Kitabı oku: «Harrys geträumtes Leben», sayfa 6
Yamalia erhob sich wie eine alte Frau. Mit leeren Augen sah sie Harry an. „Nimm deine Sachen, wir müssen gehen. Und sei still!“
Die Fahrt verlief schweigend, qualvoll schweigend. Über eine Stunde kein Wort. Bei einem Obststand am Straßenrand bremste sie mit den Worten „Ich habe Durst“ ab. Schweigend stiegen sie aus. Yamalia besorgte zwei Gläser Saft. Schweigend tranken sie. Harry hielt es nicht mehr aus.
„Yamalia, glaubst du mir, dass ich dir nie wehtun wollte? Jedes Wort, das ich dir vorhin gesagt habe, ist wahr. Ich liebe dich, und wenn du mich vorhin erschossen hättest, hätte ich es verstanden. Können wir die Politik nicht vergessen? Wir sind zwei Menschen, die zueinandergefunden haben, und das ist ein großes Geschenk.“
Die einzige Antwort war: „Sei still.“
Nach ewig langer Schweigezeit fragte Yamalia plötzlich, wo er seine restlichen drei Monate in der Legion ableisten werde. Harry war so froh, dass sie etwas mit ihm gesprochen hatte, dass er eifrig erklärte: „Ich bin noch sechs Tage krankgeschrieben, dann werde ich von Mascara auf einen Außenposten versetzt. Der Name ist Fort Sidi Boukekeur.“
Yamalia verriss plötzlich den Wagen so scharf, dass Harry sich erschrocken an die Dachhalterung klammerte. Mit Mühe lenkte sie den Wagen wieder auf die Straße zurück.
„Was war das denn?“
„Nichts.“
Wieder dieses lähmende Schweigen. Harry machte noch einige Gesprächsversuche, aber ohne Erfolg. Schweigend erreichten sie Mascara. Sie hielt an der Moschee. Harry versuchte es noch einmal: „Yamalia, wollen wir so auseinandergehen? Ich liebe dich, wir lieben uns.“
„Harry, du gehörst zu unseren schlimmsten Feinden. Die Fremdenlegion ist von allem Schlimmen das Schlimmste. Ich hätte dich erschießen müssen. Ich konnte es nicht. Ich habe mich schuldig gemacht. Jetzt hör gut zu, ich erläutere das nicht weiter. Geh auf keinen Fall während der nächsten Woche nach Fort Sidi Boukekeur. Auf gar keinen Fall. Leb wohl. Vielleicht können wir uns wirklich einmal wiedersehen, wenn der Krieg vorbei ist.“
Harry war ganz aufgeregt. „Was ist das für eine Warnung, was bedeutet das?“
„Bitte lass mich, ich steige jetzt aus.“
„Aber bitte, lass uns etwas vereinbaren, wie wir uns wiedersehen. Ich werde dir auf jeden Fall von Valencia aus über die Universität Algier meine Adresse mitteilen.“
„Bitte steig jetzt aus, leb wohl.“
Er stieg aus. Yamalia fuhr sofort davon, ohne zu winken, ohne sich umzudrehen.
Alles in Harry war leer. Er stand auf dem Bürgersteig, schaute sich um, aber er nahm nichts wahr. Vor der Moschee saßen einige alte Männer auf einer Steinbank und wuschen sich die Füße. Einige Meter weiter standen einige Berber in weißen Trachten und diskutierten, heftig, laut und mit ausholenden Gesten. Harry sah es, aber er nahm es nicht auf. Langsam, so als trüge er ein Gepäck von mindestens hundert Kilo, und nicht nur seine leichte Reisetasche, ging er in Richtung Kaserne. Abwesend meldete er sich zurück, abwesend ging er in sein Zimmer. Er setzte sich auf sein Bett und brütete vor sich hin. Drei traumhaft schöne Tage hatte er mit seiner Traumfrau verbracht. Jetzt hatte er sie verloren. Für immer? Wahrscheinlich. Er hatte sie belogen, er hatte sie getäuscht, aber verdammt noch mal, er hatte doch keine andere Möglichkeit gehabt.
Ganz langsam kam er wieder in der Wirklichkeit an. Was war das mit der Warnung von Yamalia vor dem Fort Sidi Boukekeur? Das konnte er nicht ignorieren. Nicht für sich selber, aber auch nicht für seine Kameraden. Sehr zäh nahmen seine Überlegungen Struktur an. Er musste den Kommandeur informieren. Aber er konnte natürlich, wieder mal, nicht die ganze Wahrheit sagen.
„Ich habe, als ich mit einem Ruderboot im Schilf eine Pause gemacht habe, zufällig ein Gespräch belauscht. Leider nicht vollständig, nur teilweise. Aber eines war klar, es ging um einen Überfall auf Fort Sidi Boukekeur. Und zwar jetzt, in den nächsten Tagen.“
Der Kommandeur hörte sich Harrys Bericht resigniert an. „Alles zerbricht. Sie treiben uns raus. Natürlich werde ich Ihre Meldung weitergeben. Aber ich glaube, dass es nichts bewirken wird. Es brennt überall.“
Langsam ging Harry zurück zu seinem Logis. Seine Gedanken kreisten: Ich hab’s jedenfalls versucht. Aber was ist mit mir? In vier Tagen läuft meine Krankschreibung ab, und dann muss ich selbst zu diesem verdammten Fort Sidi. Das darf nicht sein. Dafür hat Yamalia mich nicht gewarnt. Ich muss mir etwas einfallen lassen. Aber das schob Harry erst einmal auf. Auf später. Er war eigentlich nur traurig und teilnahmslos. So vergammelte er den Tag und den nächsten und den übernächsten. Dann wurde er zum Kommandeur befohlen.
