Kitabı oku: «Herzensöffnung (3): Später», sayfa 4

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Eva bewunderte Laura, wie sie diesem jungen Mann vor dem Eingang die Stirn geboten hatte. „Ich staune immer wieder, wie du das machst. Dem da draußen hätte ich nichts antworten können. Ich bin nicht so schlagfertig.“

„Das lernt man, Eva. Du musst nur öfter mitkommen“, antwortete Laura lachend.

„Ich werde das wohl nie so locker sehen können wie du“, seufzte Eva. Im Saal war es kaum mehr möglich, sich zu unterhalten. Dafür spielte gute Musik. Es gab hier nur Tische für vier Personen. Laura suchte einen günstigen für sich und ihre Schwestern aus. Doch an dem Tisch saß schon ein junger Mann. Das störte Laura nicht. Als sie sich setzen wollten, sagte dieser: „Hey, Laura, die Plätze sind aber schon besetzt!“

Da ging sie auf ihn zu und rief ihm ins Ohr: „Das klang jetzt so, als wolltest du nie wieder mit mir tanzen. Habe ich das richtig gehört?“

Der junge Mann biss die Zähne zusammen und zeigte an, dass sich die drei Schwestern setzen konnten.

Eva fragte, indem sie ganz nah an Lauras Ohr ging: „Wie hast du das gemacht?“

Ihre Schwester lachte und erwiderte: „Man muss die Jungs nur kennen und wissen, wie man mit ihnen umgehen muss.“

Fünf Minuten später war Laura mit ihrer kleinen Schwester auf der Tanzfläche. Eva sah ihnen zu und freute sich mit Julia, dass sie jetzt auch mitkommen durfte.

Nach einer Weile setzten sich die beiden Schwestern wieder und tranken erst einmal etwas. Laura hatte ihrer Mutter versprechen müssen, dass Julia keinen Alkohol trinken würde. Sie sah das nicht ganz so streng. Ein oder zwei Gläser Wein hätte sie ihr schon gegönnt, aber Julia wollte nur Cola oder einfache Limonade. So konnte sie das Versprechen, welches sie ihrer Mutter gegeben hatte, problemlos halten.

Es dauerte gar nicht lange und Laura war schon wieder mit einem Jungen auf der Tanzfläche. Bald kam auch einer, der Eva aufforderte und Julia saß mit dem jungen Mann, der den Tisch von Anfang an reserviert hatte, allein am Tisch. Dieser war mindestens so alt wie Laura. Trotzdem fragte er, ob sie mit ihm tanzen wolle. Jetzt hätte sie viel darum gegeben, wenn Laura in der Nähe gewesen wäre. So musste sie selbst entscheiden. Also nickte sie und ging mit ihm ebenfalls tanzen. Nach drei Musiktiteln wollte sich Julia wieder setzen. Der junge Mann brachte sie zurück an den Tisch und ging dann zur Bar.

Als Laura wieder zu ihr kam, erzählte Julia, mit wem sie getanzt hatte. Laura nickte verwundert und sagte ihrer kleinen Schwester: „Der ist harmlos. Ich kenne ihn gut. Er geht in meine Klasse.“ Julia war beruhigt. Auf ihre Schwestern konnte sie sich wirklich verlassen, dachte sie.

Inzwischen saß noch ein zweiter Klassenkamerad von Laura mit am Tisch. Das war auch kein Problem, denn meistens war mindestens eines der Mädchen auf der Tanzfläche. Als der DJ eine kurze Pause machte und ein Stuhl am Tisch fehlte, setzte sich Laura einfach bei einem von den beiden auf den Schoß. Ihr „Untermann“ begann ein Gespräch mit der Frage: „Deine kleine Schwester ist wirklich erst vierzehn Jahre alt?“

„Ja. Und vergiss das nicht, wenn du wie vorhin mit ihr tanzt.“

Julia hingegen war ganz stolz. Man hatte sie älter geschätzt. Nun fragte sie Laura: „Ist das dein Freund?“

„Was? Ich?“, entgegnete der Gemeinte.

Doch Laura schnitt ihm weitere Äußerungen ab, indem sie sagte: „Das sind alles meine Freunde. Stimmt’s?“ Dabei stieß sie ihren Stuhlnachbar leicht an.

„Hm!“, war die Antwort. Dann fragte er: „Warum kommst du eigentlich immer allein, wenn du so tolle Schwestern hast?“ Laura konterte: „Kannst du schweigen?“

Der Angesprochene nickte und sagte: „Selbstverständlich!“ „Siehst du, ich auch!“

„Was? Das ist ja unfair“, meinte der Junge am Tisch. Da ergänzte Laura: „Du kannst zwar alles essen, aber musst noch lange nicht alles wissen.“ Sie trank noch etwas, da setzte die Musik wieder ein.

