt seinen griechischen Lesern zugleich die eigene Bildung. V. 21 verstärkt V. 17–18: Zwar will die jüdische Behörde die Evangeliumspredigt unterbinden, ist dazu aber nicht in der Lage. V. 22 rundet die Apg 3,1 begonnene Szene ab und streicht die wunderbare Heilung noch einmal heraus: Der Lahme ist älter als vierzig Jahre, d. h., so lange war er von der Krankheit befallen.
Geschichtlicher Wert
Der Gesamttext entspringt lukanischer Theologie und fällt für die historische Frage aus.102
4,23–31: Gebet der Gemeinde
Verse 23–24a: Das Stück verknüpft die vorige Einheit mit der vorliegenden. V. 24: »Gebieter« ist Gottesanrede, die im Neuen Testament noch Lk 2,29 im Gebet Symeons sowie Jud 4 und Offb 6,10 vorkommt.103 Die Vorstellung von Gott, dem Schöpfer des Himmels und der Erde und des Meeres, stammt aus dem Alten Testament.
Verse 24b–30: Die in der älteren Forschung verschiedentlich vertretene These, V. 24b–28 seien Teil eines alten Gemeindegebetes, scheitert daran, dass hier nicht der Stil des Gebets, sondern der Exegese von Ps 2,1–2 vorherrscht. Damit bestreite ich nicht, dass das Gebet ganz dem Schema in jüdischen und alttestamentlichen Schriften entspricht104 und daher vorlukanische christliche Vorgänger gehabt haben kann.
V. 25b–26: Diese Verse zitieren Ps 2,1–2 (LXX) wörtlich und dürften auf Lukas zurückgehen.
V. 27–28: V. 27 bringt die Deutung des Psalms. Drei der im Zitat genannten vier Gruppen (»Heiden«, »Völker«, »Könige«, »Herrscher«) werden im Lichte der Passionsgeschichte des Lukas wie folgt gedeutet: Herodes Antipas steht stellvertretend für die Könige, Pilatus für die Herrscher, Israel für die Völker. Die römischen Soldaten meinen wohl die Heiden. V. 27 ist Rückbezug auf Lk 23,12: »An eben diesem Tag aber wurden Herodes und Pilatus Freunde.« V. 28: Die Vorstellung vom Plan Gottes ist lukanisch.105
V. 29–30: V. 29 lenkt das Gebet auf die Gegenwart, indem es Gott auf die V. 17 und V. 21 ausgesprochenen Drohungen der jüdischen Behörde hinweist. V. 30 erinnert an die Heilung und die Wundertaten, die im Namen Jesu erfolgten.
Vers 31: Der Vers beschreibt die Gebetserhörung; sie ist als ein Beben des Ortes wahrzunehmen. Die griechisch-römische Antike kennt Berichte darüber, dass die Erde als Antwort auf Gebete bebt.106 V. 31 berichtet zugleich von einer Art zweitem Pfingsten: Alle Christen werden von heiligem Geist erfüllt.
Geschichtlicher Wert
Der Text entspringt lukanischer Theologie und fällt für die historische Frage aus.
e) Apg 4,32–5,16: Das Leben der Gemeinde. Hananias und Saphira. Weitere Ausbreitung des christlichen Glaubens
32a Die Menge der zum Glauben Gekommenen aber war ein Herz und eine Seele; 32b und auch nicht einer sagte, dass etwas von seinem Besitz sein eigen sei, 32c sondern es war ihnen alles gemeinsam. 33a Und mit großer Kraft machten die Apostel die Zeugenaussage von der Auferstehung des HERRN Jesus; 33b und große Gnade war auf ihnen allen. 34a Denn es war auch kein Bedürftiger unter ihnen, 34b denn alle, die Besitzer von Grundstücken oder Häusern waren, VERKAUFTEN sie, brachten die Beträge, (die sie) für das Veräußerte (erhielten), 35 und legten sie den Aposteln zu Füßen; es wurde aber jedem zugeteilt, je nachdem einer Bedarf hatte.
