Kitabı oku: «In Your Arms»

Yazı tipi:

Inhaltsverzeichnis

Impressum

Prolog – Regen in meinem Herzen

Christina

Kapitel 1 – Ein Schaltvorgang mit Folgen

Träumereien

Kapitel 2 – Sehnsüchtige Träume

Die Eine

Kapitel 3 – Eine Rettung und ein Herzenswunsch

Dir so nah

Kapitel 4 – Seine Traumfrau

Kapitel 5 – Eierspeise für Schüchterne

Dass diese Zeit nie vorübergeht

Kapitel 6 – Wunsch und Wirklichkeit

Deine Liebe ist wie Poesie

Kapitel 7 – Frühstück und andere Peinlichkeiten

Ein Sommertag

Kapitel 8 – Vermaledeite Kellertreppen und das Alter

Kapitel 9 – Ein Spaziergang im Schnee

Bange Stunden

Kapitel 10 – ein Gespräch der besonderen Art

Deine strahlenden Augen

Kapitel 11 – Wenn Seelen sprechen, schweigt der Verstand

Du bist zurück

Kapitel 12 – Zweifel und ein Plan

Ein neuer Schicksalsschlag

Kapitel 13 – Überstürzte Abreise

Der schwere Weg zurück

Kapitel 14 – Harter Alltag

Die Frage

Kapitel 15 – Schwere Vergangenheit

Bildnis meiner Traumfrau

Kapitel 16 – Valentinstag

Nach Hause

Kapitel 17 – Eine aufkommende Hoffnung

Ein neuer Morgen

Kapitel 18 – Besuch

Der schönste Tag

Kapitel 19 – Ein langer Weg

Kapitel 20 – In Your Arms

Anhang/Danksagungen

In Your Arms – Teil 1 – Als ich dich sah

Impressum

Text: © by Isabella Kniest, 9184 St. Jakob im Rosental, Österreich,

Songtext: © by 2004 Tim Camponeschi, Oui Oui Music, ascap

Cover: © by Isabella Kniest

Verwendete Pinselvorgaben: © by webdesignerlab (www.brusheezy.com), © by Colorburned/Grant Friedman www.colorburned.com, © by truly-sarah.com, © by Obsidian Dawn www.obsidiandawn.com, © Miko Rezno http://www.blinding-light.com, Graphics © Marielle P. Kokosidou https://imouritsa.deviantart.com

Verwendete Schriftarten: Adobe Garamond Pro, Snell Roundhand, monsieur-la-doulaise (© by www.sudtiops.com)

E-Mail: swevennovel@gmail.com

1. Auflage 26. Januar 2017

2. Auflage 03. Mai 2018

3. Auflage 02. Juli 2021 (geringfügige Korrekturen, Buchsatz, Infotext)

Nun noch der übliche rechtliche Mist:

Alle in diesem Roman vorkommenden Personen, Ereignisse und Handlungen sind frei erfunden. Etwaige Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen oder Ereignissen sind rein zufällig.

Markennamen, die von der Autorin benutzt wurden, sind Eigentum ihrer jeweiligen Inhaber und wurden rein zu schriftstellerischen Zwecken benutzt.

Weitere Informationen entnehmen Sie bitte dem Anhang und den Danksagungen am Ende des Buches.

Ein paar wichtige Worte in eigener Sache! (Wie immer an dieser Stelle)

Schrecklicherweise häufen sich Attentate, Familiendramen und sexuelle Übergriffe. Tagtäglich hören oder lesen wir davon. Und nicht minder selten wird angegeben, dass der oder die vermeintlichen Täter an Depressionen leiden.

Und damit sind wir beim heutigen Thema angelangt: die mediale Darstellung von Gewalttaten gepaart mit Depressionen.

Da in Niederösterreich Anfang Dezember 2016 ein schreckliches Familiendrama stattfand, war in diesem Kontext ein Gerichtspsychiater um eine Stellungnahme gebeten worden. Aufgrund der Tatsache, dass dieser Artikel nach wie vor im Internet auffindbar ist, möchte ich meine Eindrücke anhand dessen bekräftigen. Dazu zitiere ich die Aussagen des Gerichtspsychiaters Herrn Reinhard Haller aus dem Kronenzeitungsartikel über die 35-jährige Mutter, welche ihre drei Kinder, ihre eigene Mutter, ihren Bruder sowie sich selbst erschossen hat.

