Kitabı oku: «Der Buddha - das bist DU»

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Inhaltsverzeichnis

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Der Buddha in Deinem Spiegel

Die Praxis

Das Selbst und seine Welt

Glück

Gelingende Beziehungen

Buddhismus und Gesundheit

Der Umgang mit dem Tod

... und nun zum praktischen Teil

Quellen- und Literaturverzeichnis

Über die Autoren

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Titel der Originalausgabe:

›The Buddha in Your Mirror‹

Copyright © 2001 SGI-USA

First published in 2001 by Middleway Press

Aus dem Englischen von Armin Jäger

eBook (1. Auflage Printversion Januar 2015)

Deutsche Ausgabe: © EchnAton Verlag Diana Schulz e.K.

Gesamtherstellung: Diana Schulz

Coverumsetzung: HildenDesign München

Lektorat: Angelika Funk

ISBN: 978-3-937883-65-6

www.echnaton-verlag.de

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Woody Hochswender, Greg Martin & Ted Morino

Der BUDDHA – das bist DU

Die Quintessenz des Buddhismus - praktikabel für jeden!

»Keine Butternoten« ein Vorwort von Herbie Hancook

Warum hast Du dieses Buch in die Hand genommen? Gerade jetzt, in diesem Moment? Bestimmt geht es Dir genauso: Egal wie es gerade läuft – wir könnten stets noch ein kleines bisschen glücklicher sein. Und wenn es gerade gut läuft – wie oft kam es schon vor, dass wir uns ohne Vorwarnung im Schützengraben unserer Ängste wiederfinden?

Und für diejenigen unter uns, die in diesem Leben scheinbar mit allem gesegnet sind: Auch bei ihnen gibt es Zeiten, in denen all das Gute nicht dazu führt, voller Freude zu leben. Da muss es doch noch etwas geben, etwas Tieferes.

Oder wenn augenscheinlich alles glatt läuft, erkennen wir oft nicht, dass wir bereits mitten im Sumpf stecken. Ich denke an all die Zeitgenossen und Freunde aus meiner Branche, die kamen und gingen, an all die Legenden, die viel zu früh aus diesem Leben schieden, deren Musik und Stimme im Kampf gegen Krankheit und Drogen versanken. Dann steht die Frage, wie man nachhaltiges, dauerhaftes Glück erreicht, unverrückbar im Raum. Ob es dafür nicht einen Weg, nicht irgendeine Methode gäbe.

Das Leben als Jazz-Musiker ist nicht leicht – was sicher auch auf viele andere Berufe zutrifft. Es verlangt einem enorme Kräfte ab – körperliche wie geistige –, ständig auf Tour zu sein, manchmal jeden Tag ein neues Land zu bereisen, endlose Monate lang, dabei weiterhin aus seiner Kreativität zu schöpfen und bei alledem gesunde Beziehungen zu pflegen. Mitten in dieser rauen Wirklichkeit des Lebens, beruflich wie privat, war es diese leicht begreifbare, lebensstärkende Philosophie des Nichiren-Buddhismus, die mich gute neunundzwanzig Jahre lang nährte und mir Kraft gab.

Doch holen wir ein wenig weiter aus.

Ich komme aus keiner reichen Familie – wir waren sogar ziemlich arm. Ich kann von Glück reden, dass wir immer genug zu essen auf dem Tisch hatten. Und was noch wichtiger ist: Ich hatte die Unterstützung meiner Eltern. Sie ermutigten mich, meine Träume zu leben. Und sie unterstützten diese Träume so gut sie konnten. Sie konnten sich es eigentlich nicht leisten, mich aufs College zu schicken, aber irgendwie schafften sie es trotzdem.

Neben der Hilfe meiner Eltern wurde mein Leben wesentlich durch zahlreiche Mentoren geprägt, denen ich glücklicherweise immer wieder, bis heute, auf meinem Weg begegnen durfte. Drei von ihnen ragen besonders heraus. Die erste Mentorin war meine zweite Klavierlehrerin – Mrs. Jordan.

Damals, lange bevor der Jazz seinen Weg in mein Bewusstsein fand, war ich ein neunjähriger Junge mit gerade mal zwei Jahren Klavierunterricht. Das war 1949 in Chicago.

Ich weiß nicht mehr, wie ich an Mrs. Jordan gelangte, doch bis heute habe ich nicht vergessen, was sie mich gelehrt hat.