„Praktikant Linnemann, ich habe eine schlimme Nachricht. Ihre Warnung war berechtigt. Das Fort Sidi Boukekeur wurde angegriffen und von den Rebellen eingenommen. Es ist nichts bekannt über die Besatzung, die Zahl der Opfer oder der Überlebenden. Das Fort wurde offiziell aufgegeben. Ja, es ist schlimm, alles zerbricht. Ich fürchte, unsere Tage in Algerien sind gezählt.“
Harry war völlig leer. Es war passiert. Wer war Yamalia? Was hatte sie für einen Einfluss, für eine Kompetenz?
In den nächsten Wochen sickerte langsam durch, dass Verträge unterzeichnet worden waren. Algerien würde selbständig werden. Die französischen Truppen würden das Land verlassen und die Legion machte den Anfang. Es kam immer noch zu Kämpfen, durch Ultras, durch fanatische Rebelleneinheiten, also durch die Unverbesserlichen, die Extremen beider Seiten. Deshalb war Harry erleichtert, als er mit seinen Kameraden auf einem Truppentransporter eingeschifft wurde. Die Reise war kurz. Schon am nächsten Vormittag bezogen sie ihre neuen Quartiere in der Nähe von Calvi auf Korsika.
Sechs Wochen vor dem Ende seiner neunmonatigen Praktikantenzeit wurde Harry zu seinem Kommandeur befohlen. Er warb dafür und empfahl Harry, sich regulär für fünf Jahre bei der Legion zu verpflichten. Trotz der Lockung mit einer sofortigen Beförderung und der Zusage zur Aufnahme in die Offizierslaufbahn lehnte Harry dankend ab. Natürlich, denn er hatte andere Ziele. Nach mehreren Versuchen hatte er es geschafft, Señor Jerez in Gandia telefonisch zu erreichen.
„Ja, ich habe einen Studienplatz für das Jurastudium an der Universität in Valencia sichergestellt. Allerdings kein Stipendium. Aber Geld hast du ja genug verdient mit deinen Grundstücksgeschäften, und das liegt hier auf deinen Namen auf der Bank bereit und es ist auch schon einiges an Zinsen dazugekommen. Das erste Semester beginnt in fünf Monaten, am 1. Oktober. Spätestens einen Monat vorher musst du die Selectividad, das Prüfungsverfahren zur Eignung zum Hochschulstudium, durchlaufen. Aber das schaffst du schon.“
Harry war begeistert. Er diente seine restlichen Wochen Legion ohne innere Anteilnahme, irgendwie automatisch ab, obgleich die Zeit auf Korsika Drill pur war. Täglich mussten die jungen Männer Geiselbefreiungen üben. Unterbrochen wurde der Drill nur für einen Teil der Legionäre, der eine Zusatzausbildung zu Präzisionsschützen erhielt. Harry gehörte dazu. Er durchlebte das alles wie in einem großen, lockeren Gewand. Innerlich gehörte er nicht mehr dazu. Schon bald gehörte er zu der kleinen Gruppe, die mit der Fähre nach Marseille übersetzte, um dann die letzten Diensttage in Aubagne zu verbringen.
Mit einem ansehnlichen Gehaltsscheck und auch reichlich Bargeld, er hatte ja während seiner Dienstzeit kaum Geld ausgegeben, trat er schließlich die lange Heimfahrt mit der Bahn nach Bremen an. Bald setzte die Abenddämmerung ein. Träumend sah Harry aus dem Abteilfenster. Nicht immer nahm er wirklich wahr, was er sah. Immer wieder ließ er einzelne Wochen oder auch Tage dieses Dreivierteljahres Fremdenlegion Revue passieren. Ja, er hatte viel erlebt. Die meiste Zeit, die Zeit des Drills, der Strapazen, der Schikanen, konnte er bald ablegen. Einzelne Begebenheiten durchlebte er erneut und manche immer wieder. Die rücksichtslosen Durchsuchungen der Dörfer, die angstvollen, aber auch hasserfüllten Blicke der bettelarmen Bewohner. Den Rebellenüberfall aus dem Hinterhalt auf seine Gruppe, der zu dem langsamen und qualvollen Tod eines Kameraden führte. Den Angriff der Kameraden auf die Freiheitskämpfer im Hinterhalt und deren entsetzliches Ende mit den Fleischfetzen in den Büschen und nicht zuletzt seinen eigenen Anteil daran. Die Schussverletzung, die er sich dabei zugezogen hatte, führte dann auf Umwegen zu den Tagen, die er sicher nie in seinem Leben vergessen würde. Seine Zeit mit Yamalia. Die Tage und Nächte der totalen Liebe und Leidenschaft. So total, dass für nichts anderes Raum oder Zeit blieb. Außer, dass er seine Liebe, sein Wunder, belügen musste, vom ersten Moment an und dann durchgehend. Aber er hatte ja keine andere Möglichkeit gehabt, er war gezwungen gewesen, sie zu belügen. So sah er das auch während seiner Träumereien auf der Rückreise. Und dann der schreckliche Moment, als Yamalia begriff, dass Harry sie belogen und betrogen hatte. Der jähe Umschwung ihrer Gefühle von Liebe und Leidenschaft in Entsetzen, in sprachlose Enttäuschung, in unbändige Wut und in Hass. Wut und Hass so umfassend, dass sie Harry töten, dass sie Harry erschießen wollte. Aber es war noch ein Rest der Liebe da, und sie konnte nicht schießen. Dieses restliche Polster der Liebe reichte sogar aus, um Harry gezielt vor Fort Sidi Boukekeur zu warnen, um sein Leben zu retten, obgleich sie damit gleichzeitig Verrat an ihrer großen Mission des Freiheitskampfes verübte. Harry sehnte sich danach, Yamalia irgendwann wiederzusehen, sie wieder in den Armen zu halten, ohne dass Krieg, Hass und Gewalt zum Lügen zwangen.
