Kitabı oku: «Herzensöffnung (2): Versöhnung», sayfa 5

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3. Håp Land – Der Ferienhausbau

Nach über zwei Wochen, es war an einem Dienstag, rief die Chefin im Hotel Snowdrop in Håp Land die gesamte Belegschaft zusammen, um sie über die Zukunft des Hotels zu informieren.

„Der neue Eigentümer des Hotels wird viele Dinge umgestalten. Aber das betrifft nicht unsere Arbeitsplätze. So werden wir drei Ford Fiesta als Ausleihwagen bekommen. Dazu werden wir noch einen Zubringerbus bekommen, für den wir dringend einen Fahrer brauchen. Sollte jemand einen Busfahrer kennen, der Arbeit sucht, dann schicken Sie ihn zu mir.

Außerdem wird der große Saal teilweise umgebaut. Er bekommt eine feste Bühne und eine neue Lautsprecheranlage mit Verstärker und schnurlosem Mikrofon für Veranstaltungen. Dazu müssen wir uns um einen DJ kümmern. Sven, haben Sie noch Kontakt zu dem DJ, der zu Ihrer Hochzeit hier war? Den könnten wir jetzt gebrauchen. Bitte sprechen Sie mit ihm. Ebenfalls wird hier Kinotechnik eingebaut, sodass wir Kinoveranstaltungen durchführen können. Wir müssen uns nur noch um die nötige Genehmigung kümmern.

Dann wird hier, sobald es wärmer ist, ein Erlebnisbad gebaut werden, mit Superrutsche, Babybecken, Whirlpool und Sauna. Fragen Sie mich jetzt nicht nach Superrutsche, Babybecken und Whirlpool. Wir werden dann sehen, was das ist. Dazu soll noch ein großer Wintergarten zur Erholung und Ruhe gebaut werden, in dem auch Blumen und Gemüse für unser Hotel wachsen sollen. Ob das funktioniert, weiß ich auch noch nicht. Wir haben aber die Auflage, ab Fertigstellung einen Gärtner einzustellen, den wir vorzugsweise in der Bevölkerung von Håp Land suchen sollen. Wenn jemand dort einen kennt, der sich als Gärtner eignet, dann geben Sie mir bitte Bescheid. Auch brauchen wir später sechs Personen als Aufsichtspersonal für das Erlebnisbad und zwei zusätzliche Reinigungskräfte für das Hotel und das Bad. Auch sie sollten möglichst aus Håp Land sein. Sven, bitte übernehmen Sie das. Ihre Frau wohnt doch drüben im Dorf. Da sollte es für Sie doch ein Leichtes sein, zuverlässiges Personal zu finden. Schicken Sie die Leute möglichst vormittags in mein Büro. Außerdem: Sie haben doch Beziehungen zu einem Blumengeschäft in Bergen. Bitte richten Sie dem Chef dieses Ladens aus, dass ich mit ihm über eine tägliche Lieferung von Blumen verhandeln will. Machen Sie bitte einen Termin, wenn er an dem Geschäft interessiert ist.

Das war erst mal alles, was zusätzlich auf uns zukommt. Wenn alles so wird, wie sich der neue Eigentümer das vorstellt, werden wir wohl bald wieder ein volles Haus haben. Das bedeutet, wir werden alle mehr verdienen. Das war’s für heute. Ich danke Ihnen.“

Damit war die Personalversammlung beendet. Sven ging sofort zurück zur Rezeption und rief Andrea an. Er berichtete, dass das Hotel Gärtner, Personen zur Aufsicht für das Erlebnisbad, Reinigungskräfte für Hotel und Bad und einen Busfahrer einstellen werde. Sie solle doch mal im Dorf herumhorchen, ob jemand für diese Arbeiten geeignet und auch daran interessiert wäre. „Ich komme heute gleich nach der Arbeit vorbei. Vielleicht hast du dann schon etwas erfahren können.“

Andrea war begeistert. Es gab wieder Arbeit für die Leute im Dorf, wenn auch nicht gleich für alle. Sie wollte mit Olaf darüber reden. Er wusste am besten, wer am dringendsten Arbeit brauchte.

Gleich darauf lief sie rüber zu Jansens. Olaf war überrascht, als er das hörte. Natürlich kannte er genug, die jede Arbeit annehmen würden. Er ging sogleich mit Andrea durchs Dorf zu den Familien, welche auch die Aufschnittpakete bekommen hatten. Fünf interessierte Personen hatten sie schnell gefunden. Nur einen Busfahrer gab es im ganzen Dorf nicht. Als Sven am Abend kam, um Andrea abzuholen, präsentierte sie ihm die fünf Namen mit der dazugehörigen Arbeitsaufgabe. So konnte er gleich am nächsten Tag die Erledigung dieses Auftrags melden. Die Hotelchefin begann immer mehr Svens verborgene Qualitäten zu schätzen.

