Kitabı oku: «Geschichte einer Pandemie», sayfa 3
Lockerungen
Es gab Lob, aber auch Kritik
Mit etwas Verzögerung wurde in den Medien von vielen Seiten mit Lob und auch Kritik nicht gespart. Die Befürworter einer gemäßigten Lockerung fanden die Maßnahmen völlig ausreichend. Den anderen, vor allen Dingen der Wirtschaft und Industrie, gingen sie nicht weit genug. Noch Tage später wurde in allen Medien darüber diskutiert, wie die Bundesregierung und die Ministerpräsidenten auf die Zahl 800 qm kommen. Bis 800 qm dürfen Geschäfte ab dem 20. April 2020 wieder öffnen. Es hätten auch 600 oder auch 1.000 qm sein können. Diese Zahl war ein hart umkämpfter Kompromiss. Allein an diesem Beispiel sieht man, wie schwer es ist, eine richtige und vernünftige Entscheidung zu treffen. Zugute muss man der Regierung halten, dass sie diese Zahl auch begründen konnte. Sie hat darauf hingewiesen, dass sie auf Grund der noch immer akut bestehenden Infektionsgefahr größere Ansammlungen von Menschen verhindern möchte.
Sie möchte unter allen Umständen die Reproduktionszahl auf 1 halten oder sogar darunter bekommen. Steigt diese Zahl nur um ein Zehntel auf 1,1, wären wir im Juni in einer Situation, welche für unsere Krankenhäuser sehr schwierig würde. Es wären quasi alle Intensivbetten mit Beatmungsgeräten ausgelastet. Diesen Zustand möchte niemand erreichen. Trotz dieser Hinweise aus der Regierung kam von Seiten der Wirtschaft viel Kritik. Die Öffnungen gingen nicht weit genug und man nannte viele Beispiele, was man noch hätte machen können. Natürlich ist der Regierung bewusst, dass bei den schrittweisen Öffnungen Unternehmen weiter in Bedrängnis geraten. Solange niemand die Auswirkungen dieser Lockerung kennt, solange sind weitere Öffnungen auch nicht möglich. Da wissen wir alle mehr in 2 bis 3 Wochen. So wird das auch in Zukunft sein. Erinnerung; Einhaltung der Reproduktionszahl von 1 oder besser sogar unter 1. Das Verhalten der Menschen und das Virus bestimmen das weitere Vorgehen. Nicht die Politik, nicht die Wirtschaft und auch nicht die Medien.
Die Logiken, denen die gesellschaftlichen Systeme Politik,
Wirtschaft und Medien folgen, treffen in ihrer
Unterschiedlichkeit so aufeinander, dass auch
unerwünschte Effekte entstehen.
Zum Wohle des „Deutschen Volkes“
Unsere Regierung ist sich ihrer Verantwortung in der Pandemie bewusst und versucht, die Bürger nach bestem Wissen gemäß ihres Wahlauftrages durch diese Krise zu führen. Vor dem Hauptportal des Bundestages steht in großen Lettern: „DEM DEUTSCHEN VOLKE“. Dem ist nichts hinzuzufügen. Wir haben ein tolles Grundgesetz, eine Drei-Gewalten-Teilung und ein Parlament, welches funktioniert. Die Bürger hoffen, dass das Parlament gute Entscheidungen und Lösungen in der Corona-Krise für uns findet.
Da es in diesen Krisenzeiten um das Funktionieren von wirtschaftlichen Hilfen geht, also um viel Geld, gibt es unzählige Möglichkeiten, Geld so oder so unter die Leute zu bringen. Vor dem Hintergrund einer gut funktionierenden Wirtschaft mit sprudelnden Steuereinnahmen sollte ein Umdenken in der Verteilung des zur Verfügung stehenden Geldes in Betracht gezogen werden. Dies immer mit dem Wissen, dass dies nur dann geht, wenn auch die Staatseinnahmen es ermöglichen. Soweit so gut! Ich habe vorhin gesagt, dass ich politisch in der Mitte der Gesellschaft stehe.
Ohne dass sich die vorhandene Geldmasse verändert, muss und sollen die Geldströme verändert werden. Einige erhalten etwas weniger, ohne gleich betteln zu müssen, und die anderen erhalten etwas mehr, damit dieser Personenkreis nicht mehr zu betteln braucht. Beim letzteren handelt sich hier um einen kleinen Personenkreis, welcher aber auf Grund der bekannten Faktoren stetig ansteigt.
