Kitabı oku: «RoadMovie», sayfa 7

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Ich geriet nach und nach in Erregung, legte den linken Arm um sie und tastete nach ihrer linken Brust. Ihre Brüste waren groß und schwer, ich fühlte, dass sie keinen Büstenhalter trug. Sie ließ es geschehen, was mich mutiger machte. Ich stellte meine Bierflasche ab und begann mit der rechten Hand ihre Oberschenkel über ihrem durchgeknöpften roten Kleid zu streicheln. Sie erzählte unablässig weiter, als störte es sie nicht, oder als würde sie meine Berührungen nicht wahrnehmen. Als ich die unteren beiden Knöpfe ihres Kleides öffnete, machte sie die Beine ein wenig auseinander, so dass ich meine Hand über dem Slip auf ihren Schamhügel legen konnte. Mit dem Mittelfinger fuhr ich die Vertiefung zwischen ihren Schamlippen nach. Sie schien es weder zu genießen noch als unangenehm zu empfinden. Sie nahm es einfach hin. Ich hörte ihr nur noch mit halbem Ohr zu und bewegte meine Hand mit dem Slip langsam nach unten. Während sie redete, hob sie ihr Gesäß leicht an, so dass ich den Slip über ihre Pobacken ziehen konnte. Ihr Schamhügel war sehr dicht mit dunklem Haar bedeckt. Das Haar reichte sehr hoch bis zu ihrem dicken überhängenden Bauch. Als ich mit dem Finger in ihre Scheide eindrang, fühlte ich ihre Nässe. Ich versuchte, sie auf den Mund zu küssen, doch sie wehrte mich mit einem ungehaltenen Lass mich weitererzählen! ab. Ich knüpfte ihr Kleid weiter auf, ihre schweren Brüste hingen zur Seite. Sie ließ es zu, dass ich an einer ihrer Brustwarzen saugte. Gleichzeitig führte sie ihre Hand zu meinem Hosenschlitz, öffnete geschickt den Reißverschluss und knetete meinen ohnehin schon steifen Penis in der Unterhose. Sie unterbrach keinen Augenblick ihren Wortschwall.

Irgendwann sagte ich: „Erzähl weiter, ich hör dir zu, ich will’s mir nur ein wenig bequemer machen.“

Ich stand vom Bett auf, streifte Jeans und Unterhose ab, mein Glied stand senkrecht vom Unterleib ab. Sie redete immer weiter, umfasste, als ich mich wieder neben sie legte, wie beiläufig meine Hoden, knetete sie und schob ab und an meine Vorhaut vor und zurück, als führte sie Arbeiten am Fließband aus. Sie schaute mich nicht an, entledigte sich mit der freien Hand ganz ihrer Kleidung und drehte sich dann mit dem Gesicht zur Wand, redete weiter, streckte mir ihr Gesäß mit dem Blick auf ihre Körperöffnungen entgegen. Ich legte mich hinter sie, führte meinen Penis in ihre Vagina ein und wusste sofort, dass ich keine Ejakulation haben würde. Ich verlor mich in dieser viel zu großen, nassen Höhle. Ich stieß einige Mal zu, fühlte keine Resonanz bei ihr. Sie hielt mir ihre Geschlechtsteile hin und ließ mich damit allein. Es gab keine Reibung. Was sie sagte, wurde immer zusammenhangloser, ich hörte nicht mehr zu, versuchte nur noch zwanghaft meinen Samen in ihr abzuladen. Bevor es dazu kommen konnte, erschlaffte mein Penis. Was zuletzt nur noch Flüstern gewesen war, hatte aufgehört. Sie schien eingeschlafen zu sein. Ich lag noch einige Zeit wach und ärgerte mich, dass ich diesen Körper nicht besser genutzt hatte. Ich hatte selten eine so füllige und behaarte Frau gehabt, und nun war ich nicht einmal fähig gewesen, sie richtig zu vögeln. In einem letzten Versuch mich zu erregen, kroch ich hinunter und leckte ihren After und ihren Damm. Sie roch entsetzlich ungewaschen. Ich ließ von ihr ab, zumal sie überhaupt nicht reagierte und schnarchte. Ich trank mein Bier fertig und machte das Licht aus.

Wir trafen uns noch ein paar Mal im Studentenwohnheim, einmal übernachtete sie noch bei mir. Auch dieses Mal konnte ich mich nicht in sie ergießen. Es schien sie überhaupt nicht zu interessieren.