Nachdem sie mir eine Weile spielen zugehört hatte, sagte sie, ja, ich könne zweifellos gut Noten lesen. Doch noch in dieser ersten Stunde fragte sie mich, ob ich schon etwas über Anschlag, Nuancen, Phrasierung gehört hätte oder gar über das Atmen beim Klavierspiel – alles böhmische Dörfer für mich. Als ich dies verneinte, sagte sie: »Ich zeig's dir.« Dann setzte sie sich hin und spielte ein Stück von Chopin. Und es war so wunderbar, dass meine neunjährige Kinnlade runterfiel.

Mrs. Jordan lehrte mich, dass Klavierspielen viel mehr war, als nur die Noten spielen zu können. Dadurch, dass ich erleben durfte, wie viel Wärme, Würde und Leidenschaft sie in ihr Klavierspiel legte, bekam ich unmerklich eine Vorstellung davon, wie ich durch das Klavier mich selbst ausdrücken konnte.

Ihre Aufrichtigkeit und ihre fortwährenden Bemühungen, einem kleinen Jungen das eigentlich Unerklärliche nahezubringen, feuerten meine Lernbegierde an. Der Beweis ihres Talents als Lehrerin zeigte sich in nur eineinhalb Jahren: Ich gewann einen großen Klavierwettbewerb in Chicago und spielte mit dem Chicago Symphony Orchestra in der Orchestra Hall.

Im Unterricht mit Mrs. Jordan geschah es das erste Mal, dass ich in etwas scheinbar Vertrautem eine neue Dimension erkannte. Die Wucht dieser Erkenntnis wirkt bis heute nach.

Meiner Ansicht nach ist es genau das, was großartige Mentoren erreichen: Sie zünden in dir die Fähigkeit, etwas auf eine völlig neue Art zu sehen, eine Art, die in dir eine ganz besondere Resonanz erzeugt. Und noch etwas bekam ich von Mrs. Jordan mit, ohne dass ich es damals schon erkannte: Ein Gefühl dafür, wie die Aufrichtigkeit eines Menschen einen dauerhaften Eindruck bei einem anderen Menschen hinterlassen kann.

Miles Davis war auch ein solcher Mentor. Er war ein einzigartiger Charakter, der sein Instrument und seine Musik so meisterhaft beherrschte, dass er ganz und gar überzeugt die Dinge so tat, wie er sie für richtig hielt. Miles erntete viel Kritikerschimpfe für seine Angewohnheit, mit dem Rücken zum Publikum zu spielen. Doch wir in seiner Band wussten: Er tat dies, um uns auf subtile Weise zu führen – ein winziges Kopfschütteln hier, eine kleine Geste mit dem Horn da –, während er sein virtuoses Spiel fortsetzte. Miles ging seinen Weg und nie hatte er das Bedürfnis, sich für irgendetwas erklären zu müssen.

Wir, die wir mit und für Miles arbeiteten, kamen in den Genuss seines besonderen Genies, das weit über sein eigentliches Spiel hinausreichte. Wirklich einzigartig war sein Talent, uns alle in den Prozess hineinzuziehen und absolut alles zu integrieren, was wir gerade auftischten. Er sagte, er bezahle uns dafür, dass wir unsere Proben gleich auf die Konzertbühne verlegten, dass er uns für das Im-Moment-Erschaffen angeheuert habe, dass wir von uns selbst etwas beisteuerten. Ob auf der Bühne oder im Studio – immer wieder bewies er, dass er alles, was uns einfiel, aufgreifen und etwas daraus machen konnte. Oft hat er uns mit dieser Gabe den Hintern gerettet, nämlich indem er sogar unsere offensichtlichen Fehler in musikalische Themen verwandelte, die er sofort in alles einfließen ließ, was wir gerade spielten.

Und wenn wir steckenblieben, konnte er uns auf seine ganz eigene Art geschickt wieder raushelfen. Einmal, als mich das musikalische Äquivalent einer Schreibblockade befiel, lehnte sich Miles zu mir herüber und murmelte: »Mach im Bass mal ein H.« Leicht verblüfft versuchte ich, das, was er vielleicht gemeint haben könnte, einzuarbeiten. Und wie immer entzündete sich daraus ein Funke, der ihn nährte, dann wieder mich und in einem musikalischen Dialog mündete.

