Sadece LitRes`te okuyun

Kitap dosya olarak indirilemez ancak uygulamamız üzerinden veya online olarak web sitemizden okunabilir.

Kitabı oku: «Die Regulatoren in Arkansas», sayfa 30

Yazı tipi:

Brown schwang sich in den Sattel und sprengte den Hügel hinunter. Ihm folgten die übrigen, von denen einige jedoch Wharton im Auge behielten. Jones war ebenfalls zurückgeblieben, aber der Kanadier hütete den schon, daß er das gesprochene Urteil nicht vereitelte.

Das Pferd des Verurteilten stand noch immer unbeweglich, und Johnson schaute halb trotzig, halb verzagt zu Jones hinüber.

»Kommt«, sagte der Kanadier jetzt zu diesem, »was Ihr im Sinn habt, weiß ich wohl – dem Mann sollt Ihr aber den Spaß nicht verderben – fort mit Euch!«

»Aber so laßt doch…«

»Fort mit Euch, sag’ ich, oder – wir sind jetzt allein!« er schwang bei diesen Worten einen der noch vorrätig abgeschnittenen Stöcke. Im nächsten Augenblick verließen die Männer den Platz, und Johnson saß allein auf dem immer noch still und regungslos haltenden Tier unter seinem Galgen.

37. Roberts’ Haus

Stille Trauer herrschte indessen, während auf dem Felshügel des Fourche la fave das Lynchgesetz seine Opfer verurteilte und strafte, in Roberts’ Hause, wo bis jetzt Marions Mutter bleich und besinnungslos auf ihrem Lager gelegen hatte. Die Regulatorenschar war mit ihrem Gefangenen aufgebrochen, die Sonne schon hoch über die Wipfel der Bäume gestiegen, und noch immer hatte Mrs. Roberts kein Zeichen ihres zurückgekehrten Bewußtseins gegeben. Da plötzlich, als schon der alte Roberts anfing, mit einem sehr ernsten und bedenklichen Gesicht im Zimmer auf und ab zu gehen, als Marion still weinend am Bett kniete und betete und Ellen ebenfalls stumm und traurig an ihrer Seite saß und die Hand dar alten Frau in der ihren hielt, schlug diese plötzlich die Augen auf, schaute wie erstaunt und verwundert, immer noch nicht recht darüber im klaren, was eigentlich vorgegangen sei, zu ihrer Tochter auf. Diese aber sprang jubelnd hoch und flog mit einem Freudenschrei der zu neuem Leben erwachten Mutter an den Hals.

»Kind – liebes Kind«, sagte diese leise, »bist du mir wiedergegeben? Bist du wieder zu uns zurückgekehrt? Hat der – Gott sei mir gnädig – mir schwindelt, wenn ich an jenen Augenblick zurückdenke, hat der böse Feind, der in der Gestalt jenes Menschen bei uns erschien, keine Gewalt über dich gewonnen?«

»Nein, Mütterchen – nein«, rief das Mädchen, »oh, nun ist alles gut, da du die Augen wieder so hell und klar geöffnet hast. Nun wird alles gut werden.«

»Aber – wie ist mir denn, Kind? Haben wir denn Morgen oder Abend? Mir kommt es vor, als ob ich eine lange, lange Zeit geschlafen hätte. Wo kommen die Leute alle her?«

»Margareth!« sagte jetzt Roberts, der leise hinzugetreten war und sich auf dem Stuhl neben dem Bett seines Weibes niederließ, »Margareth – liebe, gute Margareth, wie geht dir’s?«

»Roberts hier? Und Mr. Bahrens und Harper? Und Ellen? Seid ihr denn gar nicht fortgeritten?« fragte die alte Frau erstaunt und unruhig, »Hab’ ich denn alles nur geträumt?«

»Du sollst alles erfahren, Mütterchen«, flehte Marion, ihre Hand streichelnd, »aber jetzt, nicht wahr, jetzt hältst du dich recht ruhig und erholst dich erst wieder!«

