Kitabı oku: «Die Kraft, die aus der Liebe wächst!», sayfa 4
Solange die grundständige Problematik zwischen den beteiligten Personen jedoch nicht geklärt und aufgearbeitet wird, schwebt diese diffuse negative Energie wie eine mal mehr mal weniger große bedrohliche Gewitterwolke über den Betroffenen und verhindert, dass wir aufeinander zugehen können. Doch bleiben diese negativen Beziehungswolken über einen längeren Zeitraum in unserem Beziehungssystem, geben wir ihnen selbst die Macht über uns und beschwören die nächste Auseinandersetzung, den nächsten Kleinkrieg (innerhalb der Familie, Partnerschaften, Freundschaften oder gesellschaftlicher Systeme) herauf oder gar den Krieg im Großen, im Weltgeschehen.
Was die Person angeht, die in diesem unbewussten Verhalten gefangen ist, haben diese Beziehungswolken sogar die Macht, die Person krank zu machen (u. a. Krebs, Depression). Die ganze Palette der möglichen Erkrankungen lässt sich dann in aller Regel unter dem Begriff der Autoaggressionserkrankungen subsumieren. Autoaggression, weil hier die negative Energie nicht mehr nach außen gerichtet wird, sondern automatisch (dies auch im Sinne von unbewusst) gegen die eigene Person geht. Was so viel bedeutet wie: Ich verhalte mich anderen gegenüber aus welchen Gründen auch immer nicht mehr so, wie es meinem eignen Willen, persönlichen Werten, Zielsetzungen und Wünschen entspricht, sondern ich erlaube es den anderen (wenn auch unbewusst), dass mehr sie mein Verhalten bestimmen als ich selbst.
Warum dies so ist? Weil dieser durch eine Ursprungssituation verletzte Mensch ganz und gar bedürftig nach der Akzeptanz, der Wertschätzung und Liebe durch die anderen ist. Das Traurige an dem Ganzen ist nur, dass er bei diesem „Spiel“ den Blick auf sich selbst (seine Bedürfnisse und Wünsche) immer mehr verliert, stattdessen unter Umständen vermehrt zum Jasager wird. Anderen im Hinblick auf ihr Verhalten keine Grenzen setzt, sein verwundetes Herz immer mehr verschließt, bis eines Tages in seinem Leben die Lebensenergie sowie die Liebe überhaupt nicht mehr fließen.
Wurde vor allem in den ersten drei Lebensjahren die Liebe eines Kindes auf welche Art auch immer bitter enttäuscht, nisten sich Gefühle wie Angst, Ohnmacht, Verbitterung, tiefe Traurigkeit und Depression sowohl im Herzen als auch in der Seele ein. Mit dem traurigen Ergebnis, dass die Lebensfreude dieses Kindes nachhaltig gemindert wird, weil es ein Leben lang auf der Suche nach der Liebe ist, die diesen Schmerz auch wieder zu lindern vermag.
Das Kind wird letztlich alles Mögliche tun, um Menschen zu finden, die ihm auf Dauer etwas von ihrer Liebe geben. Ich weiß es, denn ich habe es selbst so über mehr als fünfzig Jahre hinweg erlebt. Zwar haben mir meine Eltern alles, was ihnen an Liebe, Zuwendung, Förderung etc. möglich war, gegeben, haben sich Zeit ihres Lebens angestrengt, um uns Kindern innerhalb der Familie einen sicheren Ort des Wohlseins zu geben. Doch kam ihre Liebe nicht dagegen an, dass ich sowohl diese ganzen negativen Gefühle als auch die Gefühle des Zu-kurz-gekommen-Seins, des nicht Gehört-und-nicht-Gesehen-Werdens in mir trug.
Das Verrückte daran ist: So habe ich im Grunde genommen sowohl bewusst als auch unbewusst mein ganzes Leben als einen einzigen Kampf um die Liebe angesehen. Um die Liebe und Wertschätzung meiner Person, um die ich mich betrogen sah. Kein Wunder also, dass mich der Betrug, den ich im Inneren fühlte, auch den Betrug im Außen erleben ließ. Heißt doch das Geistige Gesetz, nach dem im Universum alles funktioniert: Wie innen – so außen.