Um dieses Vorhaben umzusetzen, erlaube ich mir ein paar Einspar-Beispiele zu nennen. Die Bundestagsabgeordneten verzichten im Juli auf ihre Diätenerhöhung. Ein gutes Zeichen, es tut ihnen nicht weh und geschieht auf freiwilliger Basis. Aber den Bundestag zu verkleinern, welcher durch Überhangmandate immer größer und damit auch teurer wird, ist nicht machbar. Hauptgegner für eine Verringerung der Wahlbezirke sind die großen Parteien, insbesondere die CDU u. CSU. Dadurch, dass diese Parteien die meisten Direktmandate gewinnen, bekommen sie auch die meisten Sitze im Bundestag. Der Bundestag wird zu groß! Dies ist eine vereinfachte Darstellung eines Problems.
Als Rentner hätte ich kein Problem gehabt, in diesem Jahr auf die Rentenerhöhung zu verzichten. Allerdings sollten die kleinen Renten, welche sich unterhalb der Durchschnittsrente befinden, mit einem festen Sockelbetrag erhöht werden. Das gilt auch für künftige Rentenerhöhungen. Wie das technisch gehen soll, werden die Mathematiker schon herausfinden und es wäre nicht das erste Gesetz, das geändert werden würde. Diese Beispiele können noch beliebig fortgesetzt werden. Ziel aller Vorschläge ist, eine größere soziale Gerechtigkeit zu erreichen, ohne die verfügbare Masse erhöhen zu müssen. Unter Umständen werden sogar noch Einspareffekte erzielt.
Weitere Einnahmen ließen sich erzielen, wenn der Gesetzgeber z. B. nachstehende Missstände beseitigen bzw. ändern würde. Seit 2001 wird in Deutschland über eine Finanztransaktionssteuer (FTAS) nachgedacht. 2011 befasste sich erstmalig die EU mit der FTAS. Im Jahre 2017 vereinbarte der Bundestag die Einführung einer substanziellen FTAS. Das Ergebnis kennen wir. Es gehen dem deutschen Volk Steuereinnahmen in Milliardenhöhe verloren. Der Cum-Ex Skandal, bei dem der Staat durch juristische Steuertricksereien 24,6 Milliarden und durch organisierte Kriminalität 7,2 Milliarden verloren hat, ist bis heute noch nicht vollständig aufgeklärt. Im Übrigen, bisher wurden für diese Straftaten null Personen verurteilt.
Ministerpräsident M. Söder verkündet in den Medien, die Bürger künftig steuerlich zu entlasten. Er will die Kaufkraft stärken! Das ist Polemik! Wie soll der Billionen € Schuldenberg auf Grund des Coronavirus abgebaut werden? Ich weiß, wer das bezahlen wird. Das sind alle die, die treu und brav ihre Steuern und Sozialabgaben zahlen. Dazu gehört auch der sogenannte systemrelevante Personenkreis, welcher in der Krise den Laden am Laufen gehalten hat. Diesem hat man in Zeiten der Krise aber auch eine größere Wertschätzung versprochen, in monetärer Form. Da bin ich gespannt, wie die Politik diesen Spagat zwischen sozial und gerecht unter einen Hut bekommt. Nicht zu vergessen sind die vielen Arbeitnehmer, die während dieser Krise nach Hause geschickt wurden, Kurzarbeitergeld erhielten und damit zurechtkommen mussten.
Kurz & Knapp vom 19. April
NRW-Ministerpräsident für baldige Öffnung der Kirchen. – Bundesminister H. Heil verkündet, dass ab 2021 die Grundrente eingeführt wird. – Familienministerin Giffey fordert Priorisierung von Eltern bei einem Lockdown. – Knapp 140.000 Corona-Fälle in Deutschland und 4.289 Tote. – In Deutschland stehen zurzeit knapp 13.000 freie Intensivbetten zur Verfügung. – Wirtschaftsminister Altmaier rechnet mit Bedarf von bis zu zwölf Milliarden Masken pro Jahr. – Mehr als 100.000 Covid-19-Tote in ganz Europa. – Grüne wollen Ende des Besuchsverbots für Pflegebedürftige. – Pflegeverbände fordern mehr Schutzausrüstung. – China weist Labor-Vorwürfe aus den USA zurück. – Kostenlose Masken für alle Bewohner in Paris. – Nicht genehmigte Kundgebung in Berlin aufgelöst, von 79 Teilnehmern wurden Personalien aufgenommen. – Der Branchenverband DEHOGA fordert eine schnelle Lockerung für Hotels u. Restaurants. Die Bundesregierung will dies wohlwollend prüfen.