Einmal besuchte ich sie auf Zimmer 79. Sie zeigte mir das Buch, an dem sie gerade schrieb. Es war ein dicker Band im Format eines Messbuches. Sie zeigte mir verschiedene Stellen darin, sehr wirr mit Bleistift und Kugelschreiber geschrieben, vieles durchgestrichen, über und unter den Zeilen geschrieben. Sie sagte, ich käme auch darin vor.

Nachdem sie wieder nach Hannover zurückgekehrt war, schrieben wir uns über mehrere Jahre sehr merkwürdige Briefe. Sie beschrieb meist, wie schwer es ihr fiel mit den Menschen in ihrer Umgebung klar zu kommen. Ich versuchte, ihr klar zu machen, dass das Leben nun mal so ist, wie es ist. Wir schrieben mehrere Jahre grandios aneinander vorbei.

Nachdem ich nach Gießen umgezogen war, besuchte ich sie einmal mit meiner Frau in Hannover. Sie lebte inzwischen mit einem tunesischen Lehrer zusammen, der aber – wie sie mir geschrieben hatte – zurück nach Tunesien wollte.

Als wir uns wiedersahen, war sie dick, aufgeschwemmt, oft abwesend, dann wieder unangenehm sprunghaft. Wir hatten zwei Liter Rotwein in einer Ballonflasche mitgebracht. Während sie das Essen zubereitete, gingen wir mit ihrem Freund ein wenig um die Häuser. Als wir nach etwa einer Stunde zurück kamen, hatte sie die Flasche bis auf etwa ein Drittel geleert.

Ich hatte kaum noch Erinnerungen, wie der restliche Tag verlief. Ihr Freund ging früh ins Bett, weil er am nächsten Tag arbeiten musste. Meine Frau war erkältet und ging auch schlafen, so dass Hilde und ich irgendwann allein auf einer Matratze – sie hatten, wie es damals unter Studenten Mode war, keine Möbel im Wohnzimmer - vor dem Fernseher saßen. Nachdem wir eine Weile nur schweigend das Fernsehprogramm angeschaut hatten, öffnete sie plötzlich meine Hose, griff in meinen Slip und holte meinen Penis heraus.

Ich war so überrascht, dass ich nicht einmal protestierte. Die Situation war völlig unerotisch. Ihr Freund oder meine Frau hätten jeden Augenblick das Zimmer betreten können. Mein Penis wurde nicht steif. Sie mühte sich ab, ließ ihre Zunge um meine Eichel spielen, knetete meine Hoden, brachte aber keine Reaktion zustande.

„Ach, bei dir geht das nicht, bei Ismael funktioniert das immer!“ sagte sie vorwurfsvoll.

Ich war zu feige, sie richtig abzuwehren. Ich versuchte ihr klar zu machen, wie grotesk das alles war, was sie aber nicht störte. Sie begann, mit meinem Penis zu sprechen. Wenn Frauen das tun, ängstigt mich das. Ich kann mir nicht vorstellen, wie es wäre, wenn ich mit einer Klitoris oder einer Vagina sprechen würde. Sie war ausdauernd, verlor jedoch das Interesse, weil sich nichts bei mir regte, und ging aus dem Zimmer.

Am nächsten Morgen, unserem Abreisetag, fragte sie mich, ob ich mit meiner Frau darüber sprechen würde. Als ich bejahte, bat sie mich: „Tu’s bitte erst, wenn ihr auf der Autobahn seid!“

Nach dem Besuch schrieb ich ihr noch einen Brief, in dem ich ihr empfahl, etwas gegen ihren übermäßigen Alkoholkonsum tun, und dass ich keinen Kontakt mehr mit ihr wollte, weil mir das alles zu kompliziert sei.

In ihrem Antwortbrief spielte sie ihr Alkoholproblem herunter, sie hätte das alles im Griff und es wäre eine Ausnahmesituation gewesen. Ihre weiteren Briefe zerriss ich ungelesen.

Fünfzehn oder zwanzig Jahre später, als ich wieder alleine lebte, fand ich auf meinem Anrufbeantworter eine Nachricht vor: Ich suche den Peter, den ich mal in Mannheim getroffen habe und der damals so eine süße Frau hatte. Ich bitte dringend um Rückruf. Und dann nannte sie eine Telefonnummer. Es war Hildes Stimme. Ich habe nicht zurückgerufen.