36 Joseph aber, der von den Aposteln den Beinamen Barnabas erhalten hatte – das heißt übersetzt: Sohn des Trostes –, ein Levit, Zyprer von Geburt, 37 der einen Acker besaß, VERKAUFTE ihn, brachte das Geld herbei und legte es den Aposteln zu Füßen.
5,1 Ein Mann namens Hananias aber, mit Saphira, seiner Frau, VERKAUFTE ein Gut 2 und SCHAFFTE (etwas) VON DEM BETRAG beiseite wovon auch die Frau wusste; und er brachte einen Teil und legte ihn den Aposteln zu Füßen.
3 Petrus aber sagte: Hananias, warum hat der Satan DEIN HERZ erfüllt, dass du den heiligen Geist belogen und (etwas) VON DEM BETRAG, (den du) für das Grundstück (erhalten hast), BEISEITE GESCHAFFT hast? 4a (Ist es) nicht (so, dass) es, solange es (unverkauft) blieb, dein blieb und (der Ertrag), als es veräußert war, in deiner Verfügung war? 4b Warum hast du in DEINEM HERZEN diese Sache beschlossen? 4c Du hast nicht Menschen belogen, sondern GOTT.
5a Als aber Hananias diese Worte hörte, FIEL ER HIN UND HAUCHTE SEIN LEBEN AUS.
5b Und große Furcht kam über alle, die es hörten.
6 Die Jüngeren aber standen auf und hüllten ihn ein, und sie TRUGEN IHN HINAUS UND BEGRUBEN IHN.
7 Es geschah aber nach Ablauf von ungefähr drei Stunden, da kam seine Frau herein, ohne zu wissen, was geschehen war.
8 Petrus aber redete sie an: Sag mir, habt ihr das Grundstück für so viel hergegeben?
Sie aber sagte: Ja, für so viel.
9a Petrus aber (sagte) zu ihr: Warum bloß wurde von euch vereinbart, den Geist des HERRN zu versuchen? 9b Siehe, die Füße derer, die deinen Mann begraben haben, (sind) an der Tür, und sie werden dich hinaustragen.
10 SIE FIEL aber sofort zu seinen Füßen nieder UND HAUCHTE IHR LEBEN AUS.
Als aber die jungen Männer hereinkamen, fanden sie sie tot; und sie TRUGEN SIE HINAUS UND BEGRUBEN SIE bei ihrem Mann.
11 Und große Furcht kam über die ganze Gemeinde und über alle, die dies hörten.
12 Durch die Hände der Apostel aber geschahen viele Zeichen und Wunder im VOLK. Und sie waren alle einmütig in der Säulenhalle Salomos. 13 Von den übrigen aber wagte niemand, sich ihnen anzuschließen, doch das VOLK pries sie. 14 Umso mehr aber wurden solche, die glaubten, (von) dem HERRN hinzugetan, Mengen von Männern und Frauen.
15a Daher trug man die KRANKEN sogar auf die Straßen hinaus und legte sie auf Betten und Tragen, 15b damit, wenn Petrus kam, wenigstens sein Schatten auf einen von ihnen falle.
16 Es kam aber auch die Menge aus den Städten um Jerusalem zusammen, und sie brachten KRANKE und von unreinen Geistern Geplagte, welche alle gesund gemacht wurden.
ANALYSE
4,32–37: Das Leben der Gemeinde. Geschenk des Barnabas
Vers 32: Der Vers hebt die Einheit der Gemeinde hervor und variiert den Inhalt von Apg 2,44–45: V. 32b setzt Eigentum einzelner Gemeindemitglieder voraus, doch stellen diese es der Gemeinde zur Verfügung, so dass ihnen alles gemeinsam ist.
Zur Zeichnung der Urgemeinde arbeitet Lukas in diesem Vers biblische Ausdrücke (»ein Herz und eine Seele«)107 mit griechischen Idealen darüber zusammen, dass »alles allen gemeinsam« oder »Freundesgut gemeinsam« sei.108
Vers 33: V. 33a unterbricht die Schilderung der Urgemeinde und betont – für Lukas typisch – das Zeugnis der Apostel von der Auferstehung Jesu. Dies sei »mit großer Kraft« geschehen. V. 33b führt aus, dass auf allen Christen eine große Gnade (Gottes) war. Das führt zurück zu der Charakterisierung der Urgemeinde in V. 32 und weiter zu V. 34.
