Kitabı oku: «Herzensöffnung (3): Später», sayfa 5

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„Nein. Aber als wir bei den Verehrern waren, hat er das Gespräch beendet und wir sind zurück in die große Halle gegangen“, erklärte Julia traurig. Eva lächelte und sagte: „Dann ist doch alles noch im Lot. Er ist nur etwas eifersüchtig und glaubt, dass er keine Chance bei dir hat. Das geht bei Jungs schnell.“

„Meinst du? Vielleicht soll ich ihm sagen, dass ich außer ihm keinen anderen habe.“

„Bloß nicht. Jungs woll’n immer um ein Mädchen kämpfen. Ich weiß auch nicht warum, aber sie sind so. Wenn es aber nichts zu kämpfen gibt, dann sind sie unzufrieden.“

„Und was kann ich dann machen?“, fragte Julia.

„Behandle ihn einfach, als wäre er dein Bruder und genauso alt wie du.“ „Aber er ist doch viel älter!“

„Drei Jahre, was ist das schon? Wenn ich dich so höre, hat er sich benommen wie ein Dreizehnjähriger.“

„Das stimmt. Ich habe versucht ihm zu sagen, dass ich ihn mag, und er denkt, da gibt es einen anderen. Er hat überhaupt nichts verstanden.“

Eva nahm ihre kleine Schwester in den Arm. „So sind die Jungs. Sie verstehen nichts, fühlen nichts und sind auch sonst schwer von Begriff, wenn es um Liebe geht.“

„Eva, das klingt ja so, als hättest du auch Sorgen wegen eines Jungen.“ „Eigentlich nicht“, antwortete sie.

„Ich dachte nur. Du klangst so traurig. Mir kannst du’s doch ruhig sagen. Ich verrate bestimmt nichts; nicht einmal Laura, wenn du es nicht willst.“ „Laura weiß es doch schon.“

„Dann kannst du es mir doch auch sagen, oder ist es was Schlimmes?“ Eva schüttelte den Kopf. „Ich habe vor zwei Wochen, als wir zusammen zur Disko waren, jemanden kennengelernt. Aber dann sind wir beide nach Hause gegangen. Vorige Woche hat mir Laura ausgerichtet, dass er mich gesucht hat. Und heute sucht er mich bestimmt wieder und ich bin hier. Das ist mein Problem.“

„Ach dann gehen wir eben nächsten Sonnabend wieder alle gemeinsam zur Disko und dann werden wir ihn schon finden“, erwiderte Julia optimistisch.

Eva nickte nur. Woher sollte Julia auch wissen, dass es eben nicht so einfach ist, wenn man etwas älter ist als sie.

„Bist du mir böse, wenn ich jetzt zu den anderen gehe? Ich will auch Hasche mitspielen“, sagte Julia zu ihrer großen Schwester.

„Nein, nein, geh nur. Ich würde ja auch mitkommen, wenn ich könnte.“

Nun sprang Julia ins Becken und spielte mit den anderen mit. Erst am frühen Abend verließen sie gemeinsam das Erlebnisbad im Hotel und gingen nach Hause, um sich später wieder zu treffen.

Abends war die Disko diesmal auf der Freilichtbühne. Die Freunde trafen sich wieder. Hier stellten Knut und Arne den anderen ihre Freundinnen vor. Julia war etwas traurig. Nun konnte sie Michael nicht mehr mit Arne etwas eifersüchtig machen. So blieb sie bei Eva, die sich auch etwas zurückhielt. Laura hingegen fand man wie immer fast ständig auf der Tanzfläche.

Eva fragte ihre kleine Schwester: „Immer noch traurig wegen Michael?“

Julia nickte.

„Ja, Julia, das sind die Probleme, wenn man älter wird. Manchmal denke ich gern an meine Kindheit zurück. Wie einfach war doch das Leben damals.“

Obwohl Julia ihre große Schwester nicht so richtig verstand, nickte sie trotzdem.

Ab und zu tanzte Michael mit Julia, wenn sie ihn darum bat. Aber sonst war alles wie vorher, nur dass er sie altersgerechter behandelte. Irgendwie hatte Eva schon recht. Als sie noch Kinder waren, hatten sie solche Probleme nicht.

Sonntagmittag flogen Koschs wieder nach Hause, denn es waren keine Schulferien und Michael musste mit seiner Schwester auch wieder zurück nach Lahrsheim zu seiner Mutter. So ging das Jubiläumsfest im Dorf ohne sie weiter.