Drei Tage später riefen Andrea und Sven ganz aufgeregt in Sonnenberg an. Der Kauf ihres Hauses war perfekt. Nun musste nur noch die Kaufsumme überwiesen werden. Sven hatte einen sehr günstigen Preis aushandeln können, weil die Erben kein Interesse an dem Dorf hatten. Er erzählte voller Begeisterung: „Wir können die Schlüssel bekommen, sobald die Kaufsumme auf dem Konto der Verkäufer eingegangen ist. Wir haben euch alles per E-Mail geschickt. Wie können wir das jetzt regeln?“

Wolfram nahm den Hörer von Maria und sprach selbst: „Es ist das Beste, wenn wir die Kaufsumme auf dein Konto überweisen und du dann diese von deinem Konto bezahlst. Ich glaube, das sieht einfach besser aus. Wir werden gleich morgen die Überweisung machen. Ich denke, spätestens in einer Woche müsste das Geld auf deinem Konto sein. Du musst uns aber noch deine Kontoverbindung schicken. Die der Verkäufer nützt uns ja jetzt nichts.“

Sven bedankte sich für die Hilfe. Dann nahm Andrea noch einmal den Hörer. „Olaf tanzt fast vor Freude. Er hat heute sein Konto überprüft und die zweite Überweisung entdeckt. Natürlich wollte er sofort anrufen und fragen, was das für Geld sei. Ich habe es ihm gleich selbst erklärt. War das so richtig?“

„Natürlich! Hauptsache, er weiß Bescheid, dass er jetzt jeden Monat diese Summe bekommt. Ist denn dein Geld auch angekommen?“

„Ja richtig, das habe ich ja noch gar nicht gesagt. Durch die Aufregung mit dem Haus habe ich das ganz vergessen. Irgendwie habe ich bei dem Geld ein schlechtes Gewissen. Ich mache doch kaum etwas dafür.“

„Aber Andrea! Das ist doch für die Bereitschaft, dass du immer ansprechbar bist. Deshalb sind es doch nur 25 Prozent. Das ist schon in Ordnung. Sobald der Bau losgeht, wird es sowieso mehr. Denn dann werden viele Absprachen über euer Telefon laufen. Sven, wie läuft es inzwischen bei euch im Hotel?“

„Bestens! Die meisten von deinen Ideen haben wir schon in Angriff genommen. Der neue Besitzer des Hotels will vieles verbessern. Einiges davon hast du ebenfalls vorgeschlagen. Wir werden auch ein Erlebnisbad bekommen. Der Bau soll gleich nach dem Winter losgehen.“

„Das ist ja großartig. Dann könnte ja der Bauleiter für die Ferienhäuser auch diese Sache übernehmen. Er ist mit dem Bau im Dorf sowieso nicht ausgelastet. Ich schicke dir mal seine Daten per E-Mail rüber. So kann sich eure Chefin direkt an ihn wenden. Er heißt übriges Herbert Neubauer.“

„Meinst du, dass wir das jetzt schon alles festmachen sollen?“

„Ja! Auf jeden Fall. Wenn es warm wird, muss doch alles bereit sein!“

„Dann werde ich das gleich morgen meiner Chefin mitteilen.“

Nun war wieder Maria am Hörer: „Andrea! Wie geht es dir? Hast du schon Kindsbewegungen?“

„Ja, es ist ganz toll, wenn man merkt, dass sich da etwas im Bauch bewegt. Ich bin so gespannt auf unser Kind. Wolfram hat gesagt, dass es ein Junge wird. Mal sehen, ob er recht hat.“

Damit waren wieder mal alle Neuigkeiten ausgetauscht und sie beendeten das Gespräch.

