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Amerikanische Wald- und Strombilder. Zweiter Band.

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Eine Pantherjagd

Heulend und bellend liefen und sprangen drei kräftige, schlankgebaute Hunde vom Geschlecht der Bracken, die Nasen im eifrigen Suchen dicht am Boden haltend, durch den dicht verwachsenen Wald, oft die Spur in den dürren Blättern verlassend und auf umgestürzten Bäumen und alten, halbverfaulten Stämmen schnoppernd, auf denen sie hinliefen und von da wieder kläffend ihre Verfolgung erneuerten; ein sicheres Zeichen, daß ihre Jagd einem wilden Thier, sei es nun Bär oder Panther, und nicht dem schnellfüßigen Hirsch galt, der sie wohl, wenn er ihre Bahn durchschnitt, auf kurze Zeit von ihrer Fährte ablocken, nie aber ganz der einmal aufgenommenen Spur untreu machen konnte.

Jetzt hatten sie einen Platz erreicht, auf dem ihr Feind offenbar eine Zeitlang verweilt, und seine Fährten gekreuzt haben mußte, denn heulend standen sie oft einen Augenblick still und durchsuchten dann, mit wildem Winseln hin und herspringend, desto eifriger den, von dicht herabhängenden Schlingpflanzen fast wie mit einer lebendigen Mauer umgebenen Raum, immer wieder zum Mittelpunkt zurückkehrend, um ihr Heulen und Wehklagen dort wie früher zu beginnen.

Plötzlich theilten sich die Büsche, und ein junger Mann auf einem kleinen, schwarzen, indianischen Pony setzte, mit seinem breiten Jagdmesser, das er bloß in der Hand trug, ein paar Schlingpflanzen in kräftigem Zuge durchhauend, die ihn vom Pferde zu reißen drohten, gerade zwischen die Hunde hinein, die bei seinem plötzlichen Erscheinen ihn für einen Augenblick freundlich wedelnd umgaben, und dann wieder, mit erneutem, durch die Nähe ihres Herrn belebten Eifer in ihrem Suchen fortfuhren.

»So recht, meine braven Thiere,« rief der junge Jäger, indem er sein Pferd anhielt, das Messer in die Scheide zurücksteckte und die lange Büchse, die er auf der linken Schulter trug, vor sich auf den Sattelknopf legte, »so recht, – sucht, sucht – ihr seid einmal auf der Fährte, und ich denke doch, daß wir dießmal den Ferkeldieb erwischen, der mir schon so oft entgangen ist!«

»Huhpih!« rief er, sich hoch im Sattel aufrichtend und seinen Jagdruf ausstoßend, als er sah, daß der älteste der Hunde plötzlich die wieder gefundene Fährte aufnahm und von den andern gefolgt, augenblicklich im Dickicht verschwand.

»Huhpih!« und die Büchse zurück auf die Schulter werfend, ergriff er jetzt mit der rechten den Zügel, rannte dem hochaufbäumenden Pony die Hacken in die Seite, und flog in wilden Sprüngen seinen dahineilenden Hunden nach.

Im Wege liegende Stämme, dicht verwachsenes Gebüsch, Sumpflöcher und schlammige Canäle, Nichts konnte ihrem Eifer Schranken setzen, vorwärts ging's, und schnaubend und schäumend folgte der Rappe mit seinem in freudiger Lust hochaufjauchzenden Herrn.

Da hielten die Hunde aufs Neue; dießmal hemmte aber nicht Ungewißheit über die Richtung des Weges, den der verfolgte Feind eingeschlagen haben konnte, die Wüthenden, nein, bellend und heulend sprangen sie an einer starken Eiche in die Höhe, und bissen vor Grimm in die Wurzeln und die rauhe Rinde des mächtigen Baumes, daß er ihrem Feinde Schutz verlieh, und ihn seinen Verfolgern vorenthielt.

Jetzt erschien auch der Jäger auf dem Wahlplatz, und sprang, ohne nur das Anhalten seines feurigen Thieres abzuwarten, mit einem Satz aus dem Sattel, das seiner Last enthobene Thier sich selbst überlassend; mit spähendem Blick aber untersuchte er den dichtbelaubten Baum, an dem die Hunde jetzt wieder jauchzend emporsprangen, und erkannte bald, zwischen ein paar Ästen eingeschmiegt, die Gestalt eines lebendigen Wesens, das dort sich, fest an einen der Äste angedrückt, versteckt und unbemerkt glauben mochte.