Laura und ihre Sitzgelegenheit standen schon bald wieder auf dem Tanzboden.

Die Zeit bis 22.00 Uhr verging wie im Flug. Julia hatte Angst, dass sie zu spät nach Hause kommen würde. Deshalb wollte sie gehen. Laura hielt sie zurück und rief ihr zu: „Warte, bis Eva von der Tanzfläche zurückkommt. Sie wollte mit dir nach Hause gehen.“

„Aber ich muss doch 22.00 Uhr zu Hause sein.“

Da winkte Laura nur ab. Zum Glück für Julia kam Eva bald. Sie verabschiedete sich von ihrem Tänzer mit der Begründung, dass sie ihre kleine Schwester nach Hause bringen müsse. Man sah ihm an, dass er nicht wusste, ob das echt war oder nur eine gelungene Ausrede. Die beiden Schwestern verabschiedeten sich von Laura und den beiden Jungs am Tisch und gingen.

Kurz vor halb elf kamen sie zu Hause an. Vati holte tief Luft, aber Eva war schneller: „Wir haben pünktlich 22.00 Uhr den Saal verlassen. Das war doch in Ordnung so?“ Laura hatte ihr gesagt, dass sie so am besten mit Vati umgehen könne.

Wolfram hingegen zog die Augenbrauen hoch, lächelte und nickte. Dann fragte er Julia: „Und, wie war’s?“

„Himmlisch! Am liebsten würde ich nächsten Sonnabend wieder mitgehen.“

„Unsere Abmachung war aber einmal im Monat. Wenigstens vorläufig.“ Julia nickte. „Hm! Ich weiß.“

„Dann mach dich bettfertig. Es ist schon spät.“

„Ja, Vati.“

Als auch Eva sich zurückziehen wollte, sagte ihre Mutter: „Warte mal noch einen Moment.“ Julia hatte das Zimmer verlassen, da fragte sie: „Wie ist es nun wirklich gelaufen?“

„Ach, es war ganz nett. Wir saßen bei einem Klassenkameraden von Laura mit am Tisch.“

„Hat Julia irgendetwas getrunken?“

„Ja. Aber nur Cola und Limonade. Und das sogar freiwillig.“ Dabei lächelte sie ihre besorgte Mutter an.

„Na, hoffentlich stimmt das auch!“, sagte jetzt ihr Vater.

„Vati! Ich lüge nicht!“, antwortete Eva mit Nachdruck.

„Schon gut. Das hat doch gar niemand behauptet.“ Da verabschiedete sich Eva und ging in ihr Zimmer. Sie wollte jetzt allein sein.

Am folgenden Sonnabend, es war der Ostersonnabend, ging Laura wieder allein zum Tanz. Als sie Sonntagfrüh aus der Disko zurückkam, schlich sie leise zu ihrer großen Schwester ins Zimmer. Doch Eva schlief längst. Da weckte Laura sie mit den Worten: „Ich muss dich dringend sprechen.“

„Wie …? Was denn …? Muss denn das jetzt sein?“ Dann sah sie auf ihre Uhr und fragte noch einmal: „Weißt du überhaupt, wie spät es ist?“ Laura nickte und sagte: „Dein Tänzer von voriger Woche hat nach dir gefragt. Er würde sich freuen, wenn du nächste Woche wieder mitkommen würdest.“

„Hättest du mir das nicht morgen sagen können? Ich bin müde. Außerdem sind wir da in Håp Land zum zehnjährigen Jubiläum“, antwortete Eva. Doch plötzlich war sie hellwach: „Was hast du gerade gesagt? Wer hat nach mir gefragt?“

„Einer von der Ordnungsgruppe. Du musst vorige Woche mit ihm getanzt haben.“

„Ich habe mit mehreren getanzt. Etwa der, dem Michael im Januar so geholfen hatte? Wie heißt er denn?“

„Danach habe ich ihn nicht gefragt. Aber es war auch nicht der, dem Michael zur Seite stand.“

Eva meinte enttäuscht: „Das hättest du dann auch morgen Früh erzählen können.“

„Sollte ich das wirklich morgen vor Mutti und Vati beim Frühstück erzählen?“

„Na, das hätte auch nicht unbedingt sein müssen“, antwortete Eva nun versöhnlich.