Nach der letzten Grenzkontrolle, als die deutsche Grenze passiert war, schlief Harry ein. Er träumte von einem Gefühl der Verlassenheit und Melancholie, die ihn im Schlaf ergriff. Irgendwann erwachte er mit dem Gefühl der Verlorenheit, der Gewissheit, etwas Schönes für immer verloren zu haben. Er schlief wieder ein und als er das nächste Mal aufwachte, fühlte er sich erfrischt. Langsam kam er zu sich und spürte, wie sich Optimismus in ihm ausbreitete. Optimismus und Vorfreude auf das Leben, das vor ihm lag. Er reckte sich und streckte seine Arme. Ein neuer Tag, ein neues Leben. Er atmete tief ein und aus.
Intermezzo zu Hause
„Mein Junge, Gott sei Dank. Du bist wieder da.“ Tränen liefen über das liebe und geliebte Gesicht der Mutter. „Wir waren ja so in Sorge. Jeden Tag stehen schreckliche Dinge über Algerien und über die Fremdenlegion in der Zeitung.“
Harry hielt die Mutter in den Armen, drückte sie an sich. Ein Kloß bildete sich in seinem Hals und er spürte, dass auch ihm Tränen der Rührung in die Augen stiegen. „Aber Mutti, du weißt doch, dass ich schon seit über zwei Monaten nicht mehr in Algerien war. Ich habe euch doch von Korsika geschrieben, mehrfach sogar.“
„Aber Junge, von Korsika wissen wir gar nichts. Das letzte Lebenszeichen von dir liegt über drei Monate zurück.“
Harry hatte von Kameraden in Calvi schon mehrfach gehört, dass Post nicht bei den Empfängern ankommt. Es ging das Gerücht, die Legion wolle den Rückzugsort Korsika geheim halten.
„Aber jetzt bist du ja da. Bist du heil und gesund?“
Lachend umtanzte Harry seine Mutter und bestätigte, dass es ihm gut gehe und er sich auch freue, wieder zu Hause zu sein.
Schon bald gewann die praktische Grundhaltung der Mutter die Oberhand: „Du hast sicher Hunger. Was soll ich dir zu essen machen?“ Und fast ohne Übergang fügte sie hinzu: „War es schlimm? Erzähl doch mal.“
Am Abend, als der Vater und seine jüngere Schwester zu Hause waren, erzählte er zum zweiten Mal. So manches ließ er aus. Die Toten bei dem Überfall auf die Patrouille, aber auch die rauschhaft schönen Tage mit Yamalia. Er sprach mehr von der Ausbildung, dem Drill, der Routine der Patrouillen und wie froh er sei, dass der ungerechte Krieg zu Ende sei, und vor allem davon, dass er wieder zu Hause war. Seine Mitbringsel aus Afrika und Frankreich hatten Freude ausgelöst. Seine freudige und stolze Ankündigung, in vier Monaten beginne sein Jurastudium in Valencia, brachte ein etwas zwiespältiges Echo. Alle waren stolz, aber auch traurig, vor allem die Mutter, dass er schon bald wieder fortging.
Am späten Abend lag er in seinem Bett in seinem Zimmer. Er fühlte sich unendlich wohl. Obgleich er todmüde war, konnte er nicht einschlafen. So viel Neues, Aufregendes, Schönes lag vor ihm. Das Studium in Spanien. Für mindesten vier Jahre ein ganz neues Umfeld, ein neues Zuhause. Und dann, ja dann stand die ganze Welt offen und da fielen ihm unzählige Möglichkeiten ein und immer kamen neue dazu. Aber erst einmal Pause, über vier Monate entspannen, es genießen, bei der Familie zu sein. Nein, nicht nur Pause. Die Selectividad, das Prüfungsverfahren, musste er erst noch überstehen. Er nahm sich vor, sich gleich morgen um einen Termin dafür zu kümmern. Und dann kamen, ganz heimlich, wie kleine Würmer im Hinterkopf, die Zweifel. Und wenn ich das nicht schaffe? Dann bricht alles wie ein Kartenhaus zusammen. Die Zweifel kämpften mit seinem Selbstbewusstsein. Wenn es darauf ankam, habe ich immer alles geschafft. Es war sehr spät, oder besser schon früher Morgen, als er endlich Schlaf fand.