Am 8. Februar klingelte bei Andrea vormittags das Telefon. Maria meldete sich. „Oh, Andrea, ich muss dir unbedingt etwas erzählen. Wir hatten doch gestern den Jahrestag unserer ersten Begegnung. Es war der Tag, an dem ich in den Millstream gestürzt bin, und es war der Beginn unserer Liebe. Dieser Tag sollte für uns immer etwas Besonderes sein, meinte Wolfram. So lud er uns alle ins Auto und wir fuhren in ein Restaurant nach Uelzen. Dort hatte er schon Tage vorher alles bestellt. Ich liebe diese Überraschungen, die Wolfram zu besonderen Anlässen immer wieder vorbereitet. Gegen 13.00 Uhr stießen wir zusammen auf dieses Ereignis an, welches sich genau ein Jahr vorher zugetragen hatte. Unsere Kinder wissen davon natürlich nichts. Für sie war es der Kennlerntag von Mutti und Vati und sie feiern gern mit uns. Besonders dann, wenn sie aus den gleichen Sektgläsern trinken dürfen wie die Erwachsenen; selbst wenn im Glas nur Saft ist. Dieser Tag im vorigen Jahr hat das Leben von mir, den Kindern und auch das von Wolfram grundlegend verändert. Er begann für mich damals so voller Sehnsucht und Hoffnungslosigkeit. Doch geendet hat er mit einem Licht am Horizont und vielen Wünschen. Wir haben in diesem Restaurant in Uelzen entschieden, dass wir in Zukunft jedes Jahr diesen Tag als Beginn unserer Liebe feiern wollen.“

„Ist das erst ein Jahr her? Mein Gott, ist in diesem Jahr viel passiert“, antwortete Andrea. „Auf der anderen Seite kommt es mir gar nicht so lange vor. Wenn ich daran denke, wie verzweifelt du warst, als Pappa dich nicht zu Wolfram fahren lassen wollte. Und wie du dann am nächsten Tag doch noch voller Erwartungen mit den Kindern ins Ungewisse geflogen bist. Dann kommt es mir vor, als wäre es erst einen Monat her.“

„Ja, Andrea, mir geht es auch so. Es war wie im Märchen. Als es keinen Ausweg mehr gab, kam ein Prinz und hat mich gerettet.“ Über Marias Gesicht rollten jetzt ein paar Tränen. „Und der Prinz hat sogar … wohnt an einem Berg, auf dem ein Schloss steht. Ach, Andrea, ich komme mir selbst wie im Märchen vor. Alles ist viel schöner, als ich es mir je erträumt hatte. Ich bin so glücklich!“

„Das hört man, Maria. Mir hat dein Sturz ins kalte Wasser Sven näher gebracht. Wer weiß, ob wir ohne dieses Ereignis zusammengefunden hätten?“

„Da könntest du recht haben. So war dieser Tag auch für euch ein entscheidender Tag, obwohl es euch direkt noch gar nicht betraf.“

Andrea nickte, aber das konnte ihre Schwester natürlich nicht sehen. Zu Maria sagte sie: „Wie doch manche Dinge eine Kette von Ereignissen auslösen können. Das ist schon seltsam.“

Sie sprachen noch lange über all die Veränderungen in ihrer beider Leben, die durch diesen Rutsch ins kalte Wasser ausgelöst wurden.

Zwei Wochen nach Marias und Wolframs Jubiläumstag rief Andrea erneut in Sonnenberg an. Um diese Uhrzeit war das aber ungewöhnlich. Nichts Gutes ahnend hob Maria ab. „Was ist los, Andrea?“

„Mit mir nichts, aber Olaf hat Probleme. Ich gebe ihn dir mal selbst.“

Olaf meldete sich. „Ich muss den Arbeitsvertrag kündigen.“

„Aber warum? Stimmt irgendetwas mit dem Geld nicht?“

„Doch, das hat alles wunderbar geklappt und die Kündigung fällt mir auch schwer.“

„Ja, warum kündigst du dann?“

„Es muss sein“, meinte Olaf.

„Was ist dein Problem? Ich merke doch, dass dich etwas bedrückt.“

„Ja. Es ist wegen Ivonne.“

„Aber sie kann doch froh sein, dass du jetzt eine Arbeit hast“, sagte Maria.

„Ja, das schon. Aber … ich weiß nicht, wie ich das sagen soll. Ich bin ihr zu viel hier bei Andrea. Schließlich ist das doch gleich neben Andreas Schlafzimmer.“

Maria lachte. „Was denn? Das ist es? Ivonne ist eifersüchtig?“

„Ja. Wahrscheinlich. Sie meint, wenn das nicht aufhört, dann zieht sie zu ihrer Mutter. Da muss sie das nicht mit ansehen. Was soll ich machen? Dann muss ich eben kündigen.“

„Olaf, warte mal bis heute Abend. Da kommt Wolfram von der Arbeit. Vielleicht hat er eine bessere Lösung für dich. Ich verstehe natürlich dein Problem und … wenn ich es mir recht überlege, ist das wirklich eine ungewöhnliche Situation. Auch wenn der Verdacht auf Andrea völliger Unsinn ist. Was sagst du denn dazu, Andrea?“

