Kitabı oku: «Der Krieg der Welten», sayfa 2

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3. Auf der Horsell-Weide

Ich fand eine kleine Ansammlung von etwa zwanzig Personen vor, die sich um den Krater scharrten, in dem der Zylinder lag. Die Gestalt des ungeheuren im Boden vergrabenen Körpers habe ich bereits beschrieben. Die Erde und die Sandmassen um ihn herum waren verkohlt wie durch eine plötzliche Explosion. Zweifellos hatte der Einschlag des Körpers eine Stichflamme verursacht. Henderson und Ogilvy waren nicht dort. Ich nahm an, sie wussten, dass sich im Augenblick nichts tun ließ, und waren zu Henderson gegangen, um zu frühstücken.

Vier oder fünf Jungen hatten sich an den Rand des Kraters gesetzt, schunkelten mit den Beinen und unterhielten sich damit, den riesigen Bau mit Steinen zu bewerfen, bis ich ihnen das Handwerk legte. Nachdem ich mit ihnen darüber gesprochen hatte, begannen sie um die Gruppe der Umstehenden herum ein Fangspiel.

Unter den Leuten registrierte ich zwei Radfahrer, einen Gartenarbeiter, den ich zuweilen beschäftigte, den Fleischer Gregg und seinen kleinen Sohn, ein Mädchen, das ein Kind trug, und zwei oder drei Müßiggänger und Eckensteher, die gewöhnlich in der Nähe des Bahnhofs umherlungerten. Es wurde sehr wenig gesprochen. In den niederen Ständen Englands hatten nur wenige Menschen in diesen Tagen mehr als sehr schwache astronomische Vorstellungen. Die meisten starrten nur schweigend das große, tischartige Ende des Zylinders an, das noch genauso aussah, wie es Henderson und Ogilvy verlassen hatten. Ich glaube, dass die allgemeine Erwartung der Leute, einen Haufen verkohlter Leichen zu finden, beim Anblick dieser unbelebten Masse enttäuscht wurde. Einige Personen verließen den Ort, während ich dort war, andere kamen. Ich kletterte in die Grube, und es war mir, als hörte ich unter meinen Füßen eine schwache Bewegung. Der Verschluss hatte jedenfalls aufgehört, sich zu drehen.

Erst als ich so nahe an den Körper herangetreten war, sprang mir die Fremdartigkeit seiner Erscheinung in die Augen. Auf den ersten Blick hatte er wirklich nichts Auffallenderes an sich als ein umgeworfener Wagen oder ein gefällter Baum, der den Weg versperrt. Allerdings nicht ganz so. Mehr als irgendetwas anderem glich er einem rostigen, halbvergrabenen Gasrohr. Es bedurfte schon einer gewissen wissenschaftlichen Bildung, um zu bemerken, dass die graue Kruste auf dem Körper kein gewöhnliches Oxyd war, dass das gelblichweiße Metall, das auf der Spalte zwischen dem Deckel und dem Zylinder glänzte, einen fremdartigen Farbton hatte. Der Begriff »außerirdisch« war für die meisten Zuschauer ohne jede Bedeutung.

Damals war ich schon fest davon überzeugt, dass der Gegenstand vom Planeten Mars gekommen war. Aber ich hielt es für unwahrscheinlich, dass er lebende Wesen enthielt. Ich hielt die Schraubenbewegung für automatisch. Trotz Ogilvys Ansicht glaubte ich aber immer noch, dass es Lebewesen auf dem Mars gebe. Schon kam mir der Gedanke, dass der Körper Handschriften enthalten könne; ich malte mir die Schwierigkeiten aus, die sich bei ihrer Übersetzung ergeben würden, ich hoffte auf Münzen und Modelle und so fort. Aber das Ding war doch ein wenig zu groß, um mir die Richtigkeit meiner Vorstellungen zu verbürgen. Ich empfand eine lebhafte Ungeduld, es geöffnet zu sehen. Um elf Uhr etwa, als sich nichts weiter ereignete, kehrte ich, voll von solchen Gedanken, zu meinem Haus in Maybury zurück. Aber es fiel mir schwer, mit meinen abstrakten Untersuchungen voranzukommen.