Ein andermal, als mir nichts Neues einfallen wollte und ich auf eingefahrenen Gleisen fuhr, ließ er folgende Bemerkung fallen: »Spiel nicht die Butternoten.« Mein Kopf begann zu schwirren. Letztlich nahm ich an, er habe damit sagen wollen, ich solle irgendwie das Offensichtliche sein lassen. Bis heute weiß ich nicht, ob Miles konkret wusste, was er damit gemeint hatte, aber ich beschloss, es sollte bedeuten, aus meinen Akkorden die Terzen und Septimen zu nehmen.

Ohne jetzt zu sehr in musikalische Details zu gehen, sagen wir einfach: Dies hat den Sound so weit geöffnet, dass ich jedem, der mit mir improvisierte, viel mehr Raum geben konnte, die Möglichkeiten einer Melodie zu erkunden. Was immer in Miles vorging, seine Führung funktionierte: Wir fingen Feuer. Für mich ist das ein Musterbeispiel für großartige Führungsqualität. Anstatt mir irgendetwas vorzuschreiben, stimulierte er mich, die Lösung in mir selbst zu finden und unterstützte er mich die ganze Zeit über – im vollen Vertrauen darauf, mit uns immer in die Harmonie kommen und uns darin leiten zu können, gemeinsam eine Harmonie herzustellen.

Miles hat uns stets das Gefühl gegeben, dass jede(r) von uns etwas Einzigartiges besaß, das nur er bzw. sie beisteuern konnte. Er vermittelte uns dies mit wenigen Worten, meistens nur durch sein Verhalten. Damals konnte ich das nicht so klar erkennen – dies tat ich erst, nachdem ich mit der Ausübung des Nichiren-Buddhismus begonnen hatte.

Was mich zu dem dritten Mentor bringt, der mein Leben tief beeinflusste: Daisaku Ikeda. Als Präsident der Soka Gakkai International hat er immer wieder Türen aufgestoßen – für 12 Millionen Menschen in 163 Ländern –, damit sie Zugang finden zu den Prinzipien, die in diesem Buch dargelegt werden.

Für mich ist Daisaku Ikeda ein Mensch, der sich für ein schöpferisches Leben des Individuums einsetzt sowie für ein harmonisches Miteinander der Völker dieser Erde. Er engagiert sich für das Erreichen von Frieden, er lehrt jeden Menschen, wie er den Schlüssel in der Hand hält zur täglichen Erneuerung, zu geistiger Erfrischung und zum Erschaffen von glücklichen Lebensumständen.

In seinen unzähligen Schriften und Vorlesungen lehrt er, wie man sich die Kraft von Nam-Myoho-Renge-Kyo zunutze macht, diesem mystischen Prinzip, das unser Universum durchdringt. Indem ich seine Lehren in die Praxis umsetzte, habe ich Mauer für Mauer in meinem Leben niedergerissen und wurde Zeuge, wie viele Ziele und Träume in Erfüllung gingen. Inzwischen habe ich die feste Überzeugung, dass ich mit allem umgehen kann, was das Leben für mich bereithält.

Daisaku Ikeda dient mir als leuchtendes Beispiel für einen Menschen, der niemals aufgibt, sich niemals der Negativität unterwirft. Dadurch konnte ich mich so entwickeln, dass Glück zum Wesenskern meines Lebens wurde. Auch lernte ich von ihm, dass jeder Augenblick im Leben aus unendlich vielen Perspektiven betrachtet werden kann. Unter all diesen Perspektiven findet sich ein Weg, der mich in genau diesem Moment einen goldenen Pfad erkennen lässt und einen Diamanten in jedem Menschen. Dies zeigt Wirkung auf alles, was ich tue: von der Art und Weise, wie ich die Musik für eine Aufnahme arrangiere, wie ich improvisiere, bis hin zu der Art, wie ich die Menschen sehe, denen ich in den verschiedenen Bereichen meines Lebens begegne. Egal was sich von einem Menschen in einem bestimmten Augenblick gerade zeigt – es ist lediglich ein Teil dieses Menschen, der viel mehr und ganz ist. Jeder Mensch trägt den Samen der Erleuchtung in sich und verdient daher Respekt. Man vergisst dies nur allzu leicht, besonders wenn man mit den sogenannten »schwierigen Fällen« im Musik-Business oder anderswo zusammentrifft. Daisaku Ikedas beständiges Beispiel und seine Anleitung dienen mir als Messlatte für mein eigenes Verhalten; sie helfen mir, die besseren Seiten von anderen hervorzubringen, indem ich mich selbst täglich zu verbessern suche.