Da begann Laura wieder: „Ich glaube, der will was von dir. Na, da muss er eben warten, bis du Zeit hast.“

„Schade! Ausgerechnet jetzt fliegen wir nach Håp Land. Meinst du wirklich, dass er von mir was will? Was war denn das für einer?“

„Oh! Er sah gut aus und war auf jeden Fall schon etwas über zwanzig. Willst du was von ihm?“

„Wie denn? Ich kenne ihn ja gar nicht.“

„Das muss der gewesen sein, mit dem du zuletzt getanzt hast, bevor du mit Julia gegangen bist. Kannst du dich denn nicht an ihn erinnern?“

Eva schüttelte den Kopf. Sie konnte sich einfach nicht an sein Gesicht erinnern. Aber er hatte ihr viele schöne Komplimente gemacht. Während Laura das Zimmer verließ, dachte Eva an diesen jungen Mann. Er gefiel ihr. Mit den Gedanken an ihn schlief sie wieder ein.

Wolfram hatte mit Michael abgesprochen, dass er ihn mit seiner Schwester am Ostermontag abholen und das nächste Wochenende mit nach Håp Land zum zehnjährigen Urlauberdorf-Jubiläum nehmen würde. Es waren Osterferien und Michaels Mutter hatte sowieso keinen Urlaub. Trotzdem brauchte Michael einige Zeit, um seine Mutter von einem Aufenthalt in Sonnenberg und Håp Land zu überzeugen. Doch am Ende stimmte sie zu.

Wolfram holte die beiden Geschwister am Ostermontag nach dem Mittagessen im Schwarzwald ab. So konnten sie in Sonnenberg mit ihnen Kaffee trinken. Auf Michaels und Manuelas Platz stand je ein Osterkörbchen mit Süßigkeiten. Darüber wiederum freute sich besonders Manuela sehr. Sie liebte süße Sachen.

Michael war wie immer. Er stand mit Julia seit Januar in Telefon- und SMS-Kontakt, aber daran fand er nichts Ungewöhnliches. Julia versuchte, sich nichts anmerken zu lassen. Doch sie strahlte so sehr, dass ihre Mutter und auch ihre beiden Schwestern innerlich lächelten. Nach außen taten sie aber, als ob sie nichts merkten.

Nach der Mahlzeit trafen sich Michael und Julia wie zufällig auf der Terrasse, denn es war schon ziemlich warm. Wolfram und Maria schmunzelten, als sie es sahen, wussten sie doch von der Schwärmerei ihrer Tochter. Julia spürte, wie ihnen die Blicke im Nacken saßen.

„Woll’n wir uns ein bisschen die Beine vertreten?“, fragte Julia ihn. „Klar. Warum nicht?“

Julia steuerte das Wäldchen hinter der Villa an. Auf dem Weg dorthin fragte sie Michael: „Hast du inzwischen eine Freundin?“

Er schüttelte den Kopf. „Die Mädchen bei uns sind alle irgendwie doof. Entweder sind sie zu jung oder suchen nach einem älteren Jungen.“

Das war für Julia wie ein Stich ins Herz. War sie auch zu jung für Michael? Jetzt müsste Laura hier sein. Sie hätte das schnell herausbekommen. Vorsichtig fragte Julia: „Laura ist dir aber nicht zu jung?“ „Laura? Nein.“ Dabei lachte er. „Eher zu alt.“

Das verstand Julia nicht. „Wieso zu alt? Sie ist doch erst sechzehn.“

Michael lächelte und klärte Julia auf: „Das stimmt schon, aber sie sucht sich keinen Freund, der genauso alt ist. Du würdest doch auch keinen Freund haben wollen, der gerade mal vierzehn ist. Hast du schon einen?“ Julia spürte, wie ihr das Blut in den Kopf stieg. Zum Glück merkte Michael nichts davon. Deshalb fragte sie ihn schnell: „Und wie alt müsste deine Freundin sein?“

Michael überlegte und sagte dann: „Na, so ein bis zwei Jahre jünger vielleicht.“

„Drei Jahre jünger ist dir dann schon wieder zu jung?“

„Hm? Das kommt drauf an. Wenn sie so ist wie du sicher nicht, aber manche in dem Alter sind schon noch ziemlich kindisch.“

Julia fiel ein Stein vom Herzen. Aber gleichzeitig war sie unglücklich. Da gab sie sich solche Mühe und er merkte einfach nicht, dass sie ihn liebte. So gingen sie langsam wieder zurück.

Im Keller fanden sie die anderen beim Tischtennis. Julia fragte gleich ihre Schwester: „Laura, kannst du mir mal helfen?“

„Ja, was ist?“

„Nicht hier.“ Sie gingen rüber zum Kellerbadebecken und schlossen die Tür hinter sich. Nun fragte Laura erneut, was denn los sei. „Ich habe versucht Michael zu zeigen, dass ich ihn liebe, aber er reagiert gar nicht.