Aufgabe der Medien in Krisenzeiten
Im Artikel 5 des Grundgesetzes wird den Medien die Pressefreiheit gewährleistet. In diesem ist das Recht von Einrichtungen des Rundfunks, der Presse und anderer Medien auf ungehinderte Ausübung ihrer Tätigkeit, vor allem auf die staatliche unzensierte Veröffentlichung von Nachrichten und Meinungen geregelt. Sie soll weiterhin die Informationsfreiheit, die freie Meinungsbildung und -äußerung, die pluralistische Meinungsvielfalt und damit die demokratische Willensbildung sowie die Transparenz und Kontrolle der Politik durch die öffentliche Meinung gewährleisten.
Diese Pressefreiheit ist ein hohes Gut in unserer Gesellschaft und keine Selbstverständlichkeit. Aber dieses hohe Gut ist auch eine Verpflichtung an die Gesellschaft, besonders in Krisenzeiten. Die Medien müssen auf ihre Wort- und Schriftwahl achten, sollen nichts Wichtiges weglassen oder Unwichtiges hinzufügen. Sie sollen Zitate nicht aus dem Zusammenhang reißen oder wider besseres Wissen die Unwahrheit sagen. Falschdarstellungen müssen in angemessener Form wieder richtiggestellt werden, und zwar in dem Medium, in dem sie verbreitet wurden. Da gibt es hier und da auch schon mal Rechtsstreitigkeiten. Aber auch das gehört zu einem Rechtsstaat. Nicht vergessen darf man auch, dass alle die Personen, die eine Nachricht verbreiten, auch eine persönliche Meinung haben und demnach subjektiv handeln. Eine Zeitung, die behauptet, überparteilich und neutral zu sein, wird immer noch von Menschen gemacht. Und wo Menschen arbeiten gibt es auch Konflikte. Trotz alledem ist die Bevölkerung auf eine sachliche Berichterstattung angewiesen, damit sie sich eine eigene Meinung bilden kann.
Zur jetzigen Zeit, der Corona-Krise, werden wir mit Informationen durch alle Medien bestens Informiert. Die Informationsflut beängstigt aber auch. Zu erkennen, ob diese Informationen einem hilfreich sind und auch in der Meinungsbildung weiterbringen, ist sehr schwierig. Ganz schwierig wird es dann, wenn es zu einem Thema viele unterschiedliche Meinungen gibt. Da muss man sich auf die Nachrichten verlassen, die für die Veröffentlichung auch zuständig sind. Das heißt, hier ist die Quelle wichtig. Seriöse Medienvertreter wissen das auch und handeln danach. Da kann es leicht passieren, dass verkürzte Berichte veröffentlich werden. Hier ist dann die objektive Wiedergabe wichtig, die es schafft, durch die Verkürzung der Nachricht keinen falschen Eindruck zu erwecken. Das wäre dann seriöse Berichterstattung.
Neue Richtungen im Lockerungs-Modus
Nach dem Ausbruch des Corona-Virus in Deutschland vor gut neun Wochen und den ersten Beschränkungen sind sechs Wochen vergangen. Die Bürger haben es geschafft die Reproduktionszahl, welche für Virologen Ausgangspunkt für weitere Maßnahmen ist, auf unter eins zu senken. Sie war auch die Messlatte der Regierung, ab dem 20. April kleinere Lockerungen bundesweit zuzulassen. Ab der Bekanntmachung dieser Lockerungen, am 15. April, war zuerst eine große Erleichterung zu spüren. Nach und nach wurde aber vermehrt Kritik laut an der Regierung.
Vor allen Dingen kam diese Kritik aus der Richtung der Wirtschaft. Man hätte dies und jenes noch mehr machen können. Hat man aber nicht. Warum, weil die Bundesregierung der Auffassung war und noch immer ist, dass man erst die Entwicklung dieser Lockerung abwarten muss, welches 14 Tage andauert, um dann zu sehen, wie sich die Reproduktionszahl entwickelt hat. Die Auswirkungen sind in einem anderen Kapitel schon beschrieben worden. Die Bundeskanzlerin A. Merkel, die Virologen und viele andere weisen täglich darauf hin, dass wir uns immer noch in einer bedenklichen Phase befinden.
Weiter hat heute, am 20. April, die Bundeskanzlerin eindeutig festgestellt, dass die weiteren Beschränkungen für Familien, Alleinerziehende und für viele Unternehmen eine große Belastung sind. Sie ist sich dessen schon bewusst und hat gemahnt, nicht leichtsinnig zu werden.
