Kitabı oku: «Das Dekameron», sayfa 11

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Der Bote war mit Freude und Jubel empfangen und angehört worden. Currado eilte mit einigen seiner Freunde den Kavalieren entgegen, die nach Madonna Beritola und Giuffredi gesandt waren. Er empfing sie freundlich und führte sie herein zur Tafel, die noch nicht halb vorüber war. Hier wurden sie von der Dame und ihrem Sohne und von allen übrigen mit einer unbeschreiblichen Freude begrüßt. Ehe sie sich zu Tische setzten, überbrachten sie vonseiten des Arrighetto dem Currado und seiner Gemahlin Grüße und Danksagungen in den verbindlichsten Ausdrücken für die Ehre, welche sie seiner Gemahlin, seinem Sohne und ihm selbst erwiesen, und erboten ihnen seine besten und willigsten Dienste. Darauf wandten sie sich auch an Messer Guasparino und versicherten ihm, sobald Arrighetto die unvermutete Güte erführe, die er seinem Sohne Scacciatto erzeigt hätte, würde er ihm gleichfalls ähnliche und noch größere Danksagung abstatten.

Hierauf setzten sie sich fröhlich mit den beiden jungen Paaren zum hochzeitlichen Mahle nieder, und nicht nur dieser Tag, sondern noch die folgenden wurden mit Festen zugebracht, die Currado seinem Schwiegersohn und seinen Freunden gab.

Nach Endigung der Feierlichkeiten schickten sich Madonna Beritola und Giuffredi mit ihrem Gefolge zur Abreise an. Sie trennten sich mit Tränen von Currado und seiner Gemahlin und von Guasparino und bestiegen nebst Spina und dem anderen jungen Paar ihre Jacht. Da sie mit gutem Winde absegelten, so kamen sie bald nach Sizilien, wo sie insgesamt von Arrighetto mit unbeschreiblicher Seligkeit in Palermo empfangen wurden. Dort sollen sie lange und glücklich, der empfangenen Wohltaten stets eingedenk, als Freunde Gottes gelebt haben.

SIEBENTE NOVELLE

Der Sultan von Babylon schickt seine Tochter dem Könige von Algarbien als Gemahlin. Durch mancherlei Zufälle geht sie in einer Zeit von vier Jahren durch die Hände von neun Männern in verschiedenen Ländern. Endlich bekommt sie der Vater wieder und sie reist, wie früher, als Jungfrau zum Könige von Algarbien, um seine Gemahlin zu werden.

Hätte Emiliens Erzählung noch ein wenig länger gedauert, so wären vielleicht die Augen aller Damen vor Mitleid mit den Unglücksfällen der Dame Beritola von Tränen übergegangen. Wie sie geendigt hatte, gefiel es der Königin, dass Pamfilo weiter erzählen sollte. Er gehorchte und hub an:

Es ist schwer, meine liebenswürdigen Damen, zu erkennen, was zu unserem Besten gereicht. Denn wie oft hat man nicht gesehen, dass Menschen, die sich einbildeten, wenn sie reich wären, so könnten sie in Ruhe und Bequemlichkeit leben, nicht nur Gott beständig um Reichtümer baten, sondern auch unermüdlich waren und keine Arbeit und Gefahr scheuten, um sie zu erwerben. Wenn sie sie aber hatten, aus Begierde nach einer reichen Erbschaft von denjenigen umgebracht wurden, denen vor der Erlangung ihres Reichtums ihr Leben teuer gewesen war. Andere stiegen aus dem niedrigsten Stande durch tausend gefährliche Schlachten auf den Leichnamen ihrer Brüder und Freunde empor zu Zeptern und Thronen und suchten in diesen ihr höchstes Glück. Doch abgesehen davon, dass sie solche mit Sorgen und Mühseligkeiten umringt fanden, wurden sie erst im Tode gewahr, dass an den Tafeln der Könige in goldenen Bechern Gift geschenkt wird. Manche haben sich mit unmäßiger Begierde nach körperlicher Stärke, nach Schönheit und nach anderen dergleichen Vorzügen gesehnt und nicht eher die Eitelkeit ihrer Wünsche erkannt, bis auch diese ihnen den Tod oder ein qualenvolles Leben zuwege brachten. Doch damit ich nicht weitläufig alle und jede Wünsche der Menschen aufzähle, so will ich nun überhaupt sagen, dass ihre Erfüllung in keinem Falle die Sterblichen vor Unglück sichern kann. Daher wir denn, wenn wir recht handeln wollen, uns damit begnügen sollen, nur das mit Dank zu empfangen und zu genießen, was uns der große Geber beschert, welcher allein weiß und uns geben kann, wessen wir wirklich bedürfen.

Weil aber, so wie wir Männer oft in unseren Wünschen ausschweifen, auch ihr, meine lieben Damen, euch in einem gewissen Stücke zu weit vergeht, indem ihr so sehr nach Schönheit trachtet, dass ihr euch nicht einmal mit der begnügt, die euch die Natur verliehen hat, sondern sie noch durch die ausgesuchtesten Künste zu erhöhen sucht, so will ich euch erzählen, wie unglücklich einst eine schöne Sarazenin ward, indem ihre leidige Schönheit sie in einer Zeit von vier Jahren neunmal einem neuen Besitzer in die Arme warf.