(Das vollständige Interview ist nachzulesen auf: http://www.krone.at/oesterreich/gerichtspsychiater-sie-hat-aus-liebe-getoetet-familiendrama-in-noe-story-542140)

Herr Reinhard Haller gab dazu an: »Zu 90 Prozent stehen aber schwere Depressionen dahinter.«

Ehe ich genauer auf seine Aussagen und Einschätzungen gehe, möchte ich erst einmal erklären, was man unter Depressionen versteht. Dazu zitiere ich aus Wikipedia:

»Die Depression (von lateinisch deprimere „niederdrücken“) ist eine psychische Störung. Typisch für sie sind gedrückte Stimmung, negative Gedankenschleifen und ein gehemmter Antrieb. Häufig gehen Freude und Lustempfinden, Selbstwertgefühl, Leistungsfähigkeit, Einfühlungsvermögen und das Interesse am Leben verloren. Diese Symptome treten auch bei gesunden Menschen zeitweise auf. Bei einer Depression sind sie jedoch länger vorhanden, schwerwiegender ausgeprägt und senken deutlich die Lebensqualität.«

Des Weiteren möchte ich anmerken, mich mit Depressionen sehr gut auszukennen, da ich selbst an dieser Krankheit leide (mehr darüber erfahren Sie im Anhang). Was ich im Nachstehenden geschrieben habe, sind meine persönlichen Eindrücke und Erfahrungen – keine nachgeplapperten Meinungen irgendwelcher Ärzte.

Nun aber zur vollständigen Aussage Herrn Hallers:

»Krone« (Interviewer): Ein Verbrechen schockt Österreich: Eine Mutter hat ihre Kinder, ihren Bruder und ihre Mutter getötet. Was geht in so einem Menschen vor?

Reinhard Haller: »Es handelt sich um einen erweiterten Suizid. Er geschieht aus Liebe und nicht aus Rache wie bei Männern, die im Zuge einer Trennung ihre Familie als todsichere Konsequenz auslöschen. Außerdem muss man schauen, ob die Frau nicht an Wahnvorstellungen litt. Zu 90 Prozent stehen aber schwere Depressionen dahinter. Diese Menschen sind verzweifelt, wissen nicht mehr weiter, da nehmen sie jene mit, die sie lieben, in eine bessere Welt.«

Gut. Herr Haller erwähnt Wahnvorstellungen. Das ist ein Schritt in die richtige Richtung. Doch dann wirft er diese hirnverbrannte, fatale Deduktion in den Raum, wohin solche Täter zu 90 Prozent an schweren Depressionen leiden.

Und ab da nimmt die Katastrophe seinen Lauf.

Bedauerlicherweise liegt nicht nur Herr Haller diesem Irrtum auf. Dutzende selbst ernannte Experten schleudern mit solchen Unwahrheiten durch die Gegend, verängstigen die Bevölkerung und grenzen damit ganze Menschengruppen aus.

Warum?

1. Weil durch ein solches Statement die Taten eines Irren bagatellisiert, und 2. (und das ist das weitaus schlimmere Übel) depressive Menschen mit Psychopathen auf eine Stufe gestellt werden.

Gleichgültig, ob wir es nun mit einem Amokfahrer, einem traumatisierten Flüchtling oder einer Mutter zu tun haben, die ihre Familie auslöscht – Depressionen sind nicht der Auslöser für solch schreckliche Taten!

Wer unter schweren oder auch nur mittelschweren Depressionen leidet, schafft es üblicherweise nicht einmal aus dem Bett, geschweige denn vermag er es, einen Plan auszuhecken, indem es darum geht, so viele Unschuldige wie möglich mit sich in den Tod zu reißen.

Ein Mensch, der an Depressionen leidet, ist viel zu sehr damit beschäftigt, über seine Probleme zu sinnieren (siehe Wikipedia). Depressionen nötigen dich, über immer dieselben Dinge nachzudenken, die dich verletzt haben, wodurch dein Gehirn einer ständigen Dauerbelastung ausgesetzt ist. Das kann man sich wie bei einem Computer vorstellen: Die CPU ist im roten Bereich, aber die Programme kann man einfach nicht mehr beenden. Sie laufen weiter und weiter. Da hilft nicht einmal ein Strg+Alt+Entf.