»Erholen?« fragte die Mutter, sich von ihrem Lager aufrichtend, »erholen? Ich bin stark und kräftig – nur der Kopf schwindelt mir noch ein wenig. Aber erzählt mir bitte, was vorgefallen ist. Roberts – Bahrens – Harper – was fehlt den Männern? Sie sehen alle so ernst aus.«

»Nichts fehlt uns, Mrs. Roberts«, erwiderte Bahrens, indem er vortrat und ihre Hand schüttelte, »nicht das mindeste – jetzt wenigstens nicht mehr. Nur solange Sie krank und blaß dalagen, solange war’s uns hier nicht geheuer im Zimmer, und da mögen wir wohl noch ein wenig seltsame Gesichter schneiden. Harper hier ist überdies selbst ein halber Patient. Aber heraus jetzt mit der Sprache; am besten erfahren Sie gleich alles auf einmal, da es überdies nichts Schlimmes ist, und nachher wird Ihnen und uns das Herz leicht.«

Marion mußte nun erzählen; von dem ersten Augenblick an, wie Rowson in das Haus gesprungen und Cotton aus seinem Versteck herabgeklettert sei, wie sie gebunden gewesen und wie sich Ellen befreit; Assowaums erstes Erscheinen, der Freundin Heldentat und die Rettung durch die Regulatoren.

»Also dir, gutes Kind, verdanke ich eigentlich das Leben meiner Tochter«, wandte sich Mrs. Roberts dann an Ellen und reichte ihr die Hand hinüber.

»Mir? Ach Gott, nein«, entgegnete das Mädchen schüchtern, »mein Verdienst ist gar gering dabei – die Pistole – ich weiß nicht – ich glaube, sie muß von selbst losgegangen sein; ich habe mich wenigstens immer vor Feuerwaffen gefürchtet.«

»Ellen war gewiß unser Rettungsengel«, unterbrach sie Marion. »Der Indianer wäre verloren gewesen, wenn jener Schuß nicht gefallen wäre. Ellen ist sicherlich die Heldin jener Nacht.«

»Wo aber sind die übrigen? Mr. Curtis, Brown und Wilson?« fragte die Matrone. »Sie, die neben dem Indianer ihr Leben so kühn und uneigennützig für euch aufs Spiel setzten, verdienten doch sicher den heißesten Dank.«

»Die jungen Leute sitzen über die Buben zu Gericht«, sagte Roberts, »und wärst du nicht so sehr krank gewesen, so hätte ich heute ebenfalls der Verhandlung beigewohnt. Wo solche Schurkereien vorfallen, da muß den Schuften einmal bewiesen werden, daß der alte Geist in uns Hinterwäldlern noch nicht etwa erstorben ist.«

»Aber sagtet ihr nicht«, fragte Mrs. Roberts schaudernd, »daß jener Mann, jener – Rowson…«

»Laß den jetzt sein, Alte«, unterbrach sie schmeichelnd Roberts, »wenn du wieder recht wohl und kräftig bist, dann wollen wir über dir Vorfälle genauer sprechen, bis dahin hören wir auch das Resultat des Regulatorengerichts. Aber nun, Mädchen, schafft einmal heran, was Küche und Rauchhaus zu bieten vermögen. Wir feiern heute ein Fest der Erlösung, und zwar ein doppeltes, in geistiger Hinsicht und leiblicher Hinsicht, denn in leiblicher sind uns diese verwünschten Pferdediebe, vor denen kein Huf im Stall mehr sicher war – dem Hostler haben sie neulich seinen Hengst mitten aus dem Hofraum zu stehlen versucht, und seine Fenz ist über elf Fuß hoch…«

»Und in geistiger Hinsicht können wir unserem Herrgott fast noch mehr danken«, unterbrach ihn Bahrens, als er fand, daß Roberts wieder mit verhängten Zügeln nach New York sprengte, »jetzt wird das Predigen doch einmal ein wenig nachlassen.«

»Aber, Mr. Bahrens«, sagte in vorwurfsvollem Ton die Matrone, »wollen Sie die Schuld auf eine so heilige Sache werfen?«

