Kitabı oku: «Von der Kunst Bäume zu pflanzen», sayfa 2

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AUF FISCHFANG MIT
FRANZ HECHINGER
Nachhaltigkeit = Den Dingen
ihre Zeit geben

Es gibt Menschen auf dieser Erde, die haben offenbar absolut keine Feinde, nicht einmal ernstliche Kritiker. Niemand scheint ihnen etwas zu missgönnen, überall sind sie beliebt, obwohl sie Ecken und Kanten haben und mit ihrer Meinung nicht hinter dem Berg halten. Wenn sie erscheinen, zaubert das allen Anwesenden ein Lächeln auf die Lippen, und jene, die eigentlich schon längst gehen wollten, bleiben ihretwegen noch ein bisschen länger.

Ich brüste mich damit, das Privileg zu besitzen, einen solchen Menschen zu kennen. Nicht nur seine Freunde nennen ihn Hecht, denn er ist Fischmeister im Waldviertel. Ein Schelm ist, wer bei „Hecht“ an etwas Schelmisches denkt. Hecht ist einfach die Abkürzung für den Familiennamen Hechinger. Wie passend und stimmig hier der Volksmund abkürzt! Hecht für Hechinger. Nomen est omen, wie der Lateiner sagt, das Wort steht für die Bestimmung. Für die meisten aber ist er einfach Franz, für einige auch „Freund Franz“. Wie er zu diesem Kosenamen kam, ist eine eigene, im wahrsten Sinne des Wortes filmreife Geschichte, die mit einer Sendung zu tun hat, in der Bauern Frauen suchen. Aber die Details dazu bleiben hier unser Geheimnis. Und es ist schon wieder alles anders, als Sie jetzt vielleicht gedacht haben.

Vielleicht haben Sie auch schon gedacht, das ist ein ganz schön bunter Vogel, dieser Fischmeister, und offenbar ist das Leben eines Fischmeisters doch aufregender, als wir zunächst vermuten würden. Ja, so ist es. Freund Franz hat sich lange geweigert, sich an ein Mobiltelefon zu gewöhnen. Jetzt aber ist es sein verlässlichster Begleiter, und es klingelt ohne Unterlass. Jeder Generaldirektor könnte vor Neid erblassen. Freund Franz ist auch gelernter Zimmermann. Seine Expertise zu allen Holzarbeiten ist gefragt, an den Bootsanlegestellen am Stausee, in den Volairen bei den Greifvögeln, draußen im Wald beim Bau der Hochstände für die Jagd. In der Fischkammer warten Kunden. Nein, nur der Fischmeister persönlich kann den Festtagskarpfen schröpfen. Nebenbei rennt der Schmäh. Die Fischliebhaber kommen nächste Woche sicher in Begleitung wieder.

Der Wirtschaftsdirektor ruft an. Für den alten, historischen Getreidespeicher ist eine neue Nutzung angedacht. Ein Sozialprojekt soll hier untergebracht werden. Eine Abordnung des Denkmalamtes ist angereist. Sie soll den Umbau fachlich begleiten. Die Kosten sind plötzlich eine unüberbrückbare Hürde. Das Sozialprojekt steht vor dem Scheitern, der Umbau insgesamt rückt in weite Ferne. Freund Franz, der die ganze Zeit bescheiden und wortlos im Hintergrund geblieben ist, legt mit wenigen unaufgeregten Worten eine kostengünstige, ressourcenschonende und alle seligmachende Lösung auf den Tisch, an die bis jetzt noch niemand gedacht hatte. Die zahlreich angereisten Experten hängen plötzlich an seinen Lippen. So etwas haben sie noch nie gehört. Ungewöhnlich dieser Vorschlag, aber absolut denkbar. Und der Wirtschaftsdirektor hält alles für finanzierbar. Alle sind glücklich und gehen miteinander auf ein Bier.

Freund Franz hat kein Verständnis für lautstarke, emotionsgeladene Auseinandersetzungen. „Das ist lediglich Vergeudung von Zeit und Nerven. Beides sind zu kostbare Ressourcen, die man besser und zielgerichteter einsetzen kann“, meint er in ruhigem und überzeugendem Ton.