Am Nachmittag hatte sich das Aussehen der Weide sehr verändert. Die frühen Ausgaben der Abendblätter hatten mit riesigen Schlagzeilen wie »Eine Botschaft vom Mars«, »Merkwürdiger Bericht aus Woking« und so weiter ganz London aufgeschreckt. Dazu noch Ogilvys Telegramme an die astronomische Mitteilungsstation, die alle Sternwarten in den drei Königreichen in Aufregung versetzt hatten.

Ein halbes Dutzend oder mehr Fiys (kleine einspännige Mietdroschken) vom Wokinger Bahnhof standen auf der Straße bei den Sandhügeln, dazu ein Korbwagen von Chobham und eine ziemlich vornehm aussehende Privatkutsche. Zudem sah man Unmengen von Fahrrädern. Eine große Menschenmenge musste außerdem trotz der Hitze jenes Tages von Woking und Chertsey zu Fuß hergewandert sein. Alles in allem eine beträchtliche Ansammlung darunter auch einige Damen in hellen Kleidern.

Es war glühend heiß, kein Wölkchen am Himmel, kein Lüftchen wehte, nur einige Fichten spendeten den einzigen Schatten. Das brennende Heidekraut war gelöscht worden, aber die Ebene bis Ottershaw war geschwärzt, soweit das Auge reichte, und senkrechte Rauchsäulen stiegen noch immer auf. Ein unternehmender Obsthändler in der Chobham Road hatte seinen Sohn mit einer Wagenladung grüner Apfel und Ingwerbier heraufgeschickt.

Als ich zum Rand der Grube kam, fand ich sie von einer Gruppe von Männern, etwa einem halben Dutzend, besetzt Henderson, Ogilvy und ein großer blondhaariger Mann (wie ich später hörte, war es Mr. Stent von der Königlichen Astronomischen Gesellschaft) sowie einige Arbeiter, die Spaten und Beile schwangen. Stent gab seine Befehle in einer klaren hohen Stimme. Er stand auf dem Zylinder, der jetzt offensichtlich viel kühler war. Sein Gesicht war dunkelrot und der Schweiß floss ihm in Strömen herab. Er schien über etwas irritiert zu sein.

Ein großer Teil des Zylinders war nun freigelegt, obwohl das untere Ende noch eingebettet lag. Sobald Ogilvy mich unter dem gaffenden Haufen am Rand der Grube bemerkte, rief er mir zu, hinabzukommen und fragte mich, ob ich zum Gutsherrn Lord Hilton hinübergehen wolle.

Die wachsende Menschenmenge, sagte er, sei ein ernstes Hindernis, das sich ihren Ausgrabungen entgegenstelle, besonders die Knaben. Es müsse ein leichtes Geländer aufgestellt werden, um die Leute zurückzudrängen. Er erzählte mir, dass im Innern des Körpers gelegentlich noch eine leise Bewegung zu hören sei, es jedoch den Arbeitern nicht gelungen sei, den Schlussteil abzuschrauben, da kein Griff angebracht sei. Der Körper schien ungeheuer dicke Wände zu haben, und es war möglich, dass die schwachen Laute, die wir vernahmen, von einem lärmenden Tumult im Innern herrührten.

Ich war mit Freuden bereit, seinem Wunsche nachzukommen und dadurch einer der bevorzugten Zuschauer innerhalb der geplanten Umzäunung zu werden. Leider traf ich Lord Hilton nicht zu Hause an, man teilte mir jedoch mit, dass man ihn mit dem Sechsuhrzug aus London erwarte. Da es erst ungefähr Viertel nach fünf war, ging ich noch nach Hause, trank Tee und ging dann zum Bahnhof, um ihn unterwegs aufzuhalten.