Wir ziehen uns mit unseren Gedanken und Gefühlen genau die Thematik in unser Leben, die genauer betrachtet sein will. Wie ein Gärtner nur dann von der Schönheit seiner Pflanzen profitieren kann, wenn er zuvor in seinem Garten alles Unkraut herausgerissen hat, was das zarte Pflänzchen am Wachstum hindern könnte, so haben auch wir die Aufgabe bei der Betrachtung unserer Themen, möglichst nahe an den Ursprung einer Situation heranzukommen, um zu erkennen, was genau geheilt sein will.
Alles, wovon ich hier erzähle, thematisiere ich nicht, um irgendjemanden mit seinem Verhalten negativ darzustellen. Am wenigsten meine Eltern. Sie dürfen mir glauben, dass ich gerade meinen ganzen Mut zusammennehmen muss, um offen über dies alles zu sprechen. Leicht fällt mir das nicht, Ihnen zu erzählen, was mich bereits seit fast sechzig Jahren begleitet und im Herzen bedrückt. Doch inzwischen weiß ich, wie wichtig es ist, endlich hinzuschauen auf das, was unser Miteinander beschwert. Dabei ist es letztlich nicht von Bedeutung, ob es sich um die Beziehung Mutter-Kind, um Schwierigkeiten in der Partnerschaft, mit den Kollegen, den Nachbarn etc. handelt. Zumal die letztgenannten jeweils immer nur Re-Inszenierungen des ursprünglichen Konflikts sind. Und der hat sich dann doch in aller Regel mit der Mutter als erste wichtige Bezugsperson in unserem Leben zugetragen.
Die Art von Beziehungsunfähigkeit, die ich hier thematisiere, betrifft uns im Grunde genommen alle. Doch haben wir je nach Ausgangssituation gelernt, auf verschiedenste Art und Weise damit umzugehen. Den einen fällt es leichter, miteinander in einer guten Beziehung und Kommunikation zu sein. Sie haben diesbezüglich rechtzeitig bestimmte Strategien erlernt. Anderen hingegen fällt es schwer, sich mitzuteilen. Für sie ist es ein interessantes „Erbe“, das sie als Kinder gemeinsam mit ihren Eltern angetreten haben, um ihre Beziehungsfähigkeit auf eine andere, vor allem auf eine gesündere Ebene zu bringen. Doch bevor es so weit ist, haben immer beide Betroffenen (Mutter-Kind, Partner etc.) erst einmal die eine oder andere Hürde zu nehmen, die sie voneinander trennt.
Auch wenn ich Ihnen hier von mir erzähle, ist es nicht meine Absicht, zu wehklagen. Nein. Meine Motivation ist eine ganz andere. Ich habe mich ganz bewusst dazu entschlossen, mit Ihnen diesen Teil meines Entwicklungsweges zu teilen, um Beispiel dafür zu geben, wie sich unser anerzogenes Schweigen, unser überangepasstes Verhalten, unsere Harmoniebedürftigkeit nicht auszahlen, sondern den, der sich darin verliert, immer mehr in die Krise und in die Krankheit bringt. Und das so lange, bis er entscheidet, dass es jetzt an der Zeit ist, endlich mit den alten Geschichten aufzuräumen, um im Leben wieder etwas Neues zu beginnen. Etwas Neues, Gesundes, was dann auf einer ganz anderen Beziehungsebene wachsen kann.
Viel zu sehr haben wir es von Anfang an gelernt, uns lieber brav, angepasst und harmoniebedürftig zu verhalten, statt uns verletzt und auch mal trotzig oder gar rebellisch zu zeigen. Haben es versäumt, zu unseren Gefühlen und wahren Bedürfnissen zu stehen. Haben es versäumt, offen und ehrlich mit uns selbst und den anderen zu sein und unsere wahren Wünsche auszusprechen. Stattdessen schmollen und schweigen wir lieber, statt das Gespräch zu suchen, das dringend notwendig ist, um auf eine gute und für alle annehmbare Art und Weise das zu thematisieren, was uns sowohl auf der Seele als auch am Herzen liegt.
Tun wir dies nicht, schleicht sich nach und nach immer mehr der Virus der Wortlosigkeit, der Unstimmigkeit, des Unwohlseins und der Ohnmacht bis hin zur Verzweiflung in unsere Beziehungen ein. Ich erzähle Ihnen dies, damit uns bewusstwird, dass es statt des Überangepasst seins und des Schweigens sowie einer Flucht in die Scheinwelt der Harmonie für alle, die von dieser Problematik betroffen sind, dringend etwas zu heilen gibt.
