Kitabı oku: «Lebensstapfen. Tief ist meiner Heimat Spur»

Yazı tipi:

Gerhard Polzin

LEBENSSTAPFEN

Tief ist meiner Heimat Spur

Frei beschrieben nach wahren Begebenheiten

Engelsdorfer Verlag

Leipzig

2014

Bibliografische Information durch die Deutsche Nationalbibliothek:

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie;

detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.dnb.de abrufbar.

Copyright (2014) Engelsdorfer Verlag Leipzig

Alle Rechte beim Autor

Hergestellt in Leipzig, Germany (EU)

www.engelsdorfer-verlag.de

Widmung

Was macht den wahren Menschen aus?

Die Antwort liefert mein Zuhaus:

dass er im Leben stets bereit,

zu widmen andern Kraft und Zeit.

Fast siebzig Jahre mittlerweile

wird mir schon dieses Glück zuteile.

Meiner Familie

Insbesondere

meiner lang schon verstorbenen Mutter

meiner lieben Frau Gabriele

sowie meinen Kindern Sylvelie und Kai

in tiefer Dankbarkeit

meinen Enkeln Fabian und Christian

zur Erinnerung an Opas ferne Kindertage

Im Januar 2014

Der Autor

In uns’rer Sprache wohnt das Tier, oft dient es menschenwertend hier.

Inhaltsverzeichnis

Cover

Titel

Impressum

Widmung

Fischkoppphilosophie

(H)Ahnenforschung

Pferdeverrückt

Kükendämmerung

Schwein gehabt

Aalglatt

Bienenstock

Vogelfrei

Iltisspiel

(B)Arschkarte

Hühnermuscheln

Weitere Bücher

Fischkoppphilosophie

anstelle eines Vorwortes

Da sitze ich nun im Herbst 2013 als fast Siebzigjähriger ruhig und zufrieden im eigenen Heim am Rande von Berlin und vertreibe mir die Zeit ein wenig mit Internetstudien. Das tun außer mir unendlich viele. Meist schimpfen sie auf dieses Medium, obwohl sie nicht von ihm lassen können und scheinbar gar nicht begreifen, dass die Entscheidung schließlich ganz bei ihnen selbst liegt, was dort genutzt wird und was nicht.

Sage mir, womit du dich im Internet abgibst, und ich sage dir, wer du bist!

Für einen Blinden wie mich haben sich seit dem Einzug des Internets in mein Zuhause im wahrsten Sinne des Wortes Welten aufgetan. Im Unterschied zu sehenden Menschen brauche ich ein Leben lang Assistenz bei der Mobilität und, was mir ebenfalls sehr schmerzlich war, beim Zugang zum Wissen. Begleitung und Vorlesen sind zuweilen nicht nur für die Helferinnen und Helfer aufwendig, sondern auch für den „Bedürftigen“ unangenehm, zumal die Wünsche regelmäßig die zur Verfügung stehenden Kapazitäten überschreiten. Kurz gesagt: Das Internet bietet blinden Menschen einen selbstständigen, aktuellen Zugang gewissermaßen zu allen Lebens- und Wissensbereichen durch Sprachausgabe und Punktschriftdisplay am Computer. Briefe in meiner Mailbox kann ich selber, falls angebracht, sogar heimlich lesen, nicht aber die aus dem Postkasten an der Gartenpforte. Verfasste ich früher Punktschrifttexte, dann konnten außer mir gegebenenfalls nur die sehr wenigen Braillenutzer damit etwas anfangen. Durch mich auf der Normalschreibmaschine Getipptes wiederum war mir selbst anschließend nicht zugänglich, dafür aber anderen. Das alles hat sich grundlegend geändert, seit ich „computern“ kann. Ich schreibe und lese sozusagen gleichberechtigt. Ja, ich will meinen Stolz gar nicht verhehlen, dass ich so manchem ungeübten, meist älteren Verwandten und Bekannten seine langjährigen Hilfeleistungen teilweise „zurückzahlen“ kann, indem ich für sie Schreib- und Recherchearbeiten übernehme.

Im Alter von acht Jahren erblindet, habe ich seitdem so manches erlebt und meistern müssen, was mir heute aufschreibenswert erscheint. Drei in den Jahren 2010 und 2011 durch mich veröffentlichte Bücher sind doch wohl ein gewisser Beweis für die Durchführbarkeit dieses Vorhabens.

Einige Zeit trage ich mich nun schon mit dem Gedanken, die Ereignisse heute schriftlich festzuhalten, die in meiner Kindheit den stärksten Eindruck auf mich gemacht haben, sei es selbst erlebt oder auch „nur“ gehört. Wer weiß, bis wann ich noch so bräsig – wie man gern in meiner norddeutschen Heimat sagt – dagesessen und dieses Projekt um und um bedacht hätte, wäre da nicht grade vor Weihnachten ein unmissverständlicher „Gesundheitswarnschuss“ gekommen und hätte mich aus meinen beschaulichen Träumen gerissen. Wollt ihr wissen, was ich in solchen Fällen zu sagen hab und hatte: „Schade!“ und „Nun grade!“

Im Dezember 2013

Schade!

