Kitabı oku: «Winterzeit im Wichtelwald», sayfa 2

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Spuren im Wichtelwald

An jedem Nachmittag stapfte Pinka gemeinsam mit Phio und Flora zur nahen Futterstelle der Rehe, um sich zu erkundigen, wie es den Tieren im Winter so ging.

„Oh, ich liebe es, wenn die Rehe schon auf uns warten“, verkündete Flora entzückt, als sie nach dem Mittagessen zur Waldlichtung kamen.

„Ja, die Tiere des Waldes haben es nicht leicht im Winter. Es ist wichtig, dass sie genügend Futter finden, damit sie Kraft haben, der Kälte zu widerstehen. Flora, schau, die jungen Rehe warten schon da drüben. Heute kannst du sie am Salz schlecken lassen.“

„Nein, das will ich machen!“, rief Phio und riss seiner Schwester den Salzstein aus der Hand.

„Gib ihn her, Mama hat ihn mir gegeben!“, brüllte Flora zurück und versuchte, den Stein wiederzubekommen.

Aber Phio war schneller und gab seiner Schwester einen Schubser, sodass diese rückwärts in den tiefen Schnee plumpste. „Ätsch, jetzt hab ich ihn!“, lachte er sie aus.

„Du bist so gemein!“, schrie Flora und begann lauthals zu weinen.

„Das gibtʼs doch nicht“, mischte sich Pinka ein, „dass ihr beiden immer etwas zum Streiten findet! Phio, gib ihr den Salzstein wieder. Ich habe Flora darum gebeten, denn du warst gestern dran.“

Ungern gehorchte Phio, gab seiner Schwester aber doch den Stein. Zornig stapfte er in Richtung Wurzelhöhle davon und schimpfte lauthals vor sich hin.

„Er ist immer gemein zu mir, gell, Mama?“, sagte Flora, als sie den jungen Rehen das Salz hinhielt.

„Na ja, was soll ich dazu sagen? Das war nicht in Ordnung von Phio. Manchmal ist er schon recht anstrengend“, seufzte Pinka, während sie ihren Sohn beim Nachhausegehen beobachtete.

Die Rehe verstanden nicht, was da gerade passiert war, und zögerten etwas, als Flora ihnen den Salzstein hinhielt. „Es ist alles gut, nehmt ruhig!“, sagte sie versöhnlich.

„Aber was ist denn mit deinem Bruder los, er ist doch sonst so aufgeweckt und lustig?“, fragte eines der jungen Rehe.

„Ich weiß es nicht“, antwortete Flora und sah Phio stirnrunzelnd nach.

An diesem Tag hatten die beiden nicht nur im Wald eine Auseinandersetzung, sondern auch zu Hause. Vor allem das Teilen war für beide eine große Herausforderung.

Kurz vor dem Nikolaustag der Menschen, es war ein schöner, sonniger Wintertag, hatte Pinka wieder einmal mit ihren Kindern schimpfen müssen. „Ihr seid wirklich unmöglich! Wieso könnt ihr nicht einfach teilen? Ich werde heute alleine zur Futterstelle gehen“, machte sich die Wichtelmama wütend Luft.

„Aber, Mama, wir gehen doch jeden Tag mit“, entgegnete Flora schnell.

„Ja, das stimmt, Mama, bitte, wir möchten mit“, sagte auch Phio.

Doch Pinka blieb hart. „Nein, eure Streitereien sind mir zu viel. Ihr wartet in unserer Höhle, jeder in seiner Kammer. Flora, du machst deine Schulaufgaben und, Phio, du kannst ein Bild malen. Keine Widerrede ... es ist jetzt einfach genug!“

An ihrer Stimme konnten Flora und Phio erkennen, dass die Worte ernst gemeint waren und die Mutter nicht mit sich diskutieren ließ. Also stapften die beiden missmutig in ihre Schlafkammern und schlossen die Türen hinter sich.

„Es ist einfach unglaublich!“, knurrte Pinka, während sie sich ihren warmen Spitzmauswollmantel überzog und in die Fellstiefel schlüpfte. Murrend öffnete sie die Tür und atmete tief die frische Waldluft ein. „Das wird mir jetzt guttun. Einfach zehn Minuten für mich zu sein.“

Pinka stapfte los, die Arme voller Karottenstückchen, während der Schnee unter ihren Stiefeln knirschte. Nach wenigen Minuten hatte sie die Futterkrippe der Rehe erreicht und legte die Leckerei achtsam auf den Boden. Da sah sie unter einer kleinen Tanne eine Mandarine am Boden liegen. Neugierig ging sie hinüber. Es war tatsächlich eine große, saftige Mandarine. Mitten im Schnee. Mitten im Wichtelwald.