Am Nachmittag kam völlig unerwartet nun doch noch ein Fernsehteam des norwegischen Fernsehens, um das Fest in Håp Land zu dokumentieren. Die Reporterin sprach lange mit Bürgermeister Olaf Jansen und berichtete dann vor der Kamera über die Festlichkeiten.

„Wir melden uns aus Håp Land, einem kleinen Dorf zwanzig Kilometer nördlich von Bergen in der Provinz Horda-Land. Dieses Dorf war noch vor zehn Jahren den wenigsten bekannt. Heute hat es sich zu einem Touristenzentrum gemausert. Damals hat hier eine deutsche Firma viel Geld investiert, um dieses Dorf aus seinem Dornröschenschlaf zu erwecken. Allen Skeptikern zum Trotz ist deren Konzept aufgegangen. Da, wo vor zehn Jahren ein kleines Dorf mit 273 Einwohnern und ein kleines, unbekanntes Hotel standen, befindet sich heute eine attraktive touristische Insel. Sie ist gleichzeitig ein führendes Modell für die Bearbeitung der jüngeren Geschichte.

Wie war denn die Situation vor zehn Jahren? In unserem Land hatten viele noch nicht die deutsche Besatzung vor 1945 vergessen. Trotz dieses Wissens investierte eine deutsche Firma, die hier ungenannt bleiben will, in das Dorf. So entstand nach und nach auf jedem Grundstück ein Ferienhaus. Die Eigentümer dieser Grundstücke bekamen ein einmaliges Kreditangebot. Der Bau der Ferienhäuser verbunden mit einer Teilsanierung des Wohnhauses wurde von der Firma finanziert. Die Grundstückseigentümer mussten lediglich die Genehmigung dafür schriftlich hinterlegen. Diese Kredite finanzierten sich selbst aus den Einnahmen durch die Touristen, von denen die Wirtsleute erst einmal nichts hatten. Sie mussten nur warten, bis die Kreditsumme durch die Touristen ausgeglichen war. Von dem Tag an wurden ihnen die Ferienhäuser ohne weitere Forderungen in ihr Eigentum übergeben.

Vor zehn Jahren gab es nur achtundvierzig Häuser im Ort und eine kleine Schenke; sonst nichts! Heute finden wir im Dorf vierzig zusätzliche Ferienhäuser, eine große Bäckerei, die nicht nur für das Dorf da ist, sondern auch das Hotel beliefert. Dazu eine Fahrradausleihstation und -werkstatt, eine Möglichkeit im Hotel, um Skier auszuleihen, zwei Schiffsunternehmen für Fjord-Rundfahrten und Hochseeangeln, ein Lebensmittelgeschäft, einen Souvenirladen, in dem auch traditionelle Strickwaren angeboten werden, wie die zurzeit so beliebten Norwegermützen, und einen Folklore-Verein. Selbst die kleine Schenke ist zur Gaststätte geworden, die jetzt einen Saal für Veranstaltungen bis hundert Personen hat. In diesem werden regelmäßig Kino- und Tanzabende angeboten. So ist aus dem verschlafenen, kleinen Dorf ein Touristenmagnet geworden. Heute feiern sie das zehnjährige Bestehen des Touristenzentrums. Dazu hat der Bürgermeister des Dorfes mehrere Karussells, ein Riesenrad und andere Attraktionen ins Dorf geholt. Die Einwohner von Håp Land können stolz auf ihn sein.“ Die Reporterin ging jetzt auf den Bürgermeister des Dorfes zu. „Olaf Jansen, Sie sind Bürgermeister von Håp Land. Sind Sie das schon damals gewesen, als alles begonnen hat?“

„Nein, damals war unser Björn Nansen noch Bürgermeister. Leider ist er vor drei Jahren an einer schweren Krankheit verstorben. Ich hatte ihn während seiner Krankheit oft vertreten, da ich hier im Ort alle Baumaßnahmen organisiert hatte. So haben mich die Einwohner von Håp Land vor drei Jahren zu ihrem neuen Bürgermeister gewählt.“

„Sie waren damals hier der Bauleiter?“, fragte die Reporterin.

