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Kitabı oku: «Die Sagen des klassischen Altertums», sayfa 9

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Iason erfüllt des Aietes Begehr

So schieden sie. Iason kehrte fröhlich zu seinen Genossen und dem Schiffe zurück. Die Jungfrau begab sich zu ihren Dienerinnen. Diese eilten ihr alle entgegen; sie aber sah es nicht; denn ihre Seele schwebte hoch in den Wolken. Mit leichten Füßen bestieg sie den Wagen, trieb die Maultiere an, die von selbst nach Hause rannten, und kam zum Palaste zurück. Hier hatte Chalkiope voll banger Sorge um ihre Söhne längst auf sie gewartet. Sie saß auf einem Schemel, das gebeugte Haupt mit der linken Hand gestützt; ihre Augen waren feucht unter den Augenlidern; denn sie dachte daran, in welches Übels Genossenschaft sie verstrickt wäre.

Iason erzählte unterdessen seinen Genossen, wie ihm die Jungfrau das herrliche Zaubermittel gereicht habe; zugleich hielt er ihnen die Salbe entgegen. Alle freuten sich; nur Idas, der Held, saß seitwärts und knirschte mit den Zähnen vor Zorn. Am andern Morgen sandten sie zwei Männer ab, den Drachensamen von Aietes zu erbitten, der sich nicht lange weigerte. Er gab ihnen von desselben Drachen Zähnen, den Kadmos bei Theben umgebracht hatte. Er tat es ganz getrost; denn er hielt es gar nicht für möglich, daß Iason die Kampfprobe bestehen könnte, wenn es ihm gleich gelingen würde, die Stiere unter das Joch zu spannen. In der Nacht, die auf diesen Tag folgte, badete sich Iason und opferte der Hekate, ganz wie Medea ihn geheißen. Die Göttin selbst vernahm sein Gebet und kam aus ihren tiefen Höhlen hervor, die entsetzliche, umwunden von gräßlichen Nattern und flammenden Eichenzweigen. Hunde der Unterwelt schwärmten bellend um sie her. Der Anger zitterte unter ihrem Tritt, und die Nymphen des Flusses Phasis heulten. Selbst den Iason ergriff Entsetzen, als er heimkehrte, aber dem Gebote der Geliebten getreu, schaute er sich nicht um, bis er wieder bei seinen Genossen war: und schon schimmerte die Morgenröte über dem Schneegipfel des Kaukasus.