„Nanu, wie kommt denn die hierher?“, wunderte sich Pinka.

Bisher hatte die kleine Wichtelfrau nur einmal in ihrem langen Leben eine Mandarine gesehen. Das war viele Jahre her, als ein entfernter Onkel auf der Durchreise im Zauberwald gewesen war. Er fuhr mit einer Kutsche, die mit seltenen Früchten und Leckereien beladen war. Und ebenso wie damals staunte sie auch jetzt. Zu Ehren des Onkels war ein großes Fest gefeiert und als Speise eine saftige Mandarine geschält und unter allen aufgeteilt worden. Pinka erinnerte sich an diesen Tag und musste lächeln.

Und jetzt lag da mitten im Wald einfach so eine Mandarine? Sie sah sich in der Gegend um und erwartete, jemanden zu sehen. Vielleicht den alten Onkel oder einen ihrer Wichtelfreunde, vielleicht einen Kobold oder eine der vielen Waldfeen aus dem Zauberwald. Aber nein, sie entdeckte niemanden.

Doch dort drüben, wenige Meter entfernt, lag eine Nuss. Sie stapfte hinüber und sah sich währenddessen suchend um. Da entdeckte sie eine weitere Mandarine, die mit ihrer kräftigen orangen Farbe richtig im Schnee leuchtete.

„Ohhh, das scheint eine Spur zu sein!“, rief Pinka voller Entzücken. „Das wäre was für die Kinder.“

Ihr Ärger über die beiden schien verflogen zu sein, denn mit großen Schritten versuchte sie, möglichst schnell nach Hause zur Wurzelhöhle zu gelangen. Sie öffnete mit Schwung die schöne Holztür und rief: „Flora, Phio! Schnell, zieht euch etwas an! Im Wald liegen viele wundersame Dinge.“ Die Kinder lugten skeptisch aus ihren Kammern hervor. „Kommt schon, ich bin ganz aufgeregt! Zieht euch etwas an! Ich warte draußen“, fügte Pinka hinzu und schloss hinter sich die Tür.

„Komm, das sehen wir uns an!“, rief Phio voller Begeisterung, zog seine Jacke an und setzte die warme Bommelkappe auf. „Jetzt komm doch!“

„Meinst du, Mama ist noch böse?“, fragte Flora ihren kleinen Bruder.

„Nein, sonst würde sie uns nicht extra holen kommen. Los jetzt!“ Phio konnte die Aufregung kaum ertragen, schlüpfte schnell in seine warmen Fellstiefelchen und war – schwupps – draußen im Freien.

„Phio, ich glaube, der Nikolaus hat sich wieder auf den Weg zu den Menschenkindern gemacht. Im Wald liegen Nüsse und Mandarinen. Es könnte sein, dass sein Gabensack ein Loch hat. Wo ist denn Flora?“

„Hier bin ich, Mama, ich bin schon da!“

„Kommt, wir gehen“, meinte Pinka und stapfte vor ihren Wichtelkindern durch den Schnee hinüber zur Futterstelle.

„Mama, ist das der Nikolaus, von dem uns Opapa schon einmal erzählt hat?“, fragte Phio interessiert nach.

„Ja, sicher“, zeigte sich Flora wissend und doch spürte man ihre Laune. „Welcher Nikolaus denn sonst? Das ist der, der nicht zu uns kommt.“

„Flora, das haben wir doch schon so oft besprochen. Wir hier im Wichtelwald werden reichlich von der Natur beschenkt. Unter uns ist es üblich, dass wir einen liebevollen Umgang pflegen und miteinander teilen. Wir müssen nicht vom Nikolaus daran erinnert werden“, versuchte Pinka, ihre Tochter zu besänftigen.

„Trotzdem wäre es schön, wenn man auch einmal belohnt werden würde!“

Pinka legte ihren Arm um Flora und flüsterte ihr zu: „Dann lass dich überraschen, was da alles im Wald liegt. Vielleicht ist das unsere Belohnung. Denn schaut, unter dieser kleinen Tanne liegt eine Mandarine. Und da drüben eine Nuss.“

„Toll!“, rief Phio begeistert. „Die ist ja riesengroß!“

„Seht euch ruhig ein bisschen um, vielleicht findet ihr noch die ein oder andere Leckerei.“

Das ließen sich die Kinder nicht zweimal sagen und schon begannen sie, den Waldboden abzusuchen.