Die Teiche des Waldviertels haben Franz Hechinger zu einem Philosophen mit bemerkenswerter Bodenhaftung gemacht. Was wie ein Widerspruch klingt, ist einfach gelebte Nachhaltigkeit mit Köpfchen. Beispiele gefällig? Die vielen Autofahrten im riesigen Forstbetrieb werden sorgsam geplant, um möglichst vieles „im Vorbeifahren“ zu erledigen. Umwege sind in diesem Fall energetische Irrwege. Mitdenken ist gefragt. „Zuerst denken, dann fahren“, bringt es Franz Hechinger auf den Punkt.

Das Auto von Franz Hechinger hat weder eine Klimaanlage noch eine Sitzheizung, und während des Tages und bei gutem Wetter fährt er ohne Licht. Alles andere ist in seinen Augen blanke Vergeudung. Er rechnet vor, wie viel wir sparen würden, wenn alle auf solche „Details“ verzichteten. Im trauten Heim werden Geschirrspüler und Waschmaschine nur angeworfen, wenn sie optimal und bis obenhin gut gefüllt sind. Darauf achtet der begeisterte Hausmann persönlich. Was bei anderen spießig und kleinlich klingt, kommt hier mit dem Brustton der Überzeugung und verbreitet Freude. Die Freunde und Kollegen werden sanft, aber doch bestimmt zur Mülltrennung motiviert. Franz Hechinger rechnet vor, wie viel Energie durch die Wiederverwendung wertvoller Stoffe gespart werden könnte und wie viel an CO2-Ausstoß weniger das bedeuten würde. Ich habe mir die Zahlen nicht gemerkt, aber ich gelobe hoch und heilig, nie mehr wieder an der Mülltrennung zu zweifeln.

Als ein wichtiger Aspekt von Nachhaltigkeit spielt im Gespräch mit Freund Franz der Faktor Zeit eine immer und immer wiederkehrende und vielfältige Rolle. Das beginnt schon damit, dass Franz Hechinger vor 20 Jahren seine Uhr abgelegt und sie bis heute nicht mehr aktiviert hat. Zeit hat im Leben von Franz Hechinger eine andere Dimension als für Sie und für mich. Daran musste sich auch seine Umgebung gnadenlos gewöhnen und hat gelernt, damit umzugehen. Konkrete Termine mit ihm auszumachen, ist ein eher nutzloses Unterfangen. Was ist schon Zeit!? Zeit ist ausschließlich das, was die Natur vorgibt. Die Fische sind nicht nach ein, zwei, drei oder vier Jahren verkaufsfertig, sondern schlicht dann, wenn sie groß genug sind, um eine ausreichende Portion zu ergeben. Gemüse wird dann geerntet, wenn es schön reif und knackig ist, und nicht, wenn es ein möglicher Speiseplan vorgibt.

Früher wurden Bäume nach den Mondphasen geschlägert. Von den positiven Eigenschaften dieses Holzes haben Generationen profitiert. Heute wird dann geerntet, wenn die Sägewerke nach Auslastung schreien. Also quasi das ganze Jahr. Früher wurden die Bäume gleich im Wald entastet, entrindet und bearbeitet. Heute werden sie aus dem Wald zu Verarbeitungsstätten und dann erst zur Endbestimmungsstelle gebracht. Das kostet Zeit, Geld und Energie und manchmal auch Nerven.

Eine weitere „Zeiterkenntnis“, die ich unserem Protagonisten zu verdanken habe: Im Spätherbst gibt es jedes Jahr ein großes Abfischfest im Betrieb. Dann kommen hunderte Menschen, um dem „Kochen der Teiche“ beizuwohnen und frisch aus den Teichen die Karpfen zu verkosten. Da müssen alle mitanpacken. Die gastronomische Laientruppe aus Holzarbeitern, Forstfrauen, Sekretärinnen und Hausfreunden geben ihr absolut Bestes. Trotzdem kann nicht jeder der Anwesenden promptest bedient werden. Franz Hechinger versteht nicht, warum manche Gäste wutentbrannt und hungergrantig das Fest verlassen, wenn ihr Hunger nicht augenblicklich gestillt wird. Man könnte die Zeit ja nutzen, um sich mit den anderen zu unterhalten, einen Spaziergang unternehmen oder den Eisblumen beim Wachsen zuschauen. Ich zum Beispiel habe meinen Fisch voriges Jahr nach Stunden serviert bekommen. In dieser Zeit habe ich mit dem Bezirkshauptmann und seiner lieben Frau die Welt neu geordnet, mit einem kritischen Geist aus dem Nachbardorf Freundschaft geschlossen, der örtlichen Regionalzeitung ein Interview gegeben, eine neue Biersorte kennengelernt, vier alte Freunde wiedergetroffen und mit ihnen Wiedersehenstermine vereinbart und die Idee für dieses Buch mit dem örtlichen Freigeist gewälzt. Last but not least habe ich mich in Geduld geübt und diese Übung perfektioniert. Ohne diese Stunden wäre mein Leben wesentlich ärmer. Abgesehen davon, hat sich das Warten auch kulinarisch mehr als gelohnt. Der nach Stunden servierte serbische Karpfen war der beste Fisch, den ich jemals in meinem Leben gegessen habe. Bedauern muss ich heute noch jene Kreaturen, die bereits nach kurzer Wartezeit w. o. gegeben haben.

