Kitabı oku: «Christlicher Glaube - was ist das?»
Helmut Fischer
Christlicher Glaube – was ist das?
Klärendes, Kritisches, Anstöße
Theologischer Verlag Zürich
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über www.d-nb.de abrufbar.
Umschlaggestaltung
Simone Ackermann, Zürich, unter Verwendung von Vincent van Gogh (1853–1890), Die Sternennacht, Saint-Remy, Juni 1889 (Öl auf Leinwand, 73,7 x 92,1 cm; Museum of Modern Art, New York); © akg-images/Lessing
Bibelzitate nach: Zürcher Bibel 2007
ISBN 978-3-290-17614-3 (Buch)
ISBN 978-3-290-17685-3 (Epub)
|XX| Seitenzahlen des Epubs verweisen auf die gedruckte Ausgabe.
© 2011 Theologischer Verlag Zürich
Alle Rechte vorbehalten
Für Mai-Britt
über die Konfirmation hinaus
Inhaltsverzeichnis
Einführung
1 Religion
1.1 Religion – Was ist das?
1.1.1 Religion – ein umstrittenes Phänomen
1.1.2 Religion ist nicht das, was jeder dafür hält
1.1.3 Religion – eine Möglichkeit nur des Menschen
1.1.4 Religion lässt sich biologisch nicht definieren
1.1.5 Religion und Sprache
1.1.6 Der Sinnhorizont von Religion
1.2 Ausformungen von Religion
1.2.1 Religion äußert sich konkret
1.2.2 Religion äußert sich als Bewusstsein einer Gemeinschaft
1.2.3 Die Naturreligionen
1.2.4 Die regionalen Hochreligionen
1.2.5 Die Blickrichtung der Menschen ändert sich
1.2.6 Der Schritt zu den universalen Religionen
1.2.7 Was mit »Religion« gemeint sein kann
1.3 Judentum, Christentum und Islam als Universalreligionen
1.3.1 Das Judentum
1.3.2 Das frühe Gottesverständnis der Israeliten
1.3.3 Der Schritt zum Monotheismus
1.3.4 Das Christentum
1.3.5 Der Islam
1.3.6 Monotheismus und Universalreligion
1.4 Religion und Kultur
1.4.1 Was ist unter »Kultur« zu verstehen?
1.4.2 Die Rolle der Religion in den frühen Kulturen
1.4.3 Religion und Kult
1.5 Religion und Staat
1.5.1 Die Alte Welt
1.5.2 Die Einheit von Kirche und Staat bis ins 19. Jahrhundert
1.5.3 Die Trennung von Kirche und Staat
1.5.4 Persönliche Verantwortung ist jetzt gefordert
2 Basis und Bedingungen unseres Redens von Gott und Glauben
2.1 Theologie
2.1.1 Was heißt »Theologie«?
2.1.2 Das Selbstverständnis der Theologie
2.1.3 Theologie und kirchliche Lehre
2.1.4 Theologie und Glaube
2.1.5 Theologie und Frömmigkeit
2.1.6 Theologie und Wissenschaft
2.1.7 Theologie und Wahrheit 40
2.2 Sprache
2.2.1 Biologische Tatbestände
2.2.2 Gehirn und Sprache
2.2.3 Signalsysteme sind noch keine Sprache
2.2.4 Vom Tiersignal zur Menschensprache
2.2.5 Die Verschiedenheit der Sprachen
2.3 Unsere Sinne und die Weltwirklichkeit
2.3.1 Unsere Sinne – unterschiedliche Türen zur Welt
2.3.2 Was uns die Sinne vermitteln
2.3.3 Von welcher Wirklichkeit sprechen wir?
2.4 Zur Struktur der indoeuropäischen Sprachen
2.4.1 Die Rolle der Sprache für Welterkennen und Religion
2.4.2 Charakteristika der indoeuropäischen Sprachen
2.4.3 Das Tätersubjekt als sprachliche Setzung
2.4.4 Andere Sprachstrukturen
3 Bibel
3.1 Das Entstehen schriftlicher Christuszeugnisse
3.1.1 Am Anfang steht das menschliche Gotteszeugnis durch Jesus
3.1.2 Die drei ersten (synoptischen) Evangelien
3.1.3 Die Briefe des Apostels Paulus
3.1.4 Die nichtpaulinischen Briefe