„Na ja, auf mich eifersüchtig zu sein, finde ich schon etwas übertrieben. Als ob ich mich für Olaf interessieren würde. Wenn das so wäre, dann hätte ich das ja schon vor Ivonnes Zeit machen können. Schließlich kennen wir uns seit unserer Kindheit. Wir sind doch hier im Dorf groß geworden. Auf der anderen Seite verstehe ich auch Ivonne. Wir sitzen hier fast alle zwei bis drei Tage zusammen neben meinem Schlafzimmer. Pappa schimpft auch schon. Ein anderes Büro haben wir aber nicht.“

„Sobald Wolfram zu Hause ist, rufen wir bei euch an. Ich denke, das wird noch vor 18.00 Uhr sein. Olaf, bis dahin solltest du durchhalten.“

Maria überlegte hin und her, aber sie fand keine Lösung. Selbst bis zum Nachmittag fiel ihr nichts Vernünftiges ein. In Svens und Andreas gekauftem Haus konnte man noch kein Büro einrichten. Dort musste erst ordentlich rekonstruiert werden. Dann war es dort kalt. In dem Haus wurde lange nicht geheizt und Andrea war im achten Monat. Das ging auch nicht. Es war zum Verzweifeln. Sie wollte Olaf so gern helfen, aber wie?

Am späten Nachmittag kam Wolfram von der Arbeit. Maria erzählte ihm das Problem.

„Weiber!“, entfuhr es ihm. Dann sah er auf Maria und sagte: „Es war nicht so gemeint. Aber wie kann man auf eine Hochschwangere eifersüchtig sein? Es wird wirklich Zeit, dass dort im Dorf mehr passiert. Olaf müsste ein eigenes … Das ist die Lösung! Olaf bekommt ein eigenes Telefon. Das braucht er, wenn der Bau losgeht, sowieso.“

Wolfram nahm das Telefon und rief in Håp Land an. Andrea meldete sich und Wolfram begann gleich zu erzählen. „Maria hat mir das mit Ivonne berichtet. Ihr Frauen macht es manchmal aber auch kompliziert. Trotzdem habe ich eine Lösung. Wir werden morgen einen Auftrag auslösen, dass Olaf ein eigenes Telefon bekommt. Wenn ihr dann Absprachen trefft, kannst du das ja in Jansens Wohnzimmer machen; unter der Aufsicht von Ivonne. Damit müsste doch der Hausfrieden wieder einkehren. Außerdem wird in etwa zwei Monaten der Büroanbau an eurem Haus fertig sein. Dann ist das Thema Büro neben dem Schlafzimmer sicher vergessen.“

„Wenn das geht? Dann denke ich, wird Olaf nicht kündigen. Am besten, ich gehe gleich mal rüber und sage ihnen Bescheid.“

„Hoffentlich lässt Ivonne dich noch rein!“, sagte Wolfram scherzhaft.

Andrea ging sofort nach dem Gespräch rüber ins Nachbarhaus. Olaf bat sie ins Wohnzimmer und fragte: „Was hat Wolfram gesagt?“

„Das sage ich besser nicht“, meinte Andrea lachend. „Aber er wird sich gleich morgen dafür einsetzen, dass ihr auch ein Telefon bekommt. Wolfram meint, wenn der Bau losgeht, brauchst du das sowieso.“

„Wir werden ein eigenes Telefon bekommen?“, fragte Ivonne ungläubig.

„Na ja, kein eigenes. Solange Olaf für die Firma arbeitet, wird es auch von der Firma bezahlt und gehört damit der KOSCH-GmbH. Bei uns drüben ist das genauso.“

„Andrea, bitte sei mir nicht böse“, sagte Ivonne. „Es geht gar nicht gegen dich. Aber den Gedanken, dass mein Mann ständig fast im Schlafzimmer einer anderen Frau ist, kann ich einfach nicht länger ertragen. Das hat wirklich nichts mit dir persönlich zu tun. Verstehst du mich?“, fragte sie vorsichtig.

Andrea nickte und sagte: „Das hat sogar Maria verstanden. Auch mein Pappa schimpft aus dem gleichen Grund. Das mit dem neuen Telefon ist sicher die beste Lösung. Und wenn dann unser Haus fertig ist, wird es auch einen Büroanbau haben, sagt Wolfram. Und dort steht dann bestimmt kein Bett mehr im Raum.“ Andrea lachte leicht.

„Du lachst mich jetzt bestimmt aus“, sagte Ivonne schüchtern.

„Nein, ganz bestimmt nicht! Ich lache nur über die komische Situation. Sie ist nur deshalb so lustig, weil sie doch völlig harmlos ist. Sieh mich doch mal an.“

„Ich weiß ja. Aber was soll ich denn machen?“

„Ivonne, wenn ihr auch ein Telefon habt, ist doch alles wieder in Ordnung.“

Ivonne nickte.