Den Dingen nicht die Zeit zu geben, die sie brauchen, ist wider die Natur. Und für so etwas Unnatürliches ist Franz Hechinger nicht zu haben. Bio ist seine Maxime. Alles darf in seinem Garten wachsen, wie es gerade lustig ist, ohne Chemie und ohne Blick auf die Uhr.

Das Gemüse braucht seine Zeit, der Wald braucht seine Zeit, die Fische brauchen ihre Zeit, der Mensch braucht seine Zeit. Das Erkennen und die Erkenntnis brauchen ihre Zeit. Die Schönheit der Natur zu erkennen, braucht viele ruhige und einsame Bootsfahrten über die Teiche und viele Urlaube am immer gleichen Campingplatz. Der einzige Hotelurlaub im Leben von Franz Hechinger ist kläglich gescheitert. Zu anonym, zu weit weg von Wind und Wetter. „Es ist schön, im Leben etwas schaffen zu können, etwas zu bauen, ein Ergebnis zu sehen“, resümiert er. Geld verdienen ist gut, aber keine Antriebsfeder. Geld ist Mittel zum Zweck. Aber Geldvergeudung ist auch Vergeudung und irgendwie unverständlich. Keine Anstrengung macht Sinn, wenn der Benefit daraus dann sinnlos vergeudet wird. Sinn und Sinnhaftigkeit spielen eine große Rolle. So stellt Hechinger etwa die Sinnhaftigkeit kirchlicher und anderer Feiertage in Frage, wenn sie nur dazu dienen, die Anzahl der bezahlten Urlaubstage und den Freizeitstress zu vermehren. Da ist es doch besser, man geht seiner geliebten Arbeit nach, meint Freund Franz.

Selbst im Leben des gelassenen und besonnenen Franz Hechinger gibt es Ereignisse, die nicht nur sein Unverständnis, sondern sogar seinen Zorn provozieren. Hier ein Beispiel dafür: Bis in die 1990er Jahre gab es im Waldviertel Pelztierfarmen, in denen Minks gehalten wurden. Diese putzigen kleinen Nerztiere sollten zu Mänteln verarbeitet werden. Das rief Tierschützer auf den Plan, die wahrscheinlich in bester Absicht in einer Nacht- und Nebelaktion die Tiere freiließen. Minks sind ausgesprochene Fischliebhaber und überaus flinke Räuber, die seit jener Stunde mit Begeisterung die umliegenden Teiche plündern. Die Teichufer sind übersät mit totgebissenen Karpfen. Der wirtschaftliche Schaden ist enorm, die Natur bis auf Weiteres geschädigt, das ökologische Gleichgewicht aus dem Lot gekommen, da die Tiere in der Region keine natürlichen Feinde haben und sich ungestört vermehren können. Und die Jagd auf diese Tiere wäre nur mit unlauteren Mitteln möglich. Zusammengefasst: gut gemeint ist nicht immer gut gemacht.

Dieses Beispiel führt deutlich vor Augen, dass alles, was wir tun, Wirkung hat und dass auch eine noch so gut gemeinte Aktion katastrophale Folgen haben kann. Hat das vielleicht mit einer ganz besonderen Form von Egoismus zu tun, die um sich greift? Die chronische Ich-Bezogenheit unserer Zeit hat zur Folge, dass sich ein Teil der Menschheit selbstüberschätzend als „Experten für eh alles“ betrachtet und durch unbedachte und unqualifizierte Einflussnahme Schaden anrichtet. Diese Menschen sind in der Regel leicht zu mobilisieren und werden – im Extremfall – missbraucht, ohne dass sie es ernstlich wahrnehmen. Ein anderer Teil der Menschheit hingegen frönt dem Egoismus der Art „mir ist eh alles wurscht“ und schaut aus Bequemlichkeit in entscheidenden Momenten gerne weg. Warum diese Betrachtung zum Egoismus hier Erwähnung findet? Weil das auch mit Nachhaltigkeit zu tun hat und weil selbst ein Mensch wie Franz Hechinger bei diesem Thema an seine persönlichen, emotionalen Grenzen stößt. Und das sollte uns zu denken geben.


