Kitabı oku: «Jesus nach 2000 Jahren», sayfa 13
Mk 14,26-31: Die Ankündigung der Verleugnung durch Petrus
(26) Und nachdem sie den Lobgesang gesungen hatten, gingen sie hinaus zum Ölberg. (27) Und Jesus sagt ihnen: »Alle werdet ihr Ärgernis nehmen; denn es steht geschrieben:
›Ich werde den Hirten schlagen, und die Schafe werden sich zerstreuen.‹ [Sach 13,7]
(28) Aber nach meiner Auferweckung werde ich euch vorausziehen nach Galiläa.«
(29) Petrus aber sagte ihm: »Wenn auch alle Ärgernis nehmen, aber nicht ich!«
(30) Und Jesus sagt ihm: »Amen, ich sage dir: Heute, in dieser Nacht, ehe der Hahn zweimal kräht, wirst du mich dreimal verleugnen.«
(31) Er aber bekräftigte: »Auch wenn ich mit dir sterben müßte, werde ich dich nicht verleugnen!« Ebenso sagten aber auch alle.
Redaktion und Tradition
V. 26-31: Diese Szene ist von Mk selbst im Rückblick formuliert worden unter Verarbeitung der später im MkEv breit ausgestalteten Überlieferung, daß Jesus nach seiner Verhaftung von Petrus verleugnet wurde (14,66-72) und nach seinem Tod auferstanden ist (16,1-8; 16,7 verweist ausdrücklich auf 14,28 zurück, woraus der redaktionelle Charakter beider Verse hervorgeht). Jesus als der Gottessohn muß natürlich auch diese beiden zukünftigen Ereignisse im voraus gewußt haben (vgl. die drei Leidens- und Auferstehungsweissagungen sowie die Prophezeiung der Auslieferung Jesu durch Judas). Das gleiche gilt für die Voraussage Jesu, daß alle Jünger an ihm Ärgernis nehmen würden. Sie setzt die später von Mk berichtete Flucht aller Jünger voraus (14,50). Bezeichnenderweise wird sie in V. 27 durch ein Schriftzitat (Sach 13,7) begründet.
Historisches
Die Szene entstammt der Komposition des Mk und ist deswegen mit Sicherheit unhistorisch.
Mk 14,32-42: Jesus in Gethsemane
(32) Und sie kommen zu einem Garten, dessen Name Gethsemane (ist). Und er sagt seinen Jüngern: »Setzt euch hierher, bis ich gebetet habe!« (33) Und er nimmt Petrus und Jakobus und Johannes mit sich und begann zu zittern und zu zagen (34) und sagt ihnen: »Meine Seele ist betrübt bis an den Tod; bleibt hier und wacht!«
(35) Und er ging ein wenig weiter, warf sich auf die Erde und betete, daß, wenn es möglich sei, die Stunde an ihm vorübergehe, (36) und er sagte: »Abba, Vater, alles ist dir möglich; nimm diesen Kelch von mir; doch nicht, was ich will, sondern was du (willst)!«
(37) Und er kommt und findet sie schlafend und sagt zu Petrus: »Simon, schläfst du? Vermochtest du nicht, eine Stunde zu wachen? (38) Wachet und betet, daß ihr nicht in Versuchung fallt! Der Geist ist willig; aber das Fleisch ist schwach.« (39) Und er ging wieder hin und betete und sagte dieselben Worte. (40) Und wiederum kam er und fand sie schlafend; denn ihre Augen waren sehr schwer, und sie wußten nicht, was sie ihm antworten sollten.