3.1.5 Die johanneischen Schriften
3.1.6 Die Schritte zum biblischen Kanon
3.1.7 Die ganze Bibel
3.2 Der Charakter der biblischen Schriften
3.2.1 Biblische Texte als historisch bedingte Texte
3.2.2 Von Gotteswirklichkeit lässt sich nur metaphorisch reden
3.2.3 Metaphern sind letztmögliche Andeutungen
3.2.4 Metaphern sind vielförmig
3.2.5 Metaphern sind vieldeutig
3.3 Die angemessene Deutung biblischer Texte
3.3.1 Biblische Texte sind historische Zeugnisse
3.3.2 Verfasser schreiben für ihre Zeitgenossen
3.3.3 Wer entscheidet, was gilt? 60
4 Gott
4.1 Religionsgeschichtliches
4.1.1 Keine allgültige Definition
4.1.2 Nichtpersonale Gottheiten
4.1.3 Polytheismus
4.1.4 Schritte zum Monotheismus
4.2 Der jüdische Monotheismus
4.2.1 Monotheismus – ein nützlicher Hilfsbegriff
4.2.2 Gott ist ohne Anfang
4.2.2 Gott offenbart sich in der Geschichte
4.2.3 Gott ist der Welt gegenüber
4.2.4 Gott ist weder erkennbar noch darstellbar
4.2.5 Gott existiert – aber wie?
4.3 Der Gott der Philosophen
4.3.1 Die griechischen Sophisten
4.3.2 Platon
4.3.3 Aristoteles
4.3.4 Philosophien des Hellenismus (4. Jh. v. Chr. bis 6. Jh. n. Chr.)
4.3.5 Die bleibende Verbindung von Philosophie und Theologie
4.4. Das christliche Gottesverständnis
4.4.1 Der historische Jesus
4.4.2 Die Quelle und Basis christlichen Gottesverständnisse
4.4.3 Ausformungen christlicher Gottesverständnisse
4.5 Abbauformen des christlichen Gottesverständnisses
4.5.1 Der Theismus
4.5.2 Der Deismus
4.5.3 Der Pantheismus
4.5.4 Der Monismus
4.5.5 Der Atheismus
4.5.6 Der Agnostizismus
4.6 Das Spezifikum des christlichen Gottesverständnisses
4.6.1 Die Notwendigkeit der kritischen Prüfung
4.6.2 Die Trinitätslehre muss befragbar bleiben
4.6.3 Der Schöpfer
4.6.4 Der Sohn
4.6.5 Der Heilige Geist
4.6.6. Klärendes zum deutschen Wort »Liebe«
5 Jesus
5.1 Biographisches
5.1.1 Jesus – eine historische Person
5.1.2 Biographisch Verbürgtes
5.2 Die Botschaft Jesu
5.2.1 Das Reich Gottes ist nahe
5.2.2 Wo und wie sich Reich oder Herrschaft Gottes ereignen 85
5.3 Die Deutung der Person Jesu
5.3.1 Was Urteile über Jesus sagen
5.3.2 Was in den Würdenamen zum Ausdruck kommt
5.3.3 Die Vergöttlichung Jesu
5.3.4 Aus Jesus von Nazaret wird der Christus der Kirche
5.4. Welcher Jesus gilt?
6 Glaube
6.1 Klärung des Wortverständnisses
6.1.1 Der umgangssprachliche Gebrauch
6.1.2 Die religiösen Bedeutungen
6.1.3 Der nichtreligiöse Glaube der griechischen Philosophie
6.1.4 Glaube im Alten Testament
6.2 Christlicher Glaube in der Geschichte
6.2.1 Der Glaube Jesu
6.2.2 Der Glaube an Jesus
6.2.3 Der jüdisch-urchristliche Vertrauensglaube wird hellenisiert
6.3 Die Ausformung von drei Glaubenstypen
6.3.1 Der orthodoxe Typus
6.3.2 Der römisch-katholische Typus
6.3.3 Der protestantische Typus
6.4 Nähere Bestimmungen des Glaubens
6.4.1 Glaube und Wissen
6.4.2 Glaube und Dogmen
6.4.2 Glaube und Erfahrung
6.4.3 Glaube und Sprache
6.4.4 Glaube und Kult
6.6.5 Glaube und Werke 106
7 Schöpfung
7.1 Die biblischen Schöpfungstexte
7.1.1 Schöpfungsmythen
7.1.2 Die Wurzeln und Aussagen der Schöpfungsgeschichte von Genesis 1,1–24
7.1.3 Die Nachrangigkeit der Weltentstehungsmodelle