4. Der Zylinder öffnet sich

Als ich auf die Weide zurückkehrte, ging die Sonne gerade unter. Zerstreute Gruppen Neugieriger eilten aus der Richtung von Woking heran, und einige Leute kehrten zurück. Die Menge um die Grube war angewachsen und hob sich schwarz von dem Zitronengelb des Himmels ab. Es waren ungefähr zweihundert Personen. Einige laute Stimmen waren zu hören und eine Art Kampf schien bei der Grube entbrannt zu haben. Die seltsamsten Vorstellungen kreuzten sich in meinem Kopf. Als ich mich näherte, hörte ich Stents Stimme:

»Zurück! Zurück!«

Ein Junge kam auf mich zugelaufen.

»Es bewegt sich!« rief er mir im Vorübereilen zu, »es dreht sich, und dreht sich auf. Das gefällt mir nicht. Da gehe ich lieber nach Hause!«

Ich kam näher zur Menge heran. Es mochten tatsächlich zwei- bis dreihundert Leute sein, die sich gegenseitig pufften und stießen. Jeder versuchte sich vorzuschieben und die anderen zurückzudrängen. Die wenigen Damen, die zugegen waren, blieben dabei nicht am wenigsten zurück.

»Er ist in die Grube gefallen!« rief einer.

»Zurück!« schrien andere.

Der Haufen schwankte ein wenig, und ich arbeitete mich mit den Ellbogen durch. Alle schienen in höchster Aufregung zu sein. Aus der Grube heraus hörte man ein eigentümlich summendes Geräusch.

»Ich bitte Sie!« rief Ogilvy, »helfen Sie mir, diese Narren zurückzudrängen. Wir wissen ja noch nicht, was in diesem verwünschten Ding steckt!«

Ich sah einen jungen Mann (ich glaube, es war ein Kommis aus Woking) auf dem Zylinder stehen und sich bemühen, wieder aus dem Krater herauszukriechen. Die Menge hatte ihn hineingestoßen.

Der Schlussteil des Zylinders wurde von innen heraus aufgeschraubt. Schon waren beinahe zwei Fuß der glänzenden Schraube sichtbar. Jemand stieß mich unversehens von rückwärts, und ich entging nur mit genauer Not der Gefahr, auf das Schraubenende zu stürzen. Ich wandte mich um, und in diesem Augenblick muss die Schraube herausgekommen sein. Der Deckel des Zylinders schlug mit Dröhnen auf den Kieselboden auf. Ich stieß meine Ellbogen gegen jemand hinter mir und wandte mich wieder dem Koloss zu. Einen Augenblick lang schien die kreisrunde Öffnung völlig schwarz. Der Glanz der sinkenden Sonne blendete meine Augen.

Ich glaube, jeder erwartete einen Menschen auftauchen zu sehen wahrscheinlich ein wenig von uns irdischen Menschen unterschieden, aber im Wesentlichen doch einen Menschen. Ich jedenfalls erwartete es. Aber als ich genauer hinblickte, bemerkte ich plötzlich, wie sich im Schatten etwas bewegte, grau, in wellenförmigen Bewegungen, eines über dem andern. Und dann sah ich zwei glühende Scheiben wie Augen. Dann löste sich etwas, das einer kleinen grauen Schlange glich, etwa in der Stärke eines Spazierstockes, aus der sich windenden Masse los und schlängelte sich in der Luft gegen mich und dann ein zweites.

Mich fröstelte es plötzlich. Hinter mir hörte ich eine Frau laut kreischen. Ich drehte mich halb um, meine Blicke unverwandt auf den Zylinder geheftet, aus dem immer neue Fühler sich herauswanden. Dann begann ich, mir einen Weg vom Rand der Grube zurück zu bahnen. Ich sah, wie sich das Erstaunen in den Gesichtern der Leute in Entsetzen verwandelte. Von allen Seiten hörte ich wilde Schreie und Ausrufe. Ein allgemeines Zurückdrängen begann. Ich sah, wie der Kommis sich noch immer abmühte, aus der Grube herauszukommen. Dann sah ich mich allein und bemerkte, wie die Leute auf der anderen Seite der Grube flüchteten, unter ihnen Mr. Stent. Ich wandte mich wieder dem Zylinder zu, und ein unbändiger Schrecken ergriff mich. Wie versteinert stand ich da und starrte.

