Kitabı oku: «Der Hypnotist Der Hase im Cafe», sayfa 2

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Die Sekretärin

Zwei große braune Augen sahen ihn aufmerksam und auch ein wenig spöttisch an, als er die Tür öffnete.

"Kommen Sie nur rein!", hörte er sich sagen, während sie sich die Hände gaben. Es war eine warme und sympathische Hand.

„Da bin ich!", sagte eine ebenso warme wie ruhige Stimme, während er ihr Parfüm registrierte.

„Schön, dass Sie da sind, Frau Herr!“ erwiderte er ein wenig befangen. „Bitte, nehmen Sie doch Platz!“

„Sie möchten also mit mir zusammenarbeiten!“ sagte er, als sie beide Platz genommen hatten.

„Ich denke, Sie möchten das auch!“, antworte sie und das feine Lächeln spielte wieder um ihre Augen und ihren Mund.

„Vielleicht sollten wir das!“ war seine Erwiderung und einen Moment wusste er nicht weiter.

„Was reizt Sie an dieser Aufgabe?“, fragte er.

„Wenn ich schon arbeiten muss, möchte ich auch eine interessante Tätigkeit“, erwiderte sie und schaute ernst. „Und mit jemanden zusammen arbeiten, den ich auch respektiere.“

„Und Sie meinen, ich könnte ihren Respekt verdienen?“

„Ich habe zumindest diesen Verdacht“, entgegnete sie und lächelte.

„Ich habe mich über Sie erkundigt und was ich von Ihnen gehört habe, fand ich interessant.“

„Ja“, sagte er etwas schelmisch und grinste. „Meine Person oder meine Tätigkeit?“

„Sie kenne ich nicht! Aber ihre Tätigkeit schien mir interessant.

Hypnose hat mich schon immer interessiert. Ich habe alle Bücher von Milton Erickson gelesen, die ich bekommen konnte. Seine Lehrgeschichten von Sidney Rosen liegen auf meinem Nachttisch. Das Buch ist schon ganz zerfleddert, so oft habe ich es gelesen. Und immer wieder lerne ich Neues daraus.

Was Sie beruflich machen wollen, interessiert mich auch.

Nur als Tippse möchte ich nicht arbeiten!

Das heißt nicht, daß ich Ihnen keinen Kaffee kochen werde. Aber ich werde diese Stelle nur annehmen, wenn ich mitarbeiten kann.

So eine Art Hilfsassistentin schwebt mir vor. Sie draußen im feindlichen Leben und ich halte die Stellung im Büro und erledige Ihre Aufträge.

Wenn das möglich wäre, werden Sie mit mir und meiner Arbeit zufrieden sein!“

Er schwieg eine Weile und schaute die Frau vor sich nachdenklich an. Dann merkte er, daß er sich am Kopf gekratzt hatte und sagte: „Klingt nicht schlecht!“

„Und sicher haben Sie sich auch schon Gedanken über die Höhe Ihres Gehaltes gemacht?“

„Ich möchte während der Probezeit das gleiche Gehalt wie bisher haben und danach, wenn Sie und ich zufrieden sind, zwanzig Prozent mehr! Hier sind meine Zeugnisse und Unterlagen.

Der Rest ist Verhandlungssache.“

Er warf einen Blick auf die Unterlagen von Susanne Herr und nickte.

„Ich werde jetzt rausgehen und mein Unbewusstes fragen“, sagte er und verließ den Raum.

Fünf Minuten später waren sie sich einig, schüttelte sich die Hände und er wies sie an: „Frau Herr, sagen Sie bitte den anderen Damen ab! Und kommen Sie morgen früh um neun Uhr. Ich kriege heute vielleicht meinen ersten Kunden. Morgen besprechen wir dann, wie es weitergeht.“

Als er wieder in seinem Sessel saß, stand er auf, ging an den Schrank, wo die Gläser und Flaschen standen und schenkte sich Portwein ein.

Er war immer noch etwas aufgekratzt, hatte jedoch ein gutes Gefühl, als er die aromatische Süße des Weines genoß und den rötlichen Schlieren zuschaute, die im Glas nach unten liefen.

Er schloß die Augen und kuschelte sich in den Sessel. Der angenehm herbe Ledergeruch passte irgendwie zum Getränk. Und mit Befriedigung registrierte er, daß die Warze immer noch juckte. Die Dinge schienen sich zu entwickeln. Leicht glitt er in eine sanfte Trance und begann sich auf das Gespräch mit Erich Seidel vorzubereiten.