Da seine Eltern noch keinen eigenen Telefonanschluss hatten, verbrachte er am nächsten Tag mehrere Stunden auf dem Postamt. Es dauerte recht lange, bis er endlich eine Verbindung mit Señor Jerez hatte. Sie freuten sich gemeinsam, dass Harry seine Zeit in der Legion endgültig und unbeschadet überstanden hatte. Señor Jerez wollte sofort mit der Universität in Valencia telefonieren und für Harry den nächstmöglichen Termin für die Selectividad vereinbaren. Als er wie vereinbart zwei Stunden später erneut anrief, bekam er seinen Termin für August, also in knapp zwei Monaten. Sie vereinbarten, dass Harry bereits einige Tage vorher nach Gandia kommen würde, um mit Señor Jerez vor der Prüfung noch eine Art Briefing zu machen. Froh und glücklich, irgendwie erleichtert, als ob er die Prüfung schon bestanden hätte, schlenderte Harry nach Hause.
Es war ein herrlicher Sommertag. Mit einem Buch und einem Liegestuhl suchte er sich einen idyllischen Platz in dem blühenden heimischen Garten. Es gab dort ein kleines Halbrondell mit Tannen, einfach herrlich, um ungestört zu lesen oder auch nur zu träumen. Genau das tat Harry. Nach einer Stunde legte er das Buch zur Seite und schaute entspannt in den makellos blauen Himmel – und träumte. Sein Krankenhausaufenthalt vor knapp einem Jahr hatte seinem Leben eine völlig neue, aufregende und positive Richtung gegeben. Wäre dieser Einschnitt nicht gewesen, würde es weiter in den eingefahrenen Bahnen verlaufen. Morgens um sieben Uhr aus dem Haus, mit dem Zug in die Innenstadt, den ganzen Tag im Büro, nachmittags um fünf Uhr Feierabend, eine gute Stunde später wieder zu Hause, Tag für Tag das Gleiche und Tag für Tag auch die gleiche Arbeit, nur vom Wochenende unterbrochen.
In Gedanken versunken schlenderte er durch den Garten bis zu dem Wassergraben, der gleichzeitig Grundstücksgrenze war. In seiner Kindheit war das der Lieblingsspielplatz gewesen. Im Sommer oft mit Spielzeugschiffchen und im Winter, wenn das Eis hielt, mit Schlittschuhen. Jetzt war der Graben überwiegend mit Entenkraut bedeckt. Hier hatte er auch gestanden und zum ersten Mal ganz bewusst über den Sinn des Lebens nachgedacht. Damals war er elf Jahre alt und tieftraurig gewesen. Seine geliebte Oma war gestorben. Sie war schon 84 Jahre alt und nur noch ein kleines, sehr dünnes und zartes Persönchen gewesen. Aber sie war immer da gewesen und er hatte jederzeit mit all seinen kindlichen Problemen zu ihr kommen können, wenn die Eltern nicht da waren, weil sie arbeiten mussten. Er konnte sich noch deutlich erinnern, dass er damals stundenlang genau hier am Graben gestanden, auch damals auf das Entenkraut geblickt und über das Leben, den Sinn des Lebens, die Frage, was das Leben für ihn wohl noch bereithalten würde, nachgedacht hatte. Stundenlang und tieftraurig. In diesen Situationen konnte seine Fantasie mit ihm davongaloppieren. Wenn jetzt auch noch deine Mutter stirbt und dein Vater stirbt, dann bist du ganz alleine auf der Welt. Mit seinen elf Jahren fragte er sich, warum geliebte Menschen überhaupt sterben müssen. Automatisch drängten sich ihm dann schlimme Ereignisse auf, wie der Verkehrsunfall der Eltern eines Klassenkameraden. Beide waren gestorben. Heiner, sein Schulkamerad, hatte monatelang im Krankenhaus gelegen und war dann in ein Pflegeheim gekommen. Warum ließ Gott so etwas zu? War das das Leben? Das war doch nicht gerecht! Immer wieder musste er sich die Tränen aus dem Gesicht wischen.
Jetzt war er doppelt so alt, stand an der gleichen Stelle und dachte wieder über das Leben und seine Zukunft nach. Jetzt aber war er entspannt, freudig gestimmt, erwartungsfroh. Es war Sommer und herrliches Wetter. Er hatte noch lange Urlaub und dann die Erwartung auf ein spannendes Leben. Harry träumte sich durch den Tag. Er genoss die Entspannung, die Ruhe, das wohlige Umfeld und die Gespräche mit seiner Mutter.
Nachmittags fuhr er mit dem Fahrrad zum Strandbad an der Weser. Doch die Mitbadenden waren meist Schulkinder oder Mütter mit ihren Kindern. Die Bekannten aus seiner Altersgruppe hatten zu arbeiten. Am Sonnabend war das anders. Endlich traf er auch Bekannte.
„Hallo, lange nicht mehr gesehen! Was machst du denn jetzt?“
Wenn Harry von der Legion und seinem bevorstehenden Studium in Valencia berichtete, erntete er oft neidische Blicke. Alle anderen waren in ihrem Job, in ihrer Routine, im Alltagstrott fest verankert. Als Harry nach Hause zurückradelte, kamen ihm Gedanken wie: Festgefahrene Routine, Alltagstrott lässt die Menschen leicht darin verschwinden. Alles vorprogrammiert, gestern, heute und morgen. Ist ja eigentlich ganz angenehm. Es macht das Leben leichter. Aber es macht es auch langweiliger und zum Teil auch einsamer. Neue Herausforderungen haben etwas Erfrischendes. Die Erwartung und die Spannung bei den Gedanken an das Neue heben die Stimmung, schärfen die Sinne und bringen dem Leben Intensität.