(41) Und er kommt zum dritten Mal und sagt ihnen: »Schlaft nur weiter und ruht! Genug, die Stunde ist gekommen. Siehe, der Menschensohn wird ausgeliefert in die Hände der Sünder. (42) Steht auf, laßt uns gehen! Siehe, der mich ausliefert, ist da!«
Redaktion und Tradition
Um den Text recht zu verstehen, muß man von dem Vorurteil Abschied nehmen, hier habe ein sorgfältiger Historiker gearbeitet. Das ist schon deswegen unmöglich, weil dem Bericht selbst zufolge niemand beim Gebetskampf Jesu in Gethsemane anwesend war. Vielmehr will der erbauliche Zweck des Ganzen recht gewürdigt sein. Die Geschichte streicht den Gehorsam des Gottessohnes im Gegensatz zu dem Stumpfsinn der Jünger heraus, denn dieser Gottessohn ist der im Kult der Gemeinde gegenwärtige Herr, auf den man sich verlassen will.
Zugleich zeigt eine Parallelüberlieferung zur Gethsemane-Szene, welcher Denkhorizont ihr zugrunde liegt. In Hebr 5,7 heißt es über Jesus Christus, den Sohn Gottes: »Als der in den Tagen seines Fleisches sowohl Bitten als auch Flehen dem darbrachte, der ihm aus dem Tod retten konnte, mit lautem Geschrei und Tränen und aus seiner Angst erhört wurde, lernte er, obwohl er Sohn war, an dem, was er litt, den Gehorsam.«
Dieser Lehrsatz entspringt der Lektüre von alttestamentlichen Psalmen, die eine wichtige Quelle auch für die Gestaltung der Gethsemane-Szene und der Passionsgeschichte gewesen sind. Vgl. Ps 22,25: Gott »hat nicht verachtet noch verschmäht das Elend des Armen und sein Antlitz vor ihm nicht verborgen; und als er zu ihm schrie, hörte er es«; Ps 31,23: »Ich sprach wohl in meinem Zagen: Ich bin von deinen Augen verstoßen. Doch du hörtest die Stimme meines Flehens, als ich zu dir schrie«; Ps 69,4: »Ich habe mich müde geschrien, mein Hals ist heiser. Meine Augen sind trübe geworden, weil ich so lange harren muß auf meinen Gott.«
Der Erzähler hat das aus dem Alten Testament erschlossene Motiv vom Gehorsam des Gottessohnes auf der Grundlage des in V. 38 tradierten Jesuswortes zu einer Geschichte komponiert. Auf diese Weise kam das Motiv der Trägheit der Jünger hinzu, das die Ergebung Jesu in Gottes Willen wirkungsvoll kontrastiert.
Die Anzahl der Gebetsgänge in der Perikope (V. 35.39.41) beruht auf dem Prinzip der runden Zahl »drei«. Ebenso hat Jesus die dreimalige Versuchung durch den Teufel bestanden (Mt 4/Lk 4).
V. 33: Zur Bevorzugung der drei Jünger vgl. 5,37; 9,2.
V. 34 enthält Gebetssprache in Anlehnung an Ps 43,5 (LXX: Ps 42,5).
V. 36 entspricht der dritten Bitte des Vaterunsers (Mt 6,10b).
V. 38 ist der überlieferungsgeschichtliche Ausgangspunkt der Gethsemane-Szene.
V. 40b ist in seinem zweiten Teil ebenso wie 9,6a formuliert. Mk liebt nachgeschobene Begründungssätze und streicht hier das Jüngerversagen heraus, ihr dreimaliges Einschlafen.
V. 41: Wie verhält sich »Sünder« zum Topos, daß Jesus gekommen sei, Sünder zu berufen (2,17)? Ist Sünder hier Bild für Heiden? Vgl. Gal 2,15.
Historisches
Der geschichtliche Ertrag ist gleich Null. Das gelegentlich zugunsten der Historizität angeführte Argument, die Perikope sei christologisch zu anstößig, um frei erfunden zu sein, scheitert an dem eingangs beschriebenen erbaulichen Zweck der Geschichte.