„Hier! Kommt her! Da liegt ein Lebkuchen!“, schrie Flora. Tatsächlich lag mitten im Schnee ein wunderschön verziertes Lebkuchenherz.

„Und hier, eine Erdnuss! Und da, noch eine!“ Phio hüpfte vor Entzücken.

„Das scheint eine richtige Spur zu sein“, meinte Flora bis über beide Ohren grinsend.

„Mama, meinst du, wir dürfen das alles mitnehmen?“, fragte Phio.

Und Pinka antwortete: „Ach, Phio, das ist viel zu viel für uns, aber ich habe einen Vorschlag. Wir drei könnten für die Tiere des Waldes ein herrliches Essen herrichten. Das sollte zu schaffen sein, oder?“

„Ja, aber den Lebkuchen will ich haben“, unterbrach Phio sie.

„Aber den hab doch ich gefunden!“, schimpfte Flora sofort.

„Geht das schon wieder los?“, mahnte die Wichtelmama.

„Nein, entschuldige!“, sagte Phio sofort. „Wir könnten den Lebkuchen ja aufteilen, oder, Flora?“

„Ja, das machen wir“, antwortete diese. „Dürfen wir, Mama?“

„Ja, das wäre sehr nett von euch“, stimmte Pinka zufrieden zu.

Dann rollte sie gemeinsam mit den Kindern alle Äpfel hinüber zur Futterstelle der Rehe. Die Nüsse legten sie gesammelt daneben und so hatten alle Tiere ein besonders gutes Abendessen. Von der Schokolade und dem Lebkuchen brachen die Wichtel für sich selbst ein paar Stücke ab und legten sie zur Erdnuss in den großen Korb.

„Vielleicht kann Papa am Abend mit der Rodel eine von den Mandarinen abholen. Das wäre doch eine ganz spezielle Leckerei“, schlug Phio vor.

„Mama, wir könnten doch Omama und Opapa einladen und mit ihnen teilen?“, schlug Flora vor.

„Das sind sehr gute Ideen, Kinder“, meinte Pinka und gemeinsam machten sich die drei auf den Weg durch den Schnee zurück zur großen Fichte.

Bei der Wichtelhöhle angekommen staunten sie nicht schlecht. Vor der Tür stand ein Jutesack, gefüllt mit lauter Nussstücken, kleinen Zehen von Mandarinen, Apfelspalten, Lebkuchenherzen und sogar mit Dattelkeksen, Feigenrollen und Schokolade.

Die Kinder machten große Augen und Pinka meinte: „Ich denke, auch dem Nikolaus hat es gefallen, wie ihr heute die Tiere des Waldes mit all den guten Dingen versorgt habt. Und wenn man schön teilt, dann hat jeder was davon, denn ...“

„Ja, Mama, wir wissen schon: Teilen, teilen, das macht Spaß, wenn man teilt, hat jeder was!“

Es wurde ein wahres Festessen. Nicht nur Omama und Opapa, sondern auch alle anderen Familien aus dem Wichteldorf kamen in den Wald, um sich etwas von den Leckereien abzuholen. Es war genug für alle da, und weil die Wichtel ein geselliges Volk waren, wurde beschlossen, gleich dort mitten im Wald ein Fest zu feiern. Sie entzündeten ein Lagerfeuer, sangen Lieder und genossen es, endlich einmal nach Herzenslust naschen zu können.

„Das war eine tolle Entdeckung, Mama“, sagte Phio zufrieden und kuschelte sich an sie.

„Ja, Phio, manchmal wird man vom Leben mit wundersamen Dingen überrascht. Genieße sie! Und teile sie mit deinen Lieben“, antwortete die kleine Wichtelfrau und drückte ihrem Sohn ein Küsschen auf die Stirn. Ihr war bewusst, dass das Leben im Wichtelwald nicht immer leicht war, doch für sie war es der allerschönste Platz auf Erden.

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Vom Tannenbaum und den Wunschzettelchen

Allmählich kam die Zeit des Lichterfests immer näher. Mama und Flora dekorierten liebevoll die Wurzelhöhle, sie buken fleißig Kekse und bastelten eifrig an kleinen Überraschungsgeschenken. Papa und Phio versorgten in dieser Zeit die Tiere des Waldes. Phio durfte auf dem großen Rindenschlitten sitzen, den Hans, eine befreundete Waldmaus, durch den verschneiten Tannenwald zog.