*

Ich hörte Menschen im Haus. Die anderen Gäste schienen nach und nach einzutreffen. In meinem Bett war es angenehm warm, und ich hatte noch keine Lust, mich zu erheben. Ich hing noch einmal der Erinnerung an Hilde nach. Ich fand die Entscheidung, mich nicht mehr bei ihr zu melden, immer noch gut. Die Begegnung mit Hilde war nicht etwas, auf das ich stolz war. Ich fühlte mich eher schlecht, wenn ich mich daran erinnerte.

Für eine Begegnung mit Menschen war es mir noch zu früh. Ich blieb liegen und lauschte den Geräuschen im Haus. Es waren fast nur Männer zu hören, dazwischen gelegentlich eine Frauenstimme. Alles hörte sich entspannt, beinahe fröhlich an. Da schienen sich Menschen nach Feierabend zu begrüßen und auf den Abend vorzubereiten.

Mir fiel auf, dass ich den ganzen Tag noch keine Lust auf eine Zigarette verspürt hatte. Im Flur schien jemand zu rauchen. Der Geruch, der durch die Türritzen kam, war mir unangenehm. Aber ich hatte Lust auf einen Espresso. Ich gähnte ausgiebig, stand dann auf und ging ins Bad. Dort bekam ich Lust auf eine Dusche. Als ich das heiße Wasser auf meiner Haut fühlte, war es, als würde etwas von mir abgespült, etwas, das mich wie eine Haut aus Plastik umhüllt und am freien Atmen gehindert hatte. Ich wusste nun wieder ganz genau, was ich zu tun hatte. Ich musste das hier hinter mich bringen. Morgen würde ich meinen Plan bis ins kleinste Detail ausarbeiten. Heute würde ich es mir hier im Hause gut gehen lassen.

Ich verließ die Kabine und trocknete mich mit dem bereit liegenden weißen Badetuch ab. Ich zog hellgrauen Anzug an, den ich dabei hatte, dazu ein fliederfarbenes Hemd und eine hellgraue Krawatte. Ich gefiel mir, ich hatte in den letzten Tagen viel an Gewicht verloren, besonders der Bauchansatz war sehr zurück gegangen. Ich schloss das Zimmer ab und machte mich auf die Suche nach der Gaststube. Im Treppenhaus begegnete mir eine junge Frau, etwa Anfang zwanzig, die mich freundlich grüßte. Ich grüßte zurück, fühlte mich leicht und frei.

Unten hörte ich Stimmen durch eine offene Tür. Es war das Gastzimmer. Ich fand noch einen freien Tisch am Fenster mit Blick auf die Straße, auf der ich gekommen war. Die Speisenkarte war in einen Klemmständer gesteckt und bot alles vom belegten Brot bis zum Zürcher Geschnetzelten.

Ich entschied mich wieder einmal für das echte Wiener Schnitzel vom Kalb samt Beilagen und für einen halben Liter Bordeaux. Als die Kellnerin kam, bestellte ich vorneweg noch einen Grappa. Dann sah ich mir die Leute an, die um mich herum saßen. Viele jüngere Leute in Freizeitkleidung, an einem Tisch saß ein älteres Paar. Die Kellnerin schien Anfang dreißig, dunkle, fast schwarze Haare, schlank, wenig Busen, Rock, der ihre phänomenalen Beine betonte. Ich genoss meinen Grappa in Schlückchen. Ich war mit mir und der Welt im Reinen.

Nach dem Essen zahlte ich, gab der Kellnerin mehr Trinkgeld als üblich und verließ das Restaurant. Ich trat vor die Haustür. Die Luft war herrlich mild. Über mir – es war mittlerweile Nacht geworden – wölbte sich ein tief dunkelblauer Himmel mit unbeschreiblichen Sternhaufen. Da war wieder dieses seltsame Gefühl, dass ich zwei oder drei Jahrhunderte zu früh geboren war. Ich sah mich gern als Captain Picard in einem Raumschiff bei der Erforschung des Universums, auf der Suche nach dem Ursprung des Lebens – jedenfalls in meinen Tagträumen.

Ich war mir sicher, dass nicht nur ich gerade in den Himmel starrte und mich fragte, was wohl hinter diesen Staubhaufen vor uns verborgen war. Meine Lieblingsfantasie war, dass es einen verrückten Gott gab, der zwar nicht würfelte, aber wie der Zauberlehrling etwas in Gang gesetzt hatte, was ihn in Erstaunen versetzte, was er aber nicht mehr anhalten konnte, weil er den passenden Zauberspruch vergessen hatte.

