Kitabı oku: «Die Riesen kommen»

Yazı tipi:

Herbert George Wells

Die Riesen kommen!

Impressum

Covergestaltung: Olga Repp

Übersetzer: Felix Paul Grewe

Digitalisierung: Gunter Pirntke

2017 andersseitig.de

ISBN:

9783961184156 (ePub)

9783961184163 (mobi)

andersseitig Verlag

Dresden

www.andersseitig.de

info@new-ebooks.de

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Inhalt

Impressum

Erstes Buch: Der Morgen des Nährstoffs

Die Entdeckung des Nährstoffs

Die Experimentalfarm

Die Riesenratten

Die Riesenkinder

Die Erniedrigung Mr. Bensingtons

Zweites Buch: Der Nährstoff im Dorf

Der Nährstoff kommt auf

Der Riesenbalg

Drittes Buch: Die Ernte des Nährstoffs

Die veränderte Welt

Das Riesenliebespaar

Der junge Caddles in London

Redwoods zwei Tage

Das Riesenlager

Erstes Buch: Der Morgen des Nährstoffs
Die Entdeckung des Nährstoffs
I

In den mittleren Jahren des neunzehnten Jahrhunderts trat in dieser unserer wunderlichen Welt zum ersten Male eine Klasse von Menschen wuchernd auf, von Menschen, die zum größten Teil dazu neigten, ältlich zu werden, Menschen, die man, und zwar sehr richtig, trotz ihrer lebhaften Abneigung gegen diesen Titel »Naturwissenschafter« nennt. Sie haben eine solche Abneigung gegen dieses Wort, daß es aus den Spalten der » Natur« – und sie war von Anfang an ihr besonderes und charakteristisches Blatt – ebenso sorgfältig verbannt wird, als wäre es – jenes andere Wort, das in England die Basis jeder wirklich schlechten Sprache ist. Aber das große Publikum und seine Presse weiß es besser, und »Naturwissenschafter« sind sie, und wenn sie zu irgendwelcher Berühmtheit auftauchen, werden sie zu »bedeutenden Naturwissenschaftern«, und die äußersten Titel, die wir ihnen geben, sind »hervorragende Naturwissenschafter« und »in weiten Kreisen bekannte Naturwissenschafter«.

Sicherlich verdienten sowohl Mr. Bensington wie Professor Redwood all diese Titel längst, ehe sie jene wunderbare Entdeckung machten, von der dieser Bericht erzählt. Mr. Bensington gehörte der Royal Society an und war Vorsitzender des Chemikerverbandes gewesen; und Professor Redwood war Professor, Professor der Physiologie im Bond Street College der Londoner Universität, und er war von den Antivivisektionisten ein über das andere Mal angegriffen worden. Und beide hatten von frühester Jugend auf ein Leben akademischer Auszeichnung gelebt.

Natürlich waren es Leute, die nach gar nichts aussahen; das tun alle wahren Wissenschafter. Ein Schauspieler von dem allermildesten Benehmen hat mehr persönliche Distinktion als die ganze königliche Akademie zusammen. Mr. Bensington war kurz und sehr, sehr kahl, und er ging leicht gebeugt; er trug eine goldene Brille und Tuchstiefel, die wegen seiner zahlreichen Hühneraugen an vielen Stellen aufgeschnitten waren, und Professor Redwood war in seiner Erscheinung ganz gewöhnlich. Bis sie auf die Nahrung der Götter trafen (denn so muß ich sie nennen), führten sie ein Leben von so hervorragender und eifriger Obskurität, daß es schwer ist, auch nur irgend etwas zu finden, was man dem Leser von ihnen erzählen könnte.

