Kitabı oku: «Herzensöffnung (4). Neue Familien», sayfa 2
Abends trafen sie sich dann im Freizeitbad am Hotel. Seit Harald mit Baden ging, fand auch Eva wieder Gefallen an dem Rumtollen im Wasser und auf der Riesenrutsche.
Einmal nahm Eva ihren Harald mit in den botanischen Teil des Bades. Hier genossen sie die Ruhe im Kreis der Blumen und Gemüsepflanzen. Als sie so eine Weile auf der Bank saßen sagte Eva: „Harald. Ich bin so froh, dass es dich gibt. Wieso bist du mir nie auf dem Saal aufgefallen? Wahrscheinlich, weil du doch nur für Ordnung gesorgt hast.“
„Dafür bist du mir umso mehr aufgefallen. Ich wusste nur nicht, wie ich dich ansprechen sollte. Und als ich mich mal durchgerungen hatte, war Laura allein zur Disko gekommen.“ Harald holte tief Luft und sah Eva unentschlossen an. Da umarmte und küsste sie ihn.
„Ach Harald, ich könnte tagelang mit dir so hier sitzen.“
„Auch, wenn sie das Licht abschalten und es dunkel ist?“
Eva strahlte ihn mit großen Augen an und nickte heftig. Da nahm auch er sie in seinen Arm und hielt sie ganz fest.
Trotz seiner 23 Jahre hatte Harald noch nicht viele Mädchen näher gekannt. Er hielt sich eher zurück, denn das Draufgängertum war nicht seine Art. So war Eva genau genommen seine erste wahrhafte Liebe. Bei ihr wollte er jetzt nichts falsch machen und genau das hemmte ihn. Eva spürte das. Deshalb fragte sie ihn: „Warst du schon oft verliebt?“
Harald schüttelte den Kopf. „So richtig erst einmal“, gestand er.
„Ich auch“, antwortete sie. „Und war das Mädchen hübsch?“, fragte Eva weiter.
Er nickte.
„Warum habt ihr euch dann getrennt?“
„Das haben wir nicht.“
Entsetzt rückte Eva von ihm ab.
Erschrocken sagte Harald: „Aber Eva. Das einzige Mädchen, was ich wirklich geliebt habe, sitzt hier neben mir.“
Ungläubig schaute sie ihn an. „Ich?“
Er strahlte sie an und nickte. Da war für Eva die Welt wieder in Ordnung. Wie konnte sie nur an ihm zweifeln? „Bitte verzeih mir, weil ich für einen Augenblick glaubte, da gäbe es noch ein anderes Mädchen.“
Er nahm sie wieder in den Arm und sagte: „Wozu brauche ich noch ein anderes Mädchen, wenn du bei mir bist. Man kann doch immer nur ein Mädchen lieben.“
„Manche Jungs können schon mehrere zur gleichen Zeit lieben“, antwortete Eva nun besserwissend.
Da schüttelte Harald den Kopf. „Nein, Eva. Die lieben überhaupt nicht. Diese Jungs wissen oft gar nicht, was Liebe wirklich ist. Sie haben die Liebe nie kennen gelernt.“
Eva seufzte. „Da könntest du recht haben. - Und du hast nie vor mir ein Mädchen geliebt?“
Harald lächelte und sah sie ganz lieb an. „Doch schon. Im Urlaub mit meiner Mutter, als ich dreizehn war. Da traf ich dort ein Mädchen. Sie war erst zwölf. Das war meine erste große Liebe. Doch nach dem Urlaub haben wir uns nie wieder gesehen. Zwei Jahre später lernte ich auf dem Gymnasium ein Mädchen kennen. Auch in sie war ich verliebt. Ich war inzwischen fünfzehn und sie war dreizehn. Wir sind ein Jahr zusammen gegangen und dann war plötzlich Schluss. Ich weiß bis heute nicht so richtig warum. Das tat damals schon weh. Na ja, das Leben ging weiter. Da war erst mal das Abitur wichtiger und dann der Beruf. Zwischendurch starb meine Mutter und ich war ganz allein.“
Harald holte tief Luft, hob die Schultern und sah Eva unschuldig an. Sie sagte verträumt: „Dann bist du ja fast ein Heiliger. Oh Harald, ich liebe dich. Mir ist so, als würden wir uns schon ewig kennen.“
Da wurde er plötzlich ernst und meinte: „Vielleicht ist es so. Hast du schon einmal etwas von Reinkarnation gehört?“
Eva schüttelte den Kopf und er erklärte ihr: „In Asien glauben die Menschen, dass man immer wieder geboren wird und der Tod nur eine Inkarnation beendet, bevor man eine neue beginnen kann. Vielleicht kennen wir uns aus einem vergangenen Leben. Mir kommt es auch so vor, als kennen wir uns schon sehr lange.“
„Und du glaubst, dass es so etwas gibt?“, fragte Eva unsicher.