Zwar war es im Schatten des dichten Laubes ziemlich dunkel, und ein weniger geübtes Auge als das unseres jungen Waldbewohners möchte wohl lange über den Namen und die Art des Thieres, das sich so angelegentlich den Blicken der Untenstehenden zu entziehen suchte, in Ungewißheit geblieben sein; Wistons scharfer Blick erkannte aber bald in der zusammengepreßten Gestalt das Junge eines Panthers, das der lange Schweif, den es nicht ganz verbergen konnte, leicht verrieth.

Schon hob er die Büchse, um das sich sicher Glaubende aus seiner Höhe herabzuholen, und athem- und lautlos schauten die Hunde ängstlich und erwartend bald nach dem Lauf der Büchse, aus dem sie mit jedem Augenblick den Feuerstrahl herausblitzen zu sehen hofften, bald nach dem Gipfel der Eiche, in deren Laub sie ihren Feind wußten.

Doch vergebens war dießmal ihr leises, flehendes Winseln, mit dem sie den Schuß ihres Herrn zu beeilen glaubten; dieser schien sich plötzlich anders besonnen zu haben, setzte die Büchse ab, und begann auf's Neue den Baum, fast mit noch größerer Aufmerksamkeit als vorher, zu untersuchen.

Nach langem, bedächtigen Ausblicken schien er sich endlich von dem, was er wissen wollte, überzeugt zu haben, stellte seine Büchse gegen einen umgestürzten Stamm, der nicht weit vom Baume lag, schnallte seinen Gürtel ab, in welchem Messer und Tomahawk staken, zog sein Jagdhemd aus und kehrte dann mit dem Gürtel, den er in der Hand hielt, zur Eiche zurück, welche die Hunde, die zwar aufmerksam allen Bewegungen ihres Herrn gefolgt waren, dennoch nicht aus den Augen ließen.

»Ich versuchs,« murmelte er endlich vor sich hin, »ich versuch's und fang ihn lebendig; bringe ich den jungen Panther nach Little Rock, so bekomme ich dort mit Leichtigkeit meine 10-15 Dollars für ihn, schieß ich ihn dagegen, so ist das Fell keinen Bit werth. Die Alte muß überdieß geflohen sein, denn ich kann sie nirgends im Baume sehen, und für 10 Dollars läßt man sich schon einmal von solch einem jungen Teufel kratzen; also Pantherchen, paß auf, ich komme!«

Mit diesen Worten ging er zu seinem Pferde, das ruhig graste, schlang einen Strick, der um dessen Hals gewunden war, von demselben ab, schnallte seinen eigenen Gürtel wieder um, in den er das Messer steckte, den Tomahawk aber zurückließ, und begann den starken Baum, den er nicht umklammern konnte, zu ersteigen, indem er das Seil, dreifach genommen, um den Stamm warf, die beiden Enden desselben, und zwar so kurz, als er sie fassen konnte, ergriff, und dann mit deren Hülfe, indem er bald mit dem rechten, bald wieder mit dem linken Arme sich bedächtig am Baume in die Höhe zog, denselben erstieg.

Die Hunde verstanden augenblicklich, was er beabsichtige und umsprangen winselnd und jauchzend die Wurzeln der Eiche.

Langsam zwar, aber sicher klomm er an dem geraden, schlanken Stamm, wohl 40 Fuß empor, ehe er an die ersten Äste kam und dort einen Augenblick Athem schöpfen und sich ausruhen konnte; hier fühlte er auch nach seinem Messer, ob das noch fest stak, blickte zum jungen Panther, der noch bewegungslos an demselben Ast wie früher angeschmiegt lag, empor, schlang sich jetzt das Seil, dessen er nun, da er die Äste zum Anhalten hatte, nicht mehr bedurfte, um die Schultern, und stieg, gewandt die Zweige als Sprossen seiner natürlichen Leiter benutzend, schnell und leicht zu dem jungen Panther hinauf, der zwar, ohne sich zu regen, liegen blieb, aber dennoch die glühenden Blicke fest auf den nahenden Feind geheftet hielt.

Aber noch andere und wildere Blicke beobachteten und bewachten das Fortschreiten des Jägers, der von solch grimmiger, gefährlicher Nähe keine Ahnung hatte, und zwar Niemand anders als die Mutter des Jungen, die auf einem dicht danebenstehenden verdorrten Baume, dessen Zweige in die des andern hineinragten, auf einen Ast niedergeduckt, zum Sprunge fertig da lag und mit dem Schwanze leise wedelnd nur die noch weitere Annäherung des Jägers zu erwarten schien, um mit gewaltigem Satze sich auf den Kühnen, der ihre Brut greifen wollte, zu werfen, und ihn mit Zahn und Tatze zu vernichten.