Er hatte von einem Unternehmer berichtet, der ihm Sorgen

machte.

„Die wirtschaftlichen Dinge sind gar nicht schlecht“, hatte er ihm am Telefon gesagt. „Aber ich mache mir Sorgen! Er ist ein guter Kunde und ich kenne ihn schon seit einigen Jahren. Er sieht alles schlecht und wittert Probleme, wo gar keine sind. Früher war er optimistisch und zupackend. Jetzt sucht er in den Krümeln nach Problemen, wo keine sind.

Ich habe ihn vorsichtig konfrontiert und er hat mir eingestanden, dass er sich Sorgen um seinen Betrieb macht. Dabei läuft dieser gut!

Und daß er zunehmend mit seinen Abteilungsleitern Probleme hat, obwohl die auch schon seit Jahren gute Arbeit geleistet haben.

Wenn Sie einverstanden sind, werde ich ihm vorschlagen, sich mit Ihnen zusammenzusetzen.“

Der erste Kunde

Eigentlich trank er nicht bei der Arbeit. Aber zur Feier des Tages hatte er auch Erich Seidel ein Glas Portwein eingeschenkt.

Die beiden Männer hatten auf die Unternehmensgründung des Hypnotisten angestoßen und sprachen über Frau Herr.

„Das scheint eine interessante Frau zu sein!“, sagte Herr Seidel und nickte.

„Passen Sie bloß auf, daß Sie nicht der Angestellte werden!“ lachte er. „Aber vielleicht ist das auch genau die Art von Frau, die Sie als Mitarbeiterin brauchen!“

„Wir werden sehen, was passiert!“ meinte der Hypnotist und war ein wenig verlegen.

„Mein Unbewusstes hat jedenfalls zugestimmt“, schob er nach. „Lassen Sie uns über Ihren Problemfall sprechen!“

„Ich bin der Wirtschaftsfachmann!“ widersprach Seidel, „Ich mag mich nicht mit den persönlichen Problemen meiner Kunden auseinandersetzen. Da bin ich überfordert. Das soll Ihre Aufgabe

sein!

Herr Bergmann hat jedenfalls zugestimmt, Sie kennen zu lernen. Er ist sogar bereit, noch heute Abend mit Ihnen zu sprechen, solange er hier in Frankfurt ist. Morgen wird er wieder nach Hause ins Ruhrgebiet fahren.“

Erich Bergmann war Erfolg gewöhnt.

Von seinem Vater hatte er einen Handwerksbetrieb mit einem Dutzend Arbeitern und Angestellten übernommen und zu einem Zulieferbetrieb für die verarbeitende Industrie mit über 200 Mitarbeitern aufgebaut.

Solide Finanzen und eine gute Auftragslage ließen eigentlich eine gute Zukunft erwarten, erzählte er, dennoch sei er in den letzten Jahren immer unruhiger im Hinblick auf die weitere Entwicklung geworden.

„Ich mache mir Sorgen, Herr Renansen!“ erklärte er, „Es läuft noch ordentlich, aber die Zeiten und die Dinge verändern sich!“

Das Personal sei nicht mehr das, was es mal gewesen sei. Immer mehr leide die Leistungsbereitschaft der Belegschaft und er beobachte mit Sorge, daß das Management die Dinge immer weniger im Griff habe.

Immer stärker habe er eingreifen müssen. Er sei an den Grenzen seiner Leistungsfähigkeit angekommen und sei häufig einfach erschöpft. Sein Hausarzt habe bereits den Verdacht geäußert, er stehe vielleicht vor einem beginnenden Burn-out. Aber das sei Quatsch! Er habe keine psychischen Störungen, sondern objektive Probleme.

Seine Probleme habe er stets selbst gelöst. Natürlich habe er auch Fehler gemacht, aber insgesamt sei er doch erfolgreich gewesen.

Er sei sich bewusst, daß er etwas verändern müsse, wisse aber nicht wie und wo er anfangen solle.

Herr Seidel versuche ihn zu beruhigen. Er verweise auf den guten Stand der Dinge, aber der könne sich schnell ändern.

Er sei sich bewusst, dass er selbst eine Lösung finden müsse. Deshalb habe er auch Herrn Seidel zugestimmt, als dieser ihm empfohlen habe mit einem Spezialisten für personales Coaching zusammenzuarbeiten.

Ihm sei auch Hypnose recht, auch wenn er sich darunter wenig vorstellen könne. Wie denn die Konditionen einer Zusammenarbeit seien?