Je länger ich nach oben blickte, um so mehr schien mich die Tiefe des Raumes anzusaugen. Es war ein bisschen wie im Kino oder wenn in Fernsehserien Raumschiffe Fahrt aufnehmen. Energie! sagte Captain Picard immer nach überstandenen Abenteuern, und das Raumschiff ging ab. Im Original sagte er Engage!, aber das Wort Energie gefällt mir besser.

Ich weiß nicht, wie lange ich so gestanden hatte, als ich plötzlich eine Frauenstimme neben mir hörte.

„Schöner Abend, nicht wahr?“

„Ja, ziemlich beeindruckend“, antwortete ich, ohne mich der Person zuzuwenden, die mich angesprochen hatte. „Ich könnte stundenlang hier stehen und schauen.“

„Es ist selten geworden, dass wir den Himmel so deutlich sehen können. Unsere Welt ist so hell geworden, dass die Sterne nicht mehr die Leuchtkraft haben, dass wir sie sehen können. Nur hier draußen und in ganz klaren Winternächten ist es noch möglich. Lichtverschmutzung nennt man das.“

Ich wollte sie nicht anschauen. Ihre Stimme war sympathisch, vielleicht mittleren Alters. Es war gut zu spüren, dass es Menschen in meiner Nähe gab, dass ich nicht verloren war in diesem Meer von leuchtenden Punkten.

Wir schwiegen bis sie sagte: „Es wird kühl, ich geh mal wieder rein!“

„Hätten Sie noch Lust einen Wein mit mir zu trinken?“ fragte ich hastig.

„Danke für das Angebot, aber ich bin sehr müde von der Fahrt, vielleicht ein andermal. Noch einen schönen Abend wünsche ich Ihnen!“

„Auch so“, sagte ich und ärgerte mich, dass ich es versucht hatte. Mir war gar nicht nach Unterhaltung gewesen und ich wollte jetzt auch nicht mit einer Frau allein sein. Ich hatte es aus alter Gewohnheit getan.

Ich hatte die Frau nicht einmal richtig angesehen. Ich war überzeugt, dass sie mich in der Dunkelheit nicht richtig wahrgenommen hatte. Das beruhigte mich. Es wäre mir unangenehm gewesen, wenn sie mich am nächsten Tag angesprochen hätte. Ich hätte nicht sagen können warum. Es war nichts passiert, doch ich hatte das Gefühl, ich hatte mich daneben benommen. Es musste die überhastete Frage gewesen sein, die mich so verunsichert hatte, dieses Zurückfallen in alte Muster.

Ich stieg die Treppe hoch zu meinem Zimmer. Als ich die Tür hinter mir schloss, kehrte das Gefühl der Geborgenheit zurück, das nachmittags in diesem Zimmer so gewesen war. Ich zog den Stuhl ans offene Fenster und setzte mich, nachdem ich das Licht ausgeschaltet hatte. Es war nicht dasselbe wie draußen. Wie von weit her, hörte ich die Stimmen aus dem Restaurant. Der Zauber des Augenblicks vor der Haustür kehrte nicht zurück.

*

Ich schlief tief und scheinbar traumlos in dieser Nacht, erwachte, weil mein Zimmer zu hell geworden war. Ich hatte in der Nacht den Vorhang nicht vorgezogen. Als ich die Augen aufmachte, musste ich heftig niesen. Das ging so sieben, acht mal. Niesen hat etwas Befreiendes. Früher nahm ich manchmal Schnupftabak. Meist muss ich nur in die Sonne schauen, um eine Serie auszulösen.

Es war vor acht. Ich begann, mir ein Frühstück auszudenken. Seit ich nicht mehr rauchte – es waren jetzt schon fast zwei Tage – hatten offenbar meine Geschmacksnerven ihre Wiederauferstehung begonnen. Das Schnitzel am Abend zuvor hatte geschmeckt wie schon lange nicht mehr.

Ich duschte lange, zog dann ein schwarzes T-Shirt und beigefarbene Jeans an. Der Spiegel sagte mir, dass ich wieder Gewicht verloren hatte. Ich ging hinunter ins Restaurant, wo ein opulentes Frühstücksbüffet aufgebaut war.

Ich bestellte einen doppelten Espresso bei einer jungen Bedienung, die ich noch nicht kannte, und besah mir das Angebot.

Ich nahm ganz wenig vom Rührei und ein Vollkornbrötchen und suchte mir dann einen Platz. Mitten im Raum stand ein kleiner Tisch an dem eine umwerfend aussehende Frau saß, die mich anschaute, als kenne sie mich. Ich steuerte auf sie zu und fragte sie, ob ich bei ihr Platz nehmen dürfe. Sie nickte zustimmend.