Sorglos schwang sich Wiston von Ast zu Ast, und war schon dicht unter dem Jungen, das sich jetzt leise erhob und nach Art der Katzen den Rücken biegend auf dem Aste stand und nach dem Jäger herunterschaute, die Gefahr, welche dessen Nähe mit sich brachte, noch nicht so recht begreifend; da hielt der Jäger, wand das Seil von seinen Schultern, machte schnell eine Schlinge daraus, um sie über den Kopf des Jungen zu werfen, und schaute, sich auf zwei anderen Ästen feststellend, eben zu diesem empor, um den rechten Zeitpunct abzuwarten, als er, gerade gegenüber, kaum zehn Schritte von sich entfernt, in die glühenden Augen der Pantherin blickte, die sich eben zum entscheidenden Sprunge niederbog.

Von Kindheit auf im Walde erzogen und mit den Gefahren, die den einsamen Jäger so oft bedrohen, bekannt und vertraut, behielt er in dem fürchterlichen Augenblick Besinnung genug, schnell und ehe der ihm gegenüber liegende Feind seine Absicht errathen konnte, den Stamm der Eiche, auf dem er stand, zwischen sich und die Bestie zu bringen, was ihm durch eine rasche Bewegung gelang; es war aber die höchste Zeit gewesen, denn in demselben Momente schnellte auch die dunkle Gestalt des Panthers auf den Platz, den er eben verlassen hatte, herüber, und seine glühenden Augen schauten in die des unerschrockenen Jägers, der den linken Arm um einen Zweig gewunden, in der Rechten das blanke Messer, mit jedem Athemzuge erwartete, das gereizte Thier auf sich herabspringen zu sehen.

Die Pantherin jedoch, durch das Auge, das Jener fest auf sie geheftet hielt, eingeschüchtert, begnügte sich damit ihr Junges beschützt zu wissen, und jede Bewegung ihres Feindes auf das Aufmerksamste zu beobachten, während sie, kaum sechs Fuß von ihm entfernt, mit dem Schweife wedelnd da lag.

Zuerst glaubte sich Wiston verloren, denn wenn auch sein Messer eine gute und starke Waffe selbst gegen den grimmigsten Feind sein konnte, so war doch schon der Platz allein, wo er stand, und wo ihn der geringste Fehltritt zerschmettert in die Tiefe gesandt haben würde, nicht zu einem Kampf mit solchem Feinde geeignet; kaum fand er daher, daß sein Gegner sich damit begnügte, ihn zu bewachen, als er schnell, aber vorsichtig und ohne irgend eine rasche Bewegung zu machen, die das Ungethüm hätte reizen können, das Messer in die Scheide schob und langsam seinen Rückzug antrat.

 

Der Panther, als er sah, daß Jener sich mehr und mehr von ihm entfernte, folgte ihm langsam, und mehreremal zuckte Wiston's Hand nach dem Stahl, wenn sich die schlanke Gestalt der Katze zum Sprung niederbog, immer aber konnte sich diese nicht zu einem offenen Angriff, Aug' in Aug, entschließen.

So erreichte er den untersten Ast wieder, schlang das Seil um den Stamm, erfaßte beide Ende desselben, und glitt bedächtig, aber doch so schnell als möglich hinab. Die Hunde hatten aber indessen ihren Feind in den Ästen bemerkt, wie er ihrem Herrn folgte, und in toller Wuth, fast zur Verzweiflung getrieben, daß sie ihn nicht erreichen konnten, sprangen sie empor und bellten und heulten auf eine herzbrechende Art.

Endlich gewann Wiston wieder den festen sicheren Boden; seine Kleider waren zerrissen, das Blut tropfte von seinen Armen, denn die rauhe Rinde des Stammes hatte sie zerschnitten, seine Kräfte waren erschöpft und seine Kniee zitterten; aber nicht einen Augenblick vergönnte er sich zum Ausruhen, sondern sprang zu dem Ort, wo seine Büchse lehnte, ergriff diese und hob sie, um den Panther aus seiner sicher geträumten Höhe herabzuholen; aber vergebens bemühte er sich das schwere Rohr auch nur eine Secunde lang still und unbeweglich zu halten, seine Glieder zitterten, und er war genöthigt sich niederzuwerfen, um auszuruhen. Aber kein Auge wandte er von der, jetzt dicht an den Stamm angeschmiegten Gestalt der Bestie, neben der das Junge, keine Gefahr weiter fürchtend, mit emporgehobenem Schweife, auf einem etwas vortretenden Aste stand, und sich behaglich an der Mutter strich.