Die Wirtschaft gibt eine andere Richtung vor,
als die Bundesregierung. Der Wirtschaft gehen
die Öffnungen nicht schnell genug.
Die Bundesregierung mahnt zu Geduld und Vorsicht,
um den bisher erzielten Erfolg nicht wieder zu gefährden.
Dass die Bundesregierung skeptisch gegenüber der Wirtschaft ist, ist nicht ganz unbegründet. Es zeichnet sich ein Verhalten ab, das glauben machen will, es ist schon geschafft. Die Menschenströme verdichten sich und die Abstandsregel scheint vergessen zu sein. Diese Beobachtung wurde nicht überall, aber in einigen Innenstädten und auch Einkaufszentren gemacht. Dieses Verhalten gibt Grund zur Sorge und widerspricht dem, was bisher eingehalten wurde. Wenn dann auch noch in den Nachrichten berichtet wird, dass Österreich zu den Sommerferien die Grenzen für deutsche Touristen wieder öffnen will, braucht man sich nicht mehr zu wundern.
Unter den Experten in Deutschland gibt es auch zwei Richtungen, die zur Diskussion stehen. Die eine Richtung ist für eine konstante Beibehaltung der Reproduktionszeit auf knapp unter eins. Das wäre der heutige Status. Folge wäre, dass wir weiter auf kleine Lockerungen setzen und die Dauer würde sich noch auf Monate, vielleicht sogar bis ins nächste Frühjahr ziehen. Es versteht sich von selbst, Dinge einzuhalten wie Abstand halten, Mundschutz tragen und Hände waschen. Dies wäre nach wie vor erforderlich. Der wirtschaftliche Schaden wäre relativ groß. Genaue Zahlen vermag derzeit niemand zu nennen.
Die andere Richtung wäre, die Lockerungen fast ganz auszusetzen, damit die Reproduktionszahl bei etwa 0,2 liegen würde. Folge dieser Maßnahme wäre, wir hätten in zwei bis drei Monaten, oder auch vier Monaten, das Virus ausgehungert. Nach Aussage der Virologen wäre das Coronavirus bis auf kleinere Rückschläge bei uns nicht mehr vorhanden. Vorsichtsmaßnahmen wie im vorigen Absatz beschrieben sind nach wie vor einzuhalten. Allerdings würde das auch bedeuten, dass wir die Entwicklung, insbesondere in den Nachbarstaaten, aber auch aus dem Ausland, genau beobachten müssen, um keine weiteren Infektionen zu bekommen. Das Virus wird weltweit nicht verschwunden sein und ein Impfstoff ist noch in weiter Ferne. Wirtschaftlich wäre diese Maßnahme auch hart, aber zeitlich überschaubar.
Wenn wir ein drittes Szenario betrachten, das wären schnellere Lockerungen, wie die Wirtschaft das möchte, würde wahrscheinlich folgendes geschehen: die Infektionen würden rasch ansteigen, d. h. die Reproduktionszahl würde über 1, vielleicht auf 1,2–1,3 oder mehr steigen, mit der Folge, dass unser Gesundheitssystem binnen kurzer Zeit an seine Grenzen stoßen und kollabieren würde. Die Lockerungen müssten drastisch wieder zurückgefahren werden mit Ausgangsbeschränkungen und Kontaktverboten. Wir stünden praktisch wieder am Anfang und würden um viele Monate zurückgeworfen. Da wäre wirklich nur noch ein schneller Impfstoff die Rettung. Der wirtschaftliche Schaden wäre noch viel größer. Da niemand den Ausgang dieser Pandemie kennt, sollten alle, ausnahmslos alle, etwas mehr Demut und Geduld zeigen. Diejenigen, die heute viel fordern, sollten die Verantwortung für ihre Forderung übernehmen. Was ich aber nicht glaube ist, dass dieser Personenkreis einfach ein weißes Blatt mit ungewissem Ausgang unterschreiben würde.