Olaf war froh, dass er dadurch die Arbeit behalten konnte, und so fragte er gleich: „Wann geht es denn los?“

Andrea antwortete: „Ich weiß es nicht. Der Arzt sagt, am 3. April.“

„Waaas? Ich meine doch den Bau.“

„Ach so, der könnte schon in vierzehn Tagen losgehen. In knapp zwei Wochen reist der Bauleiter an. Er wird genau bestimmen, wann es losgeht. Bis dahin werdet ihr aber euer eigenes Telefon schon haben. Ich werde dann auch mehr verdienen, sagt Wolfram, weil ich dann Dolmetscher machen muss.“

„Wirst du das auch noch schaffen?“, fragte Ivonne besorgt. „Du bist doch dann im neunten Monat!“

„Ach was, irgendwie wird es schon gehen. Schließlich wird unser Haus das erste sein, das gebaut wird. Da kann ich doch nicht von Weitem tatenlos zusehen.“

„Übernimm dich nur nicht“, meinte Ivonne warnend.

Andrea ging zufrieden wieder zurück ins Haus ihrer Eltern. Jetzt war Gott sei Dank alles wieder in Ordnung. Erst wollte sie Sven gar nichts davon erzählen, damit er sich nicht unnötig aufregte. Dann fand sie es aber wieder besser, wenn er es von ihr erfuhr. In diesem Dorf, wo alle über alle reden, hätte er es womöglich von anderen gehört und dann hätte sie, Andrea, vielleicht noch ein Problem gehabt. Das wollte sie auf keinen Fall.

Der Bauleiter reiste schon am Sonntag, also einen Tag eher, an. Sven holte ihn vom Flugplatz ab und fuhr ihn ins Hotel. So, wie Herbert Neubauer sagte, hatte er wirklich die Baustelle im Dorf und am Hotel zu beaufsichtigen. Also hatte auch das geklappt. Im Hotel angekommen, wollte er noch am Sonntag die zukünftigen Baustellen am und im Hotel besichtigen. Sven zeigte ihm alles. Die Besichtigung des Dorfes wollte er aber erst am Montag machen.

„Sie können mir sicher weiterhelfen?“, fragte Herbert Neubauer. „Ich muss morgen mit einer Andrea Aglund und einem Olaf Jansen Kontakt aufnehmen. Kennen Sie diese Personen?“

Sven schmunzelte. „Andrea Aglund ist meine Frau und Olaf Jansen war ihr Nachbar, als sie noch in ihrem Elternhaus wohnte. Ich sage beiden heute noch Bescheid. Dann kann Olaf Jansen Sie morgen Früh abholen. Wann werden Sie fertig sein?“

„Na, sagen wir 8.30 Uhr. Kann Ihre Frau nicht mitkommen? Ich hörte, dass dieser Olaf kein Deutsch spricht.“

„Meine Frau ist im achten Monat schwanger. Da fällt ihr das Laufen etwas schwer.“

„Oh, Verzeihung. Das wusste ich nicht. Können Sie vielleicht dolmetschen?“

„Ich arbeite hier in der Rezeption und kann Ihnen deshalb nur hier im Hotel zur Verfügung stehen.“

„Na ja, ich werde mich schon in die Gegebenheiten hineinfitzen. Sagen Sie, gibt es hier im Hotel Leihwagen? Ich hörte, dass es eventuell welche geben würde.“

„Bis jetzt noch nicht“, antwortete Sven. „Aber wir erwarten sie jeden Tag. Die Lieferung ist für Anfang März bestellt.“

„Ich danke Ihnen erst mal, dass Sie sich am Sonntag so um mich bemüht haben.“ Damit verabschiedete er Sven und fuhr mit dem Fahrstuhl nach oben.

Am nächsten Tag traf Olaf zehn Minuten vor halb neun im Hotel ein. Sven rief Herbert Neubauer an und pünktlich 8.30 Uhr kam er aus dem Fahrstuhl. Olaf begrüßte ihn mit den Worten: „Guden Morgen!“

„Sie sprechen ja doch Deutsch“, wunderte sich der Bauleiter.

„Nur wenig!“, gab Olaf zurück.

So gingen sie schweigend hinüber ins Dorf. Als sie an Andreas Haus vorbeikamen, trat sie aus der Tür. Sie hatte die beiden schon durchs Fenster beobachtet. „Ich bin Andrea Aglund und begrüße Sie hier in unserem Dorf.“

„Sie sprechen aber gut Deutsch. Das haben Sie sicher von Ihrem Mann gelernt?“

„Nicht nur! Meine Schwester wohnt in Deutschland“, entgegnete Andrea.