Wiston erholte sich bald, faßte noch einmal seine Büchse, zielte lange und sicher, und donnernd schallte das Echo von fernen Hügeln herüber.

Die Bestie, vom tödtlichen Blei durchbohrt, zuckte zusammen, sprang empor und kletterte in wilder Eile von Zweig zu Zweig in den Gipfel des Baumes; die dünnen Äste schwankten unter ihr; jetzt hatte sie den höchsten Punct erreicht – höher hinauf wollte sie; das schwache Laubwerk gab nach – sie stürzte, faßte noch mit den gewaltigen Tatzen im Herunterfallen nach den Blättern und Ranken und schmetterte, von den Hunden heulend erwartet, verendet zu den Füßen Wiston's nieder.

Zwar stand diesem jetzt kein weiteres Hinderniß entgegen, das Junge lebendig zu fangen, das ängstlich bis zu den niedrigsten Ästen des Baumes der Mutter gefolgt war, doch hatte er das erste Mal seine Kräfte zu sehr angestrengt, und vermochte nicht auf's Neue den beschwerlichen Weg anzutreten; er lud daher seine Büchse wieder und brachte es mit sicherem Schusse in den Bereich der Hunde, die mit grimmiger Wuth über dasselbe herfielen.

In wenigen Minuten waren die Felle abgestreift und auf den Pony geworfen, und von den Hunden gefolgt, trabte der kühne Jäger neuer Beute und neuen Gefahren entgegen.

Wandernde Krämer

In den Vereinigten Staaten, wo die Farmer und Pflanzer nicht, wie in Europa, in Dörfern und Marktflecken zusammen, sondern vereinzelt auf ihrem eigenen Lande und von diesem umgeben wohnen, ist natürlich der Handel und Verkehr zwischen den verschiedenen, isolirt liegenden und oft meilenweit von einander getrennten Besitzungen, wenn auch nicht gehindert, doch sehr erschwert, und feststehende Kaufläden könnten nur denen zum Nutzen und zur Bequemlichkeit gereichen, deren Ansiedelung sich gerade in ihrer Nähe befänden.

Da nun aber der Farmer nicht gern sein Land verläßt, an das ihn dringende Arbeiten fesseln, um irgend einen kleinen unbedeutenden Gegenstand, den er vielleicht auch entbehren kann, einzukaufen, und sich lieber einmal eine Zeitlang ohne solche Gegenstände behilft, die er sich, wenn er sie eben bei der Hand hätte, wirklich anschaffen würde, so fanden es die Handelsleute bald für nöthig, anstatt auf seinen Besuch zu warten, ihn selbst aufzusuchen, und durchzogen nun entweder in eigener Person mit ihren Waarenpäcken das Land oder schickten ihre Leute aus, während sie dem Laden zu Hause vorstanden.

Vorzüglich fanden die Deutschen an dieser Beschäftigung Geschmack, besonders unter diesen die Israeliten, (denn von all den wandernden deutschen Krämern in ganz Amerika sind kaum ein Hundertstel Christen) und von New-York und New-Orleans, später von Cincinnati aus durchstreiften sie mit unermüdlicher Ausdauer jeden Winkel der Union.

Der Handel ist das Lebensprincip der Israeliten, davon liefert Amerika den unläugbaren Beweis; dort wird ihnen keine Schranke gesteckt, in der sie sich bewegen müssen; dort sind sie durch Vorurtheile oder Gesetze an keine Beschäftigung, an kein Gewerbe gebunden, sie stehen mit der ganzen übrigen Bevölkerung auf Einer Stufe; was sie aber auch im Vaterlande getrieben haben mögen, welches Handwerk, welche Kunst, es bleibt sich gleich, in Amerika, wo sie wählen dürfen, greifen sie nach dem Handel und werden mit sehr wenigen Ausnahmen Kaufleute, oder geht das nicht, Krämer und Hausirer, wie man sie dort nennt, »Pedlars.« Zwar ist ein kleiner Theil dieser Pedlar, wie schon gesagt, Christen; doch dieser sind so wenige und sie verlieren sich so sehr unter der Masse, daß sie kaum einer Erwähnung verdienen, und nur die wirklichen Yankees (die Bewohner der nordöstlichen Staaten der Union) concurriren bedeutend mit ihnen, und nehmen auch wirklich in diesem Geschäftszweig, selbst den Juden gegenüber, den ersten Rang ein. Wir aber haben es hier erst vor allen Dingen mit den Deutschen zu thun. – In einem der Seehäfen angekommen besteht die Baarschaft der wandernden Krämer, wenigstens die der ärmern Classe, gewöhnlich noch aus wenigen Dollars, mit denen sie denn auch nicht säumen, ohne weiteren Zeitverlust ein »Geschäft zu beginnen.« Ein schmaler Korb (zum Umhängen) wird vor allen Dingen angeschafft, dahinein ein kleiner Vorrath von etwas Band und Zwirn, einige Kämme und Zahnbürsten, Hosenträger und Zahnstocher, wunderbar schimmernde Hemdknöpfchen und Näh- und Stecknadeln und andere derartige Sachen gekauft, und der Weg zu ihrem Glück ist gebahnt.