7.1.4 Die Erfahrungen von Geschöpflichkeit im Neuen Testament
7.2 Naturkundliche Weltmodelle wandeln sich
7.2.1 Das Weltverständnis der griechischen Philosophie
7.2.2 Die Naturwissenschaft und die Gottesvorstellung
7.2.3 Glaube und Naturwissenschaft treten in Konkurrenz
7.3 Klärendes
7.3.1 Wovon der biblische Schöpfungsgedanke handelt
7.3.2 Wovon die Naturwissenschaften handeln
7.3.3 Die eine Welt in unterschiedlichen Hinsichten
8 Mensch
8.1 Klärendes
8.1.1 Der Mensch muss nach sich selbst fragen
8.1.2 Der Mensch – das nicht bestimmbare Wesen
8.1.3 Die Teilwissenschaften vom Menschen
8.1.4 Die philosophische Anthropologie
8.1.5 Die gesamtbiblische Sicht auf den Menschen
8.1.6 Das jüdische Erbe
8.2 Fortführung des jüdischen Erbes im christlichen Glauben
8.2.1 Was es für Christen heißt, sich als Geschöpf zu verstehen
8.2.2 Was Christen mit »Gottes Ebenbild« meinen
8.3 Ist der Mensch böse und Sünder von Jugend an?
8.3.1 Das Menschenbild des Alten Testaments
8.3.2 Wie ist das Böse in die Welt gekommen?
8.3.3 Die Schritte zur Lehre von der Erbsünde
8.3.4 Sünde als Basis für Erlösungsbedürftigkeit
8.4 Ein nichttheistisches Selbstverständnis
8.4.1 Wir erfahren uns in unserem Verhalten
8.4.2 Wir verhalten uns so, wie wir von unserer Natur aus sind
8.4.3 Kultur formt Natur
8.4.4 Der Mensch als die offene Möglichkeit
8.4.5 Die Schwierigkeit mit dem Guten
8.4.6 Wie wir uns erfahren
8.4.7 Kann sich Natur auch von sich selbst erlösen?
8.4.8 Das selbstbezogene Leben in religiöser Sprache
8.4.9 Liebe als die andere Lebensbasis
9 Kirche
9.1 Die Anfänge
9.1.1 Jesu Botschaft vom Reich Gottes
9.1.2 Erfahrung mit Jesu Botschaft bringt Gemeinde hervor
9.1.3 Erste Gemeindebildungen
9.1.4 Mahlgemeinschaften
9.1.5 Das Priesteramt
9.2 Der Prozess der Hellenisierung
9.2.1 Am Beginn stand die Vielfalt
9.2.2 Die Hellenisierung als kultureller Prozess
9.2.3 Der Übergang von der verfolgten Kirche zur Staatskirche
9.3 Die Entwicklung zu drei Kirchentypen
9.3.1 Der orthodoxe Kirchentypus
9.3.2 Der römisch-katholische Kirchentypus
9.3.3 Der reformatorische Kirchentypus
9.4 Rückblick auf religionsgeschichtliche Schritte
9.4.1 Mitte des 1. Jahrhunderts v. Chr.: Der Monotheismus tritt hervor
9.4.2 Beginn des 1. Jahrtausends: Der jenseitige Gott wird im Hier und Jetzt wirklich
9.4.3 Mitte des 1. Jahrtausends: Der christliche Glaube erobert die germanische Welt
9.4.4 Anfang des 2. Jahrtausends: Die kirchlichen Traditionen werden zu Vernunftlehren
9.4.5 Mitte des 2. Jahrtausends: Reformation und Spaltung der Westkirche
9.4.6 Beginn des 3. Jahrtausends: Die notwendige Revision unseres Redens von Gott
9.5 Welche Kirche braucht der christliche Glaube?
9.5.1 Braucht der christliche Glaube überhaupt Kirche?
9.5.2 Christlicher Glaube führt in die Gemeinschaft
9.5.3 Christlicher Glaube lebt aus der Verbindung mit seiner Lebensquelle
9.5.4 Christlicher Glaube braucht Sprachgemeinschaft
9.5.5 Christlicher Glaube braucht die offene Dialog-Gemeinschaft
9.5.6 Christlicher Glaube braucht den ökumenischen Dialog
9.5.7 Christlicher Glaube braucht Organisation