Mr. Bensington gewann sich die Sporen (wenn man von einem Herrn in geschlitzten Tuchstiefeln einen solchen Ausdruck gebrauchen kann) durch seine glänzenden Forschungen über die Giftigeren Alkaloide, und Professor Redwood erhob sich zur Bedeutung – ich entsinne mich nicht genau, wie er sich zur Bedeutung erhob! Ich weiß, er war sehr bedeutend, und das ist alles. Solche Dinge wachsen allmählich. Ich glaube, ein umfängliches Werk über Reaktionszeiten mit zahlreichen Platten sphygmographischer Zeichnungen (jede Berichtigung ist willkommen) und mit einer bewunderungswürdigen neuen Terminologie machte die Sache für ihn.

Das allgemeine Publikum sah von diesen beiden Herren wenig oder nichts. Bisweilen sah es an Orten wie der Royal Institution oder Kunstvereinigung Mr. Bensington gewissermaßen, wenigstens seine errötende Kahlheit und ein wenig von seinem Kragen und Rock, und es hörte Fragmente eines Vortrags oder Aufsatzes, von dem er sich einbildete, er lese ihn hörbar; und einmal entsinne ich mich – eines Mittags in der entschwundenen Vergangenheit – als die British Association zu Dover tagte, da traf ich auf die Sektion C. oder D. oder einen ähnlichen Buchstaben, die in einem Wirtshaus Quartier genommen hatte, und ich folgte zwei ernsthaft aussehenden Damen mit Papierpaketen aus bloßer Neugier durch eine Tür, die die Aufschrift »Billard« trug, in eine skandalöse Dunkelheit, die nur durch einen Laterna magica-Kreis mit Redwoodschen Zeichnungen unterbrochen wurde.

Ich beobachtete, wie die Laternenplatten kamen und gingen, und lauschte einer Stimme (was sie sagte, habe ich vergessen), und ich glaube, es war Professor Redwoods Stimme. Von der Laterne her kam ein Summen, und ich hörte noch einen anderen Ton, was mich, immer noch in bloßer Neugier, dort hielt, bis das Licht unerwartet aufgedreht wurde. Und da merkte ich, daß dieser Ton das Kauen der »Buns« und Butterbröte und so weiter war, die unter dem Schutz der Dunkelheit bei der Laterna magica zu essen die Herren von der British Association dorthin gekommen waren.

Und Redwood, entsinne ich mich, redete immer weiter, während das Licht schon wieder aufgedreht war, und schlug auf die Stelle, wo seine Zeichnung auf dem Schirm hätte sichtbar sein sollen – und sie war auch wieder sichtbar, sobald die Dunkelheit wieder hergestellt war. Ich entsinne mich seiner von damals als eines ganz gewöhnlichen, leicht nervös aussehenden, dunklen Mannes, der den Anschein erweckte, als sei er mit etwas anderem beschäftigt und tue, was er eben da tat, unter der unerklärlichen Empfindung einer Pflicht.

Einmal – in den alten Tagen – habe ich auf einer Erziehungskonferenz in Bloomsbury auch Bensington gehört. Wie die meisten hervorragenden Chemiker und Botaniker redete Mr. Bensington sehr apodiktisch über Lehrmethoden – freilich bin ich überzeugt, eine durchschnittliche Schulklasse hätte ihn in einer halben Stunde zum Wahnsinn getrieben – und so weit ich mich noch entsinne, setzte er eine Verbesserung von Professor Armstrongs heuristischer Methode auseinander, mit deren Hilfe ein Durchschnittskind von einer besonderen Art starrer Gründlichkeit um den Preis von sechs bis achttausend Mark für Apparate, einer vollständigen Vernachlässigung aller anderen Studien und der ungeteilten Aufmerksamkeit eines Lehrers von ungewöhnlicher Begabung im Laufe von zehn bis zwölf Jahren fast ebensoviel Chemie sollte lernen können, wie man sich aus einem jener anfechtbaren Handbücher zu einer Mark holen konnte, die damals so verbreitet waren ...

