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Die Verzauberung
Kitap hakkında
In einem abgelegenen Alpendorf zeigt Die Verzauberung, wie ein Fremder mit naturmystischer Rhetorik eine Gemeinschaft in kollektive Verblendung treibt. Aus Aberglauben, biologistischen Heilsversprechen und Ressentiment entsteht eine Dynamik der Ausgrenzung, die in ritualisierte Gewalt mündet. Broch verschränkt realistische Dorfstudie mit mythischen Bildern und essayistischen Einsprengseln; wechselnde Perspektiven, innere Monologe und eine Reflexion über Schuld, Verführung und Massenpsychologie formen einen polyphonen Roman, der den traditionellen Dörfroman unterläuft und die ideologischen Versuchungen der Epoche sichtbar macht. Hermann Broch (1886–1951), Wiener Moderne und studierter Techniker sowie ehemaliger Textilunternehmer, wandte sich spät ausschließlich der Literatur und Erkenntniskritik zu. Nach Die Schlafwandler vertiefte er seine Theorie des Wertzerfalls und der Massensuggestion; 1938 emigrierte er nach kurzer Haft durch die Nationalsozialisten in die USA. Die Verzauberung, in den 1930er Jahren entworfen und postum publiziert, fungiert als literarisches Labor seiner Diagnose totalitärer Verführung: die Verschmelzung von Mythos, Pseudowissenschaft und Erlösungssehnsucht als soziale Sprengkraft. Empfehlenswert ist dieses Buch allen, die die moderne Romanform als Instrument politischer und moralischer Erkenntnis begreifen: Leserinnen und Leser mit Interesse an Ideologiegeschichte, Sozialpsychologie und österreichischer Literatur werden hier reich belohnt. Die sprachliche Dichte fordert konzentrierte Lektüre, eröffnet jedoch eine seismografische Sensibilität für Mechanismen der Verführbarkeit, deren Aktualität weit über den historischen Kontext hinausreicht.