Dies ist bereits ein Grund, weshalb depressive Menschen keine Energie zur Verfügung haben, um zum Beispiel komplexe Attentate zu entwickeln und in weiterer Folge auszuführen.

Überspitzt ausgedrückt müssten nach Herrn Hallers Aussage (und einigen anderen Experten) viele depressionskranke Menschen also mit einer Kalaschnikow durch die Gegend rennen und Leute erschießen.

Klingt das logisch? Nein? Eben!

Wie dem auch sei. Kommen wir zu einer weiteren Aussage, die Herr Haller tätigte: »Sie sind oft depressiv und wollen ihre Liebsten in eine vermeintlich bessere Welt mitnehmen.«

Das ist völliger Bullshit!

Täter, welche dutzende Menschen töten, vergewaltigen oder auf andere Weise Leid zufügen, haben weitaus größere Probleme als eine Depression.

Natürlich, manche dieser Personen können auch unter Depressionen leiden. Bei der Suche nach der Ursache sollte das Hauptaugenmerk aber (wie von Herrn Haller richtig angemerkt) auf Wahnvorstellungen gelegt werden. In manch seltenen Fällen könnte sogar eine völlig verzerrte Persönlichkeitswahrnehmung vorliegen, hervorgerufen durch falsche Erziehung, Medikamente, ja womöglich sogar eine physische Ursache, wie ein Gehirntumor. Ausgeschlossen kann jedoch werden, dass Täter allein aufgrund Depressionen andere Menschen töten.

Info: Wenn Depressionskranke sich umbringen wollen, dann tun sie dies alleine.

Es ist eine bodenlose Frechheit, durch solcherlei Falschaussagen vermeintlicher Experten Menschengruppen an den Rand der Gesellschaft zu drängen – Menschen, die ohnehin am Ende sind. Menschen, die nichts mehr als Liebe und Verständnis brauchen. Menschen, die jeden Tag um ihr Leben kämpfen.

Kurz und knapp: Depressive Personen sind keine Psychopathen!

Ja, es ist großteils eine psychische Erkrankung (Untersuchungen haben längst belegt, dass das Gehirn sich in physischer Weise bei einer Depression verändert – nicht nur die Gehirnströme. Des Weiteren können Depressionen durch hormonelle Schwankungen ausgelöst werden). Ja, es verändert die Persönlichkeit – man zieht sich zurück, spürt keine Freude mehr, fühlt sich schlapp, manchmal zum Teil sogar aggressiv. Doch letztlich ist es eine Krankheit, die man alleine mit sich selbst ausfechtet.

Eine Depression ist eine schreckliche Krankheit, die vom Erkrankten wie von seinem Umfeld alles abverlangt. Ich sehe diese Krankheit als ein Äquivalent zu Krebs. Denn genau wie Krebs fangen Depressionen langsam zu wachsen an. Sie fressen sich durch deine Psyche – so lange, bis du den Schmerz nicht mehr erträgst.

Menschen, die noch niemals an dieser Krankheit gelitten haben, können sich die Qualen niemals vorstellen, mit welchen Depressionskranke zu kämpfen haben. Wenn Herr Haller selbst einmal an einer Depression gelitten hätte – da bin ich mir sicher – würde er niemals mehr einen solchen hirnverbrannten Mist von sich geben.

Anstatt depressive Leute also als Psychos abzustempeln, sollte besser jeder Einzelne sich an die eigene Nase fassen. Neben Trennungen, Todesfällen, anderen körperlichen und psychischen Erkrankungen, sowie Jobverlust sind Mobbing und der gefühlskalte Umgangston, welcher in unserer Gesellschaft vorherrscht nämlich einer der Hauptgründe, weshalb Depressionen überhaupt erst ausgelöst werden.

Also nochmals: Depressionen machen Menschen nicht zu Psychopathen. Das haben sie nie, und das werden sie nie!

Und zu dieser 35-jährigen Frau aus Niederösterreich: Über eine Tote kann man nicht mehr urteilen. Darum ist es umso wichtiger, sich um noch lebende Täter zu kümmern und deren Psyche zu studieren, ehe man mit falschen Vermutungen um sich wirft und damit die Gesellschaft vergiftet!

Und nun viel Spaß mit dem ersten Teil von »In Your Arms«.

Um Missverständnissen vorzubeugen, hier einige wichtige Informationen für jeden potentiellen Leser:

Erstens.