Am nächsten Tag, am Sonntag, traf er Peter am Strand der Weser. Mit Peters Vater, Herrn Biela, hatte Harry das Grundstücksgeschäft in Gandia abgeschlossen, bei dem er so unverschämt viel Geld verdient hatte. Zunächst war Harry etwas gehemmt. Hatten die Bielas inzwischen vielleicht herausbekommen, wie niedrig der Grundstückspreis wirklich war und wie riesig Harrys Gewinn? Aber nein! Peter berichtete euphorisch, dass der Bau des Ferienhauses, eines Riesenkastens mit Swimmingpool, zwei Sonnenterrassen und fantastischen Anpflanzungen für Terrassengärten, so etwa war seine Beschreibung, in wenigen Monaten schon abgeschlossen sein werde. Sein Vater sei nach wie vor begeistert, vor allem von der Lage des Grundstücks. Er bedauere nur, dass er noch einige Jahre mit seinem Bauunternehmen arbeiten müsse, bevor er sich ganz nach Gandia zurückziehen könne. Harry bestellte schöne Grüße für Herrn Biela und wünschte weiter viel Glück bei dem Bau der Residenz.
Als er Peter von seiner Zeit in der Legion erzählte und dann von seinem bevorstehenden Studium in Valencia, also ganz in der Nähe von Gandia, schaute Peter etwas neidisch. „Du hast es gut. Du kommst rum in der Welt und sorgst dafür, dass sie dir offen steht. Ich bin fest in Vaters Betrieb eingebunden. Es ist ja nicht so, dass ich das nicht gerne mache, aber beruflich komme ich kaum über Lemwerder und Niedersachsen und Bremen hinaus.“
Beim Verabschieden meinte Peter spontan: „Mensch, Harry, am nächsten Sonnabend ist Ruderball in der Strandlust. Wir gehen alle hin. Hast du nicht Lust, mitzukommen?“
Harry hatte Lust. Peter bot sich an, eine Karte zusätzlich zu besorgen, wenn er morgen die Eintrittskarten für seine Familie holen würde. Harry gab ihm das Geld und freute sich auf den Ball.
Das letzte Mal hatte er mit Yamalia getanzt. Das war schon einige Monate her. Hoffentlich kommen mir nicht zu viele traurige Gedanken, wenn ich mich in der Strandlust daran erinnere. Er hatte in den letzten Tagen versucht, telefonisch über die Universität in Algier Kontakt mit Yamalia zu bekommen. Doch nachdem er mehrere Male weiterverbunden worden war, erhielt er die Auskunft, dass Yamalia in diesem Semester keine Kurse an der Universität belegt hatte.
Am nächsten Samstag machte Harry sich fein. Zum ersten Mal seit einem Jahr trug er wieder einen schicken Anzug, ein weißes Hemd und eine Krawatte. Es war etwas ungewohnt, aber alles saß hervorragend. Harry war gerade am vereinbarten Treffpunkt, dem Foyer der Strandlust, eingetroffen, da kamen die drei Bielas, Mutter, Vater und Peter, auch schon freundlich lächelnd auf ihn zu. Sie waren offensichtlich mit der gleichen Fähre gekommen, allerdings mit dem Auto und Harry natürlich zu Fuß, deshalb hatten sie sich auf der Fähre nicht gesehen. Jovial meinte Herr Biela: „Schön, dich wiederzusehen. Peter hat mir schon von deinem abenteuerlichen Leben erzählt. Du setzt dich doch zu uns an den Tisch?“
Am Tisch fing Herr Biela schon bald an, von dem Neubau seiner spanischen Residenz, wie er es nannte, zu schwärmen. „Leider kann ich selbst nur selten da sein, um alles zu überwachen. Aber drei gute Leute aus meiner Firma sind ständig dort und dann natürlich eine ganze Schar ausgesuchter einheimischer Handwerker.“ Das Thema Neubau in Spanien schien für ihn unerschöpflich zu sein und so war Harry froh, als Frau Biela ihren Mann zum Tanzen drängte.
Die Tanzfläche war gut gefüllt. Peter grinste Harry an. „Komm, lass uns auf Jagd gehen. Wir wollen doch mal sehen, welche hübschen Mädchen wir uns angeln können.“
Es gab einige Tische, an denen mehrere junge Frauen ohne männliche Begleitung saßen. Schon bald tauchten Harry und Peter, jeweils mit einer hübschen Begleiterin, in das Gewimmel auf der Tanzfläche ein. Manchmal trafen sie sich zwischen den Tanzsets am Tisch wieder, manchmal machten sie mit ihrer jeweiligen Tanzpartnerin einen Abstecher an die Sektbar. Es wurde ein richtig schöner Abend mit toller Musik, überall gut gelaunten Menschen und vielen hübschen Mädchen. Harry hatte bisher fast jedes Mal eine andere Dame aufgefordert. Die Auswahl war überraschend groß und verlockend.