„Nein, das war Herr Neubauer aus Deutschland. Er beaufsichtigte hier alle Baustellen, auch die am Hotel. Ich war hier im Dorf seine rechte Hand und habe alles im Vorfeld organisiert, habe mit den Bewohnern hier im Ort alles abgeklärt und auf den Baustellen die Interessen des Auftraggebers vertreten, wenn Herr Neubauer abwesend war.“

„Dann kennen Sie den deutschen Auftraggeber?“

Olaf antwortete: „Ja. Es ist eine Firma, bei der ich damals für diese Baumaßnahmen angestellt war.“

„Und anschließend hat die deutsche Firma Sie einfach entlassen!“

„Nein! Es war von Anfang an ein befristeter Arbeitsvertrag. Von ‚einfach entlassen‘ kann da keine Rede sein. Zumal ich durch diese Arbeit sehr günstig zu der Fahrradausleihstation und -werkstatt gekommen bin. So bin ich durch die Arbeit bei dieser deutschen Firma auch selbstständiger Unternehmer geworden. Ich habe, bevor ich Bürgermeister geworden bin, viel Zeit in meiner Fahrradwerkstatt verbracht. Hier war ich oft von Kindern aus dem Dorf und Urlauberkindern umgeben, die von mir viele Tricks der Fahrradpflege und -reparatur gelernt haben. Mein Sohn Kai half mir damals, so gut er konnte.“

Die Reporterin bohrte weiter: „Und Sie wollen uns nicht sagen, wer hinter all diesen Veränderungen steckt?“

„Nein. Die Firma will ungenannt bleiben. Sie hat unserem Dorf mit ihrer Hilfe Wohlstand gebracht. Der Sprecher der Firma sagte einmal, wahre Hilfe ist nur dann wertvoll, wenn sie in Demut und Bescheidenheit gegeben wird. Diese deutsche Initiative ist eine wirkliche Hilfe in Bescheidenheit. Alle Menschen hier im Dorf sind dadurch zu Wohlstand gekommen und bei allen hat sich die Lebensqualität verbessert. Durch das Erlebnisbad am Hotel kann nun seit zehn Jahren jeder schwimmen lernen. Vor dieser Zeit waren hier im Dorf fast alle Nichtschwimmer.“

Nun fragte die Reporterin weiter: „Dann organisieren Sie auch die Belegung der Ferienhäuser durch die Touristen?“

„Nein, das macht Andrea Aglund. Sie ist die offizielle Koordinatorin der Touristen in unserem Dorf. Sozusagen das Gegenstück zur Rezeption des Hotels. Wenn Sie sie sprechen wollen, dann werden Sie sie am ehesten in ihrem Büro finden. Mich entschuldigen Sie jetzt bitte. Ich muss mich um das Fest kümmern.“

„Danke, Bürgermeister!“

Olaf verließ die Reporterin, die jetzt zu Andrea ins Büro ging. „Sie sind Andrea Aglund, die Touristen-Managerin im Dorf?“ „Ja, und wer sind Sie?“, fragte Andrea.

„Wir kommen vom norwegischen Fernsehen und hätten ein paar Fragen an Sie. Haben Sie etwas Zeit für uns?“

„Ja, wenn es nicht zu lange dauert.“

Die Reporterin begann: „Wir haben von Ihrem Bürgermeister gehört, dass Sie hier dem Hotel am Fjord regelrecht Konkurrenz machen.“

„Das hat unser Bürgermeister gesagt?“

„Nicht direkt, aber so könnte man es doch verstehen, wenn Sie hier die Touristen betreuen.“

Andrea lachte und sagte: „Ganz und gar nicht. Im Gegenteil! Wir arbeiten nicht gegeneinander, sondern eher Hand in Hand. Der Direktor des Hotels ist übrigens mein Mann.“

„Ach, so ist das? Da hat er Ihnen diese Stellung verschafft?“

„Aber nein. Ich bin von der Auftragsfirma noch vor den Baumaßnahmen als Koordinatorin eingesetzt worden. Am Anfang war das eine einfache Arbeit, die auch nicht sehr hoch bezahlt wurde. Erst später mit dem Anreisen der ersten Touristen erhöhte sich der Aufwand und damit auch mein Verdienst. Mein Mann war damals noch in der Rezeption des Hotels beschäftigt. Dass er heute Direktor des Hotels ist, war damals noch nicht abzusehen.“

„Und wie sind Sie dann zu dieser Stellung gekommen?“

„Der Mann meiner Schwester hat sich bei der Firma, für die ich arbeite, für mich verwendet. Er ist Deutscher.“

„So haben Sie das alles ihm zu verdanken?“

Andrea lächelte geheimnisvoll und meinte: „Er hat in der Firma eine leitende Funktion und mich dort vorgeschlagen. Ich hatte damals keine Arbeit, wie viele hier im Dorf. So war ich froh, diese Arbeit zu haben, auch wenn sie mich damals noch nicht ernährte. Wir waren vor zehn Jahren alle noch recht skeptisch und konnten uns nicht vorstellen, was aus dieser Umgestaltung unseres Dorfes werden würde. Heute sind wir dieser deutschen Initiative sehr, sehr dankbar. Ohne sie wäre Håp Land immer noch das kleine, unbedeutende Dorf mit Einwohnern, von denen viele sehr bescheiden leben müssten.“