Die christliche Kirche in Corona-Zeiten
Auch die Kirchen stehen vor großen Herausforderungen. Die gute Nachricht aber vorweg: es soll in Kürze Lockerungen geben, welche wie überall mit Auflagen verbunden sind. Die Kirche und der Personenkreis derjenigen, die zum Dienst in der Kirche bestellt sind, können wieder aufatmen. Das sind Priester, Diakone, Messdiener, Küster, Organisten, Chöre usw. Wir haben noch die Bilder von Ostern im Kopf. Leere Dome, Kirchen und Kapellen. Film-Aufnahmen können nicht über diese Trostlosigkeit hinwegtäuschen. Der Mensch braucht Nähe und Kontakt, insbesondere in schweren Zeiten. Kirchliche Alten- und Pflegeheime sowie Krankenhäuser waren und sind immer noch einem enormen Druck ausgesetzt. Aber ebenso die Einrichtungen, die schließen mussten, wie Schulen, Kitas, Seminare, weil sie ihrem kirchlichem Bildungsauftrag nicht mehr nachkommen konnten. Das größte Problem in der Kirche war, dass die Priester ihre Toten nicht wie gewohnt begraben konnten. Auch hier wurden Sicherheitslauflagen angeordnet.
Neben der Corona-Krise sind leider viele Themen wie die Missbrauchsfälle oder Maria 2.0 etwas aus dem Blickwinkel geraten. Neben dem finanziellen Verlust, den auch die Kirche zu beklagen hat, ist ein Neuanfang nicht leicht. Aber die Kirche wird neben Worten auch an Taten gemessen. Es gibt Menschen, die glauben zu wissen, dass diese Pandemie ein Fingerzeig von ganz oben wäre. Ganz oben kann es nur Gott, Mohammed oder ein Gott sein, den wir noch nicht kennen. Vielleicht ziehen alle Religionen die Erkenntnis daraus, dass wir alle in der gleichen Welt leben, uns öffnen müssen, auch gegenüber Andersdenkenden und wir alle nur ein winziges Staubkorn auf dieser Erde sind.
Eine kleine Zwischenbemerkung
Auf Grund der umfangreichen Berichterstattung in allen Medien ist es unmöglich, auf alle Themen, sei es aus den Bundesländern, der Bundesregierung, Europa und weltweit zu dem Corona-Thema Stellung zu beziehen. Das würde den Rahmen sprengen und ist Aufgabe von Historikern. Ich versuche ein Stimmungsbild aufzuzeigen, welches aus meinem direkten Umfeld kommt oder mir wichtig erscheint.
Ich habe schon von umfangreichen Medienberichten und auch von den Aufgaben der Medien in Krisenzeiten geschrieben. In diesem Zusammenhang möchte ich erwähnen, dass am 21. April berichtet wurde, dass sich Deutschland in der Weltrangliste der Pressefreiheit von Platz 13 auf 11 verbessert hat. Diese Nachricht hat es verdient, erwähnt zu werden. Gerade in Krisenzeiten sind Presse- und Meinungsfreiheit eine wichtige Voraussetzung, um Vertrauen zu schaffen. Ohne einen Staat zu diskreditieren, ist in vielen Ländern, sogar auch in einigen EU-Mitgliedsstaaten, keine Presse- und Meinungsfreiheit zu erkennen. Dieser Zustand ist nicht akzeptabel!
Es gibt aber auch gute Signale aus dem Europäischen Raum. Es geht um die Unterstützung der Wirtschaft in der Corona-Krise in Dänemark. Das „kleine“ Dänemark hat ein 15-Milliarden-Euro-Programm auf den Weg gebracht. Im Kleingedruckten findet sich ein Clou: Unternehmen, die ihren Sitz in irgendeiner Steueroase unterhalten, sind von den Hilfen ausgeschlossen – sie brauchen sich gar nicht erst bewerben. Bravo! Mich würde interessieren, wie Deutschland und die anderen EU-Länder das geregelt haben.
Kurzmeldungen vom 22. April
Es wird lebhaft über eine allgemeine Maskenpflicht, zumindest in geschlossenen Räumen, in ganz Deutschland diskutiert. – Der Gaststättenverband setzt sich massiv für eine Herabsetzung der MwSt. auf Speisen ein. – Die Hilfe für Solo-Selbstständige soll verbessert werden. – Das Kurzarbeitergeld soll erhöht werden. – Es soll ein Familienbonus für bedürftige Familien mit einem einmaligen Zuschlag geben. – Studenten, die ihren Nebenjob verloren haben, soll kurzfristig Zugang zum Bafög ermöglicht werden. – Die CDU spricht sich für mögliche Finanzhilfen für andere EU-Mitgliedstaaten aus, aber nicht für Eurobonds. Teile der SPD sind für solche Bonds. – Bayerns MP Markus Söder und der Münchner OBM Dieter Reiter sagen die Münchner Wies’n für 2020 ab. Erstmals seit 70 Jahren gibt es in München kein Oktoberfest. – Die Spielplätze sollen in Kürze wieder geöffnet werden. – Ab dem 27. April 2020 ist in ganz Deutschland Maskenpflicht, d. h. in allen Geschäften, im ÖPNV und in allen öffentlichen Gebäuden.