Noch versteht der angehende Kaufmann keine Sylbe von der Sprache des Landes, das er jetzt zu seiner Heimath gemacht hat, yes und no und noch ein paar kleine Hülfswörter, wie very cheap (sehr billig) und very good (sehr gut) ausgenommen, mit einer liebenswürdigen Dreistigkeit aber sucht er vorzüglich die amerikanischen Häuser auf (denn die Deutschen selbst sind schlechte Kunden), und knüpft hier mit der Hülfe von solch barbarischen Wörtern und lebensgefährlichen Gesticulationen ein Gespräch an, daß die Leute, wenn sie nicht den ohne alles weitere Eintretenden beim ersten Anlauf aus der Thüre werfen, sehr häufig geneigt sind eine Kleinigkeit zu kaufen, die sie natürlich im Leben nicht benutzen können, blos um das Mienen- und Gebärdenspiel wie die außerordentliche Unterhaltung des »jungen Amerikaners« eine kurze Zeit zu genießen.

Das dauert aber nur wenige Monate; in fast unglaublich kurzer Zeit lernt der Pedlar die Landessprache wenigstens so weit, daß er sich verständlich ausdrücken kann, und nun beginnt das eigentliche Leben desselben.

Wie der Schmetterling aus der Puppe, so kriecht er mit seinem mächtigen Packen und einem tüchtigen Wanderstab versehen aus den Straßen der engen Stadt hervor und flattert, wenn man überhaupt mit einem Waarenballen von einigen 60 Pfund auf den Schultern flattern kann, hinaus ins Weite, den fernwohnenden Farmern das an Herrlichkeiten zuzutragen, was er entweder auf Auctionen mit baarem Gelde eingekauft, oder von bekannten Kaufleuten auf Credit erhalten hat.

In dem Staat, in welchem er Handel treibt, muß er freilich eine bestimmte Taxe, sogenannte Licence entrichten, weiter ist er aber auch in nichts gebunden, und kann an Waaren ausbieten, was ihm nur immer und wo es ihm beliebt; deshalb haben sie sich auch über die ganzen östlichen, südlichen und mittlern Staaten ausgebreitet, und nur die ganz westlich liegenden größtentheils den Amerikanern überlassen, da dort die Gegend noch zu unbebaut ist und ihnen der Anblick von wilden Thieren, die, wenn auch einzeln, doch dann und wann umherstreifen, keineswegs zu behagen scheint.

Natürlich wählt sich der Pedlar stets den Strich Landes, auf welchem die meisten Ansiedlungen liegen und der noch am wenigsten von seinen Collegen heimgesucht ist; dort geht er dann von Farm zu Farm und fragt, ob die Inwohnenden etwas von Waaren nöthig haben. Gewöhnlich lautet die Antwort »nein.« Da aber der Mann selten zu Hause ist und die Frauen stets gerne sehen möchten, was der Krämer denn eigentlich in dem großen, schweren Packen für Kostbarkeiten verborgen trägt, so erhält dieser leicht die Erlaubniß seinen Ballen zu öffnen und seine Waaren auszubreiten. Erhält er die übrigens auch nicht, so bleibt sich das im Grunde gleich, denn öffnen thut er ihn doch, und seine Sachen zeigt er auch vor, ehe er geht, Stück für Stück, ob er nun freundliche oder mürrische Zuschauer um sich sieht.