„Aber irgendwo muss doch der Ursprung des Wunders von Håp Land sein! Irgendetwas muss doch diese Verwandlung ausgelöst haben?“

Wieder lächelte Andrea. „Ja! So verrückt das klingt, es war die Liebe eines Deutschen zu Håp Land. Er kam am Anfang des Jahres 2000 rein zufällig in unsere Gegend und wohnte damals in unserem Hotel, welches zu dieser Zeit auch noch eine unbedeutende Rolle spielte. In seinen zwei Urlaubswochen hat ihn die Liebe erreicht und er hat dann in seiner Firma Impulse gesetzt, die zu diesem Ausbau unseres Dorfes führten. Für uns war er ein Segen.“

„Darf ich den Namen dieses Mannes erfahren?“

„Bitte verzeihen Sie mir, wenn ich Ihre Frage nicht beantworten kann. Er mag den Medienrummel nicht.“

Die Reporterin gab noch nicht auf: „Aber diesem Deutschen müsste man ein Denkmal setzen. Ohne Namen geht das natürlich nicht. Wollen Sie uns nicht doch seinen Namen verraten?“

„Oh nein. Ich liebe diesen Mann und würde nie etwas gegen seinen Willen tun.“ „Aber sagten Sie nicht, dass Sie mit dem Hoteldirektor verheiratet sind?“ Andrea lachte. „Natürlich bin ich das und wir sind sehr glücklich. Mein Mann liebt diesen Deutschen genauso wie ich. Er ist uns ein guter Freund. Einen Menschen zu lieben heißt doch nicht, dass man dabei eine Partnerschaftsbeziehung eingeht. Liebe ist etwas, das im Herzen stattfindet. Liebe ist etwas, das das Herz öffnet. Dabei ist es völlig uninteressant, ob dieser geliebte Mensch Vater, Mutter, Bruder, Schwester, Sohn, Tochter, Verwandter oder Nicht-Verwandter ist. Hier in Norwegen ist es ungewöhnlich, wenn man sagt, dass man einen Deutschen liebt. Aber gerade an unserem Beispiel kann man sehen, was die Liebe zwischen Deutschen und Norwegern bewirken kann. Wir sollten alle die Geschichte nicht vergessen, sie aber nicht auf die heutigen Deutschen projizieren. Die meisten Deutschen von heute sind erst nach dem Krieg geboren und können nichts für ihre Vorfahren. Wir wollen uns doch auch nicht ständig vorwerfen lassen, was die Wikinger einst mit anderen Völkern machten.“

„Ein sehr interessanter Gedanke, den Sie da aussprechen. Ich danke Ihnen für das Interview.“ Die Reporterin verließ das Büro von Andrea.

Nun versuchte sie ihr Glück in der Bäckerei. Doch dort traf sie niemanden an. So ging sie zurück zur Festwiese und fragte sich zu Mike und Wenke durch. Nach einigen Fehlversuchen fand sie dann die beiden und sprach Mike an.

„Sie sind hier die Betreiber der Bäckerei?“

„Ja. Warum fragen Sie?“

„Nun, es ist doch ungewöhnlich, dass eine so große Bäckerei aus dem Nichts entsteht. Oder hatten Sie auch Hilfe?“

„Da muss ich weit ausholen. Den Grundstein für die Bäckerei legte meine Frau. Sie bekam vor zehn Jahren diese Möglichkeit mit einem Kredit der Firma, die auch die Ferienhäuser finanzierte. So hat meine Frau damals angefangen. Ich bin Deutscher. Das hört man sicher am Akzent. Ich bin später nur dazugekommen, um für die Urlauber deutsche Rezepte in die Bäckerei zu geben. Dass wir mal heiraten würden, war damals überhaupt nicht geplant. Nach unserer Hochzeit habe ich die Bäckerei als Meister übernommen. Deshalb können wir auch Lehrlinge ausbilden.“

„Sie haben auch zwei Verkaufswagen. Wozu haben Sie diese angeschafft?“

„Es gibt in unserer Umgebung Dörfer, die überhaupt keine Möglichkeit zum Einkaufen haben. Um diese Menschen zu versorgen, haben wir diese Verkaufswagen angeschafft. Deshalb bieten wir auch ein begrenztes Sortiment an normalen Lebensmitteln an.“

„Das ist eine sehr lobenswerte Initiative. Ich danke Ihnen.“

Das Fernsehteam ging nun rüber zum Hotel. Sven erwartete sie schon und erklärte ihnen, dass es zwischen dem Hotel und dem Urlauberdorf keine Konkurrenz gebe. Da seine Frau die Organisation im Dorf übernehme, arbeiteten Dorf und Hotel, wenn es um Touristen gehe, immer zusammen. Sven wies auch darauf hin, dass durch das Freizeitbad zusätzlich Touristen nach Håp Land kämen.