Jetzt warf Aietes seinen starken Panzer über, den Ares auf dem Felde von Phlegra dem Giganten Mimas geraubt; auf sein Haupt setzte er den goldnen Helm mit vier Büschen und griff zu dem vierhäutigen Schilde, den außer Herakles kein anderer Held hätte aufheben können. Sein Sohn hielt ihm die schnellen Rosse am Wagen; diesen bestieg er und flog, die Zügel in der Hand, aus der Stadt, ihm nach unzähliges Volk. Wie selbst zum Kampfe gerüstet, wollte er dem Schauspiele beiwohnen. Iason aber hatte sich nach Medeas Anleitung mit dem Zauberöle Lanze, Schwert und Schild gesalbt. Rings um ihn her versuchten die Genossen ihre Waffen an der Lanze, aber sie hielt stand, und jene vermochten es nicht, sie auch nur ein wenig zu krümmen: sie war in seiner festen Hand wie zu Stein geworden. Darüber ärgerte sich Idas, des Aphareus Sohn, und führte seinen Streich auf den Schaft unter der Spitze; aber der Stahl fuhr zurück wie der Hammer vom Amboß, und fröhlich jubelten die Helden in der frohen Aussicht auf den Sieg. Jetzt erst salbte sich Iason auch den Leib; da fühlte er wunderbare Kraft in allen Gliedern, seine beiden Hände schwollen auf von Stärke und verlangten nach dem Kampf. Wie ein Kriegsroß vor der Schlacht wiehernd den Boden stampft, sich aufrichtet und mit gespitzten Ohren den Kopf erhebt, so streckte sich der Aisonide im Gefühle seiner Streitbarkeit, hob die Füße, schwang den Erzschild und die Lanze mit der Hand. Dann ruderten die Helden mit ihrem Führer bis zum Aresfelde, wo sie den König Aietes und die Menge der Kolcher schon antrafen, jenen am Ufer und diese auf den Klippenvorsprüngen des Kaukasus gelagert. Als das Schiff angebunden war, sprang Iason mit Lanze und Schild gerüstet aus demselben und empfing sofort einen funkelnden Erzhelm voll spitzer Drachenzähne. Dann hängte er das Schwert mit einem Riemen um die Schultern und schritt vor, herrlich wie Ares oder Apollo. Auf dem Blachfeld umherblickend, sah er bald die ehernen Joche der Stiere auf dem Boden liegen, dabei Pflug und Pflugschar, alles ganz aus Eisen gehämmert. Als er sich das Geräte näher betrachtet hatte, schraubte er die Eisenspitze an den starken Schaft seiner Lanze und legte den Helm nieder. Hierauf schritt er von seinem Schilde gedeckt weiter, nach den Fußstapfen der Tiere forschend. Diese aber brachen von einer andern Seite unvermutet aus einem unterirdischen Gewölbe hervor, wo ihre festen Ställe waren, beide Flammen schnaubend und in dicken Rauch gehüllt. Iasons Freunde schraken zusammen, als ihr Blick auf die Ungeheuer fiel, er aber stand mit ausgespreizten Beinen, den Schild vorgehalten, und erwartete ihren Anlauf wie ein Meerfels die Fluten. Sie kamen auch wirklich, mit den Hörnern stoßend, auf ihn angestürzt, und doch vermochte ihr Anlauf ihm nicht ein Glied zu verrücken. Wie in den Schmiedewerkstätten die Blasbälge brausen und bald mächtige Feuer sprühen machen, bald mit ihrem Atem innehalten, so wiederholten sie brüllend und Flammen speiend ihre Stöße, daß den Helden die Glut wie lauter Blitzstrahlen umzückte. Ihn aber schirmte das Zaubermittel der Jungfrau. Endlich ergriff er den Stier zur Rechten am äußersten Horn und zog ihn mit allen seinen Kräften, bis er ihn an die Stelle geschleppt, wo das eherne Joch lag. Hier gab er seinen ehernen Füßen einen Tritt und warf ihn mit gekrümmten Knien zu Boden. Auf dieselbe Weise zwang er auch den zweiten, der auf ihn losrannte, mit einem einzigen Streich auf die Erde nieder. Dann warf er