Erst, wenn wir uns – sowohl jeder für sich als auch miteinander – unsere Beziehungsprobleme ganz ehrlich, bewusst und beherzt anschauen, kann sich dieser diffuse Nebel zwischen den beteiligten Personen lichten. Nur so kann auf tieferer Ebene Heilung und damit letztlich auch Transformation geschehen. Nur in diesem Falle lässt sich etwas Neues unter besseren Vorzeichen für alle Beteiligten beginnen. Dann spielt die Musik unseres Lebens nicht weiterhin in Moll, sondern erklingt zur Freude aller auch wieder einmal in Dur.
Das soll zwar nicht heißen, dass es zwischendurch nicht doch auch immer wieder einmal Unstimmigkeiten, dissonante Klänge, rhythmische Verschiebungen, ein Aus-dem-Takt-Kommen und mitunter auch mal wieder ganze Sonaten in Moll geben wird. Ganz bestimmt nicht. So wie der Tag mal, hell mal dunkel ist, auf einen Sonnentag ein Regentag folgt (…), muss sich jeder von uns dessen bewusst sein, dass die Verantwortung dafür, auf welchen Instrumenten wir die Musik zum Film unseres Lebens spielen, ganz und gar bei uns selbst liegt.
Mit meinem ersten Buch bin ich bereits den Weg durch Krise und Krankheit gegangen, um bewusst zu machen, wie unser ganzes System (Körper, Geist und Seele) immer mehr in sich zusammenbricht, wenn wir nicht frühzeitig genug bereit sind, etwas nachhaltig zu unserem Besseren zu unternehmen. Es dauerte seine Zeit, bis ich erkennen sollte, dass die ganzen Geschichten vom Ur-Schmerz eines frühkindlichen Traumas über sich ungeliebt und nicht ausreichend gesehen, gehört und wertgeschätzt zu fühlen, über diverse Krankheiten bis hin zu Trennung und Betrug mir nur aus dem Grund passiert sind, damit ich endlich lerne, welche Rolle meine Harmoniesucht und Sprachlosigkeit bei dem Ganzen spielt.
Da, wo ich aus der Angst heraus, dass ich die Liebe meines Gegenübers verlieren könnte, das Sprechen über bestimmte Sachverhalte nicht gelernt hatte, gilt es jetzt endlich aufzuräumen mit den alten Geschichten. Jedoch nicht in dem Sinne, dass ich hier jemandem etwas vorwerfe und damit mein Gegenüber an einen Pranger stelle. Das ist definitiv nicht der Fall. Ich suche keinen Streit und im Hinblick auf meine Schattenseiten genüge ich mir selbst. Dennoch fühle ich mich insofern der Wahrheit verpflichtet, dass bestimmte Dinge einfach benannt werden müssen, denn sonst wird der Sachverhalt an sich nicht transparent. Meine Geschichte dient vielmehr dem Zweck, dass die Leser, die sich durch mein Beispiel auch persönlich angesprochen fühlen, sich leichter tun, die entsprechenden Hintergründe hinter ihrer eigenen Thematik besser zu verstehen.
Über systemische Aufstellungen und meine Gespräche mit Gott ist mir nach und nach immer mehr klar geworden, was mich unbewusst wirklich von meiner Mutter trennt. Doch das Interessante daran ist: In vielerlei Hinsicht sind wir uns so ähnlich, dass es genau diese Ähnlichkeit ist, die uns zum Verhängnis wird, denn jeder von uns hält dem anderen – ganz egal, ob wir dies wollen oder nicht – immer und immer wieder einen Spiegel vor. Jedoch sich selbst im Spiegelbild des anderen anzusehen und dann noch mit all diesen Anteilen zu sich selbst zu stehen, erfordert Mut.
Mut, den ich leider über Jahrzehnte hinweg nicht aufgebracht hatte. So hat mich mein körperlicher Zusammenbruch und meine Krise auf ihre ganz eigene Art und Weise aufgefordert, mir doch endlich einmal dieses Spiegelbild näher anzusehen. Mich mit ihm auszusöhnen, um so nach und nach meinen Frieden in mir zu finden. Denn nur wenn ich im Frieden mit mir selbst bin, kann ich auch im Außen ein friedliches Miteinander erwarten. Und erst, wenn ich sowohl im Frieden mit mir selbst und dem anderen bin, kann ich damit beginnen, die Trennwände, die ich zum Schutz vor Verletzung um mein Herz aufgebaut hatte, wieder einzureißen. Kann wieder lernen, stattdessen ins Vertrauen zu gehen. Mein Herz wieder für die Liebe öffnen und mich voll und ganz dem Fluss des Lebens anvertrauen.