„Ja. Meine Mutter hat sich viel mit solchen Dingen befasst. Sie hat mir alles darüber erzählt. Alle Völker glauben an Reinkarnation. Nur die Juden, Christen und Muslime nicht. Alle anderen glauben daran. Glaubst du, dass sich so viele Menschen irren können?“
Eva zuckte mit den Schultern. „Ich weiß nicht. Vielleicht unterhältst du dich mal mit meinem Vati darüber. Der weiß über solche Sachen sicher mehr als ich.“ Harald nickte. Als ihn Evas Vater nach der Göttlichen Nummerologie fragte, hatte Harald auch das Gefühl, dass er mehr über Esoterik wusste.
Da fing Eva erneut an: „Was machen wir, wenn wir wieder in Sonnenberg sind? Da musst du arbeiten und bei mir gehts aufs Abi zu. Wann sehen wir uns dann?“
„Ich habe nach der Arbeit immer viel Zeit und sonnabends können wir uns doch auch auf dem Saal treffen.“
Sie nickte. „Arbeitest du am Montag wieder?“
„Ja, natürlich. Ich muss doch. Warum fragst du?“
„Darf ich dich am Werkstor abholen?“
„Ja willst du das wirklich?“
Eva nickte heftig. Da schlang er seine Arme um ihre Schultern und küsste sie. Als er locker ließ, sah Eva, dass aus seinen Augen Tränen liefen. Erschrocken fragte sie: „Was ist mit dir?“
Und Harald antwortete: „Mich hat noch nie jemand nach der Arbeit abgeholt; außer meiner Mutter. Und du willst mich wirklich abholen?“
„Ja.“ Und Eva schmiegte sich noch fester an ihn. Er war so gefühlvoll, so völlig anders als André. Sie fühlte, dass sie nur mit Harald wirklich glücklich werden konnte.
Plötzlich standen Julia und Michael vor ihnen und Julia fragte: „Ihr kommt wohl nicht wieder rüber zu uns?“
Eva sah Harald an und ein Lächeln huschte über ihr Gesicht. „Warum eigentlich nicht? Willst du auch, Harald?“
„Klar.“ Sie standen auf und folgten Michael und Julia zu den anderen.
Am 5. Januar feierten sie wie jedes Jahr den Geburtstag von Marias und Andreas Mutter. Doch dieser 67. Geburtstag stand in einem völlig neuen Licht. Es war das erste Mal, dass auf ihrer Geburtstagsfeier nur deutsch gesprochen wurde, da ja Martin und auch Harald kein Norwegisch verstanden. Annefried freute sich sogar darüber. War es doch die Sprache ihres Vaters, den sie nie kennen gelernt hatte. Durch Maria und ihre Kinder verband sie immer mehr mit diesem Land, von dem auch ihre Mutter damals nur aus den Erzählungen von Hermann Berger wusste. Das, was ihrer Mutter damals nicht vergönnt war, lebte dafür jetzt ihre Tochter Maria. Annefried gönnte ihrer Tochter dieses große Glück in Deutschland von ganzem Herzen. Wehmütig dachte sie daran, was wohl aus ihrem Leben geworden wäre, wenn sie damals nach dem Krieg nach Deutschland zu ihrem Vater gezogen wären.
Weil die Gratulanten inzwischen auf elf Personen angewachsen waren, feierten sie ab Mittag im Sovende Elg. Der Wirt hatte seit vier Jahren für Familienfeiern einen Extraraum. Im Wohnzimmer von Sven und Andrea hatten einfach nicht so viele Personen Platz. Für Harald hingegen war das sehr praktisch. Wohnte er doch im gleichen Haus.