seinen breiten Schild weg und hielt, von ihren Flammen bedeckt, die beiden niedergeworfenen Stiere mit beiden Händen fest. Aietes mußte die ungeheure Stärke des Mannes bewundern. Inzwischen reichten ihm Kastor und Pollux, wie es unter ihnen verabredet war, die Joche, die auf dem Boden lagen, und er befestigte sie mit Sicherheit an dem Genick der Tiere. Dann erhub er die eherne Deichsel und fügte sie in den Ring des Joches. Die Zwillingsbrüder verließen nun schnell das Feuer, denn sie waren nicht gefeit wie Iason. Dieser aber nahm seinen Schild wieder auf und warf ihn am Riemen hinter den Rücken; dann griff er auch wieder zu dem Helme voll Drachenzähne, faßte seine Lanze und zwang mit ihren Stichen die zornigen und Flammen sprühenden Stiere, den Pflug zu ziehen. Durch ihre Kraft und den mächtigen Pflüger wurde der Boden tief aufgerissen, und die gewaltigen Erdschollen krachten in den Furchen. Iason selbst folgte mit festem Tritt und säete die Zähne in den aufgepflügten Boden, vorsichtig rückwärts blickend, ob die aufkeimende Saat der Drachenmänner sich nicht gegen ihn erhebe; die Tiere aber arbeiteten sich mit ihren ehernen Hufen vorwärts. Als noch der dritte Teil des Tages übrig war, am hellen Nachmittage, war das ganze Blachfeld, obgleich es vier Jaucherte faßte, von dem unermüdlichen Pflüger umgeackert, und nun wurden die Stiere vom Pflug erlöst; diese schreckte der Held mit seinen Waffen, daß sie über das offene Feld hin flohen; er selbst kehrte zum Schiffe zurück, solange er die Furchen noch leer von Erdgebornen sah. Mit lautem Zuruf umringten ihn von allen Seiten die Genossen; er jedoch sprach nichts, sondern füllte seinen Helm mit Flußwasser und löschte seinen brennenden Durst. Dann prüfte er die Gelenke seiner Knie und erfüllte sein Herz mit neuer Streitlust, wie ein schäumender Eber seine Zähne gegen die Jäger wetzt. Denn schon war das ganze Feld entlang die Saat hervorgekeimt: der ganze Areshain starrte von Schilden und spitzen Lanzen und erglänzte von Helmen, so daß der Schimmer durch die Luft bis zum Himmel emporblitzte. Da gedachte Iason an das Wort der schlauen Medea; er faßte einen großen runden Stein auf dem Felde, vier kräftige Männer hätten ihn nicht vom Boden heben können; er aber ergriff ihn leicht mit der Hand und warf ihn springend weithin mitten unter die bodenentsprossenen Krieger. Er selbst barg sich, ins Knie geworfen, kühn und vorsichtig unter seinem Schilde. Die Kolcher schrien laut auf, wie das Meer braust, wenn es sich an spitzen Klippen bricht; Aietes selbst starrte voll Verwunderung dem Wurfe des ungeheuren Steines nach. Die Erdgeborenen aber fielen wie schnelle Hunde einander an und brachten sich gegenseitig mit dumpfem Knirschen um; speergetroffen sanken sie auf ihre Mutter Erde nieder, wie Tannenbäume oder Eichen, welche Windwirbel umgerissen haben. Als sie mitten im Gefechte begriffen waren, stürzte Iason unter sie wie ein fallender Stern, der als Wunderzeichen mitten durch die dunkle Nachtluft schießt. Jetzt zog er sein Schwert aus der Scheide, teilte hier und dort Wunden aus, hieb manche, die schon standen, nieder, mähte andere, die erst bis zu den Schultern hervorgewachsen waren, wie Gras ab; andern spaltete er das Haupt, als sie schon zum Kampfe rannten. Die Furchen strömten von Blute, wie ein Abzugsbach; die Verwundeten und Toten stürzten nach allen Seiten hin, und viele sanken mit blutigen Köpfen wieder so tief in den Boden, als sie hervorgetaucht waren.