Nun besichtigten sie erst mal das Dorf. Überall, wo sie vorbeikamen, sah man, wie sich die Gardinen bewegten. Die Ankunft des Bauleiters hatte sich schon gestern Abend im Dorf herumgesprochen. Andrea beachtete das gar nicht. Sie führte ihn zu den Häusern, die ein Ferienhaus bekommen sollten, dann zur Dorfschenke, die modernisiert werden sollte, und zum Schluss zu ihrem Haus.

Herbert Neubauer sah sich alles genau an und fotografierte vieles. Dann sagte er: „Ich brauche einen Plan vom Dorf. Können Sie Olaf das sagen? Dieser Plan muss nicht hundertprozentig genau sein. Es reicht, wenn man auf ihm ungefähr sehen kann, wie alle Häuser und Straßen hier im Dorf angeordnet sind.“

Andrea übermittelte Olaf diese Aufgabe. Das schaffe er bis zum Abend, meinte er. Diese Antwort gab sie an Herbert weiter und der war damit zufrieden.

Als sie langsam wieder zu Jansens Haus kamen, trat Andreas Mutter aufgeregt aus der Tür und rief: „Du musst dringend bei Maria anrufen. Es ist ganz wichtig. Irgendwie hat es mit einem Auto für den Bauleiter zu tun.“

„Das können wir auch gleich von unserem Wohnzimmer aus regeln. Es ist vielleicht besser, wenn er deine Schlafzimmertür nicht kennenlernt“, sagte Olaf und lächelte leicht.

„Ja, natürlich!“, gab Andrea lachend zurück. Dann klärte sie erst mal Herbert Neubauer auf. Er war einverstanden und sie gingen zu Olaf ins Wohnzimmer. Von dort rief Andrea in Sonnenberg an. „Maria, was ist los?“

„Hier ist Wolfram. Ich hoffe, du redest auch mit mir“, meinte er scherzhaft. „In Bergen ist ein Volvo abzuholen. Das Autohaus habe ich dir per E-Mail geschickt. Es ist ab sofort euer Auto. Das heißt, genau genommen, der Firmenwagen für dich und Olaf. Inzwischen habt ihr ja euren Führerschein. Dieses Auto müsstet ihr aber erst einmal dem Bauleiter zur Verfügung stellen. Es ist wichtig, dass er beweglich ist.“

Da das Gespräch auf Norwegisch war, musste Andrea dem Bauleiter alles noch einmal übersetzen. Dieser war zufrieden, dass es mit dem Auto so schnell geklappt hatte. Er fragte: „Wie komme ich jetzt zu dem Auto?“

„Ich rufe mal meinen Mann an. Der hat sicher eine Lösung.“ Andrea rief Sven in der Rezeption an und Sven erklärte sich bereit, den Bauleiter nach Bergen zu fahren. Schließlich war er auch der Bauleiter fürs Hotel.

Am Nachmittag fuhr Sven mit Herbert Neubauer nach Bergen, nachdem er die Genehmigung von seiner Chefin eingeholt hatte. Im Autohaus waren beide überrascht, als dort ein silbergrauer Volvo V40 als Kombi abholbereit auf sie wartete. Sven übernahm und quittierte ihn im Auftrag von Andrea. Dann gab er Herbert den Schlüssel und sie fuhren mit zwei Autos wieder zurück zum Hotel, nachdem sie für ihn einen Stadtplan von Bergen und eine Karte der Umgebung gekauft hatten. Als Bauleiter brauchte er das zur Orientierung.

Als sie beide Autos in der Tiefgarage des Hotels geparkt hatten, sagte Herbert zu Sven: „Wird die Anstrengung beim Übersetzen auch nicht zu viel für Ihre Frau?“

Sven zuckte mit den Schultern. „Ich hoffe nicht. Im Zweifelsfall kann auch ihre Mutter einspringen. Sie spricht noch besser Deutsch als meine Frau.“

„Wir müssen nämlich öfter nach Bergen fahren; zumindest am Anfang.“

„Ich werde es meiner Frau ausrichten.“

Damit verabschiedeten sie sich vor dem Tresen der Rezeption und Herbert Neubauer fuhr nach oben.

Am nächsten Tag hielt Herbert mit dem Volvo vor dem Haus der Lizells. Er klopfte bei Andrea und auch bei Olaf. Beide kamen heraus und der Bauleiter eröffnete ihnen, dass sie nach Bergen fahren müssten. Er hatte noch am Vortag mit der Baufirma, die Olaf herausgesucht hatte, einen Termin für heute gemacht. Olaf übergab ihm den skizzierten Plan vom Dorf. Herbert betrachtete ihn kurz und nickte. Dann ließ er Andrea vorn und Olaf hinten einsteigen, setzte sich ans Steuer und fuhr nach Bergen. Dort suchten sie gemeinsam die Baufirma. Sie wurden schon erwartet.

