Kitabı oku: «Bei Ostwind hörten wir die Leute schreien», sayfa 2

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Plan des Zementwerkes, links das Lager der Russen


Schieferbruch zum Zementwerk, Foto aus der Nachkriegszeit
Für den Schlichem-Stausee in Schömberg, der während und nach dem Bau des Zementwerkes Dotternhausen ab August 1941 als weiteres Projekt für das Werk angelegt wurde, waren wiederum sehr viele ausländische Arbeitskräfte notwendig: die Zusammensetzung der Arbeitenden wechselte im Sperrgebiet am künftigen See nach Baufortschritt, je nachdem, welche Arbeitskräfte die beteiligten Firmen Heilmann und Littmann oder Baresel überhaupt organisieren konnten. Bauaufsicht hatte das Wasserwirtschaftsamt Rottweil beim Bau der Schlichemtalsperre und die „Deutsche Arbeitsfront“. Dass hier bereits die OT beteiligt war, ist zu vermuten, denn die „Firmen hatten ein eigenes Stammpersonal, das in OT-Uniform war“19. Für weitere Baustellen des Unternehmens „Wüste“ war ihr technisches Wissen vonnöten.
19 „Erläuterungen zum Organisationsplan Geilenberg-Bauvorhaben Wüste“ vom 19. April 1946, also ein Jahr nach Kriegsende. In: Staatsarchiv Ludwigsburg EL 317 III, Bü 1252. – Aus dem Dotternhausener „Heimatbuch“ ist bekannt, dass „im Oktober 1944 […] das Lehrmittelzimmer der Schule zusammen mit weiteren Lokalen in der Gemeinde von der OT beschlagnahmt“ wurde. „Nach Kriegsende war das Schulgebäude von den Besatzungstruppen vollständig belegt und wurde erst nach dem 30. Oktober 1945 für den Unterricht freigegeben“, S. 19.


Bau der Schlichemtalsperre ab August 1941, Foto Erwin Krauß


Briefkopf des Zementwerkes August 1942: Rudolf Rohrbach, Dr. Maier Grolmann/Sekretärin Frau Ott.

Das „Schwarze Lager“ in Dormettingen
„Beginn der ersten Festnahmen von politisch belasteten Personen durch bewaffnete D. P. aus Dormettingen“ stellt lapidar die Stadtchronik Schömberg zum 1. Mai 1945 fest. Die vom Naziregime aus ihrer Heimat verschleppten Personen, aber auch Flüchtlinge wurden „Displaced Persons“ genannt.
Die Umstände der Festnahmen wurden im Prozess gegen einen der Täter – Helmer-Sandmann – folgendermaßen beschrieben, als „Sachverhalt“:
„Wie durch die Ermittlungen festgestellt werden konnte, haben sich im April 1945 nach dem Umsturz Ausländer unter der Führung des Franzosen Deletre24und des Tschechen Kovar zusammengeschlossen, um gemeinsam unter Mitführung von Waffen Plünderungen, Räubereien und andere strafbare Handlungen zu begehen. Gleichzeitig hat diese Gruppe Ausländer in Dotternhausen eine illegale Kommandantur und in Dormettingen ein illegales KZ-Lager errichtet, in letzterem Lager wurden die willkürlich und ohne Berechtigung festgenommenen Personen eingeliefert und mussten dort schwere körperlich Misshandlungen erdulden. Ferner konnte ermittelt werden, dass in diesem Lager 18 Menschen entweder durch Erschiessen oder durch erlittene Misshandlungen ums Leben kamen. Dieser Gruppe Ausländer hat sich der Beschuldigte Helmer-Sandmann Ende April-Anfang Mai aus freien Stücken angeschlossen und an verschiedenen Straftaten mitgemacht.“25
24 Der Name eines der Täter wird in den Quellen unterschiedlich wiedergegeben: Deletre, Delètre, Delaitre, De Laitre und andere Schreibweisen, die sich nach dem Hören und den jeweiligen Französischkenntnissen richteten. Natürlich achtete Delètre peinlichst darauf, nirgends eine schriftliche Spur zu hinterlassen. Selbst Rohrbach spricht von einem „neuen Kommissar“: s. u. S 139.
25 Akte der Landespolizei Württemberg-Hohenzollern Kriminal-Kommissariat Rottweil a. N. vom 04.11.1950. Stempel der Staatsanwaltschaft Rottweil vom 10. Nov. 1950. Akte des Amtsgerichts Rottweil, Anhörung am 22. Juni 1950 „In der Strafsache gegen Franz Helmer-Sandmann wegen Landfriedensbruch“. Staatsarchiv Sigmaringen Wü 29/2 T 4 Nr. 685.
Die Akte von 1950 bemerkt wiederholt „Ausländer“ als Täter, zählt besonders Delètre, Milan Kovar, Franz Helmer-Sandmann und „weitere unbekannte Tschechen und Polen“ auf, was in dieser Abhandlung geprüft werden soll.
Liste der Opfer des Schwarzen Lagers, aufgestellt für den Prozess 1950 gegen Helmer-Sandmann
Dormettingen, den 14.09.1950
Aufstellung der im illegalen KZ-Lager Dormettingen ums Leben gekommenen Häftlingen lt. Eintragungen im Sterbebuch des Bürgermeisteramtes Dormettingen:

1 Bürgermeister Franz Rebstock, geb. 14.12.91 in Hausen o. R., zuletzt wohnh. in Dotternhausen, Krs. Balingen., gest. 23.05.45, Todeszeit unbekannt

2 Hübner, Kurt, Betriebsleiter, geb. 10.06.1900 in Gersdorf, Krs. Glachau, gest. 05.05.45, zuletzt wohnh. in Schörzingen

3 Daniu, Konstantin, russischer Staatsangehöriger, geb. 17.03.06 in Sewej, Krs. Kalusz/Galizien, gest. 20.05.45, zuletzt wohnhaft in Schömberg

1 Nicol, Norbert, franz. Staatsangehöriger, Geburtstag unbekannt, Geburtsort: de Château d’In, gest. 20.05.45

2 Braun, Erwin, Geburtstag unbekannt, Geburtsort: Stuttgart, letzter Wohnort Schömberg, gest. 20.05.45

3 Miller, Vorname, Geburtstag und Geburtsort unbekannt, letzter Wohnort unbekannt, gest. im Mai 45, näherer Zeitpunkt nicht bekannt

4 Schneider, Albert, Bauführer, geb. 19.09.1900 in Zwickau-Mariental, zuletzt wohnh. in Dormettingen, gest. im Mai 1945, näherer Todeszeitpunkt nicht bekannt, Angehörige wohnen in Zwickau

5 Ludwig, Philipp, Oberreichsbahnrat, geb. 17.10.98 in Niedermodau/Hessen, zuletzt wohnh. in Schömberg, gest. 18.05.45

6 Kirchhardt, Wilhelm, geb. 15.04.09 in Tischhart, Krs. Nürtingen, zuletzt wohnh. in Metzingen, gest. 26.05.45

7 König, Hermann, Maurer, geb. 31.07.10 in Lauffen/Eyach, dortselbst zuletzt wohnh., gest. 20.05.45

8 Haase, Karl, Kaufmann, geb. 06.10.02 in Zeitz, Krs. Merseburg, zuletzt wohnh. in Dotternhausen, gest. 21.05.45

9 Frey, Ernst, Schachtmeister, geb. 17.06.99 in Klosterreichenbach, Krs. Freudenstadt, zuletzt wohnh. in Dotternhausen, gest. 19.05.45

10 Maurer, Adolf, Baumeiser, geb. 09.09.1900 in Geislingen/St., zuletzt wohnh. in Dotternhausen, gest. 18.05.45

11 Schosser, Otto, Hauptlehrer, geb. 28.04.04 in Biberach/R., zuletzt wohnh. in Schömberg, gest. 09.05.45

12 Scheffen, Franz, Obersteiger, frz. Staatsangehöriger, geb. 15.06.02 in Fensch/Lothringen, zuletzt wohnh. in Gösslingen, gest. 17.05.45

13 Schmied, Josef, Bauführer, geb. 27.06.13 in Weiden/O.Pf., zuletzt wohnh. in Pegnitz/Oberfranken, Kellerberg 12, gest. 10.05.45

14 Koch, Johann, Gottlieb, Ulrich, Dipl.-Ing., geb. 14.04.92 in Forst/Lausitz, zuletzt wohnh. in Dotternhausen, Krs. Balingen, gest. 10.06.45, 11.30 Uhr, in Dotternhausen, Eintrag in das Sterbebuch des B. A. Dotternhausen

15 Krämer, Richard, Geburtsdatum unbekannt, letzter Wohnort Täbingen, erschossen am 24.04.45 im Lager Dormettingen

16 Klug, Peter, verh. Landwirt, geb. 23.12.1899 in Werden/Saar, zuletzt wohnh.in Gösslingen, Haus Nr. 70, gest. vermutlich am 20.05.45 (erschossen worden).