Meines Lebens Abendschein

könnt für mich nicht schöner sein,

würd nicht neuerdings zuweilen

ein Wölkchen rasch vorübereilen,

das irgendwo im Hirn versteckt,

plötzlich mir die Sonne deckt.

Im Dezember 2013

Nun grade!

Droht dir auch mal des Schicksals Zorn,

pack unverdrossen es beim Horn.

Zeig so dir selbst und zeig dem Tag,

was man im Leben doch vermag.

Im Mai 1993

(H)Ahnenforschung

Bei uns wurde eigentlich nicht plattdeutsch gesprochen, doch verwendeten viele Nachbarn und nicht wenige unserer Vorfahren dieses Idiom. Es war uns also durchaus vertraut. Wenn Frau Dickow uns Jungs einschmeichelnd mit: „Na, mien Höhning (Hähnchen), mien lütten Hohn (Hahn)!“ (ö und o wie bei Hörner und Horn ausgesprochen, weil anders – unpassenderweise – ausgerechnet ein plattdeutsches Hühnchen und Huhn daraus geworden wären) ansäuselte, wussten wir, dass sie etwas auf dem Herzen hatte. Ja, und meine Mutter nannte vier solche „Gockelchen“ ihr Eigen, deren beide Väter nicht mitgerechnet. Ich war der Letzte und somit auch der Kleinste in der Reihe. Naturgemäß war also vor mir schon so dies und das geschehen, was die Familienbildung betraf und hier kurz skizziert werden soll. Da meine Mutter für mich immer eine – viele Jahre lang sogar die – Hauptperson im Leben war, werde ich dabei trotz des obigen Titels in erster Linie ihren Spuren folgen, die eigenen natürlich zu gegebener Zeit ebenfalls berücksichtigend.

Mein Großvater mütterlicherseits war ein so wohlhabender Fleischermeister in Sassnitz, dass er sich fünf Söhne und fünf Töchter leistete.

„Klein Erna“ – später meine Erziehungsberechtigte – wurde 1907 geboren. Als Mädchen erlitt sie beim Spielen einen schweren Unfall, der sie viele Jahre, eigentlich ein Leben lang, gesundheitlich beeinträchtigte. Körperlich eher schwach, besaß sie dennoch eine unglaubliche Zähigkeit, war klug und stets dem Leben zugewandt. Wegen der labilen Gesundheit wies man „Fräulein Erni“ im Elternhaus den Posten einer Küchenchefin zu. Das war übrigens eine sehr verantwortungsvolle Aufgabe, wenn man bedenkt, was zur Versorgung eines so großen Haushaltes – plus einer ganzen Reihe von Angestellten – an Beschaffung, Bevorratung und Verarbeitung nötig war.

Mitte der dreißiger Jahre kam dann auch für sie die Zeit, sich aus der Großfamilie davonzumachen und es mit der Gründung einer eigenen, kleineren zu versuchen. Buchstäblich am anderen Ende der Insel, Stralsund genau gegenüber, fand sie ihr neues Zuhause bei einem jungen Mann, der ein ganz anderes, „supermodernes“ Gewerbe betrieb: Er war Elektriker! Gerade in dieser Zeit sehr gefragt, wurde doch mit Hochdruck an dem Jahrhundertprojekt Rügendamm gearbeitet. Straße und Bahnstrecke sollten ab 1936 die uralte Fährverbindung ablösen. Da galt es für den „Herrn Elektrischen“ bei Wind und Wetter auf dem Sund zu sein. Auch der Stralsunder Hauptbahnhof musste erweitert werden, um den neuen Anforderungen zu genügen. Ein Rügendammbahnhof entstand aus dem Nichts. All das stellte sehr hohe Anforderungen an die Arbeitskraft. Immerhin blieb dem glücklichen Ehemann offenbar noch soviel „Kapazität“, sich seiner jungen Frau zu widmen, denn 1935 und 1936 erblickten zwei neue Erdenbürger das Licht der Welt. Ersterer erbte den vollständigen Namen seines stolzen Papas, und das ist gewissermaßen wörtlich zu nehmen; denn beider Söhne Vater starb nicht lange nach der Einweihung des Rügendammes und der Familiengründung an einem Lungenleiden, das er sich möglicherweise bei dem Jahrhundertwerk geholt hatte.

Ja, und was nun? Der so „sturmerprobte“ Opa Fleischermeister verlor auch jetzt nicht die Übersicht und meinte, er wisse für die junge Witwe Rat, was ihren künftigen Lebensunterhalt angehe: „Da bau ich dir in einem Inselbadeort ein Pensionshaus. Da kannst du mit den Kindern drin wohnen und die anderen Zimmer an Badegäste vermieten!“

Gesagt, getan! Die Wahl fiel auf Lietzow am „Minirügendamm“, den es immerhin schon seit 1868 als Straße und seit 1891 zusätzlich als Eisenbahnboddenüberquerung gibt. 1939 war alles fertig, und die Umsiedlung aus Altefähr konnte erfolgen.