An der Seele des Königes Aietes nagte zehrender Ärger; ohne ein Wort zu sprechen, drehte er sich um und kehrte zur Stadt zurück, nur darauf sinnend, auf welche Weise er wirksamer gegen Iason verfahren könnte. Unter diesen Begebenheiten war der Tag zu Ende gegangen, und der Held ruhte unter den Glückwünschen seiner Freunde von der Arbeit.

Medea raubt das goldene Vlies

Die ganze Nacht hindurch hielt der König Aietes die Häupter seines Volkes um sich im Palaste versammelt und ratschlagte, wie die Argonauten zu überlisten wären, denn er war es wohl innegeworden, daß alles, was sich den Tag zuvor ereignet hatte, nicht ohne Mitwirkung seiner Töchter geschehen war. Hera, die Göttin, sah die Gefahr, in welcher Iason schwebte; deswegen erfüllte sie das Herz Medeas mit zagender Furcht, daß sie zitterte wie ein Reh im tiefen Walde, das der Jagdhunde Gebell aufgeschreckt hat. Sogleich ahnte sie, daß ihre Hilfe dem Vater nicht verborgen sei; sie fürchtete auch die Mitwissenschaft der Mägde; darum brannten ihre Augen von Tränen, und die Ohren sausten ihr. Ihr Haar ließ sie wie in Trauer hängen, und wäre das Schicksal nicht zuwider gewesen, so hätte die Jungfrau durch Gift ihrem Jammer zur Stunde ein Ende gemacht. Schon hatte sie die gefüllte Schale in der Hand, als Hera ihr den Mut aufs neue beflügelte und sie mit verwandelten Gedanken das Gift wieder in seinen Behälter goß. Jetzt raffte sie sich zusammen; sie war entschlossen zu fliehen, bedeckte ihr Lager und die Türpfosten mit Abschiedsküssen, berührte mit den Händen noch einmal die Wände ihres Zimmers, schnitt sich eine Haarlocke ab und legte sie zum Andenken für ihre Mutter aufs Bett. »Lebe wohl, geliebte Mutter«, sprach sie weinend »lebe wohl, Schwester Chalkiope und das ganze Haus! O Fremdling! hätte dich das Meer verschlungen, ehe du nach Kolchis gekommen wärest!« Und so verließ sie ihre süße Heimat, wie eine Gefangene fliehend den bittern Kerker der Sklaverei verläßt. Die Pforten des Palastes taten sich vor ihren Zaubersprüchen auf; durch enge Seitenwege rannte sie mit bloßen Füßen, mit der Linken den Schleier bis über die Wangen herunterziehend, mit der Rechten den Saum ihres Gewandes vor der Befleckung des Weges schützend. Bald war sie, unerkannt von den Wächtern, draußen vor der Stadt und schlug einen Fußpfad nach dem Tempel ein; denn als Zauberweib und als Giftmischerin war sie vom Wurzelsuchen her aller Wege des Feldes wohl kundig. Selene, die Mondgöttin, welche sie so wandeln sah, sprach zu sich selbst, lächelnd herniederscheinend: ›So quält doch auch andre die Liebe, wie mich die zum schönen Endymion! Oft hast du mich mit deinen Hexensprüchen vom Himmel hinweggezaubert; jetzt leidest du selbst um einen Iason bittere Qualen. Nun, so geh nur, aber so schlau du bist, hoffe nicht, dem herbsten Schmerz zu entfliehen!‹ So sprach Selene mit sich selber, jene aber trugen ihre Füße eilig davon; endlich bogen ihre Schritte gegen das Meeresufer ein, wo das Freudenfeuer, das die Helden dem Siege Iasons zu Ehren die ganze Nacht hindurch auflodern ließen, ihr zum Leitsterne diente. Dem Schiffe gegenüber angekommen, rief sie laut ihren jüngsten Schwestersohn, Phrontis; dieser, der mit Iason ihre Stimme erkannte, erwiderte dreimal den dreifachen Ruf. Die Helden, die dies alle hörten, staunten anfangs, dann ruderten sie ihr entgegen. Ehe das Schiff ans jenseitige Ufer gebunden war, sprang Iason vom Verdeck ans Land, Phrontis und Argos ihm nach. »Rettet mich«, rief das Mädchen, indem sie ihre Knie umfaßte, »entreißt mich und euch meinem Vater! Alles ist verraten und keine Hilfe mehr; laßt uns zu Schiffe fliehen, eh er die schnellen Rosse besteigt; das Goldne Vlies will ich euch verschaffen, indem ich den Drachen einschläfere. Du aber, o Fremdling, schwöre mir zu den Göttern vor deinen Genossen, daß du mich Verwaiste in der Fremde nicht beschimpfen willst!« So sprach sie traurig und erfreute Iasons Herz. Er hub die ins Knie Gesunkene sanft vom Boden auf, umfaßte sie und sprach: »Geliebte, Zeus und Hera, die Beschirmerin der Ehe, seien meine Zeugen, daß ich, nach Griechenland zurückgekehrt, dich als rechtmäßige Gattin in mein Haus einführen will!« So schwor er und legte seine Hand in die ihrige. Dann hieß Medea die Helden noch in derselben Nacht nach dem heiligen Haine rudern, um dort das Goldne Vlies zu entführen. Eifrig trieben die Griechen das Schiff vorwärts, das Iason und die Jungfrau bald und noch vor dämmerndem Tag verließen, um über den Pfad einer Wiese dem Haine zuzugehen. Dort suchten sie den hohen Eichbaum, an welchem das Goldne Vlies hing, strahlend durch die Nacht, einer Morgenwolke ähnlich, die von der aufgehenden Sonne beschienen wird. Gegenüber aber reckte der schlaflose Drache, aus scharfen Augen in die Ferne blickend, seinen langen Hals den Herannahenden entgegen und zischte fürchterlich, daß die Ufer des Flusses und der ganze große Hain widerhallte. Wie über einen angezündeten Wald die Flammen sich hinwälzen, so rollte das Untier mit leuchtenden Schuppen in unzähligen Krümmungen daher. Die Jungfrau aber ging ihm keck entgegen, sie rief mit süßer Stimme den Schlaf, den mächtigsten der Götter, an, das Ungeheuer einzulullen; sie rief zur mächtigen Königin der Unterwelt, ihr Vorhaben zu segnen. Nicht ohne Furcht folgte ihr Iason. Aber schon durch den Zaubergesang der Jungfrau eingeschläfert, senkte der Drache die Wölbung des Rückens, und sein geringelter Leib dehnte sich der Länge nach aus; nur mit dem gräßlichen Kopfe stand er noch aufrecht und drohte die beiden mit seinem aufgesperrten Rachen zu fassen. Da sprengte Medea ihm mit einem Wacholderstengel unter Beschwörungsformeln einen Zaubertrank in die Augen, dessen Duft ihn mit Schlummer übergoß; jetzt schloß sich sein Rachen, und schlafend dehnte sich der Drache mit seinem ganzen Leibe durch den langen Wald hin.