17 zwei Belgier laut Zeugenaussage des Zeugen Johann Dehne

18 zwei Französinnen laut Zeugenaussage des Zeugen Johann Dehne

Liste der von der Kommandantur Dotternhausen und im Lager Dormettingen inhaftierten Personen

1 Trick, Christian, verh. Landwirt, geb. 21.12.01 in Täbingen, wohnh. in Täbingen, Brühl Nr. 139, inhaftiert im Lager Dormettingen vom 23.04.–24.04.45

2 Völkle, Martin, verh. Landwirt, geb. 27.03.01 in Täbingen, wohnh. in Täbingen, Weiherstr. 80, inhaftiert im Lager Dormettingen vom 23.04.–24.04.45

3 Seemann, Johann Georg, verh. Landwirt, zuletzt wohnh. in Täbingen, Brühlstr. 94 inhaftiert im Lager Dormettingen vom 23.04.–24.04.45, gest. 08.09.45 im Kriegsgefangenenlager Brionde/Frankreich

4 Müller, Wendelin, verh. Bürgermeister a. D. u. Landwirt, geb. 23.10.88 in Irslingen, wohnh. in Irslingen, Lehenbühlstr. 52, inhaftiert im Lager Dormettingen von Ende April 1945 bis 19.05.45

5 Geise, Friedrich, verh. Maschinen-Ing., geb. 16.01.06 in Horn b. Lippe, wohnh. in Bad Mont, Bahnhofstr. 15, inhaftiert im Lager Dormettingen vom 29.04.45–16.5.45

6 Riede, Johann, verh. Sattler u. Bürgermeister a. D., geb. 30.11.96 in Ratshausen, wohnh. in Ratshausen, Hohnerstr. 97, inhaftiert von der Kommandantur Dotternhausen am 17.06.1945, Überführung ins Lager Balingen

7 Dannecker, Isidor, geb. 24.03.91 in Ratshausen, wohnh. in Ratshausen, Vorstadt 19, inhaftiert im Lager Dormettingen vom 25.05.–26.05.45

8 Wuhrer, Emil, verh. Mechanikermeister, geb. 12.12.10 Schömberg, wohnh. in Schömberg, Rottweiler Str. 249, inhaftiert im Lager Dormettingen vom 16.05.–19.05.45

9 Wuhrer, Paul, verh. Mechaniker, geb. 27.06. 09 in Schömberg, wohnh. in Schömberg, Rottweiler Str. 369, inhaftiert im Lager Dormettingen vom 16.05.–19.05.45

10 Heinrich, Josef, verh. Koch, geb. 16.03. 89 in Krauchenwies, wohnh. in Schömberg, Alte Hauptstr. 33, inhaftiert im Lager Dormettingen vom 23.05.–30.05.45

11 Hack, Paul, verh. Landwirt, geb. 25.06. 95 in Neukirch, wohnh. in Neukirch, Haus Nr. 29, inhaftiert im Lager Dormettingen vom 16.05.45 bis 20.05.50, (1945)

12 Schaible, Johann, (verh.) (Landwirt) led. Mechaniker geb. 05.06.1910 in Dautmergen, wohnh. in Dautmergen, Haus Nr. 15, inhaftiert im Lager Dormettingen vom 22.05.–30.05.1945

13 Effinger, August, verh. Landwirt, geb. 27.08.1901 in Zimmern u. d. B., wohnh. in Neufra, Bachstr. 11, inhaftiert vom 08.05.–19.05.1945

14 Effinger, Anton, verh. Landwirt, geb. 09.01.1900 in Zimmern u. d. B., wohnh. in Zimmern u. d. B., Gasse 109, inhaftiert im Lager Dormettingen vom 08.05.–19.05. 1945

15 Heinrich, Gertrud, led. Näherin, geb. 25.02.1926 in Pfullendorf, wohnh. in Schömberg, Alte Hauptstr. 32, inhaftiert im Lager Dormettingen vom 23.05.–23.05.1945

16 Heinrich, Elisabeth, geb. Schaub, verh. Hausfrau, geb. 31.10.1895 in Pfullendorf, wohnh. in Schömberg, Alte Hauptstr. 33, inhaftiert im Lager Dormettingen vom 23.05.–23.05.1945