„Ich begrüße euch alle an meinem Geburtstag“, begann Annefried. „Dass meine Familie einmal so zahlreich wird, hätte ich mir vor zwanzig Jahren nicht vorstellen können. Leider hat mein lieber Mann das nicht mehr erleben können. Trotzdem weilt sein Andenken an diesem Tag immer unter uns.“
Wolfram Junior stöhnte schon in sich hinein. Erwartete er jetzt den Rückblick auf die vergangenen zwanzig Jahre. Er kannte dies schon fast auswendig, so oft hatte er dies gehört. Uwe, sein Cousin, ging es ebenso. Doch beide hatten sich diesmal geirrt. Ihre Großmutter verzichtete auf den Rückblick. „Ich begrüße heute Harald und Martin mit an meiner Geburtstagstafel. Sie zeigen, dass das Leben weiter geht. Und so Gott will, wird nächstes Jahr auch mein erster Urenkel mitfeiern.“ Dabei sah sie Harald und Eva mit warmherzigem Blick an. „Es ist der größte Segen für eine Großmutter, wenn sie miterleben kann, dass ihre Kinder und Enkel glücklich sind.“ Da wurden ihre Augen feucht. „Ich freue mich jedes Jahr, dass ihr es immer möglich macht und alle meinen Geburtstag mitfeiert.“ Mit Tränen in den Augen schloss sie ihre kurze Rede ab.
Nun standen alle außer Annefried auf und erhoben ihr Glas auf ihre Gesundheit. Dann setzten sie sich wieder und der Wirt servierte das Mittagessen. Harald fragte Eva leise: „Deine Verwandten wissen wohl alle von dem Kind?“
Eva nickte. „Aber deine Oma glaubt sicher, dass ich …“
Eva unterbrach ihn und schüttelte den Kopf. „Sie weiß es. Ich habe es ihr kurz vor Silvester erzählt.“
Martin, der das Gespräch teilweise mitbekommen hatte, erklärte Harald: „Daran wirst du dich gewöhnen müssen. In dieser Familie ist manches anders, als man es normal gewöhnt ist. Ich hatte da am Anfang auch ein paar Probleme. Aber jetzt finde ich es großartig. Geheimnisse gibt es kaum und alle halten zusammen, wenn es mal ein Problem gibt. Ich hatte mal mit Laura ein Problem. Da standen gleich Eva und Michael vor meiner Tür. Auch Lauras Eltern wurden sofort aktiv. Aber nicht, dass sie mir den Kopf gewaschen hätten. Nein! Sie halfen uns, dass wir wieder zusammenfanden. Kein Vorwurf, kein böses Wort; … einfach eine tolle Familie.“
Nach dem Essen gingen sie alle in Andreas Haus, in dem ja seit Kjelds Tod auch Annefried wohnte. Dort verteilten sie sich im Wohnzimmer.
Auf einmal setzte sich Andrea neben Harald und legte ihren Arm um seine Schulter. „Na, Harald. Wie gefällt es dir bei uns in Norwegen? Meine Schwester hat mir gesagt, du bist das erste Mal in unserem Land.“
Harald war zuerst erschrocken über Andreas Geste, aber da Eva dazu lächelte, beruhigte er sich schnell wieder und nickte etwas schüchtern. „Ja. Ich bin zum ersten Mal in Norwegen und ich finde es hier wunderschön.“
„Und hier hast du auch dein Glück gefunden, wenn ich das so sagen darf“, sprach Andrea weiter. „Weißt du, dass es Evas Vati vor fast zwölf Jahren genau so ging?“ Eva riss die Augen auf und schüttelte vorsichtig mit dem Kopf, aber ihre Tante reagierte nicht. „Als sich Evas Eltern kennen lernten, war Eva sechs Jahre alt. Evas Vati kam damals auch das erste Mal nach Norwegen und traf unten am Fjord an der Brücke das erste Mal auf Evas Mutti. Er verliebte sich spontan in sie, obwohl sie schon drei Kinder hatte. Das haben damals viele hier im Dorf nicht verstanden. Du bist Evas Vati sehr ähnlich. Auch du hast dich für eine Frau mit Kind entschieden. Ihr beide seid wunderbare Männer.“
Harald war von dieser Offenheit beeindruckt. Da fiel ihm Martins Hinweis ein, dass in dieser Familie manches anderes ist. Und so ergänzte Harald: „Ich habe Eva im Grunde genommen auch auf einer Brücke richtig kennen gelernt. Es war auf der kleinen Brücke unterhalb vom Hotel.“
Jetzt erstarrte Andrea, sah Harald mit großen Augen an und stammelte: „Die gleiche Brücke! So viel Zufall gibt es doch nicht.“
„Ist das wirklich die gleiche Brücke, Eva?“
Die Angesprochene nickte und dann plötzlich fiel ihr der kreisrunde Regenbogen ein, den sie vom Flugzeug aus gesehen hatte. Da lief es ihr eiskalt den Rücken runter. Was passiert hier?, fragte sie sich erstaunt und schüttelte mit dem Kopf. „Harald.“
„Ja, Eva.“
„Harald. Wir müssen unbedingt mit meinen Eltern darüber reden, aber nicht heute. Dafür brauchen wir sicher viel Zeit. - Tante Andrea. Du glaubst, dass Harald und Vati viel gemeinsam haben.“ Die Schwester von Evas Mutti nickte. Da liefen Tränen aus Evas Augen.