Ich bin so unglücklich.“

Laura versuchte ernst zu bleiben. Ihre Schwester war aber auch naiv. „Du gehst das völlig falsch an, Julia. Und vor allem darfst du einem Jungen nie hinterherrennen. Das funktioniert nie! Glaub mir.“

„Was soll ich denn dann machen? Hilf mir doch bitte!“, flehte Julia ihre Schwester an.

„Das mach ich. Aber du musst auch ein bisschen Geduld haben. Michael hat sicher noch nicht begriffen, dass du nicht mehr die kleine Julia von früher bist. Jungs sind manchmal sehr schwerfällig beim Umdenken. Das kannst du dir ruhig merken.“

„Meinst du wirklich?“, fragte Julia ungläubig.

„Ganz sicher! Da kenne ich mich aus. Jetzt müssen wir also Michael erst mal beibringen, dass du eben nicht mehr die kleine Julia bist. Ich weiß noch nicht wie, aber das kriegen wir schon hin. Eva ist ja auch noch da.“

„Aber bitte so, dass Mutti und Vati nichts merken“, bettelte Julia.

„Na, das ist ja wohl selbstverständlich. Glaubst du, mir würde das gefallen, wenn unsere Eltern alles erfahren würden?“

Julia war beruhigt und gleichzeitig stolz auf ihre Schwester, die so viel Verständnis für sie hatte.

Laura überlegte eine Weile und sagte dann: „Wir fliegen doch nächste Woche nach Håp Land. Dort wird sich schon eine Möglichkeit finden. Wie gefällt dir eigentlich Arne?“

Julia zuckte mit den Schultern. „So ist er ja nicht verkehrt, aber mehr eben nicht.“

„Dann solltest du dich vielleicht mal mehr um ihn kümmern. Das muss Michael doch auffallen“, riet ihr Laura.

„Und wenn er dann böse mit mir ist? Oh, das ist keine gute Idee.“ „Jungs macht man am besten auf sich aufmerksam, wenn man sie eifersüchtig macht. Glaub mir, das könnte funktionieren. Und wenn nicht, dann sind immer noch Eva und ich da.“

„Und du meinst, ich soll so tun, als ob mir Arne gefällt?“

„Ja, aber nicht zu auffällig. Sonst durchschauen dich beide und das wäre dann nicht gut. In Håp Land bei der Jubiläumsfeier ist abends ganz bestimmt auch Disko. Ich werde mal mit Mutti sprechen, dass du mitdarfst. Die Einmal-im-Monat-Regel gilt doch nur für Sonnenberg.“

„Oh, Laura, wenn du das schaffst …“

„Das wird schon klappen. Hauptsache, du fällst bis dahin nicht unangenehm auf. So, jetzt geh’n wir aber wieder rüber zu den anderen.“

Sie verließen das Kellerbad und spielten mit den anderen Tischtennis.

3. Håp Land – Zehn Jahre Urlauberdorf

Am späten Nachmittag des 29. April flog Wolfram mit seiner Familie und den Gästen aus dem Schwarzwald nach Håp Land, denn an diesem Wochenende feierten sie im Dorf das zehnjährige Jubiläum des Touristenzentrums. Olaf hatte als Bürgermeister die Organisation in der Hand und machte diese Jubiläumsfeier zu einem großen Volksfest. Dazu reisten mehrere Schausteller an. Sie bauten ihre Fahrgeschäfte auf der Wiese zwischen dem Dorf und der Fernstraße auf. Auch das Hotel hatte Olaf in dieses Fest integriert.

Wie immer quartierten sich Koschs bei Andrea und Sven ein. Seit auch Annefried dort wohnte, war die Familie in dieser Zeit immer zusammen. Michael und Manuela schliefen wie immer bei der Familie ihres Vaters. Julia bedauerte das etwas, da sie sich dadurch nicht so oft sehen konnten. Wogegen sich Michaels Vati diesmal riesig freute, dass ihn seine Kinder auch mal außer der Reihe besuchten.

Nach dem Abendbrot trafen sich alle Kinder der Familien Aglund, Kosch, Jansen und Schulze. Das war bei ihnen schon zur Tradition geworden. Nur Gerda ging inzwischen ihre eigenen Wege, seit sie einen Freund hatte. Die anderen hielten immer noch zusammen, egal ob sie in Sonnenberg waren oder in Håp Land. Sie unternahmen auch weiterhin fast alles gemeinsam, wenn sie zusammen waren.