Vor geraumer Zeit herrschte in Babylon ein Sultan namens Beminedab, dem in seinen Tagen manches nach Wunsch gelang. Er hatte viele Söhne und Töchter, unter anderen auch eine Tochter namens Alatiel, die nach dem Zeugnis aller, die sie gesehen hatten, damals die schönste Frau der Welt war. Und weil in einer großen Schlacht, die er einst einem großen Heer Araber liefern musste, das ihn überfallen hatte, der König von Algarbien ihm sehr beistand, so hatte er sie diesem auf seine besondere Bitte zur Gemahlin versprochen. Er ließ sie demnach mit einem stattlichen Gefolge von Damen und Herren und mit vielen reichen und köstlichen Gerätschaften versehen, ein wohl ausgerüstetes und wohl bewaffnetes Schiff besteigen und empfahl sie Gott, indem er sie ihrem Gemahl sandte. Mit dem ersten günstigen Winde zogen die Schiffsleute die Segel auf und stachen aus dem Hafen von Alessandria in See, fuhren auch einige Tage mit gutem Wetter und waren schon an Sardinien vorbeigesegelt, sodass sie glaubten, dem Ziele ihrer Reise bald sehr nahe zu kommen, als plötzlich an einem Tage verschiedene Windsbräute aufsprangen, die mit solch unglaublichem Ungestüm das Schiff hin und her warfen, dass die Dame und selbst die Seeleute mehr als einmal fürchteten, zugrunde zu gehen. Sie arbeiteten jedoch, als gute Seefahrer, mit Kunst und Kraft zwei Tage lang den wütenden Wogen entgegen. Wie seit dem Anfange des Sturmes schon die dritte Nacht anbrach und das Ungewitter noch nicht nachließ, sondern immer heftiger ward, sie weder wussten noch durch Beobachtung oder Berechnung ausfindig machen konnten, wo sie waren, weil die Wolken und die Nacht den Himmel in tiefste Finsternis begruben, stieß plötzlich ihr Schiff – es musste in der Gegend von Majolika gewesen sein – auf Grund. Da sie nun kein Mittel sahen, das Schiff zu retten, und jeder nur trachtete, sein eigenes Leben davonzubringen, setzten sie das Rettungsboot aus. Die Schiffsherren, die sich diesem lieber als dem lecken Schiffe anvertrauen wollten, sprangen zuerst hinein, und ihnen folgten in der größten Eile die übrigen Schiffsleute, einer nach dem anderen bis auf den letzten Mann, obwohl die Ersten, die sich eingeschifft hatten, es ihnen mit Säbeln und Messern zu verwehren suchten, und sprangen solchergestalt dem Tode in den Rachen, dem sie zu entgehen suchten. Denn weil das Boot bei so schwerem Wetter nicht so viele Menschen tragen konnte, so schlug es um, und alle ertranken. Das Schiff, das sehr leck und fast schon halb voll Wasser war und auf dem sich keine Seele mehr befand außer der Prinzessin und ihren Frauen, die, von dem Ungestüm des Meeres und von der Furcht betäubt, wie leblos umherlagen, ward von den Wellen emporgehoben und lief an einem Ufer der Insel Majolika mit solcher Gewalt auf den Strand, dass es einen Steinwurf vom Lande ganz fest im Sande stecken blieb und, von Wind und Wellen bekämpft, die ganze Nacht hindurch unbeweglich stand. Als der Tag anbrach und der Sturm sich ein wenig legte, richtete die Dame, die fast halbtot war, ihr Haupt auf und fing an, mit schwacher Stimme bald diesen, bald jenen von ihren Leuten zu rufen. Allein sie rief umsonst, die Gerufenen waren leider zu weit entfernt. Da ihr niemand antwortete und niemand kam, richtete sie sich auf, so gut sie konnte, und sah ihre eigenen und die übrigen Frauen, die mit ihr gekommen waren, auf dem Verdeck liegen. Und wie sich nach langem Rufen erst diese, dann eine andere bewegte, fand sie nur wenige, in denen noch einiges Leben war. Die meisten waren vor Seekrankheit und vor Angst gestorben, worüber sich die Prinzessin noch mehr entsetzte.