»Nein, sicher nicht«, erwiderte dieser, um alles zu vermeiden, die noch nicht ganz Genesene zu kränken, »sicher nicht, aber das Gute hat es, daß wir künftig in der Wahl der Prediger sehr vorsichtig sein werden, und auch mit Recht. Ein gebranntes Kind scheut das Feuer.«

»Hallo da!« rief Harper dazwischen. »Hier ist verboten worden, die Sache weiter zu berühren, bis wir erst einmal eine ordentliche Mahlzeit im Magen haben, und das find’ ich nicht mehr wie recht und billig. Seit gestern abend sitzen wir hier neben dem Bett und hungern; das mag ein anderer aushalten.«

»Wie wär’s, wenn wir nach dem Essen noch zu der Versammlung hinüberritten?« fragte Bahrens. »Ich hätte gewaltige Lust, daran teilzunehmen.«

»Wir kämen doch zu spät«, erwiderte Roberts; »der Platz ist ziemlich weit, deshalb warten wir’s besser ab. Brown und Wilson haben mir versprochen, heut abend noch herzukommen und das Resultat zu melden. Es ist sehr gefällig von ihnen.«

»Sehr«, sagte Harper und warf einen Seitenblick zu Marion hinüber. Diese aber schien, mit der Mutter beschäftigt, die Bemerkung, ganz überhört zu haben, während Ellen sich ebenfalls abwandte. Mit lobenswertem Eifer blies sie die fast verglommenen Scheite im Kamin zur hellen Flamme an und legte Holz nach.

Der Abend rückte indessen heran; Mrs. Roberts hatte sich wieder völlig erholt, und da das Wetter mild und warm war, saßen alle unter den blühenden Dogwoodbäumen im kleinen Gärtchen. Der Platz war aber besonders freundlich, denn hier standen nicht nur viele schattige Bäume, sondern Marions sorgsame Hände hatten hier auch manche wilde Waldblumen heimisch gemacht, die mit ihrer Farbenpracht das Auge erfreuten.

Wie oft aber auch das Gespräch auf gleichgültigere Gegenstände gelenkt werden mochte, immer flogen wieder die Blicke hinüber nach der Gegend, aus der die Freunde erwartet wurden, und immer wieder war das wahrscheinliche Resultat jener ernsten Verhandlung die Achse, um die sich alle Vermutungen und Bemerkungen drehten.

»Sie werden ihn wohl nicht so hart bestrafen«, sagte Mrs. Roberts endlich nach einer kleinen Pause, in der sie nachdenklich vor sich niedergestarrt hatte, »wenn die Wunde so bös war, ist ja das schon Strafe genug.«

»Für solche Verbrechen?« fragte ernst und mahnend ihr Gatte. Schaudernd barg die Matrone ihr Gesicht in den Händen.

»Der Indianer hatte Mitleid mit ihm«, flüsterte Marion, »er pflegte ihn mit einer Sorgfalt, deren ich ihn nicht für fähig gehalten hätte.«

»Der Indianer?« fragte erstaunt die alte Frau, »der Indianer pflegte den – Mörder seines Weibes?« wiederholte sie dann immer noch ungläubig und verwundert.

»Ja – wie wir das Vieh pflegen, das wir schlachten wollen«, sagte Bahrens mit einem leisen Schauder, »mir ist der Indianer noch nie so entsetzlich vorgekommen wie in seiner zärtlichen Sorgfalt – ich kann das Bild gar nicht loswerden.«

»Wahrhaftig – dort kommt Brown angesprengt«, rief der alte Roberts. »Und dort ist auch Wilson, jetzt werden wir erfahren, wie alles abgelaufen ist.«

»Sie sehen ernst und feierlich aus«, meinte Bahrens.

»Ein ernstes und feierliches Geschäft war es auch, das sie beendet«, erwiderte Roberts, »aber ein notwendiges Recht, das Recht des Selbstschutzes – der Selbstverteidigung, und das wollen wir uns in Arkansas bewahren, solange wir noch Blut in den Adern haben.«

In diesem Augenblick sprengten die beiden Männer heran, warfen sich von den Pferden, übersprangen die Fenz und begrüßten mit herzlichem Wort und Händedruck die Freunde.