9.5.8 Was und wen eine Kirche braucht, die von dieser Welt und für die Welt ist
10 Notwendige Begriffsklärungen
|13| Einführung
Dietrich Bonhoeffer hat schon in den 40er Jahren des letzten Jahrhunderts nüchtern festgestellt: »Der Mensch hat gelernt, in allen wichtigen Fragen mit sich selbst fertig zu werden ohne Zuhilfenahme der ›Arbeitshypothese Gott‹. In wissenschaftlichen, künstlerischen und ethischen Fragen ist das Selbstverständlichkeit geworden … Seit etwa 100 Jahren gilt das aber in zunehmendem Maße auch für die religiösen Fragen.« Bonhoeffer spricht von einem Gott, den man sich als eine jenseitige Wesenheit oder als eine Person vorstellt, die auf wundersame Weise in unser Weltgeschehen eingreift. Und er sagt: »Für einen gebildeten Menschen wird der Glaube an einen solchen Gott bald ebenso unmöglich sein wie der Glaube daran, dass die Erde eine Scheibe ist, dass Fliegen aus dem Nichts entstehen, dass Krankheit eine göttliche Strafe ist oder dass Tod etwas mit Zauberei zu tun hat.« Er hat dringend dazu aufgerufen, den christlichen Glauben nicht an ein vergangenes gegenständliches Gottesbild zu binden, sondern Gotteswirklichkeit als Lebenswirklichkeit in unserer Welt auszusagen. Der Blick auf Jesus von Nazaret zeigt uns, wie Gotteswirklichkeit als menschliche Lebenswirklichkeit konkret, erfahrbar und sagbar wird.
Stellte man heute, ein dreiviertel Jahrhundert nach Bonhoeffers Äußerungen, die allgemeine Frage, ob es so etwas wie eine höhere Macht gibt, so fände man noch mehrheitlich Zustimmung, da sich unter einer »höheren Macht« jeder vorstellen kann, was er in seinem Weltverständnis unterzubringen vermag. Fragt man aber konkreter, so sieht das ganz anders aus. Eine 1992 in Berlin-Kreuzberg, -Mitte und -Wannsee durchgeführte Befragung brachte folgende Ergebnisse: An einen persönlichen Gott glauben gerade noch (je nach Altersgruppe) 34 bis 24 Prozent. Bei der jüngsten Altersgruppe der 16- bis 24-Jährigen |14| sinkt die Zustimmung noch weiter ab. Hier halten nur noch 13 bis 16 Prozent das Weltall für eine Schöpfung Gottes und nur 8 bis 11 Prozent sind davon überzeugt, dass ein Gott den Lauf der Welt in der Hand hat.
Die kirchliche Verkündigung und Vermittlung des christlichen Glaubens ist nur noch für jene kleine Minderheit verständlich, die das traditionelle theistische Bild eines persönlichen Gottes mitbringt, der für uns sorgt und an den wir uns um Hilfe wenden können. Die Mehrheit der Zeitgenossen sieht sich allein durch die konventionelle Art, von Gott zu sprechen, aus der Gemeinschaft der Glaubenden ausgeschlossen. Sie geht ihre eigenen Wege. Der Markt der Sinnangebote ist groß. Für diese schweigende Mehrheit hat der Physiker C. F. von Weizsäcker in einem interdisziplinären Seminar bereits 1976 festgestellt: »Naturwissenschaftler und Christen können einander einen wichtigen Dienst tun, wenn sie einander kritische Fragen stellen … Naturwissenschaftler müssen die Christen fragen, ob sie das moderne Bewusstsein vollzogen haben.« Er fragte deshalb so nachdrücklich, weil er in der Kirche keine Ansätze sah, sich mit dem zeitgenössischen Weltverständnis auseinanderzusetzen.