„Papa, da ist ein schöner Tannenbaum!“, rief Phio, als er eine kleine, schiefe Tanne in der Nähe des Waldteiches sah.

„Ja, hüpf schnell herunter vom Schlitten, dann schauen wir sie uns näher an“, sagte Lux nicht ahnend, weshalb sein Sohnemann so begeistert von dem jungen Bäumchen war.

Gemeinsam stapften sie hinüber zur kleinen Tanne. „Papa, dieser Baum ist wunderschön“, schwärmte Phio. „Sollen wir ihn mitnehmen? Nach Hause? So wie die Menschenkinder? Die schmücken den Baum dann mit Kerzen und süßen Ringen.“

„Nicht so schnell, mein kleiner Phio. Du möchtest einen Weihnachtsbaum?“, hakte Lux nach.

„Aber ja. Opapa hat doch beim letzten Lichterfest erzählt, dass die Menschen die allerschönsten Bäume aus dem Wald holen und diese in ihren Wohnzimmern aufstellen. Und dann schmücken sie sie und legen Geschenke darunter. Und sie singen und zünden Lichter an. Kannst du dich nicht erinnern, Papa?“ Phio war begeistert.

Unter den Wichteln war es üblich, zum Ende des Jahres ein Lichterfest zu feiern. Am Abend des Festes saßen alle um das große Feuer am Marktplatz und es wurden Geschichten erzählt, Kastanienstückerln gegessen und Punsch getrunken. Manchmal gab es auch Kutschfahrten für die Kinder oder lustige Rodelpartien. Und selbstverständlich durfte jeder vor dem Nachhausegehen das Licht einer Laterne am großen Feuer entzünden, das dann den Weg nach Hause leuchtete.

Zu Hause wartete auf jedes Wichtelkind ein kleines Geschenk von den Englein. Doch zuallererst wurde gemeinsam mit der Familie gegessen, es wurden Winterlieder gesungen und dann kam erst der Moment, wenn die Kinder ihr Geschenk auspacken durften. Den restlichen Abend verbrachten die Wichtelfamilien damit, gemeinsam zu spielen und die dunkle, kalte Zeit in ihrem warmen Zuhause zu genießen.

Doch in diesem Jahr würde sich etwas verändern, da war sich Phio sicher. Zum ersten Mal in seinem Leben würde er einen echten Weihnachtsbaum haben. Davon war der kleine Wichtelbub überzeugt.

Doch Lux ließ sich nicht so leicht überreden. „Ja, doch, ich erinnere mich. Aber dieser Baum ... na ja.“

„Er ist toll, nicht wahr?“, schwärmte Phio weiter.

Sein Vater betrachtete das kleine, schiefe Bäumchen mit seinen kargen Ästen und meinte: „Na ja, Phio, wir könnten doch noch ein paar andere Bäume anschauen, wenn du unbedingt einen Weihnachtsbaum haben möchtest, oder?“

„Nein, wieso denn? Gefällt er dir denn nicht?“

„Es ist schon ein nettes Bäumchen, aber sollen wir nicht noch ein bisschen suchen?“

„Nein, Papa, dieser Baum ist perfekt.“

„Gut, aber wir sägen ihn zusammen mit Flora und Mama ab, ja? Die werden erstaunt sein, was du für Ideen hast.“

„Ja, gut, ich werde es ihnen gleich erzählen, wenn wir zu Hause sind.“

Und so geschah es, dass Phio übermütig von der wunderschönen kleinen Tanne erzählte, die im Wichtelwald nur darauf wartete, endlich ein schöner Weihnachtsbaum sein zu dürfen. „Und, Mama, da werden wir Kerzen drauf montieren. Und solche süßen Ringe, von denen Opapa erzählt hat. Weißt du noch?“

Natürlich wusste Pinka das noch, doch sie war skeptisch, eine Tradition der Menschen zu übernehmen. Außerdem wusste sie nicht, woher sie solche süßen weißen Ringe bekommen sollte. Phios Freude allerdings steckte die ganze Wichtelfamilie an und so kam es, dass die vier am nächsten Tag zusammen in den tief verschneiten Tannenwald stapften, um das kleine, schiefe Bäumchen abzusägen.

Mithilfe der großen Rindenrodel und der Waldmaus Hans zogen sie ihren besonderen Baum nach Hause. Dort wurde er zunächst im Garten aufgestellt, weil er noch einige Tage warten musste, bevor er in der warmen Wurzelhöhle geschmückt werden würde.