Was für Sie, liebe Leserinnen und Leser, im Hinblick auf mein Leben vielleicht von Interesse sein kann, ist, dass ich erst seit meinem 57. Lebensjahr weiß, dass ich zum Personenkreis der Empathischen und der Hochsensitiven gehöre. Das war bis dahin weder mir noch meiner Familie bekannt. Erklärt mir aber im Nachhinein sehr viel, warum ich zum einen so viele Dinge ganz anders wahrnehme als sie und mich oft auch ganz anders verhalte als der Rest der Familie. Bzw. um ganz genau zu sein, muss ich sagen: Ich erlebe vieles anders. Ich fühle anders. Ich denke anders. Ich reagiere demzufolge auch anders, was letztlich dann aber auch wiederum dazu führt, dass mir mitunter ganz andere Werte wichtig sind.
Bleiben all diese Dinge unausgesprochen – weil unbekannt –, kann auch dies zu Zerwürfnissen mit den anderen führen. Das ist dann wie bei zwei Radios, die man zwar gerne auf die gleiche Frequenz einstellen wollte, doch da beide Radios von unterschiedlichen Anbietern sind, gibt es diverse Feinheiten im System, die es schwierig, wenn nicht sogar unmöglich machen, beide Geräte auf den gleichen Empfang zu bringen.
Inzwischen habe ich dazugelernt und weiß nun zum Glück, warum ich mich immer und immer wieder so anders gefühlt habe, als ich den Rest der Familie in ihrem Zusammensein wahrgenommen habe. Jetzt kann ich lernen, viel bewusster mit dem Ganzen umzugehen und diese feinen Unterschiede auch mit den anderen dahingehend zu kommunizieren, dass ich ausspreche, wie ich eine bestimmte Sache erlebe bzw. wie ich mich mit diesem Erleben fühle. Kann so dann auch besser erkennen, was ich wirklich brauche und auch dies die andern wissen lassen. So kann aus anfänglicher Distanz nach und nach dann auch wieder ein Raum für eine neue Art an Begegnung und Miteinander entstehen. Setzt natürlich das Interesse aller Beteiligten an der Thematik eines gelingenden Miteinanders und der Hochsensitivität voraus.
Lassen Sie mich in diesem Zusammenhang noch auf ein Thema eingehen, das ich mit Blick auf Schule und familiäre Erziehung sehr oft erlebt habe. Meine eigene Geschichte mit der Sensibilität hat mich inzwischen gelehrt, wie wichtig es ist, dass wir uns bewusst darüber werden, dass wir als Wesen vollkommen einzigartig sind. So wie kein Ei dem anderen gleicht, gleichen sich auch nicht die Geschwister. Selbst im Tierreich ist dies zu beobachten. Schauen Sie sich nur einmal die Entenbabys an, wenn sie ihrer Mutter nachschwimmen. Schwimmen alle in Reih und Glied? Nein! Ganz bestimmt nicht. Auch hier gibt es neben den Vorwitzigen und Forschen genauso den Verträumten oder gar das Sensibelchen.
Was aber passiert, wenn die Kinder innerhalb der Erziehung vollkommen gleichgeschaltet werden, statt dass auf die Individualität jedes Einzelnen besser eingegangen wird? Ich denke, dass sowohl für die Eltern als auch für die Pädagogen die größte Herausforderung für die Erziehung in der Einzigartigkeit des einzelnen Kindes liegt. Sind sich die Erzieher dessen nicht bewusst und gehen sie von daher zu wenig individuell auf das Kind, seine Andersartigkeit und seine grundlegenden Bedürfnisse ein, wird das Kind immer das Gefühl haben, dass bestimmte Rechte seiner Persönlichkeit nicht beachtet bzw. verletzt worden sind. Was liegt dem folglich näher, als dass das Kind gegen seine Erzieher mit der Zeit immer mehr aufbegehrt, weil es seine Motivation ist, seine Einzigartigkeit zu zeigen. Ist es dem Kind zu verdenken, dass es gesehen, gehört und verstanden werden will?
Merkt das Kind, dass es auf die Art und Weise, wie es sich verhält, die Zuwendung und Liebe seines Gegenübers verliert, reagieren die einen Kinder auf diesen Verlustschmerz damit, dass sie unter Umständen noch mehr aufbegehren, um dem Erwachsenen die Stirn zu bieten, weil sie wahrgenommen werden wollen. Ein Kind, das von Natur aus jedoch empfindsamer und sensibler ist, geht nicht in die Extroversion, sondern zieht sich immer mehr in sich selbst zurück (Introversion).