Ganz gewöhnliche Leute, wie man sieht, außerhalb ihrer Wissenschaft. Oder, wenn schon irgend etwas, so auf der unpraktischen Seite des Gewöhnlichen. Und das, wird man finden, ist über die ganze Welt hin mit den »Naturwissenschaftern« als einer Klasse der Fall. Was groß an ihnen ist, ist ihren Mitwissenschaftern ein Ärgernis und dem großen Publikum ein Geheimnis. Was nicht groß an ihnen ist, liegt auf der Hand.

Was nicht groß an ihnen ist, darüber existiert kein Zweifel, kein Menschengeschlecht zeigt so augenfällige Kleinheit. Sie leben, soweit menschlicher Verkehr in Betracht kommt, in einer engen Welt, ihre Forschungen fordern unendliche Aufmerksamkeit und fast mönchische Abschließung; und was übrig bleibt, ist nicht sehr viel. Wenn man irgendeinen wunderlichen, scheuen, mißgestalteten, grauköpfigen, selbstgefälligen, kleinen Entdecker großer Entdeckungen sieht, der lächerlich mit dem weiten Band eines Ritterschaftsordens geschmückt ist und einen Empfang von Genossen abhält, oder wenn man den Notschrei der »Natur« über die »Vernachlässigung der Naturwissenschaft« liest, sobald der Engel der Geburtstagsehrungen an der Royal Society vorübergeht, oder wenn man einem unermüdlichen Flechtenforscher lauscht, der über das Werk eines andern unermüdlichen Flechtenforschers redet, so zwingen einen solche Dinge zu der Erkenntnis von der unentwegten Kleinheit des Menschen.

Und trotz allem ist das Riff der Wissenschaft, das diese kleinen »Wissenschafter« erbaut haben und noch bauen, so wundervoll, so ungeheuerlich, so voll von halbgeformten Versprechungen für die gewaltige Zukunft des Menschen! Sie scheinen nicht zu wissen, was sie tun! Ohne Zweifel hatte vor langer Zeit, als er seinen Beruf wählte, als er sein Leben den Alkaloiden und verwandten Verbindungen widmete, selbst Mr. Bensington eine dunkle Ahnung von der Vision, – mehr als eine dunkle Ahnung. Welcher junge Mann würde sein Leben ohne eine solche Inspiration nur um solcher Ehren und solcher Stellung willen, wie sie ein »Wissenschafter« erwarten kann, solcher Arbeit hingeben, wie es junge Leute tun? Nein, sie müssen das Glorreiche gesehen haben, sie müssen die Vision gehabt haben, aber so nah, daß sie sie geblendet hat. Der Glanz hat sie geblendet, erbarmungsvoll, so daß sie die Fackeln des Wissens für den Rest ihres Lebens in Ruhe tragen können – damit wir sehen!

Und vielleicht erklärt es Redwoods Anflug von Zerstreutheit, daß er – jetzt kann daran kein Zweifel mehr bestehen – unter seinen Kollegen anders war, er war anders insofern, als etwas von der Vision noch in seinen Augen schimmerte.

II

Die Nahrung der Götter nenne ich ihn, diesen Stoff, den Mr. Bensington und Professor Redwood zusammen herstellten; und wenn man bedenkt, was er bereits vollbracht hat und was alles er sicherlich noch vollbringen wird, so liegt in dem Namen gewiß keine Übertreibung. Ich werde den Stoff also meine ganze Erzählung hindurch weiter so nennen. Aber Mr. Bensington hätte ihn kalten Blutes so wenig so benannt, wie er seine Wohnung auf Sloane Street mit königlichem Scharlach und Lorbeerkranz bekleidet verlassen hätte. Die Phrase war von seiner Seite nichts als ein erster Schrei des Erstaunens. Er nannte den Stoff nur in seiner ersten Begeisterung und im ganzen höchstens eine Stunde oder so die Nahrung der Götter. Nachher entschied er, er sei absurd. Als er zum erstenmal an die Sache dachte, sah er gleichsam einen Durchblick ungeheurer Möglichkeiten – buchstäblich ungeheurer Möglichkeiten, aber bei dieser blendenden Vision schloß er nach einem Starren der Verblüffung die Augen, wie es ein gewissenhafter »Naturwissenschafter« eben soll. Später klang die Nahrung der Götter beinahe unanständig schrill. Er war erstaunt, daß er den Ausdruck gebraucht hatte. Aber trotz allem blieb etwas von jenem klaräugigen Moment an ihm hängen und brach immer von Zeit zu Zeit wieder heraus ...