Foto: Gabriele Moser

Zur Person: FRANZ HECHINGER ist gelernter Zimmermann und wirkt als Fischmeister im Forstamt Ottenstein. Privat ist er Philosoph mit Bodenhaftung und überall gern gesehener Geschäfts- und Gesprächspartner.

IN DER KÜCHE MIT
ELISABETH LUST-SAUBERER
Nachhaltigkeit = Action
und Satisfaction

Als man ihre Sendung im Fernsehen absetzte, brach ein Proteststurm los. Sehr deutliche Briefe und E-Mails erreichten die Redaktion. Manche Menschen verstanden die Welt nicht mehr. Diese Frau hatte doch den Nerv der Zeit getroffen! Viel mehr noch: sie hat ein leer gelaufenes Becken an Wissen wieder mit selbstverständlichen Erstaunlichkeiten und mit Sinn gefüllt. Was also war der Hit, das Sensationelle, das Einmalige, wonach die geneigte Hörer- und Seherschaft so gierte? Wurden hier die Lottozahlen vor der Ziehung veröffentlicht, gab es vielleicht sichere Anleitung für ein erfülltes Leben oder wurden Wundermittel zur verlässlichen Weltverbesserung angepriesen? Nein! Die Dame, um die sich diese Geschichte dreht, heißt Elisabeth Lust-Sauberer und sie gibt – Putztipps. Wie das gemeint ist? Na, ganz einfach! Sie beantwortet Fragen wie: Wie putze ich die Fenster sauber und kostengünstig? Was muss beim Reinigen von Holzböden beachtet werden? Was ist bei verstopften Abflüssen zu tun? Wie bekommt man harzige Hände wieder sauber? Wie poliert man Möbel schonend, und wie bringt man Silberlöffel wieder zum Glänzen? Was tun bei hohen Vasen, für die alles Reinigungsgerät zu kurz ist, um an den verdreckten Boden zu gelangen? Die Wissensnot in diesen Dingen war groß, hatte aber mit dem Auftauchen von Seminarbäuerin Elisabeth Lust-Sauberer am Fernsehschirm ein abruptes Ende gefunden. Was früher von Generation zu Generation – um nicht zu sagen von Mutter auf Tochter – wie selbstverständlich weitergegeben wurde, war zu einem Medienhit geworden. Kein langes, umständliches Herumgerede, keine leeren Worthülsen, keine kunstvollen intellektuellen Ergüsse, sondern: Klartext, einfach, direkt und in einer erfrischend ungekünstelten Sprache. Worte, die trotz aller knallharten Praxisnähe aus dem Herzen kommen, unverblümt und ohne Umschweife. Zum Fensterputzen nehmen wir bitte niemals heißes, sondern immer kaltes Wasser. Ein zugesetzter Spritzer Spiritus oder Haarshampoo (natürlich ohne Balsam) nimmt zusätzlich das Fett auf. Basta! Unbehandelte Holzböden wiederum werden mit nasser Holzasche abgeschrubbt, dann mit klarem Wasser nachgewaschen. Alles klar!? Verstopfte Abflüsse? Kein Problem! Hier gilt allerdings: Vorbeugen ist besser als heilen. Man gebe zwei bis drei Esslöffel Soda in den Abfluss und gieße Wasser nach. Diesmal allerdings heißes, wohlgemerkt!

Haushaltstipps, nichts als einfache Haushaltstipps, werden Sie jetzt vielleicht denken. Wie kann man damit jemanden hinter dem Ofen hervorlocken? Ganz einfach: Haushaltstipps strahlen Heimeligkeit aus, Fürsorge für das traute Heim und dessen Bewohner, eine Art neues Biedermeier schimmert da durch, unverblümte Geborgenheit, eine Art von „ein ungeschriebenes Geheimnis miteinander teilen“ liegt in der Luft. Und Menschen, die mir solche Tipps geben, müssen es wohl gut mit mir meinen. Oder sind Sie jetzt entrüstet? Ist da vielleicht ein Jahrhunderte langer Kampf um Gleichberechtigung spurlos an uns vorüber gegangen? Soll die Frau wieder an den Putzlappen gefesselt werden und kommt gar die gesamte gegenderte Welt ins Wanken? Hat sich um Gottes willen nichts auf dieser Welt geändert! Doch. Und das ist ein gutes Beispiel dafür: Für Haushaltstipps interessieren sich nunmehr Männer und Frauen gleichermaßen. Das nenne ich neue Gleichberechtigung. Und das alles ökologisch und ohne Chemie.