Um ja die Liebe, Aufmerksamkeit und Zuwendung der Eltern bzw. der Erzieher nicht zu verlieren, fühlt es sich unter Umständen – sofern es keine passenderen Alternativen kennt – veranlasst, gegen sich selbst, sein eigenes Temperament, die eigenen Bedürfnisse zu handeln, um nur ja durch Anpassung an das, was die zu Erziehenden von ihm fordern, zu einem bestimmten Maße ebenfalls wahrgenommen zu werden.
Egal, ob ein Kind extrovertiert oder introvertiert reagiert, in beiden Fällen ist es wichtig, das Kind mit seinen Gefühlen nicht allein zu lassen, sondern sich gemeinsam die Zeit zu nehmen, um sich anzuschauen, was hier genau passiert. Wir können und dürfen die Kinder mit unserem Erziehungsstil nicht über einen Kamm scheren. Es ist wichtiger denn je, die Kinder nicht durch überholte Regeln der Erziehung zu „uniformieren“, sondern sie gemäß ihrem persönlichen Naturell zu begleiten und auf ihre individuellen Bedürfnisse einzugehen, damit sie sich später zu einem autonomen (selbstbestimmten) Menschen entwickeln können.
Dabei haben wir uns immer den ganzen Menschen anzuschauen (holistisches Prinzip), um seiner Wesensart gerecht zu werden. Je besser wir uns als Erzieher seiner ganz persönlichen Geschichte bewusst sind, kann durch individuelle Begleitung aus Erziehung letztlich eine gesunde Beziehung werden. Und ich verspreche Ihnen: Das Ergebnis tut letztlich allen gemeinsam gut.
In meinem ersten Buch gehe ich ausführlicher auf die Problematik ein, wie unsere Eltern als Kinder selbst aufgewachsen sind, denn wir dürfen nicht vergessen, dass auch sie nur das weitergeben und vermitteln können, was ihnen selbst an Positivem widerfahren ist.
Denken wir an unsere Eltern, Großeltern und Urgroßeltern, wird ihre Kindheit und Jugend sehr stark vom Ersten und Zweiten Weltkrieg überschattet. Einer Zeit, in der Worte wie Autonomie, Individualität etc. unter Garantie nicht die Gesprächsthemen der Eltern und anderer Erzieher waren. Hier wurde mehr nach dem Prinzip einer „Uniformierung“ (Gleichmacherei) erzogen, um den persönlichen Willen des Einzelnen zu brechen und alle möglichst auf eine Linie einzuschwören. Hier wurde auf die individuellen Bedürfnisse des Einzelnen weder Rücksicht genommen, noch hatten die Eltern Zeit für persönliche Zuwendung und Liebe. Ihre Sorgen und Probleme waren andere. Die Erziehung basierte vielmehr auf Methoden wie angsteinflößende Autorität, Kontrolle und Machtmissbrauch etc.
Ist es da verwunderlich, wenn unsere Eltern sowie auch ihre Eltern ganz andere Werte und Erziehungsziele verfolgten, als wir uns dies heute wünschen? Wer waren ihre Rollenvorbilder im Hinblick auf einen guten Erziehungsstil? Was haben sie dadurch gelernt?
Mit dem Wissen darum, dass 90 Prozent unseres Verhaltes unbewusster Natur sind, lässt es sich entschuldigen, dass sie aufgrund der Macht ihres Unterbewusstseins überwiegend nur die Methoden der Erziehung anwandten, nach denen sie selbst erzogen worden waren, denn sie kannten es ja nicht anders. Wen wundert es also, wenn Worte wie Strenge, Gehorsam, Disziplin, Pflichterfüllung usw. eine ganz andere Sprache sprechen als die Worte von Individualität, Selbstbestimmung, Einzigartigkeit oder gar Liebe. Und dies auch in Form von Liebe und Verbundenheit mit sich selbst.
Natürlich könnten wir jetzt dagegenhalten, uns verbünden und sagen: „Es wäre ihre Pflicht gewesen, dass …“ – doch ehrlich gesagt, was haben wir davon? – Wollen wir wirklich so weitermachen? Ein Vorwurf jagt den anderen. Wem ist damit gedient? Nichts als Schlagabtausch, Konflikt und Reiberei – bis in alle Ewigkeit?