„Schau, Flora, ich kann den Tannenbaum von meiner Kammer aus im Garten sehen“, rief Phio begeistert, als er sich an diesem Abend in sein Bett kuschelte. „Komm, schau!“

Doch Flora rief nur: „Ich kann gerade nicht, Phio. Ich mache noch etwas.“

„Aber was denn?“, fragte ihr Bruder und steckte neugierig sein Näschen in Floras Kammer. „Was malst du denn da?“

Ganz geheimnisvoll antwortete Flora: „Ich mache gerade meinen Wunschzettel für die Englein.“

„Was?“, fragte Phio erstaunt.

„Ja, den Wunschzettel halt. Das, was ich mir von den Englein wünsche, male ich auf. Dann stecke ich das Ganze in einen Umschlag und verziere ihn schön. Danach lege ich ihn vor die Tür und stelle eine Kerze dazu, damit die Englein gleich sehen, dass da ein Wunschzettel abzuholen ist.“

„Kann ich das auch machen? Flora, bitte!“

„Natürlich“, meinte diese großherzig. „Fang doch gleich damit an, dann legen wir beide unsere Wunschzettel hinaus.“

Gesagt, getan.

Phio flitzte hinüber in seine Kammer, nahm sich ein leeres Blatt Pergament und begann zu überlegen. „Hmmm, ich wünsche mir ... ich wünsche mir ...“, dachte er laut und begann zu malen. Er zeichnete seine Holzeisenbahn, die er zu seinem letzten Geburtstag bekommen hatte, und an die Lokomotive hängte er einen großen roten Waggon.

Mit seinem Bild huschte er wieder hinüber in Floras Kammer. „Schau“, sagte er, „das wünsche ich mir!“

„Das hast du schön gemacht, Phio. Wirklich! Schau, das wünsche ich mir.“

„Das hast du aber auch sehr schön gemacht, Flora“, meinte Phio anerkennend, als er ihr Bild mit der Wichtelpuppe im weißen Blumenkleid bewunderte.

Beide falteten ihre Werke und verzierten sie mit Glitzersternen. Flora schrieb in großen Buchstaben vorne drauf:

„Mama, wir sind fertig!“, rief Flora und gemeinsam liefen die beiden Wichtelkinder in die Wohnstube.

„Sehr gut. Phio, hol doch bitte eine Bienenwachskerze und, Flora, du kannst die Zündhölzer bringen. Dann legen wir das Brieflein hinaus vor die Tür“, meinte Pinka.

„Ja, und die Englein kommen dann zum Licht und wissen, dass da ein Wunschzettelchen zu holen ist“, erklärte Phio mit leuchtenden Augen.

„Genau so ist das“, bestätigte Pinka lächelnd.

Als die Kerze angezündet war und das Brieflein seinen Platz bekommen hatte, hieß es für die Wichtelkinder: „Ab ins Bett!“

Und in dieser Nacht träumten die beiden von den Englein, die zur Erde kamen und all die Brieflein der Wichtelkinder einsammelten.

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Die Post ist da

Natürlich waren am folgenden Tag die Brieflein verschwunden und die Kerze gelöscht.

„Juchu, die Englein haben unsere Wünsche abgeholt!“, trällerte Flora fröhlich, während sie sich für die Schule herrichtete. Sie wollte gerade in ihre Fellstiefel schlüpfen, als sie ein helles Glöckchen hörte. Das Wichtelmädchen hielt inne und lauschte. Doch ein zweites Mal klingelte es nicht.

„Ist mein Brief auch weg?“, rief Phio und sauste aus seiner Kammer in Richtung Haustür.

„Ja klar“, sagte Flora und nahm ihre Tasche. „Ich bin dann mal weg.“

„Aber, Flora, warte doch, ich bin auch schon fertig“, sprudelte es aus dem kleinen Wichtelbuben heraus. Schnell schlüpfte er in seine Jacke, nahm Mütze und Schal und schwang sich die Tasche über die Schulter. „Bereit!“

„Ich wünsche euch einen schönen Vormittag, ihr beiden“, sagte Pinka und küsste ihre Kinder auf die Stirn.

„Danke, Mama“, antwortete Flora, öffnete die Tür und ging hinaus in den Garten.

Phio folgte ihr, schrie: „Oh, du meine Güte!“, und sprang mit einem Satz zurück in die warme Wurzelhöhle.

„Was ist denn mit dir?“, wollte seine Schwester wissen und brach in herzhaftes Lachen aus.

„Mein Phiolein, da warst du wohl ein bisschen zu schnell, Schuhe sind wichtig, vor allem im Winter. In den Hauspatschen durch den Wald zu gehen, ist keine so gute Idee“, lächelte Pinka den Wichtelbuben an.