Neunundzwanzig Jahre buddhistische Ausübung haben mir eine gute Grundlage gegeben. Rückblickend habe ich einen Zugang zu meiner Musik gewonnen, mit dem ich recht glücklich bin. Für mich reicht die Freude des Musikmachens über Applaus, Preise und Fan-Zuspruch hinaus. Klar ist das schön, aber da ist etwas, das viel tiefer geht. Musikmachen bedeutet für mich vielmehr, tief im eigenen Herzen graben zu dürfen, dabei selbstbewusst verwundbar zu sein und diese Verwundbarkeit, diesen Kern unseres Menschseins, aufrichtig und offen auszudrücken. Es geht um das Gewahrsein deiner Umgebung – der anderen Musiker und der Zuhörer. Es geht darum, etwas von innen nach außen zu bringen und es in der Gegenwart manifest zu machen – es vom erhabensten Teil deines Lebens hervorströmen zu lassen. Es ist der Prozess, dies alles nicht nur zum eigenen Vergnügen zu tun, sondern mit der aufrichtigen Hoffnung, etwas im Leben der anderen zu bewegen – ihnen zu helfen, sich gut mit sich selbst zu fühlen, sie zu inspirieren, sich ihrer Möglichkeiten bewusst zu werden, Erhofftes für den Augenblick und Träume für die Zukunft tatsächlich zu erreichen, sie anzuregen, etwas Großartiges zu vollbringen.

Woody Hochswender, Greg Martin und Ted Morino haben mit diesem Buch großartige Arbeit geleistet. Diese drei Herren sind ebenfalls Schüler von Daisaku Ikeda und haben die Wirkung des Nichiren-Buddhismus am eigenen Leben erfahren, indem sie seine Anleitungen in die Praxis umsetzten. Der Buddha – das bist DU macht Nichirens tiefgründige Lehren in einfachen Begriffen leicht zugänglich.

Ob Du dieses Buch nur aus Neugier liest oder ob etwas in Dir gerade verzweifelt nach einem besseren Leben schreit: Ich ermutige Dich von Herzen, die praktischen Anleitungen einmal ernsthaft auszuprobieren, die Der Buddha – das bist DU für Dich bereithält. Vielleicht scheint Dir so etwas wie Buddhismus zu exotisch oder zu weit hergeholt für Deinen eigenen spirituellen Weg. Doch wenn Deine Gleise gerade ausgefahren sind, dann ist es an der Zeit, keine Butternoten mehr zu spielen und sich zu öffnen – um etwas Neues in der Melodie des Lebens zu entdecken. What can you lose … except your blues?

Kapitel 1

Der Buddha in Deinem Spiegel

Solange jemand in Illusionen lebt,

nennt man ihn ein gewöhnliches Wesen,

doch ist er erleuchtet,

nennt man ihn einen Buddha.

Dies lässt sich mit einem

blinden Spiegel vergleichen,

der wie ein Juwel glänzt,

sobald er poliert wird.

– Nichiren

Wenn es eine Religion gibt,

die sich mit wissenschaftlichen

Bedürfnissen vertragen kann,

so wäre das der Buddhismus.

– Albert Einstein

Vögel singen. Der Wind weht. Die Erde dreht sich. Sterne funkeln und sterben. Galaxien kreisen anmutig durch den Weltraum. Der Mensch wird geboren, lebt, wird alt und stirbt. Die Muster des Daseins sind voller Geheimnisse und unermesslich. Wer kann sie auch nur ansatzweise verstehen?

Unser Alltagsleben ist – wenn man nur genau hinsieht – ähnlich komplex: Wer kann zum Beispiel stets die Bedürfnisse eines dreijährigen Kindes ermessen, ganz zu schweigen von denen unserer Schwiegereltern oder unseres Chefs? Innerhalb eines einzigen Tages sind wir mal entzückt, mal verzweifelt. Triviale Dinge mögen uns vorübergehend glücklich machen, zeitweilige Rückschläge unsagbar traurig.