38. Die Rache des Befiederten Pfeils

Leise und geräuschlos glitt unter dem überhängenden, schwankenden Rohr, unter den wehenden, schaukelnden Weiden, die sich weit hineinbeugten in das grüne Bett des fröhlich plätschernden Stromes, ein kleines, schmales Kanu, von sicherer Hand geführt, dahin. Kein Laut wurde gehört, wenn sich nach jedem Schlag das Ruder blitzschnell aus dem Wasser hob; kein Laut wurde gehört, wenn es ebenso rasch wieder eintauchte in die Flut. Der Hirsch, der zum Wasser heruntergekommen war, trank ruhig weiter; kaum fünfzig Schritt von ihm glitt der dunkle Schatten vorüber, still und geisterhaft – er sah ihn nicht, und erst als er schon in weiter Ferne, mit Rohr und Busch, unter dem er hinschoß, verschwamm, stutzte das scheue Wild, warf den schönen Kopf in die Höhe, schnaubte, stampfte das kiesige Ufer, auf dem es stand, mit dem Vorderlauf und trabte dann langsam und stolz in sein Dickicht zurück. Die verräterische Luft hatte den Hauch seines Feindes zu ihm herübergetragen.

Der Indianer steuerte das Kanu, und im Vorderteil desselben lag, gebunden und ohnmächtig vor Angst und Erschöpfung, Rowson.

Jetzt richtete sich der Schnabel des kleinen schlanken Fahrzeugs zum Flußrand hinüber; wenige Minuten darauf glitt das Kanu auf die glatten Kieselsteine der seichten Uferbank und hielt. Rowson schlug die Augen auf und sah umher, aber schaudernd erkannte er die Stelle, wo er in jener Nacht das Weib des Mannes ermordet hatte, dessen Gefangener er jetzt war und vor dessen Rache ihn keine Macht der Erde mehr schützen konnte.

Assowaum sprang an das Ufer, schlang die Weinrebe, die ihm als Ankertau diente, um eine dort stehende kleine Birke, trat dann zurück neben sein Fahrzeug und hob vorsichtig seinen Gefangenen heraus.

»Was willst du tun, Assowaum?« flehte dieser mit heiserer, zitternder Stimme. Er erhielt keine Antwort. »Rede nur, um aller Heiligen willen, rede!« rief Rowson verzweifelt, »sprich und laß mich das Schreckliche wissen.« Schweigend trug ihn der Indianer das Ufer hinauf und in die Hütte, den Schauplatz seines Verbrechens, hinein.

Entsetzt wandte Rowson sein Gesicht von der nur zu wohl bekannten Stätte und schloß die Augen. Ruhig aber legte ihn Assowaum in der Mitte der Hütte, dicht neben einem der kleinen dort emporgewucherten Hickory-Schößlinge nieder, und kein Laut unterbrach dann weiter das Schweigen als das schwere Atmen des Unglücklichen. Es war dieselbe Stelle, auf der Alapahas Leiche gelegen hatte. Da ertrug Rowson nicht länger die peinigende Ungewißheit seiner Lage; er blickte empor und sah dicht neben sich den Indianer, niedergekauert wie zum Sprung, und die kleinste seiner Bewegungen aufmerksam und sorgfältig bewachend, sonst aber untätig und, wie es schien, ganz in dem Anschauen seines Opfers verloren. Ein triumphierendes Lächeln durchzuckte jedoch seine dunklen Züge, als er den Ausdruck der Angst und des Entsetzens in dessen Gesicht gewahrte, und leise erhob er sich jetzt, nahm von seinem Gürtel das lederne Fangseil und fesselte die schon überdies gebundene Gestalt des Gefangenen sorgsam und unlösbar an den jungen, zähen Stamm, neben dem sein Körper lag.

