Mein Cyborg, der Rebell

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Ich blickte wieder zu Gwen, denn ich befürchtete, wenn ich Bruan noch länger ansah, würde ich ihm diesen wissenden und ausgesprochen besitzergreifenden Blick aus dem Gesicht schlagen. Die Männer in der Arena hatten nun jegliche Chance, die sie vielleicht bei ihr gehabt hätten, verspielt. Bruan musste nur abwarten, bis sie sie alle pulverisiert hatte, und dann einschreiten.

Gwens Blick blitzte in die Tribüne hinauf, und Bruan hielt den Atem an, als sie ihre Aufmerksamkeit ihm zuwandte und dann mir.

Mir stockte der Atem. Ihr Blick war wie ein körperlicher Schlag, ihre Augen kniffen sich zusammen, ihre Wangen färbten sich zu einem noch tieferen Rot.

Ja, ich wollte derjenige sein, der ihr die Farbe auf die Wangen zauberte. Ich wollte wissen, wie weit sich die Rötung unter ihrer Rüstung verbreitete, ob ihre Nippel die gleiche tiefe Färbung hatten.

Eine halbe Sekunde später war es vorbei. Der Blick. Die Prüfung. Das Starren. Die Intensität.

Gwen wandte sich ab und krempelte sich die Ärmel ihres Uniform-Hemdes hoch, aber ich hatte keine Ahnung, warum. Als sie sprach, war ihre Stimme nicht übermäßig laut, aber kalt. Hart. „Ihr wollt kämpfen? In Ordnung. Los geht‘s.“

Gwen bewegte sich fast schneller, als das Auge erfassen konnte, hob den ihr am nächsten stehenden Prillon-Krieger hoch und schleuderte ihn noch weiter fort als Tane seinen Gegner vorhin. Der Prillone leistete keine Gegenwehr, rollte sich nach der Landung auf seine Füße ab und blieb in sicherer Entfernung. Als die anderen drei Krieger zurückwichen, die Hände von sich gestreckt und eindeutig abweisend, sie zu berühren, ging sie mit ihnen hinterher und schubste den Trion-Krieger gegen die Brust. Sie griff lautlos an, und jeder Schlag ihrer Hände gegen Männerfleisch hallte laut durch die ausgeprägte Stille. Die Krieger hatten keine Ahnung, was sie tun sollten. Sie anfeuern? Zusammenzucken?

Die Stille schien sie nur wütend zu machen, denn sie schrie die Menge ebenso an wie die vier Narren, die noch im Kampf waren. „Kommt schon. Scheiß auf euch, alle zusammen. Ihr wolltet kämpfen. Also kämpft.“

„Gwen, bist du dir da sicher? Ich denke, wir sollten auf Maxim warten.“ Rachel, die Gefährtin des Gouverneurs, die neben dem offenen Tor stand, versuchte, die aufgebrachte Frau zu beschwichtigen, aber ohne Erfolg.

„Verzieht euch von hier, Mädels.“ Gwen blickte über ihre Schulter zu den anderen beiden Menschenfrauen zurück und deutete ihnen mit einem geschmeidigen Wink, dass sie gehen sollten. „Das hier hat mit euch nichts zu tun. Diese Idioten sollen ganz genau erfahren, mit wem sie hier spielen. Um wen sie hier kämpfen wie Hunde um ein Stück Fleisch.“

Kristin, Tyrans Gefährtin, brach in Gelächter aus, nahm ihn an der Hand und führte ihn davon, als er einschreiten wollte. Schockiert sah ich zu, wie der stärkste Mann auf dem Planeten sich von einer kleinen Menschenfrau—seiner Menschenfrau—vom Kampf weg ziehen ließ. Bruan hatte recht gehabt; Kristin dachte, dass sie unabhängig war, die Kontrolle über ihren Gefährten hatte. Er ließ zu, dass sie ihn wegführte.

Als sie über ihre Schulter zurück blickte, hatte Kristin ein breites, glückliches Grinsen auf dem Gesicht. „Knöpf sie dir vor, Mädel.“

Da lächelte Gwen. Kühl, düster und bedrohlich. „Oh, das werde ich. Ich werde ihnen allen einen Denkzettel verpassen.“

Ich hatte keine Ahnung, warum sie ihnen Zettel geben wollte, oder was sie darauf schreiben wollte, und dieser Ausdruck von der Erde war mir unverständlich—aber ich hatte nicht den Eindruck, dass es etwas Gutes war.

2


Gwendolyn Fernandez, Die Kolonie, zehn Minuten zuvor...