Im selben Jahr wurde eine Normalspurbahnlinie von Lietzow nach Binz eröffnet, die auch Prora berührte, wo ein riesiges KDF-Bad für zirka 20.000 Urlauber im Bau war. Lietzow erfuhr dadurch vor allem eisenbahnmäßig eine deutliche Aufwertung, was bald auch für die junge Familie praktische Bedeutung erlangen sollte.

In den sogenannten Beamtenhäusern zwischen Bahnhof und Bahnübergang zum Spitzen Ort – einer Halbinsel, die in den Kleinen Jasmunder Bodden ragt – lebte nämlich seit Kurzem ein alter Schrankenwärter mit seiner recht zahlreichen Nachkommenschaft. Er war als zusätzlich notwendig gewordene Arbeitskraft von Pyritz jenseits der Oder hierher versetzt worden. Fünf seiner sechs Söhne zogen nach und nach als Soldaten in den Krieg. Einer aber, der wegen eines Glasauges nicht eingezogen wurde, blieb bei den Eltern. Mit seinen 22 Lenzen war er durchaus eine interessante Person, gab es doch praktisch keine jungen Männer mehr im Dorf. Es dauerte denn auch gar nicht so lange, bis eben dieser und die junge Pensionshausbetreiberin scheinbar ihren gegenseitigen „Nutzen“ erkannten. Sie zählte zwar zehn Jahre mehr als er und hatte zwei kleine Jungs, war offenbar dennoch so attraktiv und – nicht zu vergessen – wohlhabend, dass er sich um sie eifrig bewarb und 1940 Hochzeit gehalten wurde. Dann war es gewissermaßen auch nur noch eine Frage der Zeit, bis im Januar 1941 ein drittes Hähnchen im Nest auftauchte, das, ebenso wie das erste, den kompletten Namen seines Vaters erhielt.

Es wird sicher niemanden überraschen, zu hören, dass kriegsbedingt das KDF-Projekt Prora nicht zu Ende geführt wurde und die Badegäste generell mehr und mehr ausblieben. Letzteres galt natürlich auch für Lietzow. Die Pensionsidee fiel dann schließlich auch dieser Entwicklung zum Opfer, stattdessen siedelten sich Familie Dickow und andere fest im schönen, neuen Hause der dreifachen jungen Mutter an.

Auf Letztere, auf den Vater sowie auf zwei „halbe“ und einen „ganzen“ Bruder traf ich dann im Januar 1945, was nunmehr das Bild komplettiert.

Es sei der Vollständigkeit halber hinzugefügt, welcher traurigen Tatsache ich meinen Namen verdanke: Der jüngste Bruder meines Vaters kehrte nicht aus der unsäglichen Schlacht um Stalingrad zurück. Ihm zum Gedenken wurde ich Gerhard genannt.

So, nun sind hier alle Viere, die „halb“ und „ganz“ nicht unterschieden, versammelt! Henner, Bubi, Berni und mir – wie auch meinen Eltern – werdet ihr in den nachfolgenden Geschichten aus der Kindheit hie und da wiederbegegnen, dazu weiteren bereits erwähnten und natürlich auch bisher unerwähnten „Damaligen“. Heute würdet ihr davon übrigens fast nur noch Bubi und mich antreffen.

Chronistenpflicht gebietet einen kleinen Nachtrag: Die fünfziger Jahre bescherten mir weit in der Ferne noch einmal drei „Halbe“, darunter gar ein „Hühnchen“, mit einer mir fremden Mutter und einem uns längst fremd gewordenen Papa, doch das ist eine ganz andere Geschichte!!

Im Dezember 2013

Stehvermögen

Nicht wenig gibt’s, die Hoffnung hegen,

man schätzt sie schon von Amtes wegen.

Auch Alter, mag so Mancher denken,

muss doch die Ehrfurcht auf mich lenken.

Was wirklich bleibt von deren Traum:

Respekt vielleicht, doch Achtung kaum.

Die zu erringen fordert mehr

als äuß’ren Ruhm und äuß’re Ehr.

Was uns Dein Beispiel hat zu sagen,

ist Mut an nicht so leichten Tagen,

ist, sich nicht unterkriegen lassen,

wenn’s manchmal leichter scheint zu passen.

Dem Tag das Beste abgewinnen

aus eigner Kraft mit allen Sinnen,

dazu Humor und Übersicht,

wer wünschte so zu sein sich nicht!

Meiner längst verstorbenen Mutter voller Bewunderung

Im Juni 1997

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22 aralık 2023
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72 s. 4 illüstrasyon
ISBN:
9783957440990
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