Vergebens bot ihm der Mörder Alapahas Schätze und Reichtümer, vergebens erzählte er ihm von Gold, das er vergraben und das er alles ihm geben wolle, wenn er ihn freiließe oder wenigstens seiner Qual mit einem Streich des Tomahawks ein Ende mache. Schweigend, als ob er die Worte nicht verstände, vollendete der Befiederte Pfeil das Werk der Rache, und machtlos, an Händen und Füßen gebunden, durch den jungen Baum aber an den Boden gefesselt, verließ ihn der Indianer auf wenige Augenblicke und kehrte dann mit etwas trockenem Laub und dürrem Reisigholz zurück.

Jetzt durchschoß zum erstenmal eine dunkle Ahnung das Hirn des Unglücklichen. Er kannte die Sitte der wilden westlichen Stämme; kannte ihre erbarmungslos rächende Grausamkeit, und in wildem, gellendem Schmerz- und Angstschrei machte sich seine Brust Luft, während er vergeblich gegen seine Fesseln wütete. Der Indianer wehrte ihm nicht – er beugte sich nieder und blies das qualmende Laub zur Flamme an. Nachdem das geschehen war, trug er eine Menge schnell gespaltener Kienspäne herbei, und bald loderte im feurigen Kreise, rings an den Wänden der Hütte entzündet, ein Flammenstreifen empor und leckte züngelnd und gierig an den trockenen Stämmen.

Erst, als die Hitze unerträglich wurde und ihm selbst an mehreren Stellen die Haut in Blasen zog, verließ der Indianer die gluterfüllte Hütte und begann draußen mit geschwungenem Tomahawk und in lauten, jubelnden Tönen seinen Sieges- und Triumphgesang.

Schauerlich gellte dazu das Wehgeheul des Gefangenen – unheimlich knisterten und sprühten die qualmenden, flackernden Stämme, deren Rauch sich schwerfällig in das grüne Laubdach hinaufdrängte und sich dort Bahn brach, in die klare, helle Frühlingsluft hinein. Hier aber blieb er liegen; wie ein düsterer, unheimlicher Schleier lagerte der gelblichgraue Qualm auf dem Blättermeer.

Da krachte endlich das Sparrwerk des morschen Daches – hochauf spritzten und sprühten die Funken – schwarzer Qualm wälzte sich rollend daraus hervor, und – alles war vorüber.

Blutrot sank hinter dem fernen Bergrücken die Sonne hinab; aber neben der Brandstätte stand mit geschwungener Waffe der rote Krieger und sang in einförmiger, wilder Weise sein Rache- und Siegeslied.

39. Schluß

»Also ernstlich gut seid Ihr dem Mädchen die ganze Zeit über gewesen, Brown, und habt mir nicht ein einziges Wort davon gesagt?« fragte der alte Roberts, während er die Hand des jungen Mannes fest in der seinigen hielt.

Brown drückte sie schweigend; dann erwiderte er herzlich:

»Was hätte es geholfen, Sir? Ich war zu spät gekommen und durfte mich nicht beklagen.«

»Und jener Schurke hätte Euch beinahe…«

»Er ist bestraft«, fiel ihm Brown in die Rede. »Nun aber sagt auch Ihr mir gerade und freiheraus, wollt Ihr mir das Glück Eurer Tochter anvertrauen?«

»Ja – Blitz und Hagel«, erwiderte der Alte ganz erstaunt, »Ihr fragt mich da, als ob ich überhaupt bei der ganzen Verhandlung ein Wort zu sagen hätte. Bin ich denn bei Rowson…«

»Roberts«, unterbrach ihn bittend die Mutter.

»Aber das Mädchen«, rief dieser kopfschüttelnd, »das ist doch hierbei die Hauptperson.«

»Vater«, bat Marion, die bis jetzt ihren Kopf an der Schulter der Mutter verborgen hatte und nun zärtlich den Hals des alten Mannes umschlang.

»Ah!« sagte dieser, halb lachend, halb verwundert, »so stehen die Sachen? Ja, wenn das Wild gleich aufbäumt, hat der Jäger leichte Jagd. Übrigens«, rief er, Brown mit dem Finger drohend, »scheint mir der Herr nicht erst seit heute auf der Fährte zu sein.«

»Und was meint die Mutter?« fragte Brown, dieser das Mädchen entgegenführend.