Auf ihre Ermahnung zog nun Iason das Vlies von der Eiche, während das Mädchen fortwährend den Kopf des Drachen mit dem Zauberöl besprengte. Dann verließen beide eilig den beschatteten Areshain, und Iason hielt von ferne schon freudig das große Widdervlies entgegen, von dessen Widerschein seine Stirn und sein blondes Haar in goldenem Schimmer glänzten; auch beleuchtete sein Schein ihm weithin den nächtlichen Pfad. So ging er, es auf der linken Schulter tragend; die goldne Last hing ihm vom Hals bis auf die Füße herunter; dann rollte er es wieder auf, denn immer fürchtete er, ein Mensch oder Gott möchte ihm begegnen und ihn des Schatzes berauben. Mit der Morgenröte traten sie ins Schiff, die Genossen umringten den Führer und staunten das Vlies an, das funkelte wie des Zeus Blitz; jeder wollte es mit den Händen betasten; aber Iason litt es nicht, sondern warf einen neugefertigten Mantel darüber. Die Jungfrau setzte er auf das Hinterverdeck des Schiffes und sprach dann so zu seinen Freunden: »Jetzt, ihr Lieben, laßt uns eilig ins Vaterland zurückkehren. Durch dieser Jungfrau Rat ist vollbracht, weswegen wir unsere Fahrt unternommen haben; zum Lohne führe ich sie als meine rechtmäßige Gemahlin nach Hause; ihr aber helft mir sie als die Helferin ganz Griechenlands beschirmen. Denn ich zweifle nicht: bald wird Aietes dasein und mit allem seinem Volke unsere Ausfahrt aus dem Flusse hindern wollen! Deswegen soll von euch abwechslungsweise die eine Hälfte rudern, die andere, unsere mächtigen Schilde aus Rindshaut den Feinden entgegenhaltend, die Rückfahrt schirmen. Denn in unserer Hand steht jetzt die Heimkehr zu den Unsrigen und die Ehre oder Schande Griechenlands!« Mit diesen Worten hieb er die Taue ab, mit denen das Schiff angebunden war, warf sich in volle Rüstung und stellte sich so neben das Mägdlein, dem Steuermann Ankaios zur Seite. Das Schiff eilte unter den Rudern der Mündung des Flusses entgegen.

Die Argonauten, verfolgt, entkommen mit Medea

Inzwischen hatten Aietes und alle Kolcher Medeas Liebe, Taten und Flucht erfahren. Sie traten bewaffnet auf dem Markte zusammen, und bald sah man sie mit lautem Schalle das Ufer des Flusses hinabziehen: Aietes fuhr auf einem festgezimmerten Wagen, mit den Pferden, die ihm der Sonnengott verliehen; in der Linken trug er einen runden Schild, in der Rechten eine lange Pechfackel; an seiner Seite lehnte die gewaltige Lanze. Die Zügel der Rosse handhabte sein Sohn Absyrtos. Als sie aber an der Mündung des Flusses angekommen waren, da fuhr das Schiff, von den unermüdlichen Ruderern getrieben, schon weit auf der hohen See. Fackel und Schild entsank dem König; er hub die Hände gen Himmel, rief Zeus und den Sonnengott zu Zeugen der Übeltaten und erklärte grimmig seinen Untertanen: wenn sie ihm die Tochter nicht, zu Wasser oder zu Land ergriffen, herbeiführen würden, so daß er, seines Herzens Gelüste folgend, Rache üben könnte, so sollten sie es alle mit ihren Häuptern büßen. Die erschrockenen Kolcher zogen noch an demselben Tage ihre Schiffe in die See, spannten die Segel aus und fuhren hinaus ins Meer; ihre Flotte, welche des Königes Sohn Absyrtos befehligte, glich einer unabsehbaren Vogelschar, welche die Luft verdunkelnd über die See dahinschwirrt.