Mit einem Gesamteindruck der Festwiese beendete das Fernsehteam seine Reportage.

4. Sonnenberg – André Thieme

Eine Woche später kam endlich der Tag, an dem Eva hoffte, ihren unbekannten Verehrer in der Disko zu treffen. Schon den ganzen Sonnabend war sie so aufgeregt, dass sie es kaum verbergen konnte. Laura kam nachmittags in Evas Zimmer und meinte: „Eva! Er hat sich doch nur für dich interessiert. Du tust ja gerade so, als ob er dich heute fragt, ob du ihn heiraten willst.“

„Du hast ja recht, aber nach mir hat sich noch nie ein Mann erkundigt.“

„Ach, Eva. Warum kommst du auch so selten mit in die Disko? Dort hättest du schon lange einen Freund gefunden.“

Jetzt sah Eva ihre Schwester merkwürdig an und fragte: „Und warum hast du dann noch keinen Freund? Du gehst doch wirklich jeden Sonnabend.“ Laura zuckte mit den Schultern und meinte: „Es war noch nicht der Richtige dabei. Außerdem weißt du ja, wie sie über mich reden. Das schreckt die Jungs sicher auch ab. Aber bei dir ist das doch etwas ganz anderes. Vielleicht hast du heute mehr Glück als ich.“

Diesmal gingen sie schon kurz nach 18.00 Uhr los. Eva hatte so gedrängelt, dass Laura letztendlich nachgab. Julia, die diesmal wieder mitdurfte, war ebenfalls begeistert, dass sie eher gingen. So war ihr Diskobesuch etwas länger.

Im Saal war noch nicht viel los. Evas Verehrer war auch noch nicht da. So setzte sie sich enttäuscht an den Tisch, den Laura für sie beide herausgesucht hatte. „Er wird schon noch kommen. Schließlich gehört er doch zur Ordnungsgruppe.“

Der Saal füllte sich immer mehr und war dadurch bald nicht mehr zu überblicken. Dann setzte die Musik ein und Laura stürzte auf die Tanzfläche. Nach einer halben Stunde kam sie plötzlich auf Eva und Julia zu, die immer noch am Tisch saßen, und sagte: „Er ist da. Ich habe ihn gerade gesehen.“

„Wo denn?“

„Jetzt ist er wieder weg, aber er kommt bestimmt auf dich zu.“

Da hörte Eva eine Stimme hinter sich: „Tanzt du mit mir?“ Und Laura rief schnell: „Det er det! (Das ist er!)“ Dabei hoffte sie, dass er kein Norwegisch verstand.

Eva stieg das Blut ins Gesicht. Sie stand wortlos auf und ging mit ihm auf die Tanzfläche. Julia sah ihnen hinterher und fragte dann ihre Schwester: „Wer ist das?“

„Nur ein Freund von Eva.“

Da fragte Julia wieder: „Seit wann hat Eva denn einen Freund?“

„Seit zwei Minuten!“, meinte Laura lächelnd und erzählte ihr kurz, was sich Ostersonnabend ereignet hatte.

„Dann ist das sicher der, von dem Eva in Håp Land erzählt hat.“

Nun waren beide gespannt, was Eva sagen würde, wenn sie an den Tisch zurückkam. Aber lange wartete Laura nicht und ging ebenfalls tanzen. Julia tanzte auch mal kurz und saß schon wieder, als Eva zurückkam. Nun kam auch Laura.

„Und?“

„Oh! Er ist ganz nett. Er hat mich gefragt, warum ich so selten in die Disko komme. Du wärst doch auch immer hier.“

„Und? Was hast du gesagt?“

„Dass ich auch öfter kommen will.“

„Wie heißt er eigentlich?“

„André Thieme und er ist ein Freund von dem Harald, dem Michael im Januar beigestanden hat. Die beiden arbeiten zusammen in der KOSCH-Firma. Mehr weiß ich auch noch nicht.“ Mehr konnte Eva auch nicht erzählen, denn André holte sie schon wieder zum Tanz. Nun kam sie nur noch selten an den Tisch zurück.