Manuela und Wolfram Junior gehörten nicht zu dieser Runde. Sie waren einfach zu jung. So spielten sie oft zusammen, weil Manuela kein fließendes Norwegisch sprach und Junior auch kaum Freunde im Dorf hatte.

Doch diesmal gingen sie mit den Großen mit, um die Karussells und Schaustellerbuden auf der Festwiese zu besuchen. Alle hatten schon geöffnet. Sie testeten erst mal alle Karussells und blieben am Schluss bei denen, die ihnen am meisten gefielen. Am liebsten fuhren sie mit den Berg-und-Tal-Bahnen. Im Autoskooter testeten die Jungs ihre Fahrkünste und zeigten den Mädchen, wie gut sie doch waren. Hier hätten sie Stunden verbringen können. Alle hatten von ihren Eltern Geld bekommen. Doch das war auch schnell verbraucht, wenn sie nicht aufpassten.

„Eva, willst du nicht auch mal mit dem Autoskooter fahren? Da kannst du schon etwas für den Führerschein trainieren“, sagte Knut, der seinen Führerschein schon hatte.

Doch Eva winkte ab: „Ihr Jungs werdet das nie lernen, dass das für uns Mädchen nicht so wichtig ist. Wir sind nun mal keine Jungs.“

„Ich dachte nur …“, fügte Knut kleinlaut hinzu. „Ach wo! Ich fahre viel lieber mit dir mit.“

„Mit mir? Na, dann komm.“

Sie stiegen zusammen in einen Skooter und Knut zeigte ihr sein Können. Eva lächelte. Nur wenn es eng wurde, hielt sie die Luft an. Im Grunde genommen fuhr Knut auch nicht besser als Arne oder Michael, stellte Eva fest. Nur Junior hatte seinen Skooter nicht richtig im Griff. Aber das lag sicher daran, dass er erst neun Jahre alt war. Manuela, die immer neben ihm saß, war trotzdem stolz auf ihn.

Gegen 22.00 Uhr schlossen die Karussells und die Großen brachten die Kleinen nach Hause. Am meisten protestierte Julia, dass sie nun zu Hause bleiben sollte, obwohl sie doch schon vierzehn war. Aber ihre Eltern sahen das eben anders und so durfte sie erst einmal nicht weiter mit den Großen rumziehen. Kai war zwar schon fünfzehn, aber er blieb freiwillig zu Hause – hatten ihm seine Eltern doch mehrfach gesagt, dass er jetzt besonders vorbildlich sein müsse, seit sein Vater Bürgermeister sei.

Die Großen von Koschs und Schulzens wollten den Abend aber noch nicht beenden. Knut fragte: „Woll’n wir mal rüber ins Hotel gucken? Da ist heute wohl auch Tanz.“

Laura horchte auf. „Tanz? Wieso sagst du das erst jetzt? Was stehen wir dann noch hier rum?“

Und die sechsköpfige Gruppe setzte sich in Richtung Hotel in Bewegung. Auf dem Weg zum Hotel begann Laura vorsichtig ein Gespräch mit Michael und ließ sich etwas zurückfallen. „Hast du gesehen, dass Julia auch mitwollte? Leider darf sie noch nicht. Da machen unsere Eltern keine Ausnahme. Dabei ist sie nun wirklich kein Kind mehr.“

„Na ja. Aber sie ist doch erst vierzehn.“

Da verteidigte Laura ihre Schwester: „Stimmt! Aber du musst ihr mal zuhören. Dann merkst du ganz schnell, dass sie eben kein Kind mehr ist. Außerdem bist du ja auch nur drei Jahre älter und willst trotzdem für voll genommen werden.“

„Du doch auch“, erwiderte Michael lachend.

„Ja, und Julia auch. Unsere Altersgruppe nennt man sinnigerweise Jugendliche! Ein blöder Begriff, aber zu denen zählt Julia auch schon. Ich verstehe nicht, warum meine Eltern trotzdem solche Unterschiede machen.“

Michael wurde nachdenklich. „Eigentlich hast du recht. Julia ist wirklich schon eine Jugendliche. Und wenn ich das recht bedenke, sieht sie auch nicht mehr wie ein Kind aus. Da hast du völlig recht. Und ich habe sie vorhin noch wie ein Kind behandelt. Hoffentlich ist sie jetzt nicht sauer auf mich.“

„Das glaube ich nicht. Und wenn du sie ab morgen wie eine von uns behandelst, wird sie das andere sicher schnell vergessen.“

„Als ich vierzehn war, hat es mich immer maßlos geärgert, wenn mich jemand wie ein Kind behandelte. Und jetzt bin ich auch nicht besser. Ich glaube, ich muss morgen mal mit Julia reden. Sie soll wissen, dass ich sie nicht mehr als die Kleine sehe“, entschied Michael.