Sorgen nehmen sehr leicht den Platz ein, auf dem das Glück eben noch saß. Das Leben lässt sich als ständiger Kampf gegen Probleme interpretieren. Große Probleme, kleine Probleme.

Nie zuvor in der Geschichte des Westens haben sich so viele Menschen der zeitlosen Weisheit des Buddhismus zugewandt, um Antworten auf die großen Fragen des Lebens zu finden und mit den Problemen des täglichen Lebens fertig zu werden. Das ist kein Zufall, leben wir doch in einem Zeitalter des Experimentierens und des wissenschaftlichen Forschens und der Buddhismus hat kein Problem mit der Welt der Wissenschaft. Der Buddhismus wird sogar als »Wissenschaft vom Leben« bezeichnet.

Die Bilderwelt und die Sprache des Buddhismus haben zweifellos zunehmend Eingang gefunden in die zeitgenössische Kultur, in Filme, Popsongs, Zeitschriften und TVSerien.

Da gibt es den Buddha aus dem Roman Der Buddha aus der Vorstadt oder das Dharma aus der TV-Komödie Dharma und Greg.

Der Begriff Karma gehört mittlerweile zur Umgangssprache des Westens: Munter wird mit ihm alles Mögliche etikettiert, von Bio-Fruchtdrinks bis zu quälenden Beziehungsproblemen.

Jeder, den wir dieser Tage nicht leiden oder verstehen können, scheint mit »miesem Karma« behaftet zu sein. Und irgendwie ist auch alles Zen – vom Golfspielen über das Niederzwingen Deiner Gegner im Büro bis hin zum Falten Deiner Wäsche. Obi Wan Kenobi kann man per se nicht unbedingt als Buddhisten bezeichnen, doch seine hervorstechende Fähigkeit im Umgang mit der metaphysischen Macht in den Episoden von Star Wars, dieser mystischen Kraft, die das Universum durchdringt und denjenigen erhöht, der sie meistert – diese Macht ähnelt sowohl der buddhistischen Vorstellung von »Lebenskraft« als auch den legendären Fähigkeiten, die den Buddhas in den alten Schriften zugeschrieben wurden.

Die eigentliche Bedeutung all dieser Begriffe ist jedoch – vom Standpunkt der buddhistischen Überlieferung gesehen – irgendwie umwölkt geblieben. Im Westen galt der Buddhismus lange Zeit als elitäre Religion oder als Religion für Hippies – als etwas, über das sich bei einem Latte vorzüglich diskutieren lässt, so wie über radikale Politik oder schwierige Konzeptkunst. Dieses bleibende Bild stammt wohl von der Beat-Epoche, aus Jack Kerouacs Buch Gammler, Zen und hohe Berge, aus den Sachbüchern von Alan Watts und den zahllosen literarischen Beschreibungen von Bongos und Satori, dem japanischen Begriff für Erleuchtung, wie er vor allem im Zen verwendet wird. Leicht drängt sich der Eindruck auf, der Buddhismus sei hauptsächlich ein System intellektueller Abstraktionen oder gar ein Fluchtweg aus der materiellen Wirklichkeit. Das Standardbild, das viele vom Buddhismus im Kopf tragen, ist das einer abstrusen, undurchdringlich mystischen Lehre, die man in mönchischer Abgeschiedenheit studiert, wobei das Erreichen von innerem Frieden Ziel und Selbstzweck zugleich ist. Doch es gibt eine berühmte Geschichte über den historischen Buddha, die diese Ansicht widerlegt.

Eines Tages wandelte der Buddha im Rehpark in Benares. Da sah er ein Reh, das auf dem Boden lag. Der Pfeil eines Jägers hatte seine Flanke durchbohrt. Das Reh lag bereits im Sterben, als zwei Brahmanen, heilige Männer also, sich über den Körper des Tieres beugten und über den genauen Zeitpunkt zu diskutieren begannen, an dem das Leben den Körper verlässt. Als sie den Buddha erblickten, baten sie ihn um seine Meinung im Wunsch, diese knifflige Frage zu lösen.

Der Buddha ignorierte sie jedoch, ging sofort zum Reh und zog den Pfeil heraus. So rettete er das Leben des Tieres.