Kurz vor 22.00 Uhr erinnerte Laura ihre kleine Schwester daran, dass es Zeit war, nach Hause zu gehen. Julia fragte sie gleich darauf: „Bringst du mich? Auf Eva brauche ich wohl heute nicht zu warten.“

Das gefiel Laura gar nicht, aber ihr Pflichtbewusstsein und die Liebe zu ihren Geschwistern waren größer. Sie gingen schnell bis zum Häuschen.

Dort sagte Laura zu Julia: „Geh allein hoch und sag Mutti und Vati, dass ich noch mal zurückgegangen bin. Tschüss!“ Julia ging durch das Häuschen nach oben zur Villa und Laura zurück in den Saal.

Als sie an ihren Tisch kam, saß Eva dort und fragte gleich: „Wo ist eigentlich Julia? Es ist schon halb elf!“

Laura lächelte und erwiderte: „Ich habe sie gerade nach Hause gebracht. Beim letzten Mal hast du das gemacht. Da kann ich ja auch mal für unsere Schwester da sein.“

„Danke, Laura.“ Eva sah richtig aufgeblüht aus. André gefiel ihr von Minute zu Minute besser. Zu ihrer Schwester sagte sie: „Er ist wundervoll. Ich war richtig dumm, dass ich nie mit zur Disko gekommen bin.“ „Das sag ich doch!“, bestätigte Laura heftig.

Sie blieben nun bis zum Ende der Veranstaltung. Doch da wusste Laura nicht, wo Eva war. So ging sie allein nach Hause. Vielleicht war sie schon zu Hause, aber so richtig glaubte sie daran auch nicht.

In der Villa sah sie gleich mal in Evas Zimmer. Sie war noch nicht da. So machte sie sich erst mal bettfertig und versuchte munter zu bleiben in der Hoffnung, sie noch sprechen zu können. Aber der Schlaf war dann doch stärker.

Am nächsten Morgen klingelte der Wecker bei Laura früh halb acht. Leise schlich sie zu ihren Geschwistern in die Zimmer und weckte sie. Bei Eva dauerte das am längsten.

„Laura. Wie spät ist es denn?“

„7.40 Uhr!“

„Warum weckst du mich denn?“

„Eva, heute ist Muttertag. Wir müssen die Blumen unten bei Tante Dagmar holen und dann Mutti gratulieren.“

„Hol doch bitte meine Blumen heute mal mit und ich mache mich inzwischen fertig. Ich bin noch hundemüde.“

So sammelte Laura ihre beiden anderen Geschwister ein und sie schlichen leise aus dem Haus, um die bestellten Blumen abzuholen. Laura nahm Evas Strauß mit und sie gingen wieder hoch zur Villa. Auf dem Rückweg fragte Wolfram Junior: „Warum kommt Eva eigentlich nicht mit?“

„Sie ist erst spät ins Bett und war noch sehr müde“, antwortete Laura. „Aber ich denke, dass sie jetzt fertig ist, wenn wir wieder oben sind.“

Sie schlichen genauso leise wieder ins Haus und die Treppe hoch. Dann gingen sie geschlossen zu Eva ins Zimmer. Sie war gerade beim Anziehen. Als sie fertig war, gab ihr Laura einen der beiden Sträuße und nun schlichen sie zum Schlafzimmer ihrer Eltern und klopften. Ihr Vati rief: „Kommt rein!“

Da stürmten die vier ins Schlafzimmer zu ihrer Mutti und gratulierten ihr zum Muttertag. Auch wenn sich das jedes Jahr wiederholte, freute sich Maria immer wieder über diese Überraschung. Sie nahm Strauß für Strauß ab und drückte jeden Überbringer ganz lieb. Eva war der letzte Gratulant. Auch sie wurde von der Mutter gedrückt. Dann aber sagte sie zu ihr: „Du bist sicher sehr spät ins Bett gekommen. Hast du schon mal in den Spiegel gesehen?“ Eva nickte nur.

Dann gingen die vier runter und deckten den Tisch im Speisezimmer. Als Mutti und Vati ins Zimmer kamen, standen schon zwei dampfende Kannen und vier leere Blumenvasen auf dem Tisch. Für die Großen gab es Kaffee und für die Kleinen und Vati Kakao. Mutti steckte die Blumen in die Vasen und dann frühstückten sie ausgiebig.