Dann sah Harry an einem Tisch etwas abgelegen in der Veranda unter einer kleinen Gruppe junger Damen Elfie. Er kannte Elfie von der Berufsschule. Sie machte die gleiche kaufmännische Ausbildung in einer Internationalen Spedition wie Harry. Bei den beruflichen Gängen zu Zollbehörden, der Handelskammer und Schiffsmaklern hatten sie sich oft getroffen, waren ins Gespräch gekommen, sich gegenseitig sympathisch gefunden und ein wenig angefreundet. Die Kapelle begann gerade wieder zu spielen. Harry ging eilig zu dem etwas abseits gelegenen Tisch mit den vier offensichtlich recht ausgelassen fröhlichen jungen Damen. Die drei leeren Weinflaschen auf dem Tisch schienen ihm ein Grund für die Ausgelassenheit der Mädels zu sein. Er forderte Elfie zum Tanzen auf. Sie blickte auf, erkannte ihn, sprang mit einem spitzen Schrei auf und fiel ihm um den Hals. Auf dem Weg zur Tanzfläche sprudelte es aus ihr heraus: „Mein Gott, Harry, wie schön, dich zu sehen. Ich habe gehört, dass du nach der Abschlussfeier vor einem Jahr bewusstlos und in Alarmfahrt ins Krankenhaus gekommen bist. Dann hieß es, dass du im Koma liegest und es ungewiss sei, ob du das überlebst. Dann habe ich nie wieder etwas von dir gehört oder gesehen. Auch in deiner alten Firma konnte man mir keine Auskunft geben.“ Sie sprudelte weiter. Hübsch, niedlich, temperamentvoll. So hatte er sie bei ihren früheren dienstlichen Begegnungen nie erlebt.
Amüsiert lächelnd sah er sie an, während sie auf der Tanzfläche ihre Runden drehten. Lachend unterbrach er sie schließlich: „Elfie, mach mal Pause. Du vergisst noch, Luft zu holen. Mir geht es gut, wie du ja siehst. Ich war im letzten Jahr meist im Ausland. Es ist schön, dich wiederzusehen. Auch wenn ich dich kaum wiedererkenne. Wenn wir uns früher getroffen haben, warst du immer so betont korrekt und diensteifrig, manchmal richtig verkniffen, aber jetzt bist du Fröhlichkeit und Lebensfreude pur. Das ist toll.“
Sie vergnügten sich drei Sets hintereinander auf der Tanzfläche. Elfie war wie ein Wirbelwind. Sie motivierte Harry zu immer ausgefalleneren Figuren, Ausfallschritten und Drehungen. Übermütig und lachend tobten sie sich auf der Tanzfläche regelrecht aus, soweit es das volle Parkett zuließ. Nach einem fulminanten Rock and Roll als Abschluss des letzten Sets strebten sie außer Atem und verschwitzt auf die Sektbar zu. Durstig tranken sie. Harry sein übliches Mineralwasser und Elfie war schnell bei ihrem dritten Glas Sekt. Dann ging es wieder zur Tanzfläche und bald wieder zur Sektbar. Alles übermütig, lachend, zärtlich und hingebungsvoll zugleich. Irgendwann sah Harry auf die Uhr. Da war es kurz vor ein Uhr. Flüchtig dachte er an die letzte Fähre, die um 2:15 Uhr fuhr. Aber der Gedanke war schnell wieder weg.
Nach einer besonders furiosen Tanzserie gingen sie an die frische Luft. Sie schlenderten Hand in Hand auf der Strandpromenade an der Weser zum nahen Stadtgarten. Sie redeten jetzt nicht mehr viel. Elfies Zunge war ein wenig schwerer geworden. Die vielen Gläser Sekt und der Wein zeigten etwas Wirkung. Schweigend setzten sie sich auf die erste Bank im Stadtgarten. Träumerisch schauten sie auf das träge dahinfließende und vornehm silbern glitzernde Wasser der Weser. Es war fast Vollmond. Die funkelnden Sterne lieferten sich mit dem milden Mondenschein einen Wettbewerb. Was war schöner, das vornehme Silber des Flusses, das tausendfache Funkeln der unzähligen Brillanten am Himmelsgewölbe, der sanfte Mondenschein, die seidige Luft dieser Sommernacht oder das hübsche Mädchen, das sich an seine Seite kuschelte? Alles zusammen ließ Harrys Herz, seine Seele, alle seine Empfindungen satt und prall gefüllt mit Freude und Wohlbefinden sein. Zärtlich umfasste Harry Elfies Gesicht. Sanft streichelte er ihr blondes Haar, sanft küsste er ihr Haar, dann die Stirn, die Augen, die Nase, die Wangen, zärtlich genoss er den salzigen Geschmack ihres Halses und endlich fanden sich ihre Lippen. Sie verschmolzen miteinander, ineinander, sie verschmolzen in purer Zärtlichkeit, die nur selten mit wenigen ebenso zärtlichen Worten noch verstärkt wurde. Sie verloren jedes Empfinden für Zeit und Raum. Die Welt reduzierte sich ausschließlich auf Gefühl, auf Zärtlichkeit und auf die Worte „Mein Gott, es ist so schön, bitte lass es so bleiben“. Nicht, dass sie das wirklich dachten, aber wenn Harry sich später erinnerte, meinte er, so könnte es gewesen sein.
Langsam kamen sie in die Wirklichkeit zurück, als beide staunend, als ob sie jemand darauf aufmerksam gemacht hätte, auf eine Sternschnuppe schauten, die am Himmel ihre Bahn zog. Fast endlos lange verglühte sie nicht. Aus dem goldenen wurde ein bläulicher Schimmer und mit der Zeit ein reines Weiß und schließlich, kurz bevor die Sternschnuppe verschwand, ein strahlendes Rot, das wie ein Stich ins Herz ging.