Es stimmt, der Buddhismus ist eine schöne Philosophie. Mehr noch aber geht es ihm um das Handeln. Auch wenn die Bilder und Adaptionen aus der Pop-Kultur den Buddhismus ungenau und verzerrt porträtieren, verweisen sie dennoch auf eine überraschende Wahrheit: Die Sprache und die Weisheit des Buddhismus werden immer öfter auf die Komplexitäten des modernen Lebens angewandt, weil sie tatsächlich zu passen scheinen.

Buddhistische Konzepte und Strategien – angewendet auf Themen wie Glücksstreben, Gesundheit, Beziehungen, Berufsleben oder gar auf Prozesse wie Altern und Sterben – gehören zur Wahrheit der modernen Existenz, zur tatsächlichen pulsierenden Realität des Lebens. Buddhistische Ideen werden Teil des Mainstreams, weil sie das ständig wechselnde Treiben der modernen Welt beschreiben können – und dies ohne die Last einer dogmatischen Moral.

Der Buddhismus erklärt die tiefgründigen Wahrheiten des Lebens. Er schenkt uns auch eine ungeheuer praktische Methode zum Überwinden von Hindernissen und zur Veränderung unseres Selbst. Was Du in diesen Seiten erfährst, lässt sich auf jeden Lebensbereich anwenden: Familie, Arbeit, Beziehungen, Gesundheit. Und es ist anwendbar für jede und jeden.

Dieses Buch hat die Kraft, Dein Leben zu verändern. Obwohl es streng genommen kein Selbsthilfe-Buch ist, enthält es die bewährtesten und effektivsten Geheimnisse zur Selbsthilfe, die jemals formuliert wurden: das allumfassende Gedankengebäude namens Buddhismus. Den Titel Der Buddha – das bist Du trägt es wegen seiner grundlegenden Erkenntnis: Jeder einzelne Mensch hat die Kapazität, ein Buddha zu sein. »Buddha« ist ein altindischer Begriff und heißt so viel wie »Erleuchtete/r«. Jemand also, der erwacht ist zur ewigen und unveränderlichen Wahrheit des Lebens.

Indem wir Zugang finden zu diesem riesigen inneren Potenzial, zu unserer Buddhanatur, finden wir unbegrenzte Ressourcen an Weisheit, Mut und Mitgefühl. Statt unseren Problemen aus dem Weg zu gehen oder Angst vor ihnen zu haben, lernen wir, sie fröhlich anzupacken – völlig überzeugt von unserer Fähigkeit, alles zu überwinden, was das Leben uns in den Weg stellt. Dieses schlummernde Potenzial könnte man mit einem Rosenbusch im Winter vergleichen: Seine Blüten schlummern ebenfalls, doch wir wissen, dass der Busch das Potenzial zum Blühen hat.

Auf der Alltagsebene jedoch gerät dieses höhere Selbst, dieser erleuchtete Zustand, allzu leicht aus unserem Blickfeld. Es ist der sprichwörtliche Wald, den man vor lauter Bäumen nicht sieht. Dieser grundsätzliche Missstand des menschlichen Daseins wird in dem buddhistischen Gleichnis »Das Juwel im Gewandsaum« deutlich, zu finden im Lotos-Sutra. Es ist die Geschichte eines armen Mannes, der einen wohlhabenden Freund besucht:

Dessen Haus wäre sehr wohlhabend, er richtete ihm viele Leckereien her und nähte einen unbezahlbaren Edelstein in sein Gewand ein, gäbe ihm diesen schweigend und ginge fort.

Da dieser Mann schlief, wüsste er davon nichts, und nachdem er aufgestanden wäre, reiste er in ein anderes Land, um sich Kleidung und Nahrung für seinen Lebensunterhalt zu verschaffen, und fristete ein Leben in großer Not.

Er gäbe sich mit dem Wenigen, was er bekäme, zufrieden und erhoffte sich auch gar nichts Besseres.

Er wäre sich dessen nicht bewusst, dass sich in seinem Gewand ein unbezahlbarer Edelstein befände.

Der Freund, der ihm den Edelstein gegeben hätte, träfe später wieder mit dem armen Mann zusammen, und nachdem er ihm schwere Vorwürfe gemacht hätte, zeigte er ihm den eingenähten Edelstein.

Wenn der arme Mann den Edelstein sähe, wäre sein Herz hocherfreut:

Er wäre wohlhabend und besäße Reichtümer genug, um die fünf Wünsche zu befriedigen.