»Nehmt sie hin, Sir«, sagte die alte Frau, »sie scheint Euch gut zu sein, und ich – ich habe mir leider das Recht vergeben, für sie eine Wahl zu treffen.«

»Mutter«, bat Marion, »rede nicht so; du glaubtest ja doch nur für mein Glück zu sorgen.«

»Ja, das glaubte ich, Kind; der Allmächtige ist mein Zeuge. Das glaubte ich mit fester, inniger Überzeugung; aber der Herr allein kennt die Herzen der Menschen; wir armen Sterblichen sind schwach und blind.«

»Dank – Dank – herzlichen Dank, Ihr Guten«, rief Brown und schloß das Mädchen in seine Arme. »Sie sollen hoffentlich nie bereuen, mir Ihr einziges Kind anvertraut zu haben.«

»Und mich fragt der Junge gar nicht«, sagte jetzt Harper, der mit nassen Augen vortrat und den Neffen fest ans Herz drückte. »Mordsschlingel – tut so, als ob er keinen Onkel hätte.«

»Ihre Güte kenne ich, lieber Onkel«, rief, ihn freudig umarmend, der junge Mann, »und auch für Sie soll hoffentlich jetzt ein freudigeres, fröhlicheres Leben blühen.«

»Ha«, sagte Harper, indem er sich mit dem Rockärmel schnell über die Augen fuhr, den Neffen losließ und die künftige Nichte beim Kopfe nahm. »Es tut auch not, daß das alte Leben einmal aufhört. Lange hätt’ ich’s übrigens so nicht mehr ausgehalten; hier Bahrens und ich, wir wollten schon im nächsten Monat eine Wanderschaft antreten.«

»Wohin?« fragte Mrs. Roberts erstaunt.

»Wohin?« wiederholte Harper, »nirgends hin, hier bleiben, aber heiraten. Jetzt feixt der Junge wieder, als ob ich zu alt zum Heiraten wäre. Höre, Bursche…«

»Dort kommen Reiter!« rief Bahrens, nach der Flußgegend zeigend, und gleich darauf sprengten auch Stevenson, Cook und Curtis auf den freien, die Farm umgebenden Platz.

Stevenson begrüßte die Frauen, die er als alte Freunde und Nachbarn kannte, herzlich, schüttelte aber lachend den Kopf, als ihm Mrs. Roberts Vorwürfe machte, seine Frau und Töchter nicht einmal mitgebracht zu haben. Sie habe diese so lange Zeit nicht gesehen und hätte sie so gern einmal wieder gesprochen.

»Wir können morgen hinaufreiten«, sagte Roberts.

»Ist nicht nötig!« rief dagegen Stevenson, »Ihr werdet uns schon noch alle satt und müde werden.«

»Wieso? Ihr bleibt hier?« fragte Roberts schnell.

»Ich habe Atkins’ Farm gekauft«, erwiderte der alte Tennesseer. »Die Gegend hier gefällt mir, der arme Teufel wollte fort, und – da bin ich handelseinig mit ihm geworden.«

»Ihr könnt ja aber den Platz noch nicht einmal gesehen haben, denn an jenem Abend…«

»Ist auch nicht nötig«, unterbrach ihn Stevenson lachend. »Sagt er mir nicht zu, nun, so läuft mir Crawford County nicht fort. Ist er aber so, wie ihn Mr. Curtis und Cook hier schildern, dann brauch’ ich nicht weiterzuziehen. Die Nachbarn gefallen mir ebenfalls, und da unter dem Pack der Pferdediebe ein wenig aufgeräumt ist, so fange ich an einzusehen, daß der Fourche la fave gar nicht so schlimm sei, als ihn die Leute machen.«

»Brav, Stevenson, brav!« rief Roberts, ihm voller Freude beide Hände schüttelnd. »Heute ist ein Glückstag. Der Teu – oh – Füchse und Wölfe, – höre, Alte, heut mußt du mir einmal einen Fluch zugute halten, es kommt sonst nicht so herzlich heraus, wie ich’s meine. Aber verdammt will ich sein, wenn ich die Zeit weiß, wo ich so vergnügt gewesen bin. Kinder – wo ist denn Ellen? Das brave Mädchen darf nicht fehlen.«

»Im Haus«, sagte Brown.