Verse 34–35: Der Satz: »Es war auch kein Bedürftiger unter ihnen« in V. 34a sieht die Aussage von Dtn 15,4109 in der Gemeinde als erfüllt an.
Die in V. 34b–35 gemachten Angaben setzen im Unterschied zu V. 32 scheinbar eine totale Eigentumsaufgabe der Jerusalemer Gemeindeglieder voraus. Sie verkaufen Ländereien oder Häuser und legen den Erlös den Aposteln zu Füßen. Diese geben einem jeden nach seinem Bedarf etwas davon. Doch ist nicht vorausgesetzt, dass die Gemeindeglieder ihr gesamtes Eigentum verkaufen.
Lukas’ Pointe liegt in der Zweckbestimmung V. 35: »je nachdem einer Bedarf hatte«110 und darin, dass sich in der Jerusalemer Gemeinde alttestamentliche und griechische Ideale verwirklichen.111 Das wird noch deutlicher dadurch, dass V. 35 und V. 37 gleich lautend sagen, die Christen bzw. Barnabas hätten das zugunsten der Gemeinde Verkaufte den Aposteln zu Füßen gelegt. Dieselbe Wendung nimmt Lukas im Folgenden Apg 5,2 auf. Die ersten beiden positiven und das dritte negative Beispiel zeigen, worum es geht: um den Verkauf von Eigentum der Begüterten zugunsten der Armen, wobei wie vorher Apg 2,45 den Aposteln die Verteilung obliegt. Eigentümer sollen auf so viel verzichten, dass es in der Gemeinde des Lukas keinen Unterschied mehr zwischen Bedürftigen und Reichen gibt.
Die Regel »je nachdem einer Bedarf hatte« in V. 35b, die wörtlich Apg 2,45c entspricht, soll – so Lukas – in den christlichen Gemeinden seiner Zeit gelten. Dabei überträgt er, was er von der Gemeinde erwartet, in die Urkirche und idealisiert sie.
Verse 36–37: Die Wendung »von den Aposteln« in V. 36 ist sicher redaktionell. Bisher dominiert in der Apostelgeschichte noch eine jerusalemische Perspektive. Der lukanische Ausdruck »den Aposteln zu Füßen legen« in V. 37 erscheint ebenfalls Apg 4,35 und 5,2. In Apg 5,10 wird daraus ein Fallen zu den Füßen des Petrus.
Die Zuordnung des Barnabas zur Jerusalemer Gemeinde an dieser Stelle und später in Apg 9,27; 11,22 geht auf Lukas zurück. Dies wird daran deutlich, dass im unmittelbaren Kontext von Apg 11,23–26, wo von Barnabas’ missionarischem Wirken und seiner Tätigkeit für die Gemeinde von Antiochien die Rede ist, die Sendung durch die Jerusalemer Gemeinde überhaupt nicht erwähnt wird.
Geschichtlicher Wert
Der »Kommunismus« der Urgemeinde entspringt einer Idealisierung des Lukas, die zugleich ermahnen soll. Diese Darstellung kann nicht als sachgemäße Beschreibung der ältesten christlichen Kirche in Jerusalem gelten.112
An der Historizität des Verkaufs eines Ackers durch Barnabas zugunsten einer christlichen Gemeinde ist kein Zweifel möglich. (Begründung: Der lukanische Rahmen verallgemeinert, die Angabe über den Verkauf eines Ackers ist spezifisch und steht zum Rahmen in Spannung.) Indes lässt sich kaum entscheiden, ob der Verkauf des Ackers zugunsten der Jerusalemer Gemeinde getätigt wurde.