Mit uns ist es auch so.1

Dieses Gleichnis beschreibt die Blindheit der Menschen für die Kostbarkeit ihres eigenen Lebens und für diesen Grund-Lebenszustand der Buddhaschaft.

Dieses Buch will Dir helfen, dieses wunderbare Juwel in Dir selbst zu entdecken, es zu polieren, damit es so hell erstrahlt, dass nicht nur Dein eigenes Leben, sondern auch das Leben der Menschen um Dich herum erleuchtet wird. Der Buddhismus lehrt nämlich, dass das eigene Erwachen, die Selbstveränderung also, sich auch unmittelbar und weitreichend auf die anderen auswirkt – auf die eigene Familie, auf die Freunde und auf die Gesellschaft. Das ist ein wichtiger Punkt. Wenn wir an die Lektionen des blutigen, leidvollen 20. Jahrhunderts denken, gelangen wir zu der Einsicht, dass alle Reformen und Umstrukturierungen von Institutionen nicht gereicht haben, um das Glück der Menschen zu mehren. Der Buddhismus setzt auf die Transformation des eigenen Inneren als Weg, der zu dauerhaften, nachhaltigen Lösungen globaler Probleme führt.

Was bedeutet es also, ein Buddha zu sein? Der Begriff Buddha war zu Lebzeiten von Shakyamuni, dem historischen Buddha, recht gebräuchlich im damaligen Indien. Das ist insofern wichtig, weil man damals Erleuchtung nicht für das exklusive Privileg eines einzigen Individuums hielt. Die buddhistischen Sutras erwähnen die Existenz vieler anderer Buddhas neben Shakyamuni. So besteht der Buddhismus nicht allein aus der Lehre des Buddha, sondern gewissermaßen auch aus der Lehre, die es allen Menschen ermöglicht, ein Buddha zu werden.

Das Leben des Buddha

Im Unterschied zu den westlichen Religionen wie Judentum, Christentum und Islam beansprucht der Buddhismus keine göttliche Offenbarung für sich. Vielmehr ist er die Lehre eines einzigen Menschen, der durch eigene Anstrengung zum Lebensgesetz erwacht ist, das in ihm selbst vorhanden war. Er war ein Mensch, der nichts niederschrieb und von dem wir sehr wenig wissen. Doch das, was wir wissen, wurde zum Katalysator für die Veränderung von vielen Millionen Menschenleben.

Der historische Buddha trug den Vornamen Siddhartha – »Der, der sein Ziel erreicht hat« – und sein Familienname lautete Gautama – »Beste Kuh«. Er wurde in Nordindien vor etwa 2500 bis 3000 Jahren geboren. Über den tatsächlichen Zeitpunkt gehen die Meinungen auseinander, doch die aktuelle Forschung tendiert dazu, Buddhas Geburt in das 5. oder 6. Jahrhundert v. Chr. zu legen. Obwohl nicht genau bestimmbar, bleibt der Zeitpunkt dennoch bedeutsam. Wie der deutsche Philosoph Karl Jaspers bemerkte, wurde Siddhartha ungefähr zur gleichen Zeit geboren wie Sokrates in Griechenland, Konfuzius in China und Jesaja in der jüdischen Welt. Das gleichzeitige Erscheinen dieser großen Männer markierte, so Jaspers, das Anbrechen einer spirituellen Zivilisation.

Siddharthas Vater war der Herrscher des Shakya-Klans, eines kleinen Stammes, der an der Grenze zu Nepal lebte. Daher wurde der Buddha bekannt als Shakyamuni – der »Weise der Shakyas«. Da es kaum schriftliche Aufzeichnungen gibt, bleiben die Details über sein frühes Leben lückenhaft. Wir wissen, dass Siddhartha als Prinz geboren wurde und im Reichtum lebte. Wir wissen auch, dass er mit einer scharfsinnigen Intelligenz und einem zur Innenschau fähigen Wesen ausgestattet war. Als junger Mann heiratete er Yashodhara, die ihm einen Sohn namens Rahula gebar.

Schließlich gab er sein wohlhabendes, privilegiertes Leben auf, um den Pfad der Weisheit und Selbsterkenntnis zu beschreiten. Was ihn dazu trieb, sein luxuriöses Heim und die Sicherheit der Familie zu verlassen, ist in der Legende von den vier Begegnungen beschrieben.