Weil sie sich aber von den Übrigen verlassen fand und nicht wusste, wo sie war, so zwang sie die Not, diejenigen, in denen noch einiges Leben zu sein schien, so lange zu rütteln, bis sie sie auf die Beine brachte. Da ihr nun diese auch nicht zu sagen wussten, wohin die Mannschaft gekommen war, und sie fand, dass das Schiff ganz voll Wasser auf dem Strande saß, so fing sie mit ihren Frauen bitterlich zu weinen an. Schon kam die neunte Stunde heran, und noch hatte sich weder nahe am Ufer noch in der Ferne ein Mensch sehen lassen, von dem sie sich Mitleid oder Hilfe versprechen konnten. Endlich kam um die neunte Stunde ein Edelmann namens Pericone da Visalgo mit verschiedenen seiner Diener zu Pferde auf dem Rückweg von einem seiner Landgüter vorbei, der das Schiff gewahr wurde und gleich erriet, wie es darum stände. Unverzüglich befahl er einem seiner Diener, womöglich an Bord zu gehen und ihm Nachricht zu bringen, wer sich auf dem Wrack befände. Dem Diener gelang es mit Mühe, hinaufzukommen, und er fand die Schöne mit ihren wenigen Gefährtinnen, die sich unter dem Verdeck verborgen hatten. Als sie ihn sahen, fingen sie an zu weinen und ihn um Barmherzigkeit zu bitten. Sie merkten bald, dass er ihre Worte nicht verstand, und versuchten durch Gebärden, ihm ihre Not zu klagen. Der Diener bestrebte sich, nachdem er alles in Augenschein genommen, seinem Herrn genaue Nachricht zu geben, wie er alles auf dem Schiffe vorgefunden hatte. Als dieser die Frauen und sonst das Wertvollste, soweit man es erreichen konnte, von Bord hatte holen lassen, begab er sich mit ihnen nach einem seiner Schlösser, wo er ihnen Speisen und Erquickung reichen ließ, und an dem köstlichen Gerät sowie an der Ehrerbietung, welche die übrigen Frauen der Alatiel bewiesen, bald erkannte, dass sie eine Person von vornehmem Stande sein musste. So blass und abgespannt sie auch von dem Ungemach, das sie auf der See ausgestanden hatte, war, so fand Pericone dennoch ihre Gestalt außerordentlich schön und ward in seinen Gedanken schon mit sich einig, sie zur Gemahlin zu nehmen, wenn sie noch unverheiratet wäre, oder, wenn das nicht anginge, sie zu seiner Geliebten zu machen. Dieser Pericone war ein Mann von wildem Aussehen und starkem Gliederbau. Nachdem er nun die Dame eine Zeitlang aufs Beste hatte bedienen lassen und sie, als ihre Kräfte völlig wiederhergestellt waren, über alle Begriffe schön fand, war es ihm sehr peinlich, dass er sie weder verstehen, noch sich ihr verständlich machen, und folglich nicht erfahren konnte, wer sie war. Weil er sich aber nichtsdestoweniger ganz von ihrer Schönheit hingerissen fühlte, so gab er sich alle Mühe, sie durch ein gefälliges und liebkosendes Betragen zu bewegen, sich ihm ohne Widerstand zu ergeben. Allein es war alles umsonst, und sie versagte ihm durchaus jede Vertraulichkeit, wodurch indessen seine Begierden nur noch mehr erregt wurden. Wie sie dieses bemerkte und nach einem Aufenthalt von mehreren Tagen aus manchen Gebräuchen, die sie beobachtet hatte, schloss, dass sie sich unter Christen befände, in einem Lande, wo es ihr nichts helfen würde, wenn sie auch Mittel fände, sich jemandem zu entdecken, und wie sie glaubte, dass sie am Ende, sei es aus Zwang oder aus Liebe, dahin würde gebracht werden, den Wünschen des Pericone nachzugeben, so fasste sie den heldenmütigen Entschluss, ihrem harten Schicksal mutig die Stirne zu bieten. Sie empfahl demnach ihren Frauen, deren ihr nur noch drei übrig geblieben waren, keinem Menschen zu offenbaren, wer sie wären, wenn sie nicht etwa an einen Ort kommen sollten, wo sie sich ganz gewiss Hilfe versprechen könnten, um ihre Befreiung zu erwirken. Zugleich empfahl sie ihnen aufs Angelegentlichste, ihre Keuschheit zu bewahren, und versicherte, dass sie selbst sich gewiss keinem Menschen, außer ihrem rechtmäßigen Gemahl, überlassen würde. Die guten Frauen lobten ihren Entschluss und versprachen, ihren Befehlen zu folgen, so gut sie könnten.

Pericone, dessen Leidenschaft immer stärker aufflammte, und zwar desto mehr, da er ihren Gegenstand täglich vor Augen hatte und ihn immer widerspenstiger fand, entschloss sich, weil er sah, dass er durch Bitten nichts ausrichten konnte, List und Kunst zu versuchen, und wenn auch diese nicht helfen wollten, am Ende Gewalt zu gebrauchen. Als er einst bemerkte, dass die Dame den Wein liebte, den sie nicht gewohnt war, weil ihre Religion seinen Genuss untersagte, so nahm er sich vor, sie durch diesen Kuppler der Venus zu fangen. Er stellte sich, als ob er nicht mehr nach dem trachte, was sie ihm so hartnäckig verweigerte, und veranstaltete an einem Abend ein herrliches Gastmahl, bei dem auch die Dame erschien, und wie es dabei auf mancherlei Art sehr fröhlich herging, befahl er dem Schenken, der sie bediente, ihr verschiedene Weine durcheinander gemischt zu trinken zu geben. Dieser richtete es auch sehr geschickt ein, und weil sie nichts davon argwöhnte, so nahm sie, durch den Wohlgeschmack verführt, mehr davon zu sich, als ihrer Sittsamkeit zuträglich war. Sie vergaß darüber all ihre Trübsal und wurde ganz ausgelassen, und wie sie einige Weiber nach majolikanischer Weise tanzen sah, fing sie auch an, auf alexandrinisch zu tanzen. Als Pericone dies sah, glaubte er dem Ziele seiner Wünsche nähergekommen zu sein. Er verlängerte die Abendmahlzeit bis tief in die Nacht. Nach aufgehobener Tafel führte er sie in eine Kammer. Vom Wein berauscht und erhitzt, begann sie sich hemmungslos vor Pericone auszuziehen, als wäre er eines ihrer Kammermädchen, und legte sich dann ins Bett. Pericone löschte die Lichter und legte sich ihr zur Seite, schloss sie brünstig in seine Arme und begann, ohne von ihrer Seite einem Widerstand zu begegnen, die Wonnen der Liebe zu genießen. Als Alatiel, die das vorher noch nie erfahren, spürte, mit was für einem Horn die Männer stoßen, gereute es sie fast, den Werbungen Pericones nicht früher nachgegeben zu haben. Sie war in der Folge süßer Nächte oft diejenige, die, ohne sich erst selber bitten zu lassen, zum Liebesspiel einlud, und zwar, als sie sich mit Worten nicht verständlich machen konnte, ziemlich handgreiflich. Dem Schicksal war es nicht genug damit, sie von der Braut eines Königs zur Geliebten eines Landjunkers gemacht zu haben. Ihre und Pericones Freuden wurden grausam durch ein neues Abenteuer gestört.