Phio wusste nicht, ob er auch lachen oder lieber seinem aufkeimenden Ärger Luft machen sollte. Doch noch während er überlegte, ertönte ein helles Glöckchen.

„Habt ihr das gehört?“, fragte Flora und spitzte ihre Ohren.

„Nein, was denn?“, interessierte sich Pinka und lauschte in die Stille des Waldes hinein.

„Na, dieses helle Bimmeln! Das war vorher schon einmal zu hören.“

Pinka überlegte. „Lass mich kurz nachsehen“, sagte sie und ging hinaus in den Garten. „Oh, da hat man aber sehr schnell kalte Füße, oder? Seid mal ganz leise, vielleicht hören wir das Glöckchen noch einmal.“

Angestrengt lauschten die drei kleinen Wichtel, doch außer dem Gezwitscher einer Meise, die sich über die Sonnenblumensamen in Pinkas Garten freute, war nichts zu hören.

„Dann haben wir uns wohl getäuscht. Nun ab mit euch in die Schule! Phio, jetzt zieh dir endlich die Schuhe an“, verlangte Pinka.

„Nein, Mama“, entgegnete Flora. „Ich habe mich nicht getäuscht. Was könnte das nur sein?“

Mit einem strahlenden Gesicht erinnerte sich Pinka plötzlich an das vergangene Jahr, als der Postwicht Eugen ihr zur Winterzeit einen großen Berg Briefe gebracht hatte. Das war etwas ganz Besonderes gewesen, denn im Wichtelwald kam die Post nur ungefähr zwei- oder dreimal im Jahr. Rund um das Lichterfest war es Tradition, dass sich die Wichtelfamilien gegenseitig eine Freude machten und sich bunt bemalte Kärtchen mit lieben Worten schickten.

So sprach sie nun zu ihrer Tochter: „Flora, erinnerst du dich nicht an das letzte Jahr? Eugen hat uns Briefe gebracht.“

„Wer hat uns Briefe gebracht?“, fragte Flora neugierig nach.

„Eugen, der Postwicht. Er bringt uns doch jedes Jahr zum Lichterfest Post. Weißt du das nicht mehr?“

Flora dachte angestrengt nach.

„Ich weiß es, Mama. Im Sommer kommt er auch manchmal. Mit Hilda, der großen Postschnecke“, erklärte Phio stolz seiner erstaunten Schwester.

„Ja, an Hilda kann ich mich auch erinnern. Aber dass der Wicht Eugen heißt, das habe ich nicht gewusst“, entgegnete Flora und verzog das Gesicht. „Ach, jetzt fällt es mir wieder ein. Letztes Mal war ich gerade krank, aber Margarita hat mir eine Karte geschickt. Und ich wollte doch auch einmal eine Karte versenden. Und jetzt kommt er schon und ich habe keine.“

Zaghaft rann eine Träne über Floras Wange. Sie glitzerte in der Morgensonne und tropfte mit einem leisen Plopp in den Schnee. „Mama, jetzt kann ich keine Post verschicken!“

Pinka nahm ihr Töchterchen in den Arm. „Ich habe eine Idee. Heute Nachmittag basteln wir Karten und verschicken sie dann. Ich bin mir sicher, Eugen wird uns sagen können, wo er morgen unterwegs sein wird. Wie klingt das?“ Die Wichtelmama hoffte, durch diesen Vorschlag die Situation gerettet zu haben.

„Das klingt sehr gut! Aber wo ist er denn nur? Ich höre kein Glöckchen mehr und sehen kann ich ihn auch nicht.“ Suchend blickte Flora sich um.

„Oft dauert es den ganzen Vormittag, bis er endlich bei uns ist. Immerhin gibt es viele Wichtelfamilien hier im Wald, das weißt du doch, oder? Und bis er alle besucht hat, kann das schon eine Zeit lang dauern“, erklärte Pinka.

„Aber das Glöckchen?“, hakte Flora nach.

„Das klingt so hell, dass der Wind den Klang durch den ganzen Wichtelwald tragen kann. So, nun ab mit euch zur Schule! Phios Jacke ist schon ganz nass.“

Phio, der in der Zwischenzeit einen riesengroßen Schneeball geformt hatte, warf diesen über den Gartenzaun und freute sich über den guten Schuss. „Bis zur Tanne, Mama!“, rief er vergnügt und sauste los.