Mir ist es wichtig, endlich aufzuräumen mit diesem ewigen Hin und Her von Zuweisungen an Schuld. Vergangen ist vergangen. Wir können nichts ungeschehen machen. Das Einzige, was zählt, ist ein versöhnliches Gespräch. Und dies gilt es nicht von Kopf zu Kopf, sondern von Herz zu Herz miteinander zu führen. Wir müssen deswegen nicht jeden einzelnen Sachverhalt drehen und wenden und so lange zerpflücken, bis jeder von uns ermattet ist und sich ungut fühlt. Das bringt zwei Personen, die nicht gleicher Meinung sind, nicht weiter. Das lässt nur weitere Disharmonie entstehen. Das, was zielführender ist, ist die Frage: „Was ist wann passiert, dass unsere Beziehung ist, wie sie ist? Können wir uns diese Situation bitte anschauen und offen darüber reden?“
Schluss mit den gegenseitigen Schuldzuweisungen von Generation zu Generation. Sie heizen die Stimmung immer nur von vorne auf, bringen aber weder den Einzelnen noch die Beziehung zueinander weiter. Wenn wir wirklich an der Heilung unserer Beziehungen interessiert sind, hilft nur ein versöhnliches Gespräch.
Dafür müssen wir die alten Geschichten der Vergangenheit nicht wieder ausgraben und uns für jede einzelne Handlungsweise rechtfertigen und verteidigen. Auch diese Art von Kommunikation wäre einer Versöhnung alles andere als zuträglich. Das Einzige, was wir zur Lösung des grundständigen Konfliktes brauchen, ist es, den anderen wissen zu lassen: „Diese Situation von damals war für mich als Kind unendlich schwer. Ich wusste mir nicht anders zu helfen, als so zu reagieren, wie ich es getan habe. Erst mit dem Wissen von heute ist mir bewusst, dass ich noch ganz andere Möglichkeiten habe, um mich angemessener zu verhalten. Es tut mir leid, dass dieses Verhalten unsere Beziehung so lange getrübt hat. Bitte vergib mir, was ich dir bewusst wie unbewusst damit angetan habe. Lass uns beide die alten Geschichten vergessen und stattdessen unsere Beziehung neu beginnen.“
Das, was im Grunde genommen wichtig ist, um die negative Energie aufzulösen, ist allein der Mut, sich das Herz zu fassen, um dem Gegenüber die Hand zu reichen und gemeinsam Worte der Versöhnung zu sprechen.
Wenn jeder von uns einsieht, dass wir nicht hier sind, um ein völlig fehlerfreies Leben zu leben, in dem Schwierigkeiten und Probleme nicht passieren dürfen, werden wir versöhnlicher und mitfühlender sowohl mit dem anderen als auch mit uns selbst. Die Erkenntnis, dass wir nicht hier sind, um alles perfekt zu machen, entspannt ungemein.
Und das Wissen darum, dass wir einzig und allein hier sind, um bestimmte Erfahrungen zu machen und dabei das meiste aus unseren Fehlern lernen, hilft uns, beim nächsten Mal gleich von Anfang an nach besseren Lösungen für alle Beteiligten zu suchen und dabei stets lösungsorientiert zu denken. Mehr verlangt das Leben nicht von uns. Vergebung kann entstehen, sobald wir dies verstehen. Und dann können wir wieder gemeinsam neue Wege gehen.
Lösen wir diese Probleme zwischen Mutter und Kind nicht in diesem Leben, so nehmen wir diese „unerledigt gebliebene Hausaufgabe“ wieder mit in unser nächstes Leben. Das geht so lange so weiter, bis wir endlich den Mut fassen, uns die wahren Probleme im zwischenmenschlichen Bereich genauer anzusehen, als uns mit irgendwelchen Problemen anderer im Außen zu beschäftigen, nur um die eigenen Hausaufgaben nicht machen zu müssen.
Inzwischen weiß ich, dass ich das Thema mit meiner Mutter nicht erst seit diesem Leben habe. Wir beide re-inszenieren dieses „Spiel“ schon seit mehreren Leben. Da es aber nicht wirklich lustig ist, von Leben zu Leben diese noch immer ungelöste Hausaufgabe mit sich zu tragen, habe ich ein großes Interesse daran, sie in diesem Leben zu lösen. Ich kann mir vorstellen, dass es meiner Mutter in dieser Hinsicht genauso geht. Ansonsten sehen wir uns in einem anderen Leben erneut vor diese Aufgabe gestellt, was sich dann Karma nennt.