Wer blickt noch durch in der Krise?
Einer Fragestunde am 22. April 2020 im Deutschen Bundestag ist diese provokative Überschrift geschuldet. Mehrere Bundesminister standen während einer Fragestunde Rede und Antwort im Bundestag. Aufgrund der unterschiedlichen Begrifflichkeiten in Bezug auf die Erfassung der Coronafälle und auch der Verstorbenen wurde mir klar, dass es den meisten Fragestellern nur darum geht, die Antwort zu hören, welche sie auch hören möchten, um dann daraus ihre eigenen Schlüsse zu ziehen. Es wurde auch klar, dass eine genaue und fehlerfreie Erfassung auf Grund der Komplexität gar nicht möglich ist. Das hängt damit zusammen, dass es mit verschiedenen Ansätzen zu unterschiedlichen Ergebnissen und damit zu unterschiedliche Schlüssen führen kann.
Die Schwierigkeit besteht darin: was heute richtig ist, kann morgen schon falsch sein, oder umgekehrt. Was aber noch viel wichtiger ist, ist zu erkennen, dass es nur zwei Seiten gibt, das Eine zu tun oder das Andere zu lassen. Die eine Seite hat die Wirtschaft im Blick und die andere den Menschen. Es gibt nur die zwei Möglichkeiten. Das mache ich an der Tatsache fest, dass die wirtschaftsnahe Bewegung den Druck auf die Regierung immer mehr erhöht, egal wie sich das Virus weiterentwickelt. Das wird natürlich niemand zugeben, aber die Konsequenz ihres Handelns wäre eine Katastrophe. Das Einzige, was unsere Virologen, Mediziner und Wissenschaftler wissen ist, dass das Virus mehr ist als ein Grippevirus. Die Toten weltweit beweisen das. Die Art, diese Menschen so sterben zu sehen, war auch den Medizinern neu.
Die Regierung hat mehr den Menschen im Blick, ohne die Wirtschaft zu vergessen. Es darf nicht die Wirtschaft gegen den Menschen ausgespielt werden. Solange niemand verlässlich sagen kann, wie der Ausgang in dieser Sache ist, solange haben wir nur eine Entscheidung zu treffen. Das sind der Mensch und das Leben. Was beide Richtungen gemeinsam haben, ist der Wunsch, bald wieder zur Normalität zurück zu kehren. Alle Entscheidungsträger müssen wissen, dass sie für ihr Handeln auch ihr Gewissen bemühen müssen gegenüber dem Volk. Dazu sind sie per Eid sogar verpflichtet. Das gehört auch zur Wahrheit dazu. Es darf aber auch keine Denkverbote geben. Das macht Demokratie aus und muss der Staat aushalten. Fakt ist auch, dass die Entscheidungsträger in der heutigen Zeit eine hohe soziale Kompetenz und viel Sachverstand benötigen.
Nur ein Traum!
Jeder Mensch träumt schon mal, auch ich. Ob da ein Zusammenhang besteht zwischen der jetzigen Situation oder nicht, weiß ich nicht. Ich habe geträumt, dass mein Fuß und mein Untergelenk sich auflösen und durch Metalldosen ersetzt werden. In den Dosen sind Löcher und durch diese ein Draht, welcher die Beweglichkeit der Dosen ermöglicht. In diesem vermeintlichen Zustand bin ich ins Bad gegangen, welches ich übrigens nachts häufiger mache. Ich habe es auch wieder zurück ins Bett geschafft. Dann bin ich wach geworden und habe meiner Frau wirres Zeug erzählt. Sie hat mich beruhigt und gesagt, alles ist gut. Kurz nachdem ich wieder eingeschlafen bin, träumte ich wieder. Ich erlebte an meinem Körper das gleiche wie vorhin, nur in umgekehrter Reihenfolge. Auf einmal waren die merkwürdigen Dosen wieder weg und ich konnte meine Gliedmaßen wieder spüren. War ich froh, dass alles wieder so war wie es sein sollte!