17 Schmieder, Dorle, geb. Heinrich, verh. Hausfrau, geb. unbekannt, wohnh. in Österreich, inhaftiert im Lager Dormettingen vom 23.05.–23.05.1945

18 Kiener, Berta, geb. Baier, verh. Gastwirtin, geb.18.01.1909 in Schömberg, wohnh. in Schömberg, Hotel „Lamm“, inhaftiert im Lager Dormettingen vom 21. auf 22. u. 23.–26.05.1945

19 Kiener, Briska, geb. 29.07.1929 in Schömberg, wohnh. in Schömberg, Hotel „Lamm“, inhaftiert im Lager Dormettingen vom 23.–26.05.1945

20 Kiener, sen., nähere Personalien unbekannt, inhaftiert im Lager Dormettingen vom 23. auf 24.05.1945, zuletzt wohnh. in Schömberg, Hotel „Lamm“

21 Frau Kiener, sen., nähere Personalien unbekannt, inhaftiert im Lager Dormettingen am 23.05.1945, zuletzt wohnhaft in Schömberg, Hotel „Lamm“

22 Kiener, Karl, led. Schüler, nähere Personalien unbekannt, inhaftiert im Lager Dormettingen am 23.05.1945, wohnh. in Schömberg

23 Seifried, Josef, verh. Zollsekretär, geb. 19.07.1895 in Sulzbach, wohnhaft in Schömberg, Rottweilerstr. 253, inhaftiert im Lager Dormettingen vom 29.04.–15.05.1945

24 Eggert, Heinrich, gesch. Landwirt, geb. 05.03.1900 in Zimmern u. d. B., wohnhaft in Ebingen, Blumenstrasse 19, inhaftiert im Lager Dormettingen vom 16.05.–20.05.1945

25 Bechthold, Alois, verh. Landwirt, geb. 10.02.1900 in Zepfenhan, wohnh. in Zepfenhan, Winkelstrasse 17, inhaftiert im Lager Dormettingen vom 30.04.45–20.05.1945

26 Bechthold, Erika, led. Haustochter, geb. 26.09.1925 in Zepfenhan, wohnh. in Zepfenhan, Wolfgraben 68, inhaftiert auf der Kommandantur Dotternhausen vom 03.05.–12.05.1945

27 Rebstock, Viktor, verh. Landwirt, geb. 28.02.1893 in Dotternhausen, wohnh. in Dotternhausen, Zinkenstr. 164, inhaftiert im Lager Dormettingen vom 03.05.–17.05.1945 u. vom 13. oder 14.06.–14. od. 15.06.45

28 Willems, Adam, verh. Maurer, geb. 03.04.1913 Temesvar/Rumänien, wohnh. in Schömberg, Barackenlager DOELF, inhaftiert im Lager Dormettingen vom 16.05.–20.05. 1945

29 Aicher, Josef, verh. kaufm. Angestellter, geb. 10.03.1888 in Ludwigsburg, wohnh. in Dotternhausen, Hauptstr. 180, inhaftiert im Lager Dormettingen vom 03.05.–16.05.1945 und vom 09.06.–10.6. 1945 auf der Kommandantur in Dotternhausen

30 Schneider, Josef, verh. Posthalter, geb. 18.03.1891 in Dotternhausen, wohnh. in Dotternhausen, Hauptstr. 186, inhaftiert im Lager Dormettingen vom 03.06.–03.06.1945

31 Schreiber, Arno, verh. kaufm. Angestellter, geb. 04.03.1897 in Grossbachlitz, wohnh. in Balingen, Burgenwand 10, inhaftiert im Lager Dormettingen vom 28.04.–20.05.1945

32 Hehl, Johann, verh. Landwirt, geb. 01.11.1894 in Schömberg, wohnh. in Schömberg, Alte Hauptstr. 51, inhaftiert im Lager Dormettingen vom 19.05.–25.05.1945

33 Burkart, Eugen, verh. Schreinermeister, geb. 23.03.1891 in Zepfenhan, wohnh. in Zepfenhan, Lehrenstrasse 122, inhaftiert im Lager Dormettingen von Ende April bis Anfang Mai 1945, insgesamt 6 Tage

34 Huonker, Johann, Georg, verh. Müller und Landwirt, geb. 06.08.92 in Leidringen, wohnh. in Dautmergen, Mühle, inhaftiert im Lager Dormettingen vom – Datum unbekannt – insgesamt 2 Tage