Andrea bemerkte das sofort und fragte besorgt: „Eva. Was ist mit dir?“
Überglücklich antwortete sie: „Ich habe mir immer so sehr einen Mann wie Vati gewünscht und nun ist er da.“ Eva umarmte ihn und Harald wusste noch nicht so richtig, worum es ging. Also ließ er es einfach geschehen.
Da forderte Sven zum Aufbruch in die Dorfschenke auf. Kaffeetrinken und Abendbrot gab es wieder im Sovende Elg. Der Wirt hatte inzwischen den Tisch schon wieder neu gedeckt, so dass alles reibungslos vonstatten gehen konnte.
Nach dem abendlichen Essen fragte Harald seine Eva, ob sie mit auf sein Zimmer kommen würde. Eva nickte und sie gingen nach oben. Dort fragte sie: „Warum hat mich deine Tante … sie ist doch deine Tante?“
„Tante Andrea? Ja.“
„Warum hat sie mich mit deinem Vati verglichen?“
„Weil mein Vati der beste Mann ist, den es gibt“, schwärmte Eva. „Und du bist fast genau so. Tante Andrea hat ja so recht. Du bist ein Traummann.“ Sie umarmte und küsste ihn.
Harald war noch immer von dieser Aussage etwas verwirrt. „Nur leider hat mir das in der Vergangenheit bei Frauen nicht viel genützt“, meinte er etwas enttäuscht und hob die Schultern.
„Das braucht es jetzt nicht mehr. Für mich bist du ein wundervoller Mensch. Ich liebe dich so sehr. Bitte verlass mich nie!“
Da streichelte Harald seine Eva und sagte liebevoll: „Ganz bestimmt nicht. Ich bin so froh, dass wir endlich zusammen sind. Ich will keine andere Frau mehr außer dir.“
Wieder umarmte sie ihn und Freudentränen verließen Evas Augen. Sie war so unsagbar glücklich. „Willst du, dass ich heute bei dir bleibe?“, fragte Eva vorsichtig.
Harald nahm Eva wieder in den Arm, sah sie eine Weile stumm an und antwortete dann: „Bitte verstehe mich nicht falsch, wenn ich das jetzt nicht möchte. Glaube mir, ich habe dich wirklich sehr gern. Deshalb denke ich, es ist vielleicht besser so. Ich befürchte, dass etwas kaputt gehen könnte. Eine Beziehung ist wie eine Pflanze. Ist sie noch sehr jung, dann ist sie auch sehr empfindlich. Wir kennen uns zwar schon mindestens ein Jahr, aber stimmt denn das auch wirklich? Im Grunde genommen kennen wir uns doch erst seit einer Woche. Wollen wir das junge Pflänzchen nicht noch etwas gedeihen lassen?“
Eva sah ihn jetzt mit großen Augen an. Sie war überrascht von dieser Meinung. Alles, was sie über Männer wusste, schien bei ihm anders zu sein. Harald fühlte, dass sie ihn nicht verstand. Deshalb fügte er hinzu: „Ich habe dich wirklich sehr, sehr lieb und dich jetzt in meinem Arm zu haben, finde ich im Moment schöner.“
Als sie wieder runter zu der Geburtstagsgesellschaft kamen, war diese so langsam in Aufbruchsstimmung. Es dauerte gar nicht lange und sie beendeten die Geburtstagsfeier. Harald verabschiedete sich von allen und stieg wieder nach oben in sein Zimmer. Die anderen gingen zurück zum Haus und beendeten ebenfalls den Tag.
Am nächsten Vormittag passte Maria eine Gelegenheit ab, in der sie mit Eva allein war. Ohne Vorrede fragte sie ihre Tochter: „Du warst gestern mit bei Harald auf seinem Zimmer?“
Eva nickt und sagte: „Aber es war ganz anders, als du denkst.“
Maria lächelte leicht und sagte verständnisvoll: „Du bist achtzehn Jahre alt. Da ist es völlig unwichtig, was ich denke. Aber ich finde es für eine Beziehung nicht gut, wenn man so schnell alles ausschöpft, was eine Partnerschaft bietet.“
„Genau das ist es ja“, entgegnete Eva. „Da war gar nichts.“
Maria zog die Augenbrauen zusammen. „Das verstehe ich nicht? Ihr ward doch zusammen.“
„Ich habe ihn sogar gefragt, ob er möchte, dass ich bis heute bei ihm bleibe“, antwortete Eva schuldbewusst und sah nach unten.