Ich bin Selfpublisher. Korrektorat, Lektorat, Coverdesign, Buchsatz, eBook-Gestaltung, Kapitelverzierungen – alle diese Arbeiten werden ausschließlich von mir selbst durchgeführt. Für ein fehlerfreies Buch kann ich somit nicht garantieren. Dafür jedoch einer jeden Seite, einem jeden Kapitel, einem jeden niedergetippten Wort, einer jeden Szene und Aussage meine gesamte Aufmerksamkeit und Liebe gewidmet zu haben. Jeder Satz beinhaltet mein Herzblut, meine Gefühle, meine Lebensauffassung – ein Stück meiner selbst. Wenn ich ein Buch zur Veröffentlichung freigebe, präsentiert es meinen aktuellen Wissensstand. Aus diesem profanen Grund überarbeite ich meine Bücher in regelmäßigen Abständen. Wenn ich mir über Fehler bewusst werde, korrigiere ich diese und lade die überarbeitete Version hoch. Sollte Ihnen, lieber Leser, eine solche Vorgehensweise zu amateurhaft oder zu billig anmuten, bitte ich Sie, mein Buch nicht zu kaufen. Falls Sie sich nun unsicher sind oder die Vermutung in Ihnen hochklettert, ich könnte Schund verkaufen, bitte ich Sie, zuerst die Leseprobe zu lesen und sich dann zu entscheiden. Ist Ihnen meine Fehlerquote zu hoch, werde ich Ihnen nicht böse sein, wenn Sie mein Werk nicht in den Warenkorb legen.

Schreiben ist mein Hobby. Weder strebe ich Reichtum noch Berühmtheit an. Menschen zu bereichern, ihnen den intellektuellen und seelischen Horizont zu erweitern und eine andere Sichtweise zu offenbaren – das ist mein einziges Bestreben. Deshalb bin ich finanziell außerstande, ein Lektorat und Korrektorat oder Coverdesign auszulagern. Besäße ich die Möglichkeiten, würde ich keine Sekunde zögern und meine Werke einem Profi übergeben.

Zweitens.

Trotz mehrerer Rechtschreibreformen verwende ich die alte Schreibweise der unterbrochenen direkten Rede.

Ein Beispiel: Nach der neuen Regelung müsste ich schreiben »Man wird nicht«, sagte sie und schloss die Tür ab, »als Misanthrop geboren – man wird dazu gemacht.«

Ich hingegen schreibe »Man wird nicht«, sagte sie und schloss die Tür ab. »Als Misanthrop geboren – man wird dazu gemacht.«

Wie man sieht, ist mir die korrekte Schreibweise bestens bekannt. Ich entschied mich jedoch bewusst dafür, diese Regel aus persönlichen und ästhetischen Gründen zu brechen.

Drittens.

Da ich Österreicher bin, schleichen sich zwangsläufig viele österreichische Begriffe in meine Texte ein. Begriffe, die von deutschen Landsleuten unwissentlich als Fehler angesehen werden können.

Ein Beispiel:

In unseren Breitengraden spricht man nicht von Kasse, sondern von Kassa. Dies ist kein Tippfehler und hat auch nichts mit einer Rechtschreibschwäche oder läppischen Korrektur meinerseits zu tun.

Abschließend danke ich jedem Leser, der diese Information durchgelesen hat und sich entscheidet, erst nach der Leseprobe sein endgültiges Urteil zu fällen.

Lies mit deinem Herzen

Fühle mit deiner Seele

Für denjenigen, der mein Licht sehen wird.

If you only knew

What’s going through my head

And my heart

Whenever I think of you

Bella mia

There’s a story in your eyes

A secret in your smile

I want to make you mine

A story in your eyes

A secret in your smile

I want to make you mine

Bella mia

What I wouldn’t do

To look into your heart

And your soul

I want to get close to you

A story in your eyes

A secret in your smile

I want to make you mine

Everytime I look at you

I see what love could be

I’m going to find a way somehow

A way to make you see

Your were meant for me …

Bella mia

A secret love I hide

But I’m going to let you know

How I feel

Maybe tonight’s the night …

Lyrics © Tim Camponeschi

Prolog – Regen in meinem Herzen

Liebe ist so zerbrechlich wie die Flügel eines Schmetterlings

»Kannst du irgendwann etwas richtig machen?«, entgegnete Anna genervt. »Ich habe dir das schon zweimal gezeigt! Bist du so blöd, oder tust du nur so?« Mit einer überschwänglichen Geste warf meine Arbeitskollegin das blondierte Haar zurück, welches von der häufigen Färberei bereits unnatürlich strohig aussah.