Das Ausbreiten der Waaren in einsamer, den Städten fernliegender Hütte, hat aber seinen doppelten Nutzen; erstlich sehen die Bewohner derselben so viele Sachen, welche sie gut gebrauchen können, ja deren sie wohl gar nothwendig bedürfen, vor sich und werden dadurch an manche Kleinigkeit erinnert, die sie sonst vergessen hätten; und dann gewinnt auch die Waare selbst, in der unscheinbaren niedern Hütte, auf dem rohen Holztisch, in der ganzen hausbackenen Umgebung zur Schau gestellt, ein ganz anderes Ansehen. Wie verführerisch glänzen die schildpattähnlich gemalten Hornkämme von dem schlauen Krämer gegen den dunkeln Scheitel des neben ihm stehenden erröthenden Mägdeleins gehalten; wie feenhaft zauberisch glitzern die mächtig großen Vorstecknadeln und Ohrgehänge auf den sauber gebürsteten, schwarzen sammtmanchesternen Kissen und die goldenen Ringe mit den Brillanten und Rubinen auf der schwarzen Rolle aufgereiht wie Bretzeln am Fenster eines Bäckerladens; welche kaum geahnte Pracht eröffnet sich nicht in den jetzt aufgeschlagenen Stücken Kattun, dessen wunderliche Muster, mit den blitzähnlichen Zickzacks und unzähligen Monden und Sternen selbst der ältern Farmersfrau ein lautes »Ach« der Bewunderung entlocken; und dann erst gar die seidenen Halstücher und Bänder, die Perlmutterknöpfe und Haarnadeln mit den kleinen farbigen Glaskugeln oben drauf, die Haarschleifen und Armbänder, die Ketten und feuerstrahlenden Ohrringe, das alles muß in einem solchen Blockhaus, mitten im Walde gesehen werden, um ganz den, wenigstens für den Verkäufer wünschenswerthen und günstigen Eindruck hervorzubringen.

Der Pedlar läßt seine Waaren gewöhnlich nur für baar Geld aus den Händen; kennt er aber seine Leute oder sieht er an der ganzen Umgebung, daß er gerade nicht viel zu fürchten hat, so creditirt er wenigstens einen Theil derselben, was ihm zu gleicher Zeit Entschuldigung für einen zweiten Besuch gewährt. Ein anderes ist es mit den »Jewelry pedlars« oder denen, die nur goldene Schmuckwaaren, einige Taschenuhren und silberne Löffel führen. Diese geben nie Credit, weil sie aus sehr vernünftigen Gründen nie ein und denselben Ort zweimal besuchen: sie trauen dem Frieden nicht recht und sind selten geneigt, dem Mann wieder unter die Augen zu treten, dem sie früher von ihren Waaren verkauft haben.

Der größte Betrug wird in dieser Hinsicht mit den Argentan-Löffeln getrieben, die in den Städten unter dem Namen german silver oder deutsches Silber bekannt sind und wo, besonders in Ohio, den leichtgläubigen Farmern unter dem Vorwande, daß deutsches Silber nur eine andere Art, aber sonst eben so gut sei, das Dutzend Eßlöffel zu 18 und 20 Dollars verkauft wurde. Hätten die Gesetze in diesen Fällen wirklich einschreiten wollen, so würden sie nichts haben ausrichten können, denn die Waare war unter dem rechten Namen, »deutsches Silber,« wenn auch zu einem übermäßigen Preise, verkauft, die Landleute selbst aber, welche mit der Zeit, obgleich erst durch Schaden, klug wurden, schwuren nachher freilich dem Pedlar, sobald er sich wieder blicken lassen würde, furchtbare Strafe zu. Dieser jedoch trieb dann schon in einem anderen Staat, entweder weiter westlich oder südlich, – wer konnte sagen wohin er gezogen, – sein Wesen, und nur wenige Jahre bedurfte es, so hatte sich der arme Packträger ein Pferd oder gar einen kleinen Wagen angeschafft, auf dem er jetzt seine Waaren, in bedeutend größerer und besserer Auswahl, durch das Land fuhr.

Louisiana besonders wimmelt von diesen Leuten und es kommt dort vor, daß mehrere derselben zusammenlegen und sich ein Pferd gemeinschaftlich kaufen, um ihre Waarenballen fortzuschaffen; das arme Thier ist aber dann wahrlich zu bedauern, denn erstens muß es die sicherlich übermäßige Last, und gewöhnlich auch noch abwechselnd einen der hoffnungsvollen Jünger Mercurs schleppen, und nicht selten geschieht es dann, daß solch ein gequältes Geschöpf zusammenbricht und nicht weiter kann.

 

In Louisiana besteht der Hauptnutzen des Pedlars in dem Verkehr mit den Negern und besonders den Negerinnen, welche, da sie die Plantagen nicht verlassen dürfen, für alles das, was sie gebrauchen, einzig und allein auf diese wandernden Krämer angewiesen sind. Den jungen Mulattinnen und Mestizen fehlt es dabei nicht an Geld, besonders wenn sie schön sind, und sie wissen den Minnesold natürlich auf keine andere Art zu verwenden, als daß sie Putz und Kleider dafür einkaufen, die ihnen von den geschäftigen Deutschen in reicher Auswahl zugeführt werden. Grellrothe Tücher, Glasperlen, auffallend bunte Kattune und alle Arten von Schmuck finden hier einen ausgezeichneten Markt, und der Nutzen an diesen Gegenständen, die spottbillig auf den Auctionen in New-Orleans eingekauft werden, ist bedeutend. Am meisten verdienen diese Leute aber mit dem verbotenen Handel, wie das fast stets der Fall ist.