Otto Renansen hatte geantwortet, dass das heutige Informationsgespräch unverbindlich sei. Er arbeite auf einer Stundenbasis oder einer Tagespauschale für sechs Arbeitsstunden. Und zusätzlich der Erstattung aller Spesen, wenn er außerhalb Frankfurts arbeiten solle. Jeder von ihnen habe dabei das Recht, die Zusammenarbeit jederzeit zu beenden.

Erich Bergmann hatte geantwortet, das sei fair. Er wolle jedoch wegen der Diskretion nicht, dass Otto Renansen ihn zu Hause aufsuche. Er habe geschäftlich häufig in Süddeutschland zu tun. So sei es für ihn praktischer, jeweils in Frankfurt vorbeizuschauen. Er werde sich jeweils rechtzeitig anmelden und ein Treffen verabreden.

Sie hatten danach noch ein wenig geplaudert und abgesprochen, daß Frau Herr den Vertrag in einem neutralen Umschlag an die Privatadresse schicken solle.

Wie er denn den Fall Bergmann einschätze, wurde Otto Renan-sen am nächsten Morgen von Susanne Herr gefragt.

Daß irgendetwas nicht stimme, hatte er gemeint. Er aber nicht wisse, was. Er sich aber deshalb keine Gedanken mache, da er ja auch das Problem, was immer es sei, auch nicht lösen müsse.

Das Unbewusste des Kunden wisse schon, was entweder in der Firma oder im Leben von Herrn Bergmann schief laufe und ihn bedrücke. Denn er könne ja nicht bedrückt sein, ohne zumindest unbewusst ein Problem erkannt zu haben.

Seine Aufgabe sei es, dafür zu sorgen, daß der Kunde Kontakt zu seinem Unbewussten bekomme und dessen Wissen, Können und Problemlösungskreativität konstruktiv nutze.

„Dann verdienen Sie ihr Geld damit, daß Sie andere Leute ins Arbeiten bringen? — Gehen Sie nicht so vor, wie Milton Erickson?“

„Nein, meist nicht!“ hatte er ihr erklärt. „Ich arbeite selbstorganisatorisch und gemäß der Wissenschaft der Synergetik.

Ich bringe die Menschen, wie es in der Selbstorganisatorischen Hypnotherapie üblich ist, dazu, sich auf sich selbst und die eigene Kompetenz, die bewusste und die unbewusste, zu besinnen. Und dann diese für die Lösung von Problemen und zum Erreichen der eigenen Ziele zu nutzen.

Ich werde dafür bezahlt, daß ich weiß, wie das geht. Und wie man dabei erfolgreich vorgeht.“

„Und ,Synergetik’, was ist das?“, fragte Frau Herr.

„Die Wissenschaft vom Zusammenwirken. Die Wissenschaft, wie die Dinge von Natur aus zusammenwirken. Eine Wissenschaft, die sich aus der Chaostheorie und der Theorie komplexer Systeme entwickelt hat und mathematisch fundiert ist.

Wenn Sie zum Beispiel mit Ihrem CD-Player Musik hören, nutzen Sie ihre Gesetzmäßigkeit. Denn die Synergetik wurde bei der Entwicklung des Lasers entdeckt und dann in alle Wissenschaftsbereiche hinein weiter entwickelt. Am Schluss dann auch in die Psychologie und Hypnotherapie.

Das Mainzer Zentrum für Angewandte Hypnose zum Beispiel bildet vor dem Hintergrund dieser Theorie in Selbstorganisatorischer Hypnose und Hypnotherapie aus. Dort habe ich die Autosystemhypnose kennengelernt.“

„Und kann auch ich sie lernen?“

„Natürlich! Sie können sie im Rahmen der Selbsthypnose für sich selbst anwenden. Aber auch bei anderen Menschen.

Aber Sie dürfen, da Sie keine Ärztin, Psychotherapeutin oder Heilpraktikerin sind, damit keine psychischen oder körperlichen Krankheiten behandeln!

Ich werde Ihnen die Autosystemhypnose im Laufe der Zeit Schritt für Schritt beibringen.“

„Gibt es dabei irgendwelche Gefahren?“

„Die Fähigkeit zur Hypnose ist angeboren. In tiefer Hypnose ist nur noch Wohlbefinden. Denn in Hypnose wird alles harmonisiert und optimiert — Körper und Geist, das Hormonsystem und das Vegetative Nervensystem. Das Immunsystem wird aktiviert oder beruhigt, je nach Ausgangslage, und die Durchblutung des Körpers wird optimiert.