„So etwas habe ich noch nie gesehen“, flüsterte Elfie. Sie fing an zu zittern. „Mir ist kalt, lass uns zurückgehen.“
Harry zog sein Jackett aus, legte es ihr über die Schultern und zärtlich aneinandergepresst gingen sie langsam und träumerisch zurück zur Strandlust. Als sie an dem Fähranleger vorbeikamen, war dort alles dunkel. Harry sah auf die Uhr. „Die letzte Fähre ist längst weg“, murmelte er. Der Tanzsaal war inzwischen viel leerer geworden. Hand in Hand standen die beiden und sahen sich um. Sowohl die Bielas als auch die Freundinnen von Elfie waren bereits gegangen. Elfie hauchte Harry einen Kuss zu. „Ich mag jetzt auch nicht mehr tanzen, aber ich möchte gerne noch einen Sekt.“
Auch die Sektbar sah aus, als wäre schon Feierabend. Harry reichte Elfie ihren Sekt und nahm sich sein Mineralwasser. Beide waren jetzt irgendwie gehemmt, redeten wenig und standen ganz eng aneinandergedrängt an der Theke, obgleich so viel Platz war. Nachdem Elfie ihr zweites Glas getrunken hatte, flüsterte sie: „Ich möchte jetzt nach Hause. Bringst du mich? Es ist nicht weit.“
Kaum zehn Minuten später standen sie vor einem dreistöckigen Gebäude.
„Ich habe eine kleine Zwei-Zimmer-Wohnung unter dem Dach.“ Sie suchte in ihrer Handtasche nach den Schlüsseln, ging zur Haustür und schloss auf.
Harry überlegte etwas hektisch, ob er sich nett und liebevoll verabschieden oder versuchen sollte, sie zu bedrängen, ihn mit hochzunehmen. Elfie wandte sich um, umarmte ihn leicht, kam mit ihrem Mund ganz dicht an sein Ohr und sagte leise: „Komm!“
Es war ein Altbau. Die Treppen waren aus Holz. Hand in Hand stiegen sie schweigend nach oben. Bei einem Schritt Harrys knarzte eine Stufe laut und protestierend. Erschrocken sprang Harry zur nächsten Stufe, schnell, aber auch polternd. Elfie kicherte leise und legte dann einen Zeigefinger auf die Lippen. „Pst, leise, das sind die Leute hier nachts nicht gewohnt.“
Auch Harry kicherte leise. „Auch das noch, ein ehrenwertes Haus.“
Mühsam ihr Lachen unterdrückend standen sie endlich vor Elfies Wohnungstür im dritten Stock. Im Wohnzimmer sah Harry sich erstaunt um. Er hatte Elfie früher als eine ehrgeizige, korrekte, immer etwas distanziert wirkende junge Frau kennengelernt. Heute hatte er sie als einen Wirbelwind, übermütig und übersprudelnd vor Temperament erlebt und genossen. Das kleine Wohnzimmer war Romantik pur. Ausgesuchte kleine Nippesfiguren, kleine Deckchen, bunte Schalen, hübsche Bilder an den Wänden, bunte plüschige Kissen auf Sessel und Sofa und Kerzen und Windlichter auf dem Tisch und dem Schrank. Kein Kitsch, aber doch Romantik pur, einfach zum Wohlfühlen.
„Setz dich doch. Möchtest du etwas trinken? Ich nehme mal an, wieder Mineralwasser.“
Lächelnd nickte Harry. Elfie kam mit einem Glas Wasser und einem Glas Wein aus der Küche und setzte sich zu ihm aufs Sofa. Sie tranken sich zu und redeten ein wenig Belangloses. Es war der etwas holperige Versuch, Verlegenheit zu überwinden. Doch die schwand schnell, als auch ihre Hände wieder anfingen zu sprechen. Die Worte verstummten. Ganz leicht, ganz zart streichelten sie sich gegenseitig. Stumm sahen sie sich an, zärtlich das Gesicht des anderen umfassend. „Ich hätte mir nie vorstellen können, dass du eine so wunderbare Frau bist“, flüsterte Harry und streifte ganz leicht ihren verlockenden Mund mit seinen Lippen. Elfie schloss die Augen, was Harry automatisch dazu führte, ihre geschlossenen Lider zu küssen. Ganz leicht und immer wieder. Dann wanderten seine Lippen langsam, unterbrochen von gehauchten Küssen und dem leichten Kreisen seiner Zungenspitze, zu ihren Ohrläppchen. Genussvoll küsste er es, badete es mit seiner Zungenspitze und knabberte zärtlich mit seinen Zähnen daran. Langsam wanderten seine Lippen zur anderen Seite, zu dem anderen Ohrläppchen, um es genauso zu verwöhnen. Elfie behielt die Augen geschlossen. Hin und wieder hauchte sie: „Oh, ist das schön.“ Endlich wanderten Harrys Lippen wieder zu ihrem verlockenden Mund – und begehrten Einlass. Der wurde nicht nur gewährt, Elfie drängte sich ihm mit ihren Lippen und mit ihrer Zunge wie ausgehungert entgegen. Wieder wurden sie eins. Wieder verschmolzen sie miteinander und ineinander. Begriffe wie Zeit und Raum hörten auf zu existieren. Da war nur noch die Zärtlichkeit, der Wunsch, dem anderen noch näher zu sein, ihn, sie, sich beide zu verwöhnen, eins zu sein, ein Körper, eine Seele, ein einziges homogenes Wesen aus Hingabe, Zärtlichkeit und grenzenlosem Wohlbehagen. Aber dieses grenzenlose Wohlbehagen konnte nicht das Ende, konnte nicht die Erfüllung sein. Das Verwöhnen löste Begehren aus. Harry war wie berauscht. Sein