Kitabı oku: «Die Geschichte der Hanse»
Gustav Freytag
Die Geschichte der Hanse
Impressum
Umschlaggestaltung: Harald Rockstuhl, Bad Langensalza
Titelbild: Ausschnitt aus der Karte: „DEUTSCHLAND von Rudolph von Habsburg bis Maximilian I. 1273–1492“, gezeichnet von Bruno Hassenstein im Verlag Justus Perthes Gotha 1879
Umschlagrückseite: Hansestadt Bergen. Foto: Harald Rockstuhl
Reprint: Auflage um 1920: Berlin und Leipzig; Hermann Hillger Verlag
1. Reprintauflage 2015
ISBN 978-3-86777-953-1
ISBN 978-3-86777-976-0, E-Book [EPUB]
Innenlayout: Harald Rockstuhl, Bad Langensalza
1. digitale Auflage: Zeilenwert GmbH 2016
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie. Detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.
Inhaber: Harald Rockstuhl
Mitglied des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels e. V.
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Telefon: 03603/81 22 46 Telefax: 03603/81 22 47
Inhaltsverzeichnis
Cover
Titel
Impressum
Die Arbeit des Kaufmanns
Handel der Oberdeutschen und Niederdeutschen
Verschiedenheit der Geldwährung
Die Hansa
Lockerer Zusammenhang der Städte
Die Osterlinge
Der Fischfang und der Hering
Der Hanse in der Heimat
Seine Schiffe
Flotten und Seeraub
Seerecht
Verkehr in der Baye
Niederlassungen und Höfe des Hansen: Schonen, der Stahlhof in London, Nowgorod, Bergen
Anlage neuer Städte: Riga, Reval, Dorpat, Danzig
Fahrten der Hansen nach niederdeutschen Chroniken
Die Seeschlacht bei Warnemünde 1234
Schiffe von Wismar im Eise 1394
Die Schlacht im Norsund 1427
In der Baye 1433
Paul Beneke von Danzig 1473
Verfall der Hansa
Die Neuzeit
Die Arbeit des Kaufmanns
Wer mit seinen Warenballen in häufiger Todesgefahr dahinfuhr auf unsicherer Königstraße oder über die wilde See, der mußte Aussicht auf großen Gewinn haben, um das Wagnis solcher Reise auf sich zu nehmen. Und wer seinen Vorteil verfolgte unter räuberischen Landsleuten oder fremdländischen Heiden und unter dem Haß und Neid anderer Kaufleute, die auf denselben Wegen fuhren, dem gedieh nicht wohlwollende Rücksicht auf den Vorteil anderer und Geduld bei der Konkurrenz seiner Genossen. Der Kaufmann des Mittelalters war im Geschäft ein sehr eigensüchtiger und harter Mann, der vor allem trachtete, sich allein die Früchte seiner Anstrengung zu sichern, durch Privilegien, die er kaufte, durch Feindschaft, die er gegen Mitbewerber aufregte, ja durch Bedrückung seiner eigenen Stadtbürger, denen er die Waren der Fremden nur durch seine Hand gewähren wollte. Wo seine eigene Kraft nicht ausreichte, band er sich mit Schwurgenossen, aber auch dieser Verband suchte zuerst Vorrecht und Privilegium und wußte seine Stadt oder einen Bund von Städten zu bestimmen, daß sie seine Handelsinteressen vertraten, Flotten rüsteten und Krieg führten, damit die Gesellschaft den besten Markt behielte. Und der Kaufmann sah wahrscheinlich gleichgültig auf Gewalttat und vergossenes Blut, wenn es seinen Geschäft Nutzen brachte.
Und doch hat dieser harte und abschließende Egoismus des Kaufmanns die europäische Völkerfamilie des Mittelalters zuerst aus Absonderung und Barbarei herausgehoben, er hat, wo er hinkam, überall höhere Kultur verbreitet, er hat die Räuber der Landstraße und die Räuber der See bekämpft, er hat das Beute- und Strandrecht im Binnenlande und an den Küsten durch Krieg und Verträge vernichtet, hat blühende Städte geschaffen an ödem Strande und auf unwirtlicher Heide, hat das Christentum und die Bildung seiner Zeit mit den Bedürfnissen, die er aufregte und befriedigte, in ferne Länder getragen, er hat zuerst die Völker der Erde zu einer großen Einheit verbunden, und er, der so gefügig gegen starke Übermacht und so unduldsam gegen seine deutschen Rivalen war, hat die Ehre seiner Nation, die Überlegenheit deutschen Wesens, ja sogar den Umfang und die Grenzen des Reichs bewacht und erweitert in einer Zeit, in welcher Kaiser, Fürsten und Ritterschaft nicht imstande waren, nach großer Politik zu handeln.