Ein großer, grauer und gedrungener Körper, ungefähr von der Größe eines Bären, erhob sich langsam und schwerfällig aus dem Zylinder. Als er sich aufrichtete und vom Licht beschienen wurde, glitzerte er wie nasses Leder. Mit seinen zwei großen, dunkelgefärbten Augen blickte das Geschöpf mich unverwandt an. Es hatte unter den Augen einen Mund, dessen Rand ständig zitterte und aus dem Speichel troff. Der Rumpf hob und senkte sich unter heftigem Keuchen. Ein schlankes fühlerartiges Anhängsel hielt den Rand des Zylinders umklammert, ein anderes schlängelte sich in der Luft.

Wer nie einen lebenden Marsbewohner gesehen hat, wird sich kaum die grauenvolle Hässlichkeit seiner Erscheinung vorstellen können. Der seltsame V-förmige Mund mit seiner zugespitzten Oberlippe, die fehlenden Augenbrauen, das fehlende Kinn unter der keilförmigen Unterlippe, das unaufhörliche Zittern des Mundes, die gorgonenartige Gruppe der Fühler, das geräuschvolle Atmen der Lungen in der fremden Atmosphäre, die augenfällige Schwerfälligkeit und Mühseligkeit der Bewegungen (ohne Zweifel eine Folge der größeren Gravitation der Erde), vor allem aber die außergewöhnliche Intensität ihrer ungeheuren Augen das alles zusammen verursachte eine Übelkeit, als ob man seekrank würde. Etwas Schwammiges war in ihrer öligen braunen Haut, und in der plumpen Bedächtigkeit ihrer schwerfälligen Bewegungen lag etwas unbeschreiblich Erschreckendes. Schon bei dieser ersten Begegnung, bei diesem ersten Anblick wurde ich von Ekel und Entsetzen überwältigt.

Plötzlich verschwand das Monstrum. Es war über den Rand des Zylinders getaumelt und in die Grube gefallen, wo es aufschlug, als fiele eine große Menge Leders zur Erde. Ich hörte es einen seltsamen, dumpfen Schrei ausstoßen, und in demselben Augenblick erschien ein zweites dieser Wesen in dem tiefen Schauen der Öffnung.

Bei diesem Anblick verließ mich die Erstarrung, die der erste Schreck hervorgerufen hatte. Ich drehte mich um und rannte wie besessen bis zur nächsten Baumgruppe, die etwa hundert Yards entfernt war. Aber ich lief kreuz und quer und stolperte alle Augenblicke, denn ich brachte es nicht über mich, meine Augen von jenen Vorgängen abzuwenden.

Zwischen einigen jungen Fichten und Ginsterbüschen machte ich keuchend halt, um die weitere Entwicklung der Dinge abzuwarten. Die Weide rings um die Sandhügel war mit Leuten besät, die wie ich trotz des Grauens fasziniert dastanden und auf jene Geschöpfe oder vielmehr auf die Steinhaufen am Kraterrand starrten. Dann sah ich mit erneutem Entsetzen einen runden schwarzen Gegenstand, der an diesem Rand bald auftauchte, bald verschwand. Es war der Kopf jenes Kommis’, der in die Grube gefallen war; er hob sich wie ein kleiner schwarzer Gegenstand vom glühenden Abendhimmel ab. Jetzt brachte er Schultern und Knie herauf und wieder schien er zurückzugleiten, bis nur noch sein Kopf sichtbar war. Plötzlich verschwand auch dieser, und mir war, als hätte mich ein schwacher Schrei erreicht.