„Das tu mal“, bekräftige Laura ihn. Im Stillen dache sie, dass das Gespräch doch ganz gut gelaufen war. Mehr konnte sie für Julia im Moment nicht tun. Aber sie musste ihr auf jeden Fall noch Bescheid sagen, bevor Michael mir ihr sprach, damit sie seinen Wandel nicht in den falschen Hals bekam.

Inzwischen waren die Freunde im Hotel angekommen. Sie hielten sich aber nicht allzu lange auf, denn die Musik, die hier gespielt wurde, war nicht so ihr Geschmack. Alles nur alte Hüte! Also gingen sie bald wieder zurück ins Dorf und trennten sich bis zum nächsten Tag. Am Vormittag zur Rede des Bürgermeisters wollten sie sich auf der Festwiese treffen.

Als sie zu Hause waren, lief Laura schnell zu Julia. Die war gerade am Einschlafen. Da rüttelte Laura sie und sagte: „Ich habe vorhin mit Michael gesprochen.“

„Was …? Warum weckst du mich …? Was, mit Michael?“ Julia war hellwach.

„Ja. Er hat festgestellt, dass er dich zu Unrecht immer noch wie ein Kind behandelt hat. Morgen will er sich dafür bei dir entschuldigen.“

„Das hast du wirklich geschafft? Oh, Laura, wenn ich dich nicht hätte.“ Julia umarmte ihre Schwester.

Da sagte Laura: „Aber fall ihm nicht gleich um den Hals. Bleib ganz locker. Dann wird er dich schon beachten.“

„Ach, Laura“, seufzte Julia. „Bei dir klingt das immer so einfach.“

„Weil es einfach ist“, erwiderte Laura. „Aber glaub mir, ich habe auch meine Fehler gemacht und daraus gelernt. Deshalb sag ich es dir ja, damit du nicht die gleichen Fehler machen musst. Jetzt gehe ich aber wieder runter zu den anderen. Schlaf schön und träum vor allem etwas Schönes.“

„Das mache ich jetzt bestimmt.“ Julia sank zurück in ihr Bett und schloss die Augen.

Sonnabends gleich nach dem Frühstück ging Eva allein zur Festwiese. Hier wollte Olaf als Bürgermeister 10.00 Uhr seine Rede halten. Sie ging deshalb eher, weil sie mit sich allein sein wollte. Ihr Verehrer in Sonnenberg ging ihr nicht aus dem Kopf. Immer wieder versuchte sie sich vorzustellen, wer es sein könnte. Sie kam aber nicht drauf.

Plötzlich rief jemand: „Eva!“ Sie schaute sich um und sah, wie Michael angerannt kam.

„Was ist?“, fragte sie ihn.

Er holte dreimal tief Luft und fragte dann zurück: „Kannst du mir sagen, was mit Julia los ist? Mal ist sie richtig nett, dann ist sie zickig und dann wieder eingebildet. Kann das daran liegen, dass ich sie immer noch wie ein Kind behandelt habe? Laura sagte mir gestern so etwas.“

Eva lächelte. „Da wirst du wohl Julia selbst fragen müssen. Aber ich denke, ich kann dir schon sagen, weshalb sie so anders ist. Julia ist kein Kind mehr. Sie … sie hat dich halt gern.“

Michael zog die Augenbrauen zusammen. „Bist du dir da sicher?“

„Ja, fühlst du das denn nicht?“, fragte ihn Eva.

Michael schüttelte den Kopf. Da tat Eva es ihm gleich. „Ihr Jungs seid doch alle gleich. Ihr merkt nichts und fühlt nichts.“

„Und was soll ich jetzt machen?“, fragte Michael.

Erneut schüttelte Eva den Kopf. „Hast du sie gern?“

„Hm, irgendwie schon“, erwiderte Michael.

„Dann sag es ihr doch.“

„Was?! Nee … also, das geht nicht. Ich kann doch nicht einfach hingehen und sagen, ich habe dich gern.“

„Wenn du es so machst, dann musst du dich nicht wundern, wenn sie mit dir dumm tut. So darfst du das einem Mädchen nicht sagen.“ „Wie denn dann?“

Und wieder schüttelte Eva den Kopf. „Warum seid ihr Jungs nur so verklemmt? Kannst du nicht einfach sagen, was du empfindest?“ Michael wurde rot im Gesicht und schüttelte den Kopf. „Versuche es wenigstens und behandle sie so, als wäre sie deine Schwester. Das wirst du doch wohl können.“

Er zuckte mit den Schultern.