Pericone hatte nämlich einen Bruder von fünfundzwanzig Jahren, schön und blühend wie eine Rose, namens Marato, der, wie er sie sah, sich nicht nur sterblich in sie verliebte, sondern auch aus ihrem Betragen schloss, dass er ihr nicht gleichgültig sei, und dass seinen Wünschen nichts im Wege stände als die Eifersucht, womit Pericone sie bewache. Er fasste daher einen ruchlosen Entschluss, der auch augenblicklich zur Tat reifte. Es befand sich zufällig ein Schiff im Hafen, welches mit Waren nach Chiarenza in der Romagna befrachtet war und zwei jungen Genuesern gehörte. Schon hatten sie die Segel gespannt, um sich des ersten guten Windes zur Abfahrt zu bedienen. Mit diesen Genuesern verabredete Marato, dass sie in der folgenden Nacht ihn und die Dame an Bord nehmen sollten. Da es Abend ward, ging er mit einigen seiner vertrautesten Kameraden, deren Beistandes er sich versichert hatte, nach der Wohnung seines Bruders, wo er sich allein in das Haus schlich und sich versteckte. Als es schon tief in der Nacht war, ließ er seine Gefährten in das Haus, überfiel seinen Bruder in der Kammer, wo er sich mit Alatiel befand, und erschlug ihn im Schlafe. Alatiel erwachte und rang die Hände. Allein man drohte ihr den Tod, wenn sie das geringste Geräusch mache. Man bemächtigte sich ihrer und einiger Kostbarkeiten, die Pericone besessen hatte, und eilte unbemerkt nach dem Ufer, wo Marato sich mit der Dame einschiffte und seine Kameraden entließ. Ein frischer, günstiger Wind wehte, die Schiffer spannten die Segel und stachen in See. Alatiel bejammerte jetzt bitterlich sowohl ihr erstes Unglück als dieses zweite. Doch Marato fand, den heiligen Crescentius in der Hand, den uns Gott selbst geschenkt, solche Mittel, sie zu trösten, dass sie sich bald bei ihm zufrieden gab und Pericone vergaß. Aber kaum fing sie an, sich behaglich zu fühlen, bereitete ihr das Schicksal auch schon wieder neuen Kummer, als wäre es an dem vergangenen nicht schon genug gewesen. Sie war, wie wir schon oft gesagt haben, außerordentlich schön von Gestalt, und ebenso einnehmend in ihrem Betragen, sodass die beiden jungen Schiffsherren sich dergestalt in sie verliebten, dass sie an nichts anderes dachten, als wie sie ihr aufwarten und sich ihr gefällig machen wollten, wobei sie sich jedoch sehr in Acht nahmen, dass Marato ihre Absicht nicht merke. Wie der eine Bruder die Leidenschaft des anderen entdeckte, beratschlagten sie beide darüber heimlich und nahmen Abrede, dass sie den Gegenstand ihrer Liebe gemeinschaftlich besitzen wollten: als wenn die Liebe ein Gut wäre, das wie Kaufmannsware oder gewonnenes Geld sich teilen ließe. Da sie fanden, dass Marato die Dame sorgfältig bewachte und dadurch ihre Anschläge vereitelte, und es sich fügte, indem sie einst mit einem frischen Winde sehr schnell segelten, dass Marato auf dem Hinterteil des Schiffes stand und in die Wellen hinabschaute, nahmen sie die Gelegenheit wahr, ergriffen ihn beide von hinten und stürzten ihn ins Meer. Sie waren schon über eine Meile fortgesegelt, ehe jemand gewahr wurde, dass er ertrunken war. Als Alatiel es hörte und fand, dass keine Hoffnung war, ihn zu retten, fing sie von Neuem an, sich zu bejammern. Die beiden Brüder eilten sogleich herbei und gaben sich alle Mühe, sie, die nicht so sehr den Verlust des Marato als ihr eigenes Unglück beweinte, mit süßen Worten und mit großen Verheißungen (wovon sie jedoch wenig verstand) zu trösten. Nach vielem wiederholten Zureden glaubten sie auch, dass es ihnen einigermaßen gelungen wäre, sie zu beruhigen, und fingen an, untereinander auszumachen, wer die geliebte Beute zuerst besitzen sollte. Sie konnten darüber nicht einig werden, sondern gerieten zuerst mit ernsthaften, dann mit harten Worten aneinander, bis endlich der Streit sie dermaßen aufbrachte, dass sie beide zu den Dolchen griffen und einander wütend zu Leibe gingen. Niemand im Schiffe war imstande, sie auseinanderzubringen, sondern sie zerfetzten einander mit Schnitten und Stichen, bis der eine tot niedersank und der andere mit gefährlichen Wunden bedeckt war. Alatiel nahm sich dieses sehr zu Herzen, zumal da sie sich nun ganz allein, ohne Rat und Beistand befand, und sie war sehr in Ängsten, dass die Eltern und Verwandten der beiden Brüder ihren Zorn an ihr auslassen würden. Weil sie jedoch bald in Chiarenza ankamen und der Verwundete sich ihrer annahm, so entging sie dieser Todesgefahr. Sie stieg mit diesem ans Land und wohnte mit ihm in einer Herberge, und bald verbreitete sich der Ruf ihrer Schönheit in der ganzen Stadt und gelangte zu den Ohren des Fürsten von Morea, der damals in Chiarenza war. Er ward neugierig, sie zu sehen, und weil sie ihm noch reizender schien, als das Gerücht sie geschildert hatte, verliebte er sich derart in sie, dass er an nichts anderes denken konnte. Da er nun vernommen hatte, auf welche Art sie dahin gekommen war, so zweifelte er nicht, dass er sie leicht in seine Hände bekommen würde. Auch säumten die Verwandten des Verwundeten nicht, sie ihm zu überliefern, sobald sie merkten, dass er mit dieser Absicht umginge. Dem Fürsten war es sehr lieb und der Dame nicht weniger, indem sie glaubte, dadurch einer großen Gefahr entgangen zu sein. Als der Fürst bemerkte, dass ihre Schönheit noch durch königlichen Anstand erhöht ward, hielt er sie, da er keine Nachricht wegen ihrer Abkunft erhalten konnte, wenigstens für eine sehr adelige Dame, daher er sie desto höher schätzte und sie nicht wie eine Beischläferin, sondern wie eine Gemahlin in Ehren hielt. Weil demnach Alatiel, indem sie sich ihres vorigen Ungemachs erinnerte und dagegen ihren jetzigen behaglichen Zustand erwog, sehr froh und zufrieden lebte, so blühte auch ihre Schönheit derart auf, dass man in der ganzen Romagna nicht aufhörte, davon zu reden. Dadurch ward der Herzog von Athen, ein junger, schöner, rüstiger Herr, Freund und Verwandter des Fürsten, so neugierig gemacht, dass er unter dem Vorwande eines Besuches, den er bisweilen bei ihm abzustatten pflegte, mit einem auserlesenen und ansehnlichen Hofstaat nach Chiarenza kam, wo er mit Freude und vielen Ehrenbezeigungen aufgenommen ward. Als nach einiger Zeit einmal von der Schönheit der Alatiel die Rede war, fragte der Herzog den Fürsten, ob sie denn wirklich so wunderschön wäre, wie man behauptete. „Noch weit schöner“, sprach der Fürst. „Allein du sollst mir das nicht auf mein Wort glauben, sondern es mit deinen Augen sehen.“