Danach nahm Maria ihre große Tochter beiseite und sagte ihr: „Leg dich noch mal hin. Du siehst fürchterlich aus.“

Eva nickte und zog sich zurück. Das aber entging Laura nicht. Sie ging schnell hinterher und als sie ins Zimmer ihrer Schwester trat, fragte sie gleich: „Wie war’s denn? Ich habe heute Früh noch auf dich warten wollen, aber muss dann eingeschlafen sein. Wann bist du denn gekommen?“

Eva schwärmte: „Es war herrlich. Er macht Komplimente, da geht einem das Herz auf. Du warst schon weg, als wir nach Hause gegangen sind. Dann unten am Häuschen wollte er mich noch nicht gehen lassen und so sind wir noch eine Runde um den Sonnenberg gegangen. So gegen 4.00 Uhr waren wir dann wieder am Häuschen. Eine halbe Stunde später bin ich hier oben gewesen. Trotzdem war es wunderschön. Ach, Laura, ich könnte die ganze Welt umarmen. Aber nicht jetzt. Ich bin hundemüde.“

„Na, dann schlaf dich erst mal aus. Wir können ja nachher weiterreden.“ Laura verließ das Zimmer und Eva legte sich noch mal hin.

Zum Mittagessen war sie wieder fit. Auch ihrer Mutter gefiel sie jetzt besser. Deshalb fragte sie ihre Tochter: „Was war denn heute Früh nur mit dir los?“

Eva lächelte und zuckte mit den Schultern. „Es ist nur etwas spät geworden. Sonst war nichts.“

„So, so“, sagte Maria und dachte sich ihren Teil. Aber sie fragte nicht weiter, konnte sie sich doch denken, weshalb sie so spät nach Hause gekommen war. Dahinter konnte nur ein Mann stecken. Auf der anderen Seite war sie froh, dass Eva auch endlich Anschluss gefunden hatte.

Die folgenden Sonnabende ging Eva immer mit zur Disko. Seit Mitte Mai war sie dann auch in der Woche öfters aus und kam immer sehr spät nach Hause. Obwohl es nie ausgesprochen wurde, wusste jeder Bescheid. Eva hatte einen Freund. Doch außer Laura und Julia kannte ihn keiner.

Zum Kindertag wurde es Wolfram zu bunt und er sprach mit Eva unter vier Augen.

„Du hast einen Freund?“

Sie nickte schüchtern.

„Dürfen wir ihn auch mal kennenlernen?“

Eva fragte ganz erstaunt: „Ja, wollt ihr ihn denn kennenlernen?“ „Ja! Er gehört doch jetzt sicher zu deinem Leben. Natürlich sind wir auch neugierig.“

„Oh, Vati!“ Eva umarmte ihn. „Ich habe geglaubt, ihr schimpft mit mir, wenn ihr es erfahrt.“

„Aber weshalb denn?“, fragte er verwundert.

„Na ja … ich dachte nur.“

„Da fällt mir ein, du hast doch nächste Woche Geburtstag. Vielleicht lädst du ihn dazu ein. Das wäre doch ein guter Anlass.“

„Oh, Vati, du bist doch der Beste. Aber ich denke, wir sollen mit niemandem über die Villa sprechen. Dann weiß er es doch!“

„Nein. In so einem Fall feiern wir natürlich unten bei Tante Dagmar und Onkel Manfred. Erst wenn du mal geheiratet hast, dann soll dein Mann die ganze Wahrheit erfahren. Bitte nicht vorher. Mutti hat es übrigens auch erst zur Hochzeit erfahren. Erinnerst du dich noch, dass wir bis zur Hochzeit unten im Häuschen gewohnt haben?“

„Ja, aber ich wusste nie warum.“

„Nun, jetzt weißt du es. Manchmal hält so eine Beziehung nicht für immer. Und wenn sie auseinandergeht, wäre es schlimm für uns alle, wenn dein Freund oder der von Laura oder Julia irgendwann anderen von uns und der Villa erzählen würde. Wir könnten nie wieder so einfach durch die Stadt spazieren oder unten am See baden. Stell dir nur mal vor, man weiß von uns und du würdest unten am See baden. Es lauern dann immer Reporter, die dein Bild verkaufen wollen. Und so wirst du dich dann nackt am See in einer Zeitschrift wiederfinden.“

„Was? Das dürfen sie?“

„Ja! Leider! Guck dir doch mal die Illustrierten an. Sie sind voller Schnappschüsse von Prominenten oder Millionären. Deshalb will ich ja nicht, dass das bekannt wird. Nur so sind wir für die Reporter uninteressant und können leben wie alle anderen auch. Verstehst du uns nun?“