Herbert Neubauer kam sofort zur Sache. Er erklärte dem Chef, dass sie zwölf Ferienhäuser neu und die Schenke ausbauen wollten. Dazu zeigte er ihm die Pläne. Parallel kam der Schwimmbadbau dazu. Nun fragte er den Chef der Baufirma, ob er eine Fertigstellung bis Ende August garantieren könne. Nach kurzem Überlegen lehnte der Baufirmenchef den Schwimmbadbau ab, garantierte aber für den Rest. Damit war Herbert zufrieden. Er hatte sich schon vorher denken können, dass das für eine relativ kleine Firma zu viel war. Nun handelte er noch die Konditionen aus. Herbert sprach und Andrea übersetzte.

„Wir zahlen den Objektpreis, wie es im Vertrag steht. Wenn größere Qualitätsmängel auftreten, werden wir uns vorbehalten, zehn bis zwanzig Prozent von der Vertragssumme abzuziehen. Ist der Bau aber ohne größere Mängel fertig, zahlt die Firma zehn Prozent zusätzlich. Ist der Bau fristgerecht fertig, zahlt die Firma noch einmal zehn Prozent zusätzlich. Nehmen Sie zu diesen Bedingungen an?“

Andrea übersetzte die Antwort: „Wenn alles so im Vertrag vereinbart ist und es keine weiteren Klauseln gibt, nehme ich an.“

Herbert gab ihm den Vertrag, der auf Deutsch und Norwegisch vorlag.

„Ich bitte um Zeit bis morgen, um den Vertrag in Ruhe zu lesen“, übersetzte Andrea.

Herbert nickte. „Ich komme morgen um die gleiche Zeit wieder. Jetzt noch eine andere Frage: Können Sie uns eine seriöse Baufirma für den Bau des Freizeitbades empfehlen?“

Der Firmenchef nickte. Olaf schrieb Firma und Adresse auf.

„Ist es möglich, dass Sie uns bei dieser Firma anmelden könnten? Wir würden anschließend gleich dort hinfahren“, fragte Herbert.

Als Andrea übersetzt hatte, nickte der Chef noch einmal.

Sie verabschiedeten sich und Olaf lotste Herbert zu der anderen Baufirma. Als sie ankamen, wurden sie auch hier bereits erwartet. Die Absprache lief ähnlich zu vergleichbaren Konditionen. Auch dieser Firmenchef bat um einen Tag Bedenkzeit. Da die Verträge seriös waren, ließ sich Herbert darauf ein.

Nun gingen die drei erst einmal richtig essen. Herbert lud sie ein, aber Andrea musste ein gutes Restaurant heraussuchen. Sie nannte das Vor Vikings. Andrea kannte es von den Erzählungen ihrer Schwester. Dort war Maria öfter mit früheren Verehrern gewesen, aber das erzählte Andrea natürlich nicht. Sie meinte nur, dass es dort gut und teuer sei.

„Dann sind wir da genau richtig. Diese schnelle Einigung mit den Baufirmen habe ich doch am Ende Ihnen zu verdanken. Olaf, lotsen Sie mich zu diesem ‚Wikinger‘.“

Sie betraten das Restaurant und Herbert sah sofort, dass Andrea nicht übertrieben hatte. Das war keine billige Kneipe. Der Preis war ihm egal. Schließlich setzte er sowieso alles auf sein Spesenkonto.

Nachdem sie gegessen hatten, lobte Herbert Andrea für diesen Tipp. „Das war eine gute Empfehlung. Diese Gaststätte werde ich mir merken. Hat es Ihnen auch so gut geschmeckt?“ Beide nickten, obwohl Andrea die Portion nicht geschafft hatte. Geschmeckt hatte es ihr vorzüglich.

Auf dem Rückweg nach Håp Land fragte Herbert Olaf, ob sie drei sich noch für ein paar Minuten in sein Wohnzimmer setzen könnten. Das wäre für Andrea besser als die Lobby im Hotel. Olaf nickte. So saßen sie zwanzig Minuten später in Jansens Wohnzimmer über dem Dorfplan. Sie nummerierten jedes Haus und erstellten eine Liste mit den Namen der Familien und ihren Hausnummern. Nun kennzeichnete Herbert mit Olafs Unterstützung die Häuser, bei denen ein Ferienhaus gebaut werden sollte. Das Haus von Sven und Andrea bekam eine besondere Kennzeichnung; ebenso die Dorfschenke und Jansens Haus. Dann verabschiedete sich Herbert von den beiden und erinnerte sie daran, dass sie am nächsten Vormittag noch einmal nach Bergen mussten, um die Verträge abzuholen. Damit verließ er das Haus und fuhr zum Hotel. Für Andrea und Olaf war dieses Arbeitstempo ungewohnt, aber es störte sie nicht, hatten sie doch dadurch das Gefühl, dass es wirklich vorwärtsging.