Mk 14,43-52: Jesu Gefangennahme
(43) Und sogleich, während er noch redete, kommt herzu Judas, einer der Zwölf, und mit ihm eine Volksmenge mit Schwertern und mit Stangen von den Hohenpriestern und Schriftgelehrten und den Ältesten. (44) Aber der Auslieferer hatte ihnen ein Zeichen angegeben und gesagt: »Welchen ich küssen werde, der ist es; ergreift ihn und führt ihn sicher ab.« (45) Und als er kam, trat er sogleich zu ihm und sagt: »Rabbi!« und küßte ihn. (46) Sie aber legten Hand an ihn und ergriffen ihn.
(47) Einer aber von denen, die dabeistanden, zog sein Schwert und schlug den Knecht des Hohenpriesters und hieb ihm das Ohr ab.
(48) Jesus antwortete und sagte ihnen: »Wie gegen einen Räuber seid ihr ausgezogen mit Schwertern und mit Stangen, mich zu fangen. (49) Täglich war ich bei euch im Tempel zu lehren, doch ihr habt mich nicht ergriffen. Aber damit die Schriften erfüllt werden.«
(50) Da verließen sie ihn, und alle flohen.
(51) Ein Jüngling aber folgte ihm nach (= begleitete ihn), der war mit einem Leinengewand bekleidet auf der NACKTEN (Haut); und sie greifen nach ihm. (52) Er aber ließ das Leinengewand fallen und floh NACKT davon.
Redaktion und Tradition
Der Bericht ist stark legendarisch und z.T. rätselhaft. Eine klare Trennung der Redaktion von der Überlieferung scheint aussichtslos. Mk arbeitet mit einzelnen vorgegebenen Traditionselementen – keinem ausformulierten Bericht – und komponiert daraus die Erzählung von der Gefangennahme Jesu als Voraussetzung der sich anschließenden Verhöre vor dem Hohen Rat und vor Pilatus. Ganz unscheinbar hat er sich selbst eingebracht (V. 51f).
V. 43-46 knüpfen an V. 42 an. Den Bericht über die Auslieferung Jesu durch Judas hatte Mk in V. 10-11 vorbereitet.
V. 47: Die Bezeichnung »Knecht des Hohenpriesters« ist sonst nicht belegt und wohl Analogiebildung zu »Knecht des Königs« (1Sam 29,3).
V. 48-49: V. 48 lenkt auf V. 43 zurück. V. 49 enthält einen Hinweis auf die zu erfüllende Schrift, ohne daß diese angegeben wird (vgl. 1Kor 15,3-5). Die Worte Jesu in diesen Versen klingen nach Apologetik und Dogmatik der christlichen Gemeinde.
V. 50 schildert die Erfüllung von V. 27.
V. 51-52 stehen in Spannung zum vorigen Vers, wo von der Flucht aller berichtet wurde. Der Jüngling ist viel umrätselt. Er folgt Jesus nach bzw. begleitet ihn. In 5,37 bezieht sich das Verb, das wörtlich übersetzt »mitnachfolgen« bedeutet, auf den engsten Jüngerkreis. Wahrscheinlich bringt sich der Vf. des MkEv selbst an dieser Stelle als Nachfolger Jesu ein und erhebt den Anspruch, länger als die geflohenen Nachfolger bei Jesus gewesen zu sein. Die Jünglingsgestalt ähnelt der im Grabe von Jerusalem 16,5 (jeweils griech. neaniskos). In beiden Fällen erscheint der Jüngling völlig unvermittelt und anonym, so daß sein Auftauchen als geheimnisvoll und rätselhaft empfunden wird. Sodann ist bei beiden Jünglingen die Art der Kleidung besonders hervorgehoben.
Historisches
V. 50: Die Historizität der »Jüngerflucht« ist sicher, auch wenn der Vers in Einklang mit Sach 13,7 (14,27) steht und der Mk-Bericht das »Alle«-Motiv betont (14,27.31; vgl. V. 53). Aus historischen Überlegungen folgt, daß die Jünger Jesu sich von ihm abgewandt haben müssen – sonst wären sie selbst gekreuzigt worden.