Ich hatte einen Augenblick die Eingebung, zurückzugehen und ihm zu helfen. Aber meine Furcht behielt die Oberhand. Jetzt war nichts mehr zu sehen, da alles von der tiefen Grube und den Sandhaufen, die der Zylinder beim Aufprall gebildet hatte, verdeckt war. Wer jetzt die Straße entlang von Chobham oder Woking gekommen wäre, den hätte das Schauspiel, das sich ihm bot, in Erstaunen gesetzt: eine verstreute Menge von rund hundert oder mehr Leuten, in einem großen unregelmäßigen Kreis in Mulden, hinter Büschen, hinter Zäunen und Hecken stehend, kaum miteinander redend, und dann nur in kurzen erregten Rufen, und ohne Auslass auf einige Sandhaufen starrend. Der Karren mit dem Ingwerbier, ein seltsames Überbleibsel, stach schwarz von dem glühenden Abendhimmel ab Bei den Sandgruben stand eine Reihe verlassener Fuhrwerke, deren Pferde aus Hafersäcken fraßen oder ungeduldig den Boden aufscharrten.

5. Der Hitzestrahl

Nach dem Blick auf die Marsleute, wie sie aus dem Zylinder, in dem sie von ihrem Planeten auf die Erde gekommen waren, hervorkrochen, war ich wie von einem Zauber gelähmt. Ich verharrte knietief im Heidekraut und starrte auf die Sandhügel, die sie verbargen. In mir tobte ein Kampf zwischen Angst und Neugierde.

Ich wagte es nicht, zur Grube zurückzugehen; aber ich wünschte leidenschaftlich, einen Blick hineinwerfen zu können. Ich begann deshalb, in einem weiten Bogen herumzugehen, um einen geeigneten Aussichtspunkt zu finden, dabei behielt ich aber ständig die Sandhaufen im Auge, die jene merkwürdigen Ankömmlinge auf unserer Erde meinen Blicken entzogen. Auf einmal zuckte ein Gewirr dünner schwarzer Peitschen, wie Arme eines Polypen, vor dem Sonnenuntergang auf, um sofort wieder zu verschwinden. Dann kam schubweise ein dünner Stab hoch, an seiner Spitze eine kreisrunde Scheibe, die sich in schwerfälliger Bewegung drehte. Was mochte dort vorgehen?

Die meisten Zuschauer hatten sich in zwei Gruppen gesammelt ein kleiner Menschenhaufen stand Richtung Woking und ein Knäuel von Leuten in der Richtung nach Chobham. Offenbar waren die Leute in demselben seelischen Zwiespalt wie ich. Nur wenige waren direkt in meiner Nähe. In einem der Männer erkannte ich einen meiner Nachbarn, obwohl ich seinen Namen nicht kannte. Ich trat auf ihn zu und redete ihn an. Es war aber kaum ein günstiger Augenblick für eine vernünftige Unterhaltung.

»Was für scheußliche Tiere!« sagte er. »Herrgott! was für scheußliche Tiere!«

Er wiederholte das immer wieder.

»Haben Sie einen Menschen in der Grube gesehen?« fragte ich ihn; aber er gab mir keine Antwort. Wir schwiegen und standen eine Zeitlang beobachtend nebeneinander und empfingen, glaube ich, einen gewissen Trost aus unserer Gesellschaft. Dann verlegte ich meinen Aussichtspunkt auf einen kleinen, etwas höheren Erdhügel. Als ich mich nach meinem Nachbarn umwandte, sah ich ihn schon nach Woking zurückkehren.

Der Sonnenuntergang verblich allmählich zum Zwielicht, und noch ereignete sich nichts. Die Menge in der Ferne links gegen Woking schien zu wachsen, und ich vernahm ein schwaches Gemurmel. Der kleine Menschenknäuel vor Chobham zerstreute sich. Bei der Grube war kaum ein Anzeichen einer Bewegung wahrzunehmen.