»Wahrhaftig, wissen Sie,« sagte er, rieb sich die Hände aneinander und lachte nervös, »das hat mehr als theoretisches Interesse.«

»Zum Beispiel« – er sprach vertraulich, brachte das Gesicht dem des Professors ganz nahe und senkte die Stimme zum Flüstern – »es würde sich, wenn man es richtig anfaßt, verkaufen lassen« ...

»Gewiß,« sagte er, indem er forttrat, »als Nahrungsmittel. Oder wenigstens als Nahrungszusatz.«

»Angenommen natürlich, daß es schmackhaft ist. Das können wir nicht wissen, ehe wir es nicht präpariert haben.«

Er machte auf dem Kaminteppich kehrt und studierte die sorgfältig gezeichneten Schlitze auf seinen Tuchschuhen.

»Name?« sagte er, indem er auf eine Frage die Augen hob. »Ich für meinen Teil neige zur guten alten klassischen Anspielung. Sie – sie macht die Naturwissenschaft so ehr–. Gibt ihr einen Anflug altmodischer Würde. Ich habe gedacht ... Ich weiß nicht, ob Sie es absurd von mir finden ... Ein wenig Phantasie ist doch gelegentlich erlaubt ... Herakleophorbia. Eh? Die Nahrung eines möglichen Herakles? Sie wissen, es könnte ...«

»Natürlich, wenn Sie meinen, lieber nicht –«

Redwood sann nach, die Augen ins Feuer gerichtet, und erhob keinen Einwand.

»Sie meinen, es ginge?«

Redwood bewegte ernst den Kopf.

»Es könnte auch Titanophorbia heißen, wissen Sie. Nahrung der Titanen ... Sie ziehen das erste vor?«

»Sie sind ganz sicher, Sie finden es nicht ein wenig zu – –«

»Nein.«

»Ah! das freut mich.«

Und so nannten sie den Stoff während ihrer ganzen Untersuchungen Herakleophorbia, und in ihrem Bericht – dem Bericht, der nie veröffentlicht wurde, weil die unerwarteten Entwickelungen all ihre Arrangements umstießen, wird er unabänderlich so benannt. Drei verwandte Substanzen wurden präpariert, ehe sie auf die eine stießen, die ihre Spekulation vorausgesagt hatte, und von ihnen sprachen sie unter den Namen Herakleophorbia I, Herakleophorbia II, Herakleophorbia III. Herakleophorbia IV nenne ich hier – und da bestehe ich auf Bensingtons ursprünglichem Namen – die Nahrung der Götter.

III

Die Idee gehörte Mr. Bensington. Da sie aber bei ihm durch einen von Professor Redwoods Beiträgen zu den philosophischen Abhandlungen angeregt worden war, so zog er ganz richtigerweise diesen Herrn zu Rate, ehe er sie weiter verfolgte. Außerdem war es als Untersuchung ebensosehr eine physiologische wie eine chemische Frage.