35 Ellwanger, Eugen, verh. Gärtner, geb. 22.05.1916 in Schnait, wohnh. in Schorndorf, Welzheimerstr. 31, inhaftiert im Lager Dormettingen vom 16.05.–20.05.1945

36 Wiehl, Martha, geb. Benzing, verh. Hausfrau, geb. 28.02.1915 in Schwenningen, wohnh. in Weilen u. d. R., Oberdorf Str. 52, inhaftiert im Lager Dormettingen vom 18.05. bis ca. 08. od. 09.06.1945 (3 Wochen) Französin namens Maria, weitere Personalien unbekannt, ebenso deren Haftdauer

37 Horn, Zenta 6 weitere namentlich unbekannte Deutsche, eine Nacht auf der Kommandantur Dotternhausen

38 Ulich, Franzose, nähere Personalien und Haftdauer unbekannt Einige Franzosen, deren Personalien und Haftdauer nicht bekannt sind 10 oder 12 Holländer, deren Name und Haftdauer nicht bekannt sind

39 Dannecker, Ernst, geb. 14.12.27 in Ratshausen, inhaftiert im Lager Dormettingen vom 25. auf 26.05.1945

40 Köferl, Josef, geb. 31.05.1909 in Michelfeld, Kr. Eschenbach, wohnh. in Michelfeld, inhaftiert im Lager Dormettingen vom 23.05.–27.05.45 (= 4 Tage)

41 Machold, nähere Personalien unbekannt, inhaftiert im Lager Dormettingen vom 23.05.–27.05.45 (= 4 Tage)

42 Masching, Johann, geb. 16.07.1908 in Kaltenthal, wohnh. in Sägmühle 5, Post Michelfeld, inhaftiert im Lager Dormettingen vom 23.05.–27.05.45 (= 4 Tage)