Den Negern dürfen sie nämlich keinen Whiskey verkaufen, wie überhaupt kein Kaufmann in den Sklavenstaaten; und die Strafen, welche für Übertretung dieses Gesetzes bestimmt sind, werden sehr streng beobachtet; der Krämer weiß aber der Gefahr entdeckt zu werden, sehr gut zu entgehen; Verrath ist von den Negern selbst nicht zu befürchten und eine mittlere, doppelte Wand im Wagen birgt den geheimen Schatz, aus dem sie heimlich die Flaschen der durstigen Sklaven füllen.

Viel bedeutendere Geschäfte machen übrigens in diesem Artikel die großen Flat- und Kielboote, welche für den heimlich ausgeschenkten Whiskey, wenn sie einmal eine kurze Zeit am Ufer anlegen, Landesproducte annehmen, als Hühner, Ferkel, Truthühner, Mais und was die Sklaven sonst selber ziehen oder in der Geschwindigkeit stehlen können, welche Gegenstände der wandernde Krämer freilich nicht im Handel annehmen kann, da er keinen Ort hat, an dem es möglich wäre, diese Sachen zu verbergen, auch bliebe ihm, im Fall es entdeckt würde, kein Weg zur Flucht offen, während die Bootsleute weiter nichts zu thun haben, als ihr Tau loszubinden, wo sie in wenigen Stunden mit dem Strome hinabtreibend unter der Masse ähnlicher Fahrzeuge verschwinden und vielleicht zehn Meilen weit unten denselben Handel auf's neue beginnen.

Wunderbar ist es übrigens in der That, wie diese Pedlars, besonders in einigen Staaten noch, ihren Lebensunterhalt verdienen können, denn z. B. Louisiana, Ohio, Pennsylvanien und selbst Kentucky sind mit ihnen ordentlich überschwemmt; die Amerikaner kennen sie aber schon, wissen, daß es wirklich positive Unmöglichkeit ist, einen derselben loszuwerden, ohne ihm eine Kleinigkeit abzukaufen und fügen sich dann auch meistens mit vieler Ruhe in das doch einmal unvermeidliche Schicksal.

Hat sich der Pedlar nun endlich nach langen, mühsam und auf der Landstraße durchlebten Jahren etwas erspart, so giebt er das wandernde Leben auf und wird »Storekeeper,« d. h. er miethet sich irgendwo an der Dampfboot-Landung eines kleinen Städtchens oder einer Stadt, und ist das nicht möglich, im Innern des Ortes selbst einen Laden, und beginnt ein Geschäft mit fertigen Kleidungsstücken, inclusive Hüten, Mützen, Schuhen und Stiefeln, Messern, Pistolen, goldenen Ringen und Vorstecknadeln. Die sämmtlichen Kleiderläden der Vereinigten Staaten (es bestehen deren Tausende) gehören auf diese Art, mit nur sehr wenig Ausnahmen, deutschen Israeliten, von denen viele in kurzen Jahren ein recht anständiges Vermögen zusammengescharrt haben, und sämmtliche Städte eben dieser Staaten, die an einem Fluß oder sonstigen Wassercours liegen, sind auf diese Art im wahren Sinne des Wortes mit wehenden und flatternden Kleidungsstücken garnirt, zwischen denen unter jeder Thür ein mit vieler Aufmerksamkeit frisirter, sehr elegant gekleideter, und die rothen Finger mit Ringen, die scheinende Weste mit Ketten und Vorstecknadeln überladener junger Mann steht und die Vorübergehenden fortwährend mit lauter Stimme einladet, sein »wohlassortirtes Lager« etc. etc. in Augenschein zu nehmen; ja oft sogar mit wahrer Todesverachtung besonders ärmlich Gekleidete gewaltsam in das Heiligthum seines Verkaufslocals hineinzerrt, wo er im düstern Schatten einer Unzahl flatternder Beinkleider das unglückliche Opfer förmlich zu irgend einem Handel zwingt.