Eva setzte sich auf eine Bank und sagte: „Setz dich mal neben mich.“ Michael gehorchte. Sie legte ihren Arm um seine Schulter und meinte: „Das liebt jedes Mädchen, wenn sie den Jungen neben sich mag, sonst eher nicht.“

„Meinst du wirklich?“, fragte Michael.

„Bin ich ein Mädchen?“, fragte sie lachend zurück und boxte ihn leicht in die Seite.

Er sah sie prüfend von oben bis unten an, lachte und sagte: „Hm. Es sieht so aus.“

„Siehst du, Michael. So locker musst du sein. Der Rest kommt dann von ganz allein. Übrigens, betrachte nie so offen ein Mädchen von oben bis unten. Wir Mädchen fühlen uns da wie eine Ware und mögen das deshalb gar nicht.“

Erschrocken fragte Michael: „Bist du mir jetzt böse?“ „Aber nein. Bei dir war es doch nur Spaß. Im Spaß ist das erlaubt. Außerdem kennen wir uns doch schon so lange, dass wir fast wie Geschwister sind. Aber im Ernst solltest du das bei einem Mädchen nie tun.“

Er seufzte und meinte: „Das ist aber auch schwierig! Alles ist bei euch anders.“

Inzwischen kamen immer mehr Leute zur Festwiese und die beiden beendeten ihr Gespräch.

Olaf war seit drei Jahren Bürgermeister. Als solcher hielt er pünktlich seine Ansprache und anschließend begann das große Fest. Da aber das Wetter nur durchwachsen war, hatten die Schausteller an diesem Tag weniger Fahrgäste als am Vortag. Dafür boomte es im Erlebnisbad des Hotels.

Eva ging mit ihren Geschwistern gleich nach dem Mittagessen rüber zum Hotel, um wie viele andere das Erlebnisbad zu besuchen. Hier trafen sie auch all ihre Freunde wieder. Sie hatten sich nach der Bürgermeisterrede abgesprochen, nachmittags baden zu gehen.

Michael fühlte die innere Unruhe in sich. Die Gespräche mit Eva und am Abend mit Laura gingen ihm immer noch durch den Kopf. Als die drei Mädchen mit ihrem Bruder im Bad erschienen, wollte Michael auf sie zugehen und unbedingt locker sein. So wie es ihm Eva geraten hatte. Aber genau das war einfach nicht möglich. Michael fühlte sich total angespannt. Wie soll ich da locker sein?, fragte er sich. Geht das überhaupt? Und so hielt er sich erst mal zurück und wartete. Seine Schwester und die beiden von seinem Vater angeheirateten Brüder warteten schon auf die drei Schwestern und ihren Bruder.

„Ihr kommt recht spät“, meinte der neunzehnjährige Knut.

Laura entgegnete: „Sollten wir wegen euch etwa auf das Mittagessen verzichten?“ Sie vermied es, Junior die Schuld zu geben, der ewig nicht fertig geworden war.

Knut meinte locker: „Nein. Jetzt seid ihr ja da.“

„Woll’n wir gleich auf die Rutschbahn?“, fragte Arne.

Alle liefen los, außer Eva. „Willst du nicht mit?“, fragte Knut.

Sie schüttelte den Kopf.

„Warum nicht? Oder fühlst du dich schon zu alt dafür?“

„Nein, aber ich kann nicht ins Wasser.“

„Wieso?“, fragte er erneut.

„Weil es nicht geht.“

Knut zuckte mit den Schultern und ging den anderen hinterher, während sich Eva auf eine der vielen Bänke setzte. Da fragte Knut Laura: „Was ist denn heute mit deiner Schwester los?“

Obwohl Laura wusste, was Knut meinte, fragte sie: „Mit Julia?“

„Nein, mit Eva.“

„Tja! Hättest du mal in der Schule im Biologieunterricht besser aufgepasst, dann wüsstest du es.“

„Was? Was hat denn das mit … ach so. Na, da muss einer drauf kommen.“

„Für uns Mädchen ist das normal!“, sagte Laura lächelnd. Da meinte Knut: „Ja, eigentlich hätte ich auch dran denken können.“ Nun machten sie erst mal die Riesenrutsche unsicher. Dabei hatten sie alle großen Spaß. Selbst Eva freute sich auf ihrer Bank mit ihnen. Als sie nach zwei Stunden völlig außer Puste waren, überließen sie die Rutschbahn den anderen Badegästen und setzten sich zu Eva.