»Hörst du mir überhaupt zu?«

Ihre schrille Stimme tat mir in den Ohren weh.

»Ja, tue ich.«

»Dann sieh mich nicht so blöd an, sondern rechne das noch einmal vernünftig aus!«

Mit einem bedrückenden Gefühl fasste ich nach dem Bleistift.

Jedes Mal musste sie mir helfen. Jedes Mal machte ich Fehler. Wann würde ich endlich in der Lage sein, meine Arbeit richtig zu machen?

»Hier musst du die Ausgaben eintragen, nicht in der linken Spalte!« Mit ihrem rot lackierten Fingernagel klopfte Anna auf die rechte Seite des Hefts. »Das ist doch nicht so schwer! Jedes Kindergartenkind kriegt das besser hin!«

Nickend wollte ich die Summe eintragen, da legte eine beschämende Erkenntnis sich über mich: Ich hatte sie abermals vergessen.

Eine das Herz zum Klopfen bringende Furcht krampfte mir den Magen zusammen. Zitternd legte ich den Stift zur Seite und zog nochmals den Kassenbeleg hervor.

»Meine Fresse!«, hörte ich Anna keine Sekunde darauf schimpfen, wodurch ich mich nicht davon abhalten konnte, leicht zusammenzuzucken. »Du hast den Betrag schon wieder vergessen? Das kann doch nicht wahr sein! Wo bist du immer mit deinen Gedanken? Kriegst du eigentlich irgendetwas auf die Reihe?«

Das beklemmende Gefühl des Versagens kroch in eine jede einzelne Faser meines Körpers – lähmte mir den Geist, raubte mir meine ohnehin winzige Selbstsicherheit.

Anna hatte recht.

Es gelang mir partout nicht, etwas richtig zu machen … nicht ein einziges Mal.

Gab es etwas, das ich gut konnte?

Tausendmal hatte ich mir darüber den Kopf zermartert – stets mit demselben zermürbenden Ergebnis: Ich besaß kein Talent. Für gar nichts.

Aufkommende Tränen unterdrückend trug ich die fünfunddreißig Euro neunzig ein.

»Und jetzt«, ordnete Anna weiter an. »Schreibst du die Nummer, die du auf den Beleg notiert hast, hier hinein.« Sie zeigte auf die links befindliche leere Spalte. »Sonst weiß die Buchhaltung ja nicht, welcher Beleg gemeint ist.«

»Ja, in Ordnung.«

Eben war ich dabei, Annas Forderung zu entsprechen, da rief Letztgenannte lautstark durch den Büroraum: »Hey Saskia! Lisa bringt es wieder nicht fertig, die Buchhaltung richtig zu machen.«

Allein mit äußerster Mühe hielt ich mich davon ab, vor Schreck hochzuspringen.

Ein mokierendes, kratzendes Kichern erklang. »Ach ja?«

In meinen Augenwinkeln bemerkte ich, dass Saskia zu uns stolzierte. Wie üblich trug sie viel zu viel Make-up und einen zu knappen Rock. Die ewig langen schwarzen Haare hatte sie zu einem strengen Pferdeschwanz zusammengebunden.

Sie musterte mich abschätzig. »Ist unser Mauerblümchen mit ihren Gedanken wieder einmal ganz wo anders?«

»Wahrscheinlich denkt sie an ihren eingebildeten Freund«, vermutete Anna lachend. »Welcher Mann würde sich auch für die interessieren?«

Betroffenheit und Scham schnürten mir die Kehle zu.

Weshalb mussten sie solche gemeinen Dinge sagen? Ich regte mich schließlich nicht auf, wenn ihnen Fehler passierten – obgleich dies so gut wie nie geschah.

Schluckend hob ich den Blick an. »Warum interessiert dich das überhaupt?« Ich klang genauso unsicher, wie ich mich tagein, tagaus fühlte. »Mich interessiert es ja auch nicht, ob du einen Freund hast oder nicht. Oder, wie viele du bereits hattest.«

Es überraschte mich, wie leicht diese Äußerung aus mir drang. Doch gleichermaßen schnell, wie ich mich an meinem Mut erfreute, überfiel mich eine Welle Panik, ausgelöst durch Annas ebenmäßiges Gesicht, welches sich zu einer zornerfüllten Fratze verzog.