„Und warum bist du nicht geblieben? Dir hätte doch daraus niemand einen Vorwurf gemacht.“
„Harald meinte, dass unsere Liebe wie ein empfindliches Pflänzchen wäre und er befürchtete, dass es Schaden nehmen könne. Er meinte, es solle erst einmal wachsen.“
„Das hat er so wirklich gesagt?“, fragte Maria überrascht. Ihre Tochter nickte. Da nahm Maria ihre Eva fest in den Arm, schüttelte den Kopf und Tränen standen ihr in den Augen.
„Was hast du, Mutti?“
„Das … das gibt es einfach nicht. Alles wiederholt sich.“
„Wie meinst du das?“, fragte Eva.
Da sah Maria ihrer Tochter in die Augen und berichtete: „Ich habe Vati damals, als wir uns kennen lernten, genau das Gleiche gefragt und er hat fast so wie dein Harald reagiert. Damals habe ich das genau so wenig verstanden wie du heute, aber inzwischen bin ich froh, dass Vati damals so war. Es ist ein Zeichen von ehrlicher Liebe. Ich glaube, dass Harald dich mehr liebt, als du dir vorstellst.“
„Mutti! Glaubst du das wirklich?“, fragte Eva aufgeregt.
Ihre Mutti nickte. „Er ist Vati wahrscheinlich ähnlicher, als wir glauben. Eva! Du wolltest einen Mann wie Vati haben. Ich glaube, dein Wunsch hat sich erfüllt.“ Und wieder umarmte sie ihre Tochter.
„Ich hatte große Angst um dich. Du bist so sensibel. Ganz anders als Laura. Aber jetzt sagt mir mein Gefühl, dass du mit Harald sehr glücklich werden kannst.“
„Ja, Mutti. Ich könnte ihn heute noch heiraten.“
Da streichelte Maria über das Haar ihrer Tochter. „Gehe es langsam an. Umso stabiler wird eure Beziehung. Überlass einfach Harald das Tempo. Ich glaube, dass er genau weiß, was er will. Er ist nicht der Mann, der mit einem Mädchen nur spielt. Ich glaube, er meint es ernst.“ Eva nickte sinnend und ihre Mutter sagte jetzt: „So, nun wollen wir uns wieder um die anderen kümmern, sonst glauben sie noch, wir hätten Geheimnisse.“
Nach dem Mittagessen holte Eva ihren Harald im Gasthof ab und sie machten wieder eine große Runde durch den Wald. Harald erzählte vom Leben mit seiner Mutter und Eva klärte ihn über ihre Vergangenheit auf. So erfuhr Harald nun konkreter von dem Leben im Dorf, bevor sie nach Sonnenberg gezogen waren. Sie zeigte ihm auch das Haus, in dem sie damals lebten. Dann erzählte sie über das neue Leben im Häuschen am Huggl. Nur alles, was auf die Villa deutete, ließ Eva bewusst weg. So erfuhr Harald, dass auch Eva, genau so wie er, ledig geboren war. Diese Gemeinsamkeit schweißte die Beiden noch enger zusammen.
Am Abend traf sich die Clique von Koschs, Schulzes, Jansens und Aglunds Kindern wieder im Freizeitbad. Es war der letzte Abend, den sie vorläufig zusammen verbrachten, denn am nächsten Tag flogen Koschs wieder zurück nach Sonnenberg. Haralds Flug ging erst einen Tag später.
2. Sonnenberg - Evas neue Zukunft
Sonnabendmittag flogen die Sonnenberger mit dem Linienflugzeug nach Hause. Als sie so im Flugzeug saßen, erinnerte sich Maria an den Regenbogen, den sie auf dem Hinflug gesehen hatten und der Eva das große Glück brachte, auf das sie so sehnsüchtig gewartet hatte. Wieder war es ein Hinweis für die nahe Zukunft. Maria war fasziniert, dass es wirklich solche Zeichen gab.
Von Hamburg aus fuhren sie dann mit dem Zug nach Uelzen, wo Manfred sie abholte und nach Sonnenberg brachte. Wolfram aber fuhr im Taxi mit Michael und Manuela zum Flughafen, wo der Firmen-Jet auf sie wartete. Es war mit der Mutter von den beiden ausgemacht, dass er sie immer persönlich zurück nach Lahrsheim brachte. Zurück flog er dann mit dem Hubschrauber von Uelzen nach Sonnenberg und war dadurch abends schon wieder zu Hause. Zum Glück war Martin mit Laura inzwischen zur Disko. Er hätte sich sonst ganz sicher gewundert, wie schnell Wolfram aus dem Schwarzwald zurück war.