Der Herzog ließ dem Fürsten keine Ruhe, bis er ihn zu der Schönen führte, die von ihrem Besuche vorher war benachrichtigt worden und sie mit ihrer gewöhnlichen Freundlichkeit empfing. Sie musste sich zwischen die beiden Fürsten setzen, welche sich aber mit ihr nicht viel unterhalten konnten, weil Alatiel wenig von ihrer Sprache verstand. Vielmehr bestaunten die beiden sie bloß wie ein Wunder, besonders der Herzog, der sie kaum für ein sterbliches Geschöpf halten konnte. Während er sie betrachtete, ward er des lieblichen Giftes nicht gewahr, das er durch seine Augen einsog, und indem er glaubte, sie bloß mit Wohlgefallen anzuschauen, verwickelte er sich in den Schlingen der inbrünstigsten Liebe.

Nachdem er mit dem Fürsten von ihr gegangen war und völlige Muße hatte, seinen Gedanken nachzuhängen, hielt er den Fürsten für den glücklichsten Mann auf der Welt, dass ihm ein so wunderschönes Geschöpf zu Gebote stände. Und wie nach einem langen Kampf seine Liebe den Sieg über seine Rechtschaffenheit behielt, beschloss er, es möchte kosten, was es wolle, den Fürsten dieses Kleinods zu berauben und es zu seinem eigenen Genusse zu verwenden. Und weil ihn seine Begierde zur Eile hetzte, so setzte er alle Vernunft und Rechtlichkeit beiseite und dachte nur auf lauter Verrat und Bosheit. Nach dem verruchten Plan, den er mit einem vertrauten Kammerdiener des Fürsten verabredet hatte, der sich Ciuriaci nannte, ließ er an einem Tage alle seine Pferde und sein Gepäck in Bereitschaft zur Abreise halten, und in der folgenden Nacht ward er nebst einem seiner Leute, bewaffnet von dem besagten Ciuriaci, durch einen geheimen Gang in das Gemach des Fürsten eingelassen. Alatiel schlief, und der Fürst stand im bloßen Hemd an einem Fenster, um sich von der großen Hitze durch den sanften Seewind abkühlen zu lassen. Der Herzog schlich also nebst seinem Spießgesellen, dem er seinen ganzen Plan mitgeteilt hatte, leise bis an das Fenster, gab dem Fürsten einen Stich in die Seite, der ihm das Herz durchbohrte, und stürzte ihn den Augenblick aus dem Fenster. Der Palast lag am Meer und war sehr hoch, und unter dem Fenster, an dem der Fürst stand, waren einige verfallene Hütten, die das Meer zerstört hatte und wohin selten oder niemals Menschen kamen; deshalb wurde auch, wie der Herzog vorhergesehen hatte, niemand es gewahr, wie man die Leiche hinabstürzte. Als dies geschehen war, zog der Begleiter des Herzogs plötzlich eine Schnur aus der Tasche, die er dem treulosen Ciuriaci um den Hals warf und ihn mit Hilfe des Herzogs so geschickt erdrosselte, dass er keinen Laut von sich geben konnte, worauf sie ihn aus demselben Fenster hinauswarfen. Nachdem sie das vollbracht und gewiss waren, dass weder die schlafende Dame noch sonst jemand sie bemerkt hatte, nahm der Herzog ein Licht in die Hand, trat an das Bett und weidete seine Blicke an der ruhig schlafenden Schönen, die, wenn sie ihm bekleidet gefallen hatte, jetzt unbekleidet seine Sinne noch unendlich mehr bezauberte. Das eben begangene Verbrechen hielt ihn nicht ab, mit Händen, die noch von dem Blute des Fürsten rauchten, sich ihr zu nähern und seinen Platz neben ihr einzunehmen, die im Halbschlaf, in der Meinung, dass es der Fürst sei, ihm ihre Umarmung nicht versagte. Doch verweilte er nicht lange, sondern stand auf, und etliche der Seinigen mussten sich ihrer auf solche Art bemächtigen, dass sie kein Geräusch machen konnte, worauf er sie durch eben den geheimen Gang, durch den er hereingekommen war, entführen und auf ein Pferd setzen ließ und sich mit seiner Kavalkade in möglichster Stille auf den Weg nach Athen begab. Weil er aber eine Gemahlin hatte, so getraute er sich nicht, sie in die Stadt zu bringen, sondern führte die bekümmerte Schöne nach einem Lustschloss am Ufer des Meeres, wo er sie heimlich unterhielt und mit allem Nötigen standesgemäß bedienen ließ.