„Ja, Vati.“

„Und wie heißt dein Freund eigentlich?“

„André Thieme. Er arbeitet in deiner Firma.“

„Das habe ich vermutet. Es ist übrigens auch deine Firma. Sie gehört der ganzen Familie.“

„Ja, aber … wir … eigentlich ist doch nur Wolfram dein richtiges Kind.“

Da nahm er sie in den Arm und sagte zu ihr: „Nein! So ist es nicht. Ich habe euch zur Hochzeit adoptiert. Seitdem seid ihr vor dem Gesetz meine Kinder. Wusstest du das nicht?“

Eva schüttelte mit dem Kopf. „Wir haben ja nie darüber gesprochen.“

„Doch. Jetzt gerade“, sagte Wolfram lachend. „Ihr seid unsere Kinder, auch wenn es dich und deine Schwestern schon gab, als ich Mutti kennenlernte. Ich liebe euch genauso wie Wolfram. Manchmal sogar etwas mehr, wenn er wieder mal was ausgefressen hat.“

Eva fiel ihrem Vati um den Hals. „Du glaubst gar nicht, wie wunderschön das ist, was du da gesagt hast. Ich habe immer gedacht, dass Wolfram irgendwann mal die Firma übernehmen wird und wir dann … irgendwie weniger wert sind.“

„Damit so etwas nie passieren kann, habe ich euch ja adoptiert. Selbst wenn Wolfram das vielleicht später einmal anders wollte, gibt es Gesetze, die das nicht zulassen.“ Um das Thema zu wechseln, fragte Wolfram jetzt seine Tochter: „Wird dein André nun an deinem Geburtstag kommen?“

„Ich glaube schon. Jetzt, da er darf.“

Wolfram lächelte. „Ich werde auf jeden Fall Tante Dagmar Bescheid sagen, dass wir unten feiern. Keine Sorge, sie hat dafür Verständnis.“

Am Abend im Bett erzählte Wolfram seiner Maria alles, was er über Evas Freund erfahren hatte. Auch wenn Maria den größten Teil schon wusste, zeigte sie ihm das nicht und hörte ihrem Mann aufmerksam zu.

Den folgenden Sonnabend gingen die drei Mädchen wieder geschlossen zur Disko. Ein Monat war um und so konnte Julia ihre Schwestern wieder begleiten. Sie war unglaublich neugierig auf Evas Freund, denn sie hatte ihn zur letzten Disko vor vier Wochen nur ganz kurz gesehen.

André wartete draußen schon auf Eva, begrüßte sie mit einem Kuss und anschließend gab er auch Laura und Julia die Hand. Nun fühlte sich Julia fast erwachsen, denn er hatte sie auch anerkannt.

Im Saal saßen sie alle vier zusammen, obwohl Eva und André oft nicht am Tisch waren. Laura war sowieso viel auf der Tanzfläche und so saß Julia öfters als Einzige am Tisch. Aber da sie nicht zum ersten Mal zur Disko war, kamen Bekannte und sprachen oder tanzten mit ihr.

Als Julia kurz vor 22.00 Uhr nach Hause musste, saßen Eva und André am Tisch. „Bringst du mich nach Hause?“, fragte Julia ihre große Schwester. „Laura ist mal wieder irgendwo.“

Da meinte André: „Wollen wir deine Schwester nicht zusammen nach Hause bringen?“

„Ja, wenn du willst. Laura oder ich müssen es tun. Das haben wir unseren Eltern versprochen“, antwortete Eva.

„Na, dann woll’n wir mal. Komm, Julia.“ Er nahm sie an die linke Hand und sie gingen zusammen raus.

Unterwegs sagte Eva zu ihm: „Das hätte ich beinah vergessen. Ich lade dich am Mittwoch zu meinem Geburtstag ein. Meine Eltern wollen dich kennenlernen.“

Gespannt sah sie auf André. Doch er zeigte keine Reaktion, sagte aber: „Hoffentlich muss ich da nicht wieder so lange arbeiten. Ich werde es versuchen, aber versprechen kann ich es nicht.“

„Freust du dich gar nicht?“, fragte Eva enttäuscht.

„Doch, doch! Aber Arbeit geht nun mal vor. Vielleicht kann mich auch Harald vertreten, wenn es knapp wird. Ich versuche es auf jeden Fall.“

Vorm Häuschen verabschiedeten sich Eva und André von Julia und gingen zurück zur Disko. Julias Eltern warteten schon auf sie.

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22 aralık 2023
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