Flora war sich nicht sicher, ob sie heute zur Schule wollte, denn eigentlich wollte sie die Post abwarten. Aber es half nichts, sie musste dorthin. Und so schlenderten die beiden Geschwister den Waldpfad entlang in Richtung Wichteldorf. Das Glöckchen war nicht mehr zu hören und so vergaßen die beiden schnell die Aufregungen des Morgens.

Pinka allerdings vergaß sie nicht und bemühte sich am Vormittag, für die beiden Kinder die Bastelsachen vorzubereiten. Auch sie hörte das Glöckchen nicht mehr und war erleichtert, dass sie noch etwas Zeit für ihre Karten

haben würden.

Als Lux zur Mittagszeit aus dem Wald zur Wurzelhöhle zurückkam, dampfte das Essen schon in den Töpfen.

„Wie war es heute im Wald? Hast du Eugen getroffen?“, fragte Pinka, als sich Lux am Kamin aufwärmte.

„Eugen? Ach, Eugen! Nein, hätte ich ihn treffen sollen?“, fragte Lux erstaunt.

„Nein, aber es hätte sein können, denn in der Früh haben wir sein Glöckchen gehört. Flora hörte es sogar zweimal, aber er ist nicht gekommen. Ich habe mir gedacht, dass er vielleicht noch im Wald unterwegs ist.“ Enttäuscht rührte Pinka im Topf.

„Kann es sein, dass du ungeduldig bist?“, neckte Lux seine Frau und umarmte sie.

„Nein“, meinte diese wenig überzeugend, „aber ich habe heute Vormittag selbst einige Karten vorbereitet und freue mich schon, sie ihm mitgeben zu können.“

„Ach ja? Wem hast du geschrieben?“

„Natürlich Viola und Nexa. Aber auch der Elfenapotheke und an alle Lehrer und Kinder in der Schule. Und Sonia und Berta ... ach ja, auch an Dr. Waldbart und die Waldratsvorsitzende.“ Pinka drehte sich um und nahm den Kartenstapel vom Fenstersims. Sie blätterte ihn durch. „Hier habe ich noch eine ganz besondere für Michael und ...“

Aber sie konnte den Satz nicht zu Ende sprechen, denn Lux ergänzte ihn für sie: „... und für das restliche Wichteldorf?“

Beide mussten lachen. Ja, Pinka liebte es, selbst Post zu bekommen, und dachte insgeheim, je mehr Briefe sie schickte, umso mehr würde sie auch bekommen.

„Die allerschönste Karte habe ich für Omama und Opapa gemacht. Mit einem Gedicht. Wie sieht es denn mit dir aus, Lux? Ich habe hier eine leere Karte für dich, du könntest sie deinem Vater schicken.“

Lux erstarrte. „Meinem Vater? Wie kommst du denn auf ihn?“, fragte er.

„Ich habe mir gedacht, dass es eine schöne Geste wäre. Wir können so selten Post verschicken und es wäre doch schön ...“

„Ich überlege es mir. Wo sind denn die Kinder heute?“, versuchte Lux gekonnt, das Thema zu wechseln.

„Ach, das ist mir gar nicht aufgefallen. Die Sonne steht schon hoch und die beiden sind noch gar nicht da. Ich hoffe, es ist alles in Ordnung“, sorgte sich Pinka sogleich, ging zur Tür und spähte in Richtung Waldpfad.

„Natürlich ist alles in Ordnung, aber mir knurrt der Magen und normalerweise haben es die zwei ziemlich eilig, nach Hause zum Essen zu kommen.“

„Einen Moment wirst du wohl noch warten können, oder?“, fragte Pinka und pfiff auf den Fingern. Der schrille Ton schmerzte in den Ohren, aber die Wichtelkinder wussten, wenn sie diesen Pfiff hörten, dann war es allerhöchste Zeit, nach Hause zu gehen.

Doch es kam keine Antwort. Nur ein paar Vögel flogen davon, dann war es wieder still im Wichtelwald.

„Sie werden bestimmt gleich kommen“, beruhigte Lux seine Frau und ließ sich am Tisch nieder. „Setz dich zu mir! Nur weil du an der Tür stehst, werden sie nicht schneller sein. Du kannst auch von hier aus dem Fenster sehen.“

Pinka wurde unruhig. Lux hatte recht, die Kinder verspäteten sich nie. Vor allem Phio hatte es immer sehr, sehr eilig, nach Hause zu kommen. Doch heute, was war bloß los?