Puls raste. Sie fühlte sich umnebelt und atmete schwer. Dass Küsse und Zärtlichkeit solch unbändiges Verlangen in ihr auslösen konnten, hatte sie nicht geahnt. Harrys Anspannung wurde unerträglich. Aus Verlangen, aus Begehren wurde Begierde. Beide konnten und wollten das nicht aufhalten und gaben sich dem Gefühl der Begierde hin. Sein Mund wanderte. Er küsste ihren Hals, wieder genoss er den leichten Salzgeschmack der Tanznacht. Er fand eine Stelle unter ihrem Kehlkopf, die sie wohlig aufstöhnen ließ. Die Lippen wanderten von ihrem Hals über die Schultern zu ihrem Brustansatz. Sie fuhr ihm durch das Haar, krallte sich fest und zog ihn noch enger an sich. Wieder begannen die Hände zu sprechen. Leicht streichelte er ihre nackten Schultern. Geradezu ehrfürchtig tasteten sie sich herab zu ihren Brüsten, die sich ihm bei der Berührung entgegendrängten. Elfie trug ein dezent rotes, schickes Kleid in der Mode der sechziger Jahre. Schulterfrei, mit zwei schmalen Trägern, am Oberkörper knapp und eng geschnitten und dann bauschig und glockenförmig bis zu den Knien mit einem damals so modischen gestärkten Petticoat darunter. Harry hatte sein Jackett und seine Krawatte längst abgelegt. Elfie presste die Lippen aufeinander, um nicht aufzustöhnen, als Harry ihre Brüste streichelte. Ihr Atem ging schwer und stoßweise, als ihre Finger an seinem Hemd die Knöpfe öffneten. Harrys Begierde wuchs ins Unermessliche. Aber er zwang sich zur Langsamkeit, zum grenzenlosen Genießen. Mit einer kurzen Bewegung zog er sich das Hemd über den Kopf. Ihre Finger glitten über seine Brustwarzen und ihre Lippen wanderten von seinem Mund seinen Hals entlang. Ihr Atem ging stoßweise und verursachte ein Kribbeln in seinem Bauch, das immer stärker wurde, als sie mit ihrem Mund eine seiner Brustwarzen umschloss. Sanft streifte Harry ihr die schmalen Träger von den Schultern, öffnete den Reißverschluss ihres Kleides und streifte es ihr unter ständigem Streicheln und Küssen ab. Dann folgte der Petticoat. Hingebungsvoll küsste er ihren Bauchnabel, seine Zungenspitze kreiste. Ihr schöner Körper bebte. Harry öffnete ihren BH. Ehrfurchtsvoll umfasste und streichelte er ihre vollen Brüste. Seine Lippen, seine Zungenspitze, seine Zähne spielten mit ihren harten Brustwarzen. Ihre Hände wanderten ungeduldig zu seinem Gürtel und öffneten ihn. Harrys Atem ging stoßweise, als sie unbeherrscht seine Hose aufknöpfte. Dann glitt ihre Hand tiefer und berührte seine Härte. Fahrig streifte er seine Hose und seine Unterhose ab. Unfähig, klar zu denken, drängte sich sein Körper an ihre weichen Rundungen, die ihm den Verstand raubten. Jede Faser seines Körpers war zum Zerreißen gespannt, als er ihr den Slip, selbst da zwang er sich noch zur Langsamkeit, auszog. Ihr Unterleib erschauerte genüsslich, als seine tastenden Hände ihre Scham erreichten. Vorsichtig streichelte er die feuchte Gegend und hatte plötzlich das unbändige Verlangen, sie dort zu küssen. Seine Zunge glitt an ihrem Körper hinab, wie zuvor seine Hände. Dann umspielte sie ihre intimste Stelle. Ein Schauer durchfuhr Elfie. Sie hatte das Gefühl, als müsse sie jeden Moment verbrennen. In ihren Ohren sauste es und sie stöhnte selbstvergessen auf. Seine Hände umfassten fest ihren Unterleib und unterstützten ihre wollüstigen Bewegungen. Seine Anspannung wurde nun nahezu unerträglich. Als sie ihn zu sich heranzog und ihre Hand seine Härte umschloss und streichelte, fiel alle Zurückhaltung von ihm ab. Seine Lenden pressten sich an ihren Unterleib und sein Glied fand wie von selbst den Weg in ihre feuchte Wärme. Das ekstatische Gefühl zwischen ihren Schenkeln wühlte sie auf. So fest wie es ging, drängte sie sich an Harry, und seine Bewegungen führten ihn immer tiefer in sie hinein. Sie verschmolzen zu einer Einheit. Atemlos bewegten sich beide Körper, als wollten sie sich nie mehr voneinander lösen. Elfie warf den Kopf unbeherrscht zurück, nach links, nach rechts. Plötzlich erzitterte sie. Aus dem Stöhnen wurde ein lang gezogener Schrei. Fast gleichzeitig löste sich auch bei Harry ein Urschrei der Erleichterung, der Erlösung. Beide fühlten sich, als würden sie zugleich fliegen und fallen. Erschöpft sanken sie in die Plüschkissen des Sofas. Beide waren verschwitzt, der Atem ging schwer. Glücklich sah Harry sie an. Ihr Gesicht war ihm noch nie so entspannt und leuchtend vorgekommen. Später, viel später, führte Elfie ihn in das Schlafzimmer, das er bis dahin noch nicht gesehen hatte. Irgendwann, die Sonne schien bereits hinter geschlossenen Vorhängen, schliefen sie eng aneinandergekuschelt ein.
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