Die Liste von 1950 ist unvollständig, wurde im Zusammenhang mit dem Prozess ergänzt, jedoch bleibt die genaue Zahl der ins Lager Verschleppten ungewiss. Sie war für das Gericht wichtig, weil viele der Aufgeführten als Zeugen aussagten.
Die Pfarrchronik Schömberg stellte fünf Jahre früher fest: „Am 21. Mai wurden 24 Männer und 13 Frauen auf 1 Nacht in das Lager Dormettingen gesperrt.“
Beide Listen, die der Toten wie die der Davongekommenen, enthalten keine Auskunft über die Funktionen und Tätigkeiten der Verhafteten während der NS-Zeit.
Die Verhaftungen erfolgten immer nach dem gleichen Muster: Nach schriftlicher oder mündlicher Denunziation26 wurden ehemalige kleine und größere Funktionäre des nationalsozialistischen Staates, insbesondere der DÖLF, von den Handlangern Delètres (Polen und Tschechen, auch Helmer-Sandmann) in ihren Wohnungen verhaftet und oft schon dort misshandelt, anfangs in den örtlichen Rathäusern und Kommandanturen „verhört“ und dann ins Lager gebracht, später sofort ins Lager, wo sie als „politische Gefangene“ separiert wurden. An den Verhören war außer Delètre und Kovar auch Helmer-Sandmann beteiligt. Delètre inszenierte dabei seine Auftritte: Er trug die Uniform eines französischen Oberleutnants, requirierte den Sportwagen des Schömberger Arztes Dr. Josef Fricker und ließ sich in diesem durch die Ortschaften chauffieren, wenn die Denunzierten abgeholt wurden. Milan Kovar saß im Fond mit schussbereiter Maschinenpistole in Drohgebärde. Der Name, den Delètre sich zugelegt hatte, klang, zumindest in deutschen Ohren, ähnlich wie der des französischen Oberbefehlshabers, des Generals de Lattre de Tassigny, den die besiegten Deutschen gekannt haben dürften. Diese Inszenierung wird wohl allenthalben Eindruck hinterlassen haben, sie diente der Einschüchterung und war Tarnung mörderischen Handelns.
26 Der Satz des Dichters Hoffmann von Fallersleben, des Verfassers des „Liedes der Deutschen“, den er in seinen „Politischen Gedichten“ 1843 geschrieben hatte, dürfte zum Allgemeingut im Denken gehört haben: „Der größte Lump im ganzen Land, das ist und bleibt der Denunziant.“
„Quellen“ Schwarzes Lager Dormettingen:
chronologische Reihenfolge
Mai 1945 Bericht: Viktor Rebstock Wegewart, Bauer (03.05.–17.05.1945 im Lager)
Juni 1945 Brief: Liesel Kirchhardt Bauunternehmer Metzingen, DÖLF (ihr Mann am 16.05. verhaftet, am 26. Mai getötet)
13.08.1945 Brief: Rudolf Rohrbach Besitzer des PZW (24.04.45 ein Tag im Lager)
25.08.1945 Befragung: Martha Wiehl Hausfrau aus Weilen u. d. R. (ab 10.05.1945 mehrere Wochen im Lager)
28.01.1946 Bericht: Christian Zeh Verkaufsleiter im PZW (03.–15. Mai im Lager)
12.04.1948 Befragung: Arno Schreiber kaufmänn. Angestellter (28.04.–20. 05.1945 im Lager)
17.08.1948 Befragung: Friedrich Geise Leiter von Wüste 9 (29.04.–15.05.1945 im Lager)
29.09.1948 Befragung: Christian Zeh
Sept. 1950 Befragung: Christian Zeh
09.09.1950 Befragung: Josef Aicher PG und Ortswalter der DAF (= Deutsche Arbeitsfront) (03.05.–16.05.1945 im Lager)
20.09.1950 Befragung: Wendelin Müller Bürgermeister Irslingen (29.04.–19.05. im Lager)
24.11.1951 Abschrift des URTEILS in der „Strafsache Franz Helmer-Sandmann“
Sitzungen des „Schwurgerichts in Rottweil 1./6. Oktober 1951
Voruntersuchungen und Prozessakten zu diesem Prozess
29.03.1951 Zeitungsberichte vom Prozess gegen Franz Helmer-Sandmann Rottweil
Juli 1957 Zeitungsberichte vom Prozess gegen P. A. Maurer Hechingen („Des Schwarzen Lagers zweiter Akt“)
1951 Akte: Landgericht Rottweil: „Illegales KZ in Dormettingen“ Ks 3/51 Js 7223/47
1945 Entnazifizierungsakten Rudolf Rohrbach aus dem Staatsarchiv Sigmaringen
1970 Heinrich Eggert (16.5.–20.05.1945 im Lager) und Trick (23. auf 24.04.45 im Lager) aus großem zeitlichen Abstand: 1970 und später unter Verwendung der Zeitungsberichte
Diese Quellen sind umso glaubwürdiger, je näher am Geschehen sie verfasst, je weniger Stereotype, verbal und inhaltlich, benutzt worden sind. Die meisten dieser frühen Berichte wurden im Zusammenhang mit den Voruntersuchungen zum Prozess bei Aussagen vor Polizeibeamten oder Gerichtsbehörden bestätigt, sodass Zweifel nicht angebracht sind.
Der Trick-„Bericht“ jedoch von 1972 mit der Überschrift „Inferno von Dormettingen“, der 1. auf dem Eggertbericht, 2. vorwiegend auf Zeitungsberichten von 1951 und 1957 und 3. in dem Abschnitt „Augenzeugenberichte“ mutmaßlich auf dem Zuhören im Rottweiler Schwurgerichtsprozess von 1951 gegen Helmer-Sandmann beruht, unterscheidet sich von allen anderen Quellen durch den zeitlichen Abstand und die sentenzenhaften Beurteilungen des Geschehens.
Die wichtigsten Dokumente sind die Prozessakten und das Urteil im Prozess gegen Helmer-Sandmann von 1951, weil sie den Tatsachen am nächsten kommen. Ein Großteil derjenigen wird als Zeugen vernommen, die zeitweise im „Schwarzen Lager“ inhaftiert waren und die eigene Berichte hatten verfassen können oder bereits bei behördlichen Befragungen gehört worden waren. Allerdings stellt das Gericht fest, es habe über die Aussage eines Befragten „keinen Zweifel“, weil er Dinge gewusst habe, die vorher „in der Presse noch nicht erschienen waren“. Es wird implizit also eine Wechselbeziehung zwischen den Veröffentlichungen in der Presse und den Zeugenaussagen hergestellt. Ebenso ist zu berücksichtigen, dass die Zeugen, die sich untereinander kannten, sich möglicherweise abgesprochen, sich wechselseitig an die Ereignisse erinnert und ermutigt hatten, um im Prozess mit gemeinsamer Stimme der Opfer zu sprechen.


Alliierte Luftaufnahme April 1945. Dormettingen mit KZ und Wüste 7 und 8 (unten).

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Litres'teki yayın tarihi:
25 mayıs 2021
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219 s. 83 illüstrasyon
ISBN:
9783948379452
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