Der Hammer, den ich schwang, war beinahe eineinhalb Meter lang. Das schwere, stumpfe Ende war dafür gebaut, die Felsen in den Höhlen unter der Oberfläche der Kolonie zu zermahlen. Gebaut für einen Krieger von Atlan oder Prillon, keine 1,65 kleine Erdenfrau.

Wäre ich noch normal—noch gänzlich menschlich—hätte ich ihn nicht einmal hochheben können, geschweige denn, ihn in hohem Bogen gegen die Wand im Wohnzimmer meiner Freundin Kristin schwingen können.

Ich war schon seit über einer Stunde an der Arbeit und hatte nicht einmal geschwitzt, oder meinen Frust auch nur annähernd abgebaut. Ich war ein Hamster im Laufrad auf diesem dämlichen Planeten, und jedes der übergroßen Männer-Babys hier dachte, dass ich nicht nur einen Hüter brauchte, sondern auch von einem großen, bösen Alpha-Mann gesagt bekommen wollte, was ich zu tun hatte, was zu essen, was anzuziehen. Irgendein Prillone hatte mir angeboten, mir einen Kragen um den Hals zu legen, damit er meine Emotionen lesen konnte oder irgendso‘n Scheiß.

Ich empfand das alles als unangenehm und aufdringlich. Das Chaos in meinem Kopf war derzeit kein angenehmer Zustand. Ich brauchte gewiss keinen Prillon-Krieger—oder gar zwei—die in meiner inneren Zufluchtsstätte herumwühlten. Was sie dort finden würden, würde ihnen wahrscheinlich nur Angst machen. Verdammt, die meiste Zeit machten die Gedanken, die mir durch den Kopf gingen, mir selber Angst. Und daher schlug ich wie besessen auf Kristins Mauer ein.

Ich schwang den Hammer noch einmal, kräftiger, und schlug mit einem Mal ein Stück Wand ab, das doppelt so groß war wie ich. Ich hatte die Tür nicht gehört, aber sie musste sich geöffnet haben, denn ich war nicht länger alleine.

„Was zum Teufel machst du da, Gwen? Als ich sagte, dass ich die Wand gerne einreißen und den Raum vergrößern würde, meinte ich nicht sofort, und ich meinte auch nicht, dass du es tun solltest.“ Kristins Stimme schnitt durch den Lärm, den ich verursachte, während ich die Wand in Stücke schlug. Ich blickte über die Schulter zu meiner Freundin, während der Staub um mich herum wirbelte wie um den kleinen dreckigen Jungen in der Zeichentrick-Serie Charlie Brown. Kristin trug die übliche Körperpanzerung, als käme sie gerade von einer Mission zurück, was auch der Fall war.

„Keine Sorge. Ich habe die Tür zum Kinderzimmer geschlossen, damit kein Staub hineinkommt.“ Kristin hatte ein Baby, ein wunderhübsches kleines Mädchen, und zwei Gefährten, die sie verwöhnten wie eine Göttin.

Aber sie durfte auf Missionen ausrücken. Auf die Jagd nach dem Hive. Ihre Gefährten waren wohl die einzigen vernünftigen Aliens auf diesem ganzen verdammten Planeten.

Und sie war nicht einmal ein Cyborg. Sie war zu einhundert Prozent Mensch. Eine Freiwillige. Eine Interstellare Braut von der Erde, wo sie ihrem primären Gefährten Tyran zugeordnet worden war, einem steinharten Brocken von einem Prillonen, der in etwa so viel Cyborg-Technologie in sich hatte wie ich. Tyran war stark. Hatte Superkräfte. Einer von nur zwei Kriegern auf diesem Planeten, bei dem ich mir nicht sicher war, ob ich ihn in einem Kampf besiegen könnte.

Und er hatte bereits eine Gefährtin. Kristin. Meine Gedanken schweiften von ihm ab. Nicht, dass ich einem Kerl nachstellen würde, der bereits vergeben war, aber er war auch definitiv nicht interessiert. Er hatte nur Augen für Kristin. Und so sollte es auch sein.

Der einzige andere Mann auf der Kolonie, bei dem ich weiche Knie bekam? Nun, er war ein Einzelgänger. Schweigsam. Riesig. Jeder, den ich fragte, sagte mir, er wäre Atlane, aber irgendetwas an ihm war anders. Etwas, das meinen Körper vor Hitze zusammenzucken ließ und meine Pussy sich sehnsüchtig und leer fühlend. Von all den Männern, denen ich begegnet war, seit mir die Rückkehr zur Erde verweigert worden war und ich quasi zum Verrotten hier ausgesetzt worden war, war er der einzige, der mich auch nur ansatzweise interessierte.

Makarios.