„Wie kennen uns doch schon von der Freiluftveranstaltung gestern Abend“, sagte sie, worauf ich meinerseits nickte. „Sie müssen entschuldigen, dass ich Ihre Einladung nicht angenommen habe. Ich war wirklich sehr müde, ich habe geschlafen wie eine Tote.“

„Haben Sie eine lange Fahrt gehabt?“ wollte ich wissen.

„Ich bin auf dem Heimweg von einem Seminar in Kopenhagen, und ich bin an einem Stück durchgefahren.“

Ich schaute ihr in die Augen, als ich sagte: „ Ich muss zugeben, eigentlich meinte ich gar nicht, was ich gestern gesagt habe. Ich wollte viel lieber allein mit mir sein. Es war wohl so ein Reflex.“

„Reflex? Wie meinen Sie das? Reflex worauf?“

„Kann ich nicht so einfach erklären, weiß ich selbst nicht so genau. Will ich, glaube ich, auch gar nicht so gern darüber reden. War auf jeden Fall nett mit Ihnen da draußen zu stehen.“

Sie schaute von Ihren Rühreiern auf, grinste mich schelmisch an und sagte: „Das ist ein tolles Kompliment, dass man mit mir nett irgendwo herumstehen kann.“

Ich musste auch grinsen. „Ich wollte damit sagen, dass mir Ihre Nähe angenehm war. Sie gaben mir das Gefühl, nicht verloren zu sein in Raum und Zeit.“

„Heißt das, es hätte auch jemand anderes da mit Ihnen herumstehen können?“

„Wenn ich ehrlich bin, ja. Aber es war Ihre Stimme, die mich so anzog. Komisch, wir kennen uns überhaupt nicht und führen eine solche Unterhaltung hier.“

„Vielleicht gerade deshalb“, sagte sie nachdenklich und widmete sich den Resten Ihres Frühstücks. Ich trank meinen Espresso, Hunger verspürte ich nicht. Ich begann, mich unangenehm zu fühlen. Wo war ich hier eigentlich? Was wollte ich hier am Tisch einer wildfremden Frau, die – zugegeben - eine sehr angenehme Stimme hatte? Ich fürchtete, in Panik zu geraten.

„Was machen Sie eigentlich hier?“ hörte ich sie fragen. „Sie kommen mir etwas verloren vor.“

„Das höre ich in letzter Zeit häufiger. Muss wohl was dran sein. Wenn Sie es genau wissen wollen, ich bin auf der Flucht.“

„Sie heißen aber nicht zufällig Richard Kimble?“

Das kannte ich schon.

„Nein, hinter mir ist niemand her, ich will eher etwas hinter mir lassen. Mein bisheriges Leben, meine Familie, einen nervtötenden Job, meine Ängste und einiges, was ich vergessen habe.“

„Also eher die Midlife-Crisis?“

„Ich weiß nicht, ob man das so nennt. Es ist so ein Bedürfnis, irgendwo neu anzufangen, von Null an.“

„Ja, genau das habe ich schön öfter von Männern gehört. Hört sich immer nach Drücken vor Verantwortung an.“

„Wenn Sie es so nennen wollen. Vielleicht ist es ja aber auch was ganz anderes.“

„Da bleibt nicht mehr viel“, sagte sie ziemlich knapp.

„Wie wäre es mit permanenter Überlastung oder Revidierung von falschen Entscheidungen?“

„Männer finde immer solche tollen Erklärungen.“

Die Atmosphäre unseres Gesprächs schien feindselig zu werden, ohne dass ich mir erklären konnte, wie es dazu gekommen war. Sie schaute mich nicht mehr an, wir taten beide, als seien wir intensiv mit dem beschäftigt, was noch auf unseren Tellern war. Ich überlegte, wie ich am elegantesten den Rückzug antreten konnte. Ich musste hier raus, und ich wählte den einfachsten Weg, indem ich förmlich wurde.

Ich trank meinen letzten Schluck Espresso und sagte dann: „Sie entschuldigen mich bitte, ich muss dann los. Hat mich gefreut, Sie kennen zu lernen.“

Wie geistesabwesend schaute sie mich noch einmal an, schien durch mich hindurch zu sehen, sagte: „Ja, ja, Wiedersehen.“

Ich erhob mich, rückte meinen Stuhl zurecht und ging zum Tresen, um mein Frühstück auf die Rechnung setzen zu lassen. Ich hatte keineswegs die Absicht, dieses schöne Haus zu verlassen, nur weil die Kommunikation mit dieser Person gescheitert war.