»Allein im Haus? Ei, weshalb kommt sie denn nicht zu uns? Die gehört von jetzt an mit zur Familie.«

»Daß sie nicht allein ist«, erwiderte ihm lächelnd Brown, »dafür hat, glaube ich, Mr. Wilson gesorgt.«

»Pu – uh!« sagte Roberts, »dort sitzt der Truthahn? Nun so kommt, Kinder, da sie nichts von uns wissen will, müssen wir sie aufsuchen. Ihr seid aber alle meine Gäste, und Stevenson, alle Wetter, wo ist denn Euer Junge?«

»Den hab’ ich den Frauen geschickt, um sie zu beruhigen«, sagte der Alte.

»Recht so; also Stevenson muß seine Familie morgen ebenfalls herunterholen; wir schlagen hier ein Lager auf, und in der nächsten Woche – oder sobald es den jungen Leuten gefällig ist – denn die haben doch wohl dabei die Hauptstimme – oder nehmen sie sich wenigstens, was, wenn man es bei Tage…«

»… betrachtet, vollkommen recht ist«, vollendete lachend Harper diese Rede, »halten wir also Hochzeit, und nachher«, fuhr er mit einem komischen Seitenblick auf Brown fort, »läßt ein gewisser junger Mann seinen alten Onkel hier allein auf dem trocknen sitzen, besteigt einen zu diesem Zweck besonders angeschafften Fuchs und reitet nach…«

»Little Rock – Onkelchen«, fiel Brown, ihm die Hand hinüberreichen, ein, »um dort das Land zu kaufen, auf dem er von nun an am Fourche la fave mit eben diesem alten Onkel und seiner jungen Frau leben will.«

»Und wird euch Regulatoren der Gouverneur nicht zürnen, daß ihr seine Gesetze gebrochen habt?« fragte Marion schüchtern’

»Mag er«, sagte lächelnd der junge Mann. »Wir haben unsere Rechte verteidigt und die Brut vernichtet, die giftgeschwollen diese herrlichen Wälder durchkroch. Seine Machtlosigkeit gerade war es, die jene Verbrecher glauben machte, daß sie, wenn auch nicht unentdeckt, doch ungestraft Untat nach Untat begehen könnten. Unser Regulatorenbund hat ihnen aber die Gewalt gezeigt, die der einfache Farmer imstande ist auszuüben, sobald es die Not und seine eigene Sicherheit erheischt. Die Gefahr ist vorüber, und gern vertauschen wir wieder das Richtschwert mit dem freundlicheren Ackergerät des Landmanns.«

Das übrige ist bald erzählt:

Was Wilson und Ellen betraf, so hatte diesmal der alte Roberts, nach einem arkansischen Sprichwort, keineswegs »unter dem falschen Baum gebellt«. Noch in derselben Woche legte der nicht fern wohnende Friedensrichter die Hände beider Paare ineinander, und während Brown nach Little Rock ritt, den Kauf seines Landes zu besorgen, schrieb Wilson an seine alte Mutter in Memphis, um diese zu sich einzuladen, damit sie in seinem Haus ihre letzten Tage in Ruhe und Frieden verleben könne.

Atkins verließ schon am nächsten Morgen den Fourche la fave, lagerte jedoch noch eine kurze Zeit in der Nähe, um seinen Handel mit Stevenson in Ordnung zu bringen. Dies geschah jedoch über Curneales’ Vermittlung, da er sich nicht entschließen konnte, wieder freundlich mit dem Mann zu verkehren, durch dessen Hilfe er seiner, wenn auch gerechten, Strafe oder Beschimpfung überliefert worden. Mit Wilson hatte er jedoch noch eine Unterredung, und auch Ellen nahm Abschied von ihren Pflegeeltern, ehe diese den Staat auf immer verließen.