Mehr als alles andere gab das den Leuten ihren Mut zurück. Und ich denke, dass auch die Neuankömmlinge aus Woking dazu beitrugen, wieder eine zuversichtlichere Stimmung zu wecken. Jedenfalls machte sich, als die Dunkelheit hereinbrach, eine langsame, bisweilen unterbrochene Bewegung auf den Sandhaufen zu bemerkbar, die umso mehr an Kraft zu gewinnen schien, als die Stille des Abends rings um den Zylinder ungebrochen blieb. Aufrechte schwarze Gestalten in Zweier- und Dreiergruppen wagten sich vor, machten halt, spähten vorsichtig aus und schoben sich wieder vor. In einem sehr gelichteten, unregelmäßigen Halbkreis suchten die Leute den Krater zu umzingeln. Auch ich begann langsam darauf zuzugehen.

Dann sah ich, wie einige Fuhrleute und andere sich forsch in die Sandgruben vorwagten. Ich hörte das Hufklappern und das Knirschen der Räder. Ich sah, wie ein junger Bursche den Karren mit Äpfeln fortzog. Und dann bemerkte ich etwa dreißig Yards von der Grube, aus der Richtung von Horsell kommend, eine kleine schwarze Gruppe von Männern, deren vorderster eine weiße Fahne schwang.

Das war die Deputation. Es hatte eine hastige Beratung stattgefunden; und da die Marsleute trotz ihrer abstoßenden Gestalt intelligente Geschöpfe zu sein schienen, war beschlossen worden, durch Zeichen, mit denen man sich ihnen näherte, ihnen zu zeigen, dass auch wir intelligent seien.

Ich sah die Fahne hin- und herflattern, erst nach rechts, dann nach links. Ich stand zu weit entfernt, um jemand zu erkennen. Doch später erfuhr ich, dass Ogilvy, Stent und Henderson unter andern diesen Verständigungsversuch unternehmen wollten. Diese kleine Gruppe hatte den nun fast vollständigen Kreis von Leuten in eine sozusagen schleifenartige Linie verwandelt. Eine Anzahl dünner schwarzer Gestalten folgte ihr in angemessener Entfernung.

Plötzlich flammte ein Lichtstrahl auf, und eine Menge leuchtenden, grünlichen Rauches schoss in drei deutlich sichtbaren Stößen aus der Grube; eine Rauchsäule nach der andern fuhr kerzengerade in die windstille Luft empor.

Dieser Rauch Flamme wäre vielleicht die zutreffendere Bezeichnung war so strahlend hell, dass der tiefblaue Himmel und die undeutlichen Strecken braunen Heidelandes vor Chertsey, die mit schwarzen Fichten bepflanzt waren, sich plötzlich zu verdüstern schienen, als die Stöße sich erhoben, und nur noch düsterer wurden, als sich der Rauch verzogen hatte. Gleichzeitig hörte man einen schwachen zischenden Laut.

Jenseits der Grube stand der kleine Menschenhaufen mit der weißen Fahne an der Spitze bei diesem Anblick still ein kleiner Knäuel aufrechter, schwarzer Gestalten auf dem schwarzen Boden. Als der grüne Rauch aufstieg, flammten ihre Gesichter in einem fahlen Grün, das verblasste, sobald jener verschwand.

Da ging das Zischen allmählich in ein Summen über, in ein langes, lautes, surrendes Geräusch. Langsam erhob sich eine unförmige Gestalt aus der Grube, und ein winziger Lichtstrahl schien aus ihr hervorzuflackern.

Plötzlich fuhren wirkliche Flammen aus der zersprengten Menschengruppe hervor. In glänzenden Schwaden sprang es von einem zum andern. Es war, wie wenn ein unsichtbarer Feuerstrahl in sie gefahren sei und nun in einer weißen Flamme ausbräche. Es war, als ob jeder einzelne plötzlich in Feuer verwandelt worden wäre. Dann sah ich beim Lichte ihrer eigenen Vernichtung, wie sie taumelten und fielen und wie die, welche sie stützten, sich zur Flucht wandten.