»Was mich das interessiert?! Ich muss schließlich deine Fehler ausbessern!« Ihre braunen Augen funkelten. »Also halt den Mund und schreib die richtigen Beträge auf, anstatt dich aufzuregen!«

Aufwallende Furcht unterdrückend setzte ich meine Arbeit fort.

Es hatte keinen Sinn, etwas Weiteres zu entgegnen. Sie fand andauernd Widerworte – ob sie im Recht lag oder nicht. Darüber hinaus war mein Mut längst verschwunden.

»Wahrscheinlich ist sie bloß frustriert, weil sie keinen abbekommt«, hörte ich Saskias Kratzstimme verlauten. »Das musst du ihr schon durchgehen lassen … Sie hat halt niemanden. Da bleiben ihr nur Fantasien übrig.«

Anna kicherte. Es klang weniger schadenfroh, als vielmehr böswillig. »Wie viel Fantasie kann ein unerfahrenes Ding, wie die, haben? Die weiß bestimmt nicht mal, wie ein Männerschwanz aussieht.«

Mir wurde es übel.

Wie ich solche Bezeichnungen verachtete! Dermaßen aufgestylt und ladylike sich diese zwei Frauen gaben, derart taktlos klangen sie, alsbald sie den Mund aufmachten.

»Die weiß ja nicht einmal, wie eine richtige weibliche Brust aussieht!«, flötete Saskia.

»Ja, genau«, gab Anna sarkastisch zurück. »So flach, wie die ist.«

»Und damit wäre geklärt, weshalb sie keinen Macker abkriegt.«

Ein Kichern beiderseits folgte.

Das Zittern meiner Hände nahm an Intensität zu.

Ihre Worte taten mir unbeschreiblich weh.

Warum mussten sie sich ausgerechnet über das lustig machen, was ich mir so sehr wünschte, aber niemals bekam?

»Also, Kitty.« Säuselnd lehnte Anna sich zu mir. Ein Schwall an ekelerregendem süßen Parfum kroch mir in die Nase. Zugleich durchbohrte ein Stich mein schmerzendes Herz. »Du kommst jetzt alleine zurecht oder?«

Auf diese erniedrigende Weise nannte sie mich, seitdem sie ein Gespräch zwischen mir und einer Kollegin aufgefangen hatte, in welchem wir über Haustiere unserer Kindheit gesprochen hatten.

Von meinen Eltern hatte ich im zarten Alter von acht Jahren eine Katze geschenkt bekommen. Lieber wäre ihnen ein Hund gewesen. Bedauerlicherweise fehlte dazu das nötige Geld. Mir selbst war es komplett egal. Ich war einfach glücklich, ein Haustier mein Eigen nennen zu dürfen. Schließlich hatte ich keine Freunde oder Geschwister, und mit dieser kleinen süßen Katze fühlte ich mich bedeutend weniger allein. Sie war ein wunderbarer Spielgefährte gewesen. Und oft, wenn sie sich zu mir ins Bett gekuschelt hatte, hatte ich mir meinen Kummer von der Seele geweint … Das Mobbing, die Ängste, das Gefühl der Unfähigkeit …

Da ich der Kollegin damals von den vielen Abenteuern mit meiner kleinen Katze erzählte – unter anderem, wie niedlich sie in meinem Bett geschlafen oder in der Wiese herumgetollt hatte – nahm Anna dieses Gespräch selbstredend zum Anlass, sich über mich lustig zu machen. Erst hatte sie darüber gespottet, wie ich ein schmutziges Tier, das weiß Gott, wo überall herumstreunte, in meinem Bett schlafen lassen könne. Dann meinte sie, eine Katze sei kein Spielgefährte. Ein Tier wäre schließlich bloß ein dummes Tier – ohne Emotionen oder Intellekt. Und zu allem Überfluss folgte der Spitzname »Kitty«.