Über Cotton konnte man nichts Näheres erfahren; ein Kanu war umgeworfen und mit einem Kugelloch in der Seite unterhalb Harpers Haus angetrieben gefunden worden; es ließ sich daher nichts anderes vermuten, als daß dies dasselbe sei, in welchem Rowson und Cotton hatten fliehen wollen; doch blieb Cotton selbst spurlos verschwunden, und da man auch an keinem Ufer eine Spur entdeckte, so gewann das Gerücht bald allgemeinen Glauben, der Verfolgte sei, wenn nicht von einer der nachgeschickten Kugeln getroffen, doch mit dem Boot umgeschlagen und durch die Kleider und vielleicht noch sonstiges mitgenommenes Gepäck am Schwimmen verhindert worden und ertrunken. Ebensowenig war über den Mulatten etwas zu erfahren, obgleich die Männer, die einige Tage darauf Johnsons Leichnam abschnitten und begruben, behaupten wollten, den Schatten seiner dunklen Gestalt am Rande jenes Schilfbruches gesehen zu haben, der sich vom Ufer des Fourche la fave aus nach dem Hügel zu erstreckte.

Der Advokat von Little Rock hatte sich, gleich nach Beendigung der Versammlung, auf sein Pferd geworfen und war im gestreckten Galopp davongesprengt, doch, wie man später erfuhr, nicht in der Richtung nach Little Rock zu, wo niemand einen »Wharton« kannte.

Der Indianer lagerte dagegen noch neun Tage nach dem Tode Rowsons neben dem Grab seines Weibes, unterhielt dort ein Feuer und brachte ihr nächtlich seine Spenden an Speise und Trank. Am Morgen des zehnten jedoch trat er, mit Decke und Büchse auf der Schulter, marschfertig gerüstet in Harpers Hütte, die, bis ihr eigenes Haus errichtet worden, von den jungen Eheleuten einstweilen bezogen war. Dort reichte er dem Freund ernst und schweigend die Hand zum Abschied.

»Und will der Befiederte Pfeil sein Leben nicht bei seinen Freunden beschließen?« fragte ihn Brown herzlich; »Assowaum hat niemanden, der für ihn kochen und seine Mokassins nähen wird. Will er das Dach meiner Hütte mit mir teilen?«

»Du bist brav!« sagte der Indianer, indem er freundlich mit dem Kopf nickte; »dein Herz hat denselben Sinn wie deine Worte, aber Assowaum muß jagen; Die weißen Männer haben das Wild am Fourche la fave getötet, die Fährten der Hirsche sind selten geworden, und Bären kommen nur noch als Wanderer in die Niederungen dieser Täler. Die Herden der Weißen haben die Rohrdickichte der Sümpfe gelichtet, und der Bär sieht sich in ihnen vergeblich nach einem Lager um. Assowaum ist krank; Büffelfleisch wird ihn gesund machen. Er zieht nach Westen.«

»Dann gehe wenigstens nicht so weit, und wenn du des Umherwanderns müde bist, kehre zurück zu uns; du hast hier eine Heimat.«.

»Mein Bruder ist gut – Assowaum wird daran denken.«

»Und Ellen? – Hast du von ihr schon Abschied genommen?« fragte ihn Brown.

»Assowaum vergißt niemals die, die ihm Gutes erwiesen«, antwortete der Indianer. »Das junge Mädchen rettete sein Leben, aber mehr noch – es rettete seine Rache. Mein Pfad führt an ihrem Haus vorbei – good bye!«

Noch einmal schüttelte der Häuptling warm und innig des weißen Freundes Hand – ebenso die seiner jungen Gattin —, noch einmal winkte er einen Gruß zurück, und im nächsten Augenblick schloß sich das volle Laub der Büsche hinter ihm, als er, die Fenz überspringend, im Wald verschwand.

Yaş sınırı:
12+
Litres'teki yayın tarihi:
30 ağustos 2016
Hacim:
540 s. 1 illüstrasyon
Telif hakkı:
Public Domain

Bu kitabı okuyanlar şunları da okudu