Denn dieselbe Tätigkeit des Kaufmanns, welche so leicht selbstsüchtig macht, ist zugleich mehr als jede andere auf die Güte menschlicher Natur berechnet. Sie ist unmöglich ohne ein großartiges Vertrauen, welches der Kaufmann anderen gewährt, nicht nur den Leuten, die er selbst im Dienste hat, auch den Fremden, nicht den Christen allein, auch Heiden. Die Redlichkeit, welche eine eingegangene Verpflichtung völlig und ganz erfüllt, auch wenn sie einmal ein Opfer kostet, ist dem Handel in jedem Zeitraum seiner Entwicklung unentbehrlich; und gerade deshalb, weil der Handel Treue und Rechtschaffenheit im Verkehr zum besten Vorteil macht, schafft er gesunde und dauerhafte Verbindung der Menschen. Man staunt vor dem geschäftlichen Treiben des Mittelalters über die Größe des Vertrauens und die Festigkeit der Verbindungen in einer Zeit, wo das Pflichtgefühl so viel kleiner war als jetzt und die Begehrlichkeit so viel größer, wo Gut und Geld des Kaufmanns die poetische Sehnsucht von Millionen waren und die Aneignung fremden Gutes für ein kleines Unrecht, ja vielleicht für ein rühmliches Wagnis galt. Es ist wahr, der Kredit wurde nicht so leicht und sorglos bewilligt wie jetzt. Wenn der Kaufmann in fremder Stadt verkaufte, so suchte er am liebsten Ware gegen Ware oder gegen bares Geld umzusetzen, und wenn er Kredit gab, forderte er eine Sicherheit in notarieller Urkunde, indem er das Geschäft in das Ratsbuch der Stadt eintragen ließ und von dem Käufer Bürgen verlangte; aber unter diesen vorsichtigen Formen bestand, trotz Argwohn und häufigem Betrug, als Regel doch ein gutes Vertrauen, daß der andere das geschlossene Geschäft, Handschlag und gemeinsamen Trunk ehren werde. Jeder ansehnlichen Stadt war vorteilhaft, ihren Fabrikaten dadurch guten Absatz zu verschaffen, daß sie dieselben von sicheren Leuten prüfen und bezeichnen ließ, und der Ring, womit der Barchent von Ulm gezeichnet war, oder die Hausmarke eines großen flamländischen Webers galten auf allen Handelskontoren Europas als Gewähr für die Güte der Ware. Wenn das Schiff eines Hansen fremden Strand anlief, wo Heidenvölker wohnten, und der Kaufherr das Wohlwollen eines Häuptlings gewann für den Tauschhandel, den er in einer Strandhütte einrichtete, dann mußte er dem Heiden Leib und Gut anvertrauen, und wenn er mit den Jägern und Imkern des Volkes eine Lieferung von Fellen, Wachs und Honig besprach für die nächste Schiffahrt, so mußten beide Teile ein ganzes Jahr lang die Zuversicht haben, daß der andere zur bestimmten Sommerzeit die Fahrt nach der Küste machen werde. Und überall, wo der Handel auf gebahnten Straßen ging, hatte dies geschäftliche Zutrauen sehr früh bestimmte Formen gewonnen. Die Geldanweisungen auf befreundete Häuser waren nirgends zu entbehren; seit dem Anfange des 15. Jahrhunderts wird auch die Übertragung dieser Anweisungen auf Dritte und die Bürgschaft Dritter durch angehängte Siegel in Deutschland gebräuchlich.
Die Kreuzzüge hatten zahllose Erfindungen und Genüsse des Südens zu einem deutschen Bedürfnis gemacht, die Küsten des Mittelmeers, der große Markt Konstantinopel und die Handelsstädte der Italiener waren dem bewanderten Deutschen vertrauter als manche Landschaften des römischen Reiches, Wagelust und Unternehmungsgeist waren hoch gesteigert. Von den Kreuzzügen beginnt der großartige Aufschwung des deutschen Verkehrs.
Handel der Oberdeutschen und Niederdeutschen
Bis zur Gegenwart hat der deutsche Handel – das Kulturverhältnis der Zeiten gerechnet – die Höhe, zu der er im letzten Jahrhundert vor der Reformation erblüht war, nicht wieder erreicht; fast der gesamte Landhandel nach der Welt des Ostens und beide Nordmeere bis über die holländische Küste standen damals unter Herrschaft des deutschen Kaufmanns, der in den großen Marktstädten Mitteldeutschlands, in Magdeburg und Erfurt, in Halle und Leipzig, die Waren des Nordens und Südens tauschte.