Mk 14,53-65: Jesus vor dem Hohen Rat
(53) Und sie führten Jesus ab zu dem Hohenpriester; und es versammeln sich alle Hohenpriester und die Ältesten und die Schriftgelehrten. (54) Und Petrus folgte ihm nach von ferne, bis hinein in den Hof des Hohenpriesters, und er saß da bei den Dienern und wärmte sich am Feuer.
(55) Aber die Hohenpriester und der ganze Hohe Rat suchten Zeugnis gegen Jesus, um ihn zu töten, und fanden nichts. (56) Denn viele gaben falsches Zeugnis ab gegen ihn; und ihre Zeugnisse waren nicht gleich. (57) Und einige standen auf und gaben falsches Zeugnis ab gegen ihn und sagten: (58) »Wir haben ihn sagen hören: ›Ich werde diesen Tempel, der mit Händen gemacht ist, abbrechen und in drei Tagen einen anderen bauen, der nicht mit Händen gemacht ist‹.« (59) Und auch so war ihr Zeugnis nicht gleich.
(60) Und der Hohepriester stand auf in die Mitte und fragte Jesus und sagte: »Antwortest du nichts auf das, was diese gegen dich aussagen?« (61) Er aber schwieg und antwortete nichts. Wiederum fragte ihn der Hohepriester und sagte ihm: »Du bist der Christus, der Sohn des Hochgelobten?« (62) Jesus aber sagte: »Ich bin es; und ihr werdet sehen den Menschensohn sitzen zur Rechten der Kraft und kommen mit den Wolken des Himmels.« (63) Der Hohepriester aber zerriß seine Kleider und sagt: »Was brauchen wir noch Zeugen? (64) Ihr habt die Gotteslästerung gehört. Was scheint euch?« Alle aber verurteilten ihn, des Todes schuldig zu sein.
(65) Da fingen einige an, ihn anzuspucken und sein Angesicht zu verdecken und ihn mit Fäusten zu schlagen und zu ihm zu sagen: »Weissage!« Und die Knechte versetzten ihm Ohrfeigen.
Redaktion und Tradition
Der Mk-Bericht über die Verhandlung und Verurteilung Jesu vor dem Hohen Rat (14,53-65) ist in jedem Fall sekundär und entweder von Mk selbst komponiert oder von einem Vorgänger. Jedenfalls entspricht er Stück für Stück dem Verhör vor Pilatus (15,1-5.15b-20a). Man vgl. die Parallelen:
Jesus vor dem Hohen Rat | Jesus vor Pilatus |
14,53a | 15,1 |
14,55 | 15,3 |
14,60 | 15,4 |
14,61a | 15,5 |
14,61b | 15,2a |
14,62 | 15,2b |
14,64 | 15,15 |
14,65 | 15,16-20a |
Daraus folgt, daß das Verhör vor dem Hohen Rat auf der Grundlage der traditionellen Erzählung von dem Verhör vor Pilatus komponiert worden ist und daher als Geschichtsbericht ausfällt. Eine Ausnahme macht das Tempelwort V. 58.
V. 61-62 sind ein Kompendium der mk Auffassung von Jesus als dem Christus, dem Sohn Gottes und dem Menschensohn.
V. 63-64: Der Hohepriester faßt den Anspruch Jesu so auf, wie Mk ihn aufgefaßt sehen will: Jesus ist nicht einfach der jüdische Messias – dies wäre im Judentum indifferent gewesen –, er ist vielmehr der übernatürliche Sohn Gottes und faktisch Gott ähnlich.
Historisches
Aus den Beobachtungen zur Traditionsgeschichte folgt, daß der historische Wert der Perikope abgesehen von V. 58 (vgl. zu 11,15-19) gleich Null ist. Davon zu unterscheiden ist die Frage, was denn nun wirklich den entscheidenden Protest der jüdischen Behörde gegen Jesus hervorrief. Dies wird Jesu Stellung zum Tempel gewesen sein (s. oben zu 11,15-19). Aber davon ist im vorliegenden Stück keine Rede.