Was sagt dieser Traum aus? Psychologen, Neurologen und auch Traumdeuter könnten mir nach paar Sitzungen sagen, was dieser Traum für eine Bewandtnis hat. Ich mache mir natürlich auch so meine Gedanken. Was ich glaube ist, dass ich eine große Angst davor habe, dass die Entscheidungsträger unfähig sind, die richtigen Entscheidungen zu treffen. Nicht weil sie es nicht möchten, sondern es nicht können, und der Mensch nicht in der Lage ist, Entscheidungen jeglicher Art für einem längeren Zeitpunkt hinzunehmen. Wir sprechen hier von einem Zeitpunkt von vielleicht einem Jahr oder auch mehr. Der Mensch hat das nicht gelernt. Ich sehe einen Zusammenhang zwischen Traum und Wirklichkeit. Es ist nicht die Angst vor Covid-19, sondern die Angst, den Mensch in seinen Entscheidungen, seinem Tun und Handeln einfach zu überfordern.
Vielleicht gelingt es uns, die Hilflosigkeit zurzeit zu akzeptieren und zu erkennen. Was uns nicht hilft ist, so zu tun als wären wir stärker oder sogar immun gegen alles. Es ist auch nicht selbstverständlich zu erwarten, dass nur die Anderen es schon richten werden. Manches müssen wir schon selber leisten.
Was geschah vor 75 Jahren und heute?
Vom 1.09.1939 bis 8.05.1945 dauerte der 2. Weltkrieg. 50–60 Millionen Menschen verloren ihr Leben. Deutschland war weitgehend zerstört, militärisch erobert und von alliierten Truppen besetzt. Die Niederlage war vollständig und es gab keine deutsche Autonomie mehr. Die großen Städte lagen in Trümmern, Flüchtlinge und Vertriebene strömten aus den Ostgebieten herein, auf der Suche nach Obdach und Nahrung und einer neuen Heimat. Der Alltag der Deutschen war von Hoffnungslosigkeit und Erschöpfung, von Apathie und der Sorge um die vermissten Angehörigen bestimmt. Die Siegermächte fanden unterwürfige und abgestumpfte Menschen vor, die sich auf der Straße nach Zigarettenkippen bückten, um die Tabakreste zu rauchen. Besiegte, die sich elend, gedemütigt und als Opfer fühlten.
Die Währungsreform von 1948 trat am 20. Juni in Kraft. Ab dem 21. Juni war die Deutsche D-Mark alleiniges gesetzliches Zahlungsmittel. Die Währungsreform von 1948 gehört zu den bedeutendsten wirtschaftlichen Maßnahmen unserer Nachkriegsgeschichte. Es wurde der legendäre Kopfbetrag von 40 DM gegen Zahlung von 40 Reichsmark ausgezahlt. Mehrere Gesetze und Verordnungen sollen eine Basis für ein vertrauensvolles Miteinander schaffen. Es war der Beginn eines großen wirtschaftlichen Aufstiegs, eine Euphorie und Entschlusskraft waren zu erkennen, die ihresgleichen suchten.
„Nichts zu haben, macht stark.“
So war es lange nach dem zweiten Weltkrieg.
Im Umkehrschluss bedeutet dies,
das „alles zu haben, schwach macht.“
Heute leben wir in einer Zeit des Überflusses.
Aber in Krisenzeiten scheint der Mensch die Fähigkeit
des Verzichts komplett verloren zu haben.
Wie immer und überall gibt es Verlierer und Gewinner. Deshalb ist es umso wichtiger, durch eine soziale Politik für einen gerechten Ausgleich zu sorgen. Die Probleme von damals sind mit der Pandemie von heute (2020) in keiner Weise vergleichbar, aber in ihren Auswirkungen gleichwohl bedeutsam. Es ist vielleicht leichter, nach und nach etwas aufzubauen, als in einer Pandemie gleich von Hundert auf Null zu fallen, denken vielleicht viele. Die Geschichte unseres Landes, im wirtschaftlichen Kontext gesehen, ist unmöglich in wenigen Worten zu erklären. Es gab Aufschwünge und Krisen. Die Industrialisierung hat Wohlstand für viele gebracht. Es gab auch falsche Entscheidungen.
Der Einstieg in die Atomindustrie war alternativlos, jedenfalls zur damaligen Zeit. Bis heute ist immer noch nicht geklärt, wo das Atommüll-Endlager hinkommt. Deutsche Autos sind auch im Ausland begehrt und beliebt. Die Menschen lieben die ausgereifte Technik und trotzdem laufen wir einer besseren Technik hinterher. Der Wohlstand in Deutschland wäre ohne die Autoindustrie aber nicht möglich gewesen. Eine starke Autolobby versucht, uns vorzuführen. Ihr fällt nichts Besseres ein, wie eine Abwrack-Prämie zu fordern. Dividenden werden aber ausgezahlt. Schön für die Aktionäre! Alle Vernunft spricht für ein Tempolimit, allein der Umwelt zuliebe. Solche Dinge gehen bei uns nicht.