Ich ging auf mein Zimmer, legte mich auf das Bett und starrte an die Decke. Ich wollte mich nicht von dieser Frau herunterziehen lassen, aber ich war bereit, über das nachzudenken, was sie gesagt hatte. Lief ich vor der Verantwortung davon? Was hieß das überhaupt „Verantwortung tragen“? Sie wusste nichts von mir und warf mich in Ihren Männertopf. Ich spürte Zorn in mir aufsteigen. Ich hatte bisher in meinem Leben eher zu viel Verantwortung getragen, mehr als man einem einzelnen Menschen zumuten kann. Die Trauer hinter dem Zorn regte sich wieder. Die Tränen schossen mir in die Augen. Zuerst wollte ich mich dagegen wehren, dann brachen die Dämme. Es lief aus mir heraus. Alle diese Bilder, die ich seit meiner Kindheit mit mir herumschleppte, stiegen in mir auf. Jedes Bild hatte seine eigene emotionale Qualität. Zusammengenommen bildeten sie einen Ozean aus Schmerz und Scham.

Meine Augen schmerzten. Muskeln im Gesicht, die ich lange nicht mehr gespürt hatte, verkrampften sich, bis es nach einer Ewigkeit aufhörte. Ich fühlte eine tiefe Entspannung die von meinem Gesicht ausging und bis in meine Füße reichte.

Das Haus war still. Ich hörte keine Stimmen, kein Geklapper von Geschirr, nichts. Einen Augenblick wünschte ich, so müsste es immer sein. Es war die Abwesenheit von Geräuschen, von Menschen, auch von Leben. Grenzenlose Ruhe.

Ich schreckte auf. Da war wieder diese Fantasie, die mich früher schon so angezogen hatte. Wie wäre es, wenn ich das jetzt beenden würde? Ich hatte früher alles gedanklich schon durchgespielt: Pistole, den Gang ins Wasser, den Sprung von einer hohen Brücke, von einem Hochhaus. Am angenehmsten war mir der Gedanke an ein Gift, das keine Schmerzen verursacht. Ich dachte an Sokrates und den Schierlingsbecher. Es hatte mir immer gefallen, mit welcher Gelassenheit er das Leben verließ, das Leben, wie wir es uns vorstellen.

Letzten Endes war da immer etwas gewesen, das mich am Leben hängen ließ. Ich fürchtete, dass es im Augenblick nicht mehr so viel gab, das mich wirklich festhielt.

Wofür lohnte es sich zu leben? Mein Frau und meine Kinder schienen so weit von mir entfernt, dass es mir schwer fiel, mir ein Bild von Ihnen zu machen. Patrizia hatte mich verstoßen. Die so genannten großen gesellschaftlichen Aufgaben waren nie mein Ding gewesen. Die hatte ich lieber den Selbstdarstellern überlassen.

Und dann fiel mir wieder dieser Satz aus den Bremer Stadtmusikanten ein: Etwas Besseres als den Tod findest du überall. Ich wusste nicht mehr, wer ihn zu wem gesagt hatte. Doch er war ein starker Anker.

In meinen Tagebüchern, die ich seit vielen Jahren schrieb, war immer wieder der Gedanke verzeichnet, ein Ende zu machen. Ganz nüchtern, ohne kitschige Gefühle, mit der ernsthaften Frage an mich selbst, ob es irgendjemand schade, wenn ich mich verabschiedete. Mir waren dazu nie endgültige Antworten eingefallen.

Ich hatte einige sehr alte Erinnerungen an Situationen, in denen ich hätte sterben können. Als ich etwa sieben oder acht Jahre alt war, fiel ich beim Laufen hin. Ein Grashalm mit einer großen Ähre drang tief in meinen geöffneten Mund und in den Hals. Ich war sehe nahe daran zu ersticken. Mein bisheriges kurzes Leben lief vor mir ab wie ein Film. Ich schaffte es aber, durch ein heftiges Husten oder Räuspern meinen Hals frei zu bekommen. Ich bin mir sicher, dass dieses Erlebnis universelle Qualität hatte. Ich, dieses Kind, hatte eine menschliche Schlüsselsituation erlebt, den Kampf gegen den Tod.