In die Segel der Argonauten blies der günstigste Wind; schon mit der dritten Morgenröte banden sie das Schiff beim Flusse Halys am Ufer der Paphlagonen an. Hier brachten sie auf Medeas Geheiß der Göttin Hekate, die sie gerettet hatte, ein Opfer. Da fiel ihrem Führer und auch andern Helden bei, daß der alte Wahrsager Phineus ihnen zur Rückfahrt auf einem neuen Wege geraten hatte; der Gegenden aber war keiner kundig. Nun belehrte sie Argos, der Sohn des Phrixos, der es aus Priesterschriften wußte, daß sie nach dem Isterflusse steuern sollten, dessen Quellen fern in den Rhipäischen Bergen murmeln und der das Füllhorn seiner Wasser zur Hälfte ins Ionische, zur andern Hälfte ins Sizilische Meer ergießt. Als Argos dies geraten, erschien die breite Himmelsfurche eines Regenbogens in der Richtung, in welcher sie fahren sollten, und der günstige Wind ließ nicht ab zu wehen und das Himmelszeichen hörte nicht auf zu leuchten, bis sie glücklich an die ionische Mündung des Flusses Ister gelangt waren.

Die Kolcher ließen aber mit ihrer Verfolgung nicht nach und kamen, schneller segelnd, mit ihren leichten Schiffen noch vor den Helden an der Mündung des Isters an. Hier legten sie sich, an verschiedenen Buchten und Inseln des Ausflusses verteilt, in den Hinterhalt und verstellten den Helden, als diese sich in der Mündung des Stromes vor Anker gelegt, den Ausweg. Die Argonauten, die Menge der Kolcher fürchtend, landeten und warfen sich auf eine Insel des Flusses; die Kolcher folgten, und ein Treffen bereitete sich vor. Da traten die bedrängten Griechen in Unterhandlung, und von beiden Teilen wurde verabredet, daß jedenfalls die Griechen das Goldne Vlies, das der König dem Helden Iason für seine Arbeit versprochen hatte, davontragen sollten; die Königstochter Medea aber sollten sie auf einer zweiten Insel, im Tempel der Artemis, aussetzen, bis ein gerechter Nachbarkönig als Schiedsrichter entschieden hätte, ob sie zu ihrem Vater zurückkehren oder ob sie den Helden nach Griechenland folgen sollte. Bittere Sorgen bemächtigten sich der Jungfrau, als sie solches hörte; sie führte sogleich ihren Geliebten seitwärts an einen Ort, wo keiner seiner Genossen sie hören konnte; dann sprach sie unter Tränen: »Iason, was habt ihr über mich beschlossen? Hat das Glück alles bei dir in Vergessenheit gesenkt, was du mir mit heiligem Eide in der Not versprochen? In dieser Hoffnung habe ich Leichtsinnige, Ehrvergessene Vaterland, Haus und Eltern verlassen, was mein Höchstes war. Für deine Rettung treibe ich auf dem Meere mit dir um; meine Vermessenheit hat dir das Goldne Vlies verschafft; für dich habe ich Schmach auf den Frauennamen geladen, deswegen folge ich dir als dein Mädchen, als dein Weib, als deine Schwester ins griechische Land. Und darum beschirme mich auch, laß mich nicht allein hier, überlaß mich nicht den Königen zum Urteil. Wenn mich jener Richter meinem Vater zuspricht, so bin ich verloren; wie wäre dir dann deine Rückkehr angenehm? Wie könnte des Zeus Gemahlin, Hera, dieses billigen, sie, deren du dich rühmest? Ja, wenn du mich verlässest, so wirst du einst, in Elend versunken, mein gedenken. Wie ein Traum soll dir das Goldne Vlies in den Hades entschwinden! Aus dem Vaterlande sollen dich meine Rachegeister treiben, wie ich durch deine Verkehrtheit aus meinem Vaterlande getrieben worden bin!