Nach wenigen Minuten hielt es Pinka nicht mehr aus, sie zog ihre Jacke über und schlüpfte in die Schuhe. „Ich gehe ihnen jetzt entgegen. Es liegt noch immer so viel Schnee, da habe ich ein ungutes Gefühl. Und frische Luft wird mir nach der ganzen Bastelei sowieso guttun.“

Lux wusste, dass er seiner Frau diesen Wunsch ohnehin nicht ausreden konnte, also zog er sich ebenfalls an und begleitete sie.

Die Sonne schien und es war ein wundervoller Wintertag. Die beiden wanderten den Waldpfad entlang, der Schnee knirschte unter ihren Füßen, doch von den Kindern war nichts zu sehen.

„Lux, das kommt mir komisch vor. Es ist schon Nachmittag und es ist niemand weit und breit zu sehen“, sagte Pinka, als sie im Wichteldorf ankamen.

Der Marktplatz war leer. Auch dort, wo zur Mittagszeit normalerweise die Kinder den Hügel hinunterrutschten, war niemand. Zügig bogen die Eltern beim Bau der Feldhasen ab und sahen schon aus einiger Entfernung, dass auf dem Schulhof etwas geschehen sein musste.

„Lux, da ist etwas passiert. Schau, so viele Wichtel. Los, komm!“, platzte es aus Pinka heraus und schon sauste sie, so schnell sie konnte, in Richtung Schule.

Auch Lux überfiel ein eigenartiges Gefühl. Der ganze Schulhof war voller Wichtel. Alle standen im Kreis, ihren Blick auf eine Sache gerichtet.

Pinka sah Lux besorgt an. „Was ist denn da los?“

Die beiden konnten nicht erkennen, was geschehen war, und gingen eilig näher. Da löste sich Flora aus der Menge und quetschte sich an den anderen vorbei, um auf ihre Eltern zuzustürmen.

„Mama, Papa! Huhu, Mama, hier bin ich!“, rief sie und rannte ihren Eltern entgegen.

„Flora! Oh, bin ich froh, dich zu sehen! Was ist denn passiert?“, erwiderte Pinka erleichtert und drückte ihr Mädchen an sich. „Wo ist Phio? Geht es ihm gut?“

„Ja, ja, Mama, es ist alles in Ordnung. Aber weißt du ...“

„Was weiß ich?“ Pinka war zu aufgeregt, um Flora ausreden zu lassen, und Lux legte beruhigend seinen Arm um sie.

„Pinka, es ist alles in Ordnung“, sagte er, doch auch er blickte sich suchend nach Phio um.

„Was ist denn los mit euch?“, fragte Flora erstaunt, denn so kannte sie ihre Eltern nicht.

„Ach, nichts. Also erzähl schon, warum sind hier so viele Wichtel? Und wo ist Phio?“, forderte die Wichtelmama ihr Töchterchen noch einmal auf, endlich zu berichten, was hier los war.

„Ach, da bist du ja“, entfuhr es Lux erleichtert, als Phio sich aus der Wichtelmenge löste. „Könnte uns endlich mal jemand aufklären, was hier los ist?“

„Ja, schau doch selbst!“, grinste Phio übers ganze Gesicht und hielt seinen Eltern einen Zettel entgegen.

Pinka nahm ihn an sich und las.

Für die Kinder der Schule im Wichtelwald im hintersten Winkel des Waldes unter den hohen Fichten von Bruno.

„Oh, wer ist denn das?“, fragte sie verdutzt.

„Dreh doch einfach den Zettel um, Mama“, schlug Flora vor und hüpfte aufgeregt von einem Bein aufs andere. Pinka drehte den Brief gehorsam um und las weiter.

Es ist schon viele Jahre her, seit ich das letzte Mal im Wichtelwald unterwegs gewesen bin, doch jeden Tag denke ich an mein geliebtes Wichtelvolk unter den Fichten. Die Zeit vergeht und ich werde immer älter. Meine Finger sind nicht mehr so gelenkig wie früher und auch meine Beine tragen mich nicht mehr so weit. Deshalb ist es an der Zeit, dass ich in den Wichtelwald zurückkomme.

Schon in diesem Jahr möchte ich mit euch zusammen das große Lichterfest feiern. Ich werde mich rechtzeitig auf den Weg machen und hoffe, dass mein altes Zuhause noch nicht ganz verfallen ist. Damit alle von meinem Umzug erfahren, bekommt jedes Schulkind diesen Brief mit der Bitte, die Nachricht den anderen Wichteln zu überbringen.

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184 s. 41 illüstrasyon
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9783960744344
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