Noch am gleichen Abend sprach Wolfram mit Dagmar und Manfred. „Ich habe einige Veränderungen hier unten bei euch vor und hätte gern eure Meinung dazu. Wie ihr ja wisst, ist Evas großer Unbekannter gar nicht so unbekannt gewesen. Sie kennen sich schon lange von der Disko her. Deshalb denke ich, dass sie vielleicht irgendwann heiraten werden. Das gleiche gilt auch für Laura und irgendwann später ebenfalls für Julia. Ihr wisst ja, ich plane immer etwas im Voraus.“
„Etwas ist gut!“, sagte Dagmar lachend. Wolfram ließ sich dadurch nicht beirren und erklärte weiter: „Deshalb möchte ich euer einsames Leben hier unten beenden und an das Häuschen noch drei Reihenhäuser anbauen lassen.“
„Waaas?“, fragte Manfred.
„Keine Sorge! Für euch ändert sich kaum etwas, außer dass es ein paar Wochen Baulärm gibt. Links von euerm Haus werdet ihr aber etwas Fläche abgeben müssen. Dafür wird der Garten breiter. Ich habe mich entschlossen, vom Berg noch etwa 4 m abzutragen. Davon bekommt ihr 2,5 m mehr Gartenfläche und dahinter wird ein kleiner Zaun sein. Hinter diesen Zaun soll dann noch ein Weg entstehen, auf dem man von der Straße aus ungesehen von einem zum anderen Haus und auch zu den jetzigen Garagen gehen kann. So hat jedes Haus auch Zugang zum KOSCH-Grundstück und zur Villa. Zwischen den Häusern soll jeweils eine Garage entstehen, die die Häuser voneinander trennt. Und hinter den Garagen je ein Schuppen für Gartenmöbel und -geräte. Aber über der Garage soll ein Gemeinschaftsraum für Tischtennis und Feiern sein, der zu beiden angrenzenden Häusern eine Tür hat, die aber vom Haus aus verschließbar ist. Die drei neuen Häuser haben dann etwas mehr Gartenfläche durch die Garage, die immer zu dem Haus links daneben gehört.“
Nun machte Wolfram eine Pause. Dann fragte er: „Wie findet ihr das?“
„Hm! Ganz schöner Aufwand. Aber das sind wir von dir ja gewöhnt. Und wer soll wann hier wohnen?“, fragte Manfred.
Wolfram lächelte und antwortete: „Zuerst sicher Harald und Eva, wenn die beiden zusammen bleiben. Das kann man ja noch nicht mit Sicherheit sagen. Dann irgendwann im Sommer vielleicht auch Martin und Laura. Sonst werden sie sich woanders eine Wohnung suchen. Ich fühle, dass sie das bald wollen. Ist ja auch irgendwo verständlich. Sie sind dann schon über ein halbes Jahr verlobt. Und in das dritte Haus würde ich am liebsten selbst ziehen. Die Villa da oben ist ja sehr schön, aber gemütlich ist es dort nicht. So richtig weiß ich auch noch nicht, was ich mache. Auf jeden Fall werde ich das mit Maria absprechen.“
Manfred nickte und meinte: „Da kommt ja eine ganze Menge auf euch zu.“
Und Dagmar ergänzte: „Wenn das alles so wird, dann bin ich damit einverstanden. So kommt endlich mal wieder etwas mehr Leben in unser Dasein.“
Wolfram nickte. „Und damit hört auch das ständige Begängnis durch euer Haus auf. So habt ihr trotz des dazukommenden Trubels mehr Ruhe.“
„Das hört sich gut an“, meinte Manfred. „Und wann willst du mit den Bauarbeiten beginnen?“
„Am liebsten schon nächste Woche. Bis Mai soll alles fertig sein.“
Manfred riss die Augen auf. „Bis Mai? Du bist verrückt. Das ist doch gar nicht zu schaffen!“
„Doch! Es müssen nur viele Leute ran. Wenn wir Ende Januar mit der Baugrube fertig sind, ist auch der Rest zu schaffen. Am meisten Zeit wird wohl die Genehmigung brauchen. Aber da werde ich mich wohl mal stark machen müssen. Gleich am Montag werde ich mich mit dem Architekten zusammensetzen und mich auch um die Genehmigungen kümmern.“
Dagmar schüttelte den Kopf. „Das ist ja fast genauso eine Aktion wie damals, als du das erste Mal von Norwegen zurück kamst und wir in die Villa ziehen mussten. Aber irgendwie freue ich mich auch darauf. So sind wir wieder näher zusammen.“
Am Montagfrüh nahm Wolfram Kontakt mit seinem Architekten auf und erklärte ihm sein Vorhaben. Wolfram gab ihm dann eine Frist bis zum Wochenende. Dann sollte das Projekt fertig sein. Anschließend beauftragte er Mike Christjensen, dass er sich mit Nachdruck um die Baugenehmigungen kümmert. „Und wenn es nicht anders geht, dann brauchen wir eine vorläufige Genehmigung, bis die Bestätigung durch ist. Wir haben keine zwei Monate Zeit zum Warten, denn der Bau soll spätestens in vierzehn Tagen beginnen. Also machen Sie sich stark. Sie haben alle Vollmachten.“
„Ich werde mein Möglichstes tun“, antwortete dieser.