Am folgenden Tage warteten die Hofleute des Fürsten bis Mittag, dass er aufstehen solle. Da er aber nichts von sich hören ließ, öffneten sie die Tür seines Gemachs, die nur angelehnt war, und als sie auch hier niemanden fanden, glaubten sie, er wäre vielleicht auf einige Tage heimlich verreist, um sich mit seiner Dame zu belustigen, und machten sich seinetwegen weiter keine Sorgen. Unterdessen begab es sich am folgenden Tage, dass ein Wahnsinniger zwischen den Trümmern herumirrte, wo die Leichen des Fürsten und des Ciuriaci lagen, und dass er den Leichnam des Letzteren bei dem Strange herausschleppte und damit herumlief. Dieses ward von vielen mit Erstaunen gesehen und sie bewegten den Verrückten durch gute Worte, sie dahin zu führen, wo er den Leichnam gefunden hatte. Hier fanden sie zu ihrem Schmerz und Entsetzen die Leiche des Fürsten und bestatteten sie mit traurigem Gepränge. Als man nun nach den Tätern forschte, die diesen grausamen Mord begangen hatten, und der Herzog von Athen nirgends zu finden war, sondern sich verstohlenerweise davongemacht hatte, so zweifelten sie nicht (wie es sich auch wirklich verhielt), dass er den Mord verübt und die Dame entführt hätte. Sie erwählten demnach den Bruder des Fürsten zu seinem Nachfolger und trieben ihn an, den Tod seines Bruders zu rächen. Da dieser sich nun aus manchen anderen Umständen überzeugte, dass die Sache sich wirklich so verhielt, wie man glaubte, berief er alle seine Freunde, Verwandten und Vasallen zusammen, brachte in Kurzem ein ansehnliches Heer auf die Beine und rüstete sich zum Kriege gegen den Herzog. Sobald dieser Nachricht davon bekam, bot er gleichfalls alle seine Kräfte auf, um Anstalt zur Gegenwehr zu machen. Auch kamen ihm viele Herren zu Hilfe, und unter anderen sandte ihm der griechische Kaiser seinen Sohn Constantius und seinen Neffen Emanuel mit einem gut ausgerüsteten und zahlreichen Heer, und der Herzog empfing sie mit großen Ehrenbezeigungen, und die Herzogin noch mehr, weil sie ihre Schwester und Nichte war. Als die Sachen von Tag zu Tag ein kriegerisches Ansehen gewannen, nahm die Herzogin einst eine Gelegenheit wahr, ihren Bruder und ihren Vetter zu sich in ihr Zimmer zu berufen, und erzählte ihnen mit vielen Tränen umständlich die ganze Geschichte, wodurch dieser Krieg veranlasst würde, und beklagte sich über den Verdruss, den ihr der Herzog angetan hätte, dass er heimlich eine Mätresse unterhielte. Indem sie sich darüber aufs Höchste beschwerte, bat sie die beiden Prinzen, die Ehre des Herzogs und ihre Ruhe durch solche Mittel wiederherzustellen, welche sie für die wirksamsten erachteten. Die jungen Herren wussten selbst, wie die Sache sich verhielt; ohne demnach die Herzogin mit vielen Fragen zu behelligen, trösteten sie sie, so gut sie konnten, machten ihr die beste Hoffnung und entfernten sich, nachdem sie von ihr erfahren hatten, wo sich die Dame befinde. Da sie nun schon oft von ihrer Schönheit gehört hatten, so waren sie neugierig, sie zu sehen, und baten den Herzog, sie ihnen zu zeigen. Dieser schien zu vergessen, wie es dem Fürsten gegangen war, der sie ihn hatte sehen lassen, und versprach ihnen, ihr Begehren zu erfüllen. Er ließ deswegen in einem herrlichen Landhause, welches die Dame bewohnte, eine köstliche Mahlzeit anrichten und führte die beiden Prinzen nebst einigen wenigen anderen Herren am folgenden Tage dahin zum Mahl. Constantius, der neben Alatiel saß, fing an, sie voll Verwunderung zu betrachten, und gestand sich, dass er nie etwas so Schönes in seinem Leben gesehen hätte, und dass man den Herzog oder irgendeinen anderen entschuldigen müsste, wenn er, um ein so schönes Geschöpf zu besitzen, sich des Verrats oder einer anderen unziemlichen Tat schuldig gemacht hätte. Als er fortfuhr, sie immer wieder zu betrachten, um jedes Mal neue Reize an ihr zu entdecken, ging es ihm am Ende nicht besser, als es dem Herzog ergangen war.