Mk 14,(54.)66-72: Die Verleugnung durch Petrus
(54) Und Petrus folgte ihm nach von ferne bis hinein in den Hof des Hohenpriesters, und er saß da bei den Dienern und wärmte sich am Feuer.
(66) Und als Petrus unten im Hof war, kommt eine von den Mägden des Hohenpriesters. (67) Und als sie Petrus sich wärmen sah, schaute sie ihn an und sagt: »Auch du warst mit dem Nazarener, dem Jesus.« (68) Er aber leugnete und sagte: »Weder weiß noch verstehe ich, was du sagst.«
Und er ging hinaus in den Vorhof. (69) Und die Magd sah ihn und begann wiederum, den Dabeistehenden zu sagen: »Dieser ist einer von ihnen.« (70) Und er leugnete wiederum.
Und nach einer kleinen Weile sprachen die Dabeistehenden wiederum zu Petrus: »Wahrhaftig, du bist (einer) von ihnen; denn du bist auch ein Galiläer.« (71) Er aber begann zu fluchen und zu schwören: »Ich kenne den Menschen nicht, von dem ihr redet.«
(72) Und sofort krähte der Hahn zum zweiten Mal. Da erinnerte sich Petrus an das Wort, wie Jesus zu ihm gesagt hatte: »Ehe der Hahn zweimal kräht, wirst du mich dreimal verleugnen.« Und er warf sich nieder und weinte.
Redaktion und Tradition
V. 54.66-72 beziehen sich auf die Weissagung der Verleugnung des Petrus (V. 30-31) zurück und berichten von ihrer Erfüllung. V. 54, der Beginn der Perikope von der Verleugnung des Petrus, ist von Mk vorgezogen worden, um diese mit der Erzählung von der Verhandlung vor dem Hohen Rat (V. 53.55-65) zu verklammern. V. 66a (»als Petrus unten im Hof war«) nimmt den durch V. 55-65 unterbrochenen Faden wieder auf. Der Sinn der Verknüpfung von Verleugnung und Verhandlung vor dem Hohen Rat ist bei Mk der, das Bekenntnis Jesu (14,62) und die dreifache, also totale Verleugnung durch Petrus zu kontrastieren. Diese Kontrastierung mahnt die Christen, dem Beispiel Jesu im offenen Bekenntnis zu entsprechen.
V. 66-68a: Diese Verse schildern die erste Verleugnung. Petrus ist im Hof, wird von einer Magd des Hohenpriesters erkannt und direkt darauf angesprochen, daß auch er mit dem Nazarener Jesus zusammen war (V. 67b). Darauf Petrus: »Weder weiß noch verstehe ich, was du sagst« (V. 68a). Strenggenommen handelt es sich um eine Verleugnung des Jüngerseins des Petrus und noch nicht um eine Verleugnung Jesu. Doch ist damit die konkrete Verleugnung Jesu in V. 71 vorbereitet.
V. 68b-70a: Der Abschnitt schildert die zweite Verleugnung, die im Vorhof stattfindet. Wiederum sieht die Magd Petrus und sagt nun den Beistehenden, daß Petrus zu den Jesusanhängern gehöre (»Dieser ist einer von ihnen« [V. 69b]). Die Verleugnung wird im Gegensatz zu der ersten nicht ausgemalt, sondern nur konstatiert. Das paßt zu dem Befund, daß die Magd die Beistehenden über Petrus nur »informiert« (und ihn selbst nicht mehr anspricht wie beim ersten Mal).