Insoweit gibt es keine Probleme mit der Hypnose. Wenn jedoch der in der Hypnose erreichte Trancezustand zu psychotherapeutischen Zielen bei psychischen Störungen, psychosomatischen Leiden oder Neurosen und Psychosen eingesetzt wird, können Ängste, Schuldgefühle und aggressive Gefühle ins Bewusstsein aufsteigen.

Oder ein zu schnelles Wissen um Probleme oder frühere seelische Verletzungen und Traumen kann die Menschen emotional und psychisch belasten.

In solchen Fällen kann es zu psychischen Nebenwirkungen kommen.

Nicht eingesetzt werden sollte Hypnose bei akuten psychotischen Erkrankungen, bei geistiger Verwirrung und bei starker Angst vor Hypnose.

Frau Herr schaute ernst vor sich hin.

„Das klingt, als ob man Hypnose in allen Lagen des Lebens nutzen könnte.“

„So ist es auch!“ Otto Renansen lächelte. „Sogar zur Showhypnose kann man sie benutzen.“

„Und sind alle Menschen hypnotisierbar?“

„Natürlich! Hypnose ist doch angeboren!“ nickte er. „Jeder Mensch geht täglich hunderte Mal in einen hypnotischen Zustand und wieder hinaus, nur eben unbewusst und nur kurz. Aber nicht jeder kann jeden hypnotisieren. Das ist eine Vertrauenssache.

Da Hypnose fokussierte, also verstärkte Aufmerksamkeit ist, die nach innen auf das eigene Erleben gerichtet wird, profitieren intelligente und geistig flexible Menschen mehr und gehen schneller und leichter in Hypnose.

Je geistig starrer Menschen sind und je mehr sie unter Kon-trollverlustängsten und Misstrauen leiden, desto schwerer tun sie sich mit Hypnose.

Außerdem kommt es drauf an, ob das Unbewusste positiv oder negativ gesehen wird. Denn die Hypnose öffnet den Weg in das unbewusste Denken und Erleben.

Und wer da Angst vor seiner existenziellen Wahrheit hat, wird bei hypnotischen Prozessen vielleicht sich selbst blockieren oder hemmen.“

Die Sekretärin blickte Renansen geradeaus in das Gesicht.

„Darf ich Sie fragen, warum Sie der „Hypnotist“ genannt werden?“

„Klar!“ beruhigte sie Renansen.

„Als ich als Psychiater und Psychotherapeut meine Ausbildung am Zentrum für Angewandte Hypnose in Mainz mit dem Masterzertifikat der Deutschen Gesellschaft für Autosystemhypnose e.V. abgeschlossen hatte, gab ich alle anderen gelernten psychotherapeutischen Behandlungsverfahren auf.

Ich wandte von da an nur noch Hypnose in der Behandlung der Kinder und Jugendlichen und der Erwachsen an. Und das war extrem erfolgreich.

Und als ich dann auch noch erfolgreich anfing, personales Coaching, persönliche Selbstentwicklung und Erfolgsmanagement mit Hypnose durchzuführen, hatte ich bei meinen Kollegen meinen Spitznamen weg.

Zuerst hat er mich gestört, denn er war auch ein wenig abwertend gemeint und kam mir wie ein Etikett vor.

Heute trage ich ihn in Ehren und habe mich daran gewöhnt.

Jetzt habe ich ihn sogar vom Europäischen Markenamt schützen lassen und zu einer Art Markennamen gemacht, um mich von der Konkurrenz positiv abzusetzen.“

Der Unternehmer

Obwohl er ihm Kaffee angeboten hatte und schon etwas mit ihm geplaudert hatte, wirkte Erich Bergmann in seinem bequemen Sessel doch ein wenig angespannt.

„Sie wollen also Hypnose mit mir machen?“ fragte er bereits

zum zweiten Mal.

„Eigentlich nicht!“ entgegnete Renansen.

„Ich wollte Ihnen Hypnose beibringen, damit Sie mit ihr in einen guten Kontakt mit ihrem Unbewussten kommen und dies für sich nutzen können.

Denn ich kann keine Firma wie Ihre leiten. Wenn ich das könnte, hätte ich vielleicht schon eine. Sie aber können das und sind da wirklich kompetent.

Wenn jemand die Probleme lösen kann, dann sind Sie das, Herr Bergmann!

Auch Herr Seidel, den ich wegen seiner Kompetenz sehr schätze, konnte Ihnen nicht sagen, wie Sie die jetzigen Probleme lösen können.