Anfangs hatte ich die Spöttelei mit dem Hintergedanken ignoriert, dass Anna irgendwann ihre Freude daran verlieren würde. Alsdann selbst nach mehreren Wochen keine Veränderung eintreten wollte, hatte ich ihr zu erklären versucht, nicht auf diese Weise genannt werden zu wollen. Ihre Antwort kam prompt: »Du magst doch Katzen, oder hast du gelogen?« Ich verneinte. »Na, dann passt der Name ja perfekt. Was regst du dich auf? Außerdem kann ich mir diesen Namen besser merken.« Es hatte eine Pause gefolgt, ehe sie mit gerümpfter Nase fortgefahren hatte: »Liza … Wer heißt schon so? Deine Mutter muss damals in einer ganz großen Krise gesteckt haben, als sie dir diesen abscheulichen Namen gegeben hat.«

Damit hatte ich mein Brandzeichen erhalten – einen Spitznamen, der überhaupt nicht zu mir passte. Schließlich besaß ich kein Haustier mehr. Wie denn auch! Die Verantwortung war viel zu groß und die Zeit dafür fehlte mir ebenfalls, immerhin arbeitete ich dreißig Stunden in der Woche.

War es bereits schmerzlich genug, auf eine solche Weise genannt zu werden, hörte der herablassende Ton, mit welchem Anna dieses Wort andauernd aussprach, sich noch tausendmal fürchterlicher an.

»Hast du mich gehört?!«, drang Annas polternde Stimme mir ins Ohr.

Ich schreckte hoch. »Ja.«

»Na dann, Kitty.« Sie zeigte mir ein verzogenes Lächeln, dann drehte sie sich um und schritt von dannen – Saskia ihr wie ein treuer Hund nachtrottend.

Gott sei Dank waren sie weg.

Lautlos, deshalb nicht minder erleichtert ausatmend drehte ich mich zum Fenster.

Der Herbst war hereingebrochen. Dunkle Regenwolken zierten den Himmel. Ein heftiger Wind wehte, welcher die Zweige der hochgewachsenen Pappeln bedrohlich tief Richtung Boden bog.

Die kriegt doch nie einen ab, echote es mir durch den aufgewühlten Verstand.

Ja, es stimmte. Ich hatte keinen Freund … Ich hatte noch nie einen gehabt.

Weshalb auch? Männer interessierten sich nicht für mich. Das hatten sie nie. Weder im Teenageralter noch jetzt mit dreißig. Weder als ich mit Jeans und Shirts herumgelaufen war noch mit Kleidern. Unbedeutend was ich tat – es hatte nie gereicht.

Vielleicht lag es tatsächlich an meiner Oberweite? Oder an der Brille? Vielleicht auch bloß an meiner Art?

Lange Zeit hatte ich gegrübelt. Jetzt war es mir gleichgültig geworden. Ich war mir im Klaren darüber, dass irgendetwas mit mir nicht stimmte. Lediglich was genau es war, wusste ich nicht. Wahrscheinlich war ich – wie Anna stets zu sagen pflegte – ein Mauerblümchen und darum uninteressant.

Einen entstehenden Weinkrampf hinunterschluckend richtete ich den leicht getrübten Blick auf die Buchhaltung.

Ich musste die Aufgabe fertigstellen und mich bemühen, einen anderen Posten zu erhalten. Ursprünglich war ich für die Ablage, Datensicherung und Rechnungslegung aufgenommen worden, allerdings hatte Saskia es vermocht, sich meinen Posten anzueignen, wodurch ich mich nun gezwungen sah, eine Arbeit zu machen, die mir bereits in der Schule ärgste Probleme bereitet hatte.

Ich atmete tief durch, fasste nach dem Stift und fuhr damit fort, die restlichen Belegsummen einzutragen.



Um vierzehn Uhr dreißig packte ich meine Sachen und machte mich auf den Weg nach draußen. Während ich das großräumige mit beigen Marmorfliesen ausgelegte Foyer durchquerte, erblickte ich meinen Arbeitskollegen Tobias. Die linke Hand lässig in die schwarze Hosentasche gesteckt, stand er alleine neben dem Kaffeeautomaten.

Unwillkürlich beschleunigte sich mein Puls.

Tobias war der einzige Mann, mit dem ich mich längere Zeit unterhalten durfte, ohne dabei veräppelt, schief angesehen oder in einer anderen Form beleidigt zu werden. Dies war ein Grund, weshalb ich ihn sehr mochte. Dazu gesellte sich sein unglaublich gutes Aussehen, ebenso sein Kleidungsgeschmack. Er trug ausnahmslos elegante Outfits – Hose, Hemd, Sacco – Winter wie Sommer.