Ich stand da und starrte und fasste es noch nicht, dass das der Tod war, der in jener fernen kleinen Menschenmenge von Mann zu Mann raste. Dass dort etwas Seltsames vorging, war alles, was ich empfand. Ein fast lautloser und blendender Blitz und ein Mann stürzte der Länge nach hin und blieb regungslos liegen. Wie das unsichtbare Hitzegeschoss über sie fuhr, gingen die Fichten in Flammen auf, und jeder dürre Ginsterbusch verwandelte sich knisternd in einen Feuerherd. In weiter Ferne gegen Knaphill zu sah ich Bäume und Hecken in Flammen und bemerkte, wie die Holzbauten plötzlich lichterloh brannten.

Er fuhr pfeilschnell und stetig ringsherum, dieser flammende Tod, dieses unsichtbare und unerbittliche Feuerschwert. An den glühenden Büschen sah ich ihn auch an mich herankommen; aber ich war zu verwirrt und zu betäubt, um mich von der Stelle zu rühren. Ich hörte das Knistern des Feuers in den Sandgruben und den plötzlichen Schrei eines Pferdes, der aber ebenso plötzlich verstummte. Dann war es mir, als ob ein unsichtbarer, aber glühend heißer Finger auf der Heide zwischen mir und den Marsleuten eine Linie zöge; überall in gekrümmter Linie um die Sandgruben herum rauchte und knisterte der tiefschwarze Boden. In weiter Ferne, wo die Straße von der Station Woking links ins Heideland führte, stürzte etwas mit lautem Krach zusammen. Sofort verstummte das Zischen und Summen, und der schwarze, kesselförmige Gegenstand sank, den Blicken entschwindend, langsam in die Grube.

Alles das war mit einer solchen Schnelligkeit vor sich gegangen, dass ich regungslos stehen blieb, erstarrt und geblendet von den Flammenblitzen. Hätte der Tod in vollem Umkreis die Runde gemacht, ich wäre rettungslos mitten in meiner Betäubung getötet worden. Aber er ging vorüber und schonte mich und ließ mich plötzlich in der dunklen und unheimlichen Nacht zurück.

Es war auf einmal völlig menschenleer. Über meinem Haupte tauchten nach und nach die Sterne auf, und am westlichen Himmel stand noch ein blasser, schimmernder, fast grünlichblauer Streifen. Die Wipfel der Fichten und die Dächer von Horsell kamen scharf und schwarz im westlichen Widerschein heraus. Die Marsleute und ihre Gerätschaften waren vollkommen unsichtbar. Nur die dünne Stange, an deren Spitze die rastlose Spiegelscheibe sich drehte, blieb stehen. Ein paar Büsche und einzeln stehende Bäume glühten und rauchten noch immer. Und von den Häusern vor Woking stiegen noch Feuersäulen in die Stille der Abendluft auf.

Sonst hatte sich nichts geändert. Nur diese furchtbare Erschütterung! Die kleine Gruppe schwarzer Punkte mit der weißen Flagge war wie vom Erdboden weggefegt, und die Stille des Abends, so schien es mir, war kaum gebrochen worden. Da überkam es mich, dass ich auf dieser düsteren Heide hilflos, unbeschützt und allein dastand. Und plötzlich, wie ein Wesen, das mich von außen überfiel, kam die Angst. Mühsam drehte ich mich um und begann stolpernd durch das Heidekraut zu laufen.

Die Angst, die mich beschlich, war keine vernünftige Angst, sondern panischer Schrecken, nicht nur vor den Marsleuten, sondern vor dem Dunkel und der Stille rings um mich. Sie nahmen mir den Mut so sehr, dass ich leise weinend wie ein Kind dahinlief. Und jetzt, nachdem ich mich umgekehrt hatte, wagte ich nicht mehr zurückzublicken.

Ich erinnere mich, dass ich fest davon überzeugt war, dass man mit mir spiele, dass jeden Augenblick, schon als ich fast in Sicherheit war, dieser geheimnisvolle Tod schnell wie das Licht aus dem Krater heraus mir nachrasen und mich niederschlagen werde.

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