V. 70b-71: Dieses Stück enthält den Bericht von der dritten Verleugnung. Ihr Ort ist anscheinend derselbe wie bei der zweiten (der Vorhof), doch wird er nicht ausdrücklich genannt. Diesmal ergreifen die »Dabeistehenden«, denen die Magd die Identität des Petrus vor der zweiten Verleugnung mitgeteilt hatte, die Initiative. Die Behauptung der Dabeistehenden stützt sich darauf, daß Petrus (wie Jesus) Galiläer ist. Vorher bekräftigen sie, was die Magd ihnen soeben (V. 69b) gesagt hat, und reden Petrus diesmal ausdrücklich an: »Wahrhaftig, du bist (einer) von ihnen«. Die dritte Verleugnung des Petrus ist durch Fluch und Schwur inhaltlich am stärksten betont. Erst jetzt handelt es sich um eine konkrete Verleugnung Jesu. Damit wird die Verleugnungsansage aus 14,30 erst eigentlich erfüllt.
V. 72: Durch diesen Vers sind die Verleugnung in 14,66-71 und ihre Ansage in 14,30 redaktionell eng miteinander verknüpft. Ebenso wie Jesus im MkEv auf die kommende Verleugnung des Petrus blicken kann, hat er zuvor schon von der Auslieferung durch Judas (14,18-21) und von seinem eigenen Leiden sowie seiner Auferstehung (8,31; 9,31; 10,32-34) im voraus gewußt.
Die Frage, ob die Mk vorliegende Tradition drei-, zwei- oder eingliedrig war, ist kaum zu entscheiden. Fest steht lediglich, daß eine – allerdings nicht sicher auszugrenzende – Tradition vorliegt und daß die Verleugnungstradition einmal isoliert und unabhängig von der Passionsgeschichte umlief, da die Verknüpfung beider sekundär ist. Ferner ist deutlich, daß es sich bei der Dreizahl der Verleugnungen in jedem Fall um eine sekundäre Stilisierung handelt.
Die Verleugnungstradition findet eine Konkurrenz in der Überlieferung von Lk 22,31f, die von einem Abfall der Jünger und von einem Durchhalten des Petrus angesichts der Passion Jesu spricht. Möglicherweise wollte die Tradition Lk 22,31f gerade eine bestehende Verleugnungstradition korrigieren.
Wahrscheinlich wird Petrus selbst von seiner Verleugnung erzählt haben, aber nicht im Zusammenhang einer Darstellung der Leidensgeschichte, sondern in Verbindung mit seiner Ostererfahrung. Als Parallele mag man auf die Art und Weise verweisen, wie über die Vergangenheit des Paulus und seine gegenwärtige Evangeliumspredigt berichtet wurde. Gal 1,23 heißt es: »Der uns einst verfolgte, verkündigt nun den Glauben, den er einst zu zerstören trachtete.« Der Vers ist als mündliche Personaltradition zu kennzeichnen, die in den durch Paulus verfolgten syrischen Gemeinden umlief und die ebenfalls in den von ihm gegründeten Kirchen bekannt gewesen sein dürfte. Paulus verweist ja im Kontext des Gal ausdrücklich auf die Tatsache, daß die Galater von seinem Wandel im Judentum gehört haben (Gal 1,13). Entsprechend wurde im Einst-jetzt-Schema auch von der Verleugnung des Petrus und seiner Ostererfahrung berichtet. In beiden Fällen handelt es sich offenbar um Personaltraditionen mit hoher historischer Plausibilität.
Historisches
Petrus hat sich in Jerusalem nach der Verhaftung Jesu von seinem Meister distanziert, um sein Leben zu retten. Er war hierin seinen Mitjüngern gleich, die schon vorher die Flucht ergriffen hatten (14,50).
Ein anderer Jünger, Judas, hatte sogar bei der Verhaftung Jesu mitgewirkt. Vermutlich bestanden im Jüngerkreis um Jesus beim entscheidenden Gang nach Jerusalem erhebliche Spannungen. Es gärte förmlich. Das Satanswort (8,33), das zu scharf ist, um nicht authentisch zu sein, weist auf Ambivalenzen im Verhältnis zwischen Jesus und seinem »ersten« Jünger hin. Es kam zur Katastrophe, und das Zusammensein wurde durch die Exekution Jesu jäh beendet.
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