Von daher lieber überlegt: Was brauchen wir für den nächsten Schritt? Verbundenheit, Offenheit, Verständnis, Mitgefühl, Empathie. Die Bereitschaft, die Emotionen, Gedanken sowie die Wesensart des anderen anzuerkennen und zu verstehen. Das gegenseitige Vertrauen und ein Sich-Einlassen auf den anderen sowie die Bereitschaft zur Vergebung, damit ein Gespräch auf gleicher Augenhöhe überhaupt stattfinden kann.
Sie fragen sich jetzt vielleicht, warum meine Mutter und ich das Gespräch bis jetzt noch nicht geführt haben. Eine durchaus berechtigte Frage. Hier meine Antwort: Alles, worüber ich heute schreibe, das hätte ich Ihnen vor einem Jahr so noch nicht sagen können, weil ich für mich selbst erst durch die Schule des Schmerzes, der Krise und der Welt meiner Schatten zu gehen hatte, um zu verstehen, wie die Dinge in Wahrheit zueinander in Beziehung stehen. Erst jetzt fügen sich für mich die einzelnen Bausteine – vergleichbar einem Puzzle – immer mehr zusammen. Ich muss nicht mehr ständig nach dem Sinn in alledem fragen, sondern der Sinn zeigt sich mir. Ich bedarf der Frage nicht mehr: Macht mein Leben überhaupt Sinn? Indem ich mich mithilfe meiner Bücher und der Gespräche mit Gott durch mein bisheriges Lebensskript gecoacht habe, gebe ich inzwischen meinem Leben selbst einen Sinn. Soll heißen: Ich warte nicht mehr, bis mir ein anderer sagt, was ich zu tun oder zu unterlassen habe, sondern ich packe mein Leben an. Übernehme damit auch die Verantwortung für alles, was war und ist. Suche den Schuldigen nicht länger im Außen, sondern frage mich: Woher kommt es, dass du durch dies alles genau so gehen solltest, wie es war? Wozu bedurfte es all dieser Erfahrungen, egal welcher Art?
Ich lehne es nicht mehr länger ab, dass ich durch diese ganzen Krisen zu gehen hatte, um heute genau die Person zu sein, die ich inzwischen bin. Im Mai des Jahres 2016, als ich für mich sozusagen „das Ende meiner Fahnenstange erreicht“ hatte, wehrte sich alles in mir gegen die Krise, den Zusammenbruch, die Diagnosen und meine persönliche Situation. Wie ein verletzter Stier sah ich nur noch ROT. Inzwischen habe ich gelernt, wie ein Torero den Stier bei seinen Hörnern zu packen und ihn in die Richtung zu führen, in die ICH gehen will. Früher war das bei mir nicht immer so, doch war ich mir dessen nicht wirklich bewusst. Bis zu meinem 55. Lebensjahr war mir nicht klar, dass ich zwar irgendwie lebe, aber irgendwie auch wiederum nicht bzw. mich viel zu sehr leben lasse. Woher das kam? – Dazu fällt mir ein sehr schönes Gedicht des hinduistischen Mönchs und Gelehrten Swami Vivekananda5 ein.
Mein Weg
Wir sollten niemals versuchen,
dem Weg eines anderen zu folgen,
denn es ist sein Weg und nicht der unsrige.
Hast du erst deinen Weg gefunden,
brauchst du nichts weiter zu tun,
als die Hände in den Schoß zu legen
und dich von der Flutwelle
zur Befreiung tragen zu lassen.
Hast du ihn also gefunden,
so entferne dich niemals wieder von ihm.
Dein Weg ist der Beste für dich,
aber er ist nicht unbedingt der Beste für andere.
Erst, nachdem ich sowohl in der Partnerschaft als auch im Beruf, den ich letztlich aus gesundheitlichen Gründen aufgegeben habe, meinen Halt verloren hatte und nicht mehr länger Verstecken spielen konnte, fiel mir auf, dass ich über diese ersten fünfundfünfzig Jahre hinweg gar nicht wirklich in Beziehung mit mir selbst war. Ich kannte weder meine Bedürfnisse noch Wünsche. Fühlte mich stattdessen eher wie ein Pingpongball, der mal in die eine und dann wieder in die andere Richtung flog. Doch wenn ich nur der Ball bin in diesem Spiel, wer bitte sind dann die, die mit mir derart spielen?