Er verließ sie, leidenschaftlich verliebt, und dachte von Stund an nicht mehr an den Krieg, er dachte an nichts, als wie er sie dem Herzog rauben könne; doch wusste er seine Liebe vor jedermann meisterhaft zu verheimlichen. Indem er in diesem Feuer glühte, kam die Zeit, dass man dem Fürsten entgegenrücken musste, der sich schon den Grenzen des Herzogs nahte. Der Herzog, Constantius und alle Übrigen brachen demnach von Athen auf, um die Stellung an der Grenze zu nehmen, wodurch man dem Fürsten das Eindringen verwehren konnte. Da sie nun in dieser Stellung einige Zeit blieben, die Sinne des Constantius beständig auf die Dame gerichtet waren und er glaubte, jetzt, während der Abwesenheit des Herzogs, am leichtesten zu seinem Ziel gelangen zu können, stellte er sich, um eine Gelegenheit zu haben, nach Athen zu kommen, sehr krank. Nachdem ihm der Herzog Urlaub gegeben hatte, übergab er den Befehl über seine Leute dem Prinzen Emanuel und ging nach Athen zu seiner Schwester. Nach einiger Zeit lenkte er das Gespräch auf den Verdruss, den sie über des Herzogs Vertraulichkeit mit der fremden Dame geäußert hätte, und sagte, wenn sie es zufrieden wäre, so wollte er dem bald abhelfen und die Dame entführen lassen. Die Herzogin, die sich einbildete, dass er das aus Liebe zu ihr und nicht zu der Dame täte, bezeigte sich sehr zufrieden damit; doch empfahl sie ihm, sich so zu benehmen, dass der Herzog nie erführe, dass sie darin eingewilligt hätte. Dieses sagte ihr Constantius heilig zu, und die Herzogin erlaubte ihm, sein Vorhaben nach seinem Gutdünken auszuführen. Constantius ließ also in der Stille ein kleines bewaffnetes Fahrzeug rüsten und an einem Abend, nahe bei dem Lustschlosse, das Alatiel bewohnte, vor Anker legen. Nachdem er der Mannschaft auf dem Schiffe die nötigen Verhaltungsmaßregeln gegeben hatte, ging er mit einigen anderen nach dem Palaste der Dame und ward von ihren Dienern und der Dame selbst freundlich empfangen. Sie trat mit ihm auf seine Bitte in Begleitung ihrer und seiner Leute in den Garten. Unter dem Vorwande, dass er ihr etwas im Namen des Herzogs zu sagen hätte, ging er allein mit ihr durch ein Pförtchen hinaus an das Ufer der See, wo er den Seinigen auf dem Schiffe ein Zeichen gab, worauf sie sich plötzlich der Dame bemächtigten und sie an Bord brachten. Er selbst rief ihren Leuten im Garten zu: „Keiner rühre sich oder mache Lärm, wenn er nicht sterben will, denn ich bin nicht willens, dem Herzog ein Weib zu rauben, sondern nur den Schimpf abzuwenden, den er meiner Schwester antut.“ Niemand wagte es, ihn anzutasten. Constantius schiffte sich mit den Seinigen ruhig ein, setzte sich neben die weinende Schöne und befahl, die Ruder zu lösen und davonzufahren. Sie schienen mehr durch die Wellen zu fliegen als zu rudern und kamen schon am folgenden Morgen, fast bei Tagesanbruch, nach Egina. Hier stiegen sie ans Land, und Constantius ruhte aus in den Armen der Dame, der nichts anderes übrig blieb, als ihre unglückselige Schönheit zu beseufzen und sich in Geduld zu schicken. Darauf schifften sie sich wieder ein und steuerten nach Chios, wo sie in wenigen Tagen ankamen. Hier beschloss Constantius, als an einem sichern Orte, zu bleiben, teils um den Vorwürfen seines Vaters auszuweichen, teils um nicht Gefahr zu laufen, seiner Geliebten beraubt zu werden, die hier noch manchen Tag ihr Unglück beweinte, endlich aber sich von Constantius wie schon vorher trösten und sich dasjenige gefallen ließ, was ihr das Schicksal beschieden hatte. Indem nun alles solchergestalt wieder in seinem Geleise ging, kam von ungefähr Osbek, der Sultan der Türken, welcher in beständiger Fehde mit dem griechischen Kaiser lebte, nach Smyrna und hörte, dass Constantius unbesorgt auf Chios weile und sich da mit einem geraubten Mädchen gütlich täte. Er rüstete demnach einige leichte Fahrzeuge aus, womit er in der Nacht nach Chios kam. Er landete in der Stille mit seiner Mannschaft und holte manchen aus seinem Bette, ehe er gewahr ward, dass Feinde im Lande waren. Einige, die zu den Waffen griffen, machte er nieder, raubte und plünderte, sengte und brannte und ging mit der Beute und den Gefangenen wieder an Bord und nach Smyrna. Hier fand Osbek, der noch ein junger Mann war, unter den Gefangenen die schöne Alatiel. Als er erfuhr, dass sie dieselbe