Professor Redwood gehörte zu jenen Wissenschaftern, die auf Zeichnungen und Kurven schwören. Man kennt – wenn man irgendwie die Art von Leser ist, die ich gern habe – die Art des wissenschaftlichen Aufsatzes, die ich meine. Es ist ein Aufsatz, der weder Hand noch Fuß hat, und am Schluß kommen fünf oder sechs gefaltete Zeichnungen, die man öffnen kann, und die eigentümliche Zickzacklinien zeigen, übertriebene Blitze oder gewundene, unerklärliche Dinge, die man »gestreckte Kurven« nennt, auf Ordinaten gestellt und in Abszissen wurzelnd – und dergleichen mehr. Man zerbricht sich lange den Kopf darüber und endigt mit dem Argwohn, daß man sie nicht nur selber nicht versteht, sondern daß auch der Autor sie nicht versteht. Aber wirklich, man muß wissen, viele von diesen Wissenschaftern verstehen ganz gut, was ihre Aufsätze sagen wollen; was das Hindernis zwischen uns errichtet, ist nur ein Mangel des Ausdrucks.

Ich neige zu dem Glauben, daß Redwood in Zeichnungen und Kurven dachte. Und nach seinem monumentalen Werk über Reaktionszeiten (der unwissenschaftliche Leser wird ermahnt, noch ein klein wenig länger auszuhalten, und alles wird klar sein wie das Tageslicht) begann Redwood gestreckte Kurven und Sphygmographien auf das Wachstum anzuwenden, und einer seiner Aufsätze über das Wachstum gab auch Mr. Bensington seine Idee ein.

Redwood, muß man wissen, hatte wachsende Dinge jeder Art gemessen, Katzen, junge Hunde, Sonnenblumen, Pilze, Bohnenpflanzen und (bis seine Frau dem ein Ende machte) sein Baby, und er bewies, daß das Wachstum nicht mit gleichmäßiger Geschwindigkeit vor sich ging, oder, wie er es darstellte, so:


sondern sprungweise und intermittierend; etwa so:


und daß offenbar nichts gleichmäßig und stetig wuchs; und soweit er herausbringen konnte, konnte nichts gleichmäßig und stetig wachsen; es war, als müßte jedes lebende Wesen erst Kraft zum Wachstum anhäufen, es wuchs nur eine Zeitlang kräftig und mußte dann eine Weile warten, ehe es wieder weiter wachsen konnte. Und in der verhüllten und hochtechnischen Sprache des wirklich gründlichen »Naturwissenschafters« vermutete Redwood, der Prozeß des Wachstums verlange wahrscheinlich die Anwesenheit einer beträchtlichen Menge einer notwendigen Substanz im Blut, die nur sehr langsam gebildet wurde, und wenn diese Substanz vom Wachstum aufgezehrt sei, werde sie nur sehr langsam ersetzt, und inzwischen habe der Organismus zu warten. Er verglich seine unbekannte Substanz mit dem Öl bei Maschinen. Ein wachsendes Tier war, vermutete er, wie eine Lokomotive, die eine Strecke laufen kann und dann geölt werden muß, ehe sie weiterlaufen kann. (»Aber warum sollte man die Lokomotive nicht von draußen ölen?« sagte Mr. Bensington, als er den Aufsatz las.) Und all dies, sagte Redwood mit der köstlichen Sprunghaftigkeit seiner Klasse, könnte sehr wahrscheinlich ein Licht auf das Geheimnis gewisser der röhrenlosen Drüsen werfen. Als ob sie überhaupt etwas damit zu tun hätten!

In einer späteren Mitteilung ging Redwood weiter. Er gab ein wahres Lexikon von Zeichnungen – genau wie Raketenbahnen sahen sie aus und der Angelpunkt davon – soweit es einen Angelpunkt hatte – war, daß sich das Blut von jungen Hunden und Katzen und der Saft von Sonnenblumen und Pilzen in der Phase, die er die »Wachstumsphase« nannte, im Verhältnis gewisser Elemente von ihrem Blut und Saft an den Tagen unterschied, wo sie nicht besonders wuchsen.