Wir wollen uns ein Europa formen und scheitern an vielen Standards. Ein Krisengipfel nach dem anderen verspricht uns neue Erkenntnisse und Ergebnisse. Die Globalisierung und der Drang nach stetigem Wachstum machen den Menschen krank. Kriege, insbesondere Stellvertreterkriege im Namen der Religion, sind ein Verbrechen an der Menschheit. Unsere Umwelt schlägt erbarmungslos zurück, weil der Mensch diese ausbeutet. Auf der einen Seite ertrinken die Menschen und auf der anderen Seite verdursten sie. Warum lassen wir das zu? Es wird Steuerbetrug und Finanzbetrug im großen Stile in der ganzen Welt begangen. Die Pharmaindustrie verdient sich an überteuerten Produkten eine goldene Nase und trotzdem sind wir auf die Pharmaindustrie angewiesen wie auf das tägliche Brot und sauberes Trinkwasser. Die Entwicklungskosten sind ja so hoch. Eine unzählige Anzahl hochbezahlter Experten ist nur darauf getrimmt, Schlupflöcher zu finden, um sich einen Vorteil zu verschaffen. Lobbyisten machen nicht nur das, sie arbeiten auch noch an den Gesetzen mit. Sie gehen in den Ministerien ein und aus. Wir brauchen mehr Transparenz!
Unser Land ist an vielen Stellen jahrelang kaputtgespart worden. Vieles zeigt sich jetzt in der Krise. Sei es in der Gesundheit, Pflege, an der Sicherheit in unserem Land. Es wurde massiv an vielen Stellen Personal abgebaut. Auch die Prüfer in den Finanzämtern und Kontrolleure im öffentlichen Raum kommen ihrer Arbeit nicht mehr nach. Schiene, Straßen, und ein großer Teil der Infrastruktur sind sanierungsbedürftig. Großprojekte verteuern sich um ein nicht vertretbares Maß, welche auch noch mit öffentlichen Geldern gefördert werden. Ja, wir jammern auf sehr hohem Niveau. Das wäre vielleicht auch alles nicht so schlimm, wenn nicht immer der sogenannte „Kleine Mann“ oder „Steuerzahler“ die Zeche dafür zahlen müsste. Nicht zu verstehen ist, dass Gerichtsprozesse wegen der Corona-Krise ausgesetzt werden müssen und damit der Verjährung unterliegen. Ich erinnere nur an den Loveparade-Prozess in Duisburg und die WM-Geschichte von 2006. Was haben wir für Gesetze? Wo ist das Recht darauf geblieben, wenigstens ein Urteil zu erhalten?
Diese traurigen Geschichten könnten beliebig fortgesetzt werden. Dann gibt es noch die Vertreter, die uns jeden Tag auf 3 Stellen hinter dem Komma ausrechnen können, wie viel Verluste wir derzeit machen und dass der Weltuntergang nicht mehr weit ist. Zum Schluss kann ich mir nicht verkneifen festzustellen, dass die Rüstungsausgaben weltweit 2019 einen traurigen Rekord aufgestellt haben. Sie liegen auf Rekordniveau und Deutschland glänzt mit dem größten Zuwachs bei den Top 15 Nationen. Nun soll mir einer sagen, wir haben kein Geld mehr, und was könnte man damit alles machen? Die Diskussion um den Mindestlohn ist eine Schande für unser Land!
Was ich in Kurzform damit sagen möchte, ist, dass das Coronavirus, im Gegensatz zu dem was die Menschheit schon alles mitgemacht hat, eigentlich so dramatisch nicht sein kann. Wir müssen das alles einmal relativieren! Damit wir uns nicht falsch verstehen, jeder Tote, der an diesem Virus stirbt, ist zu viel. Jeder! Wir haben in unserem Land wenige Verbote und Beschränkungen. Wir können alles Lebensnotwendige einkaufen. Wir können uns, unter Einhaltung von Regeln, draußen bewegen. Wir haben noch Strom und Wasser und ein funktionierendes Gesundheitswesen. Worüber beklagen wir uns eigentlich noch? Natürlich wünschen wir uns alle wieder Normalität. Sie kommt auch wieder. Je vernünftiger wir sind, umso früher.