Als Herbert gegangen war, kam auch Ivonne zu ihnen und fragte, wie der Tag denn verlaufen sei. Sie hatte nämlich umsonst mit dem Mittagessen gewartet. Olaf erzählte ihr alles so ausführlich, wie er es noch wusste. Dann meinte er, dass er morgen vielleicht auch wieder in Bergen mit dem Bauleiter essen müsse. Darauf habe er keinen Einfluss.

Ivonne war auf eine Art froh, dass Olaf jetzt so viel Arbeit hatte, aber wenn sie mit Kai allein war, dann überkam sie doch ein wenig Traurigkeit. Gerda kam erst nachmittags mit dem Schulbus. So war es sehr ruhig im Haus. Wenn Olaf im Sommer Arbeit hatte, war er auch nicht zu Hause, aber dafür waren ihre beiden Kinder da. Seit September ging aber Gerda in die Schule und für Kai war der Tag dadurch eher langweilig. Er kam ja erst in eineinhalb Jahren in die Schule.

Am nächsten Tag holte Herbert mit seinen beiden Begleitern die unterschriebenen Verträge ab. Beide Baufirmenchefs waren mit der Formulierung des Vertrags einverstanden. Der für den Schwimmbadbau hatte sogar zugegeben, dass er sie von einem deutschsprachigen Freund vergleichen ließ. Dabei hatte dieser festgestellt, dass die Übersetzung vom Inhalt her identisch war. Das beruhigte den Firmenchef. Weil der Vertrag so seriös war, gab er diese Überprüfung auch offen zu. Herbert schmunzelte, als Andrea ihm diese Sache übersetzte. Schließlich war er vorgewarnt worden, dass die Norweger den Deutschen nicht unbedingt vertrauten.

Bei beiden Firmen setzte Herbert als Baubeginn den nächsten Montag an. Das wäre der 12. März. Herbert erinnerte noch einmal an Qualität und Termintreue. Dann fuhr er mit seinen Begleitern wieder zum „Wikinger“. Diesmal aß jeder etwas anderes als gestern.

„Wenn wir das immer so machen, werden wir bald die ganze Speisekarte kennen“, bemerkte Andrea.

Herbert lachte und fragte: „Sie essen wohl nicht oft in Restaurants?“

Andrea schüttelte den Kopf. „Sehr selten!“ Sie hätte richtiger sagen müssen: nie, aber das wollte sie nicht zugeben.

„Und Sie, Olaf?“

„Ich … na ja, auch selten.“ Für Olaf traf das Gleiche zu wie für Andrea. Er wollte es ebenfalls nicht zugeben.

Bevor sie nach Hause fuhren, kaufte Herbert noch einen kleinen Strauß Blumen. „Der ist für Ihre Frau, weil sie schon wieder allein essen musste.“ Olaf hatte beim Essen erzählt, wie Ivonne am Vortag auf ihn gewartet hatte. Jetzt bedankte er sich bei seinem Bauleiter.

Auf der Fahrt nach Hause sagte Herbert: „Ich werde morgen mit dem Vermessen beginnen, wenn es trocken ist. Falls es regnet, werde ich Andrea anrufen.“ Er setzte beide wieder vor Andreas Haustür ab und fuhr ins Hotel.

Da der folgende Tag verregnet war, ging es erst am Freitag weiter. Herbert Neubauer sagte Andrea, dass er sie vorläufig nicht benötige. „Das bisschen Vermessen werde ich mit Olaf auch allein hinbekommen. Schließlich kann er ein wenig Deutsch und es ist besser, wenn Sie sich schonen. Draußen ist es immer noch unangenehm kalt.“

Als Herbert mit Olaf zum Mittag rüber ins Hotel fahren wollte, fragte Olaf: „Sie bei uns essen? Meine Frau freuen.“ Herbert sah Olaf erstaunt an, dann nickte er. So gingen sie zu Jansens essen.

Ivonne begrüßte sie mit den Worten: „Danke für Blumen.“

Herbert Neubauer war das Essen im Restaurant gewöhnt. Hier bekam er etwas vorgesetzt, das er nicht kannte. Doch es schmeckte ihm. Als sie gegessen hatten, fragte Herbert langsam: „Verstehen Sie mich?“

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