wäre, die Constantius bei sich gehabt und die man ihm im Schlafe von der Seite gerissen hätte, so säumte er nicht, sie zu seiner Gemahlin zu erheben. Er feierte sogleich die Hochzeit und genoss mehrere Monate vergnügt mit ihr die Freuden der Liebe. Der griechische Kaiser hatte inzwischen, schon ehe dieses vorgefallen war, mit Bassano, dem Könige von Kappadozien, Unterhandlungen gepflogen, dass dieser dem Osbek von einer Seite mit seiner Macht ins Land fallen solle, indes er selbst ihn von der anderen Seite angriffe. Sie waren aber nicht völlig darüber einig geworden, weil der Kaiser in einige Forderungen des Bassano, die ihm zu hart schienen, nicht hatte einwilligen wollen. Wie er aber hörte, was seinem Sohne geschehen war, und sich sehr darüber grämte, bewilligte er ohne weitere Umstände die Forderungen des Kappadoziers und trieb ihn an, sobald als möglich in Osbeks Gebiet zu fallen, indem er sich von der anderen Seite anschickte, dasselbe zu tun. Als Osbek dies vernahm, zog er geschwind sein Heer zusammen und eilte, damit ihn seine beiden Nachbarn nicht zwischen zwei Feuer bringen möchten, dem König von Kappadozien entgegen. Seine schöne Geliebte ließ er in Smyrna unter der Aufsicht eines treuen Dieners zurück. Da die Heere bald darauf einander begegneten, kam es zu einem Treffen, in welchem Osbek erschlagen und sein Heer gänzlich überwunden und zerstreut ward. Dem siegreichen Bassano stand demnach der Weg nach Smyrna offen, und jedermann unterwarf sich ihm, der als Triumphator im Anzuge war. Osbeks Diener, der sich Antiochus nannte, und dem die schöne Alatiel anvertraut war, vergaß unterdessen über ihrer Schönheit, obwohl er schon betagt war, die Treue gegen seinen Herrn und verliebte sich in sie. Da er ihrer Sprache kundig war und sich ihr dadurch desto angenehmer machte, weil sie schon jahrelang fast wie eine Taubstumme unter den Leuten gelebt hatte, keinen Menschen verstand und von keinem verstanden ward, so trieb ihn die Liebe in wenigen Tagen, sich nach und nach solche Freiheiten bei ihr zu nehmen, dass ihre Vertraulichkeit, ohne sich daran zu kehren, dass ihr Herr und Gebieter unter den Waffen und im Kriege begriffen war, zur größten Höhe stieg und beide unter der seidenen Steppdecke sich auf das Angenehmste unterhielten. Sobald sie aber vernahmen, dass Osbek überwunden und erschlagen war und Bassano überall den Meister spielte, hielten sie es für ratsam, seine Ankunft nicht abzuwarten, sondern packten den besten Teil von Osbeks Vermögen zusammen und flüchteten damit heimlich nach Rhodos. Hier verfiel nach kurzer Zeit Antiochus in eine tödliche Krankheit. Da zufälligerweise ein gewisser Kaufmann aus Zypern bei ihm einkehrte, für den er außerordentliche Liebe und Freundschaft empfand, und er das Ende seines Lebens nahen spürte, so entschloss er sich, seine Geliebte und seine Schätze seinem Freunde anzuvertrauen. Er rief beide kurz vor seinem Tode zu sich und sagte: „Ich sehe, dass ich unvermeidlich sterben muss, und es geht mir nahe, weil mir noch nie das Leben so lieb war wie jetzt. Eins ist mir ein Trost in meinem Tode, dass ich nämlich in den Armen der beiden Menschen sterbe, die mir die liebsten sind: in den deinigen, mein bester Freund, und in den Armen dieses teuren Geschöpfes, das ich mehr als mich selbst geliebt habe, seitdem wir uns kennen. Es ist wahr, sie dauert mich, da sie hier eine Fremde ist und nach meinem Tode ohne Rat und Hilfe bleibt. Aber sie würde mich noch mehr dauern, wenn ich dich nicht hier hätte, von dem ich überzeugt bin, du werdest um meinetwillen dich ihrer annehmen, als wenn ich es selbst wäre. Deswegen bitte ich dich inständig: Lass dir, wenn ich sterbe, ihre Person und meine Angelegenheiten empfohlen sein, und schalte mit beiden so, wie du glaubst, dass du meine Seele dadurch erfreuen könntest. Und dich, meine Geliebte, bitte ich, dass du mich nach meinem Tode nie vergessest, damit ich mich dort noch rühmen könne, dass mich hier das schönste Weib liebte, das die Natur hervorgebracht hat. Wollt ihr mir dieses beides versprechen, so kann ich beruhigt aus dieser Welt scheiden.“

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Yaş sınırı:
18+
Hacim:
1061 s. 3 illüstrasyon
ISBN:
9783843804066
Yayıncı:
Telif hakkı:
Bookwire
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