Propheten haben im eigenen Land und in der eigenen Kirche wenig Chancen, gehört zu werden. So soll hier der emeritierte anglikanische Bischof J. S. Spong von Newark (USA) das Wort haben. Er fragt: »Warum müssen wir die Christus-Geschichte losgelöst vom theistischen Gottesverständnis erzählen?« Seine Antwort: »Das ist erforderlich, weil die Reste des Theismus der Vergangenheit heute das wahre Leben aus dem Christentum geradezu austreiben … Wenn es nicht gelingt, den Griff zu lösen, in dem der Theismus Christus hält, wird der Tod des Theismus sicher auch den Tod des Christentums mit sich bringen.« Nicht in der Kirche, aber in der deutschen Presse kann man das allgemein formuliert im Dezember 2010 von R. Leicht so lesen: »Entweder hält unser |15| Glaube den Errungenschaften des zeitgenössischen Wissens stand. Oder er ist eben nicht tragfähig. Was fangen wir mit einem Glauben an, der sich der schlichten Unkenntnis verdankt?« Viele Zeitgenossen stellen sich diese Frage ebenfalls, und sie fragen nicht überheblich und weil sie es besser wissen, sondern weil sie über den christlichen Glauben substanziell Auskunft erhoffen und dessen Inhalt erfahren möchten, freilich in einer Sprache und in Denkformen, in denen Menschen heute ihre Welt und sich selbst verstehen. Soll der Kontakt zum Glauben als Lebenswirklichkeit im christlichen Sinne nicht abreißen, so muss jede Christengeneration dieses Übersetzungsproblem geistig und sprachlich neu wagen und lösen.
Die folgenden Ausführungen sind der Versuch, den Kern des christlichen Glaubens in nichttheistischer Sprache zum Ausdruck zu bringen. Es ist ein Sprachversuch und keine Dogmatik, die auf 800 Seiten oder gar auf 14 Bände angelegt ist und anstrebt, alle in den christlichen Glaubenslehren je aufgeworfenen Fragen zu verhandeln. S. Kierkegaard hat einmal gesagt, dass die christliche Botschaft so einfach sei, dass man sie auf eine Streichholzschachtel schreiben kann. Das ist hier zwar nicht ganz gelungen. Aber angestrebt ist schon, den elementaren Gehalt des christlichen Glaubens ohne den in Jahrhunderten hinzugewachsenen erdrückenden theologischen Überbau so klar wie nur möglich hervortreten zu lassen.
Christlicher Glaube lässt sich nicht als Faktenwissen beschreiben. Er lässt sich allenfalls aus unterschiedlichen Perspektiven so umschreiben, dass das Unsagbare daraus hervortritt. Die unterschiedlichen Perspektiven sind durch die neun Stichwörter der Kapitel gekennzeichnet, die nicht für sich stehen, sondern wie die Speichen eines Rades alle auf den Kern des Glaubens hinweisen. Wo es nötig schien, wurde historisch erklärt. Gewordenes versteht man am besten, wenn man versteht, wie es geworden ist. Das Ziel dieser Arbeit liegt nicht darin, die vielen Glaubenslehren der Kirche kognitiv verständlich |16| zu entfalten. Es geht viel elementarer darum, aus der verwirrenden Vielfalt der Traditionen jenes entscheidende Spezifikum des Christlichen herauszuheben, in welchem Gotteswirklichkeit, Gotteserfahrung und christlicher Glaube wie in einem Urkern ineinander liegen und nur als diese Einheit erfahrbar und sagbar werden. Da die einzelnen Kapitel auch in sich verständlich sein sollen, müssen notwendige Wiederholungen in Kauf genommen werden. Auf Verbindungen und Verzahnungen mit anderen Stichwörtern wird hingewiesen.
Ein Text dieser Art will und kann nicht fertig sein, denn er eröffnet einen Dialog. Ein Dialog über den Glauben schließt dieses Thema nicht ab, sondern schließt für die im Glauben eröffnete Lebenswirklichkeit auf. Dieser Text versteht sich zum einen als eine Sprachbrücke hin zu jenen Zeitgenossen, die sich mit der traditionellen theistischen Sprache schwertun. Er versteht sich zum anderen als ein Sprachangebot für Pfarrer, Religionspädagogen, Gruppenleiter, Gesprächsgruppen, Großeltern und Eltern, die auch jenen noch etwas sagen möchten, die aus der traditionellen kirchlichen Sprachwelt längst ausgewandert sind. Ich hoffe darüber hinaus, dass der Text auch für den notwendigen innerkirchlichen Dialog einige Anstöße gibt.