Natürlich hieß das, dass er einer der wenigen war, der absolut kein Interesse an mir zeigte. Nichts. Nicht ein verstohlener Blick. Kein Augenkontakt. Gar nichts.

So richtig null.

Das einzige, was mein zerrüttetes Ego rettete, war die Tatsache, dass er mit gar niemandem zu reden schien—Männlein wie Weiblein—außer den beiden anderen Atlanen, mit denen er gemeinsam dem Hive entkommen war. Bruan, Tane und Makarios. Die drei atlanischen Musketiere. Sie waren alle drei umwerfend, das musste ich zugeben. Aber Makarios hatte etwas an sich, das mich nervös machte.

Die anderen nannten ihn Mak, aber wenn ich ihn ansah, hörte ich fast zu denken auf. Selbst sein Name war erotisch. Ich wollte ihn. Ich wollte, dass er seine Zurückhaltung aufgab und ein wenig seiner Kontrolle an mir ausübte. Ich wollte kein „für immer“, nur lange genug, um mich zur Abwechslung anständig zu vergnügen. Meine sexuelle Durststrecke reichte bis zur Erde zurück. Das war ein zu langer Zeitraum ohne Orgasmus von einem Mann. Oder zwei. Verdammt, mit Mak würden es wenigstens drei sein, da war ich mir sicher.

Es war weithin bekannt, dass er keine Gefährtin wollte. Die Gerüchteküche behauptete, dass er vor kurzem versucht hatte, von der Kolonie zu entkommen—was sichtlich nicht geklappt hatte—und dass er nicht einmal aus der Koalition stammte, sondern jemand war, der von Rogue 5 verstoßen worden war. Vielleicht war er nur zum Teil Atlane, und zum anderen Teil von einer anderen Art sexy Biest, das sich auf dem Heimatplaneten des Mondes Rogue 5 so herumtrieb. Was ich bisher über Rogue 5 gehört hatte, war hauptsächlich, dass sie ein Haufen Piraten und Schmuggler waren, die streng getrennten Banden zugehörig waren. Keine Loyalität zu irgendjemandem außer sich selbst. Laut dem Gerede über Mak, das ich gehört hatte, war er nur deswegen vom Hive erwischt worden, weil er in der Gefängniszelle eines Koalitionsschiffes saß, als der Hive es angriff. Dass er nichts weiter war als ein Rogue 5-Verbrecher mit richtig viel Pech. Falscher Ort, falsche Zeit, und schon hatte er sich Hive-Integrationen und ein Leben als Gestrandeter auf der Kolonie eingefangen.

 

Aber wenn ich in seine Augen sah, sah ich keinen Verbrecher. Ich sah eine Ruhelosigkeit und eine Wut, die ich nur zu gut verstand. Wir waren gleich, ich und Makarios. Eingesperrt. Gefangene.

Freaks.

Ich schwang den Hammer. Stärker.

Der Abschnitt der Wand zerbröselte zu einer Staubwolke...

...und in der Decke bildeten sich Sprünge in einem haarfeinen Spinnweben-Muster.

„Verdammte Scheiße, Mädel. Das reicht jetzt aber.“ Kristin kam auf mich zu und nahm mir den Hammer ab. Ich grinste, als sie ihn mit einem lauten Uff fallen lassen musste. „Wie zum Teufel hast du das Ding überhaupt hochbekommen?“

„Ich bin ein Superfreak, schon vergessen?“ Ich war in ihr Quartier eingebrochen, um das mit der Wand zu erledigen, während sie ausgerückt war. Ihre Idee, sie niederzureißen, hatte sie in einer gemütlichen Plauder-Runde spät abends verlautbart, bei einem Glas Atlan-Wein, einem der wenigen wahren Genüsse, die auf diesem gottverlassenen Planeten zu finden waren. Und das Wissen, dass sie irgendwo unterwegs war und kämpfte, während ich mich mit Hausfriedensbruch begnügte, um etwas zu tun zu haben, machte die Zerstörung irgendwie weniger befriedigend, als ich gehofft hatte. Und doch war es besser, als zurück ins Büro des Gouverneurs zu laufen und wieder einmal mit ihm zu diskutieren. Und um einiges besser, als in den Speisesaal zu gehen und sich angaffen zu lassen wie eine preisgekrönte Zuchtstute auf einer Pferdeschau.