Ähnliches passierte etwas später. Es war Winter, Schneematsch, glatte Straßen. Ich überquerte eine Straße an der Einmündung. Ein Auto bog auf meine Straße ab, ohne auf mich Rücksicht zu nehmen. Ich rutschte aus, wohl eher vor Schreck, schlitterte auf dem Hosenboden ein Stück und fand mich vor dem linken Vorderrad des PKW wieder, dem es tatsächlich gelungen war, etwa fünf Zentimeter vor mir zum Stehen zu kommen. Der Fahrer schaute aus seinem Seitenfenster heraus und sagte nur: „Da hast du aber noch einmal Glück gehabt!“ Ein Bruder meines Vaters, der zufällig mit seiner Frau auf der anderen Straßenseite alles beobachtet hatte, begann mit dem Fahrer herumzuschreien. Ich entfernte mich, wusste nicht, wie mir geschehen war.

Die beiden Vorfälle und ein paar andere, spätere, verstärkten in mir das Bewusstsein, dass ich zu irgendeinem wichtigen Zweck auf der Welt war, dass ich eine Aufgabe hatte, für die ich aufbewahrt wurde, vor der ich nicht davonlaufen konnte. Kinder erklären sich die Welt so. Ich hing lange an der Vorstellung von einer höheren Instanz, die Großes mit mir vorhatte. Es wertete mich auf, gab mir das Gefühl, etwas Besonderes zu sein.

Dann kam eine Zeit, zu der dieses Gefühl allmählich verschwand. Es war genau, als ich den Kontakt mit mir verlor, als ich langsam aber stetig feststellte, dass ich nicht mehr ich selbst war, dass ich Dinge tat, die ich niemals hatte tun wollen. Sie verstießen nicht gegen Gesetze oder moralische Werte. Aber ich lebte nicht mehr meinen Lebensentwurf. Ich hatte mich von einer Frau einfangen lassen, die mich an ein Haus kettete und mich mit Kindern, mit neuer Verantwortung, konfrontierte.

Diese Phase, die vielleicht zehn oder zwölf Jahre dauerte, endete mit einem Erlebnis in den Dolomiten. Meine Frau war gerade zum vierten Mal schwanger, ein Termin bei pro Familia war schon gemacht. Ich war wieder mit Johannes und anderen unterwegs. Ich kämpfte mich einen Klettersteig hoch, der mir in der Vergangenheit stets Auskunft über meinen augenblicklichen körperlichen und psychischen Zustand gegeben hatte. Ich wollte mich prüfen, ob ich die Kraft für ein drittes Kind hatte. Eines war bereits nach ein paar Wochen von selbst abgegangen. Schon nach wenigen Höhenmetern war mir klar, dass es dieses Mal ein besonderer Anstieg war. Ich war trittsicher, völlig frei von Höhenangst, aber ich fühlte sehr bald, dass ich schnell an die Grenzen meiner körperlichen Möglichkeiten kommen würde. Etwa zweihundert Meter unterhalb der Passhöhe war es so weit. Ich setzte mich auf einen Stein, ließ die anderen an mir vorbeiziehen und spürte in mich. Ich war leer, in meinem Kopf herrschte eine leere Klarheit, wie ich sie noch nie erfahren hatte. Es gab nur einen Gedanken: Wenn du jetzt noch zwanzig Meter weitergehst, ist alles vorbei. Es ist ganz leicht. Du musst nur aufstehen und diese paar Meter überwinden, dann überschreitest du die Schwelle. Es wird nicht weh tun. Das Bild von den ewigen Jagdgründen drängte sich mir auf. Ich ertappte mich bei einem Lächeln. Mein Atem war tief und gleichmäßig, während gleichzeitig mein Körper sich aufzulösen schien.

Ich kann nicht beschreiben, wie lange dieser Zustand anhielt. Doch schien sich die innere Klarheit nach außen zu übertragen. Ich nahm nach und nach meine Umwelt wahr, sah nach oben, sah Menschen, sah die scharfen Umrisse der Berge, die sich gegen den himmelblauen Himmel abzeichneten. Ich hatte eine Entscheidung getroffen, mein Körper hatte für mich entschieden. Es war noch nicht die Zeit zu gehen. Ich musste nicht mehr zur Passhöhe. Ich hatte alles erfahren, was ich wissen musste. Doch waren unten weitere Entscheidungen zu treffen.

Als ich nach Hause kam, hatte sich das Kind entschieden, nicht zu bleiben. Ich hatte mich entschlossen, meine Familie zu verlassen.