Mittlerweile hatten wir einige Mittagspausen zusammen verbracht und dabei über unsere Trailermusic-Leidenschaft gesprochen. Als ich ihm einige Male Filmtrailer vorgespielt hatte, dessen Lieder ich nicht kannte, hatte er mir auf eindrucksvolle Weise bewiesen, wie unendlich sein Wissensschatz darüber ausfiel. Tobias benötigte keine zehn Sekunden, um Interpret und Produzent zu nennen sowie in welchem Internetshop man den Song käuflich erwerben konnte oder ob dieser überhaupt für den offiziellen Markt freigegeben war.

Seine hellblauen Augen sahen in meine Richtung. Manchmal machten sie auf mich den Eindruck, mir bis in die entlegensten Winkel meiner Seele blicken zu können.

»Hallo Lisa!«, rief er mir freundlich zu. »Schon Feierabend?«

Lächelnd trat ich zu ihm. »Ja.«

Es tat unsagbar gut, wenigstens von einer Person unbefangen angesprochen zu werden.

»Und du? Auch fertig für heute?«

Er bejahte.

Ein sanfter Adrenalinausstoß brachte mein Herz erneut in Schwung.

Sollte ich ihn heute fragen?

Dutzende Male hatte ich es wagen wollen, es im letzten Moment jedoch stets einen Rückzieher gemacht. Immerzu aus demselben Grund: der Angst vor einer Zurückweisung. Der Angst, infolgedessen ignoriert zu werden.

Wie damals … im Kurs. Und die Male davor …

Mit ihm auf ein Getränk gehen.

Gedanklich schüttelte ich den Kopf. Weshalb sollte er es nicht wollen? Schließlich tranken wir auch in der Mittagspause zusammen. Wieso dann nicht einmal außerhalb der Dienstzeiten?

»Tobias?«

Er lächelte. »Ja?«

»Hast du Lust, nach der Arbeit mit mir etwas Trinken zu gehen?«

Das Lächeln verschwand abrupt – und mein Herz hielt für den Bruchteil einer Sekunde inne. »Nein. Für so was habe ich leider keine Zeit.«

Ich hatte die Situation noch nicht gänzlich realisiert, bog plötzlich Anna um die Ecke.

»Hey, Schatz!« Sie warf sich ihm um den Hals und gab ihm einen innigen Kuss. »Wir gehen doch heute ins Kino, oder?«

Er strahlte sie an. »Natürlich, Hase. Um neunzehn Uhr?«

»Nun ja –« Mit dem Zeigefinger malte sie Kreise auf seine Brust – mir krampfte es das Herz zusammen. »Du könntest auch früher vorbeikommen … dann können wir gemeinsam duschen.«

Mich überkam ein heftiger Schwindel. Durch die Seele jagte mir ein solch schmerzhafter Stich, es raubte mir für ein paar Sekunden die Luft.

Anna drehte sich zu mir. »Was glotzt du so? Ist dein Dienst nicht schon vorbei?«

Ohne mein Zutun setzten meine Beine sich in Bewegung.

»Geh nach Hause und verkriech dich dort unter deine Bettdecke«, hörte ich sie nachrufen. Darauf folgte irgendetwas Unverständliches, das Tobias zu ihr sagte. Was es war … es war mir egal geworden. Das Einzige, das mich noch beschäftigte, war, meine Tränen erfolgreich zurückzuhalten.

Alsbald ich in den strömenden Regen hinaustrat, verließen mich meine Kräfte.

Die durch das Kleid dringenden kalten Regentropfen nahm ich bloß am Rande wahr – zu sehr schmerzte mir das Herz.

Was hatte ich verbrochen? Warum passierten solche Dinge stets mir? Warum hatte ich kein Glück mit Menschen? Weshalb gab es keinen Mann, der sich mit mir abgeben wollte?

Tropfnass stieg ich in meinen alten Fiat, startete durch und fuhr los. So wie der Regen erbarmungslos auf die Frontscheibe peitschte, wollten meine Tränen nicht mehr zu fließen aufhören. Gleichgültig wie sehr ich mich bemühte, an etwas anderes zu denken, diese schreckliche, sich hartnäckig um meine Seele geschlungene Traurigkeit gedachte nicht mehr abzunehmen. Im Gegenteil. Je stärker ich mich gegen sie auflehnte, desto größere Ausmaße nahm sie an.

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