Bei der Gelegenheit fragte Michael Julia: „Kommst du mit rüber in den botanischen Teil?“

Julia nickte und sie verließen die große Halle, um sich in einen der ruhigen Räume zu setzen, welche die Halle umschlossen. Hier züchtete der Hotelgärtner außer Blumen auch Gemüse fürs Hotel. Da diese Räume nur Glaswände hatten und gleichzeitig mit dem Bad geheizt wurden, wuchs hier das ganze Jahr frisches Gemüse. Und wenn man im Winter ins Bad ging, konnte man sich hier sogar etwas sonnen, wenn die Sonne schien.

Michael und Julia suchten sich eine freie Bank und setzten sich. Dann fing Michael an: „Du, Julia, irgendwie fand ich das gestern Abend nicht in Ordnung, dass du nicht mit uns kommen durftest. Deine Eltern behandeln dich anscheinend immer noch, als wärst du ein kleines Kind.“ Michael tat sich schwer mit diesem Gespräch. Vor allem, weil Julia ihn jetzt so merkwürdig ansah. Deshalb sprach er gleich weiter: „Ja, ich weiß. Ich habe dich manchmal auch noch so behandelt. Deine Schwestern haben mir deshalb schon den Kopf gewaschen und sie haben ja auch recht. Das war einfach nur aus Gewohnheit. Ich habe mich heute Früh mit Eva unterhalten und da fiel mir auf, dass ich es damals, als ich vierzehn war, überhaupt nicht abkonnte, wenn mich einer noch wie ein Kind behandelte. Und nun habe ich es selbst gemacht. Tut mir leid.“

„Ist schon gut“, erwiderte Julia.

„Ja, weißt du, es hätte nicht passieren dürfen. Und … na ja. Dabei siehst du mindestens wie fünfzehn aus. Ich könnte mich ohrfeigen.“ „Übertreibst du jetzt nicht ein bisschen?“

Michael wurde verlegen. „Wieso? Du siehst wirklich toll aus. Und … du hast bestimmt schon viele Verehrer.“

„Ja? Dann weißt du mehr als ich.“

„Heißt das, du hast keine? Das kann ich mir aber nicht vorstellen. So wie du aussiehst, müssen die Jungs doch bei dir Schlange stehen.“

Julia sah Michael durchdringend an. Sie verstand nicht, wohin er mit diesem Gespräch wollte. Deshalb antwortete sie: „In unserer Klasse gibt es schon welche, die mit mir gehen wollen. Aber die sind wirklich noch kindisch. Erst jetzt verstehe ich so richtig, warum die Erwachsenen immer gesagt haben, dass wir Mädchen den Jungs zwei, drei Jahre voraus sind. Mit unseren Jungs kann man einfach nichts anfangen. Die müssen erst einmal aus den Kinderschuhen herauswachsen.“

„Und hast du da keinen älteren Freund gefunden?“, fragte Michael, der froh war, das er endlich bei dieser Frage angekommen war.

„Was heißt Freund? Klar kenn ich einen, der mir gefällt. Aber der sieht mich gar nicht.“

„Na, das muss aber ein Trottel sein. Dich kann man doch nicht übersehen!“

Julia seufzte: „Er schon.“

„Dann ist er vielleicht nicht der Richtige“, sagte Michael geknickt. Julia hatte also schon einen Freund. Da war er zu langsam gewesen. Eigentlich schade, dachte Michael. Jetzt könnte sie mir schon gefallen. Aber zu spät. Und Eva hatte gesagt, dass Julia ihn gern hatte. Offensichtlich wusste sie auch nicht alles über ihre kleine Schwester. Zu Julia sagte er: „Vielleicht ist es besser, wenn wir wieder zu den anderen gehen. Nicht, dass sie denken, wir hätten was miteinander.“

Julia zuckte mit den Schultern und sah ihn enttäuscht an. Dann nickte sie und sie gingen zurück in die große Halle. Die anderen spielten schon im Becken Hasche. Michael sprang mit einem Kopfsprung zu ihnen und Julia setzte sich zu Eva.

„Na, war wohl nicht sehr erfolgreich, euer Gespräch.“

Julia zuckte mit den Schultern.

„Hat er dich immer noch wie ein Kind behandelt?“

„Nein, im Gegenteil. Er meint, ich sähe wie fünfzehn aus und müsse viele Verehrer haben.“

„Na, das ist doch gut“, meinte Eva verständnisvoll. „Ist es nicht. Irgendwie kam es mir so vor, als ob er glaubt, ich hätte schon jemand anderen und da wolle er nicht stören.“ „Hat er das gesagt?“

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22 aralık 2023
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400 s. 1 illüstrasyon
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9783960083566
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