Diese Kaufleute übrigens, die einst wandernde Krämer gewesen, geben ihren ärmern, noch umherstreifenden Collegen selten oder nie Credit; sie mögen wohl wissen, wie sie es selbst in früheren Zeiten getrieben, und wie oft ein solcher nomadischer Händler, wenn er eine Zeitlang Kleinigkeiten im Vertrauen auf seine Redlichkeit erhalten und verkauft, auch stets richtig bezahlt hat, mit dem ersten größeren Waarenballen spurlos verschwindet, und erst wieder in einem andern Staat, wo möglich 5 bis 600 Meilen von dem ersten entfernt, auftaucht. Ihn durch die Gesetze zu verfolgen, ist kaum möglich, der angeführte Kaufmann erfährt vielleicht auch den neuen Aufenthaltsort seines Schuldners erst nach geraumer Zeit, wenn die Schuld selbst schon lange verjährt ist.

Ich war übrigens selbst einst Zeuge, wie mehrere Kleiderhändler in New-Orleans eine wenn auch komische Art Lynchgesetz in Anwendung brachten, um einen Pedlar zu bestrafen, der fünfe von ihnen, die sich später alle zufällig in New-Orleans zusammengefunden und festgesetzt hatten, in verschiedenen Städten der vereinigten Staaten um eine nicht unbeträchtliche Summe in Waaren betrogen. Die Schuld war verjährt und in einer Versammlung vor die er berufen, wurde ihm als Strafe von jeder Hand (es hatten sich etwa 18 eingefunden, und ich war eigentlich nur ein zufälliger Zeuge) zwanzig Stockschläge zuerkannt, denen er sich auch im Gefühle seiner Schuld, geduldig unterwarf. Als aber der vierte, an dem er vorzüglich gesündigt, seinen größern Verlust auch durch stärkere Schläge, als sie der Delinquent wohl erwartet, wieder einzubringen gedachte, lehnte sich dieser höchst unvorhergesehenermaßen gegen die Gewalt auf, und faßte den Strafenden mit so schlauem Griff, daß dieser erschreckt aufschrie, den Stock fallen ließ und froh war, dem kräftigen Schuldner wieder entrissen zu werden. Das schreckte die andern ab, und der Pedlar ward in Gnaden, aber mit entsetzlichen Schimpfworten entlassen.

Zwei Arten von Waaren giebt es übrigens, mit denen sich die Deutschen nie oder wenigstens sehr selten befassen: es ist dies der Verkauf von Wand- oder Standuhren und Medicinen. Zum ersten Geschäft sind sie nicht gewandt, zum zweiten nicht unverschämt genug. Diesen Handel haben also die Amerikaner fast allein an sich gerissen, vorzüglich die Yankees, d. h. die Bewohner der nordöstlichen Staaten, als Maine, New-Hampshire, Connecticut, Vermont, Massachusetts und Rhode-Island, deren »Clock pedlar« oder Uhrenkrämer in der ganzen Welt berühmt sind.

Sam Slick hat einen tiefen Blick in ihre Verhältnisse thun lassen und ich will sie, da sie doch einmal in diese Rubrik gehören, nur kurz erwähnen.

Mit einem kleinen Wägelchen, vor das ein ziemlich gut aussehendes, sonst aber gewöhnlich höchst nichtsnutziges Pferd gespannt ist, zieht der Uhrenhändler oder Clockpedlar in die weite Welt, und zwar am liebsten in die westlichen und süd-westlichen Staaten hinein; sein Zweck und Ziel ist Uhren zu verkaufen und er verkauft sie auch, mag er nun willige oder zähe Käufer finden. Leute, die früher nie auch nur an die Möglichkeit gedacht haben, je eine Summe, die für sie ein Capital ist, an die Anschaffung eines so leicht entbehrlichen Gegenstandes zu wenden, finden sich plötzlich als Eigenthümer eines solchen Werkes, von dem es ihnen fast wie Zauberei und schwarze Kunst erscheint, wie sie eigentlich und so ganz gegen ihren positiv ausgesprochenen Willen zum Besitz desselben gelangt sind. Da steht es aber jetzt, oben auf einem groben, unbehobelten Bret zwischen dort aufgehangenen Hirsch- und Waschbärenfällen so ruhig und gemüthlich mit seinem stillen, selbstzufriedenen Ticktack, als sei es etwa 1500 Meilen von dort ganz besonders zu dem Zweck angefertigt worden, in möglichst kurzer Zeit hierher geschafft zu werden, und durch die Augen einer holdselig lächelnden Dame in wunderbar schimmerndem, feuerfarbenem Kleid, die, auf der Klappe der Uhr befindlich, in der einen Hand eine außergewöhnlich große Rose, in der andern einen chinesischen Fächer hält, dem wirklich verblüfften Farmer seine volle Zufriedenheit mit dessen trefflicher Wahl zu erkennen zu geben.