So soll der junge Prinz seinen Palast in Kapilavastu viermal verlassen haben. Als er ihn durch das Osttor verließ, sah er einen vom Alter gebeugten und geschrumpften Mann.

Als er den Palast durch das Südtor verließ, sah er einen kranken Menschen. Auf seinem dritten Ausflug, diesmal durch das Westtor, sah er einen Toten. Und zuletzt, auf dem Weg hinaus durch das Nordtor, traf er auf einen Asketen. Der Alte, der Kranke und der Tote stehen für die Probleme des Alterns, Krankseins und des Sterbens. Zusammen mit dem Problem der Geburt, wozu auch das Am-Leben-Sein gehört, werden diese vier Umstände auch »die vier Leiden« genannt – die Grundprobleme der menschlichen Existenz.

Shakyamunis Motiv, seinen Prinzenstatus für ein Asketenleben aufzugeben, war nichts Geringeres als herausfinden zu wollen, wie sich diese vier Leiden überwinden ließen.

In der Art der Arhats, der heiligen Männer, des alten Indien, die auf der Suche nach der letztendlichen Wahrheit das Land durchwanderten, begann Siddhartha seine Reise. Wir wissen, dass dieser Weg steinig war, voller körperlicher und mentaler Herausforderungen. Er ging zuerst nach Süden und gelangte nach Rajagriha, der Hauptstadt des Königreichs Magadha, wo er unter Anweisung des Lehrers Alara Kalama praktizierte. Dieser, so wurde berichtet, war durch Meditation vorgedrungen zu einem »Ort, wo nichts existiert«. Siddhartha erreichte schnell dieselbe Stufe, aber seine inneren Fragen blieben unbeantwortet. Er wandte sich an einen anderen Weisen, Uddaka Ramaputta, der vorgedrungen war zu einem »Ort, wo es weder Denken gibt noch Nicht-Denken«. Diese Meditation meisterte Siddhartha ebenfalls, doch die Antworten auf seine tiefsten Fragen hatte er noch immer nicht gefunden.

Daisaku Ikeda, einer der herausragenden modernen Interpreten des Buddhismus, schrieb dazu in seinem Buch Der Buddha lebt:

»Für Yoga-Meister wie Alara Kalama und Uddaka Ramaputta hatte die Yoga-Praxis offensichtlich aufgehört, ein Weg zu einem höheren Ziel – jenem der Erleuchtung – zu sein, und war zu einem Ziel für sich geworden. (…) Yoga- und Zen-Meditation sind hervorragende, von asiatischen Philosophien und Religionen entwickelte Praktiken – aber, das hat Shakyamuni klargemacht, sie sollten als Methoden zum Verständnis und zum Erreichen der letzten Wahrheit und nicht als Selbstzweck angesehen werden.«2

Siddhartha unterzog sich dann einer Reihe von asketischen Ausübungen, unter anderem dem zeitweisen Aussetzen der Atmung, Fasten und der Kontrolle des Geistes.

Nach mehreren Jahren, in denen er seinen Körper bis an die Grenze zum Tod quälte, gab er schließlich die strengen asketischen Praktiken auf, die ihn völlig entkräftet zurückließen, und begab sich in der Nähe von Gaya unter einen Pipalbaum, eine Feigenart, der später Bodhi-Baum heißen sollte. Dort meditierte er. Schließlich erlangte er im Alter von etwa dreißig Jahren die Erleuchtung und wurde ein Buddha.

Die Erleuchtung des Buddha

Es ist unmöglich zu wissen, was der Buddha unter diesem Baum erkannt hatte. Seinen vielen Lehrreden zufolge, die wie Homers Odyssee zuerst mündlich von seinen Anhängern weitergegeben wurden, wissen wir Folgendes: Unter dem Pipalbaum sitzend versuchte er, über das normale Bewusstsein hinaus einen Ort zu erreichen, an dem er sich als eins mit dem Leben des Universums wahrnahm.

So ist aufgezeichnet, dass er in den frühen Stadien seiner Meditation immer noch an die Unterscheidung zwischen Subjekt (er selbst) und Objekt (Außenwelt) gebunden war. Er war sich sozusagen seines eigenen Bewusstseins bewusst, wie es von einer Mauer umgeben war – die Grenze war die seines Körpers und die Umgebung außerhalb von ihm selbst.

Schließlich aber geschah es – so Daisaku Ikeda in Der Buddha lebt:

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