Elisabeth Lust-Sauberer betreibt mit ihrem Mann einen landwirtschaftlichen Betrieb im Weinviertel, hat zwei schon erwachsene Töchter, lebt in einem zauberhaften Haus mit entzückendem Innenhof. Wer bei ihr zu Gast sein darf, betritt Heimeligkeit pur und geht zumindest mit einem Glas köstlicher Paprikamarmelade heim – die übrigens hervorragend zu Käse schmeckt. Im Eingangsbereich steht auf einer alten Truhe eine bunte Schale mit Obst, die zusätzlich mit Blumen geschmückt ist. Am Küchentisch steht ein Teller mit selbst gemachten Mehlspeisen. Solche gibt es zum Auftauen immer im Eiskasten. Es könnten ja überraschend Gäste kommen. Elisabeth Lust-Sauberer: eine perfekte Hausfrau also? Sie protestiert heftig: „Eine Überputze war ich nie!“. Als die bescheidene Hausfrau das Angebot erhielt, eine Sendung mit Haushaltstipps zu gestalten, plagten sie ernstliche Bedenken. Was würden wohl Freunde und Familienmitglieder von ihr denken, die ja um ihre „Unperfektheit“ in Haushaltsdingen wüssten. Würde sie ihre persönliche Glaubwürdigkeit aufs Spiel setzen? Schlussendlich siegte dann doch der Wunsch, „etwas zu tun, was zufrieden macht“. Die Kinder sind aus dem Haus und die so entstandene Lücke musste gefüllt werden. Only action brings satisfaction! Etwas Sinnvolles tun, nicht nur für die anderen, sondern auch für sich selber. Was gibt es Schöneres, als sich mit anderen Menschen auszutauschen und Erfahrungen weiterzugeben? Und in diesem Moment kam das Fernsehangebot.

Lust-Sauberer ist gelernte Seminarbäuerin und als solche an Begegnungen mit Konsumentinnen und Konsumenten gewohnt. So ist sie auf Messen und in Supermärkten unterwegs, um dort über Lebensmittel und deren Verwendung zu informieren. Erdäpfel kommen aus der Erde, Marillen vom Baum, Ribiseln vom Strauch und die berühmte Kuh ist eben nicht lila. Was für eine agrarische Gesellschaft selbstverständlich war, muss heute wie Spezialwissen vermittelt werden und wird wie von einem Schwamm aufgesaugt. Da ist etwa das spannende Kapitel der Vorratshaltung. Nur so viel kaufen, wie man braucht, zuerst überlegen, dann einen Einkaufzettel schreiben. Reste verwerten. Das entlastet das Budget und macht auch noch Spaß. Fact aber ist: Viel zu viele Lebensmittel werden weggeworfen. Der unverschämte Überfluss unserer Breiten verlockt zur allzu leichtfertigen Vergeudung. Da hinten im Kühlschrank vergammelt doch glatt der liebevoll erzeugte Käse, in der Dose verschimmelt das köstliche Brot, weil man es dort schlicht und einfach vergessen hatte. Egal, das können wir uns doch leisten! Sparsamkeit ist doch nur etwas für Spießer! Sparsamkeit ist nur etwas für Spießer!? Nein, Sparsamkeit ist für verantwortungsvolle Menschen ein Beitrag zur Nachhaltigkeit, weil Schonung der Ressourcen und Respekt vor dem Erzeuger und dem Erzeugnis damit verbunden sind. Mit dem Brot, das Tag für Tag in Wien weggeworfen wird, könnte man eine Stadt wie Graz versorgen, hat einmal jemand ausgerechnet. Das ist die Realität.