« So sprach sie in wilder Leidenschaft und gedachte Feuer in das Schiff zu legen, alles zu verbrennen und sich selbst hineinzustürzen. Bei ihrem Anblicke ward Iason scheu, das Gewissen schlug ihm, und er sprach mit begütigenden Worten: »Fasse dich, Gute! Mir selbst ist jener Vertrag nicht Ernst! Suchen wir ja nur einen Aufschub der Schlacht, weil eine ganze Wolke von Feinden uns umringt, um deinetwillen. Denn alles, was hier wohnt, ist den Kolchern befreundet und will deinem Bruder Absyrtos helfen, daß er dich als Gefangene dem Vater zurückbringe. Wir alle aber, wenn wir jetzt den Kampf beginnen, werden elendiglich umkommen, und deine Lage wird noch hoffnungsloser, wenn wir gestorben sind und dich den Feinden als Beute zurücklassen. Vielmehr soll jener Vertrag nur ein Hinterhalt sein, der den Absyrtos ins Verderben stürzt; denn wenn ihr Führer tot ist, so werden den Kolchern die Nachbarn keine Hilfe mehr leisten wollen«. So sprach er schmeichelnd, und Medea gab ihm den gräßlichen Rat: »Höre mich. Ich habe einmal gesündigt und, vom Verhängnis verblendet, Übles getan. Rückwärts kann ich nicht mehr, so muß ich vorwärtsschreiten im Frevel. Wehre du im Treffen die Lanzen der Kolcher ab; ich will den Bruder betören, daß er sich in deine Hände gibt. Du empfange ihn mit einem glänzenden Mahle; kann ich dann die Herolde überreden, daß sie ihn zum Zwiegespräch allein mit mir lassen: alsdann — ich kann nicht widerstehen — magst du ihn töten und die Schlacht den Kolchern liefern«. Auf diese Weise legten die beiden dem Absyrtos einen schweren Hinterhalt. Sie sandten ihm viele Gastgeschenke, darunter ein herrliches Purpurkleid, das die Königin von Lemnos dem Iason gegeben hatte, welches einst die Huldgöttinnen selbst dem Gotte Dionysos gefertiget und das mit himmlischem Dufte getränkt war, seit der nektartrunkene Gott darauf geschlummert hatte. Den Herolden redete die schlaue Jungfrau zu, Absyrtos sollte im Dunkel der Nacht auf die andere Insel zum Artemistempel kommen; dort wollten sie eine List ausdenken, wie er das Goldne Vlies wiederbekäme und es dem Könige, ihrem Vater, zurückbringen könnte; denn sie selbst, so heuchelte sie, sei von den Söhnen des Phrixos mit Gewalt den Fremdlingen überliefert worden. Nachdem sie so die Friedensboten betört hatte, spritzte sie von ihren Zauberölen in den Wind, so viel, daß ihr Duft auch das wildeste Tier vom höchsten Berge herabzulocken kräftig gewesen wäre. Es geschah, wie sie gewünscht hatte. Absyrtos, durch die feierlichsten Versprechungen betrogen, schiffte in dunkler Nacht nach der heiligen Insel hinüber. Dort allein mit der Schwester zusammengekommen, versuchte er das Gemüt der Verschlagenen, ob sie wirklich eine List gegen die Fremdlinge hegte; aber es war, als wenn ein schwacher Knabe durch einen angeschwollenen Bergstrom waten wollte, über den kein kräftiger Mann ungestraft setzen kann. Denn als sie mitten im Gespräch waren und die Schwester ihm alles zusagte, da stürzte plötzlich Iason aus dem verborgenen Hinterhalte hervor, das bloße Schwert in der Hand. Die Jungfrau aber wandte ihre Augen ab und bedeckte sich mit dem Schleier, um den Mord ihres Bruders nicht mit ansehen zu müssen. Wie ein Opfertier stürzte der Königssohn unter den Streichen Iasons und bespritzte Gewand und Schleier der abgekehrten Medea mit seinem Bruderblut. Aber die Rachegöttin, die nichts übersieht, schaute aus ihrem Verstecke mit finsterem Auge die gräßliche Tat, die hier begangen ward. Nachdem Iason sich von dem Morde gereinigt und den Leichnam begraben hatte, gab Medea den Argonauten mit einer Fackel das verabredete Zeichen. Diese legten ihr Fahrzeug neben das Schiff, auf dem Absyrtos zur Artemisinsel gekommen war, und fielen, wie Habichte über Taubenscharen oder Löwen über Schafherden, über die ihres Führers beraubten Begleiter des Absyrtos her. Keiner entging dem Tode. Iason, der den Seinigen zu Hilfe kommen wollte, erschien zu spät, denn schon war der Sieg entschieden.

Yaş sınırı:
12+
Litres'teki yayın tarihi:
30 ağustos 2016
Hacim:
390 s. 1 illüstrasyon
Telif hakkı:
Public Domain
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