Danach setzte sich Wolfram mit Herbert Neubauer, dem Bauleiter der vielen Ferienhäuser und des Freizeitbades in Håp Land, in Verbindung. Er erklärte ihm sein Vorhaben und Herbert Neubauer sagte als Bauleiter zu. Jetzt konnte sich Wolfram erst einmal zurücklehnen. Der Bau war ins Laufen gekommen. Stillstand war für ihn etwas, das er nicht gewillt war zu akzeptieren.
Am Nachmittag holte Eva wie in Håp Land abgesprochen Harald nach seinem Feierabend von der Firma ab. Sie gingen zusammen zu ihm nach Hause. Harald wollte ihr bei der Gelegenheit seine Wohnung vorstellen.
„Deine Wohnung ist wunderschön“, sagte Eva begeistert. „Sie ist nicht groß, aber sehr gemütlich.“
Aber Harald gab ihr trotzdem zu bedenken: „Ich denke, wenn wir einmal zusammen ziehen, dann werden wir gleich eine größere Wohnung brauchen. Bis dahin sind wir sicher zu dritt.“ Dabei sah er sie liebevoll an.
Eva seufzte und nickte. „Eigentlich schade, dass du dann diese hübsche Wohnung aufgeben musst. Aber zu dritt ist sie wirklich sehr klein.“ Eva dachte an den vielen Platz zu Hause in der Villa. Aber davon durfte sie ihm ja nichts sagen.
Abends, als es schon dunkel wurde, brachte Harald seine Eva nach Hause. Vorm Häuschen verabschiedeten sie sich und er ging wieder zurück. Tief in sich war er sehr glücklich. Er liebte Eva und hatte bis Weihnachten immer Angst gehabt, dass wieder so ein André kommen könnte und Eva sich ihm zuwenden würde. Diese Bedenken gab es seit Silvester nun nicht mehr.
Am folgenden Sonnabend gingen Eva, Laura und Julia in die Disko. Schon vorm Eingang wurden sie von den dort wartenden Jungs begrüßt.
„Na, Laura. Hast du auch von Martin Ausgang bekommen?“, fragte Siegfried. „Soll ich ihn heute mal vertreten?“ Die übrigen Jungs lachten.
Laura sah ihn mitleidig an.
„Wenn du mal groß und erwachsen bist, dann können wir nochmal darüber reden. Im Moment bist du noch nicht mal dort, wo Martin schon vor vier Jahren war.“
Siegfried gab noch nicht auf.
„Ach so, du bist wohl auch schwanger?“
Laura wusste natürlich, dass sich das Problem mit Eva und André im kleinen Sonnenberg schon herumgesprochen hatte und es nur eine Frage der Zeit war, bis mal jemand offen darüber sprach. Deshalb antwortete sie: „Fahr mal einen Gang runter! So fragt man Leute aus. Aber eins kann ich dir versichern. Von dir bekomme ich ganz gewiss kein Kind.“
Die Jungen lachten. Nur Siegfried sah finster drein. Eva und Julia schmunzelten und gingen nun mit ihrer Schwester in den Saal. Einer der Jungen draußen sagte jetzt freundschaftlich zu Siegfried: „Gegen Laura verlierst du immer. Was legst du dich auch mit ihr an?“
Im Saal suchte Laura wieder für sie einen günstigen Tisch aus. Da die Disko noch nicht begonnen hatte, füllte sich der Saal nur langsam. Jetzt kam Thomas Fritzsche auf Eva zu, setzte sich neben sie und begann: „Das mit André habe ich erst vor kurzem gehört. Wenn ich bedenke, dass dieser miese Typ hier Ordnungsdienst war. Was meinst du? Woll’n wir uns nicht zusammentun? Das Kind stört mich nicht.“
Eva und auch ihre Schwestern sahen ihn mit großen Augen an. Da fuhr Thomas fort: „Du bist doch jetzt auch allein und ich mag dich.“
Als Laura schon Luft holte, fand Eva ihre Sprache wieder.