Das „Interesse an der Realität“ schätzt Lust-Sauberer als enorm ein. Damit ist auch das Interesse an der Landwirtschaft gemeint, an der Erzeugung der Lebensmittel und an deren Zubereitung. Deshalb gibt sie bei Kochkursen ihr Wissen weiter und paart es mit ihrer ansteckenden Begeisterungsfähigkeit. Als praktizierende Bäuerin und Produzentin ist sie – genauso wie alle anderen Seminarbäuerinnen – besonders glaubwürdig und authentisch in Fragen der Lebensmittelerzeugung und -verwendung. Diese Frauen wissen, wovon sie reden, und stehen auch dahinter. Das können Sie mir glauben!

Die Kinder der Familie Lust-Sauberer sind zwar schon aus dem Haus, kommen aber an Wochenenden immer wieder gerne heim zu ihren Eltern. Dabei ist allen das gemeinsame Frühstück heilig. Gemeinsam essen, an einem Tisch, zum gleichen Zeitpunkt, die gleichen Speisen, selber zubereitet, und dabei einander die Tagespläne anvertrauen oder auch manchmal gemeinsam schweigen. Das ist mehr als bloße Nahrungsaufnahme. Gemeinsam „Mahl halten“ ist Zuneigung, Interesse für den anderen und am anderen, genauso wie Reflexion von Gefühlen und Gedanken. Alle sind gleich in ihrer Notwendigkeit, Nahrungsmittel zu sich zu nehmen. Essen ist Lust am Leben, ist Quelle des Weiterlebens, das man miteinander teilt.

Die Begeisterung der Töchter am Kochen hielt sich anfänglich in Grenzen. Mit dem Auszug aus dem trauten Heim hat sich das aber geändert. Mutters tolle Tipps und Rezepte waren plötzlich gefragt. Immer nur anrufen und jede Kleinigkeit erfragen ist auch irgendwie uncool. Immerhin will man im Freundeskreis ja auch mit eigenem Wissen glänzen und selber etwas auf den Tisch zaubern können. Lust-Sauberer schrieb alles nieder, was die Töchter gerne wissen wollten, und so entstand ganz nebenbei auch noch ein Kochbuch, dessen Inhalt nicht nur den Töchtern Vorbehalten ist.

Wer sich nun vielleicht die Frage stellt, wie man denn so vieles unter einen Hut bringen kann: den Job als Landwirtin, Seminarbäuerin, Medienstar, Buchautorin, Mutter, Ehefrau usw., für den hat Elisabeth Lust-Sauberer ihren Lieblingsspruch parat, der da heißt: „Es ist nicht zu wenig Zeit, die wir haben. Es ist zu viel Zeit, die wir nicht nützen.“

Weitere Geheimnisse hinter dem Erfolg sind: Einfache Antworten geben auf Fragen, die gestellt werden oder irgendwie in der Luft liegen. Ohne große Hintergedanken, ohne persönliche Profilierungssucht, ohne maximales Gewinnstreben. Einfach den Menschen Gutes tun wollen.

Da fällt mir ein, wir sind Ihnen noch ein paar Antworten schuldig. Auf die Fragen, die wir eingangs gestellt haben. Also: Harzige Hände bekommt man sauber, indem man sie mit Schmalz oder Öl einreibt und dann mit Papier, zum Beispiel von der Küchenrolle, abwischt. Holzmöbel poliert man am besten mit ganz gewöhnlichem Speiseöl: das Öl einfach auf ein Tuch auftragen und wischen. Bei dunklen Türen empfiehlt sich, dem Öl Rotwein beizufügen. Die Qualität des Weins spielt in diesem Fall ausnahmsweise nur eine untergeordnete Rolle. Dann hätten wir da noch die Reinigung der Silberlöffel. Das bedarf doch ein wenig der Vorbereitung, denn dazu sollte man zunächst eine Schüssel mit Alufolie auslegen und darin einige Löffel Salz in lauwarmem Wasser auflösen. Die Silberlöffel einlegen. Nach fünf Minuten sind sie blitzblank. Und wie reinigen Sie den schmutzigen Boden einer schmalen, hohen Glasvase? Ganz einfach, indem Sie Zahnreinigungstabletten im Gefäß auflösen. Fertig!

Ach ja, und wie man richtig und umweltschonend Schuhe putzt, das erfahren wir bei unserem nächsten Besuch. Versprochen.


Zur Person: ELISABETH LUST-SAUBERER ist niederösterreichische Seminarbäuerin und AMA-Lebensmittelberaterin, ORF-Haushaltsexpertin, Landwirtin, Köchin, Ehefrau und Mutter; Autorin des Kochbuches „So schmeckt das Weinviertel“.

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