An manchen Tagen kam ich mir vor, als gebe es mich zwar. Irgendwie aber auch wieder nicht. Ein ziemlich seltsames und eigenartiges Gefühl. Manchmal dachte ich: Ich muss auf einem anderen Planeten geboren worden sein. Das, was das Menschsein ausmacht, das liegt mir nicht.
Bereits mit Beginn der Pubertät spürte ich, dass ich keinen so richtigen Bezug zu meinem Körper hatte. Vor allem keinen liebevollen. All das, was während dieser Zeit mit mir geschah, sah ich mir mit ziemlich kritischen Augen an. Im Grunde genommen war ich heillos überfordert mit meiner persönlichen Entwicklung vom Kind zur jungen Frau. Habe mein Frausein sogar richtiggehend abgelehnt und schaute mit einem neidvollen Blick auf meinen Bruder, der es meiner Meinung nach als Mann bestimmt einmal bedeutend leichter haben wird als ich, das Mädchen. Im Hinblick auf meine Rolle als Frau stellte ich mir Fragen wie: Was fängt Frau denn eigentlich mit sich an, wenn es kein Gegenüber gibt, für das man – in welcher Art auch immer – sorgen kann? Zeit meines Lebens tat ich mich schwer, mich als Frau so richtig wohlzufühlen. Geschweige denn zu meinem Körper eine positive Beziehung aufzubauen.
Was blieb meinem Körper folglich anderes übrig, als mir immer mehr mit den entsprechenden Symptomen eine Antwort zu geben. Das Problem ist nur, dass ich nie gelernt hatte, die Sprache meines Körpers zu verstehen. Auch in dieser Hinsicht sollte ich als Frau erst in eine für mich sehr belastende gesundheitliche Situation gebracht werden, um endlich die Sprache meines Körpers besser zu studieren. Doch für die Zeit dazwischen muss ich leider zugeben, dass es mir derart an Wertschätzung meiner eigenen Person fehlte, dass ich mich trotz diverser Symptome viel zu wenig nachhaltig um meine Gesundheit kümmerte. Was ich stattdessen gelernt hatte, war, dass dieser Körper eine Art von Maschine ist, die man einfach so lange bedient, solange sie eben funktioniert.
Auch mein Geist funktionierte ziemlich ähnlich. Schenkte ich ihm Ruhe, plapperten da unentwegt dieser innere Kritiker und seine Gesellen, sodass ich mich ehrlich gesagt nur wohlfühlte, wenn ich ihm Arbeit gab. Arbeit war das Einzige, womit ich ihn zähmen, bändigen und disziplinieren konnte, damit er nicht ständig aus der Reihe tanzte und mich zusätzlich stresste, indem er mir Denkaufgaben gab, die mir damals noch zuwider waren.
Wie es wirklich um mich stand, erkannte ich erst, als ich nach der ganzen Krise, dem Chaos und der Diagnose von Burnout, Depression und Posttraumatischer Belastungsstörung plus diversen anderen Begleiterkrankungen völlig verzweifelt und allein in meiner damaligen Wohnung saß und mich fragte: Was fängt Frau jetzt mit diesem Häufchen Elend aus Haut und Knochen an, das sich derart in diesen kompletten Ausnahmezustand gewirtschaftet hat?
Die Lösung kam erst nach und nach in Sicht, nachdem ich den Beschluss gefasst hatte: Okay, dich derart selbst zu zerstören, war keine wirklich gute Idee. Das Universum will dich noch nicht zurück. Du hast deine Lebensaufgabe noch nicht vollbracht. Doch was ist deine Aufgabe? Was ist deine Mission? – Was, wenn sich das Ganze genauso zutragen sollte, damit du endlich aufwachst und erkennst, was du der Welt wirklich zu geben hast. Es muss doch irgendeinen tieferen Sinn geben, warum dir das alles so passiert. Das kommt doch nicht einfach von ungefähr. Zufälle gibt es nicht. Heißt es nicht vielmehr, wir werden geführt?
Das war dann der Punkt, als ich beschloss: Wenn ich schon so in diese ganze Situation hineingeführt werde, weil ich Wichtiges zu lernen habe, dann bitte, liebes Universum, lieber Gott, dann lass mich doch bitte auch wissen, worum es bei alledem denn überhaupt geht. Mit welcher Absicht sitze ich hier und stehe dem Ganzen ziemlich ohnmächtig und hilflos gegenüber? – BITTE, HILF MIR!