„Findest du nicht, dass zu einem Zusammensein mehr gehört? Thomas, du bist so schon in Ordnung. Aber wie kommst du nur darauf, dass ich mich mit dir zusammentun will?“
„Ich dachte nur, weil du doch jetzt auch allein bist und dann noch das Kind. Willst du denn allein bleiben?“
Jetzt hielt es Laura nicht mehr aus.
„Ja was glaubst du denn von meiner Schwester. Inzwischen stehen die Jungs Schlange bei ihr und du musst dich schon hinten anstellen.“
Julia schmunzelte, doch Eva sah Laura an und schüttelte mit dem Kopf. Zu Thomas meinte sie: „Laura übertreibt wieder mal. Aber mir geht es gut. Ich habe überhaupt kein Interesse irgendjemanden näher kennenzulernen.“
„Aber Eva, du kannst doch nicht mit dem Kind allein bleiben.“
„Meinst du nicht, dass man sich auch lieben muss, wenn man zusammen bleiben will?“
„Liebe! Was ist das schon? Sowas gibt’s doch nur in schnulzenhaften Filmen. Wartest du wirklich auf so etwas?“ Thomas sah sie befremdend an.
Da konnte Laura nicht mehr. „Mein lieber Thomas. Glaubst du denn wirklich, dass meine Schwester nur auf dich gewartet hat?“ Plötzlich lächelte sie und fügte hinzu: „Es kann ganz schnell passieren, dass auf einmal Evas Freund hinter dir steht.“
„Quatsch, Freund!“
„Gibt es hier irgendwelche Probleme?“, fragte es auf einmal hinter Thomas. Der drehte sich blitzschnell um und sah in Haralds Augen. Das beruhigte ihn wieder.
„Nein, es gibt keine Probleme, Harald. Ich unterhalte mich nur mit Eva und ihren Schwestern.“
„Ja, und er versucht Eva zu überzeugen, dass sie sich mit ihm … wie hast du das gesagt … doch zusammentun könnte“, ergänzte Laura mit einem merkwürdigen Lächeln im Gesicht.
„Aber Laura! Glaubst du, dass das Harald interessiert?“, verteidigte sich Thomas.
Da holte Harald tief Luft. Blitzschnell flogen jetzt viele Gedanken durch seinen Kopf. Dann fasste er einen Entschluss. Er nahm Evas Hände und zog sie sanft von ihrem Platz hoch. Als sie vor ihm stand, küsste er sie in aller Öffentlichkeit. Thomas verstand nicht so richtig, was er dort sah. Da sagte Laura lachend: „Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben, mein Lieber.“
Viele im Saal klatschten jetzt den beiden Beifall.
„Harald! Das habe ich doch nicht gewusst“, verteidigte sich Thomas schon wieder und verließ den Tisch.
Nun fragte Eva: „Warum hast du das gemacht? Hier vor allen Leuten.“
„Ich wollte einfach klare Verhältnisse. Jetzt wissen nun wenigstens alle Bescheid. Wer weiß, wann der nächste Thomas gekommen wäre und dich gefragt hätte? Vielleicht hättest du es dir dann doch noch einmal überlegt.“ Lächelnd sah Harald seine Eva an.
Sie schüttelte mit dem Kopf. „Ich? Nie!“ Dann fiel sie ihm um den Hals und es war ihr im Moment völlig gleichgültig, dass alle mit zusahen. Doch das Interesse der anderen war gar nicht mehr so groß. Nun setzten sich Eva und Harald an den Tisch und er meinte: „Ich werde nachher mit dem Leiter des Saals sprechen und meinen Posten als Ordnungsdienst aufgeben. Da bin ich ungebundener und habe mehr Zeit für dich, Eva. Es gibt genug andere, die gern Ordnungsdienst machen wollen, denn dann sparen sie ja den Eintritt in die Disko.“
Nun begann die Musik und die vier gingen auf die Tanzfläche. Laura tantze mit Julia, da ja Martin noch nicht da war. Doch er kam bald und nun musste Julia nach anderen Tänzern Ausschau halten.
Gegen 22.00 Uhr fragte Julia Laura: „Bringst du mich? Vati und Mutti wollen doch nicht, dass ich allein nach Hause gehe.“
„Ich komme mit. Du brauchst doch auch etwas männlichen Schutz da draußen im wilden Sonnenberg“, sagte Martin lachend.