Ich habe mich später immer wieder gefragt, was da in den Bergen geschehen war. Ich war mir sicher, dass ich der Schwelle zum Tod sehr nahe war. Ich hatte keine Angst vor dem, was mich erwartet hätte. Alles war hell und verlockend. Ich war eher neugierig auf das, was hätte kommen können. Es wäre so leicht gewesen. Noch immer beschäftigte mich, was gleichzeitig im Tal geschah, was in meiner Frau vorging. Wir haben niemals darüber gesprochen. Ein anderer, eher esoterischer Aspekt, betrifft das im Entstehen gestorbene Kind. Welche Kräfte wirken in uns und um uns, von denen wir nichts wissen oder die wir nicht erkennen oder wahrnehmen wollen? Warum geschehen die Dinge so wie sie geschehen? Beeinflusst unser Unterbewusstsein die Physik unseres Lebens so, dass sie sich unseren Befindlichkeiten fügt? Ich bin überzeugt, dass es für alle so am besten war.

Ein Entschluss war gefasst. Ich packte meine Kleider zusammen. Der Gürtel meiner Hose bestätigte mir, dass ich wieder Gewicht verloren hatte. Ich ging nach unten, verlangte meine Rechnung, zahlte, bedankte mich für die schöne Atmosphäre des Hauses, stieg in mein Auto und fuhr in Richtung Gumpingen.

Zuerst brauchte ich eine Unterkunft, dieses Mal nicht bei Inga. Ich hielt vor dem erstbesten Hotel, checkte ein, ging auf das Zimmer und legte mein Gepäck ab. Ich überprüfte noch einmal mein Bargeld, es schien mir noch genug. Um mir ein Auto zu mieten, brauchte ich nur meine Kreditkarte. Ich dachte mir, dass es sehr ungünstig gewesen wäre, mit meinem Autokennzeichen in Patrizias Straße aufzutauchen. Bei einer Tankstelle mit Autovermietung, die ich im Vorbeifahren gesehen hatte, mietete ich mir einen blauen Renault Twingo, der mir unauffällig schien. Mein Auto konnte ich dort abstellen. Es war ein merkwürdiges Gefühl, wieder in einem Renault zu sitzen. Ich hatte für ein paar Jahre einen Renault 18 gefahren, ein Schiff, bei dem sich bei Tempo 130 regelmäßig die Kühlerhaube aus der Verankerung löste und nur durch den Sperrriegel am Hochklappen gehindert wurde. Der kleine Twingo war ein völlig anderes Auto. Ich mochte ihn auf Anhieb. An der Tankstelle hatte ich mir neben ein paar Schokoriegeln auch einen Stadtplan gekauft, bevor ich losfuhr.

PATRIZIA

Patrizias Verhältnis zu Männern war kompliziert. Den ersten Sex, an den sie sich erinnerte, hatte sie mit einem Mitschüler gehabt. Es war nicht schön gewesen. Es hatte zwar nicht weh getan, aber auch keinen Spaß gemacht. Er hatte auf ihr gelegen und gestöhnt, bis er fertig war.

Es hatte sich so ergeben. Mit fünfzehn wollte sie es endlich wissen, und Stefan hatte auch noch keinen Sex gehabt. Er hatte zwar mit Jungen aus dem Fußballclub schon gemeinsam unter der Dusche masturbiert, aber mit Mädchen war noch nichts gewesen.

Sie hatten es danach nicht mehr miteinander gemacht, weil sie nicht ineinander verliebt waren. Sie hatten beide bekommen, was sie gesucht hatten, und das hatte ausgereicht, um weiter miteinander umgehen zu können. Unabhängig voneinander hatten sie, wenn die Sprache darauf kam, in ihrem jeweiligen Freundeskreis erzählt, wie toll der andere im Bett sei. Vielleicht war das der Grund, warum ihre Freundschaft immer noch bestand.

Sie trafen sich gelegentlich zum Essen oder bei Freunden und erzählten sich von ihren Problemen. Sie gingen dabei bis in intimste Details, von denen nicht einmal ihre Partner wussten. So kannte Stefan auch Patrizias Gier nach immer neuen Männern und ihre gelegentlichen Abstürze in sexuelle Abgründe.

Ihre erste Ehe war an ihren sexuellen Eskapaden gescheitert. Ihr Mann ertrug es nicht mehr, dass sie manchmal tagelang nicht nach Hause kam. Schlimmer für ihn war noch, dass sie ihm jedes Mal - wie es ihm schien - fast zwanghaft alle unappetitlichen Einzelheiten schilderte. Er hatte sie oft gebeten, das doch für sich zu behalten. Sie konnte aber nicht anders. Es schien ein zusätzlicher Kick für sie zu sein.

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