Wenn Sie es nicht aus sich selbst heraus schaffen, wer soll es dann schaffen?“

„Dann fangen wir doch an!“ sagt Bergmann und verzog etwas säuerlich das Gesicht, um dann nachzuschieben: „Aber eigentlich hatte ich doch ein wenig gehofft, Sie könnten mir die Probleme weghypnotisieren.“

„Auch ich wäre gerne ein Genie!“ grinste Otto Renansen. „Aber vielleicht reicht es, wenn wir beide einfach beweisen, dass wir kompetent sind und gut zusammenarbeiten können.“

Die Atmosphäre im Raum entspannte sich und Bergmann setzte sich tiefer in seinen Sessel.

„Dann lassen Sie uns mal anfangen!“ knurrte er fast.

„Ja, setzen sie sich bequem zurecht!“ unterstützte ihn der Coach.

„Da wir mit Ihrem Unbewussten zusammenarbeiten wollen, ist es auch richtig, wenn wir das Unbewusste fragen, ob es auch mit uns zusammenarbeiten möchte. Schließlich ist das Unbewusste nicht nur ein Teil Ihrer Person, sondern gegenüber dem Bewusstsein auch teilautonom.“

„Und wie machen wir das?“

„Ganz einfach!“ war die Antwort. „Nehmen Sie bitte die Arme locker in Vorhalte und schließen Sie die Augen!

Dann eröffnen Sie einen psychologischen Erlaubnisraum, indem Sie innerlich denken oder sprechen: „Unbewusstes, ich erlaube Dir, Dich über meine Hände auszudrücken, indem diese sich von ganz alleine und nur von Dir gesteuert bewegen.

Wenn eine Hand von alleine nach unten geht, heißt das „Ja!“ und Du wirst mich bei der Lösung meiner Probleme unterstützen.

Wenn keine Hand nach unten geht, heißt das „Nein!“!“

Otto Renansen hatte noch nicht zu Ende gesprochen als schon die rechte Hand des Mannes vor ihm mit kleinen zitternden Bewegungen nach unten zu sinken begann.

„Das heißt „Ja!“ und die rechte Hand ist Ihre Ja-Hand für das Unbewusste!“ erklärte er.

„Damit ist das Wichtigste geschafft, denn wer die Unterstützung seines Unbewussten genießt, erreicht seine Ziele und löst seine Probleme, wenn er am Ball bleibt und nicht aufgibt.

Vorausgesetzt, die Probleme sind überhaupt lösbar und die Ziele erreichbar und liegen im Realitätsraum! Denn das Unbewusste mit seinem Wissen und Können und seiner Problemlösungskreativität ist die stärkste Ressource im Leben eines Menschen!“

Das Gesicht von Erich Bergmann hatte sich entspannt. Denn mit Beginn der ideomotorischen Bewegungen war der hypnotische Trancezustand eingetreten und eine wohlige Leichtigkeit begann sich im Körper des Mannes auszubreiten.

Der Atem wurde sichtlich ruhiger und Renansen konnte beobachten, wie der Pulsschlag der Halsschlagader langsamer wurde.

Ein tiefer Frieden begann das Gesicht zu verschönern, während die bessere Durchblutung die Lippen voller und die Gesichtshaut rosiger erscheinen ließ. Und ein feines Lächeln umspielte den Mund des Mannes, dem der neue geistige Zustand zu gefallen schien.

„Und während Sie die Hypnose genießen können“, führte ihn die Stimme des Hypnotiseurs weiter, „kann alles, was jetzt stören könnte, in den Hintergrund treten und für eine Weile unwichtig werden! So daß Sie sich mehr und mehr entspannen und wohl befinden können. Damit sich das typische Sowohl-als-auch-Denken der Hypnose entwickeln kann. Bei dem Sie auf der einen Seite immer tiefer und entspannter Ihren Trancezustand entwickeln und genießen. Während anderseits und gleichzeitig Ihr Bewusstsein immer klarer wird und wie von außen beobachtet, was geschieht und was Sie denken.

Und da das Ihre Trance und Ihre Hypnose sind und Sie stets die volle Kontrolle über Ihre Hypnose haben sollten, erkläre ich Ihnen jetzt, wie Sie jederzeit den Trancezustand auflösen können.

Wann immer Sie das möchten, können sie Ihre Hypnose beenden!

Zählen Sie, sobald Sie das möchten, einfach von zwanzig auf eins im eigenen Tempo zurück! Und dann sind Sie wieder im Hier und Jetzt.

Oder bitten Sie innerlich einfach Ihr Unbewusstes, die Hypnose für Sie aufzulösen und warten Sie dann, bis das von alleine geschieht!“

Als Erich Bergmann die Augen öffnete und sich mit seeligem Lächeln im Sessel reckte und streckte, schienen alle Probleme weit weg.

„Prima!“ sagte er. „Und jetzt?“

„Und jetzt sollten wir herausbekommen, welches Problem wir lösen wollen! Bisher kennen wir nur Ihre Reaktionen, die Ihnen Sorgen machen.

Aber was steckt dahinter?

Was lässt einen so erfolgreichen Mann wie Sie, derart aus dem seelischen Gleichgewicht geraten? So daß er sich über sich selbst Sorgen macht und seinen zukünftigen Erfolg als Unternehmer eines mittelständischen Betriebs, der eigentlich wirtschaftlich gut dasteht, anzweifelt.“

Das Gesicht des Unternehmers wurde ernst.

„Aber es ist doch real, daß sich die Welt verändert! Und daß sich die Mentalität der Menschen verändert hat! Ihre Leistungsbereitschaft, ihr Ordnungswille nicht mehr der gleiche ist, wie noch

vor ein paar Jahren!“

„Das mag schon sein, aber bisher hatten Sie doch die meiste Zeit den Eindruck den Herausforderungen, die auf Sie zukommen würden, gewachsen zu sein! Und ihnen immer, trotz des einen oder anderen Fehlers, den sie vielleicht begehen würden, gewachsen sind. Was ist es oder was könnte es sein, das Sie ins Zweifeln gebracht hat?“

„Es ist einfach zu viel geworden! Ich muß mich um immer mehr Dinge kümmern, damit der Laden läuft.

Ein Beispiel: Unsere Drehbänke sind hochdifferenzierte Maschinen, von Computern gesteuert. Sie verzeihen keinen Fehler! Die Dreher haben die Verantwortung für zehntausende Euros.

Ganz abgesehen noch von den Serien, die sie produzieren! Da ist ganz schnell ein enormer Schaden entstanden, wenn sie nicht sehr sorgfältig arbeiten.

Als ich eines Morgens durch die Werkhalle komme, sehe ich doch eine der Maschinen laufen, jedoch nicht den verantwortlichen Arbeiter. Der steht bei einem anderen Mitarbeiter, raucht, was auch nicht erlaubt ist, und unterhält sich mit diesem.

Und das Schlimmste, der Werkmeister ist auch nicht da und unterbindet diesen Schlendrian!“

„Und wie haben Sie reagiert?“

„Na, ich habe den Mann zusammengestaucht! Und den Meister zu mir kommen lassen und auch das Nötige gesagt.

Seit dieser Zeit mache ich regelmäßig unregelmäßige Kontroll-gänge, weil meine Meister ihre Leute nicht im Griff haben.“

„Ist denn schon etwas Ernstes im von Ihnen gefürchtetem Sinne passiert?“

„Nein, noch nicht, aber es ist doch nur eine Frage der Zeit, wann etwas passieren wird! Ich kann mich einfach nicht mehr auf meine Werkmeister und Abteilungsleiter verlassen wie früher. Denen ist die Freizeit wichtiger geworden, als ihre Aufgabe im Betrieb!“

„Nehmen wir einfach einmal an, Ihre Sicht der Dinge sei korrekt. Dann wäre es doch die Aufgabe eines Managers, denn der sind Sie ja, auch wenn Sie der Unternehmer selbst sind, eine Lösung für das Problem zu finden.

Das kann doch nicht darin bestehen, daß Sie trotz Ihrer Funktion als Unternehmer und Manager zusätzlich noch auf der Ebene Ihrer Abteilungsleiter, Werkmeister und Vorarbeiter tätig werden! Und sich hinterher beschweren, daß sie überfordert und erschöpft seien!“

Ein gespanntes Schweigen herrschte plötzlich im Raum.

„Ein Manager managt und macht nicht alles selbst.

Ich möchte es so sagen“, fuhr der Coach nach einer Weile trotzdem fort. „Wenn ich das richtig sehe, halten Sie Ihre Rolle nicht stabil durch und verwischen die Verantwortungsebenen. Ist das ein Problem, daß Sie schon länger haben?“

Der Unternehmer schwieg eine Weile und hob etwas ungeduldig die Stimme.

„Nein! Ich verwische nichts! Ich sehe mich nur gezwungen, immer neue Aufgaben an mich zu ziehen, weil meine Abteilungsleiter nicht mehr so funktionieren, wie es gut wäre, daß sie funktionierten!“

Freundlich aber bestimmt beharrte Otto Renansen auf seiner Sicht.

„Lassen Sie es mich mit einer Metapher deutlich machen!

Wenn Ihre Abteilungsleiter ihre Werkmeister nicht im Griff haben, müssen Sie einspringen; wenn sich dabei herausstellt, daß auch die Werkmeister ihre Arbeiter nicht im Griff haben, dann müssen Sie die ebenfalls kontrollieren. Wenn sich heraus stellt, daß die Arbeiter nicht bei der Sache sind, weil sie Eheprobleme haben oder das Auto kaputt ist, dann sind Sie auch als Ehetherapeut und Automechaniker zuständig.“

Jetzt mußte Bergmann lachen. „Ok! Ok! Sie haben Recht! Aber ich habe keine andere Lösung — bis jetzt jedenfalls!“

Der Coach lachte erleichtert mit ihm.

„Wie wäre es, wenn Sie Ihr Unbewusstes fragen würden, ob es eine Lösung des Problems kennt?“

„Mit Hypnose?“

„Mit Hypnose!“

„ Und, wie mache ich das?“

„Ganz einfach! Wie Sie eine gute Arbeitstrance mit Hypnose aufbauen können, haben Sie ja schon gelernt.

Bitte, gehen Sie jetzt in Hypnose! Wenn Sie in Hypnose sind, zeige ich Ihnen, wie Sie Wissen aus dem Unbewussten ins Bewusstsein heben können.“

Wieder sank die rechte Hand des Mannes hinab, der mit locker vorgehalten Armen im Sessel saß. Ganz von alleine schwebte sie zum Oberschenkel und die hypnotische Trance flutete an.

„Und während jetzt Ihre rechte Hand von ganz alleine nach unten gegangen ist und dabei Ihr Unbewusstes dafür gesorgt hat, daß sich eine gute Trance aufgebaut hat“, mischte sich der Hypnotiseur ein, „schwebt Ihre linke Hand noch in der Vorhalte!

Wenn Ihr Unbewusstes einverstanden ist, kann jetzt Ihre linke Hand anzeigen, was das Unbewusste meint!

Bitten Sie jetzt Ihr Unbewusstes innerlich, indem Sie es denken oder innerlich sprechen: „Unbewusstes, kennst Du schon eine gute Lösung des Problems oder muß die noch entwickelt werden?

Wenn Du schon eine gute Lösung kennst, lass’ die Hand von ganz alleine und im eigenen Tempo nach oben schweben!

Und währenddessen, aber spätestens, wenn die Hand den Kopf, das Gesicht berührt, kann das Bewusstsein zumindest den ersten Schritt der Lösung erkennen!

Falls eine Lösung aber erst noch entwickelt werden muß, kann die Hand von alleine nach unten gehen!

Und Sie mischen sich bitte nicht ein, sondern vertrauen Ihrem Unbewussten und lernen seinen Wissensstand kennen!“

Während sich eine leichte Verblüffung in den Zügen des Unternehmers zeigte, kroch die linke Hand in winzigen ruckartigen Bewegungen langsam in Richtung auf seinen Kopf hin. Schließlich berührte sein leicht gekrümmter Zeigefinger die linke Schläfe.

Und der Coach ergänzte: „Und bitten Sie Ihr Unbewusstes jetzt, daß die Hand erst wieder von alleine nach unten sinkt und sich dabei die Hypnose von alleine wieder auflöst, wenn das Bewusstsein klar und deutlich verstanden hat, was die Botschaft des Unbewussten ist!“

Und wirklich begann die Hand sich nach zwei oder drei Minuten wieder vom Kopf zu lösen und langsam nach unten zu sinken.

Der Unternehmer öffnete seine Augen: „Das ist verrückt!“, sagte er. „Ich habe meine Sekretärin gesehen. Sie hat das gesagt, was sie mir häufig sagt.“

„Und was sagt sie Ihnen häufig?“

„Sie sagt mir, daß ich mich vom Betrieb fressen lasse und mich mehr auf mich selbst besinnen solle!“

„Und hat sie Recht?“

„Wahrscheinlich!“

„Jetzt haben wir schon zwei, die Ihnen den gleichen Rat geben, Ihre Sekretärin und Ihr Unbewusstes. Was hindert Sie daran, diesem Rat zu folgen?“

„Eigentlich nichts!“

„Aber bisher haben Sie nichts oder zu wenig in diese Richtung getan. Also muß da irgendetwas sein, was dagegen strebt.

Was könnte das sein?

Was immer es auch ist, es scheint so stark zu sein, daß Sie Ihrem ganzen Wissen und Können als Unternehmer und Manager nicht folgen. Sondern immer so weitermachen, wie sie bisher weitergemacht haben. Obwohl sie das immer nervöser und erschöpfter sein lässt.“

„Keine Ahnung, ich finde einfach keine Ruhe!“

„Können Sie denn für sich festmachen, seit wann Sie sich in dieser Weise verhalten?“

Erich Bergmann schwieg und dachte eine Zeit lang nach. „Nein!“ sagte er schließlich. „Das hat sich irgendwie eingeschlichen.“

„Könnte es sein“, meinte Otto Renansen, „daß Sie sich in die Probleme der Firma bohren, um sich unbewusst von einem anderen Problem abzulenken, zum Beispiel von einer Ehekrise?“

„Nee! Ganz gewiss nicht!“ lachte Bergmann.

„Meine Frau und ich vertragen uns gut. Wir haben zwei Söhne miteinander.

Der Älteste ist seit zwei Jahren nach dem Ingenieurs studium und einem zweijährigen Auslandsaufenthalt im Betrieb. Er soll zusammen mit meinem jüngeren Sohn, der nach dem Studium der Betriebswirtschaft bei einem befreundeten Firmeninhaber gerade ein vorbereitendes Praktikum von zwei Jahren macht, in die Leitung der Firma eintreten.

Und was die Beziehung zu meiner Frau angeht, die ist gut. Sogar nach so vielen Jahren.“

Erich Bergmann grinste breit.

„Wir haben immer noch jede Woche mindestens einmal guten Sex miteinander.

Jedes Mal, wenn wir es tun, stecken wir fünf Euro in ein Glas. Es ist ein wirklich großes Glas und schon fast voll! Es steht auf der Kommode am Fuß unseres Bettes, so daß wir es immer sehen.“

Beide Männer lachten jetzt.

„Das habe ich noch nie gehört! Wie sind Sie beide denn darauf gekommen?“

„Wir haben vor Jahren einmal eine Fernsehsendung gesehen. In der hat ein Ehetherapeut ein Ehepaar beraten, weil die Probleme mit der Häufigkeit ihres ehelichen Miteinanders hatten. Die Ehefrau hatte sich nicht so richtig gewürdigt und begehrt erlebt. Der Therapeut schlug dem Paar deshalb vor, dass der Mann sie wie eine Prostituierte mit immer 100 Euro für den Geschlechtsverkehr bezahlen solle. Das hatte dann das Problem gelöst.

Wir fanden das wirklich witzig, weil wir das Problem noch nie hatten.

Meine Frau kam dann auf den Gedanken, wir sollten unser Zusammensein für beide belohnen und mit dem so angesparten Geld dann eine gemeinsame Schiffsreise zu machen.

Jetzt sind wir bald soweit, daß wir das in Angriff nehmen können“, grinste der Unternehmer.

Der Otto Renansen schüttelte amüsiert den Kopf und wußte nicht mehr so recht weiter. Schließlich hakte er nach und meinte, vielleicht würde das Glas ja noch schneller voll, wenn er sich an die guten Ratschläge halten würde.

Bergmann schien dieser Vorschlag zu gefallen, denn er grinst noch breiter.

„Don’t work, make love!“ meinte er.

Otto Renansen grinste ebenfalls.

„Ist vielleicht nicht das Schlechteste!“

Es schien, als ob die beiden Männer eine gemeinsame Ebene gefunden hätten.

„Also, grundsätzlich gilt“, fuhr der Hypnotist fort, „daß man nicht das machen muß, was einem sein Unbewusstes sagt. In den meisten Fällen ist man jedoch gut beraten, auf sein Unbewusstes zu hören.

Die Regel lautet, daß man mit seinem Unbewussten verhandeln soll, wenn man auf der bewussten Ebene nicht mit dem Vorschlag des Unbewussten einverstanden ist.

Die systemtheoretische Idee dabei ist, daß beide Denksystem, das Bewusste Denken und das Unbewusste Denken, beides Untersysteme des übergeordneten Systems sind, des Selbst. Und beide Subsysteme dem Selbst dienen.

Da macht es keinen Sinn, wenn das Ich die beiden gegeneinander ausspielen würde.

Die beiden Formen des Denkens sind neben dem Körper, einem weiteren Subsystem des Selbst-Systems, die wichtigsten Ressourcen der Person.“