Aber auf keinem Gebiet irdischer Interessen wird der Unterschied zwischen Oberdeutschen und Niederdeutschen so bemerkbar als in der Tätigkeit, welche nationale Schranken mehr als jede andere durchbricht. Mittelmeer und Nordmeer, Landhandel und Seehandel, Fabrikant und Kaufmann, Goldwährung und Silberwährung stehn im Verkehr der Ober- und Niederdeutschen gegeneinander. Die großen Binnenmärkte Ulm, Augsburg, Nürnberg, Basel, Straßburg, Mainz, Regensburg, Frankfurt kaufen zumeist von Gegenden, in welchen der Himmel milder, der Verkehr reicher entwickelt, die Kultur älter ist, bei ihnen gewinnt der Handel zuerst fast moderne Formen in fester Verbindung mit großen fremdländischen Geschäften. Dort zieht mit Waren und zierlicher Arbeit des Südens auch Kunstgeschmack, einige Wissenschaft und verfeinerter Lebensgenuß in das Land. Der süddeutsche Kaufmann läßt einen Sohn oder Verwandten in Italien oder Frankreich Recht und Medizin studieren, und der gelehrte Jurist, der Arzt und Apotheker werden zu den Patriziern [vornehme Bürger] der Stadt gerechnet; der Kaufmann ist oft selbst Weber, und auf der Fabrikation der verschiedenen Stoffe, welche die Innungen seiner Stadt in besonderer Güte verfertigen, beruht die Größe seines Geschäfts. Ein Nürnberger Geschlechter [vornehme Bürger] richtet 1390 die erste Papierfabrik in Deutschland ein, ein anderer zu Mainz erfindet fünfzig Jahre später die Kunst, dies Papier zu bedrucken. Durch viele geschäftliche Verbindungen sind die hochdeutschen Kaufleute mit großen Fürsten oder dem Königshofe vertraut und erhalten ein persönliches und Parteiinteresse bei den inneren Händeln des Reiches. Die französischen Moden, welche schon damals den feinen Mann beherrschen, werden zuerst von den Geschlechtern aufgenommen, und ebenso wie das Rittertum in Süddeutschland sich höfischer entwickelt hat, so zeigen auch die reichen Stadtbürger ein modisches und zuweilen fremdländisches Wesen. Jede Stadt im Süden hat ferner so eigentümliche Handelsinteressen, daß sie denen ihrer Nachbarn fast immer abgeneigt oder gefährlich sind; die Städte vereinigen sich einmal zu Bünden, weil die Unsicherheit der Landstraßen als gemeinsames Leiden gefühlt wird; aber es sind Verteidigungsbedürfnisse gegen Fürsten und Vasallen, nicht Verträge zu gemeinsamem Handel, und sie haben geringe Dauer; jede Stadt erstarkt für sich allein, in bewußtem Gegensatz zu den andern.
Weit anders da, wo die niederdeutsche Sprache altheimisch oder durch sächsische Kolonisten eingebürgert ist. Dort bleibt bis tief in das Land in der Altmark, Westfalen, in dem großen Köln das Interesse vorzugsweise nach den Nordmeeren gerichtet, der lohnendste Handel wird zu Schiffe geführten, auch die Kaufleute kleinerer Landstädte beteiligen sich als Reeder und Befrachtende an der Seefahrt. Der Kaufmann und seine Diener sind lange Zeit selbst die Reisenden, sie sind vorzugsweise die Städtegründer, bewaffnete Kämpfer vom Schiffsbord, oft wagelustige Abenteurer, welche Haus und Heimat leicht mit der Fremde vertauschen. Viel altertümliche und rauhe Sitte erhält sich im Verkehr mit Nordmannen und Heiden. Auch der niederdeutsche Kaufmann ist Fabrikant, zumal am Unterrhein wurzelt das früheste Gedeihen des Seehandels auf der Ausfuhr heimischer Arbeiten; aber in den größten Städten der Sachsen ist die Fabrikation weit weniger wichtig als die Lebensmittel, Rohstoffe und Waren der Fremde. Und der Gewinn dieser Waren ist mit Wagnis und Gefahr verbunden, welche die stärkste Manneskraft in Anspruch nehmen und einen trotzigen, herrischen und ehern Willen aufziehen. Die große Verbindung der Hansa reicht fast genau so weit als die niederdeutsche Sprache, sie ist eine Verbindung vieler Städte, zu gemeinsamem Handel in der Fremde, nicht zur Verteidigung, sondern zur Eroberung. –
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