Ebenfalls ist die Herkunftsbezeichnung »Zyprer« wohl historisch.113
Entgegen der von Lukas behaupteten Bindung des Barnabas an Jerusalem legen die Paulusbriefe nicht nahe, dass Barnabas aus Jerusalem kommt.114 Paulus nennt ihn zweimal als gleichberechtigten Partner jeweils im Gegenüber zu Jerusalemer Autoritäten.115 In Antiochien wechselt er zur Enttäuschung des Paulus die Seite; er »heuchelt« mit Kephas und anderen Judenchristen und gibt der Forderung der Abgesandten des Jakobus nach, die Tischgemeinschaft mit Heiden aufzukündigen.116 Barnabas ist demnach ein wichtiges Beispiel dafür, dass Lukas Missionare entgegen der historischen Wirklichkeit an Jerusalem bindet. Neben Barnabas ist Paulus der bekannteste Fall117; Johannes Markus118 und Silas119, kommen noch hinzu.
5,1–11: Hananias und Saphira
Verse 1–2: Die Exposition schildert den Verkauf eines Grundstücks durch Hananias und Saphira, die einen Teil des Erlöses zurückbehalten. V. 1, die Angabe »er verkaufte … « lenkt auf Apg 4,37 zurück, wo dasselbe Verb in Verbindung mit Barnabas Ackerverkauf gebraucht wurde. V. 2, die Wendung »den Aposteln zu Füßen legen«, erscheint bereits Apg 4,35. 37.
Verse 3–6: Dieser Abschnitt schildert die Bestrafung des Hananias.
V. 3: Petrus kann Gedanken lesen und spricht Hananias an.
V. 4: Der Vers geht ganz auf Lukas zurück. V. 4a-b fällt als Erläuterung wegen seiner Umständlichkeit aus dem Rahmen. Er sagt: auf Besitz zu verzichten, das Gut zu verkaufen und den Erlös abzuliefern, ist nicht Pflicht, sondern freiwillig. Der Satz V. 4c: »Du hast nicht Menschen belogen, sondern Gott« erinnert überdies an das Petruswort Apg 5,29: »Man muss Gott mehr gehorchen als Menschen« und an den Rat Gamaliels Apg 5,38–39: »Wenn dieses Vorhaben oder dieses Unternehmen von Menschen sein sollte, wird es zunichte werden. Wenn es aber von Gott ist, werdet ihr sie nicht zunichte machen können«. Beide Male geht es wie in V. 4c um eine Bindung an Gott gegenüber der an Menschen. Hananias »meinte, es nur mit Menschen zu tun zu haben; in Wirklichkeit verging er sich aber an Gott, der durch seinen Geist in der Gemeinde präsent ist.«120 V. 5: Das Verb »aushauchen« beschreibt in archaischer Feierlichkeit wie in V. 10 das Gottesgericht an Hananias. Es bewirkt Furcht unter den Hörern.121 Auch Herodes »haucht« später sein Leben auf Befehl Gottes »aus«, weil er diesem nicht die Ehre gegeben hat.122
V. 6: Saphira tritt ein, ohne vom Tod ihres Mannes zu wissen. Dessen Leichnam war vorher weggetragen worden. So entsteht Raum für eine neue Szene.
Verse 7–10: Lukas hat dieses Stück der vorigen Episode nachgebildet, um deren Aussage zu bekräftigen.
V. 8: Petrus fragt, ob der gestiftete Betrag der Gesamterlös gewesen sei. Da er weiß, dass beide nicht identisch sind, streicht er damit – wie in V. 2–3 – den Tatbestand heraus, dass das Ehepaar etwas beiseite geschafft hat.
V. 9: Die Anklage in V. 9a entspricht der in V. 4b. Die Wendung »die Füße derer, die deinen Mann begraben haben« in V. 9b klingt alttestamentlich; vgl. Jes 52,7a: »wie lieblich sind auf den Bergen die Füße der Freudenboten«. Sie soll durch den Gegensatz »Füße, die begraben« und »Füße der Freudenboten« den frommen Schauder der Leser noch verstärken.
Ücretsiz ön izlemeyi tamamladınız.