Und als Mr. Bensington, der die Zeichnungen seitlich und umgekehrt betrachtet hatte, klar zu werden begann, worin dieser Unterschied bestand, überkam ihn ein großes Erstaunen. Denn man sieht, der Unterschied konnte wahrscheinlich an der Gegenwart gerade der Substanz liegen, die er kürzlich in seinen Untersuchungen über solche Alkaloide zu isolieren gesucht hatte, wie sie das Nervensystem am meisten stimulieren. Er legte Redwoods Aufsatz auf das Patentlesepult, das unbequem von seinem Lehnsessel fortschwang, nahm seine goldene Brille ab, hauchte darauf und putzte sie sehr sorgfältig.

»Bei Gott!« sagte Mr. Bensington.

Dann setzte er die Brille wieder auf und wandte sich von neuem dem Patentlesepult zu, das sofort, als er mit dem Ellbogen gegen seinen Arm stieß, ein kokettes Kreischen ausstieß und den Aufsatz mit all seinen Zeichnungen zerstreut und verknittert auf den Boden abwarf. »Bei Gott!« sagte Mr. Bensington, als er mit geduldiger Nichtachtung der Gewohnheiten dieses Möbels seinen Magen über die Lehne des Sessels spannte, und da er die Broschüre noch immer außer Griffweite fand, so ließ er sich zur Verfolgung auf alle Viere nieder. Auf dem Boden kam ihm der Gedanke, den Stoff die Nahrung der Götter zu nennen ...

Denn man sieht, wenn er recht hatte, und wenn Redwood recht hatte, so konnte er durch Injektion oder durch Zugabe dieser seiner neuen Substanz zur Nahrung die »Ruhephase« beseitigen, und statt, daß das Wachstum so fortschritt:


mußte es (wenn man mich versteht) so laufen:


IV

Die Nacht nach seiner Unterredung mit Redwood konnte Mr. Bensington kaum einen Augenblick schlafen. Einmal freilich schien es, als ob er in eine Art Halbschlaf verfiel, aber es war nur einen Moment, und da träumte er, er habe ein tiefes Loch in die Erde gegraben und gösse Tonnen um Tonnen von der Nahrung der Götter hinein, und die Erde schwölle und schwölle, und alle Grenzen der Länder barsten, und die Königliche Geographische Gesellschaft war wie eine große Schneidergilde insgesamt an der Arbeit und machte den Äquator weiter ...

Das war natürlich ein lächerlicher Traum, aber er zeugt besser für den Zustand geistiger Erregung, in den Mr. Bensington geriet, und für den wirklichen Wert, den er auf seine Idee legte, als irgend etwas von dem, was er sagte oder tat, wenn er wach und auf seiner Hut war. Sonst hätte ich ihn nicht erwähnt, denn im allgemeinen glaube ich, ist es durchaus nicht interessant, wenn sich die Leute von ihren Träumen erzählen.

Durch ein merkwürdiges Zusammentreffen hatte auch Redwood in dieser Nacht einen Traum, und dies war sein Traum:


Es war eine in Feuer ausgeführte Zeichnung auf einer langen Rolle des Abgrunds. Und er, Redwood, stand auf einem Planeten vor einer Art schwarzer Tribüne und hielt einen Vortrag über die neue Art des Wachstums, die nun möglich war, und zwar vor der »Mehr als Königlichen Institution ursprünglicher Kräfte« – ursprünglicher Kräfte, die bislang stets, selbst im Wachstum von Rassen, Reichen, Planetensystemen und Welten, so gelaufen waren: –


Und in einigen Fällen sogar so: –


Und er setzte ihnen ganz klar und überzeugend auseinander, daß diese langsamen, diese selbst retrogressiven Methoden durch seine Entdeckung sehr bald ganz außer Mode kommen würden.

Lächerlich, natürlich! Aber auch das zeigt –

Daß einer dieser Träume als irgendwie über das hinaus, was ich kategorisch gesagt habe, bedeutungsvoll oder prophetisch anzusehen wäre, behauptete ich keinen Moment.

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