„Sag das nicht ständig. Wenn du so ein Freak wärst, würde nicht jeder Mann auf der Basis um deine Aufmerksamkeit heischen.“

„Das hat nicht zufällig etwas damit zu tun, dass ich die einzige Singlefrau im Umkreis von einigen Lichtjahre bin, oder? Die letzten beiden Menschen auf einer einsamen Insel. Kennst du das Spiel noch?“

Kristin lachte. „Oh ja. Ich habe mir immer Detective Amaro ausgesucht.“

Ich verschluckte mich beinahe, aber hustete stattdessen und wedelte durch die Staubwolke, die sich um mich herum langsam legte, um meine Reaktion zu verbergen. „Im Ernst? Von dieser Krimiserie?“ Der Detective war eine beliebte Figur in einer Krimi-Fernsehserie auf der Erde. Zumindest war das so gewesen, als ich die Erde verlassen hatte. Er war ein harter Brocken, der die Bösen jedes Mal schnappte. Und ich wusste, dass Kristin beim FBI gewesen war. Aber trotzdem. „Ernsthaft? Warum?“

Kristin schloss die Augen, und ein verträumter Ausdruck legte sich über ihr Gesicht. „Seine Augen waren so intensiv. Weißt du, was ich meine? Und er hatte diese Uniform, und diese Handschellen. Die Kanone. Er war einfach stark und sexy und—“

„Herrisch und dominant und genau wie Tyran und Hunt.“

Kristin öffnete die Augen und lachte. „Da hast du wohl recht.“

Ich deutete mit dem Kopf in Richtung Schlafzimmer. „Muss ich überhaupt fragen, ob all die Fesseln an den Bettkanten für dich oder deine Gefährten sind?“

„Ich sage kein Wort.“ Sie blickte wieder auf das Chaos auf ihrem Fußboden, aber ich bemerkte, wie ihre Wangen rot wurden. Zweifellos wurde sie von ihren Gefährten ausreichend zufriedengestellt, mit oder ohne Fesseln. „Aber ich schätze, du könntest selbst ein wenig Zuwendung von einem Spezialermittler gut gebrauchen, wenn du verstehst, was ich meine.“

„Tja, nun, das wird wohl nicht passieren.“ Ich deutete auf die Trümmer auf dem Boden. „Du wolltest diesen kleinen Umbau erledigt haben, und ich musste etwas Dampf ablassen“, antwortete ich und begutachtete die Überreste der Wand. Das ganze Ding lag in Trümmern.

Die stabile Wand hatte keine Chance gegen meine Kraft gehabt. Meine Cyborg-Kraft. Der Hive hatte mich in eine wahrhaftige Kampfmaschine verwandelt. Die Bionic Woman. Welches Baumaterial es auch gewesen war, es war unter dem Schwung des Vorschlaghammers zerbröckelt wie ein ausgetrocknetes Lebkuchenhaus unter dem zerstörerischen Rumgehüpfe eines Kleinkindes. Ja, stark zu sein, so richtig überstark, war eine gute Sache. Ich brauchte mich nicht vor einem Kerl zu fürchten, der zudringlich werden wollte—wenn ich das nicht wollte—und ich konnte absolut auf mich selbst aufpassen. Gleichzeitig war es aber der Grund, warum ich ständig so mies drauf war, und die Mauer zwischen Wohn- und Esszimmer meiner Freundin niederreißen musste.

Kristin nieste. „Dampf? Nennen wir das Kind doch beim Namen, Schwester. Was du brauchst, wirst du hier drin nicht finden.“

Ich verzog das Gesicht. „Nun tja, jetzt hast du das große Zimmer, das du wolltest.“ Ich deutete auf die beinahe vollständig niedergerissene Mauer.

„Das ist wahr.“ Sie stupste ein größeres Stück Geröll mit der Zehenspitze an. „Ich nehme an, du wirst das Chaos nicht aufräumen wollen?“, fragte sie und tappte sich mit dem Finger an die Lippen.

Ich lachte. „Auf keinen Fall. Ich bin nur das Abriss-Team. Du hast zwei starke Männer, die die Trümmer wegschleppen können.“

Sie verdrehte die Augen, aber sie grinste. „Darüber werden sie nicht erfreut sein.“

Es war mir egal. Ich hatte es dringend nötig gehabt, etwas kaputtzumachen, und sie hatte mir die Gelegenheit geboten, zu zerschlagen und zerstören, ohne mir Ärger mit dem Gouverneur einzuhandeln.

Nicht schon wieder.

„Hör zu, ich bemühe mich ja, mich rauszuhalten“, sagte sie eilig.

„Das tust du?“

„Ja, das tue ich. Aber mal im Ernst, was ist der wahre Grund für all das hier?“ Sie winkte mit dem Finger hin und her, um auf die gesamten 5 Meter der Zerstörung zu zeigen. In ihrem Blick lag kein Vorwurf, nur reine Neugierde. Sie war eine Frau. Vom FBI. Sie war immer noch eine Soldatin, und die Rüstung, die sie trug, und die Waffe an ihrer Hüfte waren Beweis dafür. Wenn mich jemand verstehen würde, dann sie. Nicht Rachel, die unglaublich brillante Wissenschaftlerin, oder Lindsey, die Journalistin. Es gab noch eine weitere Erdenfrau, von der ich gehört hatte, aber sie lebte nicht auf der Kolonie. Eine ehemalige Lehrerin an der Koalitions-Akademie war einem Atlanen von der Kolonie zugeordnet worden, aber sie waren nun im Weltraum unterwegs und arbeiteten gemeinsam an höchst geheimem Spionage-Kram. Draußen. Im. Weltall. Nicht eingeschlossen, auf dem Exil-Planeten festsitzend.

Und hier war ich nun, Ex-Militär, vier Jahre lang Mitglied eines Koalitions-Erkundungstrupps, Abriss-Expertin, unsagbar stark, Hive-verstärkt, Cyborg-Freak. Ich hatte die Hölle durchlebt und war gestärkt wieder rausgekommen. Schneller.

Alleine.

Und der Gouverneur verweigerte es mir, den Planeten zu verlassen. Auf Missionen zu gehen. Irgendetwas zu tun, was Spaß machte. Ich fühlte mich wie der unglaubliche Hulk, der nichts zu zerschlagen hatte.

Und diese Männer, die mich in Besitz nehmen wollten? Sie kannten mich gar nicht. Ich hatte mich mit den meisten von ihnen noch nicht mal unterhalten. Ich war ihnen nicht über die Zuordnungs-Protokolle des Interstellaren Bräute-Programms zugewiesen worden. Ich war weiblich. Verfügbar. Fruchtbar.

Vielleicht. Nach dem, was der Hive mit mir angestellt hatte, wusste ich nicht einmal, ob ich noch Kinder bekommen konnte, ganz zu schweigen davon, ob ich sie hier großziehen wollte. Und ich hatte die Ärzte auf der Krankenstation erst gar nicht gefragt, denn eine gynäkologische Untersuchung im Weltraum nach allem, was ich durchgemacht hatte, klang alles andere als ansprechend.

Kristin starrte mich weiter an, wartete auf eine Antwort, die mein Stolz ihr nicht geben wollte.

„Es geht mir gut. Darf man als Freundin nicht mal was Nettes für dich tun?“, fragte ich.

Sie warf mir einen Blick zu, der besagte Mädel, ich bitte dich. „Etwas Nettes wäre es, all das Chaos hier verschwinden zu lassen, bevor meine Männer zurückkehren“, entgegnete sie. „Was soll das, Gwen?“

„Du kennst die Antwort“, grummelte ich, packte den Griff des Vorschlaghammers und stützte mich auf den robusten Schaft.

Sie zog die Augenbrauen hoch und wartete.

„Die Männer...sie benehmen sich seltsam in meiner Gegenwart. Es nervt. Es ist frustrierend. Und ich kann auf keine Mission gehen. Der Gouverneur lässt mich festsitzen, bis ich einen Gefährten habe. Was lächerlich ist, und absolute Doppelmoral. Ich bin eine Gefangene. Ich darf nicht kämpfen. Ich darf nicht fliegen. Ich darf nicht nach Hause. Ich verliere noch meinen Verstand auf diesem Planeten.“

Sie schwieg und ließ mich fertig meckern, auch wenn ich dabei über ihre neue Heimat herzog, den Ort, dem sie über das Interstellare Bräute-Programm zugewiesen worden war. Sie hatte es sich ausgesucht, hierher zu kommen, hier permanent zu bleiben. Es war ihr Leben, und sie schien glücklich damit zu sein. Aber ich gehörte nicht hierher, und die Tatsache, dass der Gouverneur mich nicht auf Missionen gehen ließ, um zumindest ab und zu hier fort zu kommen, machte mich wahnsinnig. All die Aufmerksamkeit von den Männern machte es nicht leichter, ich fühlte mich dabei nur noch mehr wie ein Freak. Ich konnte all die männliche Zuwendung haben, die ich wollte, und doch fühlte ich mich einsamer als je zuvor in meinem Leben. Die Ironie entging mir nicht.

Kristin biss sich auf die Lippe und zuckte unter meinen Worten zusammen. „Scheiße. Ich muss dir etwas beichten. Werde bitte nicht böse. Ich hatte gehofft, dass es nur ein Scherz sein würde, der sich verflüchtigen würde, aber—“

„Was?“, fragte ich. Ich kannte sie noch nicht lange, aber ich konnte ihren Gesichtsausdruck gut deuten und der zu Boden gerichtete Blick und das blasse Gesicht, das sie abwendete, gefielen mir gar nicht.

„Das wird dir überhaupt nicht gefallen.“

„Was denn? Spuck schon aus.“ Mein Magen krampfte sich zusammen und düstere Vorahnung setzte sich darin ab wie der Staub um mich herum.

„Captain Marz, der Prillone?“

„Ja.“ Ich kannte ihn recht gut. Ich musste ihn in den letzten Wochen mehrmals von meiner Tür abweisen. Er war in Ordnung. Er bemühte sich. Brachte mir Blumen, um Himmels Willen—ich vermutete, dass Rachel oder Kristin ihm das vorgeschlagen hatten. Aber es gab keinen Funken zwischen uns. Wenn ich ihn ansah, fühlte ich...nichts. „Was ist mit ihm?“

„Er hat eine Turnier-Herausforderung ausgestellt. Sie sind in diesem Moment in der Kampfarena und entscheiden, wer dich in Besitz nehmen darf.“

Entscheiden, wer dich in Besitz nehmen darf.

„Ist das ein Scherz? Denn es ist nicht lustig.“

Sie hatte sich die Hand vors Gesicht geschlagen, als hätte sie Angst davor, mich anzusehen. Schüttelte den Kopf. „Nein. Acht Krieger. Wer immer gewinnt, darf dich in Besitz nehmen. Sie alle haben diesen Regeln zugestimmt. Die restlichen Krieger haben einen Wett-Pool eingerichtet. Die ganze Basis musste sich entweder auf die Herausforderung einlassen oder zustimmen, dich in Ruhe zu lassen. Tane, der Atlane, steht zwei zu eins in den Wetten. Er ist der Favorit auf den Sieg.“

„WAS?“, brüllte ich. Ich hob den Vorschlaghammer hoch und schlug den letzten überhängenden Mauerbrocken mit mehr Kraft als notwendig herunter. Er brach nicht nur herunter, sondern flog ins Nebenzimmer und landete auf Kristins Esstisch, wo er eine Beule in der Metalloberfläche hinterließ. „Der Gouverneur hat dem zugestimmt?“ Ich würde diesen Prillonen umbringen. Ich würde Rachel um Vergebung bitten müssen, nachdem ich ihn erledigt hatte, aber das hier war zu viel.

„Das glaube ich nicht—“

Gut so. Ich würde ihn also nicht umbringen müssen.

„—und Rachel und ich haben gerade erst davon erfahren. Sie ist schon unterwegs hierher. Sie musste jemanden schicken, um Maxim zu holen. Er ist in einer der Minen, und die Kommunikationsgeräte funktionieren dort nicht. Ich bin zuerst zu deinem Quartier. Als ich dich dort nicht fand, kam ich hierher.“

„Ich glaub es nicht. Das ist doch barbarisch.“ Und verletzend. Und falsch. Wie konnten sie es wagen, zu entscheiden, wessen Eigentum ich werden sollte? Mit wem ich Sex haben musste? Und ohne mich überhaupt zu fragen? Wo waren wir? Im Jahr 1500?

Die Blumen hatten nicht funktioniert, also hatte Captain Marz einfach beschlossen, den Rest der Basis zu einem Turnier herauszufordern und mich als Hauptpreis zu auszulosen? Und wer waren die anderen Idioten, die dem zugestimmt hatten?

Die ganze Basis, wie es schien.

 

Was, wenn ich beschloss, dass ich einen anderen wollte? Einen Erdenmann? Einen Jäger, wie Kjel. Aber einen Prillonen? Nein. Die ganze Gedankenverschmelzung über die Kragen war mir unheimlich. Und zwei Gefährten? Oder drei, so wie es die Vikens anscheinend taten? Äh, nein danke. Ein Mann war mir genug. Besonders, wenn er groß und verwegen war und wie Makarios aussah.

Ach du Scheiße. Das würde ich nicht zulassen. Auf. Keinen. Fall. „Sie kämpfen in der Arena? In diesem Moment? In genau dieser Sekunde?“

„Kommt schon. Das ist doch ziemlich scharf, oder? Die stärksten und heißesten Männer kämpfen um dich?“ Ihre Hand wanderte an ihren Hals, und ihre Fingerspitzen strichen über den grünen Kragen dort—das äußere Anzeichen dafür, dass sie einem Prillonen zugeordnet war—mit Lust in ihren Augen. Ihre Gefährten waren unglaublich. Das konnte ich nicht abstreiten. Aber sie waren einander zugeordnet worden. Ausgewählt.

Sie hatten sich ihr nicht aufgezwängt, nachdem sie die anderen Jungs im Pausenhof verprügelt hatten.

„Nein, ist es nicht. Ich bin kein Preis, den man gewinnen kann. Ich bin kein Besitzstück. Scheiße, auf keinen Fall“, fauchte ich. Meine arme Mutter würde über meine Wortwahl nicht gerade begeistert sein. Aber das war mir sowas von egal. Irgendwann zwischen der Zeit, als ich als kleines Mädchen mit Puppen gespielt und für meinen Papa gebacken hatte, und jetzt, war der Drang, andere Menschen glücklich zu machen, aus meinem Wesen verschwunden. Vielleicht waren es die Cyborg-Teile. Vielleicht waren es die vielen Jahre in einem harten Krieg, wo ich Leute sterben sah, die mir zu viel bedeutet hatten. Irgendwo da drin hatte ich die Fähigkeit verloren, mir Blödsinn gefallen zu lassen. Und das hier lag weit über meiner Toleranzgrenze.

Kristin hob das Kinn. „Dann geh und mach was dagegen.“ Sie blickte sich in ihrem Wohnzimmer um, das ich definitiv zerstört hatte. „Geh und vermöble ein paar scharfe Aliens, bevor die Decke über uns zusammenbricht. Ich flehe dich an.“

Ich rieb meine Hände aneinander und grinste. Ich war stark. Stärker als die Männer, die mich zu ihrem Hauptpreis erklärten. „Gute Idee.“

Ich stapfte an ihr vorbei, mit langen Schritten, und arbeitete mich den Korridor entlang ins Freie. Wie aus der Ferne hörte ich sie in ihr Kommunikationsgerät sprechen, während wir unterwegs waren. „Rachel, komm in die Arena. Gwen braucht mehr Schützenhilfe.“ Sie folgte mir, was in Ordnung war. Da keiner ihrer Gefährten an mir interessiert war, würden sie sich nicht in der Arena aufhalten und meinen Zorn erleiden müssen.

Schützenhilfe? Das war eine nette Geste, aber es war ja nicht gerade so, als würden Kristin und Rachel wirklich als Verstärkung dienen können. Niemand konnte mich verstärken. Ich war nun unzerstörbar, nach meiner Zeit beim Hive. Stärker als beinahe jeder Mann auf dem Planeten. Schneller als selbst der Everis-Jäger Kjel. Die dachten vielleicht, dass sie mich gewinnen konnten, aber da irrten sie sich. Gewaltig. Und wenn ich ein paar Schädel einschlagen musste, um das zu beweisen, dann würde ich das tun. Ein für alle Mal.


Zehn Minuten später fühlte ich mich kein bisschen besser. Wenn ich den Vorschlaghammer bei mir gehabt hätte, hätte ich sogar noch die Tribünen um die Arena herum in Trümmer gehauen. „Warum will keiner von euch gegen mich antreten?“, schrie ich.

Ich keuchte schwer, nicht, weil ich davon erschöpft war, die Männer in der Arena umherzuwerfen, sondern weil ich sauer war. So voller Zorn, dass ich kaum geradeaus gucken konnte. Mein Blutdruck war hoch, meine heiße Lebenskraft schoss mir durch den Körper wie das Hämmern des Basses bei einem Rave. Aber der Cyborg-Teil von mir spürte rein gar nichts. Ich konnte perfekt sehen. Mein Körper surrte vor Energie. Es war mein Kopf, der sich in Aufruhr befand, mein Herz, das zerbrach.

Und ich hatte nicht mehr daran geglaubt, dass noch Stücke übrig waren, die groß genug waren, um zu zerbrechen. Ich hatte mich geirrt.

„Wir wollen dir nicht wehtun“, sagte ein tapferer Mann.

„Wir werden nicht gegen ein weibliches Wesen kämpfen.“ Das war Tane. Der Atlane. Freund von Makarios. Er schien anständig genug zu sein, aber nichts würde die Tatsache ändern können, dass ich ihn einfach nicht wollte. Ich wollte keinen dieser übereifrigen Alpha-Männchen. Die Tatsache, dass sie glaubten, ich wäre wie ein Hauptpreis, den man gewinnen konnte, eliminierte sie in meinen Augen automatisch.

Wenn sie auch nur auf ein Wort geachtet hätten, das ich in den letzten paar Wochen gesprochen hatte, dann hätten sie das gewusst.

Aber andererseits, hier ging es nicht um mich. Hier ging es um sie. Wer war der Größte? Der Stärkste? Wer hatte Muskeln über Muskeln und besaß die Frechheit, mir zu sagen, wem ich meinen Körper zu überlassen hatte?

Ich blickte mit zusammengekniffenen Augen auf Tane. „Ach, ihr kämpft um mich wie ein Haufen kleiner Jungs um ein neues Spielzeug? Ihr wollt mich ficken, mich zur Gefährtin machen, aber gegen mich kämpfen wollt ihr nicht?“ Ich würde sterben, bevor ich mich jetzt noch von einem von ihnen anfassen ließe. Und ich war mir ziemlich sicher, dass diese Einstellung in meinen Augen zu sehen war, als ich zu dem Atlanen sprach. Er wich vor mir zurück, als hätte ich ihm wehgetan, dann nickte er und verneigte sich leicht.

Zu spät, du Kotzbrocken.

„Du bist eine ausgesprochen begehrenswerte Frau. Wir erweisen dir mit dieser Schlacht um das Recht, dich zu umwerben, eine Ehre.“

Es war unfassbar, wie unterschiedlich die Sitten auf anderen Planeten waren. Wir waren hier nicht auf der Erde. Ich bemühte mich, mit diesem Wissen meine Wut im Zaum zu halten. Er glaubte, dass sie hier zuvorkommend waren, ritterlich. Respektvoll.

„Und ich habe dabei nichts zu melden? Keine Mitsprache dabei, ob ich kämpfen darf oder nicht? Oder wen ich ficken darf? Oder wen ich zum Gefährten will? Überhaupt kein Mitspracherecht? Weil der Gewinner von dem hier“—ich wies mit dem Finger im Kreis der vier Übriggebliebenen herum—„repräsentiert, wie ihr hier eure Frauen behandelt? Keine Wahl. Kein Begehren. Nicht mal eine Unterhaltung beim Abendessen? Direkt übergehen zum Besitz ihres Körpers, und sie hat dabei nichts mitzureden?“ Meine Stimme war leise, kalt. Ich ließ mich von den Cyborg-Teilen ruhig halten und hoffte, dass ich mehr wie eine Maschine klang und weniger wie die Romantikerin mit dem gebrochenen Herzen, die in meinem Inneren langsam verblutete. Jetzt war ich nicht mehr nur ein Freak, der nie wieder nach Hause auf die Erde durfte. Jetzt war ich nichts weiter als ein Stück Fleisch, um das man kämpfte.

„Meine Dame—“

Ich wirbelte herum und blickte auf den Mann, der mich so genannt hatte. „Nenn mich nicht—“

„Es reicht!“ Die Stimme des Gouverneurs schnitt mir das Wort ab. Gouverneur Maxim Rone schritt mit der Haltung eines Mannes herein, der es gewohnt war, dass man ihm gehorchte. Rachel ging neben ihm her, musste beinahe joggen, um mit den zornigen Schritten ihres Gefährten mitzuhalten, mit denen er vom Rand der Arena in die Mitte lief. Er trug die bequeme Kleidung einer Person, die mehr Zeit in Besprechungen verbrachte als auf dem Schlachtfeld, und der kupferfarbene Kragen um seinen Hals passte genau zu dem, den Rachel trug. Die Verbindung zwischen ihnen reizte mich im Moment nur noch mehr. Maxim saß vielleicht derzeit hinterm Schreibtisch, aber er war dennoch ein Prillon-Krieger mit vielen Jahren Kampferfahrung. Er war nicht zu unterschätzen, weithin respektiert und zu seinem Posten als Herrscher von Basis 3 gewählt worden. Die anderen Männer ordneten sich seinen Entscheidungen unter.

Aber ich war kein Mann. Und ich gehörte nicht auf diesen Planeten.

Ich funkelte Rachel an.

„Ich hätte nur noch zehn Minuten gebraucht, um sie alle fertig zu machen.“

Sie lächelte, zuckte mit den Schultern und blickte mich scheu an. „Ich wollte nicht, dass dir etwas passiert.“

Ich verdrehte die Augen darüber, wie unwahrscheinlich das war, aber blieb ruhig.

„Die Männer haben Ihnen großen Respekt dadurch erwiesen, dass sie verweigerten, Sie zu bekämpfen.“ Unglücklicherweise war Maxims Stimme weithin gut zu hören, denn die anderen Männer, die um die Arena herum saßen, stapften bei seinen Worten zustimmend auf und klatschten. Der Gouverneur verschränkte die Arme und starrte auf mich hinunter. Er war groß, über 2,10m groß, und seine kupferfarbene Haut, die dunklen Haare und braunen Augen erinnerten mich an einen Reeses Peanut Butter Cup. Das würde ich ihm natürlich nie direkt sagen. Oder